„So seht euch nun, ihr Brüder, nach sieben bewährten*), mit Geist und Weisheit erfüllten Männern aus eurer Mitte um, damit wir sie zu diesem Dienst (oder: für dieses Amt) bestellen; 4 wir selbst aber wollen uns ausschließlich dem Gebet und dem Dienst am Wort widmen.” (Apostelgeschichte 6:3-4).
In Kapitel 6:1-15 der Apostelgeschichte geht es um die wachsende Gemeinde in Jerusalem. Hauptthemen sind die Einsetzung der Sieben Männer mit besonderer Aufgabe, und die falsche Anklage gegen Stephanus.
Es entstehen Konflikte zwischen den Hellenisten *) (griechischsprachigen Juden aus der Diaspora) und den Hebräern (aramäischsprachigen Juden) in Bezug auf die Versorgung der Witwen.
- *) Die Hellenisten waren eine Gruppe von Juden, die griechischsprachig waren und ihre kulturellen Wurzeln in der griechischen Welt hatten. Sie lebten außerhalb des eigentlichen Kernlandes von Griechenland, aber aufgrund der hellenistischen Kultur, die sich nach dem Eroberungszug von Alexander dem Großen verbreitet hatte, übernahmen viele Juden griechische Sprache und Bräuche.
In der Zeit des Neuen Testaments bezieht sich der Begriff "Hellenisten" speziell auf Juden, die außerhalb von Judäa und Galiläa lebten und in der griechischen Kultur und Sprache aufgewachsen waren. Sie unterschieden sich von den "Hebräern", die aramäischsprachige Juden waren und in der traditionellen jüdischen Kultur verwurzelt waren.
Die Hellenisten hatten möglicherweise aufgrund ihrer kulturellen Unterschiede und Sprachbarrieren bestimmte Bedürfnisse und Anliegen, die in der Gemeinde keine Beachtung fanden. In der Apostelgeschichte 6 ging es speziell um die Beschwerden der Hellenisten über die Vernachlässigung ihrer Witwen bei der täglichen Versorgung.
Die Hellenisten beschweren sich darüber, dass ihre Witwen bei der täglichen Verteilung der Hilfsgüter benachteiligt werden. Die Apostel erkennen, dass sie ihre Zeit und Energie nicht auf die tägliche Versorgung der Witwen verwenden können, da ihre Hauptaufgabe darin besteht, das Wort Gottes zu verkünden.
Um das Problem zu lösen, schlagen die Apostel vor, dass die Gemeinde sieben Männer auswählt, die einen guten Ruf haben und vom Heiligen Geist erfüllt sind, um sich speziell um die Versorgung der Witwen zu kümmern. Die Gemeinde stimmt dem Vorschlag zu.
Die sieben Männer werden ausgewählt und vor die Apostel gebracht. Die Apostel beten für sie und legen ihnen die Hände auf, um sie mit ihrem Dienst zu beauftragen. **) Die gewählten Männer sind Stephanus, Philippus, Prochorus, Nikanor, Timon, Parmenas und Nikolaus ***).
- **) Die Apostel gaben ihnen die Priestertumsvollmacht (wohl das vorbereitende Priestertum), die sie selbst von Jesus Christus erhalten hatten, damit sie bestimmte Aufgaben erfüllen konnten; alle, die das Priestertum empfangen, werden durch Händeauflegen ordiniert.
- ***) Stephanus wird als ein Mann beschrieben, der voller Gnade und Kraft war und große Wunder und Zeichen tat, dessen Angesicht von allen, die im Hohen Rat saßen, wie das eines Engels gesehen wurde, ähnlich wie bei Mose als er von der Unterredung mit dem Herrn vom Berg Sinai zurückkam (Exodus 34:29-30), oder bei Abinadi im Buch Mormon (Mosia 13:5). Er spielte später eine bedeutende Rolle in der frühchristlichen Gemeinde und wurde aufgrund falscher Anschuldigungen der erste christliche Märtyrer, als er später gesteinigt wurde.
- ***) Philippus wird ebenfalls als einer der sieben Männer genannt. Später wird er als Evangelist erwähnt und spielt eine wichtige Rolle bei der Verbreitung des Evangeliums, einschließlich der Bekehrung des äthiopischen Eunuchen.
- ***) Prochorus, Nikanor, Timon und Parmenas werden in der Bibel nur in diesem Zusammenhang erwähnt, und es ist wenig über sie bekannt.
- ***) Nikolaus war ein Proselyt (ein vom Heidentum zum Judentum Bekehrter) aus Antiochien. Obwohl er anfangs als einer der sieben Männer erwähnt wird, gibt es verschiedene Interpretationen und Traditionen über ihn. Einige Historiker und Theologen vermuten, dass er später eine eigene Sekte gründete, die von der Hauptströmung des Christentums abwich.
Nach ihrer Beauftragung widmen sich die sieben Männer ihrem Dienst und kümmern sich um die Bedürfnisse der Witwen. Besonders Stephanus wird als ein Mann erwähnt, der voller Gnade und Kraft war und Wunder und Zeichen unter den Menschen vollbrachte. Dessen ungeachtet beeindruckte dies seine Feinde nicht.
Kapitel 6 endet an diesem Punkt und führt uns in Kapitel 7, wo die Geschichte von Stephanus und seiner Rede vor dem Hohen Rat fortgesetzt wird.
Zusammenfassend beschreibt Kapitel 6 der Apostelgeschichte den Konflikt innerhalb der Gemeinde in Bezug auf die Versorgung der Witwen und die Lösung durch die Auswahl von sieben Männern, um diesen Dienst zu übernehmen. Es legt den Grundstein für die Ereignisse, die in Kapitel 7 stattfinden werden.
Ich lerne:
- Konfliktlösung: Das Kapitel zeigt, wie Konflikte innerhalb einer Gemeinschaft aufkommen können. Anstatt den Konflikt zu ignorieren oder zu vertiefen, zeigen die Apostel ein Beispiel für konstruktive Konfliktlösung, indem sie eine praktische Lösung vorschlagen, um den Bedürfnissen aller gerecht zu werden. Wir können lernen, Konflikte in unserem eigenen Umfeld mit Weisheit und dem Wohl aller Beteiligten im Auge zu lösen.
- Dienst und Prioritäten: Die Apostel erkennen, dass ihre Hauptaufgabe darin besteht, das Wort Gottes zu verkünden. Indem sie die Aufgabe der Versorgung der Witwen an andere delegieren, zeigen sie die Bedeutung der richtigen Prioritäten. Wir können lernen, unsere Talente und Ressourcen effektiv einzusetzen und unsere Hauptaufgaben nicht aus den Augen zu verlieren, während wir anderen dienen.
- Wertschätzung von Vielfalt und Zusammenarbeit: Die Hellenisten und die Hebräer hatten unterschiedliche kulturelle Hintergründe und Bedürfnisse. Anstatt die Unterschiede zu ignorieren oder zu übersehen, ermutigen die Apostel die Gemeinde, sieben Männer aus ihrer Mitte auszuwählen, um die Witwen zu versorgen. Dies zeigt die Wertschätzung von Vielfalt und die Bedeutung der Zusammenarbeit, um die Bedürfnisse aller Mitglieder einer Gemeinschaft zu erfüllen. Wir können lernen, die Stärken und Beiträge verschiedener Menschen anzuerkennen und eine Atmosphäre der Zusammenarbeit zu schaffen.
- Verantwortung übernehmen: Die sieben Männer werden ausgewählt, um sich um die Versorgung der Witwen zu kümmern. Sie nehmen diese Verantwortung an und erfüllen sie treu. Dies zeigt die Bedeutung, Verantwortung zu übernehmen und sich für den Dienst einzusetzen, zu dem man berufen wird. Wir können lernen, Verantwortung für unsere Aufgaben zu übernehmen und unsere Verpflichtungen ernst zu nehmen (Betreuen).
- Gnade und Kraft in unserem Dienst: Stephanus wird als einer der sieben Männer erwähnt, der voller Gnade und Kraft war und Wunder und Zeichen tat. Sein Beispiel ermutigt uns, im Dienst für andere die Gnade Gottes zu suchen und uns von seiner Kraft leiten zu lassen. Wir können lernen, dass unsere Dienste von der Gnade Gottes abhängen und dass er uns die Kraft gibt, die wir brauchen, um Gutes zu tun.
Diese Lektionen aus Kapitel 6 können uns helfen, in unserem eigenen Verhalten Demut, Weisheit, Zusammenarbeit und Hingabe im Dienst für andere zu kultivieren.
Welche Lehren ziehst du aus diesen Versen?
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