Samstag, 29. November 2025

Mein Volk muss in allem geprüft werden

 

(Bild: Quelle)

„Mein Volk muss in allem geprüft werden, damit es vorbereitet sei, die Herrlichkeit zu empfangen, die ich für es habe, nämlich die Herrlichkeit Zions; und wer Züchtigung nicht ertragen will, der ist meines Reiches nicht wert.“ (Lehre und Bündnisse 136:31). 

Lehre und Bündnisse 136:25–42 – Hoffnung, Prüfung und der Weg des Herrn 

Wie folgen wir heute dem Herrn, wenn unser „Weg durch die Wüste“ führt? 

Die letzten Verse von L&B 136 bilden den geistigen Höhepunkt des „Wortes und Willens des Herrn“. Während die Verse 1–24 praktische Ordnung und gemeinschaftliche Verantwortung betonten, führen die Verse 25–42 in das Herz der göttlichen Pädagogik: Die Reise nach Westen wird zu einem Sinnbild für die Läuterung des Bundesvolkes. Der Herr offenbart, dass Prüfungen nicht das Ende, sondern der Weg zur Vorbereitung auf Herrlichkeit sind. 

25–27: Treue im Kleinen und rechtes Handeln untereinander 

In den Versen 25–27 legt der Herr den Grundstein einer Zionsgemeinschaft: Ehrlichkeit, Verantwortungsbewusstsein und Achtung vor fremdem Eigentum. „Wenn du von deinem Nächsten borgst, sollst du das Geborgte zurückgeben“ (V. 25). In der damaligen Situation – mit begrenzten Vorräten, zerstörten Häusern und einer unsicheren Zukunft – war dieser Grundsatz überlebenswichtig. Doch zugleich ist er ein geistiges Prinzip: Treue im Kleinen bildet das Fundament für größere göttliche Segnungen. 

Diese Mahnungen erinnern an Jesu Worte in Lukas 16:10: „Wer im Geringsten treu ist, der ist auch im Großen treu.“ Die Heiligen sollten verstehen, dass wahre Jüngerschaft sich nicht nur in Glaubensbekenntnissen, sondern im alltäglichen Umgang miteinander zeigt. Der Herr nennt die Menschen hier „Treuhänder“ seiner Gaben (V. 27) – ein Hinweis auf das Prinzip der Verwaltung in Heiligkeit. Wie auch im Gleichnis von den Talenten (Matthäus 25:14–30) wird der Besitz nicht als Eigentum, sondern als göttliche Leihgabe verstanden. 

28–30: Freude in Lobpreis und Vertrauen 

Vers 28 hebt sich in besonderer Schönheit ab: „Wenn du fröhlich bist, so preise den Herrn mit Gesang, mit Musik, mit Tanz und mit einem Gebet des Lobes und der Danksagung.“ Diese Worte zeigen ein bemerkenswertes Gleichgewicht. Mitten im Leid und in den Entbehrungen ruft der Herr zur Freude auf. In Winter Quarters war Hunger, Krankheit und Tod allgegenwärtig – dennoch gebot der Herr, sich im Lobpreis zu üben. Hier zeigt sich ein göttliches Paradox: Echte Freude wurzelt nicht in äußeren Umständen, sondern im Vertrauen auf Gottes Führung. 

In Vers 29 ergänzt der Herr: „Wenn du bekümmert bist, so rufe den Herrn, deinen Gott, in flehentlichem Gebet an.“ Freude und Leid werden hier nicht getrennt, sondern als zwei Seiten desselben Weges dargestellt. Paulus bezeugt Ähnliches in Philipper 4:4: „Freuet euch in dem Herrn allewege; und abermals sage ich: Freuet euch!“ – eine Einladung, das Herz im Gebet zu Gott zu erheben, unabhängig von der Lebenslage. 

30–33: Prüfung als Vorbereitung auf Herrlichkeit 

Der zentrale Vers 31 lautet: „Mein Volk muss in allem geprüft werden, damit es vorbereitet sei, die Herrlichkeit zu empfangen, die ich für es habe.“ Diese Aussage fasst den Sinn der gesamten Pionierwanderung zusammen. Prüfungen sind keine Strafe, sondern göttliche Schule. Der Herr führt nicht in die Wüste, um zu vernichten, sondern um zu veredeln. 

Diese Lehre zieht sich durch alle heiligen Schriften. Im Buch Mormon spricht der Herr zu den Nephiten: „Ich prüfe mein Volk in allem, ob es mir gehorchen will“ (Mosia 23:21). Ebenso lehrt Petrus, dass „die Bewährung eures Glaubens … viel kostbarer ist als vergängliches Gold“ (1. Petrus 1:7). Der Herr benutzt Schwierigkeiten, um Glauben in Erkenntnis zu verwandeln, Vertrauen in Erfahrung und Hoffnung in Zeugnis. 

Vers 32 fügt hinzu: „Wer unwissend ist, soll Weisheit lernen, indem er sich demütigt.“ Prüfung ohne Demut verhärtet das Herz; Prüfung mit Demut öffnet den Geist für göttliche Einsicht. Der Heilige Geist ist, wie Vers 33 sagt, „in die Welt gesandt, um die Demütigen und Zerknirschten zu erleuchten“. Damit wird deutlich: Der Weg durch Leid ist zugleich der Weg zur Offenbarung. 

34–39: Erinnerung an das Zeugnis Joseph Smiths 

Ab Vers 34 richtet sich der Blick auf die Geschichte des jungen Volkes. „Eure Brüder haben euch und euer Zeugnis verworfen … und nun kommt der Tag ihres Unheils.“ Die Heiligen werden daran erinnert, dass ihr Leiden Teil eines größeren göttlichen Plans ist. Besonders bewegend sind die Verse 37–39, in denen der Herr erklärt, dass Joseph Smith „sein Zeugnis mit seinem Blut besiegeln musste“. 

Diese Worte bringen Trauer und Trost zugleich. Trauer über das Opfer, Trost über die Gewissheit, dass Josephs Werk durch seinen Tod bestätigt wurde. Wie in der Bibel das Blut der Propheten als Zeugnis gegen die Gottlosen spricht (vgl. Matthäus 23:35), so wird auch Josephs Tod zu einer heiligen Bekräftigung seines Auftrags. Doctrine and Covenants Central bemerkt dazu, dass der Herr hier „den Märtyrertod Josephs als Sieg, nicht als Niederlage“ offenbart – ein Sieg der Treue über Gewalt und Verblendung. 

40–42: Mahnung zur Treue und geistige Vollendung 

In den letzten Versen (40–42) spricht der Herr direkt und eindringlich zu seiner Kirche: „Habe ich euch nicht von euren Feinden befreit, allein dadurch, dass ich ein Zeugnis meines Namens hinterlassen habe?“ (V. 40). Der Herr erinnert die Heiligen daran, dass seine Macht sich nicht immer in der Verhinderung von Leid zeigt, sondern in der Bewahrung des Glaubens trotz Leid. 

Vers 41 ruft alle Ältesten auf, zuzuhören, denn sie haben „mein Reich empfangen“. Diese Formulierung verweist auf die Verantwortung, die mit göttlicher Erkenntnis einhergeht. Wer das Reich empfangen hat, muss dessen Prinzipien auch leben: Glaube, Einheit, Opferbereitschaft. Und so endet der Abschnitt mit der Mahnung: „Seid eifrig im Halten all meiner Gebote, damit nicht Strafgerichte über euch kommen und euer Glaube euch versage“ (V. 42). 

Dieser abschließende Appell ist keine Drohung, sondern ein liebevoller Weckruf: Wer in den Geboten bleibt, bleibt in der Kraft Gottes. So wie die Pioniere nur in geordneter, glaubensvoller Gemeinschaft das verheißene Land erreichen konnten, so erreichen auch wir das „Zion“ unseres Lebens nur durch beständige Treue und gegenseitige Stärkung. 

Heutige Anwendung: Der Weg durch unsere Wüsten 

Die Verse 25–42 zeigen, dass die äußere Wüstenwanderung ein Symbol für unsere inneren Lebensreisen ist. Jeder Jünger Christi geht Zeiten der Dürre und Einsamkeit durch. Doch gerade dort zeigt sich, ob wir bereit sind, dem Herrn zu vertrauen. Wir lernen, ehrlich zu handeln, auch wenn es niemand sieht; wir lernen, zu danken, auch wenn das Herz schwer ist; wir lernen, zu dienen, auch wenn wir selbst Mangel empfinden. 

So ruft dieser Abschnitt dazu auf, unsere „Abteilungen“ – Familie, Gemeinde, Freundeskreis – als heilige Gemeinschaften zu verstehen, in denen wir einander tragen und erbauen. Wie Mose das Volk Israel durch die Wüste führte, so führt Christus uns heute Schritt für Schritt, bis wir das geistige Gelobte Land erreichen. 

Schlussgedanke: 
Wenn unser Weg durch die Wüste führt, ruft der Herr uns auf, treu, lernbereit und demütig zu bleiben. Er hat verheißen: „Zion wird zu der von mir selbst bestimmten Zeit erlöst werden“ (V. 18). Diese Verheißung gilt auch heute – für jedes Herz, das in Prüfungen ausharrt und den Herrn dennoch lobt. Denn der Weg durch die Wüste ist immer der Weg, auf dem Gott sein Volk heiligt. 

findechristus.org

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