“Und soweit ihr Land habt, sollt ihr es mit den östlichen Brüdern teilen” (Lehre und Bündnisse 48:4).
Zusammenfassung der Lehren aus Lehre und Bündnisse 48 und ihre Bedeutung für unsere Zeit
Lehre und Bündnisse 48 ist ein kurzer, aber inhaltsreicher Abschnitt, der konkrete Anweisungen zur praktischen Umsetzung göttlicher Prinzipien im alltäglichen Leben der Heiligen enthält. Ursprünglich wurde die Offenbarung im März 1831 gegeben, als eine große Zahl von Mitgliedern aus den östlichen Bundesstaaten sich anschickte, dem Gebot zu folgen und nach Ohio zu übersiedeln. Die Frage, wie Land für ihre Ansiedlung beschafft werden sollte, war drängend. Doch obwohl sich der historische Kontext unterscheidet, sind die Grundprinzipien dieser Offenbarung für unsere heutige Zeit von großer Relevanz.
1. Geben und Teilen: Gemeinschaftliche Verantwortung
In den ersten Versen wird den bereits in Ohio ansässigen Heiligen geboten, ihre Ressourcen mit den eintreffenden Brüdern und Schwestern aus dem Osten zu teilen:
„Und soweit ihr Land habt, sollt ihr es mit den östlichen Brüdern teilen.“ (Vers 2)
Diese Aufforderung betont das Prinzip der Weihe – dass die Heiligen nicht in erster Linie für sich selbst, sondern im Dienst an der Gemeinschaft leben sollen. Die Bereitschaft, Ressourcen zu teilen, ist Ausdruck christlicher Nächstenliebe und geistiger Reife. In einer Welt, die stark vom Individualismus geprägt ist, ruft dieser Vers zur Solidarität auf. Er erinnert uns auch an die Aufforderung von Präsident Russell M. Nelson:
„Wahrer Wohlstand wird weniger durch materielle Güter gemessen als durch die Fähigkeit, anderen zu helfen und geistig zu wachsen.“ (Allgemeine Konferenz, Okt. 2020)
2. Verantwortungsvolles Wirtschaften: Sparen und Rechtschaffenheit
Vers 4 lautet:
„Es ist notwendigerweise erforderlich, dass ihr alles Geld spart, was ihr könnt, und dass ihr alles, was ihr könnt, in Rechtschaffenheit erlangt …“
Hier wird nicht nur zum Sparen aufgerufen, sondern auch zu einer rechtschaffenen Lebensweise im Umgang mit Besitz. Konsumverzicht, Disziplin im Umgang mit Geld und vorausschauendes Planen sind laut diesem Vers nicht nur kluge, sondern auch geistige Handlungen. Die Heiligen sollten sich materiell so vorbereiten, dass sie Land kaufen und eine Stadt – Zion – aufbauen könnten. Es geht also um Zukunftsvorsorge mit geistiger Zielsetzung.
Elder Joseph B. Wirthlin lehrte in diesem Zusammenhang:
„Die Weisen verstehen die Bedeutung davon, heute für einen regnerischen Tag morgen zu sparen … Sie bemühen sich, schuldenfrei zu werden.“
(„Earthly Debts, Heavenly Debts“, April 2004)
Auch Präsident Gordon B. Hinckley mahnte:
„Spart ein wenig Geld regelmäßig … Spart etwas, auch wenn es nur wenig ist. So einfach ist das.“
(Allgemeine Konferenz, Okt. 1998)
Diese Ratschläge sind heute relevanter denn je. In einer Konsumgesellschaft, in der sofortige Bedürfnisbefriedigung oft über langfristige Sicherheit gestellt wird, stellt dieser Abschnitt einen heilsamen Gegenentwurf dar.
Die Führer der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage betrachten Eigenständigkeit (Selbstständigkeit) als eine geistige Pflicht und einen zentralen Bestandteil der Nachfolge Jesu Christi. Es geht dabei nicht nur um finanzielle Unabhängigkeit, sondern auch um Selbstverantwortung, Bildung, Arbeitsmoral und geistiges Wachstum.
Was sagen heutige Kirchenführer dazu?
Präsident Russell M. Nelson lehrt:
„Der Herr liebt Eigenständigkeit. Er hat uns geboten, für uns selbst zu sorgen. … Die Fähigkeit, eigenständig zu handeln, ist ein wesentlicher Teil des göttlichen Plans.“
(sinngemäß aus Konferenzen zur Selbstständigkeit und Vorbereitung)
Elder Dieter F. Uchtdorf sagte:
„Wenn wir den Armen helfen, lehren wir sie nicht nur, wie sie überleben, sondern wie sie sich selbst helfen können – dauerhaft, mit Würde.“
(Allgemeine Konferenz, Okt. 2011 – „Siehe, die Armen sind mit euch“)
Elder Robert D. Hales betonte:
„Eigenständigkeit ist nicht nur ein wirtschaftliches Ziel – sie ist Teil des Erlösungsplans.“
(Allgemeine Konferenz, Apr. 2009 – „Belehrt sie, gute Dinge zu tun“)
Was unternimmt die Kirche heute konkret?
Die Kirche betreibt weltweit Selbstständigkeits-Initiativen, insbesondere über das Programm für Eigenständigkeit, das 2014 eingeführt wurde. Es umfasst:
- Selbstständigkeitsgruppen in Pfählen und Gemeinden, die durch das Evangelium begleitetes Lernen fördern.
- Kostenlose Kurse und Gruppenprogramme in Bereichen wie:
- „Ein besserer Arbeitsplatz“
- „Start und Führung eines Geschäfts“
- „Finanzielle Selbstständigkeit“
- „Bildung für bessere Chancen“
- Partnerschaften mit Bildungsanbietern (z. B. BYU–Pathway Worldwide) zur Förderung von Weiterbildung – oft online und zu geringen Kosten.
- Beschäftigungszentren, die Arbeitssuchende bei der Jobsuche, Lebensläufen und Vorstellungsgesprächen unterstützen.
- Fastopfermittel zur akuten Hilfe, verbunden mit langfristiger Förderung zur Selbsthilfe.
- Humanitäre Hilfe und Entwicklungsprojekte in Katastrophengebieten – oft mit Fokus auf nachhaltige Hilfe zur Selbsthilfe.
Geistige Grundlage:
Das Prinzip beruht auf Offenbarungen wie Lehre und Bündnisse 78:14 und 104:15–18, die lehren, dass die Erde genug und mehr als genug bietet – wenn wir weise, gerecht und verantwortlich handeln.
Fazit:
Eigenständigkeit ist ein Ausdruck unseres Glaubens, unserer Würde und unserer Bereitschaft, dem Herrn zu dienen.
Die Kirche fördert diese Haltung nicht nur durch Predigt, sondern auch durch konkrete, globale Programme, die Menschen befähigen, sich und anderen zu helfen – dauerhaft und mit geistigem Fundament.
Für weitere Informationen und um sich für einen Kurs anzumelden, können Interessierte die offizielle Website der Kirche besuchen: Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage.
3. Gehorsam gegenüber inspirierten Führern
In Vers 6 wird die Sammlung der Heiligen und die Gründung der Stadt von einer geordneten Struktur abhängig gemacht – mit Anweisungen von der Präsidentschaft und dem Bischof. Damit wird betont, dass geistige Werke unter priesterlicher Leitung erfolgen sollen. Dies schützt vor Chaos, Überforderung und Selbstüberschätzung. Auch in unserer Zeit erinnert uns dieser Grundsatz daran, den Ratschlägen inspirierter Führer zu folgen – sowohl geistlich als auch praktisch.
Präsident Russell M. Nelson sagte:
„Wenn wir auf die Propheten hören, werden wir sicher geführt – selbst durch die Stürme der Letzten Tage.“
(Allgemeine Konferenz, Okt. 2018)
Fazit:
Lehre und Bündnisse 48 ruft uns in der heutigen Zeit auf,
- maßvoll zu leben statt maßlos zu konsumieren,
- zu sparen und klug zu wirtschaften,
- unsere Ressourcen mit anderen zu teilen,
- uns dem Rat inspirierter Führer zu unterstellen,
- und stets Zion – das Reich Gottes – mit aufzubauen, wo immer wir sind.
Diese Offenbarung ist ein Aufruf zu geistiger und materieller Vorbereitung in einer Zeit, die uns herausfordert, aber auch große Verheißungen bereithält. Sie zeigt: Wahres Christentum beginnt nicht erst im Tempel, sondern im Alltag – beim Haushalten, Teilen, Sparen und Gehorchen.
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