“von Adam an Set, der im Alter von neunundsechzig Jahren von Adam ordiniert wurde und drei Jahre vor seinem (Adams) Tod von ihm gesegnet wurde und durch seinen Vater von Gott die Verheißung empfing, seine Nachkommenschaft werde die vom Herrn erwählte sein und sie werde bis zum Ende der Erde bewahrt bleiben;” (Lehre und Bündnisse 107:42).
Lehre und Bündnisse 107:33-67 – Organisation des Priestertums und geistliche Ordnung
Die Zwölf Apostel – ein Rat gleich dem der Ersten Präsidentschaft (Verse 33–35)
In den Versen 33–35 wird die Vollmacht und Rolle der Zwölf Apostel beschrieben. Sie werden „einem reisenden Hohen Rat gleichgestellt, die die Schlüssel besitzen, in allen Nationen alle Angelegenheiten der Kirche zu ordnen“. Das bedeutet, dass ihre Aufgabe nicht auf eine bestimmte Gemeinde beschränkt ist, sondern weltumspannend gedacht ist. Sie handeln „unter der Leitung der Ersten Präsidentschaft“, haben aber dennoch „die gleichen Schlüssel“, um das Evangelium zu verkünden und die Kirche zu ordnen.
Steven C. Harper weist darauf hin, dass dieser Gedanke 1835 besonders wichtig war, weil die Kirche begann, sich über die Grenzen von Kirtland und Missouri hinaus auszubreiten. Die Zwölf waren gewissermaßen „Missionare mit höchster Vollmacht“, die das Werk global voranbringen sollten. Heute erleben wir, wie diese prophetische Struktur erfüllt wird: Die Zwölf reisen in alle Welt, sie berufen Führer, geben Anweisungen und stärken die Heiligen.
Ein biblisches Vorbild findet sich in Apostelgeschichte 1, wo die Zwölf mit der Berufung des Matthias wieder komplettiert werden (Judas war ja ausgeschieden). Schon damals waren die Zwölf als Zeugen für die Welt gedacht, nicht nur für Jerusalem.
Die Siebziger – zur Unterstützung der Zwölf (Verse 34–38)
In den Versen 34–38 wird die Rolle der Siebziger erklärt: Sie sollen den Zwölf als „besondere Zeugen für die Heiden und in allen Nationen“ dienen. Ihre Vollmacht ist „geringer“ als die der Zwölf, aber doch von entscheidender Bedeutung, weil sie die Ausbreitung des Evangeliums in die Breite tragen.
Joseph Smith erklärte 1835, dass die Siebziger besonders für die Missionsarbeit bestimmt seien, „immer unterwegs, um die Völker zu belehren“ (vgl. Teachings of the Prophet Joseph Smith, S. 108). Das entspricht auch der biblischen Grundlage: Lukas 10 berichtet von den „anderen siebzig“, die der Herr aussandte, „vor seinem Angesicht her in alle Städte und Orte, wohin er kommen wollte“.
Heute haben die Siebziger eine globale Funktion: Präsidierende Autoritäten, Gebietssiebziger und ihre Kollegien arbeiten eng mit den Zwölf zusammen, um die Kirche in allen Teilen der Welt zu leiten. Elder Quentin L. Cook erklärte dazu: „Die Siebziger sind dazu berufen, Zeugen für Christus zu sein und unter der Leitung der Zwölf zu dienen“ (Generalkonferenz, April 2013).
Das hohe Priestertum und die Hohen Räte (Verse 39–52)
Die Verse 39–52 ordnen das Amt des Hohenpriesters und die Rolle der Hohen Räte ein. Ein „Hoher Rat“ in einem Pfahl der Kirche hat die Aufgabe, Recht zu sprechen und in Fragen der Kirchenordnung zu handeln. Diese Struktur wurde bereits 1834 in Kirtland etabliert und half, Konflikte und Disziplinarfragen zu ordnen.
Doctrine and Covenants Central weist darauf hin, dass diese frühen Hohen Räte ein Vorbild für heutige Pfahlhohe Räte sind. Ihre Aufgabe ist es, die Last der Leitung von den Schultern der Bischöfe und Pfahlpräsidenten zu nehmen und beratend sowie richtend mitzuwirken.
Das Prinzip, das hier deutlich wird, ist Ratsarbeit: Entscheidungen werden nicht im Alleingang, sondern im Gremium getroffen, „nach dem Geist der Offenbarung“. Das spiegelt sich auch in Sprüche 11:14 wider: „Wo keine Führung ist, kommt das Volk zu Fall; wo aber viele Ratgeber sind, da ist Heil.“
Das Amt des Bischofs (Verse 68, hier bis Vers 67 vorbereitet)
Auch wenn die detaillierte Beschreibung des Bischofsamtes erst in den folgenden Versen erfolgt, wird hier bereits die Grundlage gelegt: Das Aaronische Priestertum mit seinen Ämtern dient der äußeren Ordnung, den zeitlichen Angelegenheiten und der Vorbereitung auf das höhere Priestertum.
In Vers 68 heißt es dann (über den hier behandelten Abschnitt hinaus), dass das Bischofsamt die Führung im Aaronischen Priestertum ist. Dies baut direkt auf den Versen 33–67 auf, in denen die Struktur des Melchisedekischen Priestertums entfaltet wird.
Einheit in den Räten – Entscheidungen nach dem Willen Gottes (Verse 27–31 als Vorbereitung, 33–67 in Anwendung)
Ein Schlüsselgedanke dieser Verse ist, dass alle Räte „in Einmütigkeit und Rechtschaffenheit“ handeln sollen. Das betrifft die Erste Präsidentschaft, die Zwölf, die Siebziger und die Hohen Räte. Keiner hat das Recht, in Isolation oder Selbstherrlichkeit zu handeln. Vielmehr bestätigt der Herr: „Jede Entscheidung dieser Räte muss in Einmütigkeit getroffen werden“ (vgl. L&B 107:27).
Diese Lehre wird in den Versen 33–67 weiter konkretisiert, indem die jeweiligen Räte ihre Rollen zugewiesen bekommen. Das sichert eine Balance zwischen Autorität und gemeinschaftlicher Führung. Elder M. Russell Ballard hat wiederholt betont, dass Ratsarbeit ein göttliches Prinzip ist: „In der Kirche Jesu Christi gibt es keinen Platz für einsame Führer. Wir handeln in Räten, damit der Wille des Herrn deutlicher erkannt wird“ (Generalkonferenz, April 1994).
Geistliche Bedeutung für heute
Die Ordnung der Verse 33–67 zeigt, dass Autorität in der Kirche nicht der Machtentfaltung dient, sondern der geistlichen Stärkung des Volkes Gottes. Die Zwölf und die Siebziger sind heute weltweit tätig, um Zeugnis von Christus abzulegen. Die Pfahlhohen Räte und Bischöfe tragen Verantwortung vor Ort, um die Kirche zu führen, zu richten und zu segnen.
Für uns als Mitglieder bedeutet das, dass wir uns in diese Ordnung einfügen und sie mittragen. Auch in unseren Familien und Gemeinden gilt das Prinzip: Entscheidungen sollen im Rat, im Gebet und unter dem Einfluss des Geistes getroffen werden. Das Priestertum wirkt immer in Harmonie mit dem Geist des Herrn.
Ein besonderes Beispiel ist Vers 35: Die Zwölf haben „die gleichen Schlüssel wie die Erste Präsidentschaft“. Das zeigt, dass der Herr Vorsorge für Kontinuität getroffen hat. Wenn ein Präsident der Kirche stirbt, übernehmen die Zwölf in geordneter Weise die Führung, bis eine neue Erste Präsidentschaft eingesetzt wird. Dieses Muster hat sich seit Joseph Smith bewährt und gibt uns Sicherheit, dass der Herr seine Kirche lenkt.

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