Mittwoch, 19. November 2025

Dieses Evangelium wird jeder Nation gepredigt

 

(Bild: Quelle)

“Und dieses Evangelium wird jeder Nation, jedem Geschlecht, jeder Sprache und jedem Volk gepredigt werden.” (Lehre und Bündnisse 133:37). 

Lehre und Bündnisse 133:36–51 

Die weltweite Verkündigung des immerwährenden Evangeliums (Verse 36–40) 

In diesen Versen wird die Aufmerksamkeit erneut auf die universale Dimension des Erlösungswerks in den Letzten Tagen gelenkt. Der Herr kündigt an, dass ein Engel mitten durch den Himmel fliegen wird, um das immerwährende Evangelium zu verkünden und es allen Völkern, Sprachen und Nationen bekannt zu machen (Vers 36–37). Diese Formulierung erinnert unübersehbar an die Prophetie in Offenbarung 14:6–7, wo Johannes einen Engel sah, der mitten durch den Himmel flog, „der ein ewiges Evangelium hatte, um es zu verkünden denen, die auf der Erde wohnen, allen Nationen und Stämmen und Sprachen und Völkern“. Joseph Smith und seine Mitstreiter verstanden diese Verse als Hinweis auf die Wiederherstellung des Evangeliums durch himmlische Boten, beginnend mit Moroni im Jahr 1823, der Joseph die Platten zeigte und die bevorstehende Wiederherstellung ankündigte (vgl. Joseph Smith – Lebensgeschichte 1:30–54). Diese Engelserscheinung markiert den Beginn einer neuen heilsgeschichtlichen Phase: das Evangelium soll nun nicht mehr verborgen, sondern in aller Welt gepredigt werden. 

Die Verse machen deutlich, dass die Verkündigung nicht nur einem einzelnen Volk oder Gebiet gilt, sondern jeder Nation und jedem Menschen. Damit wird das Werk der Letzten Tage als globales, missionarisches Geschehen verankert. Die „Diener Gottes“ werden ausgesandt, um mit lauter Stimme zu rufen, dass die Stunde des göttlichen Gerichts gekommen ist, und um die Menschen aufzufordern, den Schöpfer von Himmel, Erde und Meer anzubeten (Vers 38–39). Dieser Ruf spiegelt inhaltlich die Botschaft der Missionare wider, die seit der Wiederherstellung in alle Welt ausgesandt werden: Umkehr, Annahme des Evangeliums und Vorbereitung auf das Zweite Kommen Christi. 

Bemerkenswert ist, dass in Vers 40 beschrieben wird, wie die Heiligen Tag und Nacht den Namen des Herrn anrufen, in dem tiefen Wunsch, dass er die Himmel zerreiße und herabkomme, damit die Berge vor seiner Gegenwart zerfließen. Dieses leidenschaftliche Flehen erinnert an Jesaja 64:1–2, wo der Prophet darum bittet, dass Gott die Himmel zerrisse und herabkomme, sodass die Berge vor seiner Gegenwart zerrissen („wie Feuer Reisig entzündet…“). Die Sprache in L&B 133 trägt denselben sehnsuchtsvollen Ton: nicht nur Erwartung, sondern ein tiefes, kollektives Rufen nach dem Eingreifen Gottes. Es beschreibt eine Generation, die sich nicht mehr nur theoretisch auf das Kommen vorbereitet, sondern aktiv danach ruft und sich danach sehnt, dass der Herr sein Werk vollendet. 

Hier wird eine entscheidende Lehre deutlich: Die Verkündigung des Evangeliums in aller Welt und das ernsthafte Gebet um das Kommen des Herrn gehören untrennbar zusammen. Die Missionare verkünden, während die Gläubigen beten – beides ist Teil der Vorbereitung auf die Wiederkunft. Diese Doppelbewegung – die Verkündigung nach außen und die geistige Ausrichtung nach oben – kennzeichnet das Werk der Kirche in den Letzten Tagen. Sie betont, dass die Mitglieder nicht passiv auf die Erfüllung der Verheißungen warten sollen, sondern aktiv daran mitwirken, indem sie Zeugnis geben, dienen und beten. 

Der zentrale Gedanke dieser Verse lässt sich so zusammenfassen: Das immerwährende Evangelium wird in einer letzten, machtvollen Phase allen Völkern gepredigt, begleitet von einer betenden, sich sehnenden Gemeinde, die die Wiederkunft Christi herbeiwünscht. In dieser globalen Verkündigung erfüllt sich die Zusage Jesu, dass „dieses Evangelium vom Reich in der ganzen Welt gepredigt werden wird, zum Zeugnis für alle Völker; und dann wird das Ende kommen“ (Matthäus 24:14). 

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Das machtvolle Kommen des Herrn in Herrlichkeit und Gericht (Verse 41–51) 

Nachdem in den vorangegangenen Versen der Ruf zur Verkündigung des Evangeliums an alle Nationen ergangen ist, wenden sich die Verse 41–51 dem eigentlichen Höhepunkt der Ereignisse der Letzten Tage zu: dem machtvollen Eingreifen des Herrn selbst. Dieses Eingreifen wird mit Bildern von Feuer, bebenden Bergen und kosmischen Erschütterungen beschrieben – eine Sprache, die sowohl Furcht als auch Ehrfurcht hervorruft. Die Gläubigen rufen Tag und Nacht nach der Ankunft des Herrn, ähnlich wie in Jesaja 64:1–2, wo der Prophet bittet, dass Gott die Himmel zerreiße und herabkomme, damit die Nationen vor ihm erzittern. Diese Bitte wird nun erhört: Der Herr antwortet mit machtvoller Gegenwart, „wie Feuer Reisig entzündet“ und „wie Feuer Wasser zum Sieden bringt“ (Jesaja 64:1). 

Die Verse schildern zunächst das Flehen der Gerechten und ihre sehnsuchtsvolle Erwartung (Verse 41–44). Wer sich in Rechtschaffenheit freut und die Wege des Herrn befolgt, wird ihm in diesem großen Augenblick begegnen. Das Bild erinnert an die fünf klugen Jungfrauen im Gleichnis Jesu (Matthäus 25:1–13), die vorbereitet waren, dem Bräutigam entgegenzugehen. Für die Rechtschaffenen ist sein Kommen kein Schrecken, sondern eine Begegnung der Freude. Vers 45 zitiert sinngemäß 1. Korinther 2:9, wonach kein Auge gesehen und kein Ohr gehört hat, was Gott denen bereitet hat, die ihn lieben. Dieses biblische Motiv verbindet die Verheißung unaussprechlicher Herrlichkeit mit dem endzeitlichen Handeln Gottes. 

In den Versen 46–51 tritt der Herr selbst in den Mittelpunkt. Eine machtvolle theophanische Szene entfaltet sich: Die Menschen fragen, wer der Herr ist, der aus „unbekannten Regionen“ herabkommt, bekleidet mit herrlichen Gewändern und in großer Stärke wandelnd. Die Antwort: Es ist der Gerechte, der Macht hat zu erretten. Diese Formulierung knüpft eng an Jesaja 63:1–3 an, wo der Messias aus Edom kommt, in rot gefärbten Kleidern, weil er die Weinpresse des göttlichen Gerichts allein getreten hat. L&B 133 greift dieses Bild auf und deutet es christologisch: Der wiederkommende Christus tritt die Weinkelter des Gerichts in eigener Machtvollkommenheit. Es gibt keinen Helfer außer ihm – ein starkes Zeugnis seiner einzigartigen Stellung als Erlöser und Richter. 

Die rote Färbung seiner Gewänder ist doppeldeutig: Sie erinnert einerseits an sein eigenes vergossenes Blut, durch das er die Welt erlöst hat (Jesaja 63:3), andererseits an das Blut der Gottlosen, das beim endzeitlichen Gericht vergossen wird. Das Bild ist dramatisch und erschütternd, aber tief theologisch: Derselbe, der einst das Leiden auf sich nahm, um zu erlösen, ist es nun, der Gericht übt. Dieses Ineinandergreifen von Barmherzigkeit und Gerechtigkeit ist ein zentrales Merkmal der eschatologischen Darstellung Jesu Christi (vgl. Offenbarung 19:11–16). 

Die kosmischen Zeichen unterstreichen die Größe dieses Ereignisses (Verse 49–50): Sonne, Mond und Sterne reagieren auf seine Gegenwart, die Himmel werden erschüttert, die Natur selbst beugt sich vor ihrem Schöpfer. Diese Motive finden sich in Matthäus 24:29, in Offenbarung 6:12–14 und in Joel 3:4 wieder. Es handelt sich nicht nur um Naturkatastrophen, sondern um symbolisch aufgeladene Zeichen: Die gesamte Schöpfung erkennt und bezeugt den König. Christus spricht dann: „Ich habe die Weinkelter allein getreten“, womit er seine einzigartige Rolle im Heilsplan bekräftigt. Der Tag der Vergeltung, der in seinem Herzen war, ist nun angebrochen (Vers 51). Diese Formulierung erinnert an Jesaja 61:2, wo vom „Tag der Vergeltung für unseren Gott“ die Rede ist – im Gegensatz zum „Gnadenjahr des Herrn“, das sich auf sein erstes Kommen bezieht.  

Die Beschreibung seines Kommens ist nicht dazu gedacht, Angst zu erzeugen, sondern das Vertrauen und die Bereitschaft der Gläubigen zu stärken. Wer sich auf diesen Tag vorbereitet, muss nicht zittern, sondern darf voller Hoffnung dem Herrn entgegensehen. Die Frage, die sich daraus ergibt, lautet: Wie bewusst und konsequent bereite ich mich persönlich auf die Begegnung mit dem Herrn vor, der in Gerechtigkeit spricht und die Macht hat zu erretten? 

findechristus.org

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