„Dies sind drei wichtige Schlüssel, womit man erkennen kann, ob eine Kundgebung von Gott ist.“ (Lehre und Bündnisse 129:9).
Lehre und Bündnisse 129:1–9 – Himmlische Boten erkennen: Schlüssel zur Unterscheidung von Engeln
Historischer Hintergrund
Am 9. Februar 1843 gab der Prophet Joseph Smith in Nauvoo, Illinois, diese kurze, aber lehrreiche Offenbarung über den Umgang mit Engeln und Geistern. Der unmittelbare Anlass war, dass Joseph seine Freunde und die Heiligen über die richtige Unterscheidung zwischen wahren und falschen himmlischen Boten belehren wollte. In den frühen Jahren der Kirche gab es viele Berichte über Visionen, Engel und geistige Erscheinungen. Einige davon stammten tatsächlich von Gott, andere hingegen waren Täuschungen Satans, der sich „als Engel des Lichts“ ausgeben kann (vgl. 2 Korinther 11:14).
Joseph Smith hatte selbst wiederholt Begegnungen mit Engeln, darunter Moroni, Johannes dem Täufer, Petrus, Jakobus und Johannes. Er wusste aus eigener Erfahrung, dass die Erscheinungen sowohl herrlich als auch täuschend sein können, und dass die Heiligen feste geistige Kriterien brauchen, um Wahrheit von Irrtum zu unterscheiden. Die Schlüssel in Abschnitt 129 waren daher nicht spekulativ oder theoretisch, sondern entstanden aus konkreten geistlichen Erfahrungen des Propheten und der frühen Führer der Kirche. Doctrine and Covenants Central fasst es so zusammen:
„Diese Offenbarung gibt den Heiligen einfache, aber machtvolle Schlüssel, um zwischen himmlischen Boten und satanischen Täuschungen zu unterscheiden. Joseph Smith wollte, dass die Mitglieder wissen, wie sie geistige Erfahrungen prüfen können, damit sie nicht in die Irre geführt werden.“ (doctrineandcovenantscentral.org)
Verse 1–3: Zwei Arten von Wesen im Himmel
„Es gibt zwei Arten von Wesen im Himmel, und zwar: Engel, bei denen es sich um Auferstandene handelt und die einen Körper aus Fleisch und Gebein haben – Jesus beispielsweise hat gesagt: Fasst mich an und seht; denn ein Geist hat nicht Fleisch und Gebein, wie ihr seht, dass ich habe. Zweitens: die Geister gerechter Menschen, die vollkommen gemacht sind – solche, die noch nicht auferstanden sind, aber die gleiche Herrlichkeit ererben.“ (Verse 1–3)
Joseph Smith beginnt mit einer klaren Lehre über die Natur himmlischer Wesen. Es gibt zwei Gruppen:
- Auferstandene Engel: Das sind Menschen, die ihren physischen Körper zurückerhalten haben und nun in Herrlichkeit leben. Das beste Beispiel ist Jesus Christus selbst, der nach seiner Auferstehung sagte:
„Fasst mich an und seht; denn ein Geist hat nicht Fleisch und Gebein, wie ihr seht, dass ich habe“ (Lukas 24:39).
Diese Stelle zitiert Joseph wörtlich in Vers 2.
- Geister gerechter Menschen, die vollkommen gemacht sind: Diese Gruppe besteht aus Verstorbenen, die noch auf die Auferstehung warten, aber im Paradies in einem Zustand großer Herrlichkeit leben (vgl. Alma 40:11–12). Solche Geister sind keine körperlosen Schatten, sondern erhöhte Geistwesen, die in Herrlichkeit erscheinen, wenn sie gesandt werden.
Diese Lehre steht im Einklang mit anderen Schriften: Im Buch Mormon lesen wir, dass „der Geist derer, die gerecht sind, in einen Zustand des Glückes versetzt wird, der als Paradies bezeichnet wird“ (Alma 40:12). Im Neuen Testament lesen wir, dass Mose und Elija bei der Verklärung Christi erschienen (Matthäus 17:3). Diese klare Einteilung hilft, Erscheinungen einzuordnen, ohne sich allein auf subjektive Gefühle zu verlassen.
Verse 4–7: Der Handreichungs-Test
„Wenn ein Bote kommt und sagt, er habe eine Botschaft von Gott, so reiche ihm die Hand und fordere ihn auf, dir die Hand zu geben. Wenn es ein Engel ist, so wird er es tun, und du wirst seine Hand fühlen. Wenn es der Geist eines gerechten Menschen ist, der vollkommen gemacht worden ist, so wird er in seiner Herrlichkeit kommen, denn das ist die einzige Weise, wie er erscheinen kann – fordere ihn auf, dir die Hand zu geben, und er wird sich nicht rühren, denn es widerspricht der Ordnung des Himmels, dass ein gerechter Mensch täuscht; aber er wird dennoch seine Botschaft ausrichten.“ (Verse 4–7)
Hier wird ein konkreter „Schlüssel“ gegeben: Wenn ein Wesen erscheint und behauptet, eine göttliche Botschaft zu haben, soll man es auffordern, die Hand zu geben. Je nachdem, wie es reagiert, kann man seine Natur erkennen:
- Engel (auferstanden): Er wird die Hand ergreifen, und man wird Fleisch und Gebein spüren.
- Geist eines Gerechten: Er wird nicht die Hand geben, sondern stillstehen, weil es „der Ordnung des Himmels widerspricht“, jemanden zu täuschen. Seine Botschaft bleibt trotzdem gültig.
Joseph Smith erklärt damit eine einfache, aber machtvolle geistige Prüfungshandlung. Sie erfordert Mut und Gehorsam gegenüber göttlicher Ordnung. Diese Lehre harmoniert mit dem Rat des Apostels Johannes: „Glaubet nicht jedem Geist, sondern prüfet die Geister, ob sie aus Gott sind“ (1 Johannes 4:1).
Die Handreichung ist also kein Aberglaube, sondern eine praktische Form, Geister zu prüfen, die Gott offenbart hat. Auch in L&B 50:30–33 wird gesagt, dass man falsche Geister „befehlen“ und „prüfen“ soll, um zu erkennen, ob sie aus Gott sind. Gott will, dass wir aktiv und mit Verständnis prüfen – nicht passiv alles annehmen.
Verse 8–9: Täuschung entlarven
„Wenn es der Teufel als ein Engel des Lichts ist und du ihn aufforderst, dir die Hand zu geben, so wird er dir die Hand reichen, und du wirst nichts fühlen, deshalb kannst du ihn entlarven. Dies sind drei wichtige Schlüssel, womit man erkennen kann, ob eine Kundgebung von Gott ist.“ (Verse 8–9)
Satan kann sich als Engel des Lichts ausgeben – genau das warnt Paulus in 2 Korinther 11:14. Er kann lügen, glänzen, Autorität vortäuschen. Aber er kann keinen auferstandenen Körper vortäuschen. Wenn er die Hand gibt, wird man nichts spüren, weil er kein Fleisch und Gebein hat. Diese einfache körperliche Erfahrung entlarvt ihn.
Joseph Smith betont, dass dies „drei wichtige Schlüssel“ sind, um zu erkennen, ob eine Kundgebung wirklich von Gott kommt. Diese Schlüssel sind nicht intellektuell, sondern praktisch und geistlich autorisiert.
Schlussgedanken
L&B 129:1–9 ist eine kurze, aber kraftvolle Belehrung über geistige Unterscheidung. In einer Welt voller Stimmen, Lichter und geistiger Behauptungen gibt uns der Herr klare Schlüssel, um Wahrheit von Täuschung zu trennen. Joseph Smith wusste, wie wichtig das ist – und wir brauchen diese Fähigkeit heute ebenso dringend.
Die Verse verbinden tiefe Lehre über das Leben nach dem Tod (Engel vs. Geister), praktische Anweisungen zum Prüfen (Handreichung) und eine Warnung vor Täuschung (Satan als Engel des Lichts).
Wer diese Schlüssel kennt und anwendet, wird nicht so leicht irregeführt. Der Herr ruft uns auf, wachsam zu sein, die Geister zu prüfen und den Heiligen Geist als dauerhafte Begleitung zu suchen, „damit ihr nicht verführt werdet“ (vgl. Matthäus 24:4; L&B 50:30–33).
Bin ich heute bereit, geistige Einflüsse – ob äußerlich oder innerlich – aktiv zu prüfen und zu unterscheiden, statt sie unreflektiert zu übernehmen?

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