(Bild: Quelle)
„Und wenn jemand in diesem Leben durch seinen Eifer und Gehorsam mehr Wissen und Intelligenz erlangt als ein anderer, so wird er in der künftigen Welt um so viel im Vorteil sein.“ (Lehre und Bündnisse 130:19).
Dieser Vers ist eine Einladung, geistiges Lernen, Tempeldienst, Schriftenstudium, Gebet und gehorsames Handeln bewusst zu priorisieren, anstatt unser Leben mit Vergänglichem zu füllen.
Historischer Kontext
Am 2. April 1843 besuchte Joseph Smith mit einigen Begleitern die Heiligen in Ramus, Illinois, einer kleinen Gemeinde etwa 30 km östlich von Nauvoo. In einer familiären, belehrenden Atmosphäre beantwortete er dort Fragen, die ihm Mitglieder stellten, und erläuterte verschiedene Lehren. Die Notizen, die William Clayton an diesem Tag machte, enthalten viele kurze, aber bedeutende Aussagen Josephs über die Natur Gottes, himmlische Kommunikation, Zukunftsereignisse und das geistige Wachstum des Menschen.
Obwohl diese Aussagen nicht als formelle Offenbarung diktiert wurden, waren sie so bedeutsam, dass sie später in den Kanon der heiligen Schriften aufgenommen wurden. Abschnitt 130 ist daher eine Sammlung von Lehrstücken, die Joseph spontan gegeben hat, aber die wichtige theologische Klarheit bringen. (Zusammenfassung nach doctrineandcovenantscentral.org und Steven C. Harper, Doctrine and Covenants Contexts.)
Himmlische Offenbarung und der weiße Stein (Verse 10–11)
Joseph Smith erklärt, dass jedem, der in das celestiale Reich gelangt, ein weißer Stein gegeben wird, der zu einem persönlichen Urim und Tummim wird. Dadurch wird „das, was eine höhere Ordnung der Reiche betrifft, kundgetan werden“ (V. 10).
Dieses Bild knüpft direkt an Offenbarung 2:17 an, wo dem Überwinder ein weißer Stein mit einem neuen Namen verheißen wird. Im Alten Testament dienten Urim und Tummim (2. Mose 28:30) als Mittel, um den Willen Gottes zu erfragen. Joseph erweitert diesen Gedanken auf die Ewigkeit: Im celestialen Reich wird jeder Treue einen individuellen Offenbarungszugang erhalten.
In L&B 76:94–95 wird eine ähnliche Realität beschrieben: Die Celestialen „sehen, wie sie gesehen werden, und erkennen, wie sie erkannt werden“. Der weiße Stein symbolisiert diesen vollkommen klaren Erkenntnisfluss. Auch im Buch Mormon finden wir Parallelen: Der Bruder Jared empfing heilige Steine, durch die künftige Generationen große Offenbarungen empfangen sollten (Ether 3:23–28).
Der „neue Name“, der auf dem Stein geschrieben steht (V. 11), erinnert an biblische Bundesschlüsse, in denen Menschen bei einer göttlichen Berufung einen neuen Namen erhielten (z. B. Abram → Abraham, Jakob → Israel). Dieser Name ist Ausdruck der persönlichen Beziehung zu Gott und ein Schlüssel zu himmlischer Macht.
Prophetische Ankündigung des Bürgerkriegs (Verse 12–13)
Joseph Smith prophezeit: „Ich prophezeie im Namen Gottes, des Herrn, dass die Schwierigkeiten, die … viel Blutvergießen verursachen werden, ihren Anfang in South Carolina nehmen werden.“ (V. 12)
Diese Prophezeiung, erstmals 1832 in einer Offenbarung ausgesprochen (heute L&B 87), erfüllte sich 1861, als der amerikanische Bürgerkrieg mit dem Angriff auf Fort Sumter in South Carolina begann. Joseph nennt als wahrscheinliche Ursache die Sklavenfrage (V. 13).
Diese Voraussage ist ein eindrucksvolles Beispiel für prophetische Weitsicht. Sie erinnert an 2. Nephi 26:33, wo der Herr erklärt, dass er niemanden wegen Herkunft oder Status ausschließt und „alle sind vor Gott gleich“. Der Konflikt um Sklaverei war nicht nur politisch, sondern tief moralisch. Josephs Worte stellen den kommenden Krieg in einen heilsgeschichtlichen Rahmen.
Die Frage nach der Wiederkunft Christi (Verse 14–17)
Joseph berichtet, wie er Gott ernstlich bat, den Zeitpunkt des Zweiten Kommens zu erfahren. Die Antwort lautete, dass er, wenn er 85 Jahre alt werde, „das Antlitz des Menschensohnes sehen“ werde (V. 15). Ob dies das eigentliche Kommen oder ein persönliches Erscheinen meinte, blieb offen (V. 16).
Jesus selbst lehrte: „Von dem Tag aber und der Stunde weiß niemand, auch die Engel im Himmel nicht, auch der Sohn nicht, sondern allein der Vater.“ (Matthäus 24:36)
Gott offenbarte Joseph keinen genauen Termin, sondern setzte eine Grenze: „behellige mich in dieser Sache nicht mehr“. Joseph zeigte Demut, indem er diese Grenze akzeptierte. Alma 5 und Matthäus 24:42–44 betonen, dass es nicht darum geht, Daten zu kennen, sondern ständig vorbereitet zu sein.
Ewiger Wert von Intelligenz und Gehorsam (Verse 18–21)
„Jeglicher Grundzug der Intelligenz, den wir uns in diesem Leben zu eigen machen, wird mit uns in der Auferstehung hervorkommen.“ (V. 18)
Joseph lehrt hier, dass geistige Erkenntnis, Charakterstärke und Verständnis göttlicher Wahrheiten bleibende Schätze sind. Alma 34:32–34 betont ebenfalls, dass dieses Leben die Zeit ist, um uns vorzubereiten.
„Und wenn jemand in diesem Leben durch seinen Eifer und Gehorsam mehr Wissen und Intelligenz erlangt als ein anderer, so wird er in der künftigen Welt um so viel im Vorteil sein.“ (V. 19)
Dieses Prinzip findet sich im Gleichnis von den Talenten (Matthäus 25:14–30) und in 2. Nephi 28:30: „Dem, der empfängt, will ich mehr geben.“ Geistiges Wachstum entsteht durch aktives Streben und Gehorsam.
„Es gibt ein Gesetz, das im Himmel vor den Grundlegungen dieser Welt unwiderruflich angeordnet wurde und auf dem alle Segnungen beruhen.“ (V. 20)
Diese Aussage korrespondiert mit L&B 82:10: „Ich, der Herr, bin an mein Wort gebunden, wenn ihr tut, was ich sage.“ Segnungen sind nicht willkürlich; sie folgen göttlichen Gesetzen. Wer sie kennt und lebt, empfängt sie sicher.
Die Natur der Gottheit (Verse 22–23)
„Der Vater hat einen Körper aus Fleisch und Gebein, so fühlbar wie der eines Menschen, ebenso der Sohn; aber der Heilige Geist hat keinen Körper aus Fleisch und Gebein, sondern ist eine Person aus Geist.“ (V. 22)
Diese Lehre unterscheidet die Wiederherstellung von traditionellen christlichen Vorstellungen. Josephs Erste Vision (Joseph Smith–Lebensgeschichte 1:17) bestätigte, dass Vater und Sohn getrennte, körperliche, verherrlichte Wesen sind.
Lukas 24:39 bezeugt, dass Jesus nach seiner Auferstehung einen Körper aus „Fleisch und Knochen“ hatte. Stephanus sah „Gott und Jesus zur Rechten Gottes“ (Apg 7:55–56).
Vers 23 warnt: Der Heilige Geist kann zwar auf uns herabkommen, „muss aber nicht bei uns verweilen“. Mosia 2:36–37 erklärt, dass der Geist sich zurückzieht, wenn Menschen sündigen. Daraus folgt: Wer möchte, dass der Heilige Geist dauerhaft bei ihm bleibt, muss ein Leben der Rechtschaffenheit führen.
🟡 Welche konkreten Schritte kann ich heute unternehmen, um „mehr Wissen und Intelligenz“ durch Eifer und Gehorsam zu erlangen — damit ich in der künftigen Welt im Vorteil bin?

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