Der nephitische Missionar Ammon, Sohn König Mosia des Jüngeren, führt gegenüber seinen Mitarbeitern im Missionswerk bezüglich der bekehrten Lamaniten im Land Lehi-Nephi weiter aus: „Darum lasst uns frohlocken, ja, wir wollen im Herrn frohlocken; ja, wir wollen uns freuen, denn unsere Freude ist voll; ja, wir wollen unseren Gott preisen immerdar. Siehe, wer könnte zuviel im Herrn frohlocken? Ja, wer könnte zuviel von seiner großen Macht sprechen und von seiner Barmherzigkeit und von seiner Langmut gegenüber den Menschenkindern? Siehe, ich sage euch, dass ich auch nicht den kleinsten Teil dessen sagen kann, was ich empfinde.“ (Alma 26:16).
Über das Frohlocken kannst du etwas in meinem früheren Blogbeitrag „Ich frohlocke in meinem Jesus“ nachlesen. Heute konzentriere ich mich bei diesem Vers auf die `Langmut gegenüber den Menschenkindern´. David lässt uns in seinem `Hilferuf eines Armen an Gott´ wissen, dass Langmut eine der Charaktereigenschaften Gottes ist (Psalm 86:15). In seinem Brief an die Gemeinden in Galatien schreibt Paulus, dass Langmut eine Frucht des Geistes sei - wobei der Heilige Geist gemeint ist (Galater 5:22). Was ist Langmut. Es ist eine altertümliche Bezeichnung für die Tugend Geduld, der Fähigkeit abwarten zu können, ausdauernd zu sein. So sehen wir bei den Lamaniten, dass sie sich seit Generationen dem Wort Gottes widersetzten und allerlei Schlechtes taten, der Herr aber immer seine Arme der Barmherzigkeit ausgebreitet hielt, um sie zu empfangen, wenn sie Umkehr üben würden, was ja nun aufgrund der Missionierung durch die nephitischen Missionare geschah.
Wer könnte zuviel von seiner ... Langmut gegenüber den Menschenkindern [sprechen]? Auch mir geht es so, dass ich gar nicht zu viel von seiner Langmut mir gegenüber sprechen kann. Lange Zeit habe ich benötigt, verschiedene Übertretungen endgültig abzulegen. Immer und immer wieder habe ich Umkehr geübt, aber doch nicht so, dass in mir eine Herzenswandlung stattfand und ich keinen Wunsch mehr hatte zu übertreten. Dann, als der Leidensdruck für mich irgendwann zu groß wurde, und sich die Erkenntnis tief in mir entfaltete, wie sich der Herr fühlen musste, wenn ich den gleichen Fehler immer wieder beging, obwohl ich es besser wusste, begann die Herzenswandlung und ich hatte die Kraft, den Versuchungen Satans endgültig zu widerstehen (Mosia 5:2). Ich spürte voller Dankbarkeit im Herzen, wie langmütig der Herr mit ausgestreckten Armen auf mich wartete und der Friede des Herrn endlich in mir Platz ergriff. Ich lerne, dass Langmut oder Geduld nichts Passives, sondern etwas Aktives ist - der Herr erwartet uns mit ausgestreckten Armen und kommt auf uns zu, wenn wir uns ihm zuwenden, wie im Gleichnis mit dem verlorenen Sohn (Lukas 15:11-32). Ich erkenne aber auch, dass ich aufgefordert bin, mit der gleichen Langmut meinen Mitmenschen zu begegnen. Letztens hatte ich wieder ein solches Erlebnis an der Kasse. Ich ging an ein Band, an dem nur noch ein Mann stand. Als ich hinter ihm war, erlebte ich, wie er ganz gemächlich und äußerst konzentriert, ein Lied summend, seinen recht vollen Einkaufswagen auf das Kassenband entleerte. Ich schaute mich um und dachte, wäre ich doch bloß an die Nebenkasse gegangen, da wäre ich fertig gewesen, als er ganz bedächtig sein Geld abgezählt der Kassiererin übergab und dann gemächlich den Rest einpackte. Was hätte es gebracht, wenn ich mich aufgeregt hätte? Außer mir Beschwerden, gar nichts. Dieser Mann kommt scheinbar gemütlich und ohne Stress durchs Leben - was er dadurch manchen Beschäftigten an der Kasse antut ... Ich lächelte in mich hinein und sagte mir: Er wird es nicht absichtlich machen, ich kenne seine Umstände nicht. Welche Erlebnisse in Sachen Langmut hast du schon gehabt?
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