(Bild: Quelle)
„Und derselbe gesellige Umgang, der unter uns hier vorhanden ist, wird auch dort unter uns vorhanden sein, nur wird er mit ewiger Herrlichkeit verbunden sein, welcher Herrlichkeit wir uns jetzt noch nicht erfreuen.“ (Lehre und Bündnisse 130:2).
Dieser Vers gibt Hoffnung und Orientierung: Die Beziehungen, die wir hier pflegen, haben ewigen Wert. Familie, Freundschaft und Gemeinschaft sind nicht vorübergehend, sondern Teil des göttlichen Plans.
Lehre und Bündnisse 130:1–9 – Historischer Kontext und Versbetrachtung
Historischer Hintergrund
Am 2. April 1843 besuchte Joseph Smith die Familie von Benjamin F. Johnson in Ramus, Illinois. Während dieses Besuchs beantwortete er verschiedene theologische Fragen, die Heilige bewegten. Diese Antworten wurden von William Clayton aufgezeichnet und später kanonisiert. Es handelte sich nicht um eine formale Offenbarung, sondern um Belehrungen in einem privaten und lehrreichen Rahmen.
Steven C. Harper beschreibt:
„Abschnitt 130 besteht aus Notizen von William Clayton, der Josephs Bemerkungen an die Heiligen in Ramus aufzeichnete. Sie wurden nicht als Offenbarung dargestellt, aber weil sie wichtige Lehren verdeutlichten, wurden sie später heiliggesprochen.“ (Zusammenfassung aus Doctrine and Covenants Contexts).
Die besprochenen Themen reichen von der Natur Gottes über die Wohnorte der Engel bis zur zukünftigen Verklärung der Erde. Joseph Smith korrigierte unter anderem eine verbreitete Fehlinterpretation von Johannes 14:23: Viele verstanden die Ankündigung Jesu, dass er und der Vater „Wohnung“ beim Gläubigen nehmen würden, symbolisch. Joseph erklärte dagegen, es handle sich um ein persönliches Erscheinen.
Verse 1–3: Der persönliche Umgang mit Christus
„1 Wenn der Erretter erscheinen wird, werden wir ihn so sehen, wie er ist. Wir werden sehen, dass er ein Mensch ist gleichwie wir.
2 Und derselbe gesellige Umgang, der unter uns hier vorhanden ist, wird auch dort unter uns vorhanden sein, nur wird er mit ewiger Herrlichkeit verbunden sein, welcher Herrlichkeit wir uns jetzt noch nicht erfreuen.
3 Johannes 14:23 – Das Erscheinen des Vaters und des Sohnes, in diesem Vers, ist ein persönliches Erscheinen; und die Vorstellung, dass der Vater und der Sohn im Herzen eines Menschen wohnen, ist ein alter sektiererischer Gedanke, der falsch ist.“
Diese Verse vermitteln zentrale Grundsätze des Wiederkommens Christi. Joseph Smith lehrt, dass der Erretter sichtbar und körperlich erscheinen wird: „Wir werden sehen, dass er ein Mensch ist gleichwie wir“ (V. 1). Damit widerspricht er der im 19. Jahrhundert weit verbreiteten Auffassung, Christus sei nach der Himmelfahrt ein körperloses Geistwesen (Lukas 24:36–40).
Vers 2 gibt einen einzigartigen Einblick in die himmlische Welt: Der „gesellige Umgang“, der hier auf Erden existiert, wird fortgesetzt, jedoch „mit ewiger Herrlichkeit“ verbunden. Das bedeutet: Himmlisches Leben ist nicht eine abstrakte Existenz, sondern ein verklärtes Fortbestehen vertrauter Beziehungen.
Vers 3 betont schließlich, dass das Erscheinen von Vater und Sohn wörtlich zu verstehen ist. Joseph Smith stellte klar: Johannes 14:23 beschreibt ein persönliches Erscheinen, nicht bloß eine innere Empfindung. Diese Lehre schuf einen deutlichen Gegensatz zu damaligen protestantischen Deutungen und unterstreicht den realen, konkreten Charakter göttlicher Offenbarungen.
Verse 4–7: Zeitrechnung und der Aufenthaltsort der Engel
„4 Als Antwort auf die Frage: Ist nicht die Zeitrechnung Gottes, die der Engel, die der Propheten und die der Menschen jeweils von dem Planeten abhängig, auf dem sie wohnen?
5 antworte ich: Ja. Aber es gibt keine Engel, die dieser Erde dienen, die nicht auch zu ihr gehören oder gehört haben.
6 Die Engel wohnen nicht auf einem Planeten wie diese Erde,
7 sondern sie wohnen in der Gegenwart Gottes, auf einem Himmelskörper wie ein Meer von Glas und Feuer, wo alles für ihre Herrlichkeit offenbar ist – Vergangenes, Gegenwärtiges und Zukünftiges – und sich beständig vor dem Herrn befindet.“
Joseph Smith beantwortet hier eine Frage, die zeigt, wie sehr die Heiligen auch kosmologische Themen beschäftigten. Er erklärt: Die Zeitrechnung hängt vom jeweiligen Planeten ab. Das deutet auf eine vielschichtige Schöpfungsordnung hin, in der verschiedene Welten eigene Gesetzmäßigkeiten haben.
Engel, die dieser Erde dienen, gehören zu dieser Erde (V. 5) – ein Gedanke, der eng mit L&B 84 und 129 verbunden ist: Engel sind verherrlichte Menschen oder Geister von Verstorbenen, die hier gelebt haben.
Vers 6–7 beschreibt ihren Aufenthaltsort: „in der Gegenwart Gottes, auf einem Himmelskörper wie ein Meer von Glas und Feuer“. Dieses Bild entspricht Offenbarung 4:6 und beschreibt die celestialen Sphären als Orte vollkommener Offenbarung: „…wo alles für ihre Herrlichkeit offenbar ist – Vergangenes, Gegenwärtiges und Zukünftiges“.
Doctrine and Covenants Central fasst zusammen: „Das "Meer aus Glas und Feuer" entspricht der Vision des Johannes. Er stellt die himmlischen Reiche als Orte vollkommenen Wissens dar, an denen alle Dinge vor Gott manifest sind.“
Verse 8–9: Der Wohnort Gottes und die verklärte Erde
„8 Der Ort, wo Gott wohnt, ist ein großer Urim und Tummim.
9 Diese Erde wird in ihrem geheiligten und unsterblichen Zustand kristallgleich gemacht werden und wird für die Bewohner, die darauf wohnen, ein Urim und Tummim sein, wodurch alles, was ein tieferstehendes Reich betrifft, oder alle Reiche einer niedrigeren Ordnung, denen, die darauf wohnen, offenbar sein wird; und diese Erde wird Christus gehören.“
Joseph Smith greift hier den alttestamentlichen Begriff Urim und Tummim auf, der ursprünglich Werkzeuge zur Offenbarung bezeichnete (vgl. Exodus 28:30). Der Wohnort Gottes selbst wird als „ein großer Urim und Tummim“ beschrieben – ein Ort vollkommener Erkenntnis.
Die Erde selbst wird künftig „kristallgleich“ und celestialisiert werden. In diesem Zustand wird sie ihren Bewohnern als Urim und Tummim dienen, durch das ihnen „alles, was ein tieferstehendes Reich betrifft“ offenbart wird.
Gospeldoctrine.com kommentiert: „Joseph lehrte, dass die celestialisierte Erde zu einem Urim und Thummim werden wird, der seinen Bewohnern niedere Reiche offenbart. Dies offenbart eine erstaunliche Vision der zukünftigen Rolle der Erde sowohl als Erbe als auch als Offenbarungsinstrument.“ (Zusammenfassung).
Diese Lehre öffnet eine große eschatologische Perspektive: Die Erde wird verherrlicht, Christus wird auf ihr herrschen, und sie wird ein Ort der vollkommenen Erkenntnis sein (vgl. Offenbarung 11:15).
Schlussgedanken, heutige Anwendung
L&B 130:1–9 gibt uns einen tiefen Einblick in die Realität der himmlischen Welt:
- Christus ist persönlich und körperlich erfahrbar, nicht abstrakt.
- Der Himmel ist eine Fortsetzung vertrauter Beziehungen, verklärt durch Herrlichkeit.
- Die himmlischen Sphären sind Orte vollkommener Offenbarung.
- Die Erde selbst wird künftig heilig und offenbarerisch.
Wie kann ich heute meine Beziehungen so gestalten und vertiefen, dass sie würdig sind, in der „ewigen Herrlichkeit“ fortgesetzt zu werden?

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