(Bild: Quelle)
“dass durch ihn alle errettet werden können, die der Vater in seine Macht gegeben hat und durch ihn gemacht hat, 43 der den Vater verherrlicht und alle Werke seiner Hände errettet, außer jene Söhne des Verderbens, die den Sohn leugnen, nachdem der Vater ihn offenbart hat.” (Lehre und Bündnisse 76:42-43).
Zusammenfassung und heutige Anwendung von Lehre und Bündnisse 76:25-53
Die Vision, die Joseph Smith und Sidney Rigdon im Februar 1832 erhielten und in L&B 76 aufgezeichnet ist, ist eine der tiefgründigsten Offenbarungen über das ewige Schicksal der Seelen. Die Verse 25–53 beschreiben besonders eindrücklich zwei kontrastierende Gruppen: die „Söhne des Verderbens“ und jene, die „in der Auferstehung der Gerechten hervorkommen“ werden. In diesen Abschnitten geht es nicht nur um Lehrsätze über Himmel und Hölle, sondern auch um Warnungen, Trost und praktische Wegweiser für unser Leben heute.
1. Der Fall Luzifers – Eine Mahnung zur Demut und Treue (Verse 25–29)
Die Vision beginnt mit dem dramatischen Bild des gefallenen Engels Luzifer, einem „Sohn des Morgens“, der sich gegen den einziggezeugten Sohn Gottes erhob und aus der Gegenwart Gottes geworfen wurde. Er wird nun „Verderben“ genannt – ein Sinnbild für vollständige Verlorenheit.
Heutige Anwendung:
Die Geschichte Luzifers erinnert uns daran, dass sogar diejenigen, die einst in der Gegenwart Gottes standen, durch Stolz und Rebellion fallen können. Sie ruft uns zur Demut, zur ständigen Wachsamkeit und zum Vertrauen in den Plan Gottes auf. Der Kampf Luzifers gegen Gott ist nicht vergangen – er führt ihn heute gegen die Heiligen. Deshalb sind wir eingeladen, geistige Rüstung zu tragen und unsere Bündnisse treu zu halten.
2. Die Söhne des Verderbens – Die äußerste Form der Ablehnung (Verse 30–38)
Die „Söhne des Verderbens“ sind jene, die Gott in seiner Fülle kannten – den Heiligen Geist empfangen und eine klare Offenbarung vom Sohn erhalten haben – und sich dennoch bewusst und vollständig gegen ihn wenden. Sie „kreuzigen ihn für sich selbst“ erneut. Für sie gibt es keine Vergebung, weder in dieser noch in der zukünftigen Welt. Sie sind die einzigen, die der zweite geistige Tod völlig betrifft, und die einzigen, die nicht erlöst werden.
Heutige Anwendung:
Diese Beschreibung hat eine doppelte Wirkung. Einerseits ist sie eine ernste Warnung vor geistigem Hochmut, bewusster Auflehnung gegen offenbarten göttlichen Willen und aktiver Bekämpfung des Evangeliums. Andererseits bringt sie auch Trost: Nur wer mit voller Erkenntnis den Heiligen Geist leugnet, gehört zu dieser Gruppe. Wer hingegen in Schwäche sündigt, zweifelt oder fällt, aber sich bemüht, bleibt in der Reichweite der Barmherzigkeit Christi. Wir sind eingeladen, aus Fehlern zu lernen, Umkehr zu üben und nie die göttliche Geduld mit uns zu unterschätzen.
3. Universelle Auferstehung – Hoffnung für (fast) alle (Verse 39–43)
Trotz des düsteren Bildes der Söhne des Verderbens lautet die Kernaussage: Jesus rettet alle – außer jene, die ihn völlig und bewusst ablehnen. Christus wurde gekreuzigt, um die Welt zu reinigen und zu heiligen. Seine Macht reicht über alle Werke der Hände Gottes – über jeden Menschen, der je geboren wurde – mit der einzigen Ausnahme derer, die sich vollständig von ihm lossagen.
Heutige Anwendung:
Diese Aussage bringt immense Hoffnung: Die Gnade Christi ist weiter als wir oft glauben. Sie umfasst alle, die auch nur einen Funken Glauben oder Hoffnung haben. Für uns bedeutet das: Wir dürfen weder uns selbst noch andere zu schnell aufgeben. Die Reichweite der Erlösung ist größer, als wir begreifen. Das lädt uns ein, mit mehr Hoffnung, Geduld und Vertrauen in unsere eigene und die Entwicklung anderer zu schauen.
4. Ewige Strafe – Realität für einen kleinen Kreis (Verse 44–48)
Die Strafe für die Söhne des Verderbens wird als „endlos“, „ewig“ und „unbeschreiblich“ beschrieben. Niemand außer ihnen selbst wird je die ganze Tiefe dieses Elends begreifen. Der Herr zeigt es manchen in Visionen, nimmt es aber wieder zurück – so groß ist das Unfassbare daran.
Heutige Anwendung:
Diese Verse laden zu einer tiefen Ehrfurcht gegenüber dem Gesetz der Gerechtigkeit ein. Sie erinnern uns daran, dass Entscheidungen – vor allem solche mit großem geistigem Licht – Konsequenzen haben. Doch für den heutigen Jünger Christi bedeuten sie vor allem: Hüte dein Herz. Wenn du Licht erhältst, folge ihm. Und wenn du strauchelst – wie wir alle –, suche rasch zur Quelle zurück.
5. Wer zur Auferstehung der Gerechten gehört (Verse 50–53)
Ab Vers 50 beginnt ein tröstlicher, hoffnungsvoller Abschnitt: Die Gerechten sind jene, die an Jesus glauben, getauft sind, die Gebote halten, durch die Macht des Heiligen Geistes gereinigt werden und durch Glauben überwinden. Sie werden „versiegelt“ mit dem Heiligen Geist der Verheißung.
Heutige Anwendung:
Diese Beschreibung ist das Muster wahrer Jüngerschaft:
- Glaube an Christus: Unser Zeugnis ist der Grundstein.
- Taufe: Der erste Bund, der uns in den Weg des Bundes bringt.
- Bündnistreue: Ein Ausdruck unserer Liebe zu Gott.
- Reinigung durch den Heiligen Geist: Eine kontinuierliche Veränderung.
- Versiegelung durch den Geist der Verheißung: Die göttliche Bestätigung, dass unsere Bündnisse gültig und wir treu geblieben sind.
Das ist ein Weg, den jeder mit Demut beschreiten kann – auch wenn er nicht vollkommen ist. Präsident Heber J. Grant sagte dazu: „Wenn wir versuchen, unsere Schwächen zu überwinden, und im Gebet leben, sind wir auf dem schmalen Pfad zum ewigen Leben.“
6. Zusammenfassende Handlungsanwendungen
Aus diesen Versen ergeben sich für uns heute mehrere konkrete Handlungsanweisungen:
- Demut bewahren: Niemand ist über geistigen Fall erhaben. Ein sanftes Herz bleibt empfänglich für Umkehr und Führung.
- Den Teufel erkennen: Wie bei Saruman in Tolkiens Werk kann das Böse durch geschickte Rhetorik und subtile Verlockungen an Einfluss gewinnen. Wir müssen wachsam und geistig geschützt bleiben.
- Verantwortungsvoll mit geistigem Licht umgehen: Je mehr Licht wir empfangen, desto größer unsere Verantwortung, ihm treu zu bleiben.
- Vertrauen in die Gnade Christi: Auch wenn wir straucheln – solange wir nicht vollständig und bewusst den Herrn leugnen, ist Umkehr möglich.
- Andere nicht verurteilen: Wir kennen nicht den inneren Zustand eines Menschen. Gnade und Geduld sollen unsere Haltung gegenüber anderen prägen.
- Täglich Jüngerschaft leben: Glaube, Taufe, Bündnistreue und der Empfang des Heiligen Geistes sind fortlaufende Prozesse.
Fazit
L&B 76:25–53 stellt die wohl schärfste Warnung der Heiligen Schrift neben eine der größten Verheißungen. Es ist eine Botschaft der Verantwortung, aber auch der Hoffnung. Es ist ein Aufruf, dem Erlöser treu zu bleiben, die Gnade in Anspruch zu nehmen und beständig auf Seinem Weg zu wandeln – nicht vollkommen, aber aufrichtig, demütig und in täglicher Umkehr. Wer das tut, darf sich der Segnungen der „Auferstehung der Gerechten“ gewiss sein.
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