“Weiter erging das Wort des HErrn an mich folgendermaßen: „Was siehst du, Jeremia?” Ich antwortete: „Einen Zweig vom wachen Baum*) sehe ich.” 12 Da sagte der HErr zu mir: „Du hast richtig gesehen: ja, ich wache (= halte die Augen offen) über meinem Wort, um es in Erfüllung gehen zu lassen!” (Jeremia 1:11-12).
Was siehst du, Jeremia? Nachdem der Herr Jeremia über seine Berufung aufgeklärt und ihn dazu bereit gemacht hat, zeigt er ihm nun ein Bild und fragt ihn, was er sieht. Warum? Weil er sich vergewissern wollte, ob Jeremia auch das sieht, was der Herr wollte, dass er es sieht. Denk mal an einen Unfall und an verschiedene Zeugenaussagen dazu. Diese werden sich nicht unbedingt alle hundertprozentig decken. Jeder sieht etwas aus seinem Standort, seinem Verständnis, und seiner Erfahrung heraus. Jeremia nun antwortet dem Herrn, dass er „Einen Zweig vom wachen Baum” gesehen habe. Das nun wieder ist ein Bild, das ich nicht verstehe. Was ist bitte schön ein Zweig eines `wachen Baumes´? Nach Recherche stelle ich fest, dass ein Mandelbaum im Hebräischen `der Wachsame´, oder `der Erwachende´, der Baum, der als erster aus dem Winterschlaf erwacht und Blüten treibt, bedeutet. In der Einheitsübersetzung heißt es auch, dass er `einen Mandelzweig´ sieht (Jeremia 1:11). Die weißen Mandelblüten stellen ein hervorragendes Symbol des Erretters dar, seine Reinheit, oder seine Liebe, wie im Baum des Lebens (1. Nephi 11:25). Für das alte Israel war die Mandel das Bild des Lebensbaumes, wie es sich auch in der Menora, dem siebenarmigen Leuchter im Tempel widerspiegelt (siehe Bild).
Obwohl der Bericht an dieser Stelle sehr kurz ist, können wir erahnen, dass Jeremia die großartige Bedeutung des Bildes verstand. Es hätte ihm Hoffnung für Israel geben können, für den Fall, dass es seine warnenden Rufe beachtet hätte. Leider war es ganz anders. Zu Jeremias Zeiten verehrten die Juden ein ganz anderes Bild eines Lebensbaumes. Und zwar beteten sie das Sinnbild der heidnischen Fruchtbarkeitsgöttin Aschera an – auch einem Lebensbaum (Jeremia 3:13). Damit verbunden war das Gewähren von sexuellen Gefälligkeiten´, ein Sakrileg, mit dem Jeremia konfrontiert war. Ich lerne, um Bildsprache alter heiliger Schrift zu verstehen, muss ich versuchen, mich in die Zeit, und die dort herrschenden Umstände, hineinzuversetzen. Das bedeutet, ich muss Zeit für Recherche aufwenden. Weiter lerne ich, will ich Missverständnisse vermeiden, muss ich Rückmeldungen des Nachrichtenempfängers erbeten. Außerdem lerne ich, dass der Herr uns verständige Propheten sendet, die uns an unsere Bündnisse erinnern. Insbesondere lerne ich, dass der Herr immer und schnell über sein Wort wacht, dass es sich auch erfüllt. Wie dankbar bin ich doch dafür.
Wie verstehst du das obige Bild, das der Herr Jeremia zeigte?
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