Montag, 24. November 2025

Um das Zeugnis dieses Buches und des Buches Mormon zu besiegeln

 

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“Um das Zeugnis dieses Buches und des Buches Mormon zu besiegeln, geben wir den Märtyrertod des Propheten Joseph Smith und des Patriarchen Hyrum Smith bekannt. ...” (Lehre und Bündnisse 135:1). 

Dieser Vers führt uns mitten in das Geschehen von Carthage und lässt uns erkennen, dass das vergossene Blut der Propheten mehr war als ein Ende – es war ein göttliches Siegel der Wahrheit. 

Lehre und Bündnisse 135 – Das Zeugnis des Blutes 

Historischer Hintergrund – Die letzten Tage in Carthage 

Entstehungskontext des Abschnitts 

Der Text von L&B 135 wurde von Elder John Taylor verfasst, einem der Zwölf Apostel, der zusammen mit Joseph Smith, Hyrum Smith und Willard Richards im Gefängnis von Carthage inhaftiert war. Taylor war Augenzeuge des Martyriums und überlebte schwer verletzt. Er verfasste dieses bewegende Zeugnis nur wenige Tage nach dem 27. Juni 1844, zunächst für die Veröffentlichung im Times and Seasons, und es wurde anschließend in die 1844-Ausgabe des Buches Lehre und Bündnisse aufgenommen. Sein Bericht trägt die doppelte Bedeutung eines Augenzeugenprotokolls und eines apostolischen Zeugnisses. Der Abschnitt wurde nicht als Offenbarung diktiert, sondern als eine inspiriert formulierte Bekanntmachung des Märtyrertodes der beiden Brüder – und zugleich als feierliche Bekräftigung der Wahrheit ihres Werkes. 

Juni 1844 – Spannungen und Verrat 

Der Weg nach Carthage war das Ergebnis monatelanger politischer, gesellschaftlicher und religiöser Spannungen in Illinois. Joseph Smith war nicht nur der Präsident der Kirche, sondern auch Bürgermeister von Nauvoo und Kandidat für das Präsidentenamt der Vereinigten Staaten. Diese Machtkonzentration, verbunden mit Gerüchten über die Praxis der Mehrehe und wachsender Feindschaft unter abtrünnigen Mitgliedern, erzeugte ein explosives Klima. Der unmittelbare Auslöser war die Zerstörung der Druckerpresse des „Nauvoo Expositor“ am 10. Juni 1844. Die Herausgeber – ehemalige Mitglieder, die Joseph Smith des Machtmissbrauchs bezichtigten – hatten in ihrer einzigen Ausgabe Anschuldigungen gegen ihn veröffentlicht. Der Nauvoo-Stadtrat erklärte die Druckerpresse zur öffentlichen Belästigung und ließ sie gemäß dem Stadtrecht entfernen. 

Diese Entscheidung wurde von den Gegnern Joseph Smiths als Angriff auf die Pressefreiheit gedeutet und führte zu einem Haftbefehl wegen „Aufruhr“. Joseph und Hyrum Smith beschlossen, sich freiwillig zu stellen, um weiteren Gewaltausbrüchen vorzubeugen. Am 24. Juni 1844 ritt Joseph nach Carthage, begleitet von mehreren Freunden, unter ihnen John Taylor und Willard Richards. Bevor er Nauvoo verließ, sagte er mit prophetischem Blick: „Ich gehe wie ein Lamm zum Schlachten.“ (vgl. Vers 4). 

Im Gefängnis von Carthage 

Die vier Männer wurden in einem kleinen oberen Raum des Carthage Jail festgehalten, während draußen eine zunehmend feindselige Menge tobte. Gouverneur Thomas Ford hatte ihnen Sicherheit zugesichert, reiste jedoch selbst mit der Miliz aus der Stadt ab – ein verhängnisvoller Fehler. John Taylor beschreibt in seinem Bericht, wie die Gefangenen jene Tage in Gebet, Gespräch und Gesang verbrachten. Am Morgen des 27. Juni las Hyrum Smith aus Ether 12:36–38 im Buch Mormon – eine Stelle über Glauben, Nächstenliebe und das Reinge­macht-Werden der Kleider durch Treue. Diese Verse wurden zur geistlichen Vorbereitung auf ihr Schicksal

Gegen fünf Uhr nachmittags stürmte ein bewaffneter Mob von etwa 150–200 Männern das Gefängnis. Hyrum wurde als Erster tödlich getroffen, fiel mit den Worten: „Ich bin des Todes!“ Joseph feuerte seine Pistole zur Selbstverteidigung ab, doch vergeblich. Er sprang aus dem Fenster, rief: „O Herr, mein Gott!“ und wurde beim Aufprall erschossen. John Taylor wurde schwer verwundet; Willard Richards blieb auf wundersame Weise unverletzt. 

Das Zeugnis John Taylors 

John Taylor begann seinen Bericht mit den Worten: 

„Um das Zeugnis dieses Buches und des Buches Mormon zu besiegeln, geben wir den Märtyrertod … bekannt.“ (Vers 1

Er betrachtete den Tod der Brüder nicht als Zufall, sondern als Siegel ihres göttlichen Auftrags. In seinen Augen war ihr vergossenes Blut ein sichtbares Zeugnis, dass das Werk, das sie begonnen hatten, wahr und von Gott bestätigt war. In Vers 7 nennt er dieses Blut ein „großes Siegel“, das „von keinem Gerichtshof auf Erden verworfen werden kann“. Damit erhob Taylor die Tat über die Ebene politischer oder rechtlicher Fragen hinaus – sie wurde zum kosmischen Zeugnis der Wahrheit

Die Größe Josephs 

In Vers 3 formuliert John Taylor einen der kraftvollsten Nachrufe der Kirchengeschichte: 

„Joseph Smith … hat mehr für die Errettung der Menschen in dieser Welt getan als irgendein anderer Mensch, der je auf ihr gelebt hat – Jesus allein ausgenommen.“ 

Diese Worte fassen die Dankbarkeit der frühen Heiligen zusammen. Taylor listet die Taten Josephs auf: Übersetzung und Veröffentlichung des Buches Mormon, Offenbarungen, Sammlung der Heiligen, Gründung von Nauvoo – und betont, dass Josephs Name „nicht getötet werden kann“. Diese Formulierung erinnert an das biblische Prinzip, dass wahre Propheten im Tod triumphieren, weil ihr Zeugnis ewig bleibt. Wie die meisten Gesalbten in alter Zeit (vgl. Hebräer 11), besiegelte Joseph sein Werk „mit seinem eigenen Blut“. 

Parallelen zu biblischen Märtyrern 

Die Schilderung trägt deutliche Parallelen zur Steinigung des Stephanus (Apostelgeschichte 7) und zur Hinrichtung des Paulus. Beide litten um des Zeugnisses Jesu willen und starben mit einem Blick auf den Himmel. Auch Hyrum und Joseph verließen die Welt in Frieden des Gewissens (Vers 4). Wie Stephanus sahen sie über den Hass der Menschen hinweg und vertrauten auf göttliche Gerechtigkeit. 

In Vers 5 verknüpft Taylor die letzten Worte Hyrums mit dem Zitat aus Ether 12, wo der Prophet Moroni von der Reinigung der Kleider spricht. Damit stellte er Hyrum in die Linie der alttestamentlichen und neubiblischen Zeugen, deren Blut „unterhalb des Altars“ auf Gerechtigkeit wartet (vgl. Offenbarung 6:9-11). Der Text greift dieses Bild in Vers 7 wieder auf, wenn er sagt, dass ihr Blut zusammen mit dem aller Märtyrer „zum Herrn der Heerscharen schreien“ werde. 

Die Bedeutung des Martyriums für die frühe Kirche 

Das Martyrium Josephs und Hyrums markierte das Ende einer Ära. Es war nicht das Ende der Kirche, sondern der Beginn ihres weltweiten Auftrags. Viele Heilige sahen in diesem Ereignis die Erfüllung der Schriftworte, dass der Herr seine Propheten nicht im Stich lässt, sondern ihr Blut zum Zeugnis macht. Doctrine and Covenants Central bemerkt, dass die Gläubigen Josephs Tod als „Opfer der Versöhnung zwischen Erde und Himmel“ betrachteten (Zusammenfassung). Das Blut der Propheten wurde so zu einem heiligen Pfand, dass Gott sein Werk fortsetzen würde. 

Auch in praktischer Hinsicht hatte der Tod der Brüder eine tiefgreifende Wirkung. Wie Steven C. Harper erläutert, führte das Martyrium zur Stärkung der Führungsautorität des Kollegiums der Zwölf, das nun die Leitung übernahm. Es prüfte die Glaubenstreue der Mitglieder: Würden sie dem Zeugnis der Märtyrer folgen oder den Anfeindungen weichen? 

Geistliche Anwendung 

Für heutige Leser erinnert L&B 135 daran, dass wahres Zeugnis Opfer fordert. Joseph und Hyrum gaben nicht nur ihr Leben, sondern zuvor auch Jahre des Leidens, der Verfolgung und des unerschütterlichen Dienstes. Ihr Beispiel ruft jeden Nachfolger Christi auf, standhaft zu bleiben – auch, wenn der Preis hoch ist. Wie sie sollen wir „so ruhig wie ein Sommermorgen“ (Vers 4) dem begegnen, was Gott zulässt, im Wissen, dass Unschuld und Glauben stärker sind als Gewalt und Hass. 

Ihr unschuldiges Blut ist, wie Taylor schrieb, ein „Botschafter für die Religion Jesu Christi“ (Vers 7). Es ruft auch heute noch zum Glauben, zur Wahrhaftigkeit und zum Mut, Zeugnis abzulegen. Josephs Name wurde tatsächlich nicht getötet: Millionen erkennen ihn heute als Propheten an, der das wiederhergestellte Evangelium brachte. 

Schlussgedanke 

L&B 135 ist kein Bericht bloßer Tragödie, sondern ein Loblied auf göttliche Treue. John Taylor bezeugt, dass Joseph Smith „groß im Leben und groß im Sterben“ war, und dass Gott seine Propheten nicht verlässt. Wie bei Stephanus, Paulus und allen Gerechten vergangener Zeiten ist ihr Blut nicht vergebens, sondern das Siegel eines Bundes, der Himmel und Erde verbindet. 

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Samstag, 22. November 2025

Wir glauben, dass die Religion von Gott eingerichtet worden ist

 

(Bild: Quelle)

„Wir glauben, dass die Religion von Gott eingerichtet worden ist und dass die Menschen ihm, und nur ihm, für die Ausübung derselben verantwortlich sind, sofern ihre religiösen Ansichten sie nicht dazu veranlassen, die Rechte und Freiheiten anderer zu verletzen.“ (Lehre und Bündnisse 134:4). 

Lehre und Bündnisse 134 – Das Recht und die Verantwortung des Gewissens 

Vers 4 ist ein kraftvoller Leitgedanke: Religion ist ein göttliches Geschenk, und das Gewissen eines Menschen liegt in der Verantwortung vor Gott. Gleichzeitig wird betont, dass niemand das Recht hat, die Freiheit anderer zu verletzen. Diese doppelte Perspektive – Freiheit und Verantwortung – bildet die Grundlage für heutige Anwendungen von LuB 134. Sie hilft uns, unseren Glauben bewusst zu leben und gleichzeitig eine gerechte, friedliche Gesellschaft zu fördern. 

Im Alltag bedeutet das, dass Glaube nicht nur eine private Angelegenheit ist, sondern in der Welt praktiziert wird – in Familie, Beruf, Schule und Gemeinschaft. Wer seinen Glauben ernst nimmt, muss auch die Konsequenzen seines Handelns bedenken und sicherstellen, dass er niemanden in seinen Rechten beschneidet. Die folgenden Verse geben uns Orientierung, wie Freiheit und Verantwortung in Balance gehalten werden können. 

Verse 1–4 – Religionsfreiheit und Schutz des Gewissens 

Die ersten vier Verse legen die Grundprinzipien der Religionsfreiheit fest. Regierungen sollen die Rechte der Bürger schützen, darunter Leben, Eigentum und freie Ausübung des Glaubens, während Religion selbst nicht staatlich diktiert werden darf. 

Biblische Querverweise: 

  • Matthäus 22:21: „Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist.“ 
  • Römer 13:1–2: Unterordnung unter die staatliche Gewalt, sofern sie gerecht ist. 

Buch-Mormon-Bezug: 

Köstliche-Perle-Bezug: 

  • Moses 6:57: Alle Menschen müssen umkehren und sich Gott zuwenden, um das Reich Gottes zu ererben; dies unterstreicht die Verantwortung jedes Einzelnen vor Gott. 

Vertiefung und heutige Anwendung: 
Heute bedeutet dies, dass jeder seinen Glauben frei ausüben kann, aber auch Verantwortung trägt, dass diese Freiheit nicht auf Kosten anderer geht. Im Arbeitsumfeld kann das bedeuten, dass man seine Überzeugungen respektvoll teilt, ohne Kollegen unter Druck zu setzen. In der Familie kann es heißen, Kinder zu lehren, aus eigenem Entschluss zu glauben, statt sie zu zwingen. Die Verse mahnen uns, Freiheit als ein Geschenk Gottes zu sehen, das verantwortungsvoll genutzt werden muss. 

Handlungsanwendung: 
Achte bewusst darauf, dass dein Glaube nicht nur dich selbst formt, sondern dass du auch die Überzeugungen und Rechte anderer respektierst. Religion darf nicht als Werkzeug der Kontrolle dienen, sondern als Ausdruck persönlicher Verbindung zu Gott. 

Verse 5–8 – Unterstützung der Regierung und Achtung des Gesetzes 

Diese Verse legen die Pflicht jedes Bürgers dar, gerechte Regierungen zu unterstützen und sich an die Gesetze zu halten, solange die Rechte gewahrt bleiben. Gleichzeitig betonen sie, dass Regierungen die Freiheit der Religion schützen sollen. 

Biblische Querverweise: 

Buch-Mormon-Bezug: 

  • Alma 1:26–27: Rechtschaffenes Verhalten zeigt sich in Demut, Gleichheit und Unterstützung anderer; dies fördert das Gemeinwohl innerhalb der Gemeinschaft. 
  • Helaman 5:10–12: Die geistige Rechtschaffenheit und Umkehr bilden das Fundament für Sicherheit und Standhaftigkeit; wer auf Christus baut, bleibt selbst in Stürmen des Lebens gefestigt. 

Köstliche-Perle-Bezug: 

  • Abraham 3:25: Menschen werden geprüft, ob sie Gottes Gebote befolgen; dies unterstreicht die Verantwortung jedes Einzelnen vor Gott. 

Vertiefung und heutige Anwendung: 
In der modernen Gesellschaft kann dies bedeuten, dass wir nicht nur Gesetze respektieren, sondern auch aktiv daran mitwirken, dass sie fair und gerecht angewendet werden. Beispielsweise kann die Mitarbeit in gemeinnützigen Organisationen, das Einhalten von Verkehrsregeln oder die Unterstützung von friedlichen Bürgerinitiativen ein Ausdruck dieser Lehre sein. Gleichzeitig sollen wir darauf achten, dass die Freiheit zur Religionsausübung respektiert wird – z. B. durch das Eintreten für Toleranz in Schulen und Arbeitsplätzen. 

Handlungsanwendung: 
Engagiere dich auf legalem und ethischem Weg für das Gemeinwohl, respektiere die Gesetze und trage dazu bei, dass deine Gemeinschaft friedlich und gerecht bleibt. Gleichzeitig setze dich für Religionsfreiheit ein, indem du den Glauben anderer respektierst, selbst wenn du anderer Meinung bist. 

Verse 9–10 – Trennung von Kirche und Staat 

Die Trennung von religiöser und staatlicher Macht ist ein weiteres zentrales Prinzip. Religionsgemeinschaften dürfen nicht über Leben, Eigentum oder körperliche Strafen entscheiden, sondern nur über den Stand innerhalb der eigenen Gemeinschaft. 

Biblische Querverweise: 

  • Johannes 18:36: Jesu Reich ist nicht von dieser Welt, daher keine politische Gewalt. 

Buch-Mormon-Bezug: 

  • Alma 1:13–14: Kirche übt geistliche Disziplin aus, ohne weltliche Macht zu beanspruchen. 
  • Mosia 29:25: Bürger entscheiden über weltliche Angelegenheiten, Kirche über geistliche. 

Köstliche-Perle-Bezug: 

Vertiefung und heutige Anwendung: 
Für heute bedeutet dies, dass die Kirche sich auf geistliche Führung konzentriert und politische Entscheidungen den Mitgliedern überlässt. Das schützt sowohl die Kirche als auch die Gesellschaft vor Konflikten. Gleichzeitig können Gläubige selbst politisch aktiv sein, ihre Stimme abgeben und sich für gerechte Strukturen einsetzen, ohne dass die Kirche selbst Partei ergreift. 

Handlungsanwendung: 
Achte darauf, dass dein Engagement in der Gesellschaft deine geistliche Integrität nicht gefährdet. Setze dich für Gerechtigkeit ein, aber auf eine Weise, die ethisch und gesetzlich korrekt ist. 

Verse 11–12 – Recht auf Selbstschutz und evangelistische Verantwortung 

Die letzten Verse erlauben es Menschen, sich selbst, ihre Familien, ihr Eigentum und die Regierung zu verteidigen, wenn staatlicher Schutz nicht greift. Gleichzeitig wird betont, dass die Verbreitung des Evangeliums respektvoll und ohne Gesetzesbruch erfolgen soll. 

Biblische Querverweise: 

Buch-Mormon-Bezug: 

  • Alma 43:44: Verteidigung ist gerechtfertigt, wenn sie dem Schutz dient. 

Köstliche-Perle-Bezug: 

  • Abraham 3:25: Menschen werden geprüft, ob sie Gottes Gebote erfüllen; dies betont die persönliche Verantwortung und Rechenschaft vor Gott. 

Vertiefung und heutige Anwendung: 
Heute zeigt uns dies, dass Glaube und Selbstverantwortung Hand in Hand gehen. Wir dürfen uns und andere schützen, aber immer in einer Weise, die das Recht respektiert. Gleichzeitig sollen wir das Evangelium auf eine Art teilen, die andere nicht unter Druck setzt. Das kann im Alltag bedeuten, in Konfliktsituationen ruhig und bedacht zu handeln und unsere Überzeugungen mit Freundlichkeit und Geduld zu vermitteln. 

Handlungsanwendung: 
Sei wachsam, um dich selbst und andere vor Schaden zu schützen, aber handle immer im Rahmen von Gesetz und Ethik. Verbreite das Evangelium respektvoll, ohne Druck auszuüben, und achte die Freiheit und Entscheidung anderer. 

Schlussgedanke: Freiheit, Verantwortung und praktisches Handeln 

L&B 134 zeigt, wie Freiheit und Verantwortung, Glaube und Gesetz harmonisch verbunden werden können. Religionsfreiheit, Gesetzestreue, Trennung von Kirche und Staat und das Recht auf Selbstschutz sind heute so relevant wie im 19. Jahrhundert. Diese Prinzipien helfen uns, ethisch zu handeln, Gemeinschaften zu stärken und die Rechte anderer zu achten. Sie verbinden historische Weisheit mit praktischen Handlungsanweisungen für das moderne Leben. 

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Freitag, 21. November 2025

Wir glauben, dass Regierungen von Gott zum Nutzen des Menschen eingerichtet worden sind

 

(Bild: Quelle)

„Wir glauben, dass Regierungen von Gott zum Nutzen des Menschen eingerichtet worden sind und dass er die Menschen für ihr Verhalten in Bezug auf sie zur Rechenschaft zieht.“ (Lehre und Bündnisse 134:1). 

Lehre und Bündnisse 134 – Eine Erklärung im Spannungsfeld zwischen Glauben und Staat 

Im Sommer 1835 versammelten sich die Heiligen in Kirtland, Ohio, zu einer besonderen allgemeinen Versammlung. In diesen Jahren war die junge Kirche noch im Aufbau, doch schon tief verwurzelt in einem politischen Umfeld, das sowohl Freiheit als auch Unsicherheit mit sich brachte. Während die Vereinigten Staaten sich ihrer Identität als Verfassungsstaat bewusst waren, standen kleine religiöse Gemeinschaften wie die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage häufig im Verdacht, illoyal oder staatsgefährdend zu sein. Aus diesem Hintergrund heraus entstand Abschnitt 134 – keine Offenbarung, sondern eine sorgfältig formulierte Glaubenserklärung, die am Ende der ersten Ausgabe des Buches veröffentlicht wurde. 

Ihr Zweck war ausdrücklich, Missverständnissen vorzubeugen. In der Präambel heißt es, man wolle darlegen, was man „hinsichtlich irdischer Regierungen und Gesetze im Allgemeinen“ glaube, damit der Glaube der Kirche nicht „falsch ausgelegt“ oder „missverstanden“ werde. Die Heiligen bekannten sich öffentlich zu Grundsätzen, die sowohl in ihrem Glauben als auch in den Fundamenten gerechter staatlicher Ordnung verankert sind. Diese Erklärung markiert einen bedeutsamen Moment: Hier treten die Heiligen als Glaubensgemeinschaft bewusst in den öffentlichen Diskurs über Freiheit, Staat und Religion ein. 

1. Der amerikanische Hintergrund: Freiheit und Misstrauen 

Um Abschnitt 134 historisch zu verstehen, muss man die junge amerikanische Republik des frühen 19. Jahrhunderts betrachten. Die Verfassung der Vereinigten Staaten von 1787 und die Bill of Rights von 1791 garantierten grundlegende Rechte wie Religionsfreiheit, Eigentumsschutz und Versammlungsfreiheit. Diese Ideale standen jedoch in der Praxis oft im Spannungsfeld lokaler Vorurteile und schwacher Rechtsdurchsetzung. 

Viele Mitglieder der Kirche kamen aus Neuengland oder dem „Burned-over District“ im Staat New York, einer Region religiöser Erweckungen und intensiver gesellschaftlicher Umbrüche. Ihre Bekehrung zum wiederhergestellten Evangelium machte sie in manchen Gemeinden zu Außenseitern. In Kirtland selbst waren die ersten Jahre zwar von vergleichsweise stabilen Verhältnissen geprägt, doch schon damals gab es in der Presse Gerüchte, die Kirche plane eine „theokratische Regierung“ oder erkenne die Gesetze des Landes nicht an. 

In dieser Atmosphäre war es für die junge Kirche wichtig, ein öffentliches Bekenntnis zu ihrer Loyalität gegenüber gerechten Gesetzen abzulegen. Abschnitt 134 sollte zeigen, dass der Glaube der Heiligen die Gesetze respektiert und unterstützt – solange diese die von Gott gegebenen Rechte schützen. Damit stellten sich die Mitglieder bewusst in die Tradition amerikanischer Freiheitsrechte, während sie zugleich ihre eigenen religiösen Grundsätze bekräftigten. 

2. Die vier Themenbereiche im historischen Licht 

Die Erklärung gliedert sich in vier große Themenabschnitte, die in ihrer Reihenfolge ein durchdachtes Ganzes ergeben. 

Verse 1–4 betonen, dass Regierungen göttlichen Ursprungs sind und die Aufgabe haben, das Gewissen, das Eigentum und das Leben ihrer Bürger zu schützen. Zugleich wird klar zwischen staatlicher und religiöser Autorität unterschieden: Während der Staat äußere Handlungen regelt, ist der Bereich des Gewissens allein Gott vorbehalten. Dieser Gedanke war im Amerika des 19. Jahrhunderts nicht selbstverständlich. Viele Staaten hatten zwar keine offiziellen Kirchen mehr, doch gesellschaftlicher Druck und religiöse Mehrheiten bestimmten häufig das öffentliche Leben. Die Heiligen bekannten hier einen universellen Grundsatz: Gewissensfreiheit ist heilig. 

Verse 5–8 wenden sich den Pflichten der Bürger zu. Es wird betont, dass Menschen die Regierung, unter der sie leben, stützen und die Gesetze achten sollen, solange diese gerecht sind. Dieser Abschnitt war eine direkte Antwort auf Vorwürfe, die Kirche sei staatsfeindlich oder plane Rebellion. Gleichzeitig spiegelt sich darin das Ideal der amerikanischen Republik wider: ein Bürger, der aktiv zum öffentlichen Wohl beiträgt, statt sich ihm zu entziehen. 

Verse 9–10 bekräftigen die Trennung von Kirche und Staat. Keine Religionsgemeinschaft darf staatliche Macht ausüben oder bevorzugt werden. Dieser Grundsatz entsprach den amerikanischen Idealen, war aber auch für die Heiligen von praktischer Bedeutung: Sie wollten weder politische Kontrolle ausüben noch Opfer staatlich bevorzugter Kirchen werden. 

Verse 11–12 schließlich rechtfertigen das Recht, sich selbst, Familie und Eigentum zu schützen, wenn staatlicher Schutz nicht greift. Für eine Glaubensgemeinschaft, die bald darauf in Missouri schwerer Verfolgung ausgesetzt war, war dies mehr als eine theoretische Aussage. Viele Heilige mussten erleben, dass lokale Behörden versagten und sie ihr Leben verteidigen mussten. Gleichzeitig wird betont, dass alle Konflikte nach Möglichkeit durch das bürgerliche Recht gelöst werden sollen – ein Zeichen des tiefen Respekts für rechtliche Strukturen. 

3. Über Amerika hinaus: Universelle Prinzipien 

Obwohl Abschnitt 134 in den USA des 19. Jahrhunderts entstanden ist, enthält er Grundsätze, die weit über diesen Kontext hinausreichen. Viele der formulierten Ideen finden sich später in anderen Nationen und internationalen Rechtserklärungen wieder. 

In Europa etwa führte die Revolution von 1848 in mehreren Staaten zur Einführung von Verfassungen, die erstmals Religionsfreiheit garantierten. Auch wenn diese Prozesse unabhängig von der Kirche abliefen, zeigen sie, dass ähnliche Prinzipien – Schutz des Gewissens, Trennung von Kirche und Staat, bürgerliche Rechte – weltweit an Bedeutung gewannen. 

Ein besonders deutlicher Bezug findet sich in der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte von 1948. Artikel 18 lautet: 

„Jeder hat das Recht auf Gedanken-, Gewissens- und Religionsfreiheit; dieses Recht umfasst die Freiheit, seine Religion oder Weltanschauung zu wechseln, sowie die Freiheit, seine Religion oder Weltanschauung allein oder in Gemeinschaft mit anderen, öffentlich oder privat durch Lehre, Ausübung, Gottesdienst und Kulthandlungen zu bekunden.“ 

Dieser Artikel spiegelt nahezu wortgleich die Gedanken der Verse 1–4 wider. Auch der Gedanke, dass Religionsgemeinschaften keine staatliche Macht ausüben sollen, entspricht modernen Prinzipien der Neutralität des Staates. In vielen Ländern sind diese Grundsätze inzwischen verfassungsrechtlich verankert – sei es in Europa, Lateinamerika oder Teilen Asiens. Abschnitt 134 ist damit ein frühes Zeugnis dafür, dass die Kirche universelle Prinzipien formulierte, die über ihren unmittelbaren Kontext hinaus wirken

4. Schlussgedanke: Eine Brücke zwischen Kirche und Staat 

Abschnitt 134 ist keine Offenbarung im klassischen Sinn. Dennoch steht dieser Abschnitt als eine historische Brücke zwischen kirchlichem Glauben und staatlicher Ordnung. Die Heiligen bekannten sich öffentlich zu Prinzipien, die sowohl ihrer Religion als auch den besten Ideen der politischen Moderne entsprachen. 

Im Rückblick zeigt sich, dass viele dieser Gedanken heute als selbstverständlich gelten, weil sie in internationalen Rechtsordnungen verankert wurden. Doch 1835 war dieses Bekenntnis für eine kleine, umstrittene Glaubensgemeinschaft ein mutiger Schritt. Es zeigte die Bereitschaft, sich als Teil der Gesellschaft zu verstehen – nicht gegen sie, sondern mit ihr, unter göttlichen Maßstäben. 

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Donnerstag, 20. November 2025

In all ihren Bedrängnissen war er bedrängt

 

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“In all ihren Bedrängnissen war er bedrängt. Und der Engel seiner Gegenwart hat sie errettet; und in seiner Liebe und in seinem Erbarmen hat er sie erlöst und sie getragen und sie gestützt alle Tage vor alters;” (Lehre und Bündnisse 133:53). 

Dieser Vers zeigt den Herrn nicht nur als künftigen Richter, sondern als den treuen Begleiter seiner Heiligen durch alle Zeiten. Er ist nicht fern, sondern teilt die Bedrängnisse seines Volkes. Diese Zusage gilt auch heute: In allen Herausforderungen unseres Lebens ist er gegenwärtig, er trägt und stützt uns, so wie er es „alle Tage vor alters“ getan hat. 

Lehre und Bündnisse 133:52-74 

Das Jahr der Erlösten und die Vollendung des Heilsplans (Verse 52–56) 

Der abschließende Teil von L&B 133 richtet den Blick auf die endgültige Erfüllung des Heilsplans Gottes. Nachdem zuvor das Kommen des Herrn in Macht und Herrlichkeit beschrieben wurde, spricht der Herr nun vom „Jahr meiner Erlösten“ (Vers 52). Dieses Bild knüpft an das Gnadenjahr des Herrn aus Jesaja 61:2 an, das in der ersten Ankunft Christi seinen Anfang nahm und in den Ereignissen der Letzten Tage seine volle Verwirklichung findet. Das „Jahr“ symbolisiert eine von Gott festgesetzte Zeit der Befreiung, Wiederherstellung und Herrlichkeit für alle, die ihm treu geblieben sind. Die Erlösten werden das liebevolle Wohlwollen ihres Herrn ewig rühmen – eine Sprache, die stark an die Loblieder in der Offenbarung erinnert, wo die Erlösten „das Lied des Lammes“ singen (Offenbarung 15:3). 

Besonders eindrucksvoll ist Vers 53, der die beständige Nähe und Barmherzigkeit des Herrn beschreibt: „In all ihren Bedrängnissen war er bedrängt.“ Der Herr hat das Leiden seines Volkes nicht aus der Ferne beobachtet, sondern sich selbst mit ihnen identifiziert. Dieses Motiv erinnert an Jesaja 63:9, wo ebenfalls vom „Engel seiner Gegenwart“ die Rede ist, der Israel in Liebe und Erbarmen erlöst hat. Die Kontinuität zwischen den alten Propheten, den Gerechten früherer Zeitalter und den Erlösten der Endzeit wird in den Versen 54–55 hervorgehoben: Henoch, Noah, Mose, Elija, Johannes, die Apostel sowie die Patriarchen Abraham, Isaak und Jakob – alle werden in der Gegenwart des Lammes sein. Diese Versammlung der Gerechten über die Zeiten hinweg verdeutlicht die Einheit des göttlichen Heilsplans: Generationen von Gläubigen werden in der heiligen Stadt, dem Neuen Jerusalem, vereint sein (vgl. Hebräer 12:22–24). 

Vers 56 beschreibt die Auferstehung der Heiligen: Die Gräber werden sich öffnen, die Gerechten werden hervorkommen und zur Rechten des Lammes stehen, wenn es auf dem Berg Zion und im Neuen Jerusalem erscheint. Hier schwingt die Vision aus Matthäus 27:52–53 mit, wo sich bei Christi Auferstehung bereits Gräber öffneten, sowie die große Auferstehungsszene in Offenbarung 20:4–6. Das Singen des Liedes des Lammes „bei Tag und bei Nacht, für immer und immer“ unterstreicht, dass der Erlösungsplan in eine ewige Phase der Anbetung und Herrlichkeit mündet. Diese Verse bilden einen Höhepunkt: Der Herr handelt nicht nur für einzelne Generationen, sondern vollendet sein Werk mit allen, die ihn je geliebt haben. 

Der Zweck der Offenbarung des Evangeliums und die Vorbereitung der Schwachen (Verse 57–61) 

In den Versen 57–61 wird erklärt, warum der Herr die Fülle seines Evangeliums in den Letzten Tagen offenbart hat. Sie wurde gegeben, „damit die Menschen zu Teilhabern der Herrlichkeiten werden können, die offenbart werden sollten“ (Vers 57). Das Evangelium ist also kein bloßer Trost für die Gegenwart, sondern der Weg zur Teilhabe an zukünftiger göttlicher Herrlichkeit. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf der Vorbereitung der „Schwachen“ (Vers 58). Diese Formulierung verweist auf ein wiederkehrendes Prinzip im Wirken Gottes: Er erwählt das Schwache der Welt, um das Starke zu beschämen (vgl. 1. Korinther 1:27–29). So werden die Schwachen die Weisen beschämen, der Kleinste wird zu einer mächtigen Nation, und wenige werden Zehntausende in die Flucht schlagen. Diese Wendung erinnert an Gideons kleines Heer (Richter 7), das durch göttliche Macht große Feinde besiegte, und an den Dienst der frühen Heiligen, die trotz äußerer Schwäche eine weltweite Bewegung begründeten. 

Vers 59 betont, dass der Herr die Nationen „mit der Macht seines Geistes dreschen“ wird – ein starkes Bild aus Jesaja 41:15–16, wo Israel als Dreschschlitten beschrieben wird, der die Berge zermalmt. Dieses Gericht geschieht nicht durch militärische Stärke, sondern durch geistige und geistliche Macht. In den Versen 60–61 wird dann erklärt, dass die Gebote zunächst zurückgehalten, nun aber „an alles Fleisch“ gerichtet werden. Die Zeit der Zurückhaltung ist vorbei; die Botschaft des wiederhergestellten Evangeliums soll alle Menschen erreichen, gemäß dem Willen des Herrn, „der über alles Fleisch herrscht“. Damit schließt sich der Bogen zur Verkündigung am Anfang des Kapitels: Der Ruf Gottes geht in alle Welt, um die Menschheit auf die kommenden Ereignisse vorzubereiten. 

Segen für die Umkehrenden – Gericht für die Verstockten (Verse 62–74) 

Der dritte Abschnitt beschreibt die gegensätzlichen Reaktionen auf diesen Ruf. Vers 62 verheißt: „Dem, der umkehrt und sich vor dem Herrn heiligt, wird ewiges Leben gegeben.“ Diese Verheißung fasst das Evangelium in seiner einfachsten Form zusammen: Umkehr, Heiligung und ewiges Leben. In scharfem Kontrast stehen die Verse 63–74, die das Gericht über diejenigen beschreiben, die nicht hören wollen. Mose hatte bereits gewarnt, dass solche aus dem Volk ausgeschlossen werden (vgl. 5. Mose 18:19Apostelgeschichte 3:22–23). Maleachi hatte prophezeit, dass der Tag kommt, „der brennen wird wie ein Ofen“, an dem die Gottlosen wie Stoppeln verbrannt werden (Maleachi 3:19 [4:1]). Diese alttestamentlichen Prophezeiungen finden hier ihre Erfüllung. 

Die Verse 66–71 enthalten eine ergreifende Klage des Herrn: Als er zu seinem Volk kam, nahm es ihn nicht auf; als er rief, antwortete niemand. Dennoch war sein Arm nicht verkürzt, seine Macht nicht geschwunden. Dieses Motiv erinnert an Jesaja 50:2–3, wo der Herr fragt: „Warum war niemand da, als ich rief?“ Er beschreibt seine Macht, Meere auszutrocknen und Himmel in Schwarz zu kleiden, um seine göttliche Souveränität zu verdeutlichen. Die Antwort auf die Verweigerung seines Volkes ist Gericht: Sie werden sich „in Kummer niederlegen“, niemand wird sie befreien, weil sie seine Stimme und die Stimme seiner Diener verworfen haben. In Vers 72 wird das Gericht theologisch gedeutet: Sie haben das Zeugnis verworfen, daher ist es „versiegelt“ worden; das Gesetz ist „zugebunden“, und sie sind der Finsternis ausgeliefert. Dieses Bild erinnert an Jesaja 8:16, wo von einem versiegelten Gesetz die Rede ist, wenn das Volk nicht hören will. 

Vers 73 fasst das Ergebnis eindringlich zusammen: „Diese werden hinweggehen in die äußere Finsternis, wo es Weinen und Wehklagen und Zähneknirschen gibt.“ Diese Formulierung greift die Worte Jesu in Matthäus 8:1222:1325:30 auf. Wer die Einladung des Herrn verwirft, verfehlt nicht nur irdische Segnungen, sondern verliert den Zugang zu ewiger Herrlichkeit. Der Abschnitt endet in Vers 74 mit einer feierlichen Bekräftigung: „Siehe, der Herr, euer Gott, hat es gesprochen. Amen.“ Damit wird der gesamte Offenbarungsabschnitt autoritativ abgeschlossen. 

Wie sehr vertraue ich persönlich darauf, dass der Herr auch in meinen Bedrängnissen gegenwärtig ist – nicht nur als ferner Erlöser, sondern als unmittelbarer Begleiter und Träger meines Lebens? 

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Mittwoch, 19. November 2025

Dieses Evangelium wird jeder Nation gepredigt

 

(Bild: Quelle)

“Und dieses Evangelium wird jeder Nation, jedem Geschlecht, jeder Sprache und jedem Volk gepredigt werden.” (Lehre und Bündnisse 133:37). 

Lehre und Bündnisse 133:36–51 

Die weltweite Verkündigung des immerwährenden Evangeliums (Verse 36–40) 

In diesen Versen wird die Aufmerksamkeit erneut auf die universale Dimension des Erlösungswerks in den Letzten Tagen gelenkt. Der Herr kündigt an, dass ein Engel mitten durch den Himmel fliegen wird, um das immerwährende Evangelium zu verkünden und es allen Völkern, Sprachen und Nationen bekannt zu machen (Vers 36–37). Diese Formulierung erinnert unübersehbar an die Prophetie in Offenbarung 14:6–7, wo Johannes einen Engel sah, der mitten durch den Himmel flog, „der ein ewiges Evangelium hatte, um es zu verkünden denen, die auf der Erde wohnen, allen Nationen und Stämmen und Sprachen und Völkern“. Joseph Smith und seine Mitstreiter verstanden diese Verse als Hinweis auf die Wiederherstellung des Evangeliums durch himmlische Boten, beginnend mit Moroni im Jahr 1823, der Joseph die Platten zeigte und die bevorstehende Wiederherstellung ankündigte (vgl. Joseph Smith – Lebensgeschichte 1:30–54). Diese Engelserscheinung markiert den Beginn einer neuen heilsgeschichtlichen Phase: das Evangelium soll nun nicht mehr verborgen, sondern in aller Welt gepredigt werden. 

Die Verse machen deutlich, dass die Verkündigung nicht nur einem einzelnen Volk oder Gebiet gilt, sondern jeder Nation und jedem Menschen. Damit wird das Werk der Letzten Tage als globales, missionarisches Geschehen verankert. Die „Diener Gottes“ werden ausgesandt, um mit lauter Stimme zu rufen, dass die Stunde des göttlichen Gerichts gekommen ist, und um die Menschen aufzufordern, den Schöpfer von Himmel, Erde und Meer anzubeten (Vers 38–39). Dieser Ruf spiegelt inhaltlich die Botschaft der Missionare wider, die seit der Wiederherstellung in alle Welt ausgesandt werden: Umkehr, Annahme des Evangeliums und Vorbereitung auf das Zweite Kommen Christi. 

Bemerkenswert ist, dass in Vers 40 beschrieben wird, wie die Heiligen Tag und Nacht den Namen des Herrn anrufen, in dem tiefen Wunsch, dass er die Himmel zerreiße und herabkomme, damit die Berge vor seiner Gegenwart zerfließen. Dieses leidenschaftliche Flehen erinnert an Jesaja 64:1–2, wo der Prophet darum bittet, dass Gott die Himmel zerrisse und herabkomme, sodass die Berge vor seiner Gegenwart zerrissen („wie Feuer Reisig entzündet…“). Die Sprache in L&B 133 trägt denselben sehnsuchtsvollen Ton: nicht nur Erwartung, sondern ein tiefes, kollektives Rufen nach dem Eingreifen Gottes. Es beschreibt eine Generation, die sich nicht mehr nur theoretisch auf das Kommen vorbereitet, sondern aktiv danach ruft und sich danach sehnt, dass der Herr sein Werk vollendet. 

Hier wird eine entscheidende Lehre deutlich: Die Verkündigung des Evangeliums in aller Welt und das ernsthafte Gebet um das Kommen des Herrn gehören untrennbar zusammen. Die Missionare verkünden, während die Gläubigen beten – beides ist Teil der Vorbereitung auf die Wiederkunft. Diese Doppelbewegung – die Verkündigung nach außen und die geistige Ausrichtung nach oben – kennzeichnet das Werk der Kirche in den Letzten Tagen. Sie betont, dass die Mitglieder nicht passiv auf die Erfüllung der Verheißungen warten sollen, sondern aktiv daran mitwirken, indem sie Zeugnis geben, dienen und beten. 

Der zentrale Gedanke dieser Verse lässt sich so zusammenfassen: Das immerwährende Evangelium wird in einer letzten, machtvollen Phase allen Völkern gepredigt, begleitet von einer betenden, sich sehnenden Gemeinde, die die Wiederkunft Christi herbeiwünscht. In dieser globalen Verkündigung erfüllt sich die Zusage Jesu, dass „dieses Evangelium vom Reich in der ganzen Welt gepredigt werden wird, zum Zeugnis für alle Völker; und dann wird das Ende kommen“ (Matthäus 24:14). 

👉  Wie kann ich heute bewusst dazu beitragen, dass die Verkündigung des Evangeliums in meinem Umfeld und darüber hinaus voranschreitet – sowohl durch mein Handeln als auch durch mein Gebet? 

Das machtvolle Kommen des Herrn in Herrlichkeit und Gericht (Verse 41–51) 

Nachdem in den vorangegangenen Versen der Ruf zur Verkündigung des Evangeliums an alle Nationen ergangen ist, wenden sich die Verse 41–51 dem eigentlichen Höhepunkt der Ereignisse der Letzten Tage zu: dem machtvollen Eingreifen des Herrn selbst. Dieses Eingreifen wird mit Bildern von Feuer, bebenden Bergen und kosmischen Erschütterungen beschrieben – eine Sprache, die sowohl Furcht als auch Ehrfurcht hervorruft. Die Gläubigen rufen Tag und Nacht nach der Ankunft des Herrn, ähnlich wie in Jesaja 64:1–2, wo der Prophet bittet, dass Gott die Himmel zerreiße und herabkomme, damit die Nationen vor ihm erzittern. Diese Bitte wird nun erhört: Der Herr antwortet mit machtvoller Gegenwart, „wie Feuer Reisig entzündet“ und „wie Feuer Wasser zum Sieden bringt“ (Jesaja 64:1). 

Die Verse schildern zunächst das Flehen der Gerechten und ihre sehnsuchtsvolle Erwartung (Verse 41–44). Wer sich in Rechtschaffenheit freut und die Wege des Herrn befolgt, wird ihm in diesem großen Augenblick begegnen. Das Bild erinnert an die fünf klugen Jungfrauen im Gleichnis Jesu (Matthäus 25:1–13), die vorbereitet waren, dem Bräutigam entgegenzugehen. Für die Rechtschaffenen ist sein Kommen kein Schrecken, sondern eine Begegnung der Freude. Vers 45 zitiert sinngemäß 1. Korinther 2:9, wonach kein Auge gesehen und kein Ohr gehört hat, was Gott denen bereitet hat, die ihn lieben. Dieses biblische Motiv verbindet die Verheißung unaussprechlicher Herrlichkeit mit dem endzeitlichen Handeln Gottes. 

In den Versen 46–51 tritt der Herr selbst in den Mittelpunkt. Eine machtvolle theophanische Szene entfaltet sich: Die Menschen fragen, wer der Herr ist, der aus „unbekannten Regionen“ herabkommt, bekleidet mit herrlichen Gewändern und in großer Stärke wandelnd. Die Antwort: Es ist der Gerechte, der Macht hat zu erretten. Diese Formulierung knüpft eng an Jesaja 63:1–3 an, wo der Messias aus Edom kommt, in rot gefärbten Kleidern, weil er die Weinpresse des göttlichen Gerichts allein getreten hat. L&B 133 greift dieses Bild auf und deutet es christologisch: Der wiederkommende Christus tritt die Weinkelter des Gerichts in eigener Machtvollkommenheit. Es gibt keinen Helfer außer ihm – ein starkes Zeugnis seiner einzigartigen Stellung als Erlöser und Richter. 

Die rote Färbung seiner Gewänder ist doppeldeutig: Sie erinnert einerseits an sein eigenes vergossenes Blut, durch das er die Welt erlöst hat (Jesaja 63:3), andererseits an das Blut der Gottlosen, das beim endzeitlichen Gericht vergossen wird. Das Bild ist dramatisch und erschütternd, aber tief theologisch: Derselbe, der einst das Leiden auf sich nahm, um zu erlösen, ist es nun, der Gericht übt. Dieses Ineinandergreifen von Barmherzigkeit und Gerechtigkeit ist ein zentrales Merkmal der eschatologischen Darstellung Jesu Christi (vgl. Offenbarung 19:11–16). 

Die kosmischen Zeichen unterstreichen die Größe dieses Ereignisses (Verse 49–50): Sonne, Mond und Sterne reagieren auf seine Gegenwart, die Himmel werden erschüttert, die Natur selbst beugt sich vor ihrem Schöpfer. Diese Motive finden sich in Matthäus 24:29, in Offenbarung 6:12–14 und in Joel 3:4 wieder. Es handelt sich nicht nur um Naturkatastrophen, sondern um symbolisch aufgeladene Zeichen: Die gesamte Schöpfung erkennt und bezeugt den König. Christus spricht dann: „Ich habe die Weinkelter allein getreten“, womit er seine einzigartige Rolle im Heilsplan bekräftigt. Der Tag der Vergeltung, der in seinem Herzen war, ist nun angebrochen (Vers 51). Diese Formulierung erinnert an Jesaja 61:2, wo vom „Tag der Vergeltung für unseren Gott“ die Rede ist – im Gegensatz zum „Gnadenjahr des Herrn“, das sich auf sein erstes Kommen bezieht.  

Die Beschreibung seines Kommens ist nicht dazu gedacht, Angst zu erzeugen, sondern das Vertrauen und die Bereitschaft der Gläubigen zu stärken. Wer sich auf diesen Tag vorbereitet, muss nicht zittern, sondern darf voller Hoffnung dem Herrn entgegensehen. Die Frage, die sich daraus ergibt, lautet: Wie bewusst und konsequent bereite ich mich persönlich auf die Begegnung mit dem Herrn vor, der in Gerechtigkeit spricht und die Macht hat zu erretten? 

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Dienstag, 18. November 2025

Sie werden ihre reichen Schätze den Kindern Efraim bringen

 

(Bild: Quelle)

„Und sie werden ihre reichen Schätze den Kindern Efraim, meinen Dienern, bringen.“ (Lehre und Bündnisse 133:30). 

Dieser Vers motiviert uns, die geistige und organisatorische Vorbereitung ernst zu nehmen und unsere Gaben und Talente in den Dienst des Herrn zu stellen. Er zeigt, dass jedes Mitglied der Kirche, das treu ist, Teil eines größeren göttlichen Plans wird, der über die persönliche Ebene hinausgeht. 

Lehre und Bündnisse 133:7–16 – Ruf aus Babylon 

Die Verse 7 bis 16 rufen die Gläubigen eindringlich dazu auf, sich aus Babylon zu lösen und nach Zion zu sammeln. Babylon steht in diesem Kontext nicht nur für eine geografische Stadt, sondern symbolisiert die geistige und moralische Schlechtigkeit der Welt – ein Ort, an dem Stolz, Ungerechtigkeit und Gottesvergessenheit herrschen. Historisch gesehen entsprach dies auch den Erfahrungen der frühen Kirche in den 1830er Jahren, die oft auf Widerstand, Verfolgung und gesellschaftliche Ablehnung stieß. Joseph Smith und die frühen Heiligen waren angehalten, aus diesen Umgebungen auszuziehen, sowohl physisch als auch geistig, um in einem reinen und heiligen Raum das Evangelium zu leben und zu verbreiten. 

Die Offenbarung betont, dass die Sammlung nicht willkürlich erfolgt, sondern eine gezielte göttliche Führung vorausgeht. Die Ältesten der Kirche sollen in alle Länder gesandt werden, um die Nationen zu erreichen, und der Ruf ergeht von allen vier Himmelsrichtungen. Diese Ausrichtung verweist auf das universelle Ziel der Sammlung Israels und die Verbreitung des Evangeliums unter allen Völkern (vgl. Jesaja 49:62 Nephi 30:3). Die Heiligen werden dazu aufgefordert, wachsam zu sein und sich auf das Kommen des Bräutigams vorzubereiten, wobei deutlich wird, dass niemand den Tag oder die Stunde kennt, was ein zentrales Prinzip der Wachsamkeit im Neuen Testament widerspiegelt (vgl. Matthäus 25:13). 

Praktisch bedeutet dies, dass die Gläubigen sich geistlich reinigen, ihre Gemeinschaft stärken und aktiv an der Errichtung Zions mitwirken müssen. Das Aufrufen des Namens des Herrn in feierlichen Versammlungen und im persönlichen Gebet unterstreicht die Notwendigkeit einer kontinuierlichen Verbindung mit Gott. Auch heute kann diese Lehre verstanden werden als Einladung, die eigenen geistigen Prioritäten zu überprüfen, weltliche Bindungen, die uns von Gott entfernen, zu hinterfragen und aktiv Schritte zu unternehmen, um im Einklang mit den Geboten Gottes zu leben

Lehre und Bündnisse 133:17–35 – Der Herr erscheint, die Erde wird erneuert, und die Stämme Israels kehren zurück 

Diese Verse entfalten ein eindrucksvolles prophetisches Bild der Endzeit, das die Wiederkunft Christi, die Sammlung Israels und die Erneuerung der Erde beschreibt. Sie beginnen mit der Aufforderung, den Weg des Herrn zu bereiten und seine Pfade gerade zu machen. Historisch gesehen richtet sich diese Offenbarung an die frühen Heiligen, doch die Prinzipien gelten für alle Gläubigen: Die Vorbereitung auf die Wiederkunft Christi verlangt geistige Wachsamkeit, Reinheit und das aktive Mitwirken am Werk Gottes (vgl. Matthäus 3:3Jesaja 40:3). 

Im Zentrum der Vision steht das Lamm, der Herr selbst, der auf dem Berg Zion stehen wird, begleitet von den 144.000, die seinen Namen auf der Stirn tragen. Dieses Bild verweist auf die Fülle des Bundesvolkes Gottes, das treu und heilig vorbereitet ist, um die Herrlichkeit des Herrn zu empfangen (vgl. Offenbarung 14:1–5). Die prophetische Beschreibung der Stimme des Herrn, die wie viele Wasser und großer Donner erklingt, unterstreicht seine Macht und die unaufhaltsame Durchsetzung seines Plans. Die Erde selbst wird dabei in ihren ursprünglichen Zustand zurückversetzt: Land und Meer vereinigen sich, Jerusalem und Zion kehren an ihren Platz zurück. Dies entspricht alttestamentlichen Verheißungen, wie sie in Jesaja 11:9 und Sacharja 14:9 beschrieben werden, wo die Herrschaft Gottes die Erde durchdringt und eine neue Ordnung herstellt. 

Besonders eindrucksvoll ist die Rückkehr der verlorenen Stämme Israels. Sie werden durch göttliches Eingreifen aus den Ländern des Nordens geführt, ihre Propheten werden Gottes Stimme hören, und Wunder werden die Landschaft verändern, damit sie sicher nach Zion gelangen. In diesem Kontext heißt es in Vers 30

„Und sie werden ihre reichen Schätze den Kindern Efraim, meinen Dienern, bringen.“ 

Dieser Vers ist zentral, da er sowohl die Sammlung Israels als heilsgeschichtliches Ereignis als auch die Verantwortung Ephraims für das Werk des Herrn in den Letzten Tagen hervorhebt. Die „reichen Schätze“ sind dabei vielschichtig zu verstehen: materiell, geistig und symbolisch. Materiell können sie Ressourcen oder materielle Unterstützung sein; geistig stehen sie für Wahrheiten, Schriften, prophetische Lehren und Erfahrungen, die die verlorenen Stämme während ihrer Abwesenheit bewahrt haben. Symbolisch können sie als geistliche Gaben, Talente und Zeugnisse verstanden werden, die Ephraim unterstützen, Zion in seiner Reinheit und Heiligkeit aufzurichten (vgl. Jesaja 60:5–9). 

Die Beziehung zwischen den verlorenen Stämmen und Ephraim zeigt die Kooperation im Sammelwerk: Ephraim trägt die Führungsrolle, nicht aus Machtstreben, sondern als vom Herrn berufene Diener. Sie empfangen die Schätze, verwalten sie treu und helfen, das Werk der Sammlung Israels zu organisieren. Dies macht deutlich, dass Gottes Plan kollaborativ und generationenübergreifend ist – jeder trägt Verantwortung und Gaben ein, die gemeinsam zum Aufbau Zions eingesetzt werden. 

Für uns heute bedeutet dies: Auch wenn die physischen Ereignisse von Eis- und Landveränderung oder die Rückkehr der Stämme noch in der Zukunft liegen, bereiten wir Ephraim bereits jetzt geistig und organisatorisch auf diese Fülle vor. Missionarische Arbeit, Gemeinschaftspflege, persönliche Heiligung und die Annahme geistiger Schätze aus der ganzen Welt sind Wege, wie wir heute Teil dieses großen Werkes sein können. Jeder Beitrag, jede Entscheidung für Rechtschaffenheit und Mitwirkung stärkt die Grundlage, auf der die Sammlung Israels ruhen wird. 

Die Verse zeigen auch die aktive Macht Gottes über die gesamte Schöpfung: Wasser, Eis, Straßen in der Tiefe – alles wird seinen Zwecken untergeordnet. Dies unterstreicht ein weiteres Prinzip: Gott bereitet den Weg, aber wir müssen bereit sein, ihn zu gehen und die Gaben anzunehmen, die er bereithält. Die prophetische Vision verdeutlicht die Verbindung von göttlichem Eingreifen und menschlicher Verantwortung: Ohne die Bereitschaft Ephraims und der Gläubigen würden die Schätze der verlorenen Stämme ungenutzt bleiben. 

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass diese Versgruppe eindrucksvoll die kosmische Dimension der Wiederkunft Christi, die Sammlung Israels und die Verantwortung Ephraims in den Letzten Tagen darstellt. Sie fordert uns auf, heilig, wachsam und aktiv mitzuarbeiten, damit das Werk Gottes in Fülle entfaltet werden kann. Auch heute sind wir bereits Teil dieser Vorbereitung und dürfen mit Hoffnung, Verantwortung und Tatkraft auf das große Werk hinarbeiten, das vor uns liegt. 

👉  Wie können wir heute als „Kinder Ephraims“ sowohl persönlich als auch gemeinschaftlich dafür sorgen, dass Zion bereit ist, die von Gott bereiteten Gaben und Schätze der kommenden Generationen Israels würdig zu empfangen und in seinem Werk zu nutzen? 

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Montag, 17. November 2025

Zieht aus Babylon aus

 

Auszug aus Babylon
(Bild: Quelle)

“Zieht aus Babylon aus. Seid rein, die ihr die Gefäße des Herrn tragt.” (Lehre und Bündnisse 133:5). 

Lehre und Bündnisse 133 

Der Abschnitt 133 trägt den Titel „Offenbarung, gegeben durch Joseph Smith, den Propheten, am 3. November 1831 zu Hiram, Ohio.“ Im historischen Umfeld war dieser Offenbarung besondere Bedeutung zugedacht: Sie sollte als Anhang zu den bis dahin zusammengestellten Offenbarungen dienen und später als nummerierter Abschnitt in die Sammlung aufgenommen werden. (Vgl. History of Joseph Smith – Vorwort). 

In der Versstruktur gliedert sich der Abschnitt in thematische Abschnitte, und ist in Versgruppen mit verschiedenen Themen untergliedert: die Verse 1–6 richten sich besonders an die Gläubigen, mit dem Gebot, sich auf das Zweite Kommen vorzubereiten; Verse 7–16 rufen dazu auf, aus Babylon zu fliehen usw. Diese Gliederung ist nützlich, um den inneren Aufbau und Schwerpunkt der Offenbarung zu verstehen. 

Historischer Kontext und Rahmenbedingungen 

Bereits am 1. November 1831 versammelte sich Joseph Smith mit führenden Ältesten in Hiram (Ohio) zu einem Konferenztreffen, um die bisher empfangenen Offenbarungen zu ordnen und über deren Veröffentlichung zu beraten. Die Kirche Jesu Christi+2josephsmithpapers.org+2 In dieser Konferenz wurde beschlossen, dass Oliver Cowdery die gesammelten Offenbarungen nach Independence (Missouri) bringen solle, um dort den Druck vorzubereiten, während Joseph Smith die Texte passend ordnen sollte. (vgl. Doctrine and Covenants Student ManualDie Kirche Jesu Christi 

Während dieser Zusammenkunft – zwischen Morgen- und Nachmittagssitzung – wurde Abschnitt 1 als „Vorwort“ zu Lehre und Bündnisse offenbart. Kurz darauf, am 3. November 1831, «befragte ich den Herrn und empfing die folgende wichtige Offenbarung» (so Joseph Smith in seiner Geschichte). Abschnitt 133 wurde zunächst in den Entwürfen als „Appendix“ bezeichnet, bevor er in späteren Ausgaben als nummerierter Abschnitt aufgenommen wurde. Die Kirche Jesu Christi+3josephsmithpapers.org+3Die Kirche Jesu Christi+3 

Interessanterweise weisen Manuskriptquellen darauf hin, dass an mancher Stelle als Diktierdatum auch der 2. November angegeben ist, später aber ein Schreiber die Datumsangabe auf den 3. November änderte. josephsmithpapers.org Es ist typisch für frühe Offenbarungen, dass solche geringfügigen Varianten existieren – im Rahmen der Überlieferung, Abschriften und Redaktion. 

Manche Kommentatoren, etwa John A. Widtsoe, haben betont, dass dieser Anhang (Abschnitt 133) eine Ergänzung des Vorwortes (Abschnitt 1) darstellt: Er fasst zentrale Themen der Offenbarungen in komprimierter und ergänzender Weise zusammen, um das Gesamtbild der Sammlung stärker und klarer zu betonen. Die Kirche Jesu Christi 

Wichtig ist auch die Tatsache, dass Abschnitt 133 nicht ursprünglich im Book of Commandments veröffentlicht wurde – wahrscheinlich, weil der Druck dieses Buches durch Feindlichkeit (z. B. Mob-Angriff in Jackson County, Missouri) gestört wurde. Deshalb blieb der Anhang zunächst ungedruckt und wurde erst mit der Ausgabe der Lehre und Bündnisse in späteren Jahren aufgenommen. josephsmithpapers.org+1 

Durch diesen Rahmen ist deutlich: Abschnitt 133 war von Anfang an als zusammenfassende Mahnung und als thematischer Abschluss der Offenbarungen vorgesehen, was seine Stellung als Anhang und später als nummerierter Abschnitt erklärt. Die Kirche Jesu Christi+1 

Auslegung und Bedeutung der Verse 1–6 in Verbindung mit der Historie 

In den ersten sechs Versen richtet der Herr einen feierlichen Aufruf an sein Volk. Er betont, dass sein Kommen plötzlich und mit Gericht über alle Gottlosen geschehen wird und dass seine Macht und Errettung für alle Nationen offenbart werden. Angesichts dieser bevorstehenden Ereignisse fordert Er die Gläubigen auf, sich ernsthaft vorzubereiten: Sie sollen sich heiligen, sich im Land Zion versammeln und geistig wie äußerlich bereitmachen. Gleichzeitig ruft er sie auf, sich von „Babylon“ – also von weltlicher Schlechtigkeit und geistiger Verwirrung – zu trennen und in Reinheit zu leben, da sie Träger heiliger Verantwortung sind. Schließlich sollen sie ihre Versammlungen ordnen, häufig geistige Gemeinschaft pflegen und den Namen des Herrn beständig anrufen. Diese Verse bilden den Auftakt der Offenbarung und rufen die Heiligen dazu auf, aktiv und gemeinschaftlich der Wiederkunft Christi entgegenzusehen. 

Diese Verse wirken also nicht abstrakt: sie rufen zu konkreten Maßnahmen auf – Vorbereitung, Sammlung, Loslösung von ungerechten Machtstrukturen, Gemeinschaftsleben –, und sie verankern diese Handlungsimpulse im Blick auf das kommende Wirken Gottes in Macht und Herrlichkeit. 

Historisch gesehen war die Kirche in den frühen 1830er Jahren in einer Situation des Wachstums, der Orientierungssuche und der Mission. Viele Gläubige fragten nach dem „wie“ der Verkündigung des Evangeliums und der Sammlung der Heiligen – Joseph selbst sagte, dass es „zu dieser Zeit vieles gab, was die Ältesten … wissen wollten“ (im Vorwort zu Abschnitt 133). Diese Offenbarung kam also als Antwort auf konkrete Fragen der Gemeindeleitung, als geistiger Kompass. Die Kirche Jesu Christi+2josephsmithpapers.org+2 

Der Ruf „macht euch bereit, heiligt euch“ war im Kontext der frühen Missionsarbeit bedeutsam: Die Pioniere standen oft vor großen Herausforderungen, politischen Widerständen, materiellen Entbehrungen. Die Mahnung zur Heiligung war ein geistiger Auftrag, der über bloßen Aktivismus hinausging, und stellte sicher, dass das prophetische Wirken nicht zu äußerer Expansion ohne innere Tiefe wurde. 

Zugleich reflektiert der universale Ton – das Zeigen des göttlichen Arms für alle Nationen – die ambitionierte Vision, dass das Evangelium nicht nur lokalen Charakter hat, sondern global sein soll (siehe auch Jesaja 52:10). Diese Perspektive zieht sich durch den gesamten Abschnitt 133 weiter – aber in den Versen 1–6 ist sie schon angelegt als Fundament: Vorbereitung für das Kommen, Loslösung von weltlichen Bindungen, gemeinschaftliche Heiligung. 

Ein weiterer interessanter Punkt: In manchen Kommentaren (z. B. auf Doctrine and Covenants Central) wird darauf hingewiesen, dass die Prophezeiung des plötzlichen Kommens und der Bezug auf „Tempel“ eine Mehrfacherfüllung haben kann (so etwa Tempelweihen in späteren Generationen) und nicht rein auf ein einziges klimaktisches Ereignis zielt – einen einzelnen Höhepunkt. Doctrine and Covenants Central Damit steht die Offenbarung im Einklang mit dem Gesamtbewusstsein der Scheiber, dass göttliche Worte oft mehrschichtig wirken. 

Somit bilden die Verse 1–6 eine Art Einleitungsmotivation: sie legen den geistigen Boden für die weiteren Abschnitte, durch die Gott sich vermehrt offenbaren will – über Flucht aus Babylon, Sammlung Israels, Sendung des Evangeliums, Gericht und letztendliche Errettung. 

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