Montag, 17. November 2025

Zieht aus Babylon aus

 

Auszug aus Babylon
(Bild: Quelle)

“Zieht aus Babylon aus. Seid rein, die ihr die Gefäße des Herrn tragt.” (Lehre und Bündnisse 133:5). 

Lehre und Bündnisse 133 

Der Abschnitt 133 trägt den Titel „Offenbarung, gegeben durch Joseph Smith, den Propheten, am 3. November 1831 zu Hiram, Ohio.“ Im historischen Umfeld war dieser Offenbarung besondere Bedeutung zugedacht: Sie sollte als Anhang zu den bis dahin zusammengestellten Offenbarungen dienen und später als nummerierter Abschnitt in die Sammlung aufgenommen werden. (Vgl. History of Joseph Smith – Vorwort). 

In der Versstruktur gliedert sich der Abschnitt in thematische Abschnitte, und ist in Versgruppen mit verschiedenen Themen untergliedert: die Verse 1–6 richten sich besonders an die Gläubigen, mit dem Gebot, sich auf das Zweite Kommen vorzubereiten; Verse 7–16 rufen dazu auf, aus Babylon zu fliehen usw. Diese Gliederung ist nützlich, um den inneren Aufbau und Schwerpunkt der Offenbarung zu verstehen. 

Historischer Kontext und Rahmenbedingungen 

Bereits am 1. November 1831 versammelte sich Joseph Smith mit führenden Ältesten in Hiram (Ohio) zu einem Konferenztreffen, um die bisher empfangenen Offenbarungen zu ordnen und über deren Veröffentlichung zu beraten. Die Kirche Jesu Christi+2josephsmithpapers.org+2 In dieser Konferenz wurde beschlossen, dass Oliver Cowdery die gesammelten Offenbarungen nach Independence (Missouri) bringen solle, um dort den Druck vorzubereiten, während Joseph Smith die Texte passend ordnen sollte. (vgl. Doctrine and Covenants Student ManualDie Kirche Jesu Christi 

Während dieser Zusammenkunft – zwischen Morgen- und Nachmittagssitzung – wurde Abschnitt 1 als „Vorwort“ zu Lehre und Bündnisse offenbart. Kurz darauf, am 3. November 1831, «befragte ich den Herrn und empfing die folgende wichtige Offenbarung» (so Joseph Smith in seiner Geschichte). Abschnitt 133 wurde zunächst in den Entwürfen als „Appendix“ bezeichnet, bevor er in späteren Ausgaben als nummerierter Abschnitt aufgenommen wurde. Die Kirche Jesu Christi+3josephsmithpapers.org+3Die Kirche Jesu Christi+3 

Interessanterweise weisen Manuskriptquellen darauf hin, dass an mancher Stelle als Diktierdatum auch der 2. November angegeben ist, später aber ein Schreiber die Datumsangabe auf den 3. November änderte. josephsmithpapers.org Es ist typisch für frühe Offenbarungen, dass solche geringfügigen Varianten existieren – im Rahmen der Überlieferung, Abschriften und Redaktion. 

Manche Kommentatoren, etwa John A. Widtsoe, haben betont, dass dieser Anhang (Abschnitt 133) eine Ergänzung des Vorwortes (Abschnitt 1) darstellt: Er fasst zentrale Themen der Offenbarungen in komprimierter und ergänzender Weise zusammen, um das Gesamtbild der Sammlung stärker und klarer zu betonen. Die Kirche Jesu Christi 

Wichtig ist auch die Tatsache, dass Abschnitt 133 nicht ursprünglich im Book of Commandments veröffentlicht wurde – wahrscheinlich, weil der Druck dieses Buches durch Feindlichkeit (z. B. Mob-Angriff in Jackson County, Missouri) gestört wurde. Deshalb blieb der Anhang zunächst ungedruckt und wurde erst mit der Ausgabe der Lehre und Bündnisse in späteren Jahren aufgenommen. josephsmithpapers.org+1 

Durch diesen Rahmen ist deutlich: Abschnitt 133 war von Anfang an als zusammenfassende Mahnung und als thematischer Abschluss der Offenbarungen vorgesehen, was seine Stellung als Anhang und später als nummerierter Abschnitt erklärt. Die Kirche Jesu Christi+1 

Auslegung und Bedeutung der Verse 1–6 in Verbindung mit der Historie 

In den ersten sechs Versen richtet der Herr einen feierlichen Aufruf an sein Volk. Er betont, dass sein Kommen plötzlich und mit Gericht über alle Gottlosen geschehen wird und dass seine Macht und Errettung für alle Nationen offenbart werden. Angesichts dieser bevorstehenden Ereignisse fordert Er die Gläubigen auf, sich ernsthaft vorzubereiten: Sie sollen sich heiligen, sich im Land Zion versammeln und geistig wie äußerlich bereitmachen. Gleichzeitig ruft er sie auf, sich von „Babylon“ – also von weltlicher Schlechtigkeit und geistiger Verwirrung – zu trennen und in Reinheit zu leben, da sie Träger heiliger Verantwortung sind. Schließlich sollen sie ihre Versammlungen ordnen, häufig geistige Gemeinschaft pflegen und den Namen des Herrn beständig anrufen. Diese Verse bilden den Auftakt der Offenbarung und rufen die Heiligen dazu auf, aktiv und gemeinschaftlich der Wiederkunft Christi entgegenzusehen. 

Diese Verse wirken also nicht abstrakt: sie rufen zu konkreten Maßnahmen auf – Vorbereitung, Sammlung, Loslösung von ungerechten Machtstrukturen, Gemeinschaftsleben –, und sie verankern diese Handlungsimpulse im Blick auf das kommende Wirken Gottes in Macht und Herrlichkeit. 

Historisch gesehen war die Kirche in den frühen 1830er Jahren in einer Situation des Wachstums, der Orientierungssuche und der Mission. Viele Gläubige fragten nach dem „wie“ der Verkündigung des Evangeliums und der Sammlung der Heiligen – Joseph selbst sagte, dass es „zu dieser Zeit vieles gab, was die Ältesten … wissen wollten“ (im Vorwort zu Abschnitt 133). Diese Offenbarung kam also als Antwort auf konkrete Fragen der Gemeindeleitung, als geistiger Kompass. Die Kirche Jesu Christi+2josephsmithpapers.org+2 

Der Ruf „macht euch bereit, heiligt euch“ war im Kontext der frühen Missionsarbeit bedeutsam: Die Pioniere standen oft vor großen Herausforderungen, politischen Widerständen, materiellen Entbehrungen. Die Mahnung zur Heiligung war ein geistiger Auftrag, der über bloßen Aktivismus hinausging, und stellte sicher, dass das prophetische Wirken nicht zu äußerer Expansion ohne innere Tiefe wurde. 

Zugleich reflektiert der universale Ton – das Zeigen des göttlichen Arms für alle Nationen – die ambitionierte Vision, dass das Evangelium nicht nur lokalen Charakter hat, sondern global sein soll (siehe auch Jesaja 52:10). Diese Perspektive zieht sich durch den gesamten Abschnitt 133 weiter – aber in den Versen 1–6 ist sie schon angelegt als Fundament: Vorbereitung für das Kommen, Loslösung von weltlichen Bindungen, gemeinschaftliche Heiligung. 

Ein weiterer interessanter Punkt: In manchen Kommentaren (z. B. auf Doctrine and Covenants Central) wird darauf hingewiesen, dass die Prophezeiung des plötzlichen Kommens und der Bezug auf „Tempel“ eine Mehrfacherfüllung haben kann (so etwa Tempelweihen in späteren Generationen) und nicht rein auf ein einziges klimaktisches Ereignis zielt – einen einzelnen Höhepunkt. Doctrine and Covenants Central Damit steht die Offenbarung im Einklang mit dem Gesamtbewusstsein der Scheiber, dass göttliche Worte oft mehrschichtig wirken. 

Somit bilden die Verse 1–6 eine Art Einleitungsmotivation: sie legen den geistigen Boden für die weiteren Abschnitte, durch die Gott sich vermehrt offenbaren will – über Flucht aus Babylon, Sammlung Israels, Sendung des Evangeliums, Gericht und letztendliche Errettung. 

findechristus.org

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