Donnerstag, 27. November 2025

Sollen sich in Abteilungen organisieren

 

(Bild: Quelle)

„Alles Volk der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage und diejenigen, die mit ihnen reisen, sollen sich in Abteilungen organisieren, mit dem Bündnis und Gelübde, alle Gebote und Satzungen des Herrn, unseres Gottes, zu befolgen.“ (Lehre und Bündnisse 136:2

Lehre und Bündnisse 136 – Der Bund des Gehorsams als Fundament der Wanderung nach Zion  

Diese Offenbarung, gegeben durch Brigham Young im Januar 1847 in Winter Quarters, markiert eine entscheidende Wende in der Geschichte der Heiligen der Letzten Tage. Der Prophet Joseph Smith war seit zweieinhalb Jahren tot, die Kirche war aus Nauvoo vertrieben worden, und Tausende lebten nun im provisorischen Lager an den Ufern des Missouri, zwischen Iowa und Nebraska. In dieser Lage der Unsicherheit und Entwurzelung kam durch Brigham Young „das Wort und der Wille des Herrn“ – nicht als neue theologische Lehre, sondern als konkrete göttliche Anleitung für das Überleben und den geistigen Zusammenhalt des Volkes. Vers 2 fasst dabei das Grundprinzip zusammen: Organisation im Bund. 

Ein Bund in der Wüste – die theologische Linie von Mose bis Winter Quarters 

Die Formulierung erinnert sofort an das Alte Testament, insbesondere an die Zeit Israels in der Wüste Sinai. Auch dort wurde das Volk Gottes organisiert, „nach ihren Heerscharen“ (vgl. 4. Mose 1:52), und gebunden durch ein feierliches Bundesgelübde, „alles, was der Herr gesagt hat, wollen wir tun“ (2. Mose 19:8). Ebenso wie Mose führte Brigham Young ein Volk, das „aus Ägypten“ vertrieben worden war – aus einem Ort der Verfolgung und des Aufruhrs. Doctrine and Covenants Central hebt hervor, dass der Herr hier „die Sprache der Exodus-Geschichte bewusst wieder aufgreift“, um die Heiligen daran zu erinnern, dass sie „Teil derselben fortdauernden Heilsgeschichte Israels“ sind (Zusammenfassung nach doctrineandcovenantscentral.org). 

Der Befehl, sich zu organisieren „mit dem Bündnis und Gelübde, alle Gebote zu halten“, steht somit in der Tradition der heiligen Bundeserneuerung: Das Volk soll sich selbst heiligen, um in ein „Land des Friedens“ geführt zu werden (Vers 16). Der Bund war nicht nur ein Verwaltungsinstrument, sondern eine geistliche Verpflichtung, ähnlich wie im Buch Mormon, wo Alma und sein Volk „einen Bund schlossen, Gott zu dienen und seine Gebote zu halten“ (Mosia 18:10). 

Organisation als Ausdruck geistlicher Ordnung 

Historisch betrachtet war Winter Quarters mehr als ein Zufluchtslager. Es war ein Testgelände für den Aufbau Zions. Die Heiligen hatten aus den chaotischen Erfahrungen in Missouri und Nauvoo gelernt: Ohne göttlich inspirierte Ordnung führt menschliche Begeisterung zu Spaltung. So bestimmte der Herr, dass das „Volk der Kirche“ sich in klaren Abteilungen mit Hauptleuten über Hundert, Fünfzig und Zehn organisieren sollte (Vers 3). Diese Struktur spiegelt nicht nur das mosaische System wider (2. Mose 18:25), sondern auch das himmlische Prinzip der hierarchischen und zugleich dienstbereiten Ordnung. 

Steven C. Harper kommentiert, dass Brigham Young diese Organisation „nicht als bürokratische Notwendigkeit, sondern als geistliches Muster“ verstand – eine Vorbereitung für das kommende Zion (nach stevecraigharper.com). Das Wort „Bündnis“ zeigt, dass diese Struktur eine heilige Dimension hatte: Jeder, der Teil dieser Abteilungen wurde, erklärte sich bereit, nicht nur physisch zu reisen, sondern geistlich in Einigkeit zu handeln. 

Das Bündnis des Gehorsams – eine Erneuerung nach Nauvoo 

Nach dem Märtyrertod Joseph Smiths im Jahr 1844 war die Kirche in einer kritischen Phase. Viele hatten ihre Führer verloren, andere zweifelten an der Zukunft der Bewegung. In dieser Zeit erneuerte der Herr durch Brigham Young das grundlegende Prinzip, das schon in L&B 1:14 festgehalten war: „Wer nicht auf meine Stimme hört und meine Worte nicht annimmt, … soll aus dem Volke Israel ausgerottet werden.“ 

Das Bündnis in Vers 2 ist also keine formelle Erklärung, sondern ein heiliger Schwur des Volkes, dass es sich weiterhin an die göttliche Ordnung halten werde, die Joseph Smith begründet hatte. Doctrine and Covenants Central nennt diesen Abschnitt deshalb „die Verfassung des Priestertums“ – nicht im juristischen Sinn, sondern als erneuerte Verpflichtung, das Werk fortzuführen, das Joseph begonnen hatte (sinngemäß nach doctrineandcovenantscentral.org). 

Dieses Prinzip des kollektiven Gehorsams erinnert stark an das Buch Mose in der Köstlichen Perle, wo Enoch lehrt, dass „Zion eins war, und das Volk hatte ein Herz und einen Sinn“ (Mose 7:18). Genau dieses Ziel – geistige und soziale Einheit – wird hier wiederaufgenommen. 

Der Bund als Wegbereiter der Verheißung 

Vers 2 führt das Ziel des göttlichen Bundes nicht explizit aus, aber der Kontext macht es deutlich: Das Volk soll durch Gehorsam und Organisation an einen Ort geführt werden, „wo der Herr einen Zionspfahl errichten wird“ (Vers 10). Der Weg dorthin war sowohl wörtlich als auch symbolisch: eine Wanderung nach Westen und zugleich eine Bewegung zu größerer Heiligkeit. 

Der Bund, alle Gebote und Satzungen des Herrn zu befolgen, war somit die Bedingung für das Erreichen der physischen wie geistlichen „Verheißung“. In diesem Sinne spiegelt L&B 136 das Muster des gesamten Heilsplans wider: erst Gehorsam, dann Befreiung, dann Herrlichkeit. 

Im Buch Mormon findet sich dasselbe Prinzip in 1. Nephi 2:20: „Wenn du meine Gebote hältst, wirst du in das Land der Verheißung geführt werden.“ Und in L&B 82:10 bekräftigt der Herr: „Ich, der Herr, bin an mein Wort gebunden, wenn ihr tut, was ich sage.“ Das Volk der Heiligen lebte buchstäblich diese Verheißung – ihre Reise nach Utah wurde zum Symbol des Glaubensgehorsams. 

Gehorsam und Gemeinschaft – Gegengewicht zur Angst 

Bemerkenswert ist, dass der Herr hier das Gebot des Gehorsams unmittelbar mit der Verheißung des Schutzes verbindet. In Vers 17 sagt er: „Fürchtet eure Feinde nicht; denn sie werden nicht die Macht haben, mein Werk aufzuhalten.“ Das erinnert an die Zusage in Josua 1:9: „Sei stark und mutig; fürchte dich nicht.“ Der Bund war somit auch eine geistliche Waffe gegen Angst und Verzweiflung. 

Der kollektive Charakter des Gelübdes – „alles Volk … und diejenigen, die mit ihnen reisen“ – zeigt, dass die göttliche Führung nicht auf Mitgliederzahlen beschränkt war. Jeder, der sich unter das Joch des Bundes stellte, konnte Teil des Zionsvolkes werden. Dies spiegelt die universelle Einladung des Evangeliums wider, wie sie schon Christus ausgesprochen hatte: „Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid“ (Matthäus 11:28). 

Parallelen zur persönlichen Nachfolge heute 

Für heutige Leser wird dieser Vers zu einem Spiegel persönlicher Nachfolge. Der „Bund und das Gelübde“ sind nicht nur historische Kategorien, sondern bilden auch das Herzstück jedes christlichen Lebens. Wer getauft wird, verpflichtet sich, „den Namen Christi auf sich zu nehmen“ und „seine Gebote zu halten“ (Mosia 18:8–10). 

So wie die Pioniere nur gemeinsam nach Westen gelangen konnten, erreichen auch heutige Jünger Christi das geistliche Zion nur in Einigkeit und Treue. Der Aufruf, sich „in Abteilungen zu organisieren“, kann geistlich verstanden werden als Einladung, das eigene Leben zu ordnen – Prioritäten zu setzen, geistige Disziplin zu üben und sich mit anderen Gläubigen zu verbinden. 

In einer Zeit globaler Unsicherheit erinnert L&B 136:2 daran, dass Heil und Sicherheit nicht aus individueller Stärke entstehen, sondern aus der Bundesgemeinschaft, die auf Gehorsam gegenüber dem Herrn gegründet ist. Der Bund schafft Orientierung inmitten des Chaos und verwandelt Prüfungen in Gelegenheiten zur Heiligung. 

Schlussgedanke 

L&B 136:2 zeigt, dass der Herr seine Kirche nie unvorbereitet lässt, selbst in Momenten des Verlusts und der Neuorientierung. Durch Brigham Young erneuerte er das uralte Prinzip des Bundes, das Israel durch die Wüste getragen hat und das die Heiligen der Letzten Tage durch ihre Wüstenzeit nach Zion führen sollte. 

Das Bündnis, alle Gebote und Satzungen des Herrn zu befolgen, ist der rote Faden der Heilsgeschichte – von Mose bis zu den Pionieren, von Alma bis zu uns. Es ruft uns heute auf, in einer Welt des geistigen Wandels fest verankert zu bleiben, in Gemeinschaft und im Gehorsam gegenüber Gott. 

Wer diesen Bund bewusst erneuert, wird, wie die Heiligen damals, „in ein Land des Friedens“ geführt – nicht unbedingt geographisch, sondern geistig: in die Ruhe Christi (vgl. Moroni 7:3). Dort liegt die wahre Verheißung Zions. 

findechristus.org

Mittwoch, 26. November 2025

Ihr unschuldiges Blut ist ein großes Siegel

 

(Bild: Quelle)

„Und ihr unschuldiges Blut auf dem Fußboden des Gefängnisses zu Carthage ist ein großes Siegel, das dem ‚Mormonismus‘ beigefügt wurde und das von keinem Gerichtshof auf Erden verworfen werden kann.“ (Lehre und Bündnisse 135:7

Warum lässt der Herr manchmal zu, dass das Zeugnis Seiner Propheten erst durch ihr Leiden und ihr Blut unübersehbar wird? 

Lehre und Bündnisse 135:5–7 – Das Zeugnis des Blutes 

Vers 5 – Das Wort des Abschieds 

Der fünfte Vers verknüpft die letzten Handlungen Hyrum Smiths mit dem Buch Mormon: 

„Hyrum … las den folgenden Absatz kurz vor Ende des zwölften Kapitels von Ether …“ 

Dieser Moment ist von tiefer Symbolik erfüllt. Hyrum, der Patriarch der Kirche, öffnet die Schrift nicht zufällig, sondern als geistlich vorbereiteter Zeuge. Der gewählte Abschnitt (Ether 12:36–38) spricht vom Gebet um Nächstenliebe, von der Reinigung der Kleider und von einem Abschied „bis wir uns vor dem Richterstuhl Christi begegnen“. 

Damit deutet Hyrum sein eigenes Ende als Heimkehr und Zeugnis zugleich. Seine gefaltete Seite im Buch Mormon wird zu einem stillen Symbol: Das Wort, das er gelesen hat, bleibt im Buch eingeschlagen – als ewige Erinnerung an den Preis der Wahrheit. So wie das Buch Mormon durch göttliche Macht hervorgebracht wurde, wird es nun durch das Blut seiner Zeugen besiegelt. 

Hier begegnen wir einem uralten biblischen Motiv: Das Wort Gottes wird durch das Opfer seiner Boten bestätigt. In Hebräer 9:16–17 heißt es: „Ein Testament tritt erst in Kraft nach dem Tod dessen, der es gemacht hat.“ John Taylor greift dieses Bild ausdrücklich auf, wenn er schreibt: „Die das Testament gemacht haben, sind nun tot, und ihr Testament ist in Kraft.“ 

Damit wird klar: Das Werk Josephs und Hyrums war nicht beendet, sondern vollendet. Ihr Tod war kein Scheitern, sondern die Aktivierung des Bundes – so wie Christus durch sein Blut das neue Testament besiegelte, so bekräftigten diese Brüder den Bund der Wiederherstellung. 

Vers 6 – Das Blut des 19. Jahrhunderts 

„… hinfort werden ihre Namen unter die der religiösen Märtyrer eingereiht werden, und der Leser in jeder Nation wird daran erinnert werden, dass das Buch Mormon und dieses Buch, Lehre und Bündnisse … das beste Blut des neunzehnten Jahrhunderts gekostet haben.“ 

Hier spricht John Taylor nicht mehr als Chronist, sondern als Prophet des Gedächtnisses. Seine Worte sind zugleich Klage und Weihe: Das Evangelium wurde auf Kosten „des besten Blutes“ hervorgebracht. 

Diese Formulierung trägt doppelten Sinn. Einerseits meint sie den hohen moralischen Rang der Männer, die starben – rechtschaffene, tugendhafte Männer. Andererseits verweist sie auf den geistlichen Wert ihres Blutes als Zeugnisblut. Taylor deutet es als „Preis“, durch den das Evangelium der Welt gebracht wurde. 

Historisch gesehen war das Martyrium ein Wendepunkt. Die Kirche stand vor einer Bewährungsprobe: Sollte sie zerfallen oder sich unter göttlicher Führung erneuern? Der Tod der Brüder entfachte keinen Zerfall, sondern sammelte den Glauben der Heiligen. Brigham Young sprach später davon, dass die Märtyrer „die Saat“ waren, aus der Zion wachsen konnte. 

Spirituell gesehen ist hier von der Reinigungskraft des Blutes der Zeugen die Rede. Ihr Opfer brannte die Wahrheit in das Bewusstsein der Kirche ein. Wie Christus für die ganze Welt starb, so gaben Joseph und Hyrum ihr Leben für das fortgesetzte Werk der Errettung in der letzten Zeit. 

Wenn John Taylor sagt, ihr Blut sei „das beste Blut des neunzehnten Jahrhunderts“, dann meint er nicht weltliche Größe, sondern geistliche Würde. Das 19. Jahrhundert brachte industrielle und politische Revolutionen hervor – doch in Carthage geschah eine Revolution anderer Art: eine geistige Neugeburt, in der die Wahrheit teurer war als das Leben. 

Vers 7 – Das dreifache Zeugnis des Blutes 

Der letzte Vers ist zugleich Höhepunkt und Schlussakkord dieses heiligen Berichtes: 

„Und ihr unschuldiges Blut auf dem Fußboden des Gefängnisses zu Carthage ist ein großes Siegel … und ihr unschuldiges Blut auf dem Wappen des Staates Illinois … und ihr unschuldiges Blut auf dem Banner der Freiheit … ist ein Botschafter für die Religion Jesu Christi …“ 

Dreimal wiederholt John Taylor die Wendung „ihr unschuldiges Blut“ – jedes Mal mit neuer Bedeutung. 

  1. Auf dem Fußboden des Gefängnisses – das persönliche, greifbare Zeugnis. Es verweist auf den konkreten Ort des Martyriums, an dem Himmel und Erde sich berührten. Dieses Blut ist das sichtbare Siegel für alle, die zweifeln. 
  1. Auf dem Wappen des Staates Illinois – das gesellschaftliche Zeugnis. Es erinnert an die gebrochene Zusicherung des Gouverneurs, die den Mord ermöglichte. Damit wird die Schuld der irdischen Macht zum Teil der Botschaft: Kein menschlicher Verrat kann göttliche Wahrheit entkräften. 
  1. Auf dem Banner der Freiheit und auf der Magna Charta der Vereinigten Staaten – das universelle Zeugnis. Hier erhebt sich das Blut zum Symbol für Religionsfreiheit und Wahrheit in allen Nationen. Es wird zum „Botschafter“, der die Herzen ehrlicher Menschen überall berührt. 

Diese dreifache Symbolik entfaltet eine prophetische Vision: Das Blut der Gerechten ruft über Generationen hinweg. Es klagt nicht zur Rache, sondern zum Gedächtnis – damit die Welt erkenne, dass göttliche Wahrheit nicht ausgelöscht werden kann. 

Die letzte Wendung greift die Offenbarung des Johannes auf: 

„Ihr unschuldiges Blut wird zusammen mit dem unschuldigen Blut aller Märtyrer, die Johannes unterhalb des Altares sah, zum Herrn der Heerscharen schreien …“ 

Dieses apokalyptische Bild (Offenbarung 6:9–11) verbindet Carthage mit der himmlischen Geschichte der Zeugen Gottes. Joseph und Hyrum stehen in derselben Reihe wie Abel, Abinadi, Stephanus und unzählige andere, deren Blut Gott als heiliges Zeugnis annimmt. 

Das Siegel der Wahrheit 

John Taylor nennt das Blut der Brüder ein „großes Siegel“. In antiken Kulturen war das Siegel das Symbol der Beglaubigung – unauflösbar, verbindlich, unwiderruflich. Durch ihr Opfer wurde das Werk Josephs von Gott selbst besiegelt. Kein menschliches Gericht kann dieses Siegel brechen. 

In dieser Perspektive ist Carthage nicht das Ende der Geschichte, sondern der Punkt, an dem das irdische Zeugnis in himmlische Gewissheit übergeht. Das, was Menschen zu vernichten suchten, wurde durch ihr Verbrechen bestätigt. Ihre Tat sprach unbeabsichtigt für die Wahrheit dessen, was sie bekämpften. 

Taylor formuliert das mit schneidender Klarheit: 

„… und das von keinem Gerichtshof auf Erden verworfen werden kann.“ 

Hier verschmelzen historische Realität und göttliches Recht. Die Erde mag ihre Urteile sprechen, aber der Himmel setzt sein Siegel – und das Blut der Märtyrer ist die Tinte dieses ewigen Dokuments. 

Geistliche Lehren 

  1. Das Blut der Zeugen ruft zum Glauben, nicht zur Vergeltung. 
    Josephs und Hyrums Opfer bezeugen, dass Gottes Reich nicht durch Gewalt verteidigt, sondern durch Treue und Liebe bestätigt wird. Ihr Blut ruft nicht nach Rache, sondern nach Nachfolge. 
  1. Wahrheit wird durch Leiden glänzend. 
    In einer Welt, die Macht über Recht stellt, offenbart das Leiden der Gerechten die Kraft der Wahrheit. Wenn das Licht bekämpft wird, leuchtet es umso heller. 
  1. Göttliche Bestätigung übersteigt irdische Macht. 
    Kein politisches System, kein Gericht, keine Verleumdung kann das göttliche Werk annullieren, das mit Blut besiegelt wurde. 
  1. Erinnerung ist Teil des Bundes. 
    John Taylor lädt jede Generation ein, sich zu erinnern. Das Gedächtnis an Carthage ist nicht Vergangenheitsbewältigung, sondern Bundesbewahrung – die Verpflichtung, die Wahrheit weiterzutragen. 

Schlussgedanke 

L&B 135 endet mit dem Wort „Amen“ – ein einfaches, aber gewaltiges Schlusswort. Es bedeutet: So sei es. Es ist bestätigt. John Taylor beendet seinen Bericht damit nicht nur literarisch, sondern feierlich. Dieses „Amen“ steht stellvertretend für das Siegel Gottes über dem Leben der Märtyrer und über dem Werk der Wiederherstellung. 

Carthage bleibt in der Erinnerung der Heiligen nicht als Ort des Todes, sondern als Ort des Siegels. Dort wurde das Evangelium endgültig als wahr erklärt – nicht durch Worte, sondern durch Blut. 

 
findechristus.org

Dienstag, 25. November 2025

Mehr getan für die Errettung der Menschen

 

(Bild: Quelle)

„Joseph Smith, der Prophet und Seher des Herrn, hat mehr für die Errettung der Menschen in dieser Welt getan als irgendein anderer Mensch, der je auf ihr gelebt hat – Jesus allein ausgenommen.“ (Lehre und Bündnisse 135:3). 

Diese machtvollen Worte John Taylors gehören zu den ehrfürchtigsten Bekenntnissen der Kirchengeschichte. Sie sind nicht Übertreibung aus Schmerz, sondern Ausdruck tiefster Erkenntnis: In Joseph Smiths Leben und Tod erfüllt sich der göttliche Auftrag, die Fülle des Evangeliums wiederherzustellen – und sie mit dem höchsten Opfer zu besiegeln. 

Lehre und Bündnisse 135:1–4 – Joseph Smith, der Prophet und Seher des Herrn, wurde ermordet … 

Vers 1 – Das Besiegeln des Zeugnisses 

Der Abschnitt beginnt mit der Verkündigung: 

„Um das Zeugnis dieses Buches und des Buches Mormon zu besiegeln, geben wir den Märtyrertod … bekannt.“ 

Hier wird das Martyrium nicht nur als tragischer Abschluss verstanden, sondern als Akt des Besiegelns. Im biblischen Sinn bedeutet „besiegeln“ (vgl. Offb 7:3Eph 1:13), dass etwas bestätigt, beglaubigt und unverrückbar gemacht wird. Joseph und Hyrum starben nicht lediglich als Opfer eines Mobs, sondern als Zeugen, deren Blut zum „Siegel“ ihrer Botschaft wurde. 

Der Ausdruck erinnert an die Propheten alter Zeit, deren Zeugnis erst durch Verfolgung und Tod vollendet wurde. Wie Abinadi, der vor König Noah stand und „sein Zeugnis mit dem Blut besiegelte“ (Mosia 17:20), so bestätigten auch Joseph und Hyrum die Wahrheit des wiederhergestellten Evangeliums. Ihr Tod wurde damit nicht das Ende, sondern der letzte Beweis ihrer Sendung – eine Erfüllung göttlicher Vorsehung, die ihr Werk unvergänglich machte. 

Vers 2 – Das Zeugnis der Überlebenden 

John Taylor, der Verfasser des Abschnitts, spricht in Vers 2 als Augenzeuge: 

„John Taylor und Willard Richards … waren zu der Zeit die Einzigen im gleichen Raum …“ 

Diese persönliche Note verleiht dem Bericht Authentizität und Gewicht. Taylor überlebte schwer verwundet; Richards blieb unverletzt. Beide verstanden dies als Ausdruck göttlicher Bewahrung, damit das Zeugnis weitergetragen werde. Ihr Überleben war Teil des Plans: Sie sollten das Geschehen aufzeichnen und bezeugen, dass die Propheten unschuldig gestorben waren. 

Taylor stellt klar, dass kein menschliches Gericht ihre Unschuld hätte verneinen oder ihr Werk zerstören können. Ihr Blut auf dem Boden von Carthage wurde so zum „unwiderlegbaren Zeugnis“ (Vers 7). Hier offenbart sich ein geistliches Prinzip: Wenn irdische Gerichte versagen, spricht das Blut der Gerechten – wie das Abels (Hebr 12:24) – lauter als jedes menschliche Urteil. 

Vers 3 – „Mehr getan für die Errettung der Menschen …“ 

Dieser Satz ist in seiner theologischen Tiefe kaum zu überschätzen: 

„Joseph Smith … hat mehr für die Errettung der Menschen getan als irgendein anderer Mensch – Jesus allein ausgenommen.“ 

John Taylor vergleicht hier nicht Josephs Menschlichkeit mit der Göttlichkeit Christi, sondern betont die einzigartige Rolle des Propheten im Heilsplan dieser letzten Zeit. Während Jesus Christus die Quelle der Erlösung ist, war Joseph das Werkzeug ihrer Wiederherstellung. Durch ihn wurde die Fülle des Evangeliums, die in Jahrhunderten der Dunkelheit verloren gegangen war, erneut auf die Erde gebracht. 

Taylor zählt diese Werke auf: 
– Übersetzung und Veröffentlichung des Buches Mormon 
– Verkündung der Fülle des immerwährenden Evangeliums 
– Sammlung der Heiligen und Gründung von Zion 
– Offenbarungen und Gebote, die das Buch Lehre und Bündnisse bilden 
– Aufbau einer Gemeinschaft der Gläubigen 

Diese Leistungen werden in nur zwanzig Jahren zusammengefasst – ein erstaunlicher Zeitraum, in dem Joseph vom ungebildeten Bauernjungen zum Propheten und Kirchenführer wuchs. Der Satz, dass sein „Name nicht getötet werden kann“, hat sich prophetisch erfüllt: Millionen erkennen heute sein Wirken an, sein Zeugnis wird in über hundert Sprachen verkündet, und sein Einfluss auf den Glauben unzähliger Menschen bleibt lebendig. 

Vers 4 – „Ich gehe wie ein Lamm zum Schlachten …“ 

Die Worte, die Joseph wenige Tage vor seinem Tod sprach, zeigen eine Haltung, die an Christus selbst erinnert: 

„Ich gehe wie ein Lamm zum Schlachten, aber ich bin so ruhig wie ein Sommermorgen; mein Gewissen ist frei von Schuld gegenüber Gott und allen Menschen.“ 

In dieser Gelassenheit spiegelt sich tiefer Glaube und völliges Vertrauen in Gottes Plan. Joseph wusste, dass sein Weg nach Carthage in den Tod führen würde. Doch anstatt zu fliehen, ging er bewusst – nicht getrieben von Angst, sondern getragen von der Gewissheit seiner Berufung. Diese Ruhe entspringt einem reinen Gewissen und einer Liebe, die selbst vor dem Tod nicht zurückweicht. 

Das Bild des „Lamms“ ruft unweigerlich den Opfertod Christi in Erinnerung. Joseph folgt dem Beispiel des Erlösers, nicht in erlösender Funktion, sondern in Nachfolge und Zeugenschaft: Er legt sein Leben nieder für das Werk, das Christus ihm anvertraut hat. 

Das gemeinsame Zeugnis der Brüder 

John Taylor betont mehrfach die Einheit von Joseph und Hyrum: 

„Im Leben waren sie vereint, und der Tod hat sie nicht getrennt!“ 

Diese Formulierung hebt nicht nur ihre familiäre, sondern auch ihre geistliche Verbindung hervor. Hyrum war Patriarch, ein väterlicher Lehrer und Stütze Josephs. Ihr gemeinsames Sterben symbolisiert, dass das Prophetentum und das Patriarchat gemeinsam das Fundament der Kirche bilden – Offenbarung und Beständigkeit, Führung und Familie, Lehre und Zeugnis. 

Dass Hyrum vor seiner Abreise aus Nauvoo aus Ether 12 las, wo von Glauben, Schwäche und Reinigung der Kleider die Rede ist, verleiht seinem Tod tiefe symbolische Bedeutung. Es ist, als hätte der Herr selbst ihn vorbereitet und gestärkt, um sein Zeugnis zu vollenden. 

Das Blut als Siegel der Wahrheit 

Im gesamten Abschnitt steht das Bild des Blutes als Siegel im Mittelpunkt. Im Alten und Neuen Testament wurde das Blut des Opfers als Zeichen des Bundes verstanden – zuerst in den Tieropfern Israels, schließlich im Blut Christi, das „für viele vergossen“ wurde (Matthäus 26:28). 

So wird auch das Blut der Propheten zu einem Bundeszeichen. Es besiegelt das Werk, das sie verkündet haben, und macht ihre Botschaft unantastbar. John Taylor beschreibt, dass dieses Blut „auf dem Banner der Freiheit“ und „auf der Magna Charta der Vereinigten Staaten“ ein bleibendes Zeugnis ist. In dieser Sprache verbindet sich Patriotismus, Glaube und Prophetentum – die Märtyrer stehen für das göttliche Recht auf Wahrheit und Glaubensfreiheit. 

Geistliche Lehren 

  1. Wahrheit hat ihren Preis. 
    Göttliche Wahrheit fordert Opfer. Wer ihr treu ist, muss bereit sein, Anfeindung zu tragen. Josephs und Hyrums Tod erinnert daran, dass wahre Jüngerschaft Mut verlangt. 
  1. Zeugnis wird durch Treue bestätigt. 
    Ihr Beispiel lehrt, dass das stärkste Zeugnis nicht im Wort, sondern im Leben – und im Sterben – gegeben wird. 
  1. Gott macht das Opfer fruchtbar. 
    Was in Carthage geschah, führte nicht zur Zerstörung, sondern zur Ausbreitung der Kirche. Der Herr verwandelte Leid in Wachstum und Tod in Zeugnis. 
  1. Friede des Gewissens ist die höchste Gabe. 
    Josephs Worte „mein Gewissen ist frei von Schuld“ zeigen, dass innerer Friede nicht von äußeren Umständen abhängt, sondern vom Wissen, in Gottes Willen zu stehen. 

Schlussgedanke 

L&B 135:1–4 lädt uns ein, das Martyrium nicht als Katastrophe, sondern als Krönung des Zeugnisses zu verstehen. Joseph und Hyrum besiegelten ihr Werk durch das Blut des Glaubens – und machten so sichtbar, dass Gottes Wahrheit stärker ist als Gewalt und Tod. 

Wie kann mein eigenes Zeugnis – in Worten, Taten und Treue – zu einem lebendigen Siegel für die Wahrheit des Evangeliums werden? 

findechristus.org

Montag, 24. November 2025

Um das Zeugnis dieses Buches und des Buches Mormon zu besiegeln

 

(Bild: Quelle)

“Um das Zeugnis dieses Buches und des Buches Mormon zu besiegeln, geben wir den Märtyrertod des Propheten Joseph Smith und des Patriarchen Hyrum Smith bekannt. ...” (Lehre und Bündnisse 135:1). 

Dieser Vers führt uns mitten in das Geschehen von Carthage und lässt uns erkennen, dass das vergossene Blut der Propheten mehr war als ein Ende – es war ein göttliches Siegel der Wahrheit. 

Lehre und Bündnisse 135 – Das Zeugnis des Blutes 

Historischer Hintergrund – Die letzten Tage in Carthage 

Entstehungskontext des Abschnitts 

Der Text von L&B 135 wurde von Elder John Taylor verfasst, einem der Zwölf Apostel, der zusammen mit Joseph Smith, Hyrum Smith und Willard Richards im Gefängnis von Carthage inhaftiert war. Taylor war Augenzeuge des Martyriums und überlebte schwer verletzt. Er verfasste dieses bewegende Zeugnis nur wenige Tage nach dem 27. Juni 1844, zunächst für die Veröffentlichung im Times and Seasons, und es wurde anschließend in die 1844-Ausgabe des Buches Lehre und Bündnisse aufgenommen. Sein Bericht trägt die doppelte Bedeutung eines Augenzeugenprotokolls und eines apostolischen Zeugnisses. Der Abschnitt wurde nicht als Offenbarung diktiert, sondern als eine inspiriert formulierte Bekanntmachung des Märtyrertodes der beiden Brüder – und zugleich als feierliche Bekräftigung der Wahrheit ihres Werkes. 

Juni 1844 – Spannungen und Verrat 

Der Weg nach Carthage war das Ergebnis monatelanger politischer, gesellschaftlicher und religiöser Spannungen in Illinois. Joseph Smith war nicht nur der Präsident der Kirche, sondern auch Bürgermeister von Nauvoo und Kandidat für das Präsidentenamt der Vereinigten Staaten. Diese Machtkonzentration, verbunden mit Gerüchten über die Praxis der Mehrehe und wachsender Feindschaft unter abtrünnigen Mitgliedern, erzeugte ein explosives Klima. Der unmittelbare Auslöser war die Zerstörung der Druckerpresse des „Nauvoo Expositor“ am 10. Juni 1844. Die Herausgeber – ehemalige Mitglieder, die Joseph Smith des Machtmissbrauchs bezichtigten – hatten in ihrer einzigen Ausgabe Anschuldigungen gegen ihn veröffentlicht. Der Nauvoo-Stadtrat erklärte die Druckerpresse zur öffentlichen Belästigung und ließ sie gemäß dem Stadtrecht entfernen. 

Diese Entscheidung wurde von den Gegnern Joseph Smiths als Angriff auf die Pressefreiheit gedeutet und führte zu einem Haftbefehl wegen „Aufruhr“. Joseph und Hyrum Smith beschlossen, sich freiwillig zu stellen, um weiteren Gewaltausbrüchen vorzubeugen. Am 24. Juni 1844 ritt Joseph nach Carthage, begleitet von mehreren Freunden, unter ihnen John Taylor und Willard Richards. Bevor er Nauvoo verließ, sagte er mit prophetischem Blick: „Ich gehe wie ein Lamm zum Schlachten.“ (vgl. Vers 4). 

Im Gefängnis von Carthage 

Die vier Männer wurden in einem kleinen oberen Raum des Carthage Jail festgehalten, während draußen eine zunehmend feindselige Menge tobte. Gouverneur Thomas Ford hatte ihnen Sicherheit zugesichert, reiste jedoch selbst mit der Miliz aus der Stadt ab – ein verhängnisvoller Fehler. John Taylor beschreibt in seinem Bericht, wie die Gefangenen jene Tage in Gebet, Gespräch und Gesang verbrachten. Am Morgen des 27. Juni las Hyrum Smith aus Ether 12:36–38 im Buch Mormon – eine Stelle über Glauben, Nächstenliebe und das Reinge­macht-Werden der Kleider durch Treue. Diese Verse wurden zur geistlichen Vorbereitung auf ihr Schicksal

Gegen fünf Uhr nachmittags stürmte ein bewaffneter Mob von etwa 150–200 Männern das Gefängnis. Hyrum wurde als Erster tödlich getroffen, fiel mit den Worten: „Ich bin des Todes!“ Joseph feuerte seine Pistole zur Selbstverteidigung ab, doch vergeblich. Er sprang aus dem Fenster, rief: „O Herr, mein Gott!“ und wurde beim Aufprall erschossen. John Taylor wurde schwer verwundet; Willard Richards blieb auf wundersame Weise unverletzt. 

Das Zeugnis John Taylors 

John Taylor begann seinen Bericht mit den Worten: 

„Um das Zeugnis dieses Buches und des Buches Mormon zu besiegeln, geben wir den Märtyrertod … bekannt.“ (Vers 1

Er betrachtete den Tod der Brüder nicht als Zufall, sondern als Siegel ihres göttlichen Auftrags. In seinen Augen war ihr vergossenes Blut ein sichtbares Zeugnis, dass das Werk, das sie begonnen hatten, wahr und von Gott bestätigt war. In Vers 7 nennt er dieses Blut ein „großes Siegel“, das „von keinem Gerichtshof auf Erden verworfen werden kann“. Damit erhob Taylor die Tat über die Ebene politischer oder rechtlicher Fragen hinaus – sie wurde zum kosmischen Zeugnis der Wahrheit

Die Größe Josephs 

In Vers 3 formuliert John Taylor einen der kraftvollsten Nachrufe der Kirchengeschichte: 

„Joseph Smith … hat mehr für die Errettung der Menschen in dieser Welt getan als irgendein anderer Mensch, der je auf ihr gelebt hat – Jesus allein ausgenommen.“ 

Diese Worte fassen die Dankbarkeit der frühen Heiligen zusammen. Taylor listet die Taten Josephs auf: Übersetzung und Veröffentlichung des Buches Mormon, Offenbarungen, Sammlung der Heiligen, Gründung von Nauvoo – und betont, dass Josephs Name „nicht getötet werden kann“. Diese Formulierung erinnert an das biblische Prinzip, dass wahre Propheten im Tod triumphieren, weil ihr Zeugnis ewig bleibt. Wie die meisten Gesalbten in alter Zeit (vgl. Hebräer 11), besiegelte Joseph sein Werk „mit seinem eigenen Blut“. 

Parallelen zu biblischen Märtyrern 

Die Schilderung trägt deutliche Parallelen zur Steinigung des Stephanus (Apostelgeschichte 7) und zur Hinrichtung des Paulus. Beide litten um des Zeugnisses Jesu willen und starben mit einem Blick auf den Himmel. Auch Hyrum und Joseph verließen die Welt in Frieden des Gewissens (Vers 4). Wie Stephanus sahen sie über den Hass der Menschen hinweg und vertrauten auf göttliche Gerechtigkeit. 

In Vers 5 verknüpft Taylor die letzten Worte Hyrums mit dem Zitat aus Ether 12, wo der Prophet Moroni von der Reinigung der Kleider spricht. Damit stellte er Hyrum in die Linie der alttestamentlichen und neubiblischen Zeugen, deren Blut „unterhalb des Altars“ auf Gerechtigkeit wartet (vgl. Offenbarung 6:9-11). Der Text greift dieses Bild in Vers 7 wieder auf, wenn er sagt, dass ihr Blut zusammen mit dem aller Märtyrer „zum Herrn der Heerscharen schreien“ werde. 

Die Bedeutung des Martyriums für die frühe Kirche 

Das Martyrium Josephs und Hyrums markierte das Ende einer Ära. Es war nicht das Ende der Kirche, sondern der Beginn ihres weltweiten Auftrags. Viele Heilige sahen in diesem Ereignis die Erfüllung der Schriftworte, dass der Herr seine Propheten nicht im Stich lässt, sondern ihr Blut zum Zeugnis macht. Doctrine and Covenants Central bemerkt, dass die Gläubigen Josephs Tod als „Opfer der Versöhnung zwischen Erde und Himmel“ betrachteten (Zusammenfassung). Das Blut der Propheten wurde so zu einem heiligen Pfand, dass Gott sein Werk fortsetzen würde. 

Auch in praktischer Hinsicht hatte der Tod der Brüder eine tiefgreifende Wirkung. Wie Steven C. Harper erläutert, führte das Martyrium zur Stärkung der Führungsautorität des Kollegiums der Zwölf, das nun die Leitung übernahm. Es prüfte die Glaubenstreue der Mitglieder: Würden sie dem Zeugnis der Märtyrer folgen oder den Anfeindungen weichen? 

Geistliche Anwendung 

Für heutige Leser erinnert L&B 135 daran, dass wahres Zeugnis Opfer fordert. Joseph und Hyrum gaben nicht nur ihr Leben, sondern zuvor auch Jahre des Leidens, der Verfolgung und des unerschütterlichen Dienstes. Ihr Beispiel ruft jeden Nachfolger Christi auf, standhaft zu bleiben – auch, wenn der Preis hoch ist. Wie sie sollen wir „so ruhig wie ein Sommermorgen“ (Vers 4) dem begegnen, was Gott zulässt, im Wissen, dass Unschuld und Glauben stärker sind als Gewalt und Hass. 

Ihr unschuldiges Blut ist, wie Taylor schrieb, ein „Botschafter für die Religion Jesu Christi“ (Vers 7). Es ruft auch heute noch zum Glauben, zur Wahrhaftigkeit und zum Mut, Zeugnis abzulegen. Josephs Name wurde tatsächlich nicht getötet: Millionen erkennen ihn heute als Propheten an, der das wiederhergestellte Evangelium brachte. 

Schlussgedanke 

L&B 135 ist kein Bericht bloßer Tragödie, sondern ein Loblied auf göttliche Treue. John Taylor bezeugt, dass Joseph Smith „groß im Leben und groß im Sterben“ war, und dass Gott seine Propheten nicht verlässt. Wie bei Stephanus, Paulus und allen Gerechten vergangener Zeiten ist ihr Blut nicht vergebens, sondern das Siegel eines Bundes, der Himmel und Erde verbindet. 

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Samstag, 22. November 2025

Wir glauben, dass die Religion von Gott eingerichtet worden ist

 

(Bild: Quelle)

„Wir glauben, dass die Religion von Gott eingerichtet worden ist und dass die Menschen ihm, und nur ihm, für die Ausübung derselben verantwortlich sind, sofern ihre religiösen Ansichten sie nicht dazu veranlassen, die Rechte und Freiheiten anderer zu verletzen.“ (Lehre und Bündnisse 134:4). 

Lehre und Bündnisse 134 – Das Recht und die Verantwortung des Gewissens 

Vers 4 ist ein kraftvoller Leitgedanke: Religion ist ein göttliches Geschenk, und das Gewissen eines Menschen liegt in der Verantwortung vor Gott. Gleichzeitig wird betont, dass niemand das Recht hat, die Freiheit anderer zu verletzen. Diese doppelte Perspektive – Freiheit und Verantwortung – bildet die Grundlage für heutige Anwendungen von LuB 134. Sie hilft uns, unseren Glauben bewusst zu leben und gleichzeitig eine gerechte, friedliche Gesellschaft zu fördern. 

Im Alltag bedeutet das, dass Glaube nicht nur eine private Angelegenheit ist, sondern in der Welt praktiziert wird – in Familie, Beruf, Schule und Gemeinschaft. Wer seinen Glauben ernst nimmt, muss auch die Konsequenzen seines Handelns bedenken und sicherstellen, dass er niemanden in seinen Rechten beschneidet. Die folgenden Verse geben uns Orientierung, wie Freiheit und Verantwortung in Balance gehalten werden können. 

Verse 1–4 – Religionsfreiheit und Schutz des Gewissens 

Die ersten vier Verse legen die Grundprinzipien der Religionsfreiheit fest. Regierungen sollen die Rechte der Bürger schützen, darunter Leben, Eigentum und freie Ausübung des Glaubens, während Religion selbst nicht staatlich diktiert werden darf. 

Biblische Querverweise: 

  • Matthäus 22:21: „Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist.“ 
  • Römer 13:1–2: Unterordnung unter die staatliche Gewalt, sofern sie gerecht ist. 

Buch-Mormon-Bezug: 

Köstliche-Perle-Bezug: 

  • Moses 6:57: Alle Menschen müssen umkehren und sich Gott zuwenden, um das Reich Gottes zu ererben; dies unterstreicht die Verantwortung jedes Einzelnen vor Gott. 

Vertiefung und heutige Anwendung: 
Heute bedeutet dies, dass jeder seinen Glauben frei ausüben kann, aber auch Verantwortung trägt, dass diese Freiheit nicht auf Kosten anderer geht. Im Arbeitsumfeld kann das bedeuten, dass man seine Überzeugungen respektvoll teilt, ohne Kollegen unter Druck zu setzen. In der Familie kann es heißen, Kinder zu lehren, aus eigenem Entschluss zu glauben, statt sie zu zwingen. Die Verse mahnen uns, Freiheit als ein Geschenk Gottes zu sehen, das verantwortungsvoll genutzt werden muss. 

Handlungsanwendung: 
Achte bewusst darauf, dass dein Glaube nicht nur dich selbst formt, sondern dass du auch die Überzeugungen und Rechte anderer respektierst. Religion darf nicht als Werkzeug der Kontrolle dienen, sondern als Ausdruck persönlicher Verbindung zu Gott. 

Verse 5–8 – Unterstützung der Regierung und Achtung des Gesetzes 

Diese Verse legen die Pflicht jedes Bürgers dar, gerechte Regierungen zu unterstützen und sich an die Gesetze zu halten, solange die Rechte gewahrt bleiben. Gleichzeitig betonen sie, dass Regierungen die Freiheit der Religion schützen sollen. 

Biblische Querverweise: 

Buch-Mormon-Bezug: 

  • Alma 1:26–27: Rechtschaffenes Verhalten zeigt sich in Demut, Gleichheit und Unterstützung anderer; dies fördert das Gemeinwohl innerhalb der Gemeinschaft. 
  • Helaman 5:10–12: Die geistige Rechtschaffenheit und Umkehr bilden das Fundament für Sicherheit und Standhaftigkeit; wer auf Christus baut, bleibt selbst in Stürmen des Lebens gefestigt. 

Köstliche-Perle-Bezug: 

  • Abraham 3:25: Menschen werden geprüft, ob sie Gottes Gebote befolgen; dies unterstreicht die Verantwortung jedes Einzelnen vor Gott. 

Vertiefung und heutige Anwendung: 
In der modernen Gesellschaft kann dies bedeuten, dass wir nicht nur Gesetze respektieren, sondern auch aktiv daran mitwirken, dass sie fair und gerecht angewendet werden. Beispielsweise kann die Mitarbeit in gemeinnützigen Organisationen, das Einhalten von Verkehrsregeln oder die Unterstützung von friedlichen Bürgerinitiativen ein Ausdruck dieser Lehre sein. Gleichzeitig sollen wir darauf achten, dass die Freiheit zur Religionsausübung respektiert wird – z. B. durch das Eintreten für Toleranz in Schulen und Arbeitsplätzen. 

Handlungsanwendung: 
Engagiere dich auf legalem und ethischem Weg für das Gemeinwohl, respektiere die Gesetze und trage dazu bei, dass deine Gemeinschaft friedlich und gerecht bleibt. Gleichzeitig setze dich für Religionsfreiheit ein, indem du den Glauben anderer respektierst, selbst wenn du anderer Meinung bist. 

Verse 9–10 – Trennung von Kirche und Staat 

Die Trennung von religiöser und staatlicher Macht ist ein weiteres zentrales Prinzip. Religionsgemeinschaften dürfen nicht über Leben, Eigentum oder körperliche Strafen entscheiden, sondern nur über den Stand innerhalb der eigenen Gemeinschaft. 

Biblische Querverweise: 

  • Johannes 18:36: Jesu Reich ist nicht von dieser Welt, daher keine politische Gewalt. 

Buch-Mormon-Bezug: 

  • Alma 1:13–14: Kirche übt geistliche Disziplin aus, ohne weltliche Macht zu beanspruchen. 
  • Mosia 29:25: Bürger entscheiden über weltliche Angelegenheiten, Kirche über geistliche. 

Köstliche-Perle-Bezug: 

Vertiefung und heutige Anwendung: 
Für heute bedeutet dies, dass die Kirche sich auf geistliche Führung konzentriert und politische Entscheidungen den Mitgliedern überlässt. Das schützt sowohl die Kirche als auch die Gesellschaft vor Konflikten. Gleichzeitig können Gläubige selbst politisch aktiv sein, ihre Stimme abgeben und sich für gerechte Strukturen einsetzen, ohne dass die Kirche selbst Partei ergreift. 

Handlungsanwendung: 
Achte darauf, dass dein Engagement in der Gesellschaft deine geistliche Integrität nicht gefährdet. Setze dich für Gerechtigkeit ein, aber auf eine Weise, die ethisch und gesetzlich korrekt ist. 

Verse 11–12 – Recht auf Selbstschutz und evangelistische Verantwortung 

Die letzten Verse erlauben es Menschen, sich selbst, ihre Familien, ihr Eigentum und die Regierung zu verteidigen, wenn staatlicher Schutz nicht greift. Gleichzeitig wird betont, dass die Verbreitung des Evangeliums respektvoll und ohne Gesetzesbruch erfolgen soll. 

Biblische Querverweise: 

Buch-Mormon-Bezug: 

  • Alma 43:44: Verteidigung ist gerechtfertigt, wenn sie dem Schutz dient. 

Köstliche-Perle-Bezug: 

  • Abraham 3:25: Menschen werden geprüft, ob sie Gottes Gebote erfüllen; dies betont die persönliche Verantwortung und Rechenschaft vor Gott. 

Vertiefung und heutige Anwendung: 
Heute zeigt uns dies, dass Glaube und Selbstverantwortung Hand in Hand gehen. Wir dürfen uns und andere schützen, aber immer in einer Weise, die das Recht respektiert. Gleichzeitig sollen wir das Evangelium auf eine Art teilen, die andere nicht unter Druck setzt. Das kann im Alltag bedeuten, in Konfliktsituationen ruhig und bedacht zu handeln und unsere Überzeugungen mit Freundlichkeit und Geduld zu vermitteln. 

Handlungsanwendung: 
Sei wachsam, um dich selbst und andere vor Schaden zu schützen, aber handle immer im Rahmen von Gesetz und Ethik. Verbreite das Evangelium respektvoll, ohne Druck auszuüben, und achte die Freiheit und Entscheidung anderer. 

Schlussgedanke: Freiheit, Verantwortung und praktisches Handeln 

L&B 134 zeigt, wie Freiheit und Verantwortung, Glaube und Gesetz harmonisch verbunden werden können. Religionsfreiheit, Gesetzestreue, Trennung von Kirche und Staat und das Recht auf Selbstschutz sind heute so relevant wie im 19. Jahrhundert. Diese Prinzipien helfen uns, ethisch zu handeln, Gemeinschaften zu stärken und die Rechte anderer zu achten. Sie verbinden historische Weisheit mit praktischen Handlungsanweisungen für das moderne Leben. 

👉 Wie kannst du heute bewusst deine Freiheit und Verantwortung im Glauben nutzen, sodass du sowohl dein Gewissen vor Gott erfüllst als auch den Frieden und die Rechte deiner Mitmenschen aktiv schützt? 

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Freitag, 21. November 2025

Wir glauben, dass Regierungen von Gott zum Nutzen des Menschen eingerichtet worden sind

 

(Bild: Quelle)

„Wir glauben, dass Regierungen von Gott zum Nutzen des Menschen eingerichtet worden sind und dass er die Menschen für ihr Verhalten in Bezug auf sie zur Rechenschaft zieht.“ (Lehre und Bündnisse 134:1). 

Lehre und Bündnisse 134 – Eine Erklärung im Spannungsfeld zwischen Glauben und Staat 

Im Sommer 1835 versammelten sich die Heiligen in Kirtland, Ohio, zu einer besonderen allgemeinen Versammlung. In diesen Jahren war die junge Kirche noch im Aufbau, doch schon tief verwurzelt in einem politischen Umfeld, das sowohl Freiheit als auch Unsicherheit mit sich brachte. Während die Vereinigten Staaten sich ihrer Identität als Verfassungsstaat bewusst waren, standen kleine religiöse Gemeinschaften wie die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage häufig im Verdacht, illoyal oder staatsgefährdend zu sein. Aus diesem Hintergrund heraus entstand Abschnitt 134 – keine Offenbarung, sondern eine sorgfältig formulierte Glaubenserklärung, die am Ende der ersten Ausgabe des Buches veröffentlicht wurde. 

Ihr Zweck war ausdrücklich, Missverständnissen vorzubeugen. In der Präambel heißt es, man wolle darlegen, was man „hinsichtlich irdischer Regierungen und Gesetze im Allgemeinen“ glaube, damit der Glaube der Kirche nicht „falsch ausgelegt“ oder „missverstanden“ werde. Die Heiligen bekannten sich öffentlich zu Grundsätzen, die sowohl in ihrem Glauben als auch in den Fundamenten gerechter staatlicher Ordnung verankert sind. Diese Erklärung markiert einen bedeutsamen Moment: Hier treten die Heiligen als Glaubensgemeinschaft bewusst in den öffentlichen Diskurs über Freiheit, Staat und Religion ein. 

1. Der amerikanische Hintergrund: Freiheit und Misstrauen 

Um Abschnitt 134 historisch zu verstehen, muss man die junge amerikanische Republik des frühen 19. Jahrhunderts betrachten. Die Verfassung der Vereinigten Staaten von 1787 und die Bill of Rights von 1791 garantierten grundlegende Rechte wie Religionsfreiheit, Eigentumsschutz und Versammlungsfreiheit. Diese Ideale standen jedoch in der Praxis oft im Spannungsfeld lokaler Vorurteile und schwacher Rechtsdurchsetzung. 

Viele Mitglieder der Kirche kamen aus Neuengland oder dem „Burned-over District“ im Staat New York, einer Region religiöser Erweckungen und intensiver gesellschaftlicher Umbrüche. Ihre Bekehrung zum wiederhergestellten Evangelium machte sie in manchen Gemeinden zu Außenseitern. In Kirtland selbst waren die ersten Jahre zwar von vergleichsweise stabilen Verhältnissen geprägt, doch schon damals gab es in der Presse Gerüchte, die Kirche plane eine „theokratische Regierung“ oder erkenne die Gesetze des Landes nicht an. 

In dieser Atmosphäre war es für die junge Kirche wichtig, ein öffentliches Bekenntnis zu ihrer Loyalität gegenüber gerechten Gesetzen abzulegen. Abschnitt 134 sollte zeigen, dass der Glaube der Heiligen die Gesetze respektiert und unterstützt – solange diese die von Gott gegebenen Rechte schützen. Damit stellten sich die Mitglieder bewusst in die Tradition amerikanischer Freiheitsrechte, während sie zugleich ihre eigenen religiösen Grundsätze bekräftigten. 

2. Die vier Themenbereiche im historischen Licht 

Die Erklärung gliedert sich in vier große Themenabschnitte, die in ihrer Reihenfolge ein durchdachtes Ganzes ergeben. 

Verse 1–4 betonen, dass Regierungen göttlichen Ursprungs sind und die Aufgabe haben, das Gewissen, das Eigentum und das Leben ihrer Bürger zu schützen. Zugleich wird klar zwischen staatlicher und religiöser Autorität unterschieden: Während der Staat äußere Handlungen regelt, ist der Bereich des Gewissens allein Gott vorbehalten. Dieser Gedanke war im Amerika des 19. Jahrhunderts nicht selbstverständlich. Viele Staaten hatten zwar keine offiziellen Kirchen mehr, doch gesellschaftlicher Druck und religiöse Mehrheiten bestimmten häufig das öffentliche Leben. Die Heiligen bekannten hier einen universellen Grundsatz: Gewissensfreiheit ist heilig. 

Verse 5–8 wenden sich den Pflichten der Bürger zu. Es wird betont, dass Menschen die Regierung, unter der sie leben, stützen und die Gesetze achten sollen, solange diese gerecht sind. Dieser Abschnitt war eine direkte Antwort auf Vorwürfe, die Kirche sei staatsfeindlich oder plane Rebellion. Gleichzeitig spiegelt sich darin das Ideal der amerikanischen Republik wider: ein Bürger, der aktiv zum öffentlichen Wohl beiträgt, statt sich ihm zu entziehen. 

Verse 9–10 bekräftigen die Trennung von Kirche und Staat. Keine Religionsgemeinschaft darf staatliche Macht ausüben oder bevorzugt werden. Dieser Grundsatz entsprach den amerikanischen Idealen, war aber auch für die Heiligen von praktischer Bedeutung: Sie wollten weder politische Kontrolle ausüben noch Opfer staatlich bevorzugter Kirchen werden. 

Verse 11–12 schließlich rechtfertigen das Recht, sich selbst, Familie und Eigentum zu schützen, wenn staatlicher Schutz nicht greift. Für eine Glaubensgemeinschaft, die bald darauf in Missouri schwerer Verfolgung ausgesetzt war, war dies mehr als eine theoretische Aussage. Viele Heilige mussten erleben, dass lokale Behörden versagten und sie ihr Leben verteidigen mussten. Gleichzeitig wird betont, dass alle Konflikte nach Möglichkeit durch das bürgerliche Recht gelöst werden sollen – ein Zeichen des tiefen Respekts für rechtliche Strukturen. 

3. Über Amerika hinaus: Universelle Prinzipien 

Obwohl Abschnitt 134 in den USA des 19. Jahrhunderts entstanden ist, enthält er Grundsätze, die weit über diesen Kontext hinausreichen. Viele der formulierten Ideen finden sich später in anderen Nationen und internationalen Rechtserklärungen wieder. 

In Europa etwa führte die Revolution von 1848 in mehreren Staaten zur Einführung von Verfassungen, die erstmals Religionsfreiheit garantierten. Auch wenn diese Prozesse unabhängig von der Kirche abliefen, zeigen sie, dass ähnliche Prinzipien – Schutz des Gewissens, Trennung von Kirche und Staat, bürgerliche Rechte – weltweit an Bedeutung gewannen. 

Ein besonders deutlicher Bezug findet sich in der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte von 1948. Artikel 18 lautet: 

„Jeder hat das Recht auf Gedanken-, Gewissens- und Religionsfreiheit; dieses Recht umfasst die Freiheit, seine Religion oder Weltanschauung zu wechseln, sowie die Freiheit, seine Religion oder Weltanschauung allein oder in Gemeinschaft mit anderen, öffentlich oder privat durch Lehre, Ausübung, Gottesdienst und Kulthandlungen zu bekunden.“ 

Dieser Artikel spiegelt nahezu wortgleich die Gedanken der Verse 1–4 wider. Auch der Gedanke, dass Religionsgemeinschaften keine staatliche Macht ausüben sollen, entspricht modernen Prinzipien der Neutralität des Staates. In vielen Ländern sind diese Grundsätze inzwischen verfassungsrechtlich verankert – sei es in Europa, Lateinamerika oder Teilen Asiens. Abschnitt 134 ist damit ein frühes Zeugnis dafür, dass die Kirche universelle Prinzipien formulierte, die über ihren unmittelbaren Kontext hinaus wirken

4. Schlussgedanke: Eine Brücke zwischen Kirche und Staat 

Abschnitt 134 ist keine Offenbarung im klassischen Sinn. Dennoch steht dieser Abschnitt als eine historische Brücke zwischen kirchlichem Glauben und staatlicher Ordnung. Die Heiligen bekannten sich öffentlich zu Prinzipien, die sowohl ihrer Religion als auch den besten Ideen der politischen Moderne entsprachen. 

Im Rückblick zeigt sich, dass viele dieser Gedanken heute als selbstverständlich gelten, weil sie in internationalen Rechtsordnungen verankert wurden. Doch 1835 war dieses Bekenntnis für eine kleine, umstrittene Glaubensgemeinschaft ein mutiger Schritt. Es zeigte die Bereitschaft, sich als Teil der Gesellschaft zu verstehen – nicht gegen sie, sondern mit ihr, unter göttlichen Maßstäben. 

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Donnerstag, 20. November 2025

In all ihren Bedrängnissen war er bedrängt

 

(Bild: Quelle)

“In all ihren Bedrängnissen war er bedrängt. Und der Engel seiner Gegenwart hat sie errettet; und in seiner Liebe und in seinem Erbarmen hat er sie erlöst und sie getragen und sie gestützt alle Tage vor alters;” (Lehre und Bündnisse 133:53). 

Dieser Vers zeigt den Herrn nicht nur als künftigen Richter, sondern als den treuen Begleiter seiner Heiligen durch alle Zeiten. Er ist nicht fern, sondern teilt die Bedrängnisse seines Volkes. Diese Zusage gilt auch heute: In allen Herausforderungen unseres Lebens ist er gegenwärtig, er trägt und stützt uns, so wie er es „alle Tage vor alters“ getan hat. 

Lehre und Bündnisse 133:52-74 

Das Jahr der Erlösten und die Vollendung des Heilsplans (Verse 52–56) 

Der abschließende Teil von L&B 133 richtet den Blick auf die endgültige Erfüllung des Heilsplans Gottes. Nachdem zuvor das Kommen des Herrn in Macht und Herrlichkeit beschrieben wurde, spricht der Herr nun vom „Jahr meiner Erlösten“ (Vers 52). Dieses Bild knüpft an das Gnadenjahr des Herrn aus Jesaja 61:2 an, das in der ersten Ankunft Christi seinen Anfang nahm und in den Ereignissen der Letzten Tage seine volle Verwirklichung findet. Das „Jahr“ symbolisiert eine von Gott festgesetzte Zeit der Befreiung, Wiederherstellung und Herrlichkeit für alle, die ihm treu geblieben sind. Die Erlösten werden das liebevolle Wohlwollen ihres Herrn ewig rühmen – eine Sprache, die stark an die Loblieder in der Offenbarung erinnert, wo die Erlösten „das Lied des Lammes“ singen (Offenbarung 15:3). 

Besonders eindrucksvoll ist Vers 53, der die beständige Nähe und Barmherzigkeit des Herrn beschreibt: „In all ihren Bedrängnissen war er bedrängt.“ Der Herr hat das Leiden seines Volkes nicht aus der Ferne beobachtet, sondern sich selbst mit ihnen identifiziert. Dieses Motiv erinnert an Jesaja 63:9, wo ebenfalls vom „Engel seiner Gegenwart“ die Rede ist, der Israel in Liebe und Erbarmen erlöst hat. Die Kontinuität zwischen den alten Propheten, den Gerechten früherer Zeitalter und den Erlösten der Endzeit wird in den Versen 54–55 hervorgehoben: Henoch, Noah, Mose, Elija, Johannes, die Apostel sowie die Patriarchen Abraham, Isaak und Jakob – alle werden in der Gegenwart des Lammes sein. Diese Versammlung der Gerechten über die Zeiten hinweg verdeutlicht die Einheit des göttlichen Heilsplans: Generationen von Gläubigen werden in der heiligen Stadt, dem Neuen Jerusalem, vereint sein (vgl. Hebräer 12:22–24). 

Vers 56 beschreibt die Auferstehung der Heiligen: Die Gräber werden sich öffnen, die Gerechten werden hervorkommen und zur Rechten des Lammes stehen, wenn es auf dem Berg Zion und im Neuen Jerusalem erscheint. Hier schwingt die Vision aus Matthäus 27:52–53 mit, wo sich bei Christi Auferstehung bereits Gräber öffneten, sowie die große Auferstehungsszene in Offenbarung 20:4–6. Das Singen des Liedes des Lammes „bei Tag und bei Nacht, für immer und immer“ unterstreicht, dass der Erlösungsplan in eine ewige Phase der Anbetung und Herrlichkeit mündet. Diese Verse bilden einen Höhepunkt: Der Herr handelt nicht nur für einzelne Generationen, sondern vollendet sein Werk mit allen, die ihn je geliebt haben. 

Der Zweck der Offenbarung des Evangeliums und die Vorbereitung der Schwachen (Verse 57–61) 

In den Versen 57–61 wird erklärt, warum der Herr die Fülle seines Evangeliums in den Letzten Tagen offenbart hat. Sie wurde gegeben, „damit die Menschen zu Teilhabern der Herrlichkeiten werden können, die offenbart werden sollten“ (Vers 57). Das Evangelium ist also kein bloßer Trost für die Gegenwart, sondern der Weg zur Teilhabe an zukünftiger göttlicher Herrlichkeit. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf der Vorbereitung der „Schwachen“ (Vers 58). Diese Formulierung verweist auf ein wiederkehrendes Prinzip im Wirken Gottes: Er erwählt das Schwache der Welt, um das Starke zu beschämen (vgl. 1. Korinther 1:27–29). So werden die Schwachen die Weisen beschämen, der Kleinste wird zu einer mächtigen Nation, und wenige werden Zehntausende in die Flucht schlagen. Diese Wendung erinnert an Gideons kleines Heer (Richter 7), das durch göttliche Macht große Feinde besiegte, und an den Dienst der frühen Heiligen, die trotz äußerer Schwäche eine weltweite Bewegung begründeten. 

Vers 59 betont, dass der Herr die Nationen „mit der Macht seines Geistes dreschen“ wird – ein starkes Bild aus Jesaja 41:15–16, wo Israel als Dreschschlitten beschrieben wird, der die Berge zermalmt. Dieses Gericht geschieht nicht durch militärische Stärke, sondern durch geistige und geistliche Macht. In den Versen 60–61 wird dann erklärt, dass die Gebote zunächst zurückgehalten, nun aber „an alles Fleisch“ gerichtet werden. Die Zeit der Zurückhaltung ist vorbei; die Botschaft des wiederhergestellten Evangeliums soll alle Menschen erreichen, gemäß dem Willen des Herrn, „der über alles Fleisch herrscht“. Damit schließt sich der Bogen zur Verkündigung am Anfang des Kapitels: Der Ruf Gottes geht in alle Welt, um die Menschheit auf die kommenden Ereignisse vorzubereiten. 

Segen für die Umkehrenden – Gericht für die Verstockten (Verse 62–74) 

Der dritte Abschnitt beschreibt die gegensätzlichen Reaktionen auf diesen Ruf. Vers 62 verheißt: „Dem, der umkehrt und sich vor dem Herrn heiligt, wird ewiges Leben gegeben.“ Diese Verheißung fasst das Evangelium in seiner einfachsten Form zusammen: Umkehr, Heiligung und ewiges Leben. In scharfem Kontrast stehen die Verse 63–74, die das Gericht über diejenigen beschreiben, die nicht hören wollen. Mose hatte bereits gewarnt, dass solche aus dem Volk ausgeschlossen werden (vgl. 5. Mose 18:19Apostelgeschichte 3:22–23). Maleachi hatte prophezeit, dass der Tag kommt, „der brennen wird wie ein Ofen“, an dem die Gottlosen wie Stoppeln verbrannt werden (Maleachi 3:19 [4:1]). Diese alttestamentlichen Prophezeiungen finden hier ihre Erfüllung. 

Die Verse 66–71 enthalten eine ergreifende Klage des Herrn: Als er zu seinem Volk kam, nahm es ihn nicht auf; als er rief, antwortete niemand. Dennoch war sein Arm nicht verkürzt, seine Macht nicht geschwunden. Dieses Motiv erinnert an Jesaja 50:2–3, wo der Herr fragt: „Warum war niemand da, als ich rief?“ Er beschreibt seine Macht, Meere auszutrocknen und Himmel in Schwarz zu kleiden, um seine göttliche Souveränität zu verdeutlichen. Die Antwort auf die Verweigerung seines Volkes ist Gericht: Sie werden sich „in Kummer niederlegen“, niemand wird sie befreien, weil sie seine Stimme und die Stimme seiner Diener verworfen haben. In Vers 72 wird das Gericht theologisch gedeutet: Sie haben das Zeugnis verworfen, daher ist es „versiegelt“ worden; das Gesetz ist „zugebunden“, und sie sind der Finsternis ausgeliefert. Dieses Bild erinnert an Jesaja 8:16, wo von einem versiegelten Gesetz die Rede ist, wenn das Volk nicht hören will. 

Vers 73 fasst das Ergebnis eindringlich zusammen: „Diese werden hinweggehen in die äußere Finsternis, wo es Weinen und Wehklagen und Zähneknirschen gibt.“ Diese Formulierung greift die Worte Jesu in Matthäus 8:1222:1325:30 auf. Wer die Einladung des Herrn verwirft, verfehlt nicht nur irdische Segnungen, sondern verliert den Zugang zu ewiger Herrlichkeit. Der Abschnitt endet in Vers 74 mit einer feierlichen Bekräftigung: „Siehe, der Herr, euer Gott, hat es gesprochen. Amen.“ Damit wird der gesamte Offenbarungsabschnitt autoritativ abgeschlossen. 

Wie sehr vertraue ich persönlich darauf, dass der Herr auch in meinen Bedrängnissen gegenwärtig ist – nicht nur als ferner Erlöser, sondern als unmittelbarer Begleiter und Träger meines Lebens? 

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