Samstag, 8. Februar 2025

Siehe, du hast es nicht verstanden

 

Reicht “nur” zu fragen aus?
(Bild: Quelle)

“Siehe, du hast es nicht verstanden; du hast gemeint, ich würde es dir geben, obschon du dir keine Gedanken gemacht hast, außer mich zu bitten.” (Lehre und Bündnisse 9:7). 

Eine Zusammenfassung von Lehre und Bündnisse 9:1-14 

Der Herr spricht zu Oliver Cowdery, der darum gebeten hatte, an der Übersetzung des Buches Mormon mitzuwirken. Der Herr erklärt, dass Oliver nicht gemäß seinen Erwartungen vorgegangen sei und stattdessen wieder als Schreiber für Joseph Smith tätig wurde. Der Herr weist Oliver an, diese Aufgabe fortzusetzen, bis das Werk abgeschlossen ist. Später wird Oliver erneut Gelegenheit erhalten, an Übersetzungsarbeiten mitzuwirken. 

Der Herr fordert Oliver auf, geduldig zu sein, da es nach seiner Weisheit aktuell nicht angebracht sei, dass Oliver übersetzt. Er erklärt, dass Oliver seine anfänglichen Bemühungen nicht fortgesetzt habe, weshalb ihm die Befugnis entzogen wurde. Der Herr weist darauf hin, dass Oliver die Methode zur Erlangung von Offenbarung nicht richtig verstanden habe: Er müsse zuerst die Angelegenheit mit seinem Verstand durchdenken und dann den Herrn um Bestätigung bitten. Falls es richtig ist, werde sein Herz brennen, andernfalls werde er keine Bestätigung empfinden. 

Der Herr ermahnt Oliver, sich nicht zu beklagen, sondern sich auf seine Berufung zu konzentrieren, treu zu bleiben und der Versuchung zu widerstehen. Er versichert ihm, dass er geschützt sein wird und am letzten Tag erhöht wird, wenn er in seinem Werk standhaft bleibt. 

Geschichtlicher Hintergrund von Lehre und Bündnisse 9 

Im April 1829 erhielt Oliver Cowdery diese Offenbarung als Antwort auf seine Fragen zum Übersetzungsprozess des Buches Mormon. Zuvor hatte er als Schreiber für Joseph Smith gedient und hoffte, selbst an der Übersetzung mitwirken zu können. In L&B 8 hatte ihm der Herr verheißen, dass er die Gabe der Offenbarung und die Möglichkeit zu übersetzen erhalten könne – allerdings unter der Bedingung, dass er sich geistig entsprechend vorbereitete. 

Oliver begann mit dem Versuch zu übersetzen, doch er erwartete offenbar, dass ihm die Worte unmittelbar eingegeben würden, ohne dass er zuvor mit seinem eigenen Verstand arbeitete. Als er keinen Erfolg hatte, geriet er in Zweifel und hielt inne. In L&B 9 erklärte der Herr, dass Oliver nicht im richtigen Prozess gearbeitet hatte, um Offenbarung zu empfangen. Er hatte gehofft, die Gabe einfach durch Gebet zu erlangen, ohne sie aktiv durch Nachdenken und Bemühung zu erarbeiten. Der Herr stellte klar, dass Offenbarung ein Zusammenspiel von eigenem Denken und der Bestätigung durch den Geist ist. 

Da Oliver gezögert und Furcht gehabt hatte, war es für den Moment nicht mehr ratsam, dass er weiter übersetzte. Stattdessen wurde er angewiesen, sich wieder seiner eigentlichen Aufgabe als Schreiber für Joseph Smith zu widmen, da das Werk ohne Verzögerung weitergehen musste. Der Herr versicherte ihm jedoch, dass es in Zukunft weitere Gelegenheiten für ihn geben könnte, an der Übersetzung heiliger Schriften mitzuwirken. 

Diese Offenbarung ist ein bedeutender historischer Moment, weil sie nicht nur Einblick in die Arbeitsweise der Übersetzung des Buches Mormon gibt, sondern auch ein zentrales Prinzip für die persönliche Offenbarung lehrt. 

Wie läuft der Prozess, Offenbarung von Gott zu empfangen, richtig? 

Der richtige Prozess, um Offenbarung vom Herrn zu empfangen, wird in L&B 9:7–9 beschrieben. Der Herr erklärt Oliver Cowdery, dass er nicht einfach nur beten und auf eine direkte Eingebung warten kann, sondern dass er zuerst selbst mit seinem Verstand arbeiten muss. Offenbarung kommt nicht automatisch, sondern erfordert aktives Nachdenken und Bemühen. Zunächst soll man eine Lösung oder Entscheidung erarbeiten, indem man sich mit dem Thema auseinandersetzt, über mögliche Optionen nachdenkt und sich gut vorbereitet. Erst danach soll man den Herrn fragen, ob diese Entscheidung richtig ist. 

Wenn die Entscheidung im Einklang mit Gottes Willen steht, wird der Heilige Geist sie bestätigen. Der Herr beschreibt dieses Gefühl als ein „Brennen im Herzen“ – eine innere Wärme, Freude oder Gewissheit, die uns wissen lässt, dass es richtig ist. Wenn jedoch keine Bestätigung kommt, sondern stattdessen Verwirrung oder eine geistige Blockade eintritt, bedeutet dies, dass die Entscheidung nicht richtig ist. In diesem Fall muss man den Prozess erneut durchlaufen, weiter nachdenken und nach einer besseren Lösung suchen. 

Diese Lehre zeigt, dass Offenbarung ein Zusammenspiel zwischen eigenem Denken und göttlicher Bestätigung ist. Der Herr erwartet von uns, dass wir Verantwortung übernehmen, uns vorbereiten und mit unserem Verstand arbeiten, bevor er uns seine Bestätigung gibt. Dieses Prinzip gilt nicht nur für große Entscheidungen, sondern auch für alltägliche Fragen und geistige Führung. 

Lies gerne:Anleitung zum Evangeliumsstudium: Offenbarung” 

Weshalb sollte Oliver jetzt noch nicht übersetzen? 

Oliver Cowdery durfte zu diesem Zeitpunkt noch nicht weiter übersetzen, weil er den richtigen Offenbarungsprozess nicht vollständig verstanden hatte. Statt aktiv nachzudenken und eine Lösung zu erarbeiten, hatte Oliver nur darum gebetet, dass der Herr ihm die Worte direkt eingeben würde. Weil er diesen Grundsatz nicht befolgt hatte, wurde ihm das Übersetzungsrecht vorerst entzogen. 

Ein weiterer Grund war, dass Oliver während des Versuchs zu übersetzen Zweifel und Furcht hatte. Er hatte gezögert und nicht mit der nötigen Überzeugung weitergemacht. Der Herr erklärt ihm, dass die Zeit nun vergangen sei und es in diesem Moment nicht mehr ratsam sei, dass er weiter übersetzt. Stattdessen sollte er sich auf seine primäre Aufgabe konzentrieren – nämlich als Schreiber für Joseph Smith zu dienen. Der Herr hatte Joseph genügend Kraft gegeben, um das Werk zu vollenden, und es war wichtiger, dass die Übersetzung des Buches Mormon ohne Verzögerung weiterging. 

Diese Erfahrung lehrt, dass der Herr seinen Zeitplan kennt und dass bestimmte Segnungen oder Aufgaben erst dann kommen, wenn wir bereit sind. Oliver musste erst lernen, wie wahre Offenbarung funktioniert, bevor er erneut die Gelegenheit bekommen konnte, eine so heilige Aufgabe wie die Übersetzung zu übernehmen. 

Wozu fordern uns die Verse 13 und 14 auf? 

Die Verse fordern uns auf, gehorsam, treu und standhaft in der Aufgabe zu bleiben, die der Herr uns gegeben hat. Der Herr sagt Oliver Cowdery, dass es ihm wohl ergehen wird, wenn er das tut, was ihm geboten wurde. Das bedeutet, dass Gehorsam gegenüber Gottes Anweisungen zu geistigem und zeitlichem Wohlergehen führt. Gleichzeitig wird er ermahnt, keiner Versuchung nachzugeben. Dies zeigt, dass der Weg des Herrn manchmal anders verläuft, als wir es erwarten, und dass es wichtig ist, sich nicht durch Zweifel oder persönliche Wünsche von der göttlichen Führung abbringen zu lassen. 

Darüber hinaus fordert der Herr Oliver auf, standhaft in seinem Werk zu bleiben, mit der Verheißung, dass „nicht ein Haar seines Hauptes verloren gehen“ wird und dass er „am letzten Tag emporgehoben“ wird. Dies bedeutet, dass Gott ihn beschützen und schließlich in sein Reich aufnehmen wird, wenn er treu bleibt. Diese Aufforderung gilt auch für uns: Wir sollen mit Ausdauer und Vertrauen die Aufgaben erfüllen, die der Herr uns gibt, selbst wenn sie nicht immer unseren ursprünglichen Erwartungen entsprechen. Wenn wir treu bleiben, wird der Herr uns bewahren und uns am letzten Tag erhöhen. 

findechristus.org

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