Mittwoch, 14. Mai 2025

Durch den Tröster alles niederschreiben

 

John Whitmer
(Bild Quelle)

“Darum soll es ihm, insoweit er glaubenstreu ist, durch den Tröster gegeben werden, dies alles niederzuschreiben. So ist es. Amen.” (Lehre und Bündnisse 47:4). 

Aus dem Leben John Whitmers 

John Whitmer war der Sohn von Peter Whitmer sen. und spielte eine bedeutende Rolle in der frühen Geschichte der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage. Die Gründungsversammlung der Kirche fand 1830 im Haus der Familie Whitmer in Fayette, New York, statt. Johns religiöses Interesse wandelte sich grundlegend im Jahr 1829, als Joseph Smith und Oliver Cowdery im Haus seiner Eltern Aufnahme fanden. Während Joseph im oberen Stockwerk die letzten Seiten des Buches Mormon übersetzte, wandte sich John zunehmend von der deutschen reformierten Kirche ab und nahm stattdessen die Botschaft der Wiederherstellung durch Joseph Smith an. Er unterstützte die Übersetzungsarbeit des Buches Mormon sogar als Schreiber. 

John gehörte zu den Acht Zeugen des Buches Mormon, die die Platten gesehen und in den Händen gehalten hatten. Auch bei der Übersetzung des Alten Testaments diente er Joseph Smith als einer der ersten Schreiber. Mit großer Hingabe verkündete er die Botschaft des wiederhergestellten Evangeliums von New York bis Ohio, bis er im Jahr 1831 durch eine Offenbarung (Lehre und Bündnisse 47) offiziell dazu berufen wurde, die Geschichte der Kirche aufzuzeichnen. Er verfasste insgesamt 96 Seiten mit historischen Informationen. 

Im selben Jahr begleitete er seinen Schwager Oliver Cowdery auf einer Reise von Kirtland, Ohio, nach Independence, Missouri, um handschriftlich festgehaltene Offenbarungen zu W. W. Phelps zu bringen, der sie dort drucken sollte. Doch der Druckereibetrieb wurde von einem Mob zerstört. John kehrte nicht nach Kirtland zurück, sondern blieb bei der kleinen Heiligensiedlung am Little Blue River in Jackson County, Missouri. Während der gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen den Heiligen und den Missouriern bot John sich sogar als Geisel an, um weiteres Blutvergießen zu verhindern – vergeblich. Schließlich floh er mit anderen Heiligen über den Missouri River nach Clay County. 

In Clay County wurde John Whitmer zu einer bedeutenden Führungsfigur. Ab 1834 galt er als eine der wichtigsten Persönlichkeiten der Kirche in Missouri – gleich nach seinem Bruder David Whitmer. Am 3. Juli 1834 wurde er dessen Ratgeber in der örtlichen Kirchengemeindeleitung. In dieser Rolle bemühte er sich um rechtlichen Beistand für die Heiligen, um ihre Verluste in Jackson County geltend zu machen und sie gegen neue Gewaltakte in Clay County zu schützen. 

1835 kehrte John nach Kirtland zurück. Obwohl er sich nicht darum bemüht hatte, wurde er am 18. Mai 1835 zum Redakteur der Kirchenzeitung Messenger and Advocate ernannt. In einem Leitartikel bekannte er offen seinen Glauben an die Heiligen Schriften der Kirche: die Bibel, das Buch Mormon und das Buch Lehre und Bündnisse. 

Als John 1836 nach Missouri zurückkehrte, kaufte er mit Mitteln der Kirche Land in Caldwell County – ein Schritt, der zu Spannungen führte. Wegen finanzieller Unklarheiten bei diesen Käufen wurde sein Verhalten infrage gestellt, und seine Weigerung, Rechenschaft über die Transaktionen abzulegen, führte schließlich zu seiner Exkommunikation am 10. März 1838. Ein weiterer Grund war seine Weigerung, seine geschichtlichen Aufzeichnungen an Joseph Smith zu übergeben. In seinem Tagebuch drückte er später Reue aus und bat darum, dass seine Fehler vergeben und seine Sünden getilgt würden, mit der Hoffnung, am letzten Tag im Reich Gottes gerettet zu werden. 

Trotz seines Ausschlusses blieb John in Far West wohnen, auch als die übrigen Heiligen infolge des „Ausrottungsbefehls“ von 1838 ihre Häuser verlassen mussten. Er nutzte die Gelegenheit und erwarb große Teile der verlassenen Stadt zu günstigen Preisen. 

In den folgenden vier Jahrzehnten zeigte John nur punktuell Interesse an religiösen Bewegungen, etwa an den Lehren von William E. McLellin oder James Strang sowie an den Führungsansprüchen seines Bruders David. Im Großen und Ganzen blieb er jedoch fern von allen organisierten Glaubensgemeinschaften. 

John Whitmer war der letzte Überlebende der Acht Zeugen des Buches Mormon. Zeit seines Lebens bezeugte er die Wahrheit dieses Werkes. Ein Zeitgenosse berichtete, dass John mit Tränen in den Augen erklärte, er wisse ebenso sicher, dass Joseph Smith die antiken Schriftzeichen auf den Platten übersetzt habe, wie er sich seiner eigenen Existenz bewusst sei. 

John Whitmer starb im Juli 1878 in Far West im Alter von 76 Jahren. Er hinterließ ein beträchtliches Vermögen, darunter 625 Hektar fruchtbares Ackerland, Vieh, landwirtschaftliche Maschinen und ein zweistöckiges Haus. 

Lehren, die wir aus dem Leben John Whitmers für uns ableiten können 

Das Leben von John Whitmer bietet sowohl inspirierende als auch warnende Lehren, die aufschlussreich für unsere persönliche Nachfolge, Integrität und Einstellung zu göttlichen Berufungen sein können. Aus seiner Geschichte lassen sich wertvolle Handlungsprinzipien ableiten – sowohl positive als auch solche, vor denen man sich hüten sollte. 

Erstrebenswerte Verhaltensweisen 

Gehorsam trotz persönlichem Zögern 
John Whitmer nahm die Berufung zum Kirchenhistoriker nicht aus eigenem Antrieb an – im Gegenteil, er äußerte offen seine Zurückhaltung. Doch als die Berufung durch eine göttliche Offenbarung bestätigt wurde, stellte er seinen eigenen Willen unter den Willen des Herrn. Dieses Verhalten zeugt von Demut und zeigt, wie wichtig es ist, Gottes Willen über persönliche Präferenzen zu stellen. 

Zeugenschaft trotz Trennung von der Kirche 
Auch nach seiner Exkommunikation blieb John seiner Zeugenschaft vom Buch Mormon treu. Seine Bestätigung der Echtheit der Platten und der Übersetzungsarbeit Joseph Smiths war über Jahrzehnte hinweg standhaft und eindrücklich. Diese Konsequenz zeigt, dass persönliche Überzeugung nicht an äußere Zugehörigkeit gebunden sein muss – und dass man Wahrheiten nicht aus Opportunismus verleugnet. 

Früher Einsatz für die Wiederherstellung 
John unterstützte als Schreiber, Missionar und Führer in Missouri die frühe Aufbauarbeit der Kirche mit großem Engagement. Er übernahm schwierige Aufgaben wie das Transportieren heiliger Schriften oder das Verfassen der Kirchengeschichte. Seine frühe Treue und Opferbereitschaft erinnern uns an den Wert von Einsatzfreude im Werk des Herrn. 

Warnende Verhaltensweisen 

Fehlende Offenheit und Rechenschaftspflicht 
Die finanzielle Intransparenz beim Landkauf in Caldwell County und seine spätere Weigerung, die Kirchenunterlagen herauszugeben, war ein Bruch des Vertrauens und widersprach den Prinzipien von Rechenschaft und Integrität. Diese Haltung führte mit zur Exkommunikation. Daraus lernen wir, wie wichtig Ehrlichkeit, Offenheit und die Bereitschaft zur Verantwortung sind – besonders bei heiligen Berufungen und im Umgang mit anvertrautem Gut. 

Distanz zur Kirche trotz geistiger Erkenntnis 
Obwohl John zeitlebens das Buch Mormon bezeugte, blieb er von jeder organisierten religiösen Bewegung auf Dauer fern – selbst dann, als er Sympathien für Abspaltungen zeigte. Diese Haltung kann als ein Verlust geistiger Gemeinschaft und Entwicklungspotential gedeutet werden. Es zeigt, dass geistige Isolation auf Dauer keine gesunde Alternative zu aktiver Glaubensgemeinschaft ist. 

Emotionaler Rückzug statt aktiver Versöhnung 
John äußerte in seinem Tagebuch den Wunsch nach Vergebung und Errettung, tat aber zu Lebzeiten keine aktiven Schritte, um wieder mit der Kirche versöhnt zu werden. Daraus lässt sich lernen, dass Reue allein nicht genügt – Umkehr braucht Handlung, Demut und manchmal den Mut, auf andere zuzugehen. 

Fazit 

John Whitmers Leben ist ein Spiegel menschlicher Ambivalenz: aufrichtige Zeugenschaft und frühe Hingabe auf der einen Seite, Stolz, Unversöhnlichkeit und mangelnde Rechenschaft auf der anderen. Für unser eigenes Leben bedeutet das: Es ist nie genug, eine Zeit lang treu gewesen zu sein – Treue muss beständig sein. Wir sollten bereit sein, Berufungen im Glauben anzunehmen, auch wenn sie uns nicht liegen. Und wir sollten bemüht sein, Fehler nicht nur zu erkennen, sondern auch wiedergutzumachen – im Geist wahrer Umkehr und im Vertrauen auf Gnade. 

findechristus.org

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