„Sie antwortete: Keiner, Herr. Da sagte Jesus zu ihr: Auch ich verurteile dich nicht. Geh und sündige von jetzt an nicht mehr!“ (Johannes 8,11)
Auch ich verurteile dich nicht. Als Jesus eines Tages wieder im Tempel lehrte, brachten die Schriftgelehrten und Pharisäer eine Ehebrecherin zu ihm und fragten ihn, ob sie nicht, wie Mose gelehrt hatte, gesteinigt werden sollte. Darauf spricht Jesus die bekannten Worte: „… Wer von euch ohne Sünde ist, werfe als Erster einen Stein auf sie.“ (Johannes 8:7). Jesus hasst zwar die Sünde, aber liebt dennoch den Sünder.
Wie oft passiert es unter uns Menschen, dass wir jemanden verachten, weil er unserer Meinung nach eine falsche Einstellung hat und diese auch noch umsetzt. Wir kommen allzu schnell mit einem solchen Menschen in Streit. Das, was du denkst ist total falsch, was ich denke, hingegen richtig. Und schon haben wir zwei Feinde. Anstatt Faktensuche verfallen wir in die Fehlersuche. Das führt uns in eine Endlosspirale nach unten. Von uns aus sehen wir auf dem Boden eine 6 liegen, unser Gegenüber aber eine 9. Haben wir nicht beide recht? Es kommt also darauf an, dass wir ein Perspektivenwechsel zulassen, gegenseitig uns auf die Seite des Gegenübers begeben und die Situation mit seinen Augen analysieren. Auf diese Weise bekommen wir Verständnis füreinander und können uns eher verständigen, eher das Einende anstatt das Trennende hervorheben. Ich lerne, auf die Perspektive kommt es an, und die ist oftmals entgegengesetzt, was nicht bedeutet, der eine hat recht, der andere unrecht. Darüber darf es nicht dazu kommen, mein Gegenüber nicht zu respektieren, zu verurteilen, oder sogar zu hassen. Was nicht bedeutet, dass, wenn etwas gegen göttliche Prinzipien verstößt, ich es auch billigen muss („Ich missbillige, was Sie sagen, aber ich werde bis zum Tod Ihr Recht verteidigen, es zu sagen.“ Evelyn Beatrice Hall in ihrer Biografie über Voltaire). Meine Überlegungen wurden angeregt durch den Artikel „Fact-finding or fault-finding?“.
Wie gehst du mit gegensätzlichen Auffassungen um?
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