Montag, 12. Mai 2025

Sollt ihr ernstlich nach den besten Gaben trachten

 

Trachtet ernstlich nach den besten Gaben
(Bild Quelle)

“Darum hütet euch, dass ihr euch nicht täuschen lasst; und damit ihr nicht getäuscht werdet, sollt ihr ernstlich nach den besten Gaben trachten und immer bedenken, wozu sie gegeben sind;” (Lehre und Bündnisse 46:8). 

Historie zu Lehre und Bündnisse 46 

Lehre und Bündnisse 46 wurde am 8. März 1831 empfangen, nur einen Tag nachdem Joseph Smith die Offenbarung von Abschnitt 45 erhalten hatte. Der unmittelbare Anlass für diese Offenbarung waren zwei dringende Probleme, die sich im frühen Wachstum der Kirche in Kirtland, Ohio, stellten. 

Das erste Problem betraf die Frage, wer an den Versammlungen der Kirche, insbesondere an den Abendmahlsversammlungen, teilnehmen durfte. In der Anfangszeit der Kirche neigten die Mitglieder dazu, Ungläubige auszuschließen. Dies sorgte für Diskussionen und Verwirrung unter den Heiligen, da Stellen im Buch Mormon, besonders 3 Nephi 18:22–34 und Moroni 6:7, einerseits betonten, niemanden vom Kommen abzuhalten, andererseits aber auch auf die Notwendigkeit hinwiesen, in der Kirche Reinheit und Rechtschaffenheit zu bewahren. John Whitmer berichtete, dass dieser Widerspruch einige verwirrte und zum Nachdenken brachte. In dieser Situation wandte sich Joseph Smith an den Herrn, der in der Offenbarung klarstellte, dass grundsätzlich niemand, der den Wunsch hat zu kommen, von den öffentlichen Versammlungen ausgeschlossen werden soll. Gleichwohl sollten die Ältesten die Versammlungen immer unter der Führung des Heiligen Geistes leiten, sodass Ausnahmen im Geiste erkannt werden können, wenn besondere Umstände es erfordern. 

Das zweite Problem, das Anlass für Abschnitt 46 war, betraf seltsame und teils beunruhigende geistige Manifestationen unter den Neubekehrten in Kirtland. Viele dieser neuen Mitglieder waren kaum unterwiesen worden und brachten verschiedenste religiöse Vorstellungen aus ihren früheren Glaubensgemeinschaften mit. Besonders ehemalige Shaker und Quäker beeinflussten das Verhalten der jungen Gemeinde stark. Ohne klare Führung entwickelten sich in den Versammlungen zunehmend ekstatische und bizarre Praktiken: Manche hatten verwirrende Visionen, andere fielen in Krämpfe oder imitierten das Führen des Schwerts Labans oder das „Segeln“ zu den Lamaniten, indem sie sich schlangenartig auf dem Boden bewegten. Parley P. Pratt berichtete, dass diese Erscheinungen oft mehr abschreckend als erbaulich wirkten und den Eindruck eines falschen Geistes erweckten. Solche Vorfälle lieferten der feindseligen Presse zusätzliche Angriffsflächen gegen die junge Kirche. John Whitmer hatte in dieser chaotischen Situation sogar einen dringenden Hilferuf an Joseph Smith geschickt. 

Zusätzlich zu diesen internen Herausforderungen kam es zu äußeren Angriffen: Missionare berichteten von einem Vorfall in Cleveland, wo ein vermeintlicher Beter in einer Predigt die Kerzen ausblies und eine physische Attacke auf die Missionare initiierte. Einige wollten danach die Versammlungen auf Gläubige beschränken, während andere auf die Lehren aus dem Buch Mormon verwiesen, dass niemand am Gottesdienst gehindert werden solle. 

In diesem gesamten Kontext offenbarte der Herr durch Joseph Smith nicht nur Richtlinien für die offene Einladung zu den Versammlungen, sondern auch eine Lehre über die Gaben des Geistes. Er erklärte, dass die Gaben des Geistes ein Mittel seien, um die Heiligen vor Täuschung zu schützen. Wer ernsthaft nach den Gaben strebe und unter der Führung des Heiligen Geistes handele, werde nicht getäuscht werden. Wer hingegen keine Gaben habe, habe auch keinen wahren Glauben und betrüge sich selbst. 

Die Offenbarung unterschied verschiedene Arten geistiger Gaben: Erstens freie, vom Herrn verliehene Gaben zur Erbauung der Kirche; zweitens natürliche Talente, die bereits im vorirdischen Dasein durch Bemühung erworben wurden und in diesem Leben wiederentdeckt werden müssen; und drittens Eigenschaften göttlicher Natur, die durch Treue und Gehorsam im Laufe des geistigen Wachstums empfangen werden. Der Herr machte deutlich, dass alle Gaben dazu dienen sollten, die Gemeinde aufzubauen und die Liebe zu Gott zu fördern – nicht zur persönlichen Ehre oder zum Stolz. 

Wichtig war auch die Erkenntnis, dass nicht jeder alle Gaben besitzt, sondern jedem Einzelnen verschiedene Gaben gegeben werden, damit sie miteinander geteilt werden können. So soll die Kirche als Ganzes im Geist gestärkt und vor Täuschung geschützt werden. Der Vergleich Joseph Smiths mit dem hungrigen Reisenden verdeutlicht dies: Die Gaben des Geistes sind wie die Nahrung, die nicht nur angeboten, sondern auch tatsächlich empfangen und genutzt werden muss, damit die Seele gesättigt wird. 

Insgesamt zeigt Abschnitt 46, wie der Herr die junge Kirche durch eine Zeit innerer Verwirrung und äußerer Bedrängnis führte, indem er sie auf die Macht und Notwendigkeit des Heiligen Geistes und seiner Gaben hinwies und ihnen eine klare Anleitung gab, wie sie diese in Weisheit einsetzen sollten. 

Lehre und Bündnisse 46:1,2 

In diesen beiden Versen lehrt der Herr, dass alle bisherigen Offenbarungen und Anweisungen zum Nutzen und zur Belehrung der Kirche gegeben wurden. Dennoch stellt er klar, dass es den Ältesten der Kirche seit Anfang an gegeben war – und auch weiterhin gegeben sein wird –, ihre Versammlungen nicht starr nach geschriebenen Vorgaben, sondern nach der Führung und Eingebung des Heiligen Geistes zu leiten. Die göttliche Leitung durch den Geist steht also über jeder schriftlichen Anweisung und sichert lebendige, situationsgerechte Führung in der Kirche. 

Lehre und Bündnisse 46:3–6 

In diesen Versen gebietet der Herr, dass niemand aus den öffentlichen Versammlungen ausgeschlossen werden soll, die offen vor der Welt stattfinden. Ebenso sollen Mitglieder der Kirche nicht von Abendmahlsversammlungen ausgeschlossen werden; jedoch dürfen diejenigen, die in Sünde leben, das Abendmahl erst wieder empfangen, wenn sie aufrichtig Umkehr und Wiedergutmachung geleistet haben. Auch sollen Außenstehende, die ernsthaft nach dem Reich Gottes suchen, weder aus Abendmahls- noch aus Konfirmierungsversammlungen ausgeschlossen werden. Der Geist der Versammlungen soll offen, einladend und aufrichtig suchenden Menschen gegenüber gastfreundlich bleiben. 

Lehre und Bündnisse 46:7–12 

In diesen Versen lehrt der Herr, dass die Gläubigen in allen Dingen Gott um Führung bitten sollen, da er gern gibt. Sie sollen dem Zeugnis des Heiligen Geistes folgen, in Reinheit und mit dem ständigen Ziel der Errettung vor Augen. Alles sollen sie im Geist des Gebets und der Dankbarkeit tun, um sich nicht durch falsche Lehren oder teuflische Einflüsse täuschen zu lassen. Um Täuschung zu vermeiden, sollen sie ernsthaft nach den besten geistigen Gaben streben und immer bedenken, dass diese Gaben zum Nutzen aller gegeben sind, die Gott lieben, seine Gebote halten und aufrichtig nach ihm suchen. Jeder Mensch empfängt verschiedene Gaben durch den Geist Gottes, damit in der Vielfalt aller Gaben der gesamten Gemeinschaft gedient und geholfen wird. 

findechristus.org

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