Donnerstag, 4. Dezember 2025

Tiefer als je zuvor berührten mich beim Lesen die folgenden Stellen

 

(Bild: Quelle)

Ich schlug die Bibel auf und las im Ersten Brief des Petrus das dritte und vierte Kapitel, und tiefer als je zuvor berührten mich beim Lesen die folgenden Stellen.“ (Lehre und Bündnisse 138:6

Lehre und Bündnisse 138:1–10 – Historischer Hintergrund und Beginn der Vision 

Der geistige und historische Kontext von 1918 

Die Vision des Präsidenten Joseph F. Smith vom 3. Oktober 1918 entstand in einer Zeit des Schmerzes und der Erschütterung. Der Erste Weltkrieg ging gerade zu Ende, doch Millionen Menschen betrauerten ihre Toten. Hinzu kam die Spanische Grippe, die innerhalb weniger Monate weltweit mehr Leben forderte als der Krieg selbst. Inmitten dieses Leids suchten viele nach Trost und Hoffnung – nach einer Antwort auf die Frage, was mit den Toten geschieht. 

Joseph F. Smith, der sechste Präsident der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, war selbst zutiefst betroffen. Mehrere seiner Kinder waren verstorben, und wenige Monate vor der Offenbarung hatte er seinen Sohn Hyrum Mack Smith, ein Mitglied des Kollegiums der Zwölf Apostel, verloren. Auch seine eigene Gesundheit war angeschlagen. Der Prophet stand am Ende eines langen, arbeitsreichen Lebens, das von Glauben, Prüfungen und tiefem geistigen Nachdenken geprägt war. 

Wie der Historiker Steven C. Harper (sinngemäß zusammengefasst aus Doctrine and Covenants Contexts) beschreibt, trat Joseph F. Smith in seinen letzten Lebensmonaten „aus der Rolle des Verwalters und Führers in die des Sehers und Zeugen des Sieges Christi über den Tod“. Die Welt sah Gräber und Verzweiflung – doch der Prophet sah Hoffnung, Leben und göttliche Ordnung jenseits des Schleiers. 

Diese Offenbarung war nicht nur eine persönliche Antwort auf Trauer, sondern ein universelles Zeugnis über die fortdauernde Wirksamkeit des Erlösers. Sie öffnete den Blick in die Geisterwelt, wo Christus selbst die frohe Botschaft verkündet und Sein Erlösungswerk fortsetzt. 

Verse 1–4: Nachsinnen über die Schriften 

Am dritten Oktober des Jahres neunzehnhundertachtzehn saß ich in meinem Zimmer und sann über die Schriften nach“ (Vers 1). 

So schlicht beginnt eine der tiefsten Offenbarungen der Neuzeit. Kein dramatisches Ereignis, keine himmlische Erscheinung zu Beginn – nur ein alter Prophet, der still über die Schriften nachdenkt. Gerade in dieser Einfachheit liegt ein großes geistiges Prinzip: Offenbarung erwächst aus dem stillen, gläubigen Nachsinnen über das Wort Gottes. 

Joseph F. Smith dachte, wie er sagt, „über das große, sühnende Opfer, das der Sohn Gottes für die Erlösung der Welt vollbracht hatte“ (Vers 2) und über die „wunderbare Liebe“ des Vaters und des Sohnes (Vers 3) nach. Sein Geist richtete sich nicht auf weltliche Sorgen, sondern auf die zentrale Wahrheit des Evangeliums: dass Christus den Tod überwand, „um die Bande des Todes zu brechen“ (Vers 4). 

Diese Verse zeigen uns, dass wahre geistige Erkenntnis selten plötzlich kommt. Sie wächst in einem Herzen, das bereit ist, zu hören. Joseph F. Smith studierte, betete, sann nach – und empfing. 

Verse 5–6: Der Weg zur Offenbarung 

In Vers 5 heißt es: 
Ich sann über die große und wunderbare Erlösung nach, die durch den Sohn Gottes zustande gekommen war, und ich erhob mein Herz in Danksagung zu Gott für seinen eingeborenen Sohn, Jesus Christus.“ 

Diese Worte zeigen das Muster der Offenbarung: Dankbarkeit öffnet die Tür zur Inspiration. Joseph F. Smith richtete seinen Sinn nicht auf sich selbst oder seine Trauer, sondern auf Christus und dessen Liebe. 

Darauf folgt Vers 6
Ich schlug die Bibel auf und las im Ersten Brief des Petrus das dritte und vierte Kapitel, und tiefer als je zuvor berührten mich beim Lesen die folgenden Stellen.“ 

Hier sehen wir, wie Gott durch die Schriften spricht. Der Prophet suchte Trost und fand ihn nicht in eigenen Gedanken, sondern im inspirierten Wort. Besonders 1. Petrus 3:18–20 und 4:6 – die Stellen über Christus, der den Geistern im Gefängnis predigte – wurden für ihn zu einem Tor der Offenbarung. 

doctrineandcovenantscentral.org erläutert (sinngemäß), dass dieser Moment ein Beispiel für das Muster ist, wie Propheten Offenbarung empfangen: Sie wenden sich den Schriften zu, und während sie lesen und nachsinnen, öffnet der Geist neue Einsichten. Joseph F. Smith las bekannte Verse, doch „tiefer als je zuvor“ – und diese geistige Tiefe bereitete ihn auf die Vision vor, die folgen sollte. 

Verse 7–10: Die Vorbereitung auf die Vision 

Während er las, kam der Geist des Herrn über ihn. In Vers 7 heißt es, dass ihm „beim Lesen dieser Stellen der Geist des Herrn die Augen des Verständnisses öffnete“. Diese Worte erinnern an L&B 76:12: „Durch die Kraft des Geistes öffneten sich uns die Augen des Verständnisses.“ Offenbarung folgt einem Muster: Erst das Wort, dann das Licht. 

In diesen Versen beginnt Joseph F. Smith, das Wirken Christi zwischen Tod und Auferstehung zu begreifen. Er sah geistig, was Petrus bezeugt hatte – dass Christus in die Geisterwelt ging, um „den Geistern, die im Gefängnis waren, zu predigen“ (1. Petrus 3:19). 

Er verstand, dass das Erlösungswerk universell ist. Der Tod begrenzt Christus nicht; im Gegenteil, durch den Tod öffnet Er die Tür für alle, die je gelebt haben. In den folgenden Versen (ab Vers 11) wird diese Erkenntnis zu einer umfassenden Vision, aber schon hier – in den ersten zehn Versen – legt der Herr den Grundstein: Der Erlöser vergisst keine Seele. 

gospeldoctrine.com kommentiert (sinngemäß), dass Joseph F. Smith diese Wahrheit nicht als neue Lehre empfing, sondern als erweiterte Einsicht in bereits offenbarte Prinzipien. Der Heilige Geist half ihm, zu sehen, was schon immer im Evangelium enthalten war – ähnlich wie bei den Jüngern auf dem Weg nach Emmaus, denen „die Augen geöffnet wurden“ (Lukas 24:31). 

Heutige Anwendung 

Diese ersten zehn Verse sind ein Lehrbuchbeispiel dafür, wie Offenbarung im Alltag entsteht: 

  1. Ruhe und Nachsinnen: Joseph F. Smith „saß in seinem Zimmer und sann nach“. Auch wir brauchen solche Momente geistiger Stille, fern vom Lärm der Welt. 
  1. Dankbarkeit und Fokus auf Christus: Statt sich auf Schmerz und Verlust zu konzentrieren, richtete der Prophet seinen Blick auf den Erretter. Dankbarkeit öffnet das Herz. 
  1. Studium der Schriften: Er schlug die Bibel auf. Der Geist wirkt durch das Wort – nicht als Ersatz, sondern als Erweiterung. 
  1. Einsicht durch den Heiligen Geist: Schließlich wurden „die Augen des Verständnisses“ geöffnet. 

Diese einfache, aber tiefgreifende Abfolge kann auch unser persönliches Offenbarungsmuster sein. Wenn wir über die Liebe Christi nachdenken, das Wort studieren und in Demut danken, kann der Geist uns ebenfalls „tiefer als je zuvor“ berühren. 

Wann habe ich das letzte Mal die Schriften so gelesen, dass sie mich „tiefer als je zuvor“ berührt haben – und wie kann ich in meinem täglichen Leben diese geistige Haltung des stillen Nachsinnens pflegen? 

findechristus.org

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