Sonntag, 18. Mai 2014

Der Vermessenheit der Stolzen ein Ende machen?

Gerade vor ein paar Tagen wollte eine Verwandte auf dem Bürgeramt einen Rentenantrag für ihre Mutter abgeben. Die Reaktion der dort beschäftigten Dame war nicht gerade bürgerfreundlich: „Heute können Sie das nicht machen, wir haben heute Publikumsverkehr. Außerdem müssen Sie sich dafür einen Termin geben lassen!“ Die Erwiderung meiner Verwandten, dass sie extra 90 Km hergefahren sei, um das zu erledigen, wurde nicht gewürdigt, obwohl kein weiterer Bürger weit und breit zu sehen war. Ich empfinde dieses Verhalten als selbstüberheblich, anmaßend, schlicht vermessen.
In Zusammenhang mit der Reinigung der Erde lässt der Herr uns durch Jesaja Folgendes sagen: „Und ich werde die Welt strafen für Böses und die Schlechten für ihr Übeltun; ich werde der Vermessenheit der Stolzen ein Ende machen und werde den Hochmut der Schrecklichen niederwerfen.“ (2. Nephi 23:11; vergleiche Jesaja 13:11).
Alle Wesen auf Erden halten die ihnen vom Herrn gesetzten Grenzen ein, alleine „der Mensch ist seines Maßes nicht von Hause aus sicher“ sagt uns Otto Friedrich Bollnow (deutscher Philosoph und Pädagoge; 1903-1991) in seinem philosophischen Aufsatz „Maß und Vermessenheit des Menschen“. Er führt weiter aus: „Daraus entspringt für den Menschen die Aufgabe, dieses Maß, das ihm von Natur aus fehlt, aus eigner Kraft zu verwirklichen, mäßigend das Ungestüm des sich selber verzehrenden Dranges einzudämmen und die Mitte zu finden, in der er allein sein wahres Wesen verwirklichen kann. Diese Aufgabe ist es, in der sich allein seine Menschlichkeit vollendet.“ (Link). Ich verstehe Vermessenheit, in dem Zusammenhang mit Jesajas Aussage oben, als ein falsches Einschätzen der eigenen Kräfte und Möglichkeiten. „... und vermessen ist in diesem Sinn der Mensch, der in Bezug auf sich selber das rechte Maß verfehlt hat“, sagt Bollnow und formt diesen Satz: „Die Vermessenheit ist Anmaßung eines göttlichen Rechts.“
Der Vermessenheit der Stolzen ein Ende machen? Nachdem viele von uns es wohl nicht schaffen böses Übeltun aus eigener Kraft abzulegen, wird es der Herr zu der von ihm bestimmten Zeit ausmerzen, denn „nichts Unreines kann in sein Reich eingehen“ (3. Nephi 27:19). Wir beide wollen uns doch tagtäglich sehr bemühen „böses Übeltun“ mehr und mehr abzulegen, und uns nicht göttliches Recht anmaßen, auf dass wir nicht zu denen gehören, von denen im oben genannten Vers des Jesaja die Rede ist. Oder siehst du es anders?
Otto Friedrich Bollnow (Quelle)

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