Montag, 31. März 2025

So wie eine Henne ihre Küken unter ihre Flügel sammelt

 

(Bild: Quelle)

“Hört auf die Stimme Jesu Christi, eures Erlösers, des Großen Ich Bin, dessen Arm der Barmherzigkeit für eure Sünden gesühnt hat, 2 der sein Volk sammeln wird, so wie eine Henne ihre Küken unter ihre Flügel sammelt, ja, alle, die auf meine Stimme hören und sich vor mir demütigen und mich in mächtigem Gebet anrufen.” (Lehrte und Bündnisse 29:1-2). 

Historischer Hintergrund 

Lehre und Bündnisse 29 wurde im September 1830 von Joseph Smith empfangen. Der einzige direkte historische Hinweis auf diese Offenbarung stammt von Kirchenhistoriker John Whitmer, der aufzeichnete, dass sie „sechs Ältesten der Kirche und drei Mitgliedern“ gegeben wurde. Diese kleine Gruppe glaubte, dass gemäß den heiligen Schriften die Zeit gekommen sei, in der das Volk Gottes „Auge in Auge“ sehen sollte *). Allerdings gab es unter ihnen unterschiedliche Ansichten über den Tod und die Übertretung Adams. Daher beteten sie gemeinsam darüber und wandten sich an den Herrn, woraufhin Joseph Smith die Offenbarung empfing. 

*) Im geistlichen Zusammenhang drückt der Ausdruck "Auge in Auge sehen" oft ein tiefes Maß an Einheit und Klarheit aus. Es geht darum, dass Menschen eine gemeinsame Sichtweise entwickeln, insbesondere in Bezug auf göttliche Wahrheiten und geistliche Erkenntnisse. Es impliziert eine klare und ehrliche Kommunikation oder Erkenntnis, frei von Missverständnissen, und oft ein Gefühl der Nähe und Verbundenheit – sei es mit Gott oder miteinander. 

In der religiösen Tradition wird es manchmal auch verwendet, um den Moment zu beschreiben, in dem man Gott direkt begegnet oder eine direkte, unverstellte Offenbarung erhält. Es ist also eine Metapher für eine tiefe geistliche Erfahrung und Harmonie. 

Es wird vermutet, dass die sechs Ältesten von Joseph Smiths Arbeit an der Bibelübersetzung beeinflusst wurden. Dieses Übersetzungsprojekt begann im Juni 1830 und dauerte über den Sommer hinweg an. Bereits am 8. Oktober 1829, während das Buch Mormon noch im Druck war, hatten Joseph Smith und Oliver Cowdery eine große Cooperstown-Bibel für 3,75 US-Dollar (je nach Berechnungsmethode heute etwa 100 bis 120 US-Dollar) von E. B. Grandin gekauft. Sie beschrifteten das Innencover mit „Das Buch der Juden und die Prophezeiung von…“, was auf ihr Interesse an einer vertieften Auslegung der Bibel hindeutet. 

Hinweise auf eine neue Übersetzungsarbeit finden sich auch in Offenbarungen aus dem Juli 1830. In L&B 24:5 wurde Joseph angewiesen, „die Dinge zu schreiben, die ihm vom Tröster gegeben werden, und alle Schriften für die Kirche auszulegen“. In L&B 25:6 wurde Emma Smith aufgerufen, Joseph als Schreiberin zu unterstützen, wenn Oliver Cowdery abwesend war. Diese Anweisungen deuten darauf hin, dass Joseph bald eine neue Übersetzungsarbeit begann, ähnlich seiner Arbeit an der Übersetzung des Buches Mormon. 

Im Sommer und Herbst 1830 begann Joseph Smith mit der Übersetzung der Bibel. Er verstand diese Arbeit nicht als bloße Übersetzung, sondern als inspirierte Revision, bei der verlorene Texte durch Offenbarung wiederhergestellt wurden. Neben grammatikalischen und sprachlichen Änderungen enthielt seine Arbeit auch theologische Erweiterungen und Klärungen. Besonders das Buch Genesis erfuhr umfassende Änderungen. Insgesamt fügte Joseph bis zum Abschluss des ersten Übersetzungszyklus im Jahr 1833 über 3.000 Verse hinzu, darunter neue Phrasen, Verse und ganze Kapitel. 

Fast zwei Drittel der Abschnitte in Lehre und Bündnisse wurden zwischen Juni 1831 und Juli 1833 offenbart, als die erste Übersetzungsphase abgeschlossen wurde. L&B 29 ist die früheste Offenbarung, die direkt mit diesem Übersetzungsprojekt verknüpft zu sein scheint. Weitere Offenbarungen mit direkter Verbindung zur Bibelübersetzung sind unter anderem die Abschnitte 37, 45, 73, 76, 77, 86, 91 und 132. 

Obwohl es keine präzisen Aufzeichnungen gibt, ist es wahrscheinlich, dass Joseph bis September 1830 bereits Genesis 1–3 übersetzt hatte, was heute als Mose 1–4 im kanonisierten Schriftenbestand bekannt ist (Köstliche Perle). John Whitmer vermerkte, dass die Ältesten über die Übertretung Adams diskutierten, was Anlass für ihr Gebet und die nachfolgende Offenbarung war. Interessanterweise behandeln sowohl Mose 1–4 als auch L&B 29 Themen wie die geistige und physische Schöpfung der Erde, die Rebellion Satans, den himmlischen Krieg und den Sündenfall Adams und Evas. 

Robert J. Matthews (Religionspädagoge und -wissenschaftler der Kirche; er lehrte an der Brigham-Young-Universität (BYU) in Provo, Utah) betonte die enge Verbindung zwischen Lehre und Bündnisse und der Bibelübersetzung durch Joseph Smith. Diese beiden Werke seien nicht als voneinander getrennt zu betrachten, sondern vielmehr miteinander verwoben. Um L&B 29 vollständig zu verstehen, sollte es daher gemeinsam mit Mose 1–4 gelesen werden. (Siehe hier). 

Eine Zusammenfassung von L&B 29 

L&B 29:1–50 ist eine Offenbarung Jesu Christi an die frühen Heiligen in den letzten Tagen. Christus ruft sie auf, seine Stimme zu hören und sich demütig unter seinen Schutz zu begeben, so wie eine Henne ihre Küken sammelt. Er vergibt ihnen ihre Sünden und beauftragt sie, sein Evangelium mit Freude zu verkünden. Sie sind auserwählt, die Sammlung der Heiligen vorzubereiten, um sich auf kommende Drangsale und die Reinigung der Erde vorzubereiten. 

Die Offenbarung enthält bedeutende prophetische Aussagen über die bevorstehende Zerstörung der Schlechten, die Wiederkunft Christi und das Tausendjährige Friedensreich. Christus kündigt an, dass er mit Macht und Herrlichkeit auf die Erde zurückkehren wird, begleitet von seinen Aposteln, die das Haus Israel richten werden. Die Toten, die in Christus gestorben sind, werden auferstehen und mit ihm vereint sein. Vor seiner Ankunft werden kosmische Zeichen auftreten: die Sonne wird sich verfinstern, der Mond sich in Blut verwandeln und ein großer Hagelsturm wird die Erde heimsuchen. Die Schlechten werden durch Gottes Vergeltung gerichtet, während die große und gräuelreiche Kirche durch Feuer zerstört wird. 

Nach dem Millennium wird Satan wieder losgelassen, und es wird eine letzte Rebellion geben, bevor Himmel und Erde erneuert werden. Alle Menschen, Tiere und die gesamte Schöpfung werden in einem neuen Zustand wiederhergestellt. Michael, der Erzengel, wird die Posaune erklingen lassen und alle Toten werden auferstehen. Die Rechtschaffenen werden zu ewigem Leben erhoben, während die Schlechten von der Gegenwart Gottes verbannt werden. 

Die Offenbarung erklärt auch die geistige Natur aller Gebote Gottes und betont, dass das Gesetz bereits Adam gegeben wurde. Der Fall Adams wird als notwendiges Ereignis dargestellt, das es den Menschen ermöglicht, zwischen Gut und Böse zu wählen. Adam wurde aus Gottes Gegenwart verbannt und erlebte den geistigen Tod, doch durch Christus wurde ihm und seinen Nachkommen die Möglichkeit zur Umkehr und Erlösung gegeben. Kleine Kinder sind von Geburt an durch Christus erlöst und nicht der Macht Satans unterworfen. Abschließend lehrt Christus, dass jeder, der Erkenntnis hat, zur Umkehr aufgefordert wurde, während jene ohne Verständnis in Gottes Hand bleiben. 

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Samstag, 29. März 2025

Dass der Satan ihn täuscht

 

Oliver spricht unter vier Augen liebevoll mit Hiram (Screeshot) 
(Bild: Quelle)

“Und weiter sollst du dir deinen Bruder Hiram Page nehmen, zwischen ihm und dir allein, und ihm sagen, dass all jenes, was er von jenem Stein geschrieben hat, nicht von mir ist und dass der Satan ihn täuscht;” (Lehre und Bündnisse 28:11). 

Lehre und Bündnisse 28:11-16 

In den Versen 11–16 erhält Oliver Cowdery weitere spezifische Aufträge vom Herrn. Zunächst soll er sich privat mit Hiram Page unter vier Augen treffen und ihm klar machen, dass die angeblichen Offenbarungen, die er durch seinen Stein empfangen hat, nicht von Gott stammen, sondern eine Täuschung Satans sind. Der Herr betont, dass Hiram Page keine göttliche Vollmacht erhalten hat, solche Offenbarungen zu empfangen, und dass niemand in der Kirche Anweisungen erhalten wird, die den bestehenden Bündnissen widersprechen *)

Weiterhin wird Oliver daran erinnert, dass in der Kirche alles geordnet und durch allgemeine Zustimmung erfolgen muss – insbesondere durch das Gebet des Glaubens. Bevor er zu den Lamaniten aufbricht, soll er helfen, diese Unstimmigkeit innerhalb der Kirche in Einklang mit den Bündnissen zu klären. 

Der Herr verspricht Oliver auch, dass er während seiner Missionsreise fortlaufend göttliche Eingebungen erhalten wird, die ihm zeigen, was er tun soll. Abschließend erhält er die Anweisung, das Evangelium stets mit Freude und Überzeugung zu verkünden und seinen Mund nicht zu verschließen. 

*) Hiram Pages unautorisierte Offenbarungen betrafen im Wesentlichen zwei Offenbarungen in Bezug auf den Aufbau Zions und die Ordnung der Kirche. Er behauptete, Botschaften erhalten zu haben, die darlegen sollten, wie die Kirche strukturiert und aufgebaut werden müsse – eine Darstellung, die direkt im Widerspruch zu den von Joseph Smith empfangenen und festgelegten Offenbarungen stand. 

Hiram Page nutzte einen Seherstein, um Offenbarungen zu empfangen, die er fälschlicherweise als autoritativ für die gesamte Kirche darstellte. Dabei ging es nicht nur darum, persönliche Eingebungen zu haben, sondern den Eindruck zu erwecken, dass seine mit dem Stein gewonnenen Botschaften dieselbe göttliche Autorität besaßen wie jene, die ausschließlich vom Propheten Joseph Smith empfangen wurden. Indem er versuchte, diese unautorisierte Offenbarung als verbindlich darzulegen, stellte er den etablierten göttlichen Ordnungsprozess in Frage und verursachte so eine spezifische Täuschung, die in direktem Widerspruch zu der festgelegten Kirchenstruktur stand. 

Insgesamt betonen diese Verse die göttliche Ordnung der Offenbarung in der Kirche: Der Herr offenbart seinen Willen für die gesamte Kirche durch den Propheten, während andere Führer, wie Oliver Cowdery, Offenbarung für ihren eigenen Aufgabenbereich empfangen können, aber nicht für die gesamte Kirche. 

M. Russell Ballard, Amtieren der Präsident des Kollegiums der Zwölf Apostel, hat gemahnt: „Richten Sie die Augen fest auf die Erste Präsidentschaft und das Kollegium der Zwölf Apostel. Wir werden Sie nicht in die Irre führen – wir können es gar nicht! … Wenn Ihnen jemand sagt, er habe eine Offenbarung erhalten, welche die Erste Präsidentschaft und die Zwölf nicht erhalten haben: Nehmen Sie Reiß aus!“ 

Wie helfe ich jemandem Fehler zu erkennen? 

Aus dem Beispiel, wie Oliver Cowdery mit Hiram Page umgehen soll, lernen wir wichtige Prinzipien darüber, wie man jemanden auf einen Fehler aufmerksam machen sollte. Erstens betont der Herr, dass Oliver unter vier Augen mit Hiram sprechen soll. Dies zeigt, dass Korrektur zunächst diskret und respektvoll erfolgen sollte, um die Würde der betreffenden Person zu wahren und unnötige Demütigung zu vermeiden. 

Zweitens wird Oliver angewiesen, Hiram direkt, aber klar zu sagen, dass seine Offenbarungen nicht von Gott stammen und dass er getäuscht wurde. Dies zeigt, dass es wichtig ist, Wahrheit in Liebe zu vermitteln – ohne Beschönigung, aber auch ohne verletzende oder anklagende Worte. 

Drittens erinnert der Herr daran, dass alles in der Kirche geordnet und nach göttlichen Prinzipien geschehen muss. Dies bedeutet, dass Korrektur nicht aus persönlichem Stolz oder Ärger erfolgen sollte, sondern im Einklang mit den göttlichen Maßstäben und zum Wohl der Gemeinschaft. 

Schließlich erhält Oliver die Aufgabe, zur Einigkeit beizutragen, bevor er seine Missionsreise antritt. Dies zeigt, dass es nicht nur darum geht, Fehler aufzuzeigen, sondern auch aktiv daran zu arbeiten, Harmonie und Verständnis wiederherzustellen. Wir sollten also nicht nur kritisieren, sondern auch helfen, dass der Betroffene seinen Fehler erkennt und sich verbessern kann. 

Täuschungsversuche Satans erkennen 

Aus diesem Beispiel lernen wir wertvolle Lehren darüber, wie Satan versucht, uns mit Täuschungen von der Wahrheit abzubringen, und wie wir uns davor schützen können. 

Erstens: Täuschungen können selbst aufrichtig gläubige Menschen treffen. Hiram Page war ein treuer Anhänger des Evangeliums, aber er wurde durch eine falsche Quelle irregeführt. Dies zeigt, dass gute Absichten allein nicht ausreichen, um uns vor Irrtümern zu bewahren – wir müssen die richtige Quelle der Wahrheit suchen

Zweitens: Satan vermischt oft Wahrheit mit Irrtum, um seine Täuschungen glaubwürdig erscheinen zu lassen. Hiram Page glaubte, echte Offenbarungen zu empfangen, doch diese widersprachen dem, was Gott bereits offenbart hatte. Wir lernen daraus, dass wir jede Lehre und jede Inspiration mit den Schriften und den lebenden Propheten vergleichen müssen, um sicherzugehen, dass sie wirklich von Gott kommt. 

Drittens: Wahre Offenbarung kommt durch die von Gott berufenen Diener. Der Herr stellt klar, dass niemand Offenbarungen für die gesamte Kirche empfangen kann außer dem Propheten. Wenn jemand behauptet, neue Wahrheiten zu haben, die im Widerspruch zu den von Gott berufenen Führern stehen, sollten wir wachsam sein und die Quelle dieser Behauptungen prüfen. 

Viertens: Täuschung kann Unruhe und Spaltung verursachen. Hiram Pages falsche Offenbarungen führten zu Verwirrung unter den Mitgliedern. Dies zeigt, dass eine der Strategien Satans darin besteht, Uneinigkeit zu säen und Menschen gegeneinander aufzubringen. Wenn wir merken, dass eine Lehre Streit, Zweifel oder Stolz fördert, sollten wir vorsichtig sein. 

Fünftens: Der beste Schutz gegen Täuschung ist eine enge Verbindung mit dem Herrn. Der Herr wies Oliver Cowdery an, durch den Tröster zu sprechen und sich an die göttliche Ordnung zu halten. Das lehrt uns, dass der Heilige Geist unser wichtigster Schutz ist – wenn wir in Harmonie mit ihm leben, wird er uns helfen, Wahrheit von Irrtum zu unterscheiden. 

Zusammenfassend zeigt dieses Beispiel, dass Satan uns von der Wahrheit abbringen kann, wenn wir nicht wachsam sind. Doch wenn wir uns an die rechtmäßigen Führer der Kirche halten, jede Lehre mit den Schriften und dem Geist der Offenbarung prüfen und dem Heiligen Geist folgen, können wir verhindern, dass wir getäuscht werden. 

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Freitag, 28. März 2025

Du sollst das, was ich ihm gebe, befolgen, ja, gleichwie Aaron

 

Mose beruft Aaron zum geistlichen Dienst 
(Bild: Quelle)

“Und du sollst das, was ich ihm gebe, befolgen, ja, gleichwie Aaron, und der Kirche getreulich die Gebote und die Offenbarungen mit Macht und Vollmacht verkünden.” (Lehre und Bündnisse 28:3). 

Lehre und Bündnisse 28:1-7 

In den Versen 1–7 gibt der Herr Oliver Cowdery wichtige Anweisungen bezüglich seiner Rolle in der Kirche und der Ordnung der Offenbarung. Oliver wird bestätigt, dass er die Autorität hat, die Kirche in Bezug auf Offenbarungen und Gebote zu lehren, die der Herr bereits gegeben hat, sofern er dies durch den Tröster tut. Dennoch wird klargestellt, dass nur Joseph Smith als Prophet bestimmt ist, Offenbarungen und Gebote für die gesamte Kirche zu empfangen – vergleichbar mit Mose, der direkte Offenbarungen von Gott empfing. 

Oliver wird angewiesen, das, was der Herr Joseph gibt, treu zu befolgen, ähnlich wie Aaron einst Mose unterstützte *). Seine Aufgabe als “zweiter Ältester” (L&B 20:3) **) ist es, die Gebote und Offenbarungen mit Macht und Vollmacht der Kirche zu verkünden. Wenn er durch den Heiligen Geist dazu inspiriert wird, darf er zur Kirche sprechen oder sie lehren, doch er soll dabei nicht in der Form eines Gebotes schreiben, sondern mit Weisheit handeln. 

*) Aaron unterstützte Mose auf verschiedene Weise, insbesondere als Sprecher und Priester. Ein zentrales Bibelzitat, das Aarons Rolle beschreibt, findet sich in 2. Mose 4:14-16

"14 Da entbrannte der Zorn des Herrn gegen Mose, und er sagte: „Ist nicht dein Bruder Aaron da, der Levit? Ich weiß, dass der trefflich zu reden versteht; auch ist er schon im Begriff, dir entgegenzugehen, und wenn er dich sieht, wird er sich herzlich freuen.15 Dann sollst du dich mit ihm besprechen und ihm die Worte in den Mund legen; ich aber will mit deinem und mit seinem Munde sein und euch vorgeben, was ihr zu tun habt. 16 Er soll also für dich zum Volk reden und zwar so, dass er für dich der Mund ist und du für ihn an Gottes statt bist. " 

Hier wird deutlich, dass Aaron Mose als Sprecher unterstützte, weil Mose sich selbst als ungeeignet für diese Aufgabe empfand. Später wurde Aaron als Hohepriester eingesetzt (2. Mose 28:1), wodurch er eine zentrale priesterliche Rolle in Israel einnahm, während Mose weiterhin der Prophet und Führer des Volkes blieb. 

**) Als „zweiter Ältester“ wurde Oliver Cowdery in der frühen Organisation der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage als der rangnächste Führer nach Joseph Smith – dem „ersten Ältesten“ – eingesetzt. Diese Stellung bedeutete, dass Cowdery in der Hierarchie der Kirche eine sehr hohe und wesentliche Verantwortung trug, vor allem als Stellvertreter und enger Mitarbeiter des Propheten. Er war maßgeblich an der Übersetzung und Veröffentlichung der Offenbarungen beteiligt und unterstützte Smith in der Verwaltung und Führung der Kirche. Gleichzeitig wurde damit aber auch festgelegt, dass nur Joseph Smith, als oberste Autorität, Offenbarungen für die gesamte Kirche empfangen durfte, während Cowdery vor allem im persönlichen und lokalen Bereich tätig war. Kurz gesagt, zeigt seine Berufung als „zweiter Ältester“ sowohl seine zentrale Rolle in der Frühzeit der Kirche als auch die klare hierarchische Struktur, die die ausschließliche Rolle des Propheten bei der Leitung und Offenbarungsannahme betont. 

Weiterhin wird betont, dass Oliver, Joseph Smith nicht gebieten darf, da dieser als Haupt über die Kirche eingesetzt wurde. Joseph allein wurden die Schlüssel der Geheimnisse *) und versiegelten Offenbarungen anvertraut, und nur Gott selbst kann bestimmen, wann und an wen diese weitergegeben werden. Diese Anweisungen stellen die göttliche Ordnung der Offenbarung klar: Der Prophet empfängt Weisung für die Kirche als Ganzes, während andere Führer Offenbarung für ihren eigenen Aufgabenbereich empfangen können. 

*) Die „Schlüssel der Geheimnisse“ beziehen sich auf göttliche Vollmacht und Erkenntnisse, die von Gott an Propheten und Führer seiner Kirche weitergegeben werden. In L&B 28:7 wird Joseph Smith als derjenige bezeichnet, dem diese Schlüssel anvertraut wurden, was bedeutet, dass er die göttliche Autorität besitzt, verborgene Wahrheiten zu empfangen und sie zu offenbaren, wenn es der Herr bestimmt. 

Laut der Definition im Schriftenführer der Kirche sind die „Geheimnisse Gottes“ göttliche Wahrheiten, die nur durch Offenbarung empfangen werden können. Sie sind nicht notwendigerweise geheim, sondern werden jenen offenbart, die sich würdig machen und den Heiligen Geist empfangen (1. Korinther 2:9–14). Dazu gehören Erkenntnisse über das Reich Gottes, die Errettung, die wahre Natur Gottes und seine Pläne für die Menschheit. 

Die „Schlüssel“ dieser Geheimnisse bedeuten also, dass Joseph Smith die göttliche Autorität erhielt, Offenbarungen für die gesamte Kirche zu empfangen – insbesondere solche, die zuvor verborgen oder versiegelt waren. Diese Schlüssel beinhalten auch das Recht, bestimmte geistige Segnungen und Verordnungen zu vollziehen, wie in L&B 107:18–19 beschrieben, wo den Trägern des Priestertums die Macht zugesprochen wird, „die Geheimnisse des Himmelreichs zu empfangen“ und in Gottes Gegenwart zu stehen. 

Lehre und Bündnisse 28:8-10 

In den Versen 8–10 erhält Oliver Cowdery vom Herrn eine spezifische Mission und wichtige Anweisungen für seine Tätigkeit. Er wird beauftragt, zu den Lamaniten zu gehen und ihnen das Evangelium zu predigen. Falls sie seine Belehrungen annehmen, soll er unter ihnen die Kirche aufrichten. Dabei wird ihm zugesichert, dass er Offenbarungen erhalten wird, jedoch darf er diese nicht in der Form von Geboten niederschreiben. 

Weiterhin offenbart der Herr, dass der genaue Standort der zukünftigen Stadt Zion zu diesem Zeitpunkt noch nicht bekannt ist – kein Mensch weiß ihn, da diese Erkenntnis erst zu einem späteren Zeitpunkt gegeben werden wird. Allerdings wird Oliver mitgeteilt, dass Zion an der Grenze zu den Lamaniten errichtet werden wird. 

Schließlich erhält Oliver die Anweisung, seine Reise erst nach der bevorstehenden Kirchenkonferenz anzutreten. Bei dieser Konferenz wird Joseph Smith durch die Stimme der Anwesenden offiziell als Führer der Kirche bestätigt. Oliver soll sich nach dessen Anweisungen richten und nur das weitergeben, was Joseph ihm sagt. 

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Donnerstag, 27. März 2025

Er empfängt sie gleichwie Mose

 

Der heute lebende Prophet Gottes, Russel M. Nelson
(Bild: Quelle)

“Aber siehe, wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Niemand wird bestimmt werden, Gebote und Offenbarungen in dieser Kirche zu empfangen, ausgenommen mein Diener Joseph Smith Jr., denn er empfängt sie gleichwie Mose.” (Lehre und Bündnisse 28:2). 

Die Autorität, Offenbarungen für die gesamte Kirche zu empfangen 

Lehre und Bündnisse 28 entstand in einer Zeit erheblicher Herausforderungen für die junge Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage. Diese Offenbarung wurde im September 1830 gegeben und diente der Klärung einer fundamentalen Frage: Wer hat die Autorität, Offenbarungen für die gesamte Kirche zu empfangen? 

Die Ereignisse, die zu dieser Offenbarung führten, lassen sich auf zwei miteinander verbundene Konflikte zurückführen. Der erste betraf Oliver Cowdery, einen der engsten Vertrauten Joseph Smiths. Nach der Annahme der Artikel und Bündnisse (heute Lehre und Bündnisse 20) durch die Gemeinde im Juni 1830, schrieb Cowdery an Joseph Smith und forderte eine Änderung eines bestimmten Abschnitts. Er argumentierte, dass die Aussage, ein Taufkandidat müsse „durch seine Werke wahrhaftig manifestieren, dass er die Gabe Christi zur Vergebung seiner Sünden empfangen hat“ (LuB 20:37), entfernt werden sollte, da dies eine Form von Priestertumsherrschaft darstellen könnte. Er befahl Joseph Smith in seinem Brief sogar ausdrücklich, diesen Passus zu ändern. Joseph reagierte darauf mit der Frage, mit welcher Autorität Cowdery eine solche Forderung stellte, und reiste schließlich nach Fayette, um das Problem zu lösen. Nach intensiven Diskussionen mit Oliver Cowdery und Mitgliedern der Whitmer-Familie konnte Joseph sie schließlich überzeugen, die Formulierung beizubehalten. 

Ein noch ernsterer Konflikt entstand wenige Monate später, als Hiram Page, ein Schwager sowohl von Oliver Cowdery als auch der Whitmers und einer der acht Zeugen des Buches Mormon, behauptete, Offenbarungen durch einen Seherstein empfangen zu haben. Diese angeblichen Offenbarungen betrafen unter anderem den Aufbau Zions und die Ordnung der Kirche, widersprachen jedoch sowohl der Bibel als auch früheren Offenbarungen (L&B 28:9). Newel Knight, ein Mitglied der frühen Kirche, berichtete später, dass Hiram Page mit seinen Botschaften eine gewisse Unruhe unter den Mitgliedern gestiftet habe. Besonders Mitglieder der Whitmer-Familie und Oliver Cowdery schenkten diesen Offenbarungen Glauben. 

Joseph Smith war sich der Tragweite dieses Problems bewusst und entschied, die Angelegenheit während einer bevorstehenden Kirchenkonferenz am 1. September 1830 zu klären. Vor der Konferenz suchte er in dieser kritischen Situation den Rat des Herrn und empfing die Offenbarung, die heute als Lehre und Bündnisse 28 bekannt ist. In dieser Offenbarung wurde klar festgelegt, dass nur der Prophet der Kirche, also Joseph Smith selbst, Offenbarungen für die gesamte Kirche empfangen durfte. Oliver Cowdery wurde in der Offenbarung angewiesen, sich an die bestehende Kirchenordnung zu halten und Hiram Page gegenüber zu bezeugen, dass dessen Offenbarungen nicht von Gott kamen. Die enge schwägerliche Verbindung zwischen Oliver und Hiram war bei dieser Aufgabe sicherlich eine Herausforderung für Oliver. 

Diese Episode war ein entscheidender Moment für die junge Kirche. Sie stellte die erste große Führungsherausforderung dar und machte deutlich, dass göttliche Ordnung und Offenbarung über persönliche spirituelle Erfahrungen hinausgehen mussten, um Einheit in der Kirche zu bewahren. Lehre und Bündnisse 28 setzte einen klaren Präzedenzfall für zukünftige Offenbarungen und festigte die Rolle des Propheten als einzig autorisierte Quelle für Offenbarungen, die die gesamte Kirche betrafen. 

Wie sieht es mit Offenbarung für jeden Einzelnen aus? 

Diese Offenbarung schließt jedoch persönliche Offenbarungen für den Einzelnen nicht aus. Lehre und Bündnisse 8:2–3 erklärt, dass der Heilige Geist durch das Herz und den Verstand zu jedem Gläubigen spricht und so individuelle Führung gibt. Ebenso bestätigt Lehre und Bündnisse 9:7–9, dass der Herr den Menschen Weisung gibt, wenn sie sich in Rechtschaffenheit an ihn wenden. Auch in Lehre und Bündnisse 46:7–8 wird betont, dass jedem Gläubigen Geistesgaben zum persönlichen Nutzen gegeben werden. Somit stellt Lehre und Bündnisse 28 lediglich klar, dass persönliche Offenbarungen nur für den eigenen Bereich oder für untergeordnete Verantwortungsbereiche innerhalb der Kirche gelten, während Offenbarungen für die gesamte Kirche ausschließlich durch den Propheten empfangen werden. 

 Präsident Nelson (eine Zusammenfassung): “Offenbarung für die Kirche, Offenbarung für unser Leben 

In seiner Ansprache „Offenbarung für die Kirche, Offenbarung für unser Leben“ betont Präsident Russell M. Nelson die zentrale Rolle der Offenbarung sowohl für die Leitung der gesamten Kirche als auch für die persönliche Führung eines jeden Gläubigen. Er erklärt, dass die Kirche Jesu Christi seit ihrer Wiederherstellung durch göttliche Offenbarung geführt wird und dass diese kontinuierliche Kommunikation mit Gott essenziell für ihre Führung ist. Als Präsident der Kirche empfängt er Offenbarungen für die gesamte Kirche und ermutigt die Mitglieder, sich ebenfalls um persönliche Offenbarung zu bemühen. 

Präsident Nelson hebt hervor, dass der Herr seine Kirche nicht ohne Führung lässt und dass Offenbarung ein kontinuierlicher Prozess ist. Er verweist auf Beispiele aus der Kirchengeschichte und auf aktuelle Entscheidungen, die durch göttliche Eingebung geleitet wurden. Dazu gehört beispielsweise die Einführung des neuen Programms für das Evangeliumsstudium zu Hause und in der Kirche. 

Neben der Offenbarung für die Kirche betont Präsident Nelson die Notwendigkeit persönlicher Offenbarung für jeden Einzelnen. Er lädt alle Mitglieder ein, sich daran zu gewöhnen, Inspiration durch den Heiligen Geist zu empfangen, um in ihrem Leben die richtigen Entscheidungen zu treffen. Er lehrt, dass persönliche Offenbarung nicht auf spektakuläre Visionen beschränkt ist, sondern oft als sanfte Eingebung oder tiefes Gefühl der Wahrheit kommt. 

Abschließend fordert er die Mitglieder auf, ihr geistiges Gehör zu schärfen, sich würdig zu machen, Offenbarung zu empfangen, und den Heiligen Geist als ständigen Begleiter in ihrem Leben zu haben. Offenbarung sei das Kennzeichen des wiederhergestellten Evangeliums und der Schlüssel, um in einer zunehmend herausfordernden Welt geführt und geschützt zu werden. 

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Mittwoch, 26. März 2025

Gürtet euch die Lenden

 

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“Darum hebt euer Herz empor und freut euch, und gürtet euch die Lenden, und legt meine ganze Waffenrüstung an, damit ihr dem bösen Tag widerstehen könnt und, nachdem ihr alles getan habt, damit ihr imstande seid zu bestehen.” (Lehre und Bündnisse 27:15). 

Die ganze Waffenrüstung des Herrn anlegen 

L&B 27:15-18 fordert dazu auf, die ganze Waffenrüstung des Herrn anzulegen. Wenn der Herr in Vers 15 sagt, dass wir unsere Lenden gürten sollen, spricht er in einer bildhaften Sprache, die in der Antike eine klare Bedeutung hatte. In biblischer Zeit trugen Menschen lange Gewänder, die beim schnellen Gehen, Arbeiten oder Kämpfen hinderlich sein konnten. Um sich auf eine Aufgabe vorzubereiten, banden sie den unteren Teil ihres Gewandes mit einem Gürtel hoch – sie gürteten ihre Lenden. Dies bedeutete, dass sie bereit waren, sich zu bewegen, aktiv zu handeln oder in den Dienst zu treten. 

Übertragen auf den geistigen Bereich fordert uns der Herr mit dieser Aufforderung auf, wachsam und bereit zu sein (Epheser 6:11-18). Es geht darum, sich geistig und emotional auf Herausforderungen vorzubereiten, Sorglosigkeit abzulegen und sich auf die Nachfolge Christi auszurichten. In L&B 27:15–18 wird dies mit der „ganzen Waffenrüstung Gottes“ verbunden – das Gürten der Lenden mit Wahrheit ist der erste Schritt, um sich für den geistigen Kampf gegen das Böse zu wappnen. Ähnlich sagte Jesus in Lukas 12:35, dass die Jünger ihre Lenden umgürtet und ihre Lampen brennend halten sollten – ein Bild für Bereitschaft und Standhaftigkeit im Glauben. 

Eine andere Deutung lernen wir als Adam und Eva aus dem Garten Eden vertrieben wurden. Adam und Eva erkannten nach dem Essen der verbotenen Frucht, dass sie nackt waren. Das Erste, was der Herr in dieser Situation tat, war, sie mit Röcken von Fell einzukleiden, auszustatten, zu “begaben” (1.Mose 3:21). Dafür musste wohl ein unschuldiges Lamm sein Leben lassen. Also um uns zu begaben, mit einem Schutz zu kleiden, unsere Lenden zu umgürten, uns gegen äußere Einflüsse zu schützen, musste sich Jesus opfern, ein unschuldiger sein Blut lassen.  

Nun fordert der Herr im Vers 16 dazu auf, dass wir unsere Lenden umgürten sollen, und zwar mit Wahrheit, dem Brustschild der Rechtschaffenheit, die Füße mit Schuhen, dem Schild des Glaubens, dem Helm der Errettung und dem Schwert des Geistes. 

  1. Mit Wahrheit umgürten 
    In der Welt gibt es so viel Unwahrheiten in Bezug auf die Fortpflanzungskräfte. So müssen wir nach der Wahrheit suchen, und uns mit ihr unsere Lenden umgürten, sodass wir diese in der vom Herrn gegebene Weise nutzen. 
  1. Den Brustschild der Rechtschaffenheit 
    Er soll unseren Rumpf schützen, unser Herz, unsere Lungen, den Kern unseres Körpers. Dies hilft uns Gerecht, heilig, tugendhaft, aufrichtig zu sein; nach Gottes Geboten zu handeln; Sünde zu meiden. 
  1. Die Füße beschuht 
    Wir müssen Schuhe anlegen, die uns helfen, den schmalen und geraden Weg des Bundes zu gehen, der uns zum Herrn führt – Glaube, Umkehr, Taufe, Gabe des Heiligen Geistes, Ausharren bis ans Ende – und nicht die vielen Abzweigungen, die uns in die Irre führen. 
  1. Den Schild des Glaubens 
    Diesen Schild können wir mit der Hand an jede Stelle bringen, die wir vor den Angriffen Satans schützen müssen. 
  1. Den Helm der Errettung 
    Mit ihm schützen wir unseren Kopf, unseren Verstand, unsere Gedanken, auf dass sie auf unsere Erlösung, auf die Herrlichkeit Gottes ausgerichtet sind. 
  1. Das Schwert Seines Geistes 
    Der Herr lässt uns aber nicht allein nur mit den vier angeführten Verteidigungswerkzeugen, mit denen er uns zu unserem Schutz bekleiden kann (Endowment). Er schenkt uns noch eine Angriffswaffe. Er gießt noch das “Schwert seines Geistes” über uns aus und Sein Wort, welches Er uns offenbart. Damit sind wir ausgestattet, Sein Werk aufzurichten und auszubauen. 

Für uns heute bedeutet das, dass wir unser Leben bewusst nach den Geboten Gottes ausrichten, uns geistig rüsten und aktiv an der Errichtung von Gottes Reich mitarbeiten. Wir sollen nicht unvorbereitet oder nachlässig sein, sondern bereit, entschlossen und treu in unserem Dienst für den Herrn stehen. 

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Dienstag, 25. März 2025

Da ich von der Frucht des Weinstocks mit euch auf Erden trinken werde

 

(Bild: Quelle)

“Siehe, dies ist nach meiner Weisheit; darum wundert euch nicht, denn die Stunde kommt, da ich von der Frucht des Weinstocks mit euch auf Erden trinken werde, ...” (Lehre und Bündnisse 27:5). 

Eine heilige Abendmahlsversammlung mit Jesus Christus 

L&B 27:5 spricht von einer zukünftigen riesigen, heiligen Abendmahlsversammlung, die der Herr nach Seiner Wiederkunft auf der Erde abhalten wird. Diese Verheißung knüpft an frühere Aussagen Jesu an und gibt uns eine faszinierende Perspektive auf das kommende Reich Gottes. 

1. Verbindung zu den Worten Jesu im Neuen Testament 

  • In Matthäus 26:29 sagte Jesus beim Letzten Abendmahl zu seinen Jüngern: 
    „Ich sage euch aber: Ich werde von nun an von diesem Erzeugnis des Weinstocks nicht mehr trinken bis zu jenem Tag, an dem ich es mit euch neu trinken werde im Reich meines Vaters.“ 
  • In D&C 27:5 bekräftigt der Herr diese Verheißung – diesmal mit einem klaren Bezug auf Sein zukünftiges Königreich auf Erden

2. Die Schlüssel des Priestertums 

L&B 27:5–14 beschreibt eindrucksvoll, wie die Schlüssel des Priestertums nach und nach wiederhergestellt wurden. Diese Verse zeigen eine klare Abfolge der Wiederherstellung und betonen, dass jede himmlische Sendung einem bestimmten Zweck diente. 

Schlüssel für das Buch Mormon und das Haus Israel 

  • Moroni (Vers 5) brachte das Buch Mormon, das die „Fülle des immerwährenden Evangeliums“ enthält. 
  • Er hatte die Schlüssel des Berichts vom Holz Ephraims, was auf die prophetische Verbindung zu Hesekiel 37:15–17 hindeutet, wo das „Holz Josephs“ (auch bekannt als Holz Ephraim; Buch Mormon) mit dem „Holz Judas“ (Bibel) vereint wird. 

Schlüssel zur Wiederherstellung der letzten Tage 

  • Elias (Vers 6) hatte die Schlüssel für die Wiederherstellung aller Dinge, die von Propheten über die letzten Tage gesprochen wurden. 
  • Das verweist auf die Schlüssel der Evangeliumszeit Abrahams, die in D&C 110:12 erwähnt werden. 
     
    Elias wird in den Schriften unterschiedlich benutzt (hier):  
    1. Elias ist die griechische Form des hebräischen Elija; 2. Titel für einen Wegbereiter; 3. Titel für jemanden mit einer besonderen Mission; 4. ein Prophet aus den Tagen Abrahams. 
    Elija: Ein Prophet im Nordreich Israels. Er übertrug Joseph Smith die “Schlüssel der Siegelungsmacht” (hier

Schlüssel des Aaronischen Priestertums 

  • Johannes der Täufer (Verse 7–8) wurde gesandt, um Joseph Smith und Oliver Cowdery das Aaronische Priestertum zu übertragen. 
  • Dies geschah am 15. Mai 1829 am Ufer des Susquehanna River

Schlüssel der Siegelungsmacht 

  • Elija (Elijah) (Vers 9) übertrug die Schlüssel der Siegelungsmacht – die Fähigkeit, auf Erden und im Himmel zu binden (D&C 110:13–16). 
  • Dies steht in direktem Zusammenhang mit Maleachi 3:22-24: Das Herz der Väter wird den Kindern zugewandt. 

Patriarchalische Schlüssel der Verheißungen 

  • Abraham, Isaak und Jakob (Vers 10) stehen für die Bündnisse mit Israel, die sich in den Letzten Tagen erfüllen. 
  • Das Abraham-Bündnis ist eines der zentralen Bündnisse in den heiligen Schriften und spielt eine entscheidende Rolle in der Wiederherstellung des Evangeliums. Es besagt, dass alle Nachkommen Abrahams gesegnet werden – sowohl seine leiblichen Nachkommen als auch diejenigen, die durch den Glauben und das Priestertum an seinem Bund teilhaben (1. Mose 15:18; 1. Mose 17:6; 1. Mose 22:18). Diese Segnungen wurden auch Isaak und Jakob (Israel) weitergegeben und gelten für alle ihre Nachkommen, auch für uns heute, wenn wir Bündnisse mit Gott eingehen und halten (L&B 132:30–31). 

Schlüssel der Gesamtheit der Menschheit 

  • In D&C 116 wird er als „Fürst aller“ bezeichnet, der eine große Versammlung in Adam-ondi-Ahman *) leiten wird. 
     
    *) Adam-ondi-Ahman ist ein bedeutender Ort in der Lehre der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, insbesondere im Zusammenhang mit dem Zweiten Kommen Jesu Christi. Die Heiligen Schriften und weitere kirchliche Quellen liefern detaillierte Informationen über die Rolle dieses Ortes. 

1. Adam-ondi-Ahman in den Heiligen Schriften 

In L&B 107:53-56 wird beschrieben, dass Adam drei Jahre vor seinem Tod seine rechtschaffenen Nachkommen versammelte und sie dort segnete. Zudem offenbart L&B 116, dass Adam in den Letzten Tagen an diesen Ort zurückkehren wird.  

2. Zukünftige Versammlung vor dem Zweiten Kommen 

Gemäß der Lehre der Kirche wird Adam als auferstandenes Wesen in den Letzten Tagen nach Adam-ondi-Ahman zurückkehren. Dort wird er sich mit vielen auferstandenen Wesen versammeln, was als Vorbereitung auf das Zweite Kommen Jesu Christi verstanden wird. 

Schlüssel des Melchisedekischen Priestertums 

  • Petrus, Jakobus und Johannes (Vers 12) übertrugen das höhere Priestertum und die „Schlüssel des geistlichen Dienstes“. 
  • Dies geschah zwischen Mai und Juni 1829, kurz nach der Übertragung des Aaronischen Priestertums. 

Schlüssel für die Fülle der Zeiten 

  • Joseph Smith (Vers 13) erhielt die Schlüssel für die letzte Evangeliumszeit – die „Fülle der Zeiten“. 
  • Dies bedeutet, dass alle Priestertumsschlüssel früherer Evangeliumszeiten in der Wiederherstellung zusammengeführt wurden

Zukunftsperspektive: Eine große Versammlung mit Christus 

  • Jesus selbst (Vers 14) wird in der Zukunft mit all diesen Schlüsselfiguren und all jenen, die der Vater ihm gegeben hat (L&B 50:41,42; Johannes 10:27–29), erneut hier auf Erden das Abendmahl feiern. 
  • Dies wird mit der Versammlung in Adam-ondi-Ahman vor Seinem Zweiten Kommen in Verbindung gebracht. 

Fazit 

📜 Die Wiederherstellung des Priestertums war nicht ein einmaliges Ereignis, sondern eine von Gott orchestrierte, aufeinander aufbauende Offenbarung. 

3. Wann und wo wird dieses Ereignis stattfinden? 

  • Die Heiligen der Letzten Tage verstehen diese Verheißung als Hinweis auf ein zukünftiges, buchstäbliches Ereignis nach der Wiederkunft Christi
  • Es wird oft mit einer Versammlung in Adam-ondi-Ahman in Missouri in Verbindung gebracht, wo Christus Seine Herrschaft als König bestätigt und das Millennium offiziell beginnt. 

4. Bedeutung für uns heute 

Diese Offenbarung zeigt: 
Das Abendmahl ist nicht nur eine Erinnerung an das Vergangene, sondern eine Verheißung für die Zukunft. 
Der Herr wird eines Tages persönlich mit Seinen Heiligen auf Erden das Abendmahl nehmen. 
Unsere Treue heute entscheidet, ob wir an dieser heiligen Versammlung teilnehmen dürfen. 

Fazit 

Diese Passage ist eine kraftvolle Verheißung: Das Abendmahl, das wir heute feiern, ist eine Vorbereitung auf ein zukünftiges, heiliges Mahl mit dem Erlöser selbst. 

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Montag, 24. März 2025

Dass euer Auge nur auf meine Herrlichkeit gerichtet ist

 

(Bild: Quelle)

“Denn siehe, ich sage euch: Es kommt nicht darauf an, was ihr esst oder was ihr trinkt, wenn ihr vom Abendmahl nehmt, sofern ihr es so tut, dass euer Auge nur auf meine Herrlichkeit gerichtet ist, und ihr – vor dem Vater – meines Leibes gedenkt, der für euch niedergelegt wurde, sowie meines Blutes, das für die Vergebung eurer Sünden vergossen wurde.” (Lehre und Bündnisse 27:2). 

Geschichtlicher Hintergrund zu L&B 27 

L&B 27 ist eine der frühesten Offenbarungen, die Joseph Smith empfing, und spielt in der Gründungszeit der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage eine besondere Rolle. Im August 1830, als Joseph Smith in Harmony, Pennsylvania, einen Gottesdienst vorbereitete – genauer gesagt, als er Wein holen wollte, um im Rahmen des Abendmahls die am 28. Juni 1830 getauften, aber wegen des Ausbruchs der Verfolgung in der Gegend im Sommer jenes Jahres noch nicht konfirmierten Emma Smith und Sally Knight, die Gabe des Heiligen Geistes zu spenden – begegnete ihm ein Himmelsbote. Dieser übermittelte ihm die Offenbarung (und das Bemerkenswerte ist, dieser Bote spricht, als wäre er der Herr selbst; L&B 1:38), die in zwei Teilen festgehalten wurde: Ein erster Teil wurde direkt im August niedergeschrieben, der zweite Teil folgte im darauffolgenden September. Diese Offenbarung ist historisch bedeutsam, weil sie nicht nur praktische Anweisungen für den Gottesdienst enthält (wie die spätere Praxis, Wasser anstelle von Wein zu verwenden), sondern auch auf die Übertragung von Priestertumsschlüsseln hinweist. So werden in dem Text bedeutende himmlische Boten und frühere Propheten – etwa Moroni, Elias, Johannes der Täufer, Elijah und sogar Adam – erwähnt, die im Auftrag des Herrn die Wiederherstellung des ursprünglichen Priestertums und der Kirche unterstützen. 

Zudem markiert L&B 27 den Abschluss der Offenbarungen, die in Harmony empfangen wurden, denn kurz nach diesen Ereignissen verließen Joseph und seine Familie im September 1830 diesen Ort endgültig. Die Offenbarung spiegelt den Geist der Zeit wider – eine Ära intensiver religiöser Erweckung und Herausforderungen – und unterstreicht Joseph Smiths Auftrag, die ursprüngliche Kirche Jesu Christi wiederherzustellen und zu organisieren. 

Es kommt nicht darauf an, was ihr esst oder was ihr trinkt, wenn ihr vom Abendmahl nehmt 

Die Anweisung des Herrn in L&B 27:1-4, keinen Wein von Fremden zu nehmen, hat sowohl eine praktische als auch eine geistige Bedeutung

1. Historischer Hintergrund: Schutz vor Feinden 

Im August 1830, als diese Offenbarung empfangen wurde, befand sich die junge Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage in einer feindlichen Umgebung. Es gab Widerstand und Verfolgung durch Gegner der Kirche, insbesondere in den Regionen New Yorks und Pennsylvanias. 

  • Es bestand die reale Gefahr, dass feindliche Personen den Wein vergiften könnten, um Schaden anzurichten. 
  • Der Herr warnte Joseph Smith deshalb, dass es nicht sicher sei, Wein von Nichtmitgliedern zu beziehen. 

Dies zeigt, dass Offenbarungen oft auch konkrete zeitliche Herausforderungen berücksichtigen, um die Heiligen zu schützen. 

2. Geistige Bedeutung: Reinheit und Heiligkeit 

Neben dem Schutzaspekt betont diese Anweisung ein wichtiges geistiges Prinzip

  • Der Herr macht deutlich, dass nicht die Art des Getränks entscheidend ist, sondern dass es mit einem reinen Herzen und mit der richtigen Absicht zu sich genommen wird. 

Diese Passage aus L&B 27:2 betont die richtige Herzens- und Geisteshaltung beim Abendmahl. Sie enthält drei zentrale Prinzipien, die für uns heute eine tiefe Bedeutung haben: 

„Euer Auge nur auf meine Herrlichkeit gerichtet“ – Fokus auf Christus 

  • Beim Abendmahl sollen wir unseren Blick auf Jesus Christus richten, nicht auf Nebensächlichkeiten. 
  • Es geht darum, sich nicht ablenken zu lassen – weder von weltlichen Sorgen noch von äußeren Einflüssen. 
  • Diese Formulierung erinnert an Matthäus 6:22, wo Jesus sagt: Wenn dein Auge lauter ist, so wird dein ganzer Leib licht sein. 
  • Für uns bedeutet das, dass wir nicht halbherzig oder routinemäßig am Abendmahl teilnehmen sollten, sondern bewusst Christus in den Mittelpunkt stellen. 

„Vor dem Vater“ – Ein heiliger Bund mit Gott 

  • Das Abendmahl ist kein isoliertes Ritual, sondern eine heilige Handlung vor dem Vater im Himmel. 
  • Wir erneuern dabei bewusst unsere Bündnisse mit Ihm
  • Diese Perspektive hilft uns, Ehrfurcht zu empfinden und zu erkennen, dass wir vor Gott stehen, wenn wir vom Abendmahl nehmen. 

„Meines Leibes gedenkt“ – Erinnern an das Sühnopfer 

  • Das Gedenken an Christi Leib bedeutet, sich bewusst mit Seinem Opfer auseinanderzusetzen
  • Sein physischer Körper wurde für uns hingegeben – und wir sollen uns daran erinnern, dass Er unsere Schmerzen, Schwächen und Sünden getragen hat (Alma 7:11-13). 
  • Dies ist keine oberflächliche Erinnerung, sondern eine tiefgehende Neuverbindung mit Christus

3. Langfristige Auswirkungen: Einführung der heutigen Abendmahlspraktiken 

  • Diese Offenbarung führte dazu, dass die Kirche begann, ihre eigenen Abendmahlsmittel zu bereiten, statt sich auf externe Quellen zu verlassen. 
  • Später wurde diese Unabhängigkeit weiter betont, als die Kirche dazu überging, Wasser anstelle von Wein für das Abendmahl zu verwenden. 

Diese Offenbarung markierte somit einen Wendepunkt in der kirchlichen Abendmahlsordnung und lehrte gleichzeitig wichtige Lektionen über geistige Reinheit, Gehorsam und Schutz

L&B 27:1-4 "verurteilte jedoch nicht den Gebrauch von Wein; Es öffnete nur die Tür für die Verwendung anderer Substanzen. Die Heiligen benutzten bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts weiterhin Wein im Abendmahl. Nachdem Joseph Smith diese Offenbarung empfangen hatte, notierte er: "Im Gehorsam gegenüber dem oben Gesagten bereiteten wir Wein aus eigener Herstellung zu und hielten unsere Versammlung ab. Wir nahmen vom Abendmahl, nachdem wir diese beiden Schwestern [Emma Smith und Sally Knight] in der Kirche konfirmierten und den Abend auf herrliche Weise verbrachten. Der Geist des Herrn ist über uns ausgegossen worden. Wir priesen den Gott Israels und freuten uns über alles." (Quelle). 

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Samstag, 22. März 2025

Alles soll in der Kirche mit allgemeiner Zustimmung getan werden


Allgemeine Zustmmung
(Bild: Quelle)

“Und alles soll in der Kirche mit allgemeiner Zustimmung getan werden, durch viel Beten und Glauben, denn alles sollt ihr durch Glauben empfangen. Amen.” (Lehre und Bündnisse 26:2). 

Geschichtlicher Hintergrund zu L&B 26 

L&B 26 entstand in einer Zeit großer Herausforderungen für den Propheten Joseph Smith. Nachdem er intensiv mit der Übersetzung des Buches Mormon und der Organisation der Kirche beschäftigt war, musste er zwischen seinen geistlichen Aufgaben und den weltlichen Verpflichtungen abwägen. Zusammen mit seiner Frau Emma lebte er auf einem kleinen Grundstück – etwa 13 Morgen – das sie von Emmas Vater, Isaac Hale, erwerben wollten. Da Joseph jedoch aufgrund der zahlreichen Reisen zwischen den verschiedenen Zweigen der Kirche in New York und Pennsylvania kaum Zeit für die Bewirtschaftung des Landes aufbringen konnte, geriet er in Konflikt mit Isaac, der auf die vereinbarte Zahlung von 200 Dollar bestand (heute etwa 6.000 bis 7.000 US-Dollar). 

In dieser Situation gab der Herr durch die Offenbarung in L&B 26 klare Anweisungen: Joseph sollte seine Zeit so einteilen, dass er sich sowohl dem Studium der Schriften, dem Predigen und der Bestätigung der Kirche in Colesville widmete als auch die nötigen Arbeiten auf dem Land verrichtete, bis er in den Westen reiste, um die nächste Konferenz abzuhalten. Gleichzeitig wird betont, dass alle Handlungen in der Kirche mit „allgemeiner Zustimmung“ erfolgen sollen – ein Prinzip, das bis heute als Grundlage der gemeinsamen Entscheidungsfindung in der Kirche gilt. 

Diese Offenbarung half Joseph, seine intensiven geistlichen Verpflichtungen mit den notwendigen weltlichen Aufgaben in Einklang zu bringen, und stellte sicher, dass die Verwaltung der Kirche nicht nur auf Inspiration, sondern auch auf demokratischer Mitwirkung beruhte. So trug L&B 26 entscheidend dazu bei, die organisatorische Ordnung und den Zusammenhalt der frühen Kirche zu stärken, während sie gleichzeitig den praktischen Anforderungen des täglichen Lebens gerecht wurde. 

Um diesem Balanceakt gerecht zu werden, verfolgte er mehrere Strategien: 

  1. Offenbarung und göttliche Führung – Er suchte regelmäßig den Herrn um Rat, wie in L&B 26:1, wo ihm gesagt wurde, seine Zeit zwischen Schriftstudium, Predigt und landwirtschaftlicher Arbeit aufzuteilen. 
  1. Arbeitsteilung und Delegation – Er delegierte Aufgaben innerhalb der Kirche und berief Führer, die ihm halfen, die Mitglieder geistlich zu betreuen. So konnte er sich auch um seine Familie kümmern. 
  1. Unterstützung durch Familie und Freunde – Seine Frau Emma trug oft zur finanziellen Versorgung der Familie bei, und treue Freunde und Kirchenmitglieder halfen ihm, seine weltlichen Verpflichtungen zu bewältigen. 
  1. Praktische Erwerbstätigkeit – Joseph Smith arbeitete in verschiedenen Berufen, darunter als Landwirt, Verleger und Übersetzer, um Einkommen für seine Familie zu sichern. 
  1. Glaube und Opferbereitschaft – Er nahm persönliche Entbehrungen in Kauf und vertraute darauf, dass der Herr für ihn und seine Familie sorgen würde, wenn er seine göttliche Berufung erfüllte. 

Wie studiere ich die Heiligen Schriften richtig? 

Ein richtiges Schriftstudium verbindet sowohl methodische als auch geistliche Elemente. Das bedeutet zunächst, dass du dir bewusst Zeit nimmst – in einer ruhigen, ungestörten Umgebung – um die Schriften aufmerksam zu lesen. Viele finden es hilfreich, sich an der Methode der „Lectio divina“ zu orientieren. Dabei liest du einen Abschnitt (lectio), meditierst über einen bestimmten Vers, betest um Führung (oratio) und verweilst in stiller Kontemplation (contemplatio). So wird der Text nicht nur intellektuell erfasst, sondern wirkt auch direkt auf dein Herz und deinen Geist. 

Gleichzeitig ist es wichtig, den historischen und kulturellen Kontext zu berücksichtigen. Hilfsmittel wie Studienführer, Kommentare oder Wörterbücher können dir dabei helfen, schwierige Passagen besser zu verstehen – jedoch sollten sie deine persönliche, betende Auseinandersetzung nicht ersetzen (L&B 109:7). 

Das Schriftstudium ist letztlich ein dialogischer Prozess: Du trittst in einen inneren Austausch mit dem Wort Gottes, lässt dich vom Heiligen Geist leiten und überträgst die gewonnenen Erkenntnisse in dein tägliches Leben. Regelmäßiges und diszipliniertes Lesen, begleitet von Gebet und Reflexion, hilft dir dabei, die zeitlosen Wahrheiten und Lehren der Heiligen Schriften wirklich zu verinnerlichen. 

Das Gesetz der allgemeinen Zustimmung 

Das Gesetz der allgemeinen Zustimmung in der Kirche bedeutet, dass wichtige Entscheidungen – wie Ernennungen, Richtungsänderungen oder andere wesentliche Vorgänge – nicht einseitig von den Führern getroffen werden, sondern von der gesamten Mitgliederbasis bestätigt werden. In der Praxis geschieht das meist durch eine symbolische Abstimmung, oft in Form des Handhebens während einer Versammlung. Wer „zustimmt“, zeigt damit, dass er bereit ist, den Entscheidungen und Anweisungen der Kirchenleitung zu folgen. Diese Praxis basiert auf der Offenbarung, etwa in L&B 26:2, wo der Herr anweist, dass alle Dinge in der Kirche durch allgemeine Zustimmung geschehen sollen. So wird der freie Wille der Mitglieder betont und die Mitbestimmung in der Kirchenführung gestärkt. 

Wenn du deine Hand hebst, gibst du öffentlich deine Zustimmung und Unterstützung für die Entscheidung oder die Führungsperson, die gerade berufen oder bestätigt wird. Es ist ein symbolischer Akt, der bezeugt, dass du den Ruf und die Führung Gottes anerkennst, wie sie durch die Autoritäten der Kirche ausgeübt wird. 

Das Handheben signalisiert nicht nur deine Zustimmung, sondern auch deine Bereitschaft, diese Entscheidung durch dein tägliches Handeln zu unterstützen. Es ist ein öffentlicher Ausdruck deines Glaubens und deiner Verpflichtung, den Richtlinien und Zielen der Kirche zu folgen – das heißt, du sollst nicht nur symbolisch zustimmen, sondern auch aktiv dazu beitragen, dass diese Prinzipien in deinem Leben und in der Gemeinschaft verwirklicht werden. 

Deine Unterstützung für eine bestätigte Person kann auf verschiedene Weise praktisch werden, je nachdem, welche Aufgabe oder Berufung sie hat: 

  1. Gebet – Bete für die Person, damit sie Weisheit, Kraft und geistige Führung erhält. 
  1. Ermutigung – Sprich ihr Mut zu, erkenne ihre Bemühungen an und zeige Dankbarkeit für ihren Dienst. 
  1. Mitarbeit – Sei bereit, ihr bei Aufgaben zu helfen, die mit ihrer Berufung zusammenhängen, z. B. durch Unterstützung bei Aktivitäten oder organisatorische Hilfe. 
  1. Loyalität – Zeige Respekt für ihre Führung und befolge die Anweisungen oder Programme, die sie in ihrer Berufung umsetzt. 
  1. Feedback und Inspiration teilen – Falls sie nach Vorschlägen fragt oder du Eindrücke hast, die hilfreich sein könnten, teile sie auf respektvolle Weise. 
  1. Eigene Pflichten erfüllen – Indem du in deiner eigenen Berufung oder als Mitglied zuverlässig bist, erleichterst du es ihr, ihre Aufgaben zu erfüllen. 

Lies gerne: Was versteht man in der Kirche unter dem Begriff „allgemeine Zustimmung“? 

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Freitag, 21. März 2025

Du sollst die Dinge dieser Welt ablegen

 

Die Frauenhilfsvereinigung
(Bild: Quelle)

“Und wahrlich, ich sage dir: Du sollst die Dinge dieser Welt ablegen und nach den Dingen einer besseren trachten.” (Lehre und Bündnisse 25:10). 

Emma Smith, die auserwählten Frau“ 

In L&B 25:1-6 spricht der Herr direkt zu Emma Smith, seiner „auserwählten Frau*), und gibt ihr eine persönliche Offenbarung. Er beginnt damit, sie als seine Tochter anzusprechen und erinnert sie daran, dass alle, die das Evangelium annehmen, zu seiner Familie gehören. Er versichert ihr, dass sie, wenn sie rechtschaffen bleibt, beschützt wird und ein Erbteil in Zion empfangen wird. 

Gott erklärt ihr, dass ihre Sünden vergeben sind und bestätigt ihre besondere Erwählung. Gleichzeitig ermahnt er sie, sich nicht über Dinge zu beklagen, die ihr und der Welt noch vorenthalten sind, da dies nach seiner Weisheit zu einem späteren Zeitpunkt offenbart wird. 

Emma erhält eine spezifische Berufung, die eng mit der Unterstützung ihres Mannes, Joseph Smith, verbunden ist. Sie soll ihm in seinen Bedrängnissen Trost spenden und ihn mit sanften und ermutigenden Worten stärken. Darüber hinaus soll sie ihn auf seinen Reisen begleiten und als Schreiberin dienen, wenn sonst niemand verfügbar ist, damit Oliver Cowdery für andere Aufgaben eingesetzt werden kann. 

Diese Verse verdeutlichen nicht nur Emmas bedeutende Rolle in der Wiederherstellung, sondern zeigen auch die Fürsorge des Herrn für sie. Ihre Berufung umfasst sowohl geistige als auch praktische Aufgaben und betont ihre zentrale Rolle als Stütze für den Propheten und das entstehende Werk. 

*) Der Herr nannte Emma Smith eine „auserwählte Frau“ (L&B 25:3), weil sie eine besondere göttliche Berufung hatte. Die Bedeutung dieser Bezeichnung wurde später von Joseph Smith selbst erläutert, insbesondere bei der Gründung der Frauenhilfsvereinigung in Nauvoo. 

  1. Berufen für ein bestimmtes Werk 
    Joseph Smith erklärte, dass „Auserwählte“ für ein bestimmtes Werk erwählt werden. In Emmas Fall bedeutete dies, dass sie nicht nur die Frau des Propheten war, sondern eine geistliche Lehrerin und Führerin für andere Frauen
  1. Berufung zur Schriftlehrerin 
    Laut dem Protokoll der Frauenhilfsvereinigung wurde Emma bereits zum Zeitpunkt der Offenbarung in L&B 25 „ordiniert“, die Schrift allen zu erklären und die Frauen der Kirche zu unterweisen. Das bedeutet, dass ihre Rolle über ihre Ehe mit Joseph hinausging – sie wurde dazu bestimmt, eine spirituelle Führerin zu sein. 
  1. Erfüllung durch ihre Wahl zur Präsidentin der Frauenhilfsvereinigung 
    Zwölf Jahre nach der Offenbarung in L&B 25 wurde Emma Smith als erste Präsidentin der Frauenhilfsvereinigung eingesetzt. Joseph erklärte, dass dies die Erfüllung der Offenbarung war. Sie wurde nicht nur als Trostspenderin und Helferin für Joseph berufen, sondern auch als Führerin und Vorbild für die Frauen der Kirche
  1. Ein Vorbild für andere Frauen 
    Joseph Smith betonte, dass die Segnungen in dieser Offenbarung nicht nur für Emma bestimmt waren, sondern auch für andere Frauen, die ihrer Berufung treu waren. Damit wurde sie als Symbol für die geistige Stärke und Bedeutung der Frauen in der Kirche hervorgehoben. 

Emma Smith spielte eine entscheidende Rolle bei der Entstehung des Buches Mormon. In den frühen Phasen der Übersetzung diente sie als Schreiberin für Joseph Smith und unterstützte ihn in einer besonders schwierigen Zeit, insbesondere nach dem Verlust des 116-seitigen Manuskripts. Trotz dieser Herausforderungen blieb sie ihr Leben lang fest vom göttlichen Ursprung des Buches Mormon überzeugt

Später erzählte sie ihrem Sohn, Joseph Smith III, dass sie keinen Zweifel an der göttlichen Authentizität des Buches habe. Sie betonte, dass niemand ohne göttliche Inspiration die Manuskripte hätte diktieren können. Joseph Smith habe ihr stundenlang diktiert und sei nach Unterbrechungen jederzeit genau an der richtigen Stelle fortgefahren, ohne den vorherigen Text erneut zu lesen. Für einen gebildeten Mann wäre dies unwahrscheinlich gewesen, für einen ungebildeten wie Joseph schlichtweg unmöglich

Obwohl Emma eine enge Zeugin des Übersetzungsprozesses war, wurde sie nicht als offizielle Zeugin der Platten berufen und durfte sie nie direkt sehen. Dennoch berichtete sie, dass die Platten oft offen auf dem Tisch lagen, nur in ein einfaches Leinentuch gewickelt. Einmal tastete sie die Platten ab und stellte fest, dass sie sich wie dickes Papier biegen ließen und beim Umblättern einen metallischen Klang erzeugten. 

Die Anweisung des Herrn, dass Emma mit Joseph reisen solle, bezog sich vermutlich auf die zunehmenden Spannungen mit ihrer Familie. Ihr Onkel Nathaniel Lewis, ein methodistischer Geistlicher, führte die Verfolgung gegen Joseph an. Auch ihr Vater, Isaac Hale, war gegen das Werk und bezeichnete das Buch Mormon später als „eine törichte Erfindung von Lügen und Bosheit“. Schließlich mussten Joseph und Emma im August 1830 Harmony, Pennsylvania, wegen der wachsenden Feindseligkeiten verlassen. Emma kehrte nie wieder zu ihrer Familie zurück. 

Das erste Gesangbuch der Kirche 

Es entstand auf direkte Anweisung des Herrn an Emma Smith in L&B 25:11-12. Der Herr gab ihr die Aufgabe, eine Auswahl heiliger Hymnen zusammenzustellen, da er sich an den Liedern der Rechtschaffenen erfreut. Diese Hymnen sollten ein fester Bestandteil der Kirche werden und den Glauben der Mitglieder stärken. 

Fünf Jahre nach dieser Offenbarung, im Jahr 1835, veröffentlichte Emma das erste Gesangbuch der Kirche mit dem Titel "A Collection of Sacred Hymns for the Church of the Latter Day Saints". Es enthielt den Text von 90 Hymnen, die in verschiedene Kategorien unterteilt waren, darunter Morgenlieder, Abendlieder, Tauflieder und Sakramentslieder. Einige der Hymnen stammten von W. W. Phelps, darunter "Der Geist Gottes" und "Erlöser Israels", die auch heute noch gesungen werden. Andere Lieder, wie "O Stop and Tell Me, Red Man", sind inzwischen nicht mehr in Gebrauch. 

Das Gesangbuch enthielt außerdem adaptierte Versionen bekannter christlicher Hymnen. Zum Beispiel wurde Händels "Freude für die Welt" so umgeschrieben, dass die Texte besser mit der Theologie der Wiederherstellung übereinstimmten. Während im Original „Der Herr ist gekommen“ gesungen wurde, änderte die Kirche den Text zu „Der Herr wird kommen“, um die Zukunft der Wiederkunft Christi zu betonen. 

Obwohl das erste Gesangbuch relativ klein war, legte es den Grundstein für die reiche Musiktradition der Heiligen der Letzten Tage. Nur wenige Jahre später, 1841, wurde in Nauvoo ein überarbeitetes Gesangbuch mit 304 Hymnen veröffentlicht. Diese Tradition setzt sich bis heute fort: Musik ist ein fester Bestandteil des Gottesdienstes der Kirche, und Hymnen reflektieren den einzigartigen Glauben der Mitglieder. 

Die Entstehung des ersten Gesangbuchs zeigt die bedeutende Rolle von Emma Smith in der jungen Kirche. Ihre Arbeit trug dazu bei, dass Musik zu einem integralen Bestandteil des geistlichen Lebens der Heiligen wurde – genau wie es der Herr in L&B 25 verheißen hatte. 

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