Donnerstag, 11. Dezember 2025

Wir glauben, dass Gott noch viel Großes und Wichtiges offenbaren wird

 

Christus im Kirtland Tempel 
(Bild: Quelle)

„Wir glauben alles, was Gott offenbart hat, und alles, was er jetzt offenbart; 
und wir glauben, dass er noch viel Großes und Wichtiges offenbaren wird, 
was das Reich Gottes betrifft.“ (Glaubensartikel 1:9). 

Glaubensartikel1:9–13 – Freiheit, Hoffnung und das kommende Reich 

Die letzten fünf Glaubensartikel öffnen den Blick über die Wiederherstellung hinaus in die Zukunft des Reiches Gottes. Sie verbinden Glauben mit Verantwortung, Offenbarung mit Freiheit und Hoffnung mit tätiger Tugend. Im neunten Glaubensartikel klingt das Herzstück der Wiederherstellung an: Gott spricht weiterhin zu seinen Kindern. Dieses Vertrauen auf fortdauernde Offenbarung unterscheidet die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage seit ihren Anfängen. Als Joseph Smith diese Worte formulierte, stand er inmitten einer Zeit religiöser Starre, in der viele Christen glaubten, dass die himmlische Offenbarung mit der Bibel abgeschlossen sei. Der Prophet bezeugte dagegen mit aller Klarheit, dass Gott „noch viel Großes und Wichtiges offenbaren wird“. Diese Erwartung durchzieht das ganze Werk der Letzten Tage. In LuB 1:30 nennt der Herr die Kirche „die einzige wahre und lebendige Kirche auf dem Antlitz der ganzen Erde“, gerade weil sie unter göttlicher Führung „aus der Wüste hervorkommt, leuchtend wie der Mond, klar wie die Sonne“. 

Fortdauernde Offenbarung bedeutet, dass der Himmel nicht schweigt. Sie geschieht nicht nur in den großen Visionen der Propheten, sondern auch im stillen Wirken des Geistes in jedem suchenden Herzen. „Suchet Belehrung, ja, durch Studium und auch durch Glauben“ (LuB 88:118), lehrt der Herr. Damit beschreibt er das fortwährende Zusammenspiel von göttlicher Führung und menschlichem Lernen. Offenbarung ist dynamisch: sie entfaltet sich, während das Reich Gottes wächst. Der Heilige Geist offenbart „Zeile um Zeile, Weisung um Weisung“ (Jesaja 28:102 Nephi 28:30). Wer also glaubt, öffnet sein Herz nicht nur für das, was Gott einst gesagt hat, sondern für das, was er heute sagt – durch seine Propheten, durch die Schriften und durch den stillen Eindruck im Herzen. 

Der zehnte Glaubensartikel führt diese fortdauernde Führung in die Zukunft: die buchstäbliche Sammlung Israels, die Wiederherstellung der Zehn Stämme, der Aufbau Zions und die Wiederkunft Christi. Diese Aussagen wurzeln tief in den Verheißungen der Bibel und des Buches Mormon. Schon Jesaja sah die Zeit, da der Herr „den Überrest seines Volkes wieder sammeln“ werde (Jesaja 11:11–12). Der Erretter selbst sprach von „anderen Schafen“, die seine Stimme hören würden (Johannes 10:16), und im Buch Mormon wird diese Verheißung auf das Haus Israel bezogen (3 Nephi 15:21–24). Zion, das „Neue Jerusalem“, ist mehr als ein geographischer Ort – es ist ein geistiger Zustand der Reinheit und Einigkeit. Wenn der Glaubensartikel davon spricht, dass „die Erde erneuert werden und ihre paradiesische Herrlichkeit empfangen wird“, verweist er auf die große Verheißung der Erneuerung aller Dinge (Offenbarung 21:1–5). 

In diesen prophetischen Bildern liegt eine tiefe Hoffnung: die Erde, die jetzt unter Sünde und Tod seufzt, wird eines Tages wiederhergestellt. Das ist das Ziel des Erlösungsplans – nicht nur die Rettung einzelner Seelen, sondern die Verwandlung der gesamten Schöpfung. Die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letten Tage bereitet sich auf dieses Reich vor, indem sie die Heiligen sammelt, Tempel baut und Bündnisse schließt. In diesem Sinn ist jedes Werk des Glaubens – jede Umkehr, jede Taufe, jede heilige Handlung – ein Beitrag zur Errichtung Zions. 

Der elfte und zwölfte Glaubensartikel wenden sich der Gegenwart zu: Freiheit und Gesetz, Gewissen und Verantwortung. Joseph Smith lebte in einer Zeit, in der religiöse Minderheiten leicht verfolgt wurden. Aus eigenem Erleben wusste er, wie wertvoll die Gewissensfreiheit ist. Deshalb bekennt die Kirche: „Wir beanspruchen das Recht, den allmächtigen Gott zu verehren, wie es uns das eigene Gewissen gebietet, und gestehen allen Menschen das gleiche Recht zu.“ Diese Haltung wurzelt im Beispiel Christi selbst, der einlädt, aber nicht zwingt (Lukas 9:54–562 Nephi 2:27). Auch LuB 134:4 erklärt: „Wir glauben, dass Religion nur durch Überzeugung und nicht durch Zwang zu beeinflussen ist.“ Freiheit des Gewissens ist somit eine göttliche Gabe, die es zu schützen gilt. 

Der zwölfte Glaubensartikel betont sodann den Respekt vor irdischen Gesetzen und Herrschern. „Wir glauben, dass es recht ist, einem König, Präsidenten, Herrscher oder Vertreter der Staatsmacht untertan zu sein und das Gesetz zu beachten, zu ehren und für es einzutreten.“ Damit bekennt sich die Kirche ausdrücklich zur Ordnung. Schon Paulus schrieb: „Jedermann sei untertan der obrigkeitlichen Gewalt; denn es gibt keine Obrigkeit außer von Gott“ (Römer 13:1). Auch der Herr selbst lehrte: „Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist“ (Matthäus 22:21). Dieses Gleichgewicht von göttlicher und bürgerlicher Loyalität ist kennzeichnend für die Heiligen der Letzten Tage. Es bedeutet nicht, jedes staatliche Handeln als vollkommen zu betrachten, sondern in Gerechtigkeit und Respekt zu leben, während man zugleich den höheren Gesetzen des Reiches Gottes treu bleibt. 

Der dreizehnte Glaubensartikel fasst schließlich die Haltung eines wahren Jüngers Christi zusammen: Ehrlichkeit, Treue, Keuschheit, Güte, Tugend und tätige Liebe. Er ist weniger ein Glaubensbekenntnis als ein Lebensprogramm. In seinen Worten klingt die Ermahnung des Paulus aus Philipper 4:8 an: „Was wahrhaft, was ehrbar, was gerecht, was rein, was liebenswert, was wohlklingend ist, wenn es irgendeine Tugend gibt und wenn etwas lobenswert ist, darauf seid bedacht.“ Der Artikel schließt mit einem Zeugnis der Hoffnung: „Wir glauben alles, wir hoffen alles, wir haben viel ertragen und hoffen, alles ertragen zu können.“ Jakob lehrt, dass wir durch das Sühnopfer Christi versöhnt werden und so eine lebendige Hoffnung auf Herrlichkeit empfangen, die uns befähigt, rein und standhaft vor Gott zu treten (vgl. Jakob 4:11). 

In diesen letzten Glaubensartikeln zeigt sich der ganze Bogen des Evangeliums: Offenbarung aus der Vergangenheit, Hoffnung für die Zukunft, Freiheit und Tugend in der Gegenwart. Das Reich Gottes ist kein fernes Ideal, sondern eine wachsende Wirklichkeit – in den Herzen derer, die glauben und handeln. Wenn LuB 121:41–46 das Wesen göttlicher Macht beschreibt, geschieht das in denselben Begriffen: Sanftmut, Liebe, Güte, Überzeugung. So wird das Reich Gottes errichtet – nicht durch Zwang, sondern durch Überzeugung, nicht durch Gewalt, sondern durch Licht. 

Offenbarung, Sammlung, Freiheit und Tugend sind vier Pfeiler, auf denen das Leben eines Jüngers Christi ruht. Sie lehren, dass der Glaube nicht in der Vergangenheit verharrt, sondern in die Zukunft blickt. Der Himmel ist offen, der Herr wirkt, und sein Reich wächst – leise, aber unaufhaltsam. Wer diesen Glaubensartikeln folgt, öffnet sich dem Geist fortwährender Führung und lebt zugleich in der Welt mit Rechtschaffenheit und Liebe. 

Am Ende steht die Einladung, sich selbst zu prüfen: Wie offen ist mein Herz für das, was Gott heute offenbaren will – in seiner Kirche und in meinem eigenen Leben? Denn die Glaubensartikel enden nicht mit einem Punkt, sondern mit einem Ausrufezeichen des Vertrauens: Gott lebt, spricht und führt – und er bereitet sein Volk auf das kommende Reich vor. 

findechristus.org

Mittwoch, 10. Dezember 2025

Wir glauben, dass die Bibel das Wort Gottes ist

 

(Bild: Quelle)

„Wir glauben, dass die Bibel, soweit sie richtig übersetzt ist, das Wort Gottes ist; wir glauben auch, dass das Buch Mormon das Wort Gottes ist.“ (Glaubensartikel1: 8

Glaubensartikel 1:6–8 – Die lebendige Kirche Christi – Organisation, Schrift und fortdauernde Offenbarung 

Die Glaubensartikel 6 bis 8 zeigen, dass das Evangelium Jesu Christi eine konkrete, greifbare Form auf Erden besitzt – nicht nur in Lehre, sondern auch in Organisation, Priestertum und heiligen Schriften. Diese drei kurzen Aussagen umreißen das geistige Rückgrat der wiederhergestellten Kirche: eine von Gott bestimmte Ordnung, die fortdauernde Gabe der Offenbarung und das Vertrauen auf das geschriebene Wort als Quelle göttlicher Wahrheit. In ihnen liegt das Bekenntnis, dass das Werk Gottes nicht abgeschlossen ist, sondern durch lebendige Führer und inspirierte Schriften weiterwirkt. 

Im sechsten Glaubensartikel wird bezeugt, dass die Kirche heute dieselbe Organisation besitzt wie die Urkirche, nämlich Apostel, Propheten, Hirten (Bischöfe), Lehrer und Evangelisten (Patriarchen). Diese Ordnung stammt nicht aus menschlicher Überlegung, sondern ist eine Nachbildung der von Christus selbst eingesetzten Struktur. Schon im Neuen Testament beschreibt Paulus, dass Christus „etliche zu Aposteln, etliche zu Propheten, etliche zu Evangelisten, etliche zu Hirten und Lehrern eingesetzt hat, zur Ausrüstung der Heiligen für das Werk des Dienstes, damit der Leib Christi erbaut werde“ (Epheser 4:11–12). Das Ziel dieser Ämter war nicht Macht oder Status, sondern das Wachstum und die Einheit der Gläubigen. Diese Einheit sollte Bestand haben, „bis wir alle zur Einheit des Glaubens und der Erkenntnis des Sohnes Gottes gelangen“ (Epheser 4:13) – ein Hinweis darauf, dass die Notwendigkeit göttlicher Ämter fortbesteht, solange die Menschheit noch nicht vollkommen in Christus geeint ist. 

Die Wiederherstellung der Kirche im 19. Jahrhundert verstand sich daher nicht als Neugründung, sondern als Rückkehr zu dieser uralten Ordnung. Als Petrus, Jakobus und Johannes Joseph Smith und Oliver Cowdery die Apostelvollmacht übertrugen (LuB 27:12–13), wurde damit das Muster der biblischen Kirche wiederhergestellt. Auch heute dient diese göttliche Ordnung dazu, die Heiligen zu unterweisen, die Sakramente zu verwalten und die Kirche durch lebende Propheten und Apostel zu leiten. Das Priestertum ist die Verbindung zwischen Himmel und Erde – jene Vollmacht, durch die die heiligen Handlungen gültig werden und der Wille des Herrn auf Erden ausgeführt wird. 

Doch göttliche Ordnung allein genügt nicht. Der siebte Glaubensartikel ergänzt, dass in der Kirche die Gaben des Geistes gegenwärtig sind – Gaben wie Heilung, Weissagung, Offenbarung, Visionen, Zungenrede und Auslegung der Zungen. Diese Gaben waren in der Urkirche lebendig (1 Korinther 12:4–11) und gelten auch heute als Zeichen des wahren Glaubens. Der Heiland versprach: „Diese Zeichen werden denen folgen, die glauben: In meinem Namen werden sie Dämonen austreiben, sie werden in neuen Zungen reden, sie werden Kranken die Hände auflegen, und sie werden sich wohl befinden“ (Markus 16:17–18). Diese Gaben sind kein Relikt der Vergangenheit, sondern Ausdruck des fortdauernden Wirkens des Heiligen Geistes. 

Im Buch Mormon betont Moroni, dass Gott derselbe ist – „gestern, heute und für immer“ – und dass Wunder aufhören würden, wenn der Glaube aufhöre (Moroni 7:37). Deshalb ruft LuB 46:8–12 die Gläubigen dazu auf, „die besten Gaben ernstlich zu suchen“. Der Heilige Geist teilt jedem Menschen Gaben zu, „damit alle profitieren mögen“. Diese Betonung zeigt, dass geistige Macht nicht einer Hierarchie vorbehalten ist, sondern in allen aufrichtigen Jüngern Christi wirkt. In der Gemeinde zeigt sich das Zusammenspiel von göttlicher Ordnung und geistiger Freiheit – beides untrennbar, weil Organisation ohne Geist leer wäre und Geist ohne Ordnung in Verwirrung mündete. 

In der Frühzeit der Wiederherstellung war die Erfahrung dieser Gaben allgegenwärtig. Viele der ersten Heiligen berichteten von Heilungen, Zungenrede oder Prophetie. Doch zugleich lehrte der Herr, dass solche Manifestationen „in Ordnung“ und „durch den Geist der Wahrheit“ geschehen müssen (vgl. LuB 50:17–23). Dadurch wurde der Maßstab gesetzt: Wahre geistige Macht wirkt in Harmonie mit Priestertum und Schrift, nie in Widerspruch zu ihnen. 

Der achte Glaubensartikel rundet dieses Bild ab, indem er den schriftlichen Maßstab der Wahrheit benennt. Die Kirche bekennt sich sowohl zur Bibel – „soweit sie richtig übersetzt ist“ – als auch zum Buch Mormon als Wort Gottes. Diese Formulierung bezeugt sowohl Ehrfurcht als auch geistige Nüchternheit. Die Bibel ist heilige Schrift; ihre zentrale Botschaft von der Erlösung in Christus ist unerschütterlich. Doch Übersetzungen, Überlieferungen und Interpretationen können menschliche Fehler enthalten. Das Buch Mormon tritt deshalb nicht als Konkurrenz auf, sondern als weiteres Zeugnis, das die Wahrheit der Bibel bestätigt (vgl. 2 Nephi 29:8–10). Beide Schriften zusammen geben ein vollständigeres Bild vom Heilsplan Gottes und bekräftigen, dass Jesus der Christus ist, der Sohn des lebendigen Gottes. 

Dieses Doppelzeugnis lädt zur geistigen Verantwortung ein: Gläubige sollen die Schriften nicht nur lesen, sondern prüfen, vergleichen und durch den Heiligen Geist bestätigen lassen. Moroni 10:4–5 gibt dafür die bekannte Verheißung: Wer diese Dinge liest, darüber nachdenkt und Gott mit aufrichtigem Herzen fragt, wird durch die Macht des Heiligen Geistes die Wahrheit davon erkennen. Ebenso ruft Paulus in 2 Timotheus 3:16 dazu auf, die Schrift als von Gott eingegeben zu betrachten – nützlich „zur Lehre, zur Überführung, zur Zurechtweisung, zur Erziehung in der Gerechtigkeit“. 

Die Kombination von Bibel und Buch Mormon schafft eine einzigartige theologische Tiefe. In der Bibel begegnen wir dem historischen Christus; im Buch Mormon begegnen wir dem Zeugen, der ihn Jahrhunderte im Voraus verkündigt und seine Gnade in einer anderen Weltgegend bezeugt. Beide Schriften betonen die gleiche Lehre: den Glauben an Jesus Christus, die Umkehr, die Taufe und das Geschenk des Heiligen Geistes. Die Offenbarung der Neuzeit – Lehre und Bündnisse – steht in diesem Strom und bezeugt, dass Gott weiterhin spricht. So wird das Studium der heiligen Schriften zu einem Dialog zwischen Himmel und Erde: Wir lesen, und Gott antwortet. 

Historisch verdeutlicht der achte Glaubensartikel auch den Stellenwert der Offenbarung in der frühen Kirche. Joseph Smiths Arbeit an der „inspirirten Übersetzung“ der Bibel, die Veröffentlichung des Buches Mormon (1830) und später die Herausgabe von Lehre und Bündnisse machten deutlich, dass die Heiligen Schriften fortgesetzt wachsen, wenn Gott spricht. Damit wird das „Wort Gottes“ nicht auf Papier begrenzt, sondern als fortdauernder Strom göttlicher Wahrheit verstanden, der durch Propheten, Priester und persönliche Offenbarung fließt. 

So bilden die Glaubensartikel 6–8 eine aufeinander aufbauende Bewegung: göttliche Organisation → Geistige Gaben → Heilige Schriften. Gemeinsam lehren sie, dass die Kirche Christi sowohl sichtbare Ordnung als auch unsichtbare Kraft besitzt. Sie ist geformt durch Vollmacht, belebt durch den Geist und gegründet auf das Wort. Dieses Dreifachzeugnis verankert den Glauben nicht im Wechsel der Zeiten, sondern in der beständigen Gegenwart des Herrn. 

Wie kannst du dein tägliches Schriftstudium so gestalten, dass es dich durch den Heiligen Geist zu Christus führt und dich zugleich mit seiner Kirche in Ordnung und Glauben verbindet? 

 findechristus.org

Dienstag, 9. Dezember 2025

Zur Gabe des Heiligen Geistes gerettet werden

 

(Bild: Quelle)

„Wir glauben, dass man durch den Glauben an den Herrn Jesus Christus, durch Umkehr, Taufe durch Untertauchen zur Vergebung der Sünden und durch Handauflegung zur Gabe des Heiligen Geistes gerettet wird.“ (4. GA

Glaubensartikel 1:4–6 – Die göttliche Ordnung von Glauben, Priestertum und Kirche 

Ein herausragender Vers dieser drei Glaubensartikel ist der vierte (4. GA). In dieser knappen, präzisen Form liegt das Fundament des Heilsplans. Joseph Smith beschreibt hier die Abfolge, durch die jeder Mensch in die Nachfolge Christi tritt – vom Glauben über die Umkehr bis zur Bündnisbindung und zum Empfang des Geistes. 

Der erste Grundsatz, der Glaube an den Herrn Jesus Christus, ist der Beginn jeder geistigen Bewegung. Er ist nicht nur Zustimmung zum Dasein Christi, sondern Vertrauen in ihn, Hoffnung auf ihn und Bereitschaft, ihm zu folgen. Wie der Hebräerbrief sagt: „Ohne Glauben aber ist es unmöglich, Gott zu gefallen“ (Hebräer 11:6). Der Glaube ist die innere Kraft, die Handeln hervorbringt; Jakobus lehrt, dass Glaube ohne Werke tot ist (Jakobus 2:17). So ist echter Glaube immer tätig – er führt zum Tun, nicht nur zum Denken. 

Aus diesem Vertrauen wächst der zweite Grundsatz: die Umkehr. Sie ist die natürliche Antwort eines glaubenden Herzens, das den Wunsch verspürt, sich Gott zuzuwenden. Umkehr bedeutet, die Richtung zu ändern, sich von der Sünde abzuwenden und sich Christus zuzuwenden. Alma 5 beschreibt diesen Wandel als das Empfangen des Bildes Christi im eigenen Angesicht. Umkehr ist keine einmalige Tat, sondern ein fortdauernder Zustand geistiger Reinigung. L&B 58:42 verheißt: „Wer umgekehrt ist und seine Sünden bekannt hat, dem ist vergeben.“ 

Darauf folgt die Taufe durch Untertauchen zur Sündenvergebung. Sie ist das äußere Zeichen des inneren Bundes, durch das der Mensch mit Christus begraben und zu einem neuen Leben aufersteht (Römer 6:4). Jesus selbst ließ sich taufen, „um alle Gerechtigkeit zu erfüllen“ (Matthäus 3:15), und machte damit deutlich, dass die Taufe der Eintritt in den Bund Gottes ist. Sie gewährt Vergebung und Aufnahme in die Gemeinschaft der Heiligen. 

Doch der Weg wäre unvollständig ohne die vierte Verordnung: das Händeauflegen zur Gabe des Heiligen Geistes. Nachdem die Gläubigen in Samarien getauft worden waren, legten Petrus und Johannes ihnen die Hände auf, „und sie empfingen den Heiligen Geist“ (Apostelgeschichte 8:17). Diese Handlung überträgt nicht nur einen Segen, sondern gewährt die ständige Begleitung des Geistes, der tröstet, warnt, lehrt und heiligt. Der Heilige Geist ist das Siegel des Bundes – er bestätigt, dass die Umkehr echt war und dass Gott die Hingabe des Menschen annimmt. 

Im fünften Glaubensartikel wird deutlich, dass alle heiligen Handlungen an göttliche Autorität gebunden sind. Niemand kann sich selbst zu einem Amt in der Kirche des Herrn machen, so wie auch im Alten Testament Aaron nur durch Berufung berufen wurde (Hebräer 5:4). Die Berufung geschieht „durch Prophezeiung“, das heißt, durch Offenbarung, und sie wird bestätigt durch Handauflegung derjenigen, die bereits Vollmacht besitzen. Dieses Muster sichert die Reinheit und Einheit des Evangeliums über alle Generationen hinweg. 

Das Priestertum ist somit keine menschliche Institution, sondern eine himmlische Bevollmächtigung. Schon Mose übertrug durch Handauflegung Vollmacht auf Josua (5. Mose 34:9), und Christus berief seine Apostel mit ähnlicher Autorität (Johannes 15:16). In den Letzten Tagen wurde diese Vollmacht durch Johannes den Täufer und durch Petrus, Jakobus und Johannes wiederhergestellt (L&B 1327:12–13). Sie befähigt, im Namen des Herrn zu handeln, und unterscheidet die göttlich eingesetzte Kirche von jeder menschlich gegründeten Organisation. 

Der sechste Glaubensartikel erklärt schließlich, dass die Kirche Jesu Christi nach einem göttlichen Muster organisiert ist. Epheser 4:11–13 erläutert, dass Christus selbst diese Ämter gegeben hat, „um die Heiligen zuzurüsten zum Werk des Dienstes, zum Aufbau des Leibes Christi, bis wir alle zur Einheit des Glaubens gelangen“. Die kirchliche Organisation ist somit nicht Selbstzweck, sondern Werkzeug zur Heiligung. 

In der Wiederherstellung wurde diese Struktur erneut errichtet. Apostel und Propheten sorgen für die Offenbarung und Leitung der Kirche, Hirten und Lehrer stärken und unterweisen die Mitglieder. L&B 107 beschreibt, wie jedes Amt – vom Apostel bis zum Lehrer – in Harmonie wirken soll, damit die Kirche wie ein lebendiger Leib zusammenarbeitet (vgl. 1. Korinther 12:12–27). Diese Ordnung macht deutlich, dass das Reich Gottes ein geordnetes Werk ist, in dem alle Dienste auf Christus als das Haupt ausgerichtet sind. 

Die drei Glaubensartikel 4–6 bilden gemeinsam einen fortlaufenden geistigen Weg. Der vierte beschreibt den persönlichen Eintritt in den Bund durch Glaube, Umkehr, Taufe und die Gabe des Heiligen Geistes. Der fünfte erklärt, wie diese heiligen Handlungen durch göttlich Berufene vollzogen werden. Der sechste zeigt, dass diese Berufungen Teil einer geordneten Kirche sind, die nach demselben Muster wirkt wie in der Zeit der Apostel. So spannt sich der Bogen von der individuellen Bekehrung bis zur kollektiven Heiligung. 

In einer Zeit, in der viele Menschen ihren Glauben individualisieren und institutionelle Religion ablehnen, wirken diese Glaubensartikel wie eine Erinnerung daran, dass das Evangelium immer zugleich persönlich und gemeinschaftlich ist. Der Herr beruft, segnet und führt Menschen nicht im luftleeren Raum, sondern in einer geordneten Gemeinschaft, in der jeder durch Bündnisse, Berufungen und den Geist gestärkt wird. Der Glaube führt zur Umkehr, die Umkehr zur Taufe, die Taufe zur Gabe des Heiligen Geistes – und all das findet unter der Leitung derer statt, die in göttlicher Ordnung berufen wurden. 

Die göttliche Ordnung des Evangeliums ist also kein starres System, sondern eine lebendige Verbindung zwischen Himmel und Erde. Sie beginnt im Herzen des Einzelnen und wächst in der Gemeinschaft der Heiligen. Sie zeigt, dass Gott ein Gott der Ordnung ist (1. Korinther 14:33) und dass sein Werk auf Einheit, Vollmacht und Offenbarung beruht. 

Wie kannst du durch deinen persönlichen Glauben, deine Bündnistreue und deinen Dienst in der Kirche dazu beitragen, dass diese göttliche Ordnung des Evangeliums in deinem Leben und in deiner Gemeinde sichtbar wird? 

findechristus.org

Montag, 8. Dezember 2025

Wir glauben an

 

(Bild: Quelle)

“Wir glauben an Gott, den ewigen Vater, und an seinen Sohn, Jesus Christus, und an den Heiligen Geist.” (Glaubensartikel 1:1). 

Einführung und historischer Hintergrund 

Die ersten drei Glaubensartikel bilden den Kern unseres Verständnisses von Gott, Sünde und Erlösung (Glaubensartikel1: 123). 

Die Glaubensartikel wurden 1842 in dem sogenannten Wentworth-Brief von Joseph Smith formuliert. John Wentworth, Herausgeber des Chicago Democrat, hatte Smith gebeten, eine kurze Darstellung der Geschichte, Lehren und des Glaubens der Heiligen der Letzten Tage zu verfassen, um einem Freund bei einer Geschichtsarbeit über Neuengland zu helfen (The Wentworth Letter). Im Anschluss an den historischen Teil fügte Smith jene 13 Glaubensartikel hinzu, die kurz und bündig die wichtigsten Überzeugungen der Kirche zum Ausdruck bringen sollten (The Wentworth Letter). Später wurden diese Artikel in die Köstliche Perle aufgenommen und zu einem offiziellen Teil der heiligen Schriften der Kirche (The Articles of Faith).  

Insbesondere legt der erste Artikel das Fundament für das Verhältnis zum Göttlichen: die gemeinsame Ausrichtung auf Vater, Sohn und Heiliger Geist. Die nächsten beiden Artikel vertiefen das Verständnis von individueller Verantwortlichkeit (kein Erbsündenprinzip) und der Bedeutung des Sühnopfers Jesu. 

In seiner Rede „The Only True God and Jesus Christ Whom He Hath Sent“ betont ein moderner Führer der Kirche, dass wir an drei göttliche Personen glauben, die in Einheit zusammenwirken – nicht in der klassischen Trinitätslehre, sondern als drei getrennte, aber in Zweck und Wesen vereinte Wesen (The Only True God and Jesus Christ Whom He Hath Sent). 

Mit diesem geschichtlichen und theologischen Rahmen wollen wir uns nun näher mit der Lehre und Bedeutung dieser Glaubensartikel beschäftigen. 

Lehre und Bedeutung 

Artikel 1 – Die Gottheit: Vater, Sohn und Heiliger Geist 

In vielen traditionellen christlichen Lehren wird die Dreifaltigkeit (Trinität) betont: drei Personen in einem Wesen, oft in mystischer Sprache erklärt. Die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage lehrt stattdessen, dass Vater, Sohn und Heiliger Geist drei getrennte Personen sind, aber in Einheit des Ziels, Charakters und Wirkens vereint – eine Einheit des Zwecks, nicht der Substanz (Do Members of The Church of Jesus Christ of Latter-day Saints Believe in the Trinity?). 

Diese Sicht ist Teil des Wiederherstellungsprinzips: Viele frühchristliche Lehren seien verfälscht worden, und Joseph Smith stellte eine ursprüngliche Offenbarung wieder her, die eine konkrete, persönliche Gottesbeziehung ermöglicht. In dieser Sicht ist Gott, der Vater, ein Körper, ebenso Christus und der Heilige Geist in seiner Rolle, aber ohne materiellen Körper – dennoch real und persönlich. Diese Lehre unterscheidet sich deutlich von abstrakten, theologischen Definitionen eines einzigen göttlichen Wesens (The Articles of Faith). 

Dass der erste Glaubensartikel diesen Gottesbegriff betont, zeigt, wie zentral das richtige Verständnis Gottes in unserem Glaubensleben ist. Es geht nicht um philosophische Spekulation, sondern um die Beziehung zu einem liebenden himmlischen Vater und seinem Sohn, sowie um die ständige Gegenwart des Heiligen Geistes. 

Artikel 2 – Verantwortung für eigene Sünden 

Der zweite Glaubensartikel spricht eine klare Lehre gegen die Idee, dass jemand für die Sünde Adams bestraft wird. Jeder Mensch wird nach seinen eigenen Entscheidungen und Taten gerichtet. Diese Betonung der persönlichen Verantwortlichkeit hebt den Fokus auf Umkehr, Reue und ein aktives Leben im Evangelium. 

Das bedeutet: Schuld und Vergebung sind nicht – wie in manchen Traditionen gelehrt – automatisch oder kollektiv, sondern eng verbunden mit persönlichem Handeln und Bereuen. Der Mensch ist kein passives Opfer einer Erbsünde, sondern ein handelndes Wesen, das zur Umkehr und zum Wandel eingeladen ist. 

Artikel 3 – Das Sühnopfer und die Errettung 

Der dritte Glaubensartikel ist eng mit dem zweiten verknüpft und verkündet: durch das Sühnopfer Christi können alle Menschen errettet werden, sofern sie die Gesetze und Verordnungen des Evangeliums beachten. Das heißt: Erlösung ist möglich – nicht durch menschliche Werke allein, sondern durch das Sühnopfer Jesu und durch gelebten Glauben, der sich in Gesetz und Verordnung ausdrückt. 

Dieses Verständnis verbindet Gnade und Verantwortung: Wir können die Vergebung nicht „verdienen“ im rein menschlichen Sinne, doch wir sind aufgerufen, aktiv im Evangelium mitzuwirken, Gebote zu halten, umkehren, taufen und den Heiligen Geist empfangen. Die Gnade Christi deckt die Lücke zwischen unserer Unzulänglichkeit und Gottes Forderung. 

Insbesondere betonen wir, dass alle Menschen diese Möglichkeit haben, nicht nur Auserwählte. Das ist ein universaler und inklusiver Glaube an die Wirksamkeit des Sühnopfers. 

Verbindung zu Schriften: 2 Nephi 2, Mosia 3, Johannes 1 

  • In 2 Nephi 2 spricht Lehi von der Notwendigkeit der Sühnung, damit der Tod überwunden werden kann, und dass die Menschen zur Freiheit kommen (Sterblichkeit und Unsterblichkeit). 
  • In Mosia 3 lehrt Alma Propheten eine klare Vision des Christus-Leidens, seiner Schmerzen und seiner Erlösung, damit der Tod besiegt und die Menschen wiederhergestellt werden können. 
  • In Johannes 17 betet Jesus zum Vater, dass seine Jünger eins seien „wie wir eins sind“ – eine Einheit im Ziel, nicht in Substanz, was unser Verständnis der Gottheit ergänzt (Einheit in Absicht, nicht in Wesen). 

Diese Texte zeigen, dass das Konzept von Sühnung, Einheit und persönlicher Errettung biblisch fundiert ist und in der Wiederherstellungslehre eine klare Fortführung findet. 

Persönliche Anwendung und Alltag 

Wie zeigt sich mein Glaube an den Vater, den Sohn und den Heiligen Geist im täglichen Leben? Hier einige praktische Aspekte: 

A. Gebet – direkte Beziehung zum himmlischen Vater 

Wenn ich bete, wende ich mich nicht an eine unpersönliche Macht, sondern an meinen himmlischen Vater, in Nähe, mit Vertrauen und Respekt. Indem ich Jesus anrufe und im Namen des Sohnes bete, anerkenne ich Seine Rolle als Mittler, aber auch als eigenständige Gottheit. Ich bitte ebenso um den Beistand des Heiligen Geistes, um Führung, Trost und Erkenntnis. 

B. Umkehr und Verantwortung 

Ich übernehme Verantwortung für meine Entscheidungen und Fehler – ich suche Umkehr, danke für Vergebung durch Christus und strebe danach, besser zu handeln. Ich glaube, dass Fehler nicht automatisch vergeben werden, sondern dass Umkehrprozess, Reue und Wandel notwendig sind. 

C. Gesetze und Verordnungen leben 

Der Glaube fordert nicht nur inneres Empfinden, sondern ein gelebtes Leben: Gebote zu halten, Dienst zu tun, gütig zu sein, das Evangelium zu praktizieren. Durch das Bemühen, Gottes Gebote einzuhalten, bringe ich meinen Glauben zum Ausdruck. 

D. Vertrauen auf Gnade und Erlösung 

Wenn ich in Herausforderungen stehe, erinnere ich mich daran, dass das Sühnopfer Christi die Grundlage meiner Hoffnung ist. Ich weiß, dass ich durch Sein Opfer Vergebung, Heilung und Erneuerung finden kann – nicht durch meine Leistung allein, sondern durch Sein Sühnopfer. 

E. Mit anderen teilen 

Indem ich über meine Überzeugungen rede – wer Gott ist, was Christus getan hat, wie der Heilige Geist wirkt – lege ich Zeugnis ab. Genauso, wie Joseph Smith die Glaubensartikel formulierte, kann ich mich bemühen, klar, schlicht und dennoch kraftvoll zu sprechen, wenn Menschen fragen. 

Ein weiterer Aspekt: in interreligiösen Gesprächen kann ich mit den Glaubensartikeln einen kompakten, aber tiefen Einstieg bieten, so wie sie seit jeher auch von Führern der Kirche zur Orientierung empfohlen werden (The Articles of Faith). 

Wie kannst du in den nächsten 30 Tagen bewusst in deinem Alltag zeigen, was du über den himmlischen Vater, Christus und den Heiligen Geist glaubst – in Gebet, Umkehr, Gehorsam und Zeugnis – und in welchem Bereich deines Lebens brauchst du gerade jetzt besonders das Sühnopfer von Jesus Christus? 

findechristus.org

Samstag, 6. Dezember 2025

Getreue Älteste predigen den Toten in Finsternis das Licht

 

(Bild: Quelle)

„Ich sah, dass die getreuen Ältesten dieser Evangeliumszeit nach ihrem Hinscheiden aus dem irdischen Leben mit ihrer Arbeit fortfahren, indem sie das Evangelium der Umkehr und der Erlösung durch das Opfer des einziggezeugten Sohnes Gottes unter denen verkündigen, die in der großen Welt der Geister der Toten in Finsternis und unter der Knechtschaft der Sünde sind.“ (Lehre und Bündnisse 138:57). 

Lehre und Bündnisse 138:38–60 

Die große Versammlung der Gerechten (Verse 38–42) 

Nachdem Joseph F. Smith die Gegenwart Christi in der Geisterwelt geschaut hat, sieht er nun jene, die dort im Auftrag des Herrn wirken. Er erkennt Adam, „den Urvater des Menschengeschlechts“, bekannt als Michael, der Erzengel, umgeben von den Patriarchen und Propheten der alten Welt. Diese Szene zeigt: Das Werk des Heils ist nicht auf die Erde beschränkt. Die göttliche Ordnung des Priestertums reicht über die Grenzen des Todes hinaus. 

Adam, Abel, Seth, Noah, Abraham, Mose, Elias und viele andere dienen als Werkzeuge in der Hand Christi. Die Geisterwelt ist ein Ort göttlicher Organisation – kein Chaos, sondern eine Fortsetzung der priesterlichen Ordnung, die seit der Schöpfung besteht. Schon L&B 27:12–13 spricht davon, dass diese großen Propheten Christus die Schlüssel ihres Dienstes übergeben. Dasselbe Muster findet Joseph F. Smith jenseits des Schleiers wieder. 

Hier wird offenbar: Das Priestertum und das Evangelium sind ewig. Tod und Zeit verändern nichts am Auftrag Gottes. Wer hier treu dient, wird dort fortfahren – und so entsteht eine durchgehende Linie von Adam bis zu den Heiligen der Letzten Tage. 

Die Erweiterung auf alle Treuen (Verse 43–48) 

In diesen Versen erkennt Joseph F. Smith, dass das Werk der Verkündigung nicht nur den großen Führern vorbehalten ist. Auch „unzählige“ Männer und Frauen, die dem Herrn in Treue dienten, wirken in der Geisterwelt. Sie werden „Boten“ Christi, die das Licht dorthin bringen, wo Finsternis herrscht. 

Diese Vision steht im Einklang mit Jesaja 49:9, wo der Herr zu seinem Diener spricht: „Ich habe dich dazu bestimmt, den Gefangenen zu sagen: Geht hinaus!“ – ein prophetisches Bild für die Befreiung der Seelen aus geistiger Gefangenschaft. 

Das Werk in der Geisterwelt folgt denselben Grundsätzen wie auf der Erde: Verkündigung, Umkehr, Barmherzigkeit und freie Entscheidung. Niemand wird gezwungen zu glauben; jeder erhält Gelegenheit, das Evangelium zu hören. So erfüllt sich die göttliche Gerechtigkeit: „Denn auch Toten ist das Evangelium dazu verkündet worden, dass sie zwar wie Menschen gerichtet werden im Fleisch, aber wie Gott das Leben haben im Geist.” (1 Petrus 4:6). 

Die Geisterwelt ist also nicht Endstation, sondern Missionsgebiet – bevölkert von Boten der Liebe. 

Generationenübergreifende Kontinuität (Verse 49–53) 

Joseph F. Smith sieht, dass die großen Glaubensgestalten der vorchristlichen Zeit – von Abel bis zu den Propheten Israels – alle in diesem Werk verbunden sind. Der Bund Gottes ist fortlaufend, unabhängig von der Epoche. 

Diese Erkenntnis betont das Prinzip der Bündnistreue über Generationen hinweg. Abraham, Isaak, Jakob und Mose wirken weiter an demselben Werk, das Christus führt. Die Bündnisse, die sie geschlossen haben, waren nie auf Sterblichkeit beschränkt. 

Alma 40:12 beschreibt, dass „den Gerechten ein Zustand des Friedens gewährt“ wird – und dieser Friede besteht nicht in Untätigkeit, sondern im aktiven Mitwirken am Heilsplan. So werden Himmel und Erde, Vergangenheit und Gegenwart zu einem großen, lebendigen Netz göttlicher Mission. 

Die Heiligen der Letzten Tage im fortgesetzten Werk (Verse 54–58) 

Dann richtet Joseph F. Smiths seinen Blick auf die eigene Zeit. Er sieht die „großen und treuen Männer und Frauen, die in den letzten Tagen das Fundament für das Werk der Erlösung gelegt haben“. Dazu zählen Joseph Smith, Brigham Young, John Taylor, Wilford Woodruff und viele andere, die zu Lebzeiten unermüdlich das Evangelium verkündigten. 

Diese Vision offenbart eine entscheidende Wahrheit: Das Werk der Erlösung ist generationsübergreifend und partnerschaftlich. Die Lebenden und die Toten wirken Hand in Hand. L&B 128:18 drückt das klar aus: „Denn ohne sie können wir nicht vollkommen gemacht werden, und auch sie können nicht ohne uns vollkommen gemacht werden.“ 

Tempelarbeit erhält hier ihre höchste geistige Bedeutung. Wenn Heilige auf Erden in heiligen Handlungen für Verstorbene dienen, sind sie buchstäblich Teil der gleichen Mission, die in der Geisterwelt fortgesetzt wird. Das Werk Gottes ist eins, es ist auf beiden Seiten des Schleiers sichtbar. 

Der universale Auftrag Christi (Verse 59–60) 

In den abschließenden Versen erkennt Joseph F. Smith das Wesen dieses Werkes in seiner göttlichen Gesamtheit: Christus selbst ist der Befreier. Er bringt Licht zu denen, die „in Finsternis und im Schatten des Todes sitzen“ – eine direkte Erfüllung seiner Worte aus Lukas 4:18, wo er erklärt, er sei gesandt, „Gefangenen Befreiung zu verkünden“. 

Damit wird deutlich: Das Werk in der Geisterwelt ist nicht ein Nebenakt des Heilsplans, sondern dessen logische Vollendung. Es ist Ausdruck göttlicher Liebe und vollkommener Gerechtigkeit. Kein Mensch wird vergessen, keine Seele übersehen. 

Diese Offenbarung vermittelt Hoffnung angesichts des Todes. Joseph F. Smith, der selbst viele seiner Kinder und Freunde verloren hatte, empfing darin Trost und Zuversicht: Das Werk des Herrn endet nie, und der Tod hat keine Macht, das Evangelium aufzuhalten. 

Geistliche Bedeutung und heutige Anwendung 

Diese Vision lädt uns ein, über die Ewigkeit unserer Berufung nachzudenken. Jeder, der Christus folgt, wird Teil seines Missionswerkes – jetzt und später. Wenn wir heute Zeugnis geben, Familienbande festigen oder Tempelarbeit verrichten, schließen wir uns der gleichen Bewegung an, die Joseph F. Smith im Jenseits sah. 

Vers 57 erinnert uns daran, dass wahre Jüngerschaft über den Tod hinauswirkt. Treue Älteste – und ebenso treue Schwestern – setzen ihr Werk fort. Im Reich der Geister dienen sie mit demselben Eifer, den sie auf Erden gezeigt haben. Diese Erkenntnis ruft uns auf, im Diesseits entschlossen zu handeln, denn unsere Arbeit endet nicht mit dem Tod, sie verwandelt sich. 

Wenn wir wissen, dass der Dienst für Christus nicht an der Schwelle des Todes endet – wie können wir heute leben, um würdig zu sein, eines Tages im gleichen Werk der Befreiung und des Lichts weiterzuwirken? 

findechristus.org

Freitag, 5. Dezember 2025

Gingen meinem Verständnis die Augen auf

 

(Bild: Quelle)

„Als ich über dies Geschriebene nachsann, gingen meinem Verständnis die Augen auf, und der Geist des Herrn ruhte auf mir.“ (Lehre und Bündnisse 138:11). 

Lehre und Bündnisse 138:11–37 – Die Verkündigung des Evangeliums im Geisterreich 

Der Augenblick der geistigen Erleuchtung 

Mit diesen Worten beginnt der eigentliche Beginn der Vision. Präsident Joseph F. Smith hatte zuvor über die Briefe des Petrus nachgesonnen, die vom Wirken Christi unter den Geistern sprechen. Nun öffnet sich sein geistiges Verständnis, und er wird Zeuge einer der erhabensten Offenbarungen der Kirchengeschichte: dem Blick in die Welt der Geister. Dieser Moment ist nicht bloß eine Vision über die Jenseitsordnung, sondern eine Offenbarung über das fortgesetzte Wirken der Gnade. Der Geist des Herrn „ruht“ auf dem Propheten, und was folgt, ist das geistige Gegenstück zur Auferstehungslehre – die Erkenntnis, dass die Erlösung durch Christus keine zeitliche oder räumliche Grenze kennt. 

Die Verse 11–24 zeigen die Freude und Erwartung der rechtschaffenen Geister im Paradies. Smith sieht sie versammelt, „klein und groß“, im Zustand des Friedens, voller Hoffnung auf die Auferstehung. Sie wissen, dass der Tag ihrer Befreiung nahe ist. Diese Szene steht im starken Kontrast zur Finsternis jener, die sich im Zustand der Ablehnung und Unbußfertigkeit befinden (Verse 20–22). 

Die Vision macht deutlich: Auch nach dem Tod bleibt der Mensch ein handlungsfähiges, lernendes Wesen. Das Evangelium ist kein irdischer Besitz, sondern ein ewiges Prinzip, das alle Kinder Gottes umfasst. In der Geisterwelt gibt es Ordnung, Arbeit, Lehre und Hoffnung. 

Der Besuch Christi in der Geisterwelt (Verse 18–24) 

In diesen Versen sieht Joseph F. Smith, dass Christus selbst nach seinem Tod in die Geisterwelt kommt. Er begegnet den Gerechten, predigt das Evangelium und verkündet ihnen die Befreiung von den Fesseln des Todes. Diese Szene erinnert unmittelbar an Jesaja 61:1–2, wo vom Gesalbten gesprochen wird, der kommt, um „den Gefangenen die Freiheit“ und „den Gebundenen die Öffnung des Kerkers“ zu bringen. Lukas 4:18 bezeugt, dass Jesus selbst diese Worte im Tempel von Nazareth auf sich angewandt hat. Die Vision Joseph F. Smiths zeigt nun ihre vollkommene Erfüllung – Christus befreit nicht nur die Lebenden, sondern auch die Toten. 

Die Geister der Gerechten sind in Erwartung. Sie wissen, dass der Sohn Gottes den Tod überwunden hat. Ihr „Schlummer“ wird bald enden. Die Beschreibung, dass sie voller Freude auf die Wiedervereinigung von Geist und Körper warten, verknüpft diese Offenbarung mit der Lehre aus Alma 40:11–14, die beschreibt, dass die Geister der Gerechten in einem Zustand des Friedens ruhen, während die Gottlosen sich in Dunkelheit befinden. 

Hier wird eine tiefe Wahrheit sichtbar: Der Tod trennt nicht die Gemeinschaft der Gläubigen. Während Christus am Kreuz litt, bereitete sich sein Geist darauf vor, die frohe Botschaft jenen zu bringen, die seit Jahrhunderten in Erwartung lebten. Der Heilsplan umfasst Himmel, Erde und Unterwelt. 

Die Ordnung der Geisterwelt (Verse 25–30) 

Präsident Smith wundert sich, wie Christus in der kurzen Zeit zwischen Tod und Auferstehung all den Millionen Geistern predigen konnte, die in den Tagen Noahs und seither gestorben waren. Seine Frage führt zu einer weiteren Offenbarung: Der Erretter wirkte nicht persönlich unter den Schlechten, sondern organisierte die Verkündigung durch seine Getreuen. 

Aus den Reihen der Rechtschaffenen wählt er Boten aus – Männer und Frauen, Propheten und Heilige vergangener Zeiten – und bevollmächtigt sie, das Licht des Evangeliums unter die Gefangenen zu tragen. Damit wird die Geisterwelt als fortgesetzte Missionssphäre beschrieben, ein Reich geordneter Verkündigung und göttlicher Zusammenarbeit. 

Diese Szene erinnert an das Muster, das der Herr auch in der sterblichen Welt verwendet: Er beruft Diener, sendet sie aus, statt alles selbst zu tun. Der Erretter bleibt das Haupt, doch er lässt die Seinen an seiner Arbeit teilhaben. Das gleiche Prinzip gilt in der Ewigkeit: Erlösung ist ein Werk der Gemeinschaft. 

L&B 76:73–75 (vgl. Parallele) beschreibt jene, „die in der Geisterwelt das Evangelium empfangen“, als Menschen, die „von Christus erlöst“ werden. Sie hatten die Wahrheit im Leben nicht angenommen, doch durch Umkehr und stellvertretende heilige Handlungen erhalten auch sie den Zugang zum Heil. Die Offenbarung Joseph F. Smiths bestätigt und vertieft diese Lehre. 

Die Berufung der Boten (Verse 31–37) 

Die Vision beschreibt nun, wie die von Christus bevollmächtigten Geister das Evangelium „allen Menschengeistern“ bringen. Sie verkünden den „angenehmen Tag des Herrn“, rufen zur Umkehr und lehren die Grundsätze des Glaubens, der Taufe und des Empfangs des Heiligen Geistes. Selbst jenen, die in Sünde oder Unwissenheit gestorben sind, wird Gelegenheit gegeben, das Evangelium anzunehmen. 

Diese Lehre widerspricht dem verbreiteten Bild eines statischen Jenseits. Die Geisterwelt ist kein Ort passiver Erwartung, sondern eine lebendige Missionsschule. Glaube, Umkehr und Gehorsam bleiben notwendig, doch nun wirkt das Evangelium über die Grenze des Todes hinaus. 

Die Boten handeln „mit Macht und Vollmacht“. Sie tragen das Licht zu denen, die in Finsternis sind – eine Parallele zu Jesaja 42:6–7, wo der Messias berufen wird, „Licht der Heiden“ zu sein und „die Gefangenen aus dem Kerker“ zu führen. Auch hier erfüllt sich die Prophetie: Durch seine Diener öffnet Christus geistige Gefängnisse und schenkt Freiheit. 

So offenbart Joseph F. Smith eine göttliche Wahrheit, die zugleich tröstend und verpflichtend ist: Niemand ist vergessen. Das Werk der Erlösung umfasst die ganze Menschheitsfamilie. Die Ketten der Hölle sind keine endgültigen Grenzen; sie können durch Glauben, Umkehr und stellvertretendes Priestertumshandeln gesprengt werden. 

Biblische und buchmormonische Parallelen 

Die Vision knüpft an zahlreiche Schriften an. Neben den Petrusbriefen, die den unmittelbaren Anlass bildeten, findet sich im Buch Mormon mehrfach der Gedanke, dass die Botschaft Christi zu den Toten gelangt. Alma 40 erklärt die Zustände nach dem Tod; Mosia 27:36 beschreibt, wie Bekehrte „die Macht und das Licht Christi“ verkündigen, um andere zu befreien – ein Muster, das in der Geisterwelt seine vollkommene Entfaltung findet. 

Auch in der Köstlichen Perle, besonders in Mose 7, erscheint eine ähnliche Perspektive: Enoch sieht, wie der Himmel über das Leiden der Menschen weint und wie die Erlösung alle Zeiten umfasst. Joseph F. Smith fügt diesem Panorama das fehlende Glied hinzu – die fortgesetzte Mission der Gerechten unter den Toten

Geistliche Anwendung für heute 

Diese Vision ist nicht bloß ein Bericht über das Jenseits, sondern eine Einladung, am gleichen Werk teilzuhaben. Das Tempel- und Familienforschungswerk ist die irdische Entsprechung dessen, was Joseph F. Smith in der Geisterwelt sah. Wer heute Namen seiner Vorfahren sucht, stellvertretend tauft und siegelt, wird Teil desselben Erlösungswerks, das Christus dort organisierte. 

Sie lehrt uns auch Geduld und Hoffnung: Kein Mensch ist verloren, solange der Erlöser wirkt. In einer Welt voller Ungerechtigkeit und Zweifel ruft uns diese Offenbarung dazu auf, am Sieg Christi über Tod und Vergessen mitzuwirken – durch Mitgefühl, Mission und stellvertretenden Dienst. 

Wenn Christus in der Geisterwelt Boten aussandte, um jede Seele zu erreichen – 
wie kann ich heute, in meiner Umgebung, zu einem Boten seines Lichts werden? 

findechristus.org

Donnerstag, 4. Dezember 2025

Tiefer als je zuvor berührten mich beim Lesen die folgenden Stellen

 

(Bild: Quelle)

Ich schlug die Bibel auf und las im Ersten Brief des Petrus das dritte und vierte Kapitel, und tiefer als je zuvor berührten mich beim Lesen die folgenden Stellen.“ (Lehre und Bündnisse 138:6

Lehre und Bündnisse 138:1–10 – Historischer Hintergrund und Beginn der Vision 

Der geistige und historische Kontext von 1918 

Die Vision des Präsidenten Joseph F. Smith vom 3. Oktober 1918 entstand in einer Zeit des Schmerzes und der Erschütterung. Der Erste Weltkrieg ging gerade zu Ende, doch Millionen Menschen betrauerten ihre Toten. Hinzu kam die Spanische Grippe, die innerhalb weniger Monate weltweit mehr Leben forderte als der Krieg selbst. Inmitten dieses Leids suchten viele nach Trost und Hoffnung – nach einer Antwort auf die Frage, was mit den Toten geschieht. 

Joseph F. Smith, der sechste Präsident der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, war selbst zutiefst betroffen. Mehrere seiner Kinder waren verstorben, und wenige Monate vor der Offenbarung hatte er seinen Sohn Hyrum Mack Smith, ein Mitglied des Kollegiums der Zwölf Apostel, verloren. Auch seine eigene Gesundheit war angeschlagen. Der Prophet stand am Ende eines langen, arbeitsreichen Lebens, das von Glauben, Prüfungen und tiefem geistigen Nachdenken geprägt war. 

Wie der Historiker Steven C. Harper (sinngemäß zusammengefasst aus Doctrine and Covenants Contexts) beschreibt, trat Joseph F. Smith in seinen letzten Lebensmonaten „aus der Rolle des Verwalters und Führers in die des Sehers und Zeugen des Sieges Christi über den Tod“. Die Welt sah Gräber und Verzweiflung – doch der Prophet sah Hoffnung, Leben und göttliche Ordnung jenseits des Schleiers. 

Diese Offenbarung war nicht nur eine persönliche Antwort auf Trauer, sondern ein universelles Zeugnis über die fortdauernde Wirksamkeit des Erlösers. Sie öffnete den Blick in die Geisterwelt, wo Christus selbst die frohe Botschaft verkündet und Sein Erlösungswerk fortsetzt. 

Verse 1–4: Nachsinnen über die Schriften 

Am dritten Oktober des Jahres neunzehnhundertachtzehn saß ich in meinem Zimmer und sann über die Schriften nach“ (Vers 1). 

So schlicht beginnt eine der tiefsten Offenbarungen der Neuzeit. Kein dramatisches Ereignis, keine himmlische Erscheinung zu Beginn – nur ein alter Prophet, der still über die Schriften nachdenkt. Gerade in dieser Einfachheit liegt ein großes geistiges Prinzip: Offenbarung erwächst aus dem stillen, gläubigen Nachsinnen über das Wort Gottes. 

Joseph F. Smith dachte, wie er sagt, „über das große, sühnende Opfer, das der Sohn Gottes für die Erlösung der Welt vollbracht hatte“ (Vers 2) und über die „wunderbare Liebe“ des Vaters und des Sohnes (Vers 3) nach. Sein Geist richtete sich nicht auf weltliche Sorgen, sondern auf die zentrale Wahrheit des Evangeliums: dass Christus den Tod überwand, „um die Bande des Todes zu brechen“ (Vers 4). 

Diese Verse zeigen uns, dass wahre geistige Erkenntnis selten plötzlich kommt. Sie wächst in einem Herzen, das bereit ist, zu hören. Joseph F. Smith studierte, betete, sann nach – und empfing. 

Verse 5–6: Der Weg zur Offenbarung 

In Vers 5 heißt es: 
Ich sann über die große und wunderbare Erlösung nach, die durch den Sohn Gottes zustande gekommen war, und ich erhob mein Herz in Danksagung zu Gott für seinen eingeborenen Sohn, Jesus Christus.“ 

Diese Worte zeigen das Muster der Offenbarung: Dankbarkeit öffnet die Tür zur Inspiration. Joseph F. Smith richtete seinen Sinn nicht auf sich selbst oder seine Trauer, sondern auf Christus und dessen Liebe. 

Darauf folgt Vers 6
Ich schlug die Bibel auf und las im Ersten Brief des Petrus das dritte und vierte Kapitel, und tiefer als je zuvor berührten mich beim Lesen die folgenden Stellen.“ 

Hier sehen wir, wie Gott durch die Schriften spricht. Der Prophet suchte Trost und fand ihn nicht in eigenen Gedanken, sondern im inspirierten Wort. Besonders 1. Petrus 3:18–20 und 4:6 – die Stellen über Christus, der den Geistern im Gefängnis predigte – wurden für ihn zu einem Tor der Offenbarung. 

doctrineandcovenantscentral.org erläutert (sinngemäß), dass dieser Moment ein Beispiel für das Muster ist, wie Propheten Offenbarung empfangen: Sie wenden sich den Schriften zu, und während sie lesen und nachsinnen, öffnet der Geist neue Einsichten. Joseph F. Smith las bekannte Verse, doch „tiefer als je zuvor“ – und diese geistige Tiefe bereitete ihn auf die Vision vor, die folgen sollte. 

Verse 7–10: Die Vorbereitung auf die Vision 

Während er las, kam der Geist des Herrn über ihn. In Vers 7 heißt es, dass ihm „beim Lesen dieser Stellen der Geist des Herrn die Augen des Verständnisses öffnete“. Diese Worte erinnern an L&B 76:12: „Durch die Kraft des Geistes öffneten sich uns die Augen des Verständnisses.“ Offenbarung folgt einem Muster: Erst das Wort, dann das Licht. 

In diesen Versen beginnt Joseph F. Smith, das Wirken Christi zwischen Tod und Auferstehung zu begreifen. Er sah geistig, was Petrus bezeugt hatte – dass Christus in die Geisterwelt ging, um „den Geistern, die im Gefängnis waren, zu predigen“ (1. Petrus 3:19). 

Er verstand, dass das Erlösungswerk universell ist. Der Tod begrenzt Christus nicht; im Gegenteil, durch den Tod öffnet Er die Tür für alle, die je gelebt haben. In den folgenden Versen (ab Vers 11) wird diese Erkenntnis zu einer umfassenden Vision, aber schon hier – in den ersten zehn Versen – legt der Herr den Grundstein: Der Erlöser vergisst keine Seele. 

gospeldoctrine.com kommentiert (sinngemäß), dass Joseph F. Smith diese Wahrheit nicht als neue Lehre empfing, sondern als erweiterte Einsicht in bereits offenbarte Prinzipien. Der Heilige Geist half ihm, zu sehen, was schon immer im Evangelium enthalten war – ähnlich wie bei den Jüngern auf dem Weg nach Emmaus, denen „die Augen geöffnet wurden“ (Lukas 24:31). 

Heutige Anwendung 

Diese ersten zehn Verse sind ein Lehrbuchbeispiel dafür, wie Offenbarung im Alltag entsteht: 

  1. Ruhe und Nachsinnen: Joseph F. Smith „saß in seinem Zimmer und sann nach“. Auch wir brauchen solche Momente geistiger Stille, fern vom Lärm der Welt. 
  1. Dankbarkeit und Fokus auf Christus: Statt sich auf Schmerz und Verlust zu konzentrieren, richtete der Prophet seinen Blick auf den Erretter. Dankbarkeit öffnet das Herz. 
  1. Studium der Schriften: Er schlug die Bibel auf. Der Geist wirkt durch das Wort – nicht als Ersatz, sondern als Erweiterung. 
  1. Einsicht durch den Heiligen Geist: Schließlich wurden „die Augen des Verständnisses“ geöffnet. 

Diese einfache, aber tiefgreifende Abfolge kann auch unser persönliches Offenbarungsmuster sein. Wenn wir über die Liebe Christi nachdenken, das Wort studieren und in Demut danken, kann der Geist uns ebenfalls „tiefer als je zuvor“ berühren. 

Wann habe ich das letzte Mal die Schriften so gelesen, dass sie mich „tiefer als je zuvor“ berührt haben – und wie kann ich in meinem täglichen Leben diese geistige Haltung des stillen Nachsinnens pflegen? 

findechristus.org