Moroni fährt in seinem Brief an den obersten Richter der Nephiten Pahoran (Alma 60:1) vorwurfsvoll fort: „Denkt ihr denn, ihr könnt in einem Zustand gedankenloser Starre auf euren Thronen sitzen, während eure Feinde rings um euch das Werk des Todes ausbreiten? Ja, während sie Tausende eurer Brüder ermorden — 8 ja, diejenigen nämlich, die zu euch um Schutz aufgeschaut haben, ja, euch in die Lage versetzt haben, daß ihr ihnen hättet helfen können, ja, ihr ihnen Heere hättet senden können, um sie zu verstärken, und hättet Tausende von ihnen davor erretten können, daß sie durch das Schwert fielen.“ (Alma 60:7-8).
Und hättet Tausende von ihnen davor erretten können. Die obersten Beamten werden vom Volk gewählt, und zwar mit dem Auftrag, jedenfalls in den meisten Demokratien, ihre Kraft dem Wohle des Volkes zu widmen, seinen Nutzen zu mehren, Schaden von ihm zu wenden, die Gesetze zu wahren und zu verteidigen, ihre Pflichten zu erfüllen und Gerechtigkeit gegen jedermann zu üben (Art. 56 Satz 2 GG). Moroni geht nun davon aus, dass die nephitische Regierung, die ja auch vom Volk gewählt wurde (Alma 60:1), diesem Auftrag nur ungenügend nachkam und hält ihr dies in einem Brief vor.
Kirchenführer haben ebenso den Auftrag über die Kirche zu wachen, aufmerksam zu sein und sie vor Schaden zu bewahren. Dieser Auftrag geht allerdings von Jesus Christus aus. So wurde z. B. Ezechiel durch den Herrn als Wächter Israels eingesetzt (Hesekiel 3:17-21). In diesen Versen wird ihm auch klar seine Aufgabe übermittelt, das Wort Gottes als Warnung dem Volk weitergeben, Schuldige von ihrem unrechten Weg abzubringen, dass sie gerettet werden. Sollte der Wächter versagen, würde der Herr von ihm Rechenschaft fordern. In neuzeitlicher Offenbarung führt der Herr ein Gleichnis von seinem Weingarten an. Er beauftragte seine Diener Bäume zu pflanzen, Wächter aufzustellen, einen Turm zu bauen und einen Wächter darauf zu positionieren, damit dieser den Feind, der plündern will, frühzeitig erkennen könnte. Allerdings wurden die Diener nachlässig und dachten, sie brauchten während dieser friedlichen Zeit keinen Turm mit Wächter. So konnte der Feind eindringen und die mühsame Arbeit zerstören. Der Herr rügte die Nachlässigkeit seiner Diener. Durch seine übrigen Knechte ließ er sein Eigentum zurückerobern (Lehre und Bündnisse 101:44-58). Wer nun als Wächter berufen ist, sagt der Herr in Lehre und Bündnisse 46:27: der Bischof der Kirche und weitere, die Gott bestimmt und ordiniert. Wie das `Wachen´ in der Kirche des Herren funktioniert? Das Schlagwort hierzu: `Betreuung´. Durch die Worte Moronis: „... ihr hättet euch eifriger um das Wohlergehen und die Freiheit dieses Volkes rühren sollen; aber siehe, ihr habt sie so sehr vernachlässigt, ...“ (Alma 60:10) fühle ich mich an meine Aufgabe des Betreuens erinnert und aufgefordert, sie nicht zu vernachlässigen. Mehr zum Thema Betreuen kannst du hier nachlesen.
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