(Bild: Quelle)
„Folgendes (Gesicht) hat Gott der HErr mich schauen lassen: Ich sah, wie er Heuschrecken entstehen ließ zur Zeit, als das Spätgras aufzugehen begann, und zwar war es das Spätgras nach der Mahd des Königs (= der königlichen Wiesen). 2 Als sie nun alles, was auf dem Felde gewachsen war, abfraßen, da bat ich: „HErr, mein Gott, vergib doch! wie soll Jakob bestehen? er ist ja schon so klein!” 3 Da tat dem HErrn sein Vorhaben leid: „Es soll nicht geschehen!” sprach der HErr.” (Amos 7:1-3).
Da tat dem Herrn sein Vorhaben leid. In den letzten drei Kapiteln des Amos beschreibt er fünf Visionen, die der Herr ihn sehen lässt. Bevor wir uns die etwas genauer ansehen, stoße ich mich wieder an der Aussage des Verses 3: „Da tat dem HErrn sein Vorhaben leid:”. Plant denn der Herr je etwas, was ihm leidtun muss? Wieder schaue ich in andere Bibelübersetzungen. In der King James Version lautet der Satz ähnlich: „The LORD repented for this” (maschinelle Übersetzung: Das hat der HERR bereut), in der Einheitsübersetzung heißt es schon viel besser: „Da hatte der HERR Mitleid”, und in der Joseph Smith Übersetzung heißt es sehr richtig: „And the Lord said concerning Jacob: Jacob shall repent for this; therefore, I will not utterly destroy him, saith the Lord.” (siehe hier; maschinelle Übersetzung: Und der Herr sprach über Jakob: Jakob wird es bereuen; darum werde ich ihn nicht völlig vernichten, spricht der Herr). Der Herr hat Joseph diese kleine Korrektur machen lassen, die doch gleich ein anderes Bild ergibt: Nicht dem Herrn tut sein Vorhaben leid, sondern Jakob (das Volk gemeint) wird sein Fehlverhalten bereuen und deshalb wird es nicht völlig vernichtet werden.
- Vision 1:
Eine Heuschreckenplage, die nach der Ernte des Königs einsetzt (Amos 7:1-3). Das heißt, der König hat seine Ernte eingefahren, das Volk wird Hunger leiden. Amos hat Mitleid und fleht den Herrn an, diese Vernichtung nicht zu vollziehen. Der Herr stimmt ihm zu. - Vision 2:
Ein großes verzehrendes Feuer über dem Land Israel (Amos 7:4-6). Auch hier setzt sich Amos beim Herrn wieder für das Volk ein und der Herr gewährt seine Bitte. - Vision 3:
Amos wird ein Lot gezeigt (Amos 7:7-8). Mit ihm misst man, ob die Senkrechte stimmt, oder eine vertikale Schieflage besteht, die Instabilität verursacht. Damit wollte der Herr schauen, ob sein Volk mit seinen Standards im `Lot´ ist, übereinstimmt. Sollte es aus dem `Lot´ sein, würde der Herr Israel und seine Führung mit dem Schwert des Gerichts konfrontieren. - Vision 4:
Amos sieht einen Korb mit reifem Obst (Amos 8:1-3). Reifes Obst hält sich nicht lange. Die Zeit der Nutzung ist entsprechend kurz. Dies bezog sich auf die knappe Zeit, die Israel bleibt, bevor Vernichtung droht. Israel würde reif werden in seinem Übeltun und seiner ungerechten Behandlung der Armen und Bedürftigen. Das Ausmaß des bevorstehenden Gerichts beschreibt Amos als so streng, dass es wie „Trauer um den einzigen Sohn“ wäre (Amos 8:10). - Vision 5:
Hier wird Amos der Untergang des Tempels und des Volkes gezeigt (Amos 9:1-4). Wie schlimm, dass der Herr über sein Volk sagen muss „... die Augen Gottes des HErrn sind gegen das sündige Königreich gerichtet, daß ich es von der Fläche des Erdbodens vertilge. Doch will ich das Haus Jakob nicht gänzlich vertilgen” (Amos 9:8). Mit dieser Aussage will der Herr sein `auserwähltes Volk´ eindringlich warnen, nicht zu weit zu gehen. Würden es das tun, die `rote Linie überschreiten´, kann es sich nicht auf seine Barmherzigkeit berufen.
Ich lerne, alles, was Amos prophezeite, ging über kurz oder lang mit Israel in Erfüllung. Das Volk wurde teils vernichtet, teils in Gefangenschaft geführt, bzw. unter alle Völker verstreut. Ich erkenne, dass ich aufgrund meiner Mitgliedschaft in der Kirche des Herrn, als Teil seines `auserwählten Volkes´, keinen `Freibrief´ habe! Ganz im Gegenteil, weil mir viel gegeben ist, wird der Herr auch viel von mir verlangen (Lukas 12:48).
Wie verstehst du das mit der Aussage, Wem viel gegeben wurde, von dem wird viel zurückgefordert werden, und wem man viel anvertraut hat, von dem wird man um so mehr verlangen?
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