„Da sagte sein Schwiegervater zu ihm: „Dein Verfahren ist nicht zweckmäßig; “ (Exodus 18:17).
Dein Verfahren ist nicht zweckmäßig. Worum geht es, wessen Schwiegervater gibt hier wem eine Rückmeldung mit anschließenden Verbesserungsvorschlägen? Der Schwiegervater, um den es hier in dieser Begebenheit geht, ist `Jitro´, der Vater der Frau des Mose, Zippora, also sein Schwiegervater. Midian war ein Sohn Abrahams mit seiner Zweitfrau Ketura (Sara die erste; Hagar, Saras Hausmagd, die zweite; Exodus 21 und 25). Ketura hatte sechs Söhne mit Abraham: Simran und Jokschan, Medan und Midian, Jischbak und Schuach (Exodus 25:2). Aus Midian entsprang der kriegerische Stamm von Wüstennomaden, die Midianiter. Dieser Jitro nun war ein Stammesfürst und Priester von Midian. Als er erfahren hatte, dass Mose mit seinem Volk durch die Hand Gottes ägyptischer Gefangenschaft befreit worden war, kam er mit Zippora und ihren Söhnen, die sie mit Mose hatte, zu ihm in die Wüste.
Dort beobachtete Jitro die Vorgehensweise seines Schwiegersohnes bei der Verwaltung seines Volkes, als Mose eine Gerichtssitzung abhielt, und kam zu der Auffassung, dass sein `Verfahren nicht zweckmäßig ist´. Er stellte fest, dass sich Mose viel zu viel Arbeit selber machte, was sowohl ihn, als auch das Volk zu sehr beanspruchte. „Warum sitzest du allein zu Gericht, während das ganze Volk vom Morgen bis zum Abend vor dir steht?“, fragte er Mose (Exodus 18:14). Jitro gibt Mose nun folgenden Rat: Mose sollte sich um die wichtigen Vorgänge kümmern, während er sich für nicht so anspruchsvolle Aufgaben „… unter dem ganzen Volke nach tüchtigen, gottesfürchtigen und zuverlässigen Männern um[schauen solle], die keiner Bestechung zugänglich sind, und setze diese als Richter über sie, die einen über tausend, andere über hundert, andere über fünfzig und andere über zehn,“ (Exodus 18:21). Wenn Gott damit einverstanden wäre, würden sowohl Mose, als auch das Volk „befriedigt nach Hause zurückkehren.“ (Exodus 18:23). Mose befolgt die Ratschläge seines Schwiegervaters, und dieser kehrt wieder in seine Heimat zurück.
Ich lerne, es muss nicht immer so sein, dass man auf Ratschläge mit der Killerphrase reagiert: „Das haben wir immer schon so gemacht“. Arbeit muss richtig organisiert werden, um für alle Beteiligten optimale Ergebnisse zu erzielen. Jitro zeigt mir eine Methode der Arbeitsorganisation auf, das Verteilen von Aufgaben auf Menschen, die entsprechende Qualitäten aufweisen. Die Kunst des `Delegierens´, also das Übertragen von Aufgaben, Verantwortung oder Kompetenzen, will auch erst mal gelernt sein. Dabei gibt es eine vertikale Delegationskomponente, die Beziehung zwischen Gott und mir als seinem Diener, und eine horizontale zwischen mir und jenen, für die mir der Herr eine Verantwortung für eine bestimmte Zeit übertragen hat. Diese horizontale Delegationskomponente wechselt von Zeit zu Zeit. So wird der Rat des Jitro auch heute in der Verwaltung der Kirche angewendet. Wir haben z. B. Pfahlpräsidenten, die einen Teil ihrer Aufgabe einer bestimmten Anzahl von Bischöfen übertragen, diese wiederum Teile ihrer Verantwortung an Ältestenkollegiumspräsidenten, FHV-Präsidentinnen, Diakonskollegiumspräsidenten … . Und alle arbeiten jeweils in ihrem Verantwortungsbereich in Räten zusammen, um dem Einzelnen zu helfen, Christus näherzukommen.
Welcher Typ bist du? Machst du lieber alles gerne allein, weil du dann sicher bist, dass es richtig erledigt ist, oder gibst du Verantwortung auch mal ab?
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