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“und an ihren Wünschen und ihren Werken werdet ihr sie erkennen.” (Lehre und Bündnisse 18:38).
- Dieser Vers enthält die zentrale Botschaft, dass die Berufung und Eignung von Menschen für das Werk des Herrn durch ihre aufrichtigen Wünsche und ihre guten Werke erkennbar sind. Es zeigt, dass innere Bereitschaft und gelebter Glaube entscheidend sind, um für heilige Aufgaben berufen zu werden.
Eine Zusammenfassung von Lehre und Bündnisse 18:37-39
Der Herr gibt Oliver Cowdery und David Whitmer die Aufgabe, zwölf Männer auszuwählen, die die Eigenschaften und Wünsche besitzen, die für diese heilige Apostelberufung notwendig sind *). Der Herr erklärt, dass sie die Männer anhand ihrer Wünsche und Werke erkennen werden. Sobald sie diese Männer gefunden haben, sollen sie ihnen die Anweisungen des Herrn zeigen, um sie auf ihre Berufung vorzubereiten.
*) Lies gerne: “Why Did the Three Witnesses Select the First Twelve Apostles?”
Was sagt das Alte und Neue Testament darüber, wie früher Auswahlen für zu berufende Personen getroffen wurden?
Im Alten und Neuen Testament gibt es verschiedene Methoden, wie Personen für bestimmte Aufgaben oder Ämter berufen wurden. Diese Berufungen geschahen in der Regel durch göttliche Führung, oft vermittelt durch Propheten, Priester oder Apostel.
Berufung durch direkte Offenbarung Gottes
In vielen Fällen wurden Menschen direkt von Gott berufen. Ein Beispiel ist Mose, der durch das brennende Dornbusch-Erlebnis von Gott beauftragt wurde, die Israeliten aus Ägypten zu führen (2. Mose 3:1-12). Ebenso wurde Samuel von Gott als Prophet berufen (1. Samuel 3). Jeremia wurde von Gott bereits vor seiner Geburt zum Propheten bestimmt (Jeremia 1:5). Diese Beispiele zeigen, dass Gott oft seine auserwählten Diener direkt erwählte und ihnen ihre Aufgaben offenbarte.
Berufung durch Priester oder Propheten
Oft beriefen Propheten oder Priester neue Führer, indem sie durch göttliche Eingebung handelten. Samuel salbte Saul und später David zum König über Israel (1. Samuel 10:1; 16:12-13), nachdem er durch Offenbarung wusste, wen Gott auserwählt hatte. Ebenso ernannte Elia den Elisa als seinen Nachfolger im Prophetenamt (1. Könige 19:19-21).
Berufung durch das Los
In einigen Fällen wurde das Los *) als Mittel zur Bestimmung von Führungspersonen verwendet, weil man glaubte, dass Gott das Ergebnis lenken würde. Beispielsweise wurde im Alten Testament das Los geworfen, um zu bestimmen, welches Gebiet den zwölf Stämmen Israels zugeteilt wurde (Josua 18:6-10). Im Neuen Testament wurde nach dem Tod von Judas Iskariot ein neuer Apostel berufen, indem das Los zwischen Matthias und Joseph Barsabbas geworfen wurde (Apostelgeschichte 1:23-26). Dies geschah nach Gebet und in dem Glauben, dass Gott durch das Los seine Wahl offenbaren würde.
Berufung durch persönliche Qualifikation und Führung durch den Heiligen Geist
Jesus selbst berief seine zwölf Apostel durch göttliche Einsicht und nach einer Nacht des Gebets (Lukas 6:12-13). Auch Paulus und Barnabas wurden durch den Heiligen Geist für das Missionswerk ausgesondert (Apostelgeschichte 13:2-3). Paulus schrieb später an Timotheus und Titus, dass geistliche Führer bestimmte Charaktereigenschaften und Qualifikationen mitbringen sollten, wie Treue, Integrität und ein vorbildliches Leben (1. Timotheus 3:1-7; Titus 1:5-9).
Fazit
Die Auswahl von Führern im Alten und Neuen Testament folgte keinem starren Muster, sondern geschah durch göttliche Offenbarung, priesterliche Beauftragung, Losentscheid oder durch erkennbare göttliche Führung. Allen Methoden lag jedoch die Annahme zugrunde, dass Gott diejenigen bestimmt, die in seiner Kirche oder seinem Volk dienen sollen, und dass er dies durch Offenbarung und geistgeleitete Entscheidungen kundtut.
*) Auch heute wird in bestimmten Räten der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage gelegentlich das Los verwendet, allerdings in einem spezifischen Kontext. Dieses Verfahren wird nicht dazu genutzt, Berufungen oder Entscheidungen zu treffen, sondern eher, um sicherzustellen, dass Diskussionen in Ratsversammlungen ausgewogen und objektiv geführt werden.
- Einsatz im Ratssystem der Kirche:
In bestimmten Situationen, etwa bei der Diskussion kontroverser Themen oder komplexer Entscheidungen, kann ein Rat beschließen, dass bestimmte Ratsmitglieder jeweils unterschiedliche Standpunkte vertreten sollen. Um sicherzustellen, dass diese Rollen fair verteilt werden, kann ein Losverfahren genutzt werden.
- Dies dient dazu, persönliche Vorurteile oder vorgefasste Meinungen zu minimieren.
- Durch das Los wird sichergestellt, dass alle Argumente objektiv präsentiert und geprüft werden können.
- Grundsatz der Einigkeit:
Nachdem Argumente ausgetauscht wurden, strebt der Rat immer nach Einigkeit durch Gebet und die Bestätigung des Heiligen Geistes. Das Los dient hier nur als Werkzeug zur Organisation der Diskussion und nicht als Entscheidungsmittel.
- Historischer Bezug:
Die Praxis spiegelt das Prinzip wider, dass Gott das Ergebnis eines Loses lenken kann, wie in biblischen Beispielen (Sprüche 16:33). Es wird jedoch nicht für abschließende Entscheidungen in der modernen Kirche verwendet, da diese durch Gebet, Offenbarung und Bestätigung durch den Geist getroffen werden.
Anwendung und Bedeutung
Das Losverfahren in heutigen Ratsversammlungen der Kirche zeigt den Wunsch, menschliche Schwächen wie Parteilichkeit oder Vorurteile auszuschließen. Es erinnert an die Wichtigkeit von Ausgewogenheit, Objektivität und Demut, während man nach dem Willen des Herrn strebt.
Wie geht man vor, wenn man den Auftrag hat herauszufinden, wen der Herr für eine Kirchenberufung vorgesehen hat?
Wenn man den Auftrag hat, herauszufinden, wen der Herr für eine Kirchenberufung vorgesehen hat, folgt man einem geistgeleiteten Prozess, der auf Offenbarung, Gebet und sorgfältiger Überlegung beruht.
Zunächst ist es wichtig, sich mit den Anforderungen und Aufgaben der jeweiligen Berufung vertraut zu machen. Jede Aufgabe in der Kirche erfordert bestimmte geistige, charakterliche und praktische Eigenschaften. Verantwortliche Führer, wie Bischöfe, Pfahlpräsidenten oder andere berufene Personen, suchen daher nach jemandem, der diese Anforderungen erfüllt und bereit ist, im Dienst des Herrn zu stehen.
Der wichtigste Schritt im Berufungsprozess ist das Gebet und die Suche nach Offenbarung. In den heiligen Schriften und modernen Offenbarungen wird deutlich, dass Führer der Kirche den Herrn um Weisung bitten müssen (LuB 18:18). Sie beten um Erkenntnis darüber, wen der Herr berufen möchte, anstatt sich allein auf persönliche Präferenzen oder offensichtliche Fähigkeiten zu verlassen. Oft empfangen sie durch den Heiligen Geist Eingebungen oder Eindrücke über eine bestimmte Person.
Zusätzlich kann es sinnvoll sein, sich mit anderen Priestertumsführern oder Mitgliedern eines Rats zu beraten, um verschiedene Perspektiven einzuholen. Die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage arbeitet nach dem Prinzip der Räte, in denen mehrere Personen geistig nach Offenbarung suchen und gemeinsam über mögliche Berufungen sprechen.
Nachdem eine Person durch Offenbarung bestimmt wurde, wird sie zur Berufung eingeladen. Dabei erklärt der berufende Führer die Aufgabe und fragt, ob die Person bereit ist, diesen Dienst anzunehmen. Dies ist ein wichtiger Schritt, da Berufungen in der Kirche auf freiwilliger Basis angenommen werden.
Schließlich wird die berufene Person durch Handauflegung ordiniert oder eingesetzt, nachdem die Kirchenmitglieder um Zustimmung und Unterstützung gebeten wurden. Dies geschieht gemäß dem Muster, das schon in der Bibel und im Buch Mormon beschrieben ist (Apostelgeschichte 6:6, Alma 6:1).
Zusammenfassend beruht die Entscheidung darüber, wen der Herr für eine Kirchenberufung vorgesehen hat, auf Gebet, Offenbarung, geistiger Einsicht, Beratung und schließlich der Zustimmung der berufenen Person sowie der Mitglieder. Es ist ein heiliger Prozess, durch den Gott seine Kirche führt.