Samstag, 31. Mai 2025

Darum ist dies das Land der Verheißung

 

Der erste Tempel der Kirche (Kirtland, Ohio)
(Bild Quelle)

“Darum ist dies das Land der Verheißung und der Ort für die Stadt Zion.” (Lehre und Bündnisse 57:2). 

  • Zion ist ein verheißener Ort, aber auch ein geistiger Zustand, zu dem wir heute aktiv beitragen können – durch unseren Glauben, durch unsere Reinheit und durch unseren Dienst an anderen. Die Verheißungen gelten weiterhin, und wir sind Teil ihrer Erfüllung. 

Historie zu Lehre und Bündnisse 57 

Die Offenbarung in Lehre und Bündnisse 57 markiert einen entscheidenden Wendepunkt in der frühen Geschichte der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage. Sie wurde am 20. Juli 1831 in Independence, Jackson County, Missouri, empfangen und ist die erste Offenbarung, die Joseph Smith nach seiner Ankunft in Missouri erhielt. Diese Offenbarung beantwortete zentrale Fragen über die Errichtung Zions und die Rolle von Missouri im göttlichen Plan. 

Nach dem Gebot des Herrn in LuB 52 reiste Joseph Smith im Juni 1831 mit anderen Ältesten von Kirtland, Ohio, nach Missouri. Nach einer beschwerlichen Reise von etwa 1500 Kilometern erreichten sie am 14. Juli Independence. Dort wurden sie von Oliver Cowdery und anderen Mitgliedern der Lamanitenmission begrüßt. Joseph Smith beschrieb dieses Treffen als freudig und tränenreich. Während er in die Weite der westlichen Grenze der Vereinigten Staaten blickte, dachte er über die Lage der amerikanischen Ureinwohner nach. 

In der Offenbarung LuB 57 erklärte der Herr, dass Missouri das "Land der Verheißung" sei und Independence als "Zentrum" für die Stadt Zion bestimmt wurde. Der genaue Ort für den Tempel wurde westlich des Gerichtsgebäudes in Independence festgelegt. Der Herr gebot den Heiligen, dieses Land zu erwerben und es als ewiges Erbe zu nutzen. 

Der Herr ernannte spezifische Personen für wichtige Aufgaben beim Aufbau Zions: 

  • Sidney Gilbert sollte einen Laden eröffnen, um die Bedürfnisse der Heiligen zu decken und Einnahmen für den Landkauf zu generieren. 

Am 2. August 1831 weihte Sidney Rigdon das Land Zion, und am folgenden Tag legte Joseph Smith den Grundstein für den zukünftigen Tempel. Bischof Partridge erwarb 63 Acres Land, einschließlich des Tempelplatzes, und weitere 2000 Acres in der Umgebung. Diese Grundstücke wurden gemäß den Anweisungen in LuB 51 und 57 an die Heiligen verteilt. 

Trotz dieser Bemühungen stießen die Heiligen auf erheblichen Widerstand von Seiten der ansässigen Bevölkerung. Die Spannungen eskalierten, als 1833 das Druckereigebäude niedergebrannt wurde und Bischof Partridge öffentlich misshandelt wurde. Diese Angriffe waren nicht nur auf soziale Spannungen zurückzuführen, sondern auch auf die religiösen Aktivitäten der Heiligen, die als Bedrohung wahrgenommen wurden. 

Die Offenbarung in LuB 57 legte den Grundstein für die Vision einer heiligen Stadt Zion in Missouri. Trotz der Herausforderungen und Widerstände blieb die Hoffnung auf die Errichtung Zions ein zentraler Bestandteil des Glaubens der Heiligen der Letzten Tage. 

Die Rolle eines Tempels im Erlösungsplan 

Im Erlösungsplan des Herrn spielt der Tempel eine zentrale und heilige Rolle. Für die Heiligen der Letzten Tage ist der Tempel weit mehr als nur ein Versammlungsort – er ist ein Ort göttlicher Macht, heiliger Bündnisse und himmlischer Vorbereitung. Die Rolle des Tempels im Erlösungsplan lässt sich auf mehreren Ebenen verstehen: 

1. Ein Ort der Offenbarung und Gegenwart Gottes 

Der Tempel ist das Haus des Herrn – ein Ort, an dem Gott seinem Volk begegnet. Schon im Alten Testament offenbarte sich Gott im Tempel (z. B. in der Stiftshütte, im salomonischen Tempel). Auch in der Wiederhergestellten Kirche der Letzten Tage ist der Tempel der Ort, wo sich der Himmel der Erde nähert: 

„... ich werde mich meinem Volk mit Barmherzigkeit in diesem Haus kundtun.“ (LuB 110:7). 
„Lasst dieses Haus meinem Namen gebaut werden, damit ich darin meinem Volk meine Verordnungen offenbaren kann;“ (LuB 124:38-41). 

2. Der Ort, an dem heilige Bündnisse geschlossen und ewige Verordnungen vollzogen werden 

Im Tempel werden zentrale Verordnungen des Evangeliums vollzogen, die für das persönliche Heil notwendig sind: 

  • Waschungen und Salbungen (symbolisch für Reinigung und Heiligung) 
  • Endowment (Tempelverheißungen) – ein Bündnispfad mit Gott, in dem Gläubige geistig auf das ewige Leben vorbereitet werden 
  • Siegelungen – z. B. die ewige Ehe, bei der Familien für Zeit und alle Ewigkeit verbunden werden 
  • Stellvertretende Verordnungen für Verstorbene, die keine Gelegenheit hatten, das Evangelium auf Erden anzunehmen 

Diese Verordnungen machen den Tempel zu einem Schlüsselbestandteil des Erlösungsplans, da durch sie alle Kinder Gottes – lebend oder gestorben – Zugang zu den Segnungen des Evangeliums erhalten können. 

3. Ein Ort der Vorbereitung für die Wiederkunft Christi 

Die Offenbarungen lehren, dass ein Tempel in Zion (Missouri) errichtet werden soll, „zu dem alle Nationen in den letzten Tagen kommen werden“ (LuB 57). Dies ist Teil der Vorbereitung auf die Wiederkunft Jesu Christi, wenn er in Macht und Herrlichkeit erscheinen wird. 

Der Tempel in Zion (das Neue Jerusalem) ist symbolisch wie auch buchstäblich das Zentrum der Sammlung Israels, die ebenfalls ein Kernbestandteil des Erlösungsplans ist. 

4. Ein Ort der geistigen Reinigung und Heiligung 

Durch den Tempeldienst werden Heilige in ihren Herzen gereinigt, gestärkt und auf ihre Aufgaben im Reich Gottes vorbereitet. Der Tempel gibt ihnen die Kraft, ein heiliges Leben zu führen und sich dem Willen Gottes unterzuordnen. 

„Mein Volk soll im Tempel Anweisung empfangen und daraus Kraft schöpfen“ (sinngemäß nach LuB 95:8–9). 

5. Ein Ausdruck von Gehorsam und Weihe 

Der Bau eines Tempels verlangt Opfer, Gehorsam und Hingabe. Es ist ein Zeichen dafür, dass die Heiligen bereit sind, alles zu geben, um Zion aufzubauen und Gottes Geboten zu folgen – genau wie in LuB 57, wo der Herr den Ort bestimmt und beauftragt, mit dem Aufbau zu beginnen. 

Fazit: 
Der Tempel steht im Zentrum des Erlösungsplans, weil er die Menschen mit Gott verbindet – durch Offenbarung, Bündnisse, Verordnungen und heilige Gemeinschaft. Er bereitet Individuen, Familien und Völker auf die Erhöhung vor und ist damit der sichtbare Ausdruck des Bundes zwischen Gott und seinem Volk. Eine aktuelle Liste der Tempel

findechristus.org

Freitag, 30. Mai 2025

Wer nicht sein Kreuz auf sich nehmen ... will

 

(Bild Quelle)

“Und wer nicht sein Kreuz auf sich nehmen und mir nachfolgen und meine Gebote halten will, der wird nicht errettet werden.” (Lehre und Bündnisse 56:2). 

Die Aufforderung Jesu, „sein Kreuz auf sich zu nehmen“ (Lukas 14:27), ist ein kraftvolles Bild für echte Nachfolge. Sie bedeutet, dass ein Mensch bereit ist, Christus nicht nur äußerlich zu folgen, sondern innerlich und praktisch – auch dann, wenn es schwierig, schmerzhaft oder verlustreich wird. In der damaligen Zeit war das Kreuz ein Symbol äußerster Schande und Qual. Wer sein Kreuz trug, war verurteilt zum Tod. Wenn Jesus also davon spricht, dass wir unser Kreuz auf uns nehmen sollen, meint er damit, dass wir bereit sein müssen, alles – sogar unser Leben – für ihn hinzugeben. Es ist ein radikaler Ruf zur vollständigen Hingabe. 

Diese Bedeutung wird in Lehre und Bündnisse 56:2 nochmals deutlich betont: „Und wer nicht sein Kreuz auf sich nehmen und mir nachfolgen und meine Gebote halten will, der wird nicht errettet werden.“ Hier verbindet der Herr das Kreuztragen ganz direkt mit Gehorsam. Es geht nicht nur darum, Leid zu ertragen, sondern Christus aktiv nachzufolgen und seine Gebote zu halten – auch wenn es schwer ist. Wer dazu nicht bereit ist, so sagt der Herr klar, kann die Errettung nicht empfangen. 

Was bedeutet es nun konkret, das Kreuz auf sich zu nehmen? Zunächst kann es bedeuten, schwierige Lebensumstände – etwa Krankheit, Einsamkeit, wirtschaftliche Sorgen oder zwischenmenschliche Konflikte – mit Geduld und Glauben zu tragen. Wer Christus nachfolgt, wird nicht automatisch von allem Leid befreit. Vielmehr wird er eingeladen, dieses Leid im Vertrauen auf den Herrn anzunehmen und mit seiner Hilfe zu überwinden. Das Kreuz kann aber auch innerlich sein: etwa der tägliche Kampf gegen Sünde, Stolz, Bequemlichkeit oder den eigenen Willen. Es ist die Bereitschaft, nicht das zu tun, was ich will, sondern was der Herr von mir will – selbst wenn es mich Überwindung kostet. 

In der heutigen Zeit kann das Kreuztragen auch bedeuten, zu den Maßstäben des Evangeliums zu stehen, selbst wenn sie von der Gesellschaft abgelehnt oder verspottet werden. Wer heute nach den Geboten lebt, sich um Reinheit, Wahrhaftigkeit, Nächstenliebe und Umkehr bemüht, geht oft gegen den Strom. Doch gerade in dieser Treue zeigt sich echte Jüngerschaft. Christus lädt uns nicht zu einem bequemen Weg ein, sondern zu einem Weg, der durch Selbstverleugnung, Hingabe und manchmal sogar durch Ablehnung führt – aber auch zu tiefer Freude und ewigem Leben. 

Das Kreuz auf sich zu nehmen, heißt also, sich ganz auf Christus auszurichten – im Denken, Fühlen, Wollen und Handeln. Es bedeutet, trotz aller Widerstände oder Opfer zu sagen: „Dein Wille geschehe.“ Es ist ein täglicher, bewusster Schritt in Richtung Christus, getragen von Liebe und Vertrauen. Wer diesen Weg geht, wird nicht allein gelassen. Der Herr selbst trägt mit – und gibt Kraft, Hoffnung und letztlich ewige Freude. 

Historie zu Lehre und Bündnisse 56 

Die Offenbarung in L&B 56 ist ein hervorragendes Beispiel dafür, wie der Herr auf menschliche Entscheidungsfreiheit reagiert und trotz Rückschlägen seinen Heilsplan weiterführt. Sie entstand in einer turbulenten Phase der frühen Kirchengeschichte und stellt eine Neuzuordnung von Missionsberufungen dar, nachdem mehrere ursprünglich vorgesehene Anordnungen durch menschliche Schwächen und Umstände vereitelt worden waren. 

Nach der Konferenz vom 3. Juni 1831 wurden mehrere Älteste, darunter Thomas B. Marsh und Ezra Thayre, durch L&B 52 gemeinsam auf Mission nach Missouri berufen. Thomas Marsh war bereit, seiner Berufung zu folgen, doch Ezra Thayre zögerte, offenbar aufgrund persönlicher Angelegenheiten, die mit einem Grundstück zu tun hatten, auf dem er wohnte – möglicherweise wollte er finanzielle Sicherheit erlangen, bevor er auf Mission ging (D&C 56:8–9; JSP, Mai-Offenbarung 1831). Zusätzlich kam es in Thompson, Ohio, wo Thayre lebte, zu Spannungen und Konflikten, u. a. weil Leman Copley sein Versprechen zurückzog, den Heiligen von Colesville Land zur Verfügung zu stellen (D&C 54 und 56:6–7). Dies führte dazu, dass Newel Knight, der ursprünglich mit Selah Griffin nach Missouri ziehen sollte, stattdessen bei den obdachlosen Colesville-Heiligen bleiben musste, um sie weiterzuführen. 

Der Herr antwortete auf diese chaotische Situation mit einer neuen Offenbarung – L&B 56 –, in der er sowohl Ermahnung als auch praktische Neuordnung vornahm: 

  • Ezra Thayre wurde getadelt und aufgefordert, von seinem Stolz und seiner Selbstsucht umzukehren (Vers 8), da sein Zögern die Ausführung des göttlichen Auftrags behinderte. 
  • Die Berufung von Newel Knight für die Missouri-Mission wurde widerrufen, weil er nun andere, dringendere Aufgaben hatte. 
  • Thomas Marsh wurde stattdessen mit Selah Griffin neu zugeteilt (Vers 5), sodass die Mission trotz der Hürden weitergehen konnte. 

Diese Ereignisse zeigen eine tiefere theologische Wahrheit: Der Herr achtet den freien Willen des Menschen, auch wenn dies bedeutet, dass ursprünglich erteilte Gebote geändert oder neu verteilt werden müssen. Anstatt Berufungen nur jenen zu geben, von denen er „weiß“, dass sie sie erfüllen werden, gibt er Menschen die Gelegenheit, sich zu bewähren oder zu scheitern – ganz im Sinne von LuB 121:34–35: „Viele sind berufen, aber wenige sind auserwählt, weil sie ihr Herz zu sehr auf die Dinge dieser Welt setzen.“ 

Während manche Leser von dieser Flexibilität überrascht oder sogar irritiert sein mögen, offenbart sie doch ein wunderbares Bild göttlicher Geduld und Gerechtigkeit: Der Herr handelt konsequent, aber anpassungsfähig, er verurteilt Sünde, aber schafft neue Wege, wenn Menschen scheitern oder sich widersetzen. Sein Werk geht weiter – mit den willigen Dienern. 

Fazit
L&B 56 dokumentiert nicht nur eine logistische Neuverteilung von Missionsaufträgen, sondern auch eine tiefe Lehre über Verantwortung, Entscheidungsfreiheit und die Gnade Gottes, der immer noch mit denjenigen weiterarbeitet, die bereit sind, ihm zu folgen. 

findechristus.org

Donnerstag, 29. Mai 2025

So spricht der Herr zu dir, mein Diener William

 

(Bild Quelle)

“Siehe, so spricht der Herr zu dir, mein Diener William, ...” (Lehre und Bündnisse 55:1). 

Eine Zusammenfassung der Abschnitte 53, 54 und 55 

Diese drei Offenbarungen zeigen, wie individuell der Herr seine Jünger führt – angepasst an ihre Fähigkeiten, Situationen und Bereitschaft, seinen Willen zu tun. Sidney Gilbert wurde berufen, mit kaufmännischem Geschick zum Aufbau Zions beizutragen. Newel Knight sollte seine Gemeinde geistlich anführen und durch Verfolgung und Umsiedlung hindurchtreu bleiben. William Phelps wurde berufen, seine literarischen und publizistischen Talente in den Dienst der Wiederherstellung zu stellen. In allen Fällen steht die Bereitschaft, sich dem Herrn zu unterwerfen, im Zentrum – und der Herr antwortet treu mit Orientierung, Ermutigung und Verheißung. 

Lehre und Bündnisse 53 – Offenbarung an Sidney Gilbert (8. Juni 1831) 
Sidney Gilbert, ein geschäftstüchtiger Partner von Newel K. Whitney, hatte sich 1830 der Kirche angeschlossen. Als er in einer vorherigen Offenbarung (Abschnitt 52) nicht erwähnt wurde, bat er um göttliche Weisung. Der Herr erinnerte ihn daran, dass er berufen sei, das Evangelium zu predigen, und gab ihm den Auftrag, nach Missouri zu reisen und dort unter Bischof Edward Partridge als Agent tätig zu sein. Er sollte ein Lagerhaus errichten und zur materiellen Vorbereitung Zions beitragen. Diese Offenbarung zeigt, dass auch praktische Fähigkeiten im Werk des Herrn gebraucht werden. Gilbert gehorchte, reiste nach Missouri und unterstützte dort den Aufbau Zions, bis er 1834 an Cholera starb. 

Lehre und Bündnisse 54 – Offenbarung an Newel Knight und die Colesville-Saints (10. Juni 1831) 
Die Colesville-Saints waren nach Ohio gezogen und hatten sich auf der Farm von Leman Copley niedergelassen. Nach seiner Abkehr von der Kirche entzog Copley ihnen das Land, und die Gruppe stand vor dem Nichts. Auf ihre Bitte hin offenbarte der Herr durch Joseph Smith, dass sie demütig bleiben und sich auf den Weg nach Missouri machen sollten – dem Ort, den Gott für Zion ausersehen hatte. Trotz Rückschlägen sollten sie in Geduld voranschreiten. Die Offenbarung stärkte ihren Zusammenhalt, und sie wurden später ein bedeutender Teil der Kirche in Jackson County. 

Lehre und Bündnisse 55 – Offenbarung an William W. Phelps (14. Juni 1831) 
William W. Phelps war ein erfahrener Verleger, der das Evangelium angenommen hatte. Nachdem er sein früheres Leben hinter sich gelassen hatte, bat er um Offenbarung, was der Herr mit ihm vorhabe. Die Antwort: Er solle nach Missouri reisen und dort als Drucker der Kirche tätig sein, gemeinsam mit Oliver Cowdery. Phelps sollte Kirchenliteratur und Kinderbücher drucken und helfen, das Evangelium zu verbreiten. Er folgte dem Ruf, ließ sich taufen und wurde zu einer zentralen Figur im geistigen Aufbau Zions.  

Lehren für uns daraus 

Die Abschnitte 53, 54 und 55 aus Lehre und Bündnisse enthalten mehrere wichtige Grundsätze, die auch heute für uns gelten – sowohl individuell im persönlichen Leben als auch gemeinschaftlich als Mitglieder der Kirche. Hier sind zentrale Lehren, die zeitlos und hochrelevant sind: 

1. Der Herr kennt jeden Einzelnen und gibt individuelle Führung 

D&C 53, 54, 55 – Drei persönliche Offenbarungen auf Anfrage 
Lehre: Wenn wir den Herrn ehrlich fragen, was er von uns will, gibt er uns Antwort – sei es durch Offenbarung, durch Propheten, durch das Gewissen oder durch die Schrift. 
Anwendung: Auch heute dürfen wir glauben, dass Gott uns persönlich führt – im Beruf, in unserer Berufung, in familiären Herausforderungen oder wenn wir einen Neuanfang wagen. 

„Was ist meine Aufgabe?“ ist eine Frage, die Gott gerne beantwortet – wenn wir bereit sind, seinen Willen zu tun. 

2. Geistliche und zeitliche Aufgaben sind beide Teil des Werkes Gottes 

Sidney Gilbert als Geschäftsmann, Phelps als Drucker, Knight als Gemeindeleiter 
Lehre: Der Herr unterscheidet nicht zwischen „geistlich“ und „weltlich“, wenn es um das Werk Zions geht. Auch praktische, organisatorische oder kreative Talente sind von Gott gegeben und sollen zum Aufbau seines Reiches eingesetzt werden. 
Anwendung: Wer mit beruflichen, logistischen oder kreativen Gaben dient – etwa in Verwaltung, Musik, Technik, Unterricht oder Handwerk – tut ebenso Gottes Werk wie jemand, der predigt oder lehrt. 

„Der Herr heiligt jede ehrliche Aufgabe, wenn sie ihm geweiht ist.“ 

3. Treue in Bündnissen wird belohnt, Untreue hat Folgen 

Leman Copleys Treuebruch vs. Newel Knights Standhaftigkeit 
Lehre: Der Herr achtet darauf, ob Menschen ihre Zusagen halten – sei es formell im Bund oder informell durch ein gegebenes Versprechen. Treue führt zu Vertrauen, Untreue zieht Konsequenzen nach sich. 
Anwendung: In einer Zeit, in der viele ihre Verpflichtungen leichtfertig behandeln, ist unsere Bündnistreue (z. B. im Tempel, in der Familie oder im Ehrenamt) ein Ausdruck echter Jüngerschaft. 

„Wen der Herr beauftragt, den hält er auch verantwortlich.“ 

4. Die Bereitschaft, weiterzuziehen und Neues zu wagen, ist Teil des Glaubensweges 

Die Kolesville-Saints auf dem Weg nach Missouri, Phelps verlässt sein altes Leben 
Lehre: Der Herr erwartet manchmal, dass wir aufbrechen, bevor wir alles über das Ziel wissen. Glaube heißt, zu handeln, auch wenn der Weg unbequem oder ungewiss ist. 
Anwendung: Ob es um einen Wohnortwechsel, einen Berufswandel, einen geistigen Neuanfang oder eine Versöhnung geht – manchmal ist unsere Bereitschaft zu „ziehen“ der erste Schritt zur Segnung. 

„Geh, wohin ich dich sende – und du wirst sehen, warum.“ 

5. Die Berufung kommt vom Herrn, nicht vom eigenen Ehrgeiz 

Phelps und Gilbert wollten wissen, was Gott will – nicht sich selbst wichtig machen 
Lehre: Geistige Größe entsteht nicht durch Selbstdarstellung, sondern durch Demut und Gehorsam. Der Herr beruft uns nicht, weil wir uns anbieten, sondern weil wir bereit sind, ihn zu fragen – und dann zu folgen. 
Anwendung: In einer Welt, die Eigenprofilierung betont, ist es erfrischend und kraftvoll, sich Gott zur Verfügung zu stellen und zu sagen: „Was willst DU, dass ich tue?“ 

„Nicht mein Wille, sondern dein Wille geschehe.“ 

findechristus.org

Mittwoch, 28. Mai 2025

Ich sage dir, mein Diener Sidney Gilbert

 

(Bild Quelle)

“Siehe, ich sage dir, mein Diener Sidney Gilbert: ...” (Lehre und Bünsnisse 53:1). 

Historische Hintergründe zu Lehre und Bündnisse 53, 54 und 55: 

Lehre und Bündnisse 53 wurde am 8. Juni 1831 als Antwort auf die persönliche Bitte von Algernon Sidney Gilbert gegeben. Gilbert war ein erfolgreicher Geschäftsmann und Geschäftspartner von Newel K. Whitney in Kirtland, Ohio, und war 1830 durch die ersten Missionare, darunter Oliver Cowdery, zum wiederhergestellten Evangelium konvertiert worden. Nachdem in einer kürzlich empfangenen Offenbarung (L&B 52) zahlreiche Älteste zur Missionsreise nach Missouri berufen worden waren – er jedoch nicht unter ihnen war – wandte sich Gilbert an Joseph Smith mit der Frage, welche Aufgabe der Herr für ihn habe. Die Offenbarung zeigt, dass der Herr sehr wohl eine wichtige Rolle für ihn vorgesehen hatte. Sidney Gilbert wurde berufen, sich mit seiner Familie auf die Reise nach Missouri zu begeben, um dort als Verwalter und geschäftlicher Unterstützer der Kirche zu wirken. Dort sollte er unter der Leitung des Bischofs arbeiten, das Reich Gottes mit aufbauen und nach dem Evangelium leben. Die Offenbarung spiegelt das Prinzip wider, dass jeder Gläubige eine individuelle Berufung im Werk des Herrn hat, auch wenn sie zunächst nicht offensichtlich erscheint. Gilbert gehorchte dem Ruf, begab sich nach Missouri, eröffnete dort einen Laden zur Versorgung der Heiligen (gemäß späterer Offenbarung in L&B 57), unterstützte Bischof Partridge beim Landkauf für Zion und engagierte sich aktiv für das Gedeihen der Gemeinde. Als die Heiligen 1833 gewaltsam aus Jackson County vertrieben wurden, war Gilbert einer jener Führer, die versuchten, friedlich zu vermitteln und rechtlichen Schutz zu erlangen. Im Sommer 1834 starb er während der Expedition von Zion’s Camp an der Cholera – bis zuletzt eifrig bemüht, Zion aufzubauen. 

Lehre und Bündnisse 54 wurde am 10. Juni 1831 offenbart, als die Mitglieder des Colesville-Zweigs, angeführt von Newel Knight, dringend göttliche Führung benötigten. Nach ihrer Ankunft in Ohio hatten sie sich in Thompson, Ohio, auf dem Land von Leman Copley niedergelassen, der ihnen angeboten hatte, dort unter dem Gesetz der Weihung zu leben. In gutem Glauben begannen sie, Häuser zu errichten und das Land zu bebauen. Doch nach einer gescheiterten Missionsreise Copleys zu den Shakern – seiner früheren Glaubensgemeinschaft – wandte sich dieser wieder dem Shakertum zu, brach seine Bündnisse mit der Kirche und forderte die Colesville-Heiligen auf, sein Land zu verlassen. Dies führte zu einem heftigen Streit mit dem Shaker-Leiter Ashbel Kitchell, der Copley begleitete, und verursachte beträchtlichen materiellen Schaden bei den vertriebenen Heiligen. Da sie nicht wussten, wohin sie gehen sollten, wandten sich die Ältesten an Joseph Smith, der diese Offenbarung empfing. Der Herr sprach direkt zu Newel Knight und forderte ihn auf, standhaft in seiner Berufung zu bleiben. Die Mitglieder des Zweigs wurden angewiesen, gemeinsam nach Missouri zu ziehen, und sollten einen Treuhänder ernennen, der während der Reise für Reisekosten und Mautgebühren aufkommt. Der Herr erklärte, dass Copleys gebrochene Bündnisse keine Gültigkeit mehr hätten, segnete aber diejenigen, die ihre Bündnisse eingehalten hatten, und versprach ihnen Unterstützung auf ihrem Weg. Die Heiligen sollten in Missouri Geduld und Ausdauer zeigen, bis Zion vollständig aufgebaut sei. Die Offenbarung zeigt einerseits die Dringlichkeit, dem Ruf Gottes zu folgen, selbst unter Widrigkeiten, und andererseits den Trost und die Führung, die der Herr jenen gewährt, die ihm treu bleiben. Der Colesville-Zweig folgte dem Gebot und wurde in Missouri zu einem zentralen Bestandteil der entstehenden Zionsgemeinde. 

Lehre und Bündnisse 55 wurde am 14. Juni 1831 empfangen, kurz nachdem William Wines Phelps mit seiner Familie in Kirtland angekommen war. Phelps, ein ehemaliger Zeitungsredakteur der Ontario Phoenix in Canandaigua, New York, hatte bereits früh von der Veröffentlichung des Buches Mormon erfahren. Obwohl er zunächst zögerte, sich der Kirche anzuschließen, erlangte er durch intensives Studium eine feste Überzeugung von dessen Wahrheit. Seine offene Unterstützung für das Buch brachte ihm jedoch Verfolgung ein – er wurde sogar kurzzeitig inhaftiert, vermutlich um ihn an der Konversion zu hindern. Schließlich gab Phelps seine weltlichen Ambitionen auf, kündigte seine redaktionelle Tätigkeit und begab sich mit seiner Familie nach Kirtland. Bei seiner Ankunft suchte er Joseph Smith auf und erklärte, er sei gekommen, „um den Willen des Herrn zu tun“. Joseph befragte den Herrn, woraufhin diese Offenbarung gegeben wurde. Der Herr berief William Phelps, als Schriftsetzer, Herausgeber und Autor für die Kirche zu wirken. Insbesondere sollte er mit Oliver Cowdery zusammenarbeiten, um Bücher zu veröffentlichen, die auch für die Unterweisung von Kindern geeignet waren. Darüber hinaus sollte er sich gemeinsam mit Joseph Smith und Sidney Rigdon nach Missouri begeben, um dort seine Aufgaben auszuführen. Auch Joseph Coe wurde in der Offenbarung aufgefordert, sie zu begleiten. William Phelps gehorchte dem Ruf, ließ sich taufen und zog nach Missouri, wo er eine zentrale Rolle als Herausgeber und Verleger übernahm. Er war maßgeblich an der Veröffentlichung des ersten Kirchenzeitungsblatts, des ersten Gesangbuchs und der ersten Sammlung der Offenbarungen Joseph Smiths beteiligt. Diese Offenbarung zeigt erneut, wie der Herr Menschen mit besonderen Fähigkeiten gezielt beruft, um den Aufbau Zions zu unterstützen – auch wenn sie aus komplizierten persönlichen Hintergründen stammen. 

findechristus.org

Dienstag, 27. Mai 2025

Ich werde euch in allem ein Muster geben

 

Blaupausen Gottes für persönliches Wachstum 
(Bild Quelle)

“Und weiter: Ich werde euch in allem ein Muster geben, damit ihr nicht getäuscht werdet, denn der Satan geht im Land umher, und er geht aus, die Nationen zu täuschen” (Lehre und Bündnisse 52:14). 

Historie zu Lehre und Bündnisse 52 

Die Offenbarung in Lehre und Bündnisse 52 wurde am 6. Juni 1831 in Kirtland, Ohio, empfangen und steht in direktem zeitlichen und thematischen Zusammenhang mit der Konferenz der Ältesten, die vom 3. bis 6. Juni 1831 stattfand. Diese Konferenz war die direkte Folge eines früheren Gebots aus Lehre und Bündnisse 44, in dem der Herr anordnete, dass alle Ältesten der Kirche zusammenkommen sollten, um sich unter seiner Führung belehren und führen zu lassen. Die Konferenz war von großer geistiger Intensität geprägt: Prophezeiungen wurden ausgesprochen, unter anderem über die Rückkehr der zehn Stämme Israels und das Werk der Letzten Tage, und der Herr verlieh zum ersten Mal in der wiederhergestellten Kirche Ämter im Hohen Priestertum. Diese sogenannten Ordinierungen zum "Hohen Priester" markierten eine bedeutende Erweiterung der priesterlichen Vollmacht im Vergleich zum bisher bekannten Amt des Ältesten. 

Abschnitt 51, nur wenige Wochen zuvor im Mai 1831 empfangen, hatte die praktische Grundlage für die Ansiedlung der neu ankommenden Heiligen aus New York in Ohio gelegt. Dort wurde Edward Partridge, der erste Bischof der Kirche, beauftragt, das Vereinigungsgebot (United Order) zu organisieren und Land zuzuweisen. Diese Anweisung schuf eine vorübergehende Ordnung für die Gemeinde in Kirtland. Doch mit Abschnitt 52 kündigte der Herr eine neue Phase an: die Erweiterung des Werkes nach Missouri, dem künftigen "Land des Erbteils" für die Heiligen – später auch als Zion bezeichnet. 

Der Herr rief in Abschnitt 52 28 Männer auf, jeweils in Paaren nach Missouri zu reisen, dort eine weitere Konferenz abzuhalten und auf dem Weg das Evangelium zu predigen. Dies war mehr als nur eine Missionsreise: Es war eine geistliche Pilgerfahrt in ein verheißenes Land, dessen genaue Lage (nämlich Independence) in einer späteren Offenbarung (Abschnitt 57) bekannt gegeben werden sollte. Die Reisen sollten auf getrennten Routen erfolgen, sodass jeder von ihnen neue Orte erreichen konnte, ohne "auf der Grundlage eines anderen zu bauen" (V. 33). 

Besonders bedeutsam ist in dieser Offenbarung das Thema der Unterscheidung zwischen wahren und falschen geistigen Manifestationen. Während der Juni-Konferenz waren außergewöhnliche geistige Erfahrungen gemacht worden – manche klar vom Heiligen Geist, andere hingegen als trügerisch und satanisch entlarvt. In diesem Kontext liefert der Herr in Abschnitt 52 Maßstäbe zur Geisterunterscheidung: Der wahre Geist Christi bringt Demut, Sanftheit, die Beachtung der Verordnungen und „Früchte des Lobes und der Weisheit“ hervor (V. 14–19). Dies war notwendig, weil viele durch emotionale oder dramatische Erlebnisse getäuscht wurden, die zwar beeindruckend wirkten, aber nicht aus Gott waren. 

Darüber hinaus zeigt der Herr in Abschnitt 52 klare Führungsqualitäten: Er kennt seine Freunde und seine Feinde (V. 42), spricht direkt, bestimmt Reiserouten und definiert Autorität. Die Offenbarung verdeutlicht, dass Gehorsam gegenüber seinen Anweisungen der Weg zur Segnung im verheißenen Land ist, während Untreue mit dem Ausschluss aus dem Werk beantwortet wird (V. 6). 

In der historischen Perspektive ist Abschnitt 52 ein Wendepunkt in der Frühgeschichte der Kirche: Die Konferenz von Juni 1831 war nicht nur ein organisatorisches Treffen, sondern der Beginn einer neuen Phase in der Sammlung Zions. Während Abschnitt 51 organisatorische und wirtschaftliche Fragen in Ohio regelte, wies Abschnitt 52 weit über Kirtland hinaus und etablierte Missouri als das künftige Zentrum geistlicher und physischer Verheißung. 

Das Muster des Herrn 

In Joseph Smith—Matthäus 1:11 (inspiriert durch Matthäus 24) gibt der Herr ein klares Muster, das seine Jünger damals wie heute vor Täuschung schützen soll. Der Vers lautet: 

„wer aber standhaft bleibt und sich nicht überwinden lässt, der wird errettet werden.“ 

Doch um das Muster vollständig zu verstehen, müssen wir den Zusammenhang betrachten – insbesondere Vers 10 bis 12

10 und weil das Übeltun überhandnimmt, wird die Liebe bei vielen erkalten; 

11 wer aber standhaft bleibt und sich nicht überwinden lässt, der wird errettet werden. 

12 Darum, wenn ihr den Gräuel der Verwüstung erblicken werdet, von dem der Prophet Daniel in Bezug auf die Zerstörung Jerusalems gesprochen hat, dann sollt ihr an heiliger Stätte stehen; wer da liest, der möge verstehen. 

Das Muster im Kontext 

1. Ausharren in Rechtschaffenheit 
Vers 11 betont: „wer ausharrt“. Dieses Ausharren ist nicht passiv, sondern bedeutet aktives Festhalten am Glauben trotz zunehmender Gesetzlosigkeit und Lieblosigkeit in der Welt (Vers 10). 
– Das Muster: Standhaftigkeit in einem Umfeld moralischer Verwirrung

Ein aktuelles Beispiel, wie das Muster aus Joseph Smith—Matthäus 1:11 heute angewendet werden kann, ist die Einführung des Programms „Komm und folge mir“ und die damit verbundene Heimzentrierung des Evangeliumsstudiums. 

2. Geistige Wachsamkeit („wer da liest, der möge verstehen“) – Vers 12 

– Dies ist ein direkter Hinweis auf die Notwendigkeit geistigen Verständnisses und persönlicher Achtsamkeit beim Studium heiliger Schriften. 
Das Muster: Schriftenkenntnis + geistige Einsicht = Schutz vor Täuschung
– Es ermutigt dazu, nicht nur zu lesen, sondern mit dem Heiligen Geist zu verstehen und wachsam zu sein gegenüber den Zeichen der Zeit. 

3. Gehorsames Handeln, wenn Warnungen kommen – Vers 13 

– „Dann sollen die, die in Judäa sind, in die Berge fliehen“ ist ein historisches Beispiel für gelebten Gehorsam gegenüber göttlicher Warnung. 
Das Muster: Promptes Handeln gemäß prophetischer Warnung – auch wenn es unbequem oder schwer verständlich ist – bringt Schutz und Führung. 
– Für unsere Zeit bedeutet das: Wenn heutige Propheten vor geistiger oder gesellschaftlicher Gefahr warnen, ist Gehorsam ein Mittel zur Sicherheit. 

Beispiel: Heimzentriertes Evangeliumsstudium („Komm und folge mir nach“) 

1. Ausharren in Rechtschaffenheit trotz abnehmender Moral 

In einer Welt, in der Medien, Gesellschaft und Politik zunehmend von göttlichen Maßstäben abweichen, stärkt das Programm Familien und Einzelpersonen, zu Hause beständig das Evangelium zu lernen – und damit geistig stark zu bleiben, selbst wenn äußere Einflüsse negativ sind. 

Heute bedeutet Ausharren: sich trotz Druck von außen nicht beirren zu lassen und das Zuhause als Ort der Rechtschaffenheit zu bewahren. 

2. Geistige Wachsamkeit durch Schriftstudium („möge der Leser achthaben“) 

Die Aufforderung, selbst die Schriften zu studieren, ist heute aktueller denn je. Das manuelle Lernen zu Hause mit „Komm und folge mir“ fördert, dass nicht nur der Lehrer in der Kirche für das geistige Wachstum zuständig ist, sondern jeder Einzelne persönlich „achtgibt“

Heute bedeutet achthaben: die Zeichen der Zeit erkennen, Wahrheit von Täuschung unterscheiden und den Geist regelmäßig einladen. 

3. Gehorsames Handeln auf prophetische Warnung 

Als die Kirche 2018 das Programm einführte und die Sonntagsschule halbierte, war das für viele überraschend. Doch die prophetische Führung zielte darauf ab, die geistige Unabhängigkeit der Mitglieder zu stärken – im Vorblick auf kommende Herausforderungen (wie z. B. die Corona-Pandemie 2020, wo das Heimstudium plötzlich unerlässlich wurde). 

Heute bedeutet fliehen in die Berge: geistige Zuflucht im eigenen Zuhause suchen, dort Schutz und Offenbarung finden. 

findechristus.org

Montag, 26. Mai 2025

Dass er Weisungen empfange, wie dieses Volk zu organisieren ist

 

(Bild Quelle)

“Hört auf mich, spricht der Herr, euer Gott, dann werde ich zu meinem Diener Edward Partridge sprechen und ihm Weisungen geben; denn es muss notwendigerweise sein, dass er Weisungen empfange, wie dieses Volk zu organisieren ist.” (Lehre und Bündnisse 51:1). 

Historie von Lehre und Bündnisse 51 

Im späten Frühjahr 1831 standen die Mitglieder der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage vor bedeutenden Herausforderungen, die tiefgreifende Offenbarungen erforderten. Nachdem die Heiligen auf Weisung des Herrn (LuB 37 und 38) ihre Heimat im Bundesstaat New York verlassen hatten, traf Mitte Mai 1831 eine Gruppe von über 60 Mitgliedern des sogenannten Zweigs Colesville unter der Leitung von Newel Knight nach einer strapaziösen Reise in Ohio ein. Diese Gruppe war eine von mehreren, die dem Gebot des Herrn folgten, sich in Ohio zu versammeln. Die Reise war beschwerlich: Witterungsbedingte Verzögerungen und eine unangenehme Überfahrt über den Eriesee, bei der viele seekrank wurden, stellten ihre Entschlossenheit auf eine harte Probe. In Fairport Harbor am Ufer des Eriesees angekommen, nur wenige Kilometer von Kirtland entfernt, erhielten sie die Anweisung, sich in der nahegelegenen Gemeinde Thompson niederzulassen. Dort hatte ein neuer Bekehrter namens Leman Copley angeboten, ihnen einen Teil seines Landes zur Verfügung zu stellen. 

Zu diesem Zeitpunkt war Edward Partridge erst seit wenigen Monaten als erster Bischof der Kirche eingesetzt worden – mit der Aufgabe, die zeitlichen Bedürfnisse der Heiligen zu organisieren und insbesondere die Grundsätze des Gesetzes der Weihung und der Treuhandschaft umzusetzen. Angesichts der plötzlich eintreffenden Flüchtlingsgruppe wandte sich Partridge hilfesuchend an den Propheten Joseph Smith. Am 20. Mai 1831 empfing Joseph daraufhin die Offenbarung, die heute als Abschnitt 51 im Buch Lehre und Bündnisse enthalten ist. Darin wies der Herr Bischof Partridge an, wie er das zeitliche Vermögen verwalten solle, insbesondere im Hinblick auf die gerechte Zuteilung von Grundstücken und Gütern auf Treuhandbasis. Jeder sollte gemäß seinen Bedürfnissen und Familienverhältnissen erhalten, während das, was übrig blieb, für die Bedürftigen aufbewahrt oder für künftige Zuwanderer bereitgehalten werden sollte. Diese Offenbarung stellte einen entscheidenden Moment im organisatorischen Aufbau der frühen Kirche dar, insbesondere im Hinblick auf das gelebte Gesetz der Weihung. 

Doch nur wenige Wochen später wurde das gesamte Siedlungsprojekt auf die Probe gestellt: Leman Copley, der anfangs sein Land großzügig zur Verfügung gestellt hatte, begann, seine Unterstützung zurückzuziehen und die Heiligen von seinem Land zu vertreiben. Diese plötzliche Wendung führte zu neuen Schwierigkeiten für die Mitglieder des Colesville-Zweigs, deren Situation ohnehin schon prekär war. Sie hatten ihre Heimat verlassen und waren auf das Wohlwollen anderer angewiesen – nun standen sie erneut ohne festen Wohnsitz da. Die Situation verdeutlichte nicht nur die physischen Herausforderungen der Ansiedlung, sondern auch die geistige und moralische Notwendigkeit, Offenbarung und Führung des Herrn zu suchen. 

Inmitten dieser Umstände fand vom 3. bis 6. Juni 1831 eine bedeutende Konferenz der Kirche in Kirtland statt. Während dieser Zusammenkunft wurden die ersten Hohen Priester in dieser Evangeliumszeit ordiniert, und der Prophet Joseph Smith hatte eine Vision von Gott dem Vater und Jesus Christus. Diese Konferenz markierte eine weitere Phase geistiger Ausrichtung und Vorbereitung der Führer auf die kommenden Aufgaben. Im Anschluss daran empfing Joseph Smith zwischen dem 6. und 15. Juni mehrere Offenbarungen (LuB 52 bis 56), die nicht nur spezifische Missionsaufrufe beinhalteten, sondern auch aufzeigten, wie der Herr seine Kirche weiter strukturieren wollte – unter anderem, indem er bestimmte Älteste nach Missouri entsandte, wo das Land des Erbteils verheißen war. 

In diesem Zusammenhang ist es auch wichtig, den größeren geistigen Hintergrund zu verstehen: Zu dieser Zeit machten viele Mitglieder der jungen Kirche intensive spirituelle Erfahrungen, doch nicht alle dieser Manifestationen stammten vom Heiligen Geist. Berichte von ekstatischen Zuständen, unverständlichem Verhalten und selbsternannten Offenbarungen sorgten für Verwirrung unter den Gläubigen. Parley P. Pratt und Jared Carter etwa beschrieben, wie sie mit solchen falschen Geistern konfrontiert wurden. Joseph Smith empfing deshalb am 9. Mai 1831 die Offenbarung in L&B 50, um die Führer zu befähigen, zwischen wahren und falschen Geistern zu unterscheiden. Auch diese Lehre wurde bald angewandt – mit geistiger Kraft, aber auch mit Kosten: Jared Carter etwa verlor das Vertrauen vieler Mitglieder, nachdem er eine falsche geistige Manifestation öffentlich zurückgewiesen hatte. Doch ihm war die Bestätigung durch den Herrn wichtiger als menschliche Anerkennung. 

Im Rückblick zeigt sich, dass die Offenbarung in L&B 51 nicht isoliert betrachtet werden kann. Sie steht in engem Zusammenhang mit einer Zeit des Aufbruchs, der Prüfung und der Reifung – sowohl organisatorisch als auch geistig. Die Heiligen in Ohio waren Pioniere, nicht nur geografisch, sondern auch im Aufbau einer heiligen Gemeinschaft nach göttlichem Muster. Unter widrigsten Umständen versuchten sie, das Gesetz der Weihung umzusetzen, sich um Bedürftige zu kümmern und geistige Reinheit zu bewahren. Die Offenbarung an Bischof Partridge war dabei ein entscheidender Schritt auf diesem Weg – ein Versuch, Ordnung und Gerechtigkeit im zeitlichen Bereich herzustellen und gleichzeitig die Grundlage für das geistige Wachstum einer verheißenen Nation zu legen. 

Anwendung für heute 

Obwohl das Gesetz der Weihe heute nicht in derselben Form gelebt wird wie 1831, vermittelt L&B 51 zeitlose Prinzipien für das Leben als Jünger Jesu Christi: 

  • Verwaltung statt Besitzdenken: Alles, was wir haben – Zeit, Talente, Ressourcen – ist uns anvertraut, damit wir es zum Wohl anderer einsetzen. Wir sind Verwalter, nicht Eigentümer
  • Solidarität mit Bedürftigen: Der Herr ruft uns auf, füreinander zu sorgen. In einer Welt mit großen sozialen Unterschieden bleibt das Ideal christlicher Gleichheit und gegenseitiger Unterstützung hochaktuell. 
  • Ehrlichkeit im Umgang mit Ressourcen: Der Text betont Redlichkeit und Rechenschaft – sowohl im Geben als auch im Empfangen. Diese Haltung ist grundlegend für persönlichen und gemeinschaftlichen Fortschritt. 
  • Geistgeleitete Führung: Leiter in der Kirche und im Leben sollen nach dem Geist Gottes führen, mit Gebet, Weisheit und ohne Ansehen der Person – ein Prinzip, das überall dort gilt, wo Menschen Verantwortung tragen. 
  • Ordnung und Frieden in der Gemeinschaft: Das Reich Gottes wächst dort, wo Menschen in Einheit, Frieden und gegenseitigem Respekt handeln – in der Kirche, der Familie und der Gesellschaft. 

Diese Offenbarung erinnert daran, dass das Reich Gottes sowohl geistlich als auch praktisch gebaut wird – durch göttlich inspirierte Prinzipien, die in den Alltag hineinwirken. 

findechristus.org

Samstag, 24. Mai 2025

Was nicht erbaut, das ist nicht von Gott

 

(Bild Quelle)

“Und was nicht erbaut, das ist nicht von Gott, sondern ist Finsternis.” (Lehre und Bündnisse 50:23). 

Lehre und Bündnisse 50:15-22 

In diesen Versen spricht der Herr offen über eine Situation, in der einige Mitglieder der Kirche Geister oder spirituelle Eindrücke empfangen haben, die sie nicht verstanden – und trotzdem für göttlich hielten (V. 15). Er stellt die kritische Frage, ob sie darin wirklich gerechtfertigt sind, lässt die Antwort jedoch bewusst bei ihnen selbst (V. 16), und fügt mit Mitgefühl hinzu, dass er barmherzig sein wird – denn wer jetzt noch schwach ist, kann durch ihn gestärkt werden. 

In den folgenden Versen legt der Herr ein grundlegendes Prinzip geistiger Erkenntnis dar: Wer von ihm ordiniert ist, das Evangelium zu predigen, muss dies durch den Geist der Wahrheit tun – also durch den Heiligen Geist (V. 17). Wenn das Predigen nicht in diesem Geist geschieht, dann stammt es nicht von Gott (V. 18). Ebenso muss auch der Hörer das Wort durch denselben Geist empfangen (V. 19), denn nur wenn es auf diese Weise geschieht, ist es wahrhaftig göttlich (V. 20). 

Der Herr wundert sich regelrecht darüber, dass es den Heiligen offenbar schwerfällt, dieses einfache, aber machtvolle Prinzip zu erkennen: Wahre geistige Verständigung geschieht nur dann, wenn sowohl der Prediger als auch der Empfänger im Einklang mit dem Geist der Wahrheit stehen (V. 21). In einem solchen Zustand verstehen sie einander – und beide werden dadurch erbaut und freuen sich miteinander (V. 22). 

Diese Verse unterstreichen die zentrale Bedeutung des Heiligen Geistes im Predigen und Verstehen des Evangeliums – jenseits aller menschlichen Redegewandtheit oder intellektuellen Fähigkeit. Echtes geistiges Wachstum ist eine gemeinsame Erfahrung, getragen vom Geist Gottes. 

Lehre und Bündnisse 50:23-28 

Hier gibt der Herr eine klare Richtschnur dafür, wie man wahre geistige Einflüsse von falschen unterscheiden kann. Alles, was nicht erbaut – also nicht aufbaut, erleuchtet, festigt oder geistlich nährt – ist nicht von Gott, sondern kommt aus der Finsternis (V. 23). Im Gegensatz dazu ist alles, was von Gott ist, Licht. Wer dieses Licht empfängt und im Einklang mit Gott lebt, empfängt noch mehr Licht – ein fortschreitendes Wachsen in geistigem Verständnis und Reinheit, das „heller und heller“ wird, bis hin zum vollkommenen Tag (V. 24), also bis zur Fülle der Erkenntnis oder der Gegenwart Gottes. 

Dieses Prinzip soll den Heiligen helfen, die Wahrheit zu erkennen und Finsternis aus ihrer Mitte zu vertreiben (V. 25). Es ist nicht nur ein Warnhinweis, sondern ein Aufruf zur geistigen Klarheit und Unterscheidungsfähigkeit. Im Weiteren erklärt der Herr, dass jemand, der von ihm ordiniert und ausgesandt ist, das Evangelium zu lehren, in Wahrheit „der Größte“ ist – aber gerade dadurch, dass er der Geringste ist und aller Diener (V. 26). Diese Paradoxie des Dienens als wahre Größe erinnert an die Lehre Christi im Neuen Testament. 

Solch ein Diener besitzt alles – nicht im weltlichen Sinne, sondern geistlich: Leben, Licht, Geist, Macht – all das ist ihm untertan durch die Vollmacht Jesu Christi und den Willen des Vaters (V. 27). Doch dieser Besitz, dieses vollkommene Empfangen geistiger Gaben, ist an eine Bedingung geknüpft: Reinheit. Niemand kann alles empfangen, außer er ist gereinigt von Sünde (V. 28). Hier wird erneut betont, dass persönliche Heiligkeit eine Voraussetzung für tiefere geistige Einsicht und Offenbarung ist. 

Diese Verse lehren, dass echte geistige Kommunikation durch Licht, Reinheit, Dienst und Fortschritt im Evangelium gekennzeichnet ist – nicht durch Spektakel oder bloße Emotion. 

Lehre und Bündnisse 50:29-36 

In diesen Versen beschreibt der Herr den Lohn geistiger Reinheit und die Macht, die den Heiligen gegeben wird, wenn sie in Übereinstimmung mit seinem Willen handeln. Wenn jemand von aller Sünde gereinigt ist, kann er im Namen Jesu bitten, „was auch immer“ er will – und es wird ihm gegeben werden (V. 29). Diese Verheißung ist jedoch nicht grenzenlos oder willkürlich: Sie ist an die Voraussetzung der geistigen Reinheit gebunden. In diesem Zustand wird das, was man erbittet, im Einklang mit dem Willen Gottes sein. 

Die Jünger Christi, die als „Haupt“ ordiniert sind, sollen Macht über Geister haben – das heißt, sie sollen erkennen können, ob ein Geist von Gott ist, und sie sollen in der Lage sein, unheilige Einflüsse zurückzuweisen (V. 30). Wenn ihnen ein Geist erscheint, den sie nicht verstehen, sollen sie im Namen Jesu den Vater bitten, diesen Geist zu empfangen – wenn er ihn nicht gibt, ist er nicht von Gott (V. 31). Dies ist ein konkreter Prüfmechanismus zur Geisterunterscheidung. Ist ein Geist nicht von Gott, sollen sie in Vollmacht, aber ohne Überheblichkeit oder Spott, erklären, dass dieser Geist nicht von Gott ist (V. 32–33). 

Es wird zudem betont, dass jede Gabe, die von Gott kommt, mit Dankbarkeit und Ehrfurcht empfangen werden soll (V. 34). Wer Gottes Gaben achtet und weiterhin auf seine Eingebung hört, dem ist das Reich gegeben – ebenso die Macht, alles zu überwinden, was nicht von ihm verordnet ist (V. 35). Der Abschnitt schließt mit einer besonderen Segnung für jene, die die Worte des Herrn aus dem Mund seines Dieners annehmen: Ihre Sünden sind vergeben (V. 36). Das ist sowohl ein Zeugnis für die Vollmacht Joseph Smiths als auch eine Einladung an die Leser, die Offenbarung mit gläubigem Herzen zu empfangen. 

Lehre und Bündnisse 50:37-46 

In diesen Versen ermutigt der Herr mehrere frühe Führer wie Joseph Wakefield, Parley P. Pratt und John Corrill, hinauszugehen und die Gemeinden zu stärken (V. 37–38). Gleichzeitig weist er Edward Partridge zurecht, ruft ihn aber zur Umkehr auf, mit der Zusicherung, dass ihm vergeben wird (V. 39). Das zeigt: Auch Führer brauchen Reue und Führung. 

Die Heiligen werden liebevoll als „kleine Kinder“ bezeichnet – sie müssen noch wachsen „in der Gnade und in der Erkenntnis der Wahrheit“ (V. 40). Der Herr versichert ihnen: „Fürchtet euch nicht ... ihr seid mein“ (V. 41). Er ist der gute Hirte, der Stein Israels – wer auf ihn baut, wird nicht fallen (V. 44). 

Zum Schluss verheißt Christus eine zukünftige persönliche Offenbarung: Die Gläubigen werden ihn sehen, seine Stimme hören und wissen, dass er ist (V. 45). Daher ruft er zur Wachsamkeit auf, damit sie bereit sind (V. 46). 

Die Botschaft: Christus wirkt unter seinen Heiligen. Reue, geistiges Wachstum und Gehorsam führen zu tieferer Erkenntnis und größerer Nähe zu ihm. 

findechristus.org

Freitag, 23. Mai 2025

Dass ihr mein Evangelium durch den Geist predigt

 

(Bild Quelle)

“Dass ihr mein Evangelium durch den Geist predigt, nämlich den Tröster, der ausgesandt wurde, um die Wahrheit zu lehren.” (Lehre und Bündnisse 50:14). 

Lehre und Bündnisse 50:1–5 

In diesen ersten Versen warnt der Herr vor falschen Lehren, die von Menschen verbreitet werden, „die durch fremde Gebote verführt wurden“, und er sendet seine Diener (hier: Sidney Rigdon, Parley P. Pratt und Leman Copley), um diese Irrtümer zu berichtigen und sein Evangelium in Reinheit zu verkünden. Die falschen Lehren in diesem Abschnitt beziehen sich konkret auf Ansichten der Shaker, z. B. über die Wiederkunft Christi, Zölibat und den Verzicht auf Fleisch. 

Wenn man L&B 49:1–4 mit L&B 50:1–5 und den Aussagen aus „Try the Spirits“ (Times and Seasons) zusammenliest, ergibt sich ein klarer Gesamtlehrpunkt: 

In Zeiten geistiger Bewegung und Offenheit ist die Gefahr der Täuschung durch falsche Geister oder falsche Lehren besonders groß. 

Zentrale Lehren aus diesen Abschnitten im Zusammenhang: 

  1. Viele Geister auf Erden sind falsch (L&B 50:2). 
    – Diese falschen Geister und Lehren führen Menschen in die Irre – oft unter dem Deckmantel von Religion oder Spiritualität. 
  1. Satan strebt gezielt an, die Gläubigen zu täuschen (L&B 50:3). 
    – Täuschung ist ein aktiver Bestandteil seiner Strategie, besonders wenn das Werk Gottes voranschreitet (wie damals in Kirtland 1831). 
  1. Der Herr sieht Gräuel selbst unter denen, die sich zu seinem Namen bekennen (L&B 50:4). 
    – Das zeigt, dass selbst Gläubige nicht immun gegen Irrtümer oder falsche Inspirationen sind – wenn sie nicht wachsam bleiben. 
  1. Der Maßstab für Wahrheit ist nicht Gefühl, Rhetorik oder Begeisterung – sondern der Geist Gottes, offenbart durch Priestertum und Gesetz (Try the Spirits). 
    – Nur durch das Licht Christi, den Heiligen Geist und eine Kenntnis göttlicher Prinzipien lässt sich wahr von falsch unterscheiden. 
  1. Treu Glaubende, die ausharren, werden gesegnet (L&B 50:5). 
    – Es geht letztlich um Standhaftigkeit im echten Evangelium trotz Verwirrung oder Verlockung durch falsche Geister. 

Fazit: 
In L&B 49:1–4 spricht der Herr mit Autorität gegen falsche Lehren, wie sie z. B. die Shaker vertreten. In L&B 50:1–5 erklärt er, dass hinter solchen Irrtümern oft falsche Geister stehen, die aktiv täuschen. Die Botschaft aus Try the Spirits *) ergänzt dies theologisch: Nur durch göttlich verliehenes Unterscheidungsvermögen (Priestertum, Heiliger Geist, Erkenntnis) können wir feststellen, ob ein Geist oder eine Lehre „von Gott“ ist. 

*) Joseph Smith reagiert auf ungewöhnliche spirituelle Phänomene und Behauptungen innerhalb und außerhalb der Kirche. Der Artikel warnt davor, jedem „Geist“ oder jeder angeblichen Offenbarung blind zu vertrauen. 

Kernaussagen: 

  1. Falsche Geister gab es schon zu biblischen Zeiten 
    → Der Apostel Johannes mahnt: „Prüfet die Geister, ob sie von Gott sind“ (1 Joh. 4,1). Schon zur Zeit der Apostel waren viele falsche Geister im Umlauf. 
  1. Man kann sich geistig täuschen – selbst bei übernatürlichen Phänomenen 
    → Beispiel: Die ägyptischen Magier konnten ähnliche Wunder tun wie Mose. Ohne Mose hätten die Menschen die Macht Satans für die Macht Gottes gehalten. 
  1. Es braucht ein geistiges Maß – einen göttlichen Prüfstein 
    → Niemand kann ohne ein „Maß“, eine „Regel“ oder „Kenntnis der Gesetze Gottes“ einen Geist richtig beurteilen – genauso wenig, wie man ohne Lineal ein Gebäude vermessen kann. 
  1. Der natürliche Mensch ist überfordert 
    → Die Gebildeten, Philosophen oder Prediger dieser Welt sind geistig blind, wenn sie nicht durch die Priesterschaft und den Geist Gottes belehrt werden. 
  1. Nur durch das Priestertum und den Heiligen Geist können Geister erkannt werden 
    → Die Fähigkeit, zwischen göttlichem, menschlichem oder satanischem Einfluss zu unterscheiden, kommt nicht durch Intelligenz, sondern durch göttlich vermittelte Erkenntnis. 
  1. Satan kann als Engel des Lichts erscheinen 
    → Deshalb ist äußerer Glanz oder übernatürliche Erfahrung kein Beweis für Wahrheit. Täuschung kann sehr raffiniert sein. 
     
    Joseph Smith gibt mit „Try the Spirits“ eine zeitlose Lehre: 

Wahre geistige Unterscheidung kommt durch den Heiligen Geist, gestützt durch das Priestertum und im Einklang mit den Gesetzen Gottes. Alles andere ist geistige Spekulation – oder gefährliche Täuschung. 

Lehre und Bündnisse 50:6–9 

Hier warnt der Herr vor verschiedenen Formen geistiger Täuschung innerhalb der Kirche. Er spricht davon, dass einige vom Satan verführt wurden, obwohl sie mit aufrichtiger Absicht handelten. Andere jedoch haben absichtlich getäuscht und Heuchelei geübt. Der Herr verurteilt beides und ruft alle zur Umkehr auf. Diese Verse zeigen, dass gute Absichten allein nicht vor Irrtum schützen, wenn geistige Erfahrungen nicht durch den Heiligen Geist geprüft werden. Gleichzeitig macht der Herr deutlich, dass äußerliche Frömmigkeit ohne innere Aufrichtigkeit wertlos ist. Diese Botschaft steht in direkter Linie zur Lehre Jesu im Neuen Testament, der die Pharisäer für ihre Heuchelei tadelte (Lukas 11:39; Matthäus 23:23). Auch Joseph Smith äußerte sich 1843 deutlich gegen religiöse Heuchler und betonte, dass Gott die Menschen nach dem Maß des Lichts richtet, das sie empfangen haben, nicht nach dem äußeren Anschein.  

L&B 50:6–9 ist somit ein klarer Aufruf zu geistiger Echtheit, Demut und zur sorgfältigen Unterscheidung zwischen echtem göttlichem Einfluss und falscher Inspiration. 

Lehre und Bündnisse 50:10–14 

In diesen Versen wendet sich der Herr direkt an die Ältesten der Kirche und lädt sie zu einem offenen, verstehbaren Dialog ein – wie ein Mensch mit einem anderen spricht. Dieses Vorgehen unterstreicht, dass Gott seine Kinder ernst nimmt und sie zum Mitdenken auffordert. Statt einfach zu gebieten, stellt er eine Frage: „Wozu seid ihr ordiniert worden?“ Damit erinnert er sie an ihren Auftrag – nämlich, das Evangelium zu predigen, und zwar nicht in eigener Weisheit, sondern „durch den Geist, nämlich den Tröster“

Diese Passage hebt hervor, dass geistliches Lehren nur dann wirksam und wahr ist, wenn es durch den Heiligen Geist geschieht. Die Ältesten sollen sich also bewusst machen, dass ihre Vollmacht allein nicht genügt – sie müssen sich ständig darum bemühen, in Harmonie mit dem Geist zu handeln. Der Herr gebraucht hier eine lehrreiche Methode: Er fragt, statt nur zu sagen – ein Stil, den auch Jesus während seines irdischen Wirkens oft nutzte. Wie Joseph Smith und auch moderne Apostel wie Elder Jeffrey R. Holland betonten, kann das Evangelium nicht durch oberflächliche oder spektakuläre Mittel vermittelt werden, sondern muss geistig genährt und tiefgründig gelehrt werden.  

Die Verse laden somit zur Selbstprüfung ein: Wozu bin ich berufen? Und tue ich es wirklich mit dem Geist? 

findechristus.org

Donnerstag, 22. Mai 2025

Gebt auf die Worte der Weisheit acht, die euch gegeben werden

 

(Bild Quelle)

“Horcht auf, o ihr Ältesten meiner Kirche, und schenkt der Stimme des lebendigen Gottes Gehör, und gebt auf die Worte der Weisheit acht, die euch gegeben werden gemäß dem, was ihr erbeten habt und worin ihr euch einig seid, dass es die Kirche betrifft und die Geister, die auf Erden umgehen.” (Lehre und Bündnisse 50:1). 

Historie zur Entstehung von Lehre und Bündnisse 50 

Die Offenbarung in Lehre und Bündnisse 50 entstand im Mai 1831 in einem kritischen Moment der jungen Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage. Nachdem Joseph Smith Anfang Februar desselben Jahres in Kirtland, Ohio, angekommen war, wurde er mit einer tief beunruhigenden Situation konfrontiert. Zahlreiche Neubekehrte – überwiegend junge Mitglieder – zeigten überbordende und oftmals extreme religiöse Ausdrucksformen, die sie für vom Heiligen Geist inspiriert hielten. In Wahrheit jedoch waren viele dieser Phänomene eher Ausdruck von Täuschung, Selbsttäuschung oder gar von dämonischen Einflüssen. 

John Whitmer, ein früher Führer der Kirche, berichtete mit Sorge, dass einige der Mitglieder – mangels geistiger Reife und Erkenntnis – nicht imstande waren, zwischen echten und falschen geistigen Manifestationen zu unterscheiden. So glaubten manche, Visionen zu haben, ohne deren Inhalt erklären zu können, andere spielten mit imaginären Schwertern oder glitten wie Schlangen über den Boden, angeblich auf "Missionsreisen zu den Lamaniten". Diese bizarren Verhaltensweisen wurden als „Segnungen“ missverstanden, obwohl sie eher Ausdruck geistiger Verwirrung waren. Whitmer sprach davon, dass der „Feind aller Gerechtigkeit“ sich einiger ehrlicher, aber unerfahrener Gläubiger bemächtigt hatte. 

Auch Parley P. Pratt, einer der damaligen Missionare, bestätigte diese chaotischen Zustände bei seiner Rückkehr aus dem Missionsgebiet. Er beschrieb „sehr merkwürdige geistige Manifestationen“, die eher abstoßend als geistlich erbauend waren: Verzerrte Gesichter, epileptisch anmutende Zuckungen, Ekstasen, scheinbare Visionen und Offenbarungen – allesamt nicht im Einklang mit der Lehre des Evangeliums. Ein „lügnerischer Geist“ schien in die Kirche eingedrungen zu sein, wie er es ausdrückte. 

Nicht nur Kirchenführer, auch Außenstehende nahmen diese Vorgänge wahr. Eine Zeitung aus dem nahen Painesville beschrieb, wie junge Leute bei winterlicher Kälte im Schnee lagen, zu Boden fielen, unverständliche Laute von sich gaben (die sie für göttlich inspirierte Sprachen hielten) oder sogar behaupteten, Feuerbälle durch die Luft fliegen zu sehen. In einem besonders drastischen Fall verfolgte ein afroamerikanischer Konvertit, bekannt als „Black Pete“, eine vermeintliche himmlische Offenbarung, die von einem „schwarzen Engel“ getragen wurde. Dabei stürzte er einen Abhang hinunter in einen Fluss – ein Ereignis, das er mit nur leichten Verletzungen überlebte, aber wohl als heilsame Ernüchterung erlebte. 

Angesichts dieser besorgniserregenden Entwicklungen suchten mehrere Kirchenführer – darunter Parley P. Pratt und John Murdock – Rat bei Joseph Smith. Sie baten ihn, den Herrn direkt um Offenbarung zu bitten, um Klarheit darüber zu gewinnen, wie zwischen wahren und falschen geistigen Einflüssen unterschieden werden könne. In einer gemeinschaftlichen Gebetsversammlung in Josephs „Übersetzungszimmer“ empfing er daraufhin die Offenbarung, die heute als Lehre und Bündnisse 50 bekannt ist. Parley P. Pratt beschrieb den Vorgang als außergewöhnlich klar: Joseph diktierte Satz für Satz langsam und ohne Unterbrechung – ohne Korrekturen oder Nachbesserungen. 

Inhaltlich konfrontierte die Offenbarung das Problem direkt: Christus selbst sprach darin zu den Ältesten der Kirche, holte sie auf ihrer geistigen Entwicklungsstufe ab und erklärte geduldig den Unterschied zwischen wahren und falschen Geistern. Zentral war dabei nicht nur intellektuelles Verständnis, sondern geistige Reinigung durch Christus und aktiver Gehorsam gegenüber seinen Worten. Wer diese Offenbarung befolgte, wurde geistig gestärkt, erhielt Unterscheidungskraft und Macht über täuschende Einflüsse. 

Ein anschauliches Beispiel hierfür lieferte Jared Carter, ein weiterer Kirchenältester, der in einer Versammlung in Amherst, Ohio, das in Lehre und Bündnisse 50 gegebene Muster anwandte. Als eine junge Frau während des Abendmahls zu Boden fiel, vermutete er einen falschen Geist, betete entsprechend den Anweisungen aus der Offenbarung und erhielt keine Bestätigung vom Geist Gottes. Daraufhin tadelte er mit lauter Stimme die offenbar dämonische Manifestation – sehr zum Missfallen vieler Anwesender, aber im Einklang mit göttlicher Wahrheit. 

Die Offenbarung hatte nachhaltige Wirkung. Führer wie Parley Pratt setzten die darin enthaltenen Weisungen aktiv um, besuchten Zweige der Kirche und stellten Ordnung wieder her, indem sie falsche Geister zurechtwiesen und die Gemeinde lehrten. Die Ereignisse rund um Lehre und Bündnisse 50 zeigen eindrucksvoll, dass echte geistige Unterscheidung mehr verlangt als emotionale Reaktionen oder vorschnelle Urteile. Sie setzt geistige Demut, Gehorsam und die Nähe zum wahren Geist Christi voraus – eine Lehre, die bis heute Gültigkeit hat. 

findechristus.org