Samstag, 26. April 2025

Die Furcht vor Verfolgung ... ließen ihn das Wort verwerfen

 

Bündnistreue
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“Und er empfing das Wort mit Freuden, aber sogleich versuchte ihn der Satan, und die Furcht vor Verfolgung und die Sorgen der Welt ließen ihn das Wort verwerfen.” (Lehre und Bündnisse 40:2). 

Lehre und Bündnisse 40 ist eine kurze, aber tiefgründige Offenbarung, die im Januar 1831 in Fayette, New York, durch den Propheten Joseph Smith empfangen wurde. Sie steht in direktem Zusammenhang mit James Covill, einem methodistischen Prediger, der kurz zuvor erklärt hatte, er wolle das Evangelium annehmen und dem Herrn dienen. In der vorhergehenden Offenbarung, Lehre und Bündnisse 39, spricht der Herr zu Covill, lobt seine Bereitschaft und beruft ihn zu einem bestimmten Werk. Diese Verheißung war an Bedingungen geknüpft – Gehorsam und Standhaftigkeit im Glauben. 

Doch nur einen Tag später wandte sich James Covill wieder ab. Joseph Smith, verwundert über diesen plötzlichen Sinneswandel, wandte sich im Gebet an den Herrn, um zu erfahren, was geschehen war. Als Antwort darauf empfing er die Offenbarung, die heute als Lehre und Bündnisse 40 überliefert ist. Darin erklärt der Herr, was geschehen war: „Und er empfing das Wort mit Freuden, aber sogleich versuchte ihn der Satan, und die Furcht vor Verfolgung und die Sorgen der Welt ließen ihn das Wort verwerfen.“ (LuB 40:2). Dieser Vers beschreibt eine tragische, aber sehr menschliche Entwicklung. Trotz anfänglicher Begeisterung ließ sich Covill durch äußeren Druck, die Angst vor Ablehnung und weltliche Sorgen davon abbringen, dem empfangenen göttlichen Auftrag zu folgen und seinen Bund, den er mit dem Herrn einging, zu halten. 

Die Offenbarung macht deutlich, wie mächtig die Einflüsse der Welt sein können – selbst gegenüber einer göttlichen Einladung. Sie zeigt auch, dass geistige Erfahrungen allein nicht ausreichen, wenn sie nicht von Glauben, Demut und echter Entschlossenheit begleitet werden. Die Geschichte Covills erinnert an das Gleichnis vom Sämann in den Evangelien, in dem der Same zwar mit Freude aufgenommen wird, aber keine Wurzeln schlagen kann, weil er durch Dornen – also die „Sorgen der Welt“ – erstickt wird (Matthäus 13:3-9). 

Lehre und Bündnisse 40 ist damit nicht nur eine historische Notiz, sondern auch eine geistige Warnung und Einladung zur Standhaftigkeit im Glauben. 

Lehre aus dem Beispiel James Covils – zwischen Entschlossenheit und Einfluss der Welt 

Die Geschichte von James Covill, wie sie in Lehre und Bündnisse 39 und 40 überliefert ist, gibt uns einen tiefen Einblick in die Dynamik zwischen göttlicher Einladung und menschlicher Entscheidungsfreiheit. Covill war ein Mann mit religiösem Hintergrund und geistigem Interesse. Als ihm durch Joseph Smith eine Offenbarung gegeben wurde, in der der Herr ihn persönlich anspricht, zeigte er zunächst Bereitschaft, dieser Berufung zu folgen. Der Herr lobt ihn sogar für seine Entscheidung und verheißt ihm große Segnungen – allerdings unter der Bedingung, dass er gehorsam bleibt. 

Diese Phase entspricht dem, was wir vielleicht als geistige Begeisterung oder Aufbruchsstimmung bezeichnen würden – ein Moment, in dem das Herz empfänglich ist, in dem man das Gefühl hat, das Richtige tun zu wollen. Doch diese Bereitschaft war bei Covill nicht tief genug verwurzelt. Bereits am nächsten Tag verwarf er seinen Entschluss. Der Herr erklärt in Lehre und Bündnisse 40, dass Satan ihn sogleich versuchte, und dass die Furcht vor Verfolgung sowie die Sorgen der Welt ihn dazu brachten, das Wort zu verwerfen. 

Was lernen wir daraus? 

1. Geistige Eingebungen brauchen Entschlossenheit 

Es reicht nicht aus, geistige Eindrücke oder Zeugnisse nur mit Freude zu empfangen – wir müssen sie auch mit Entschlossenheit und Konsequenz in unserem Leben verankern. Wer das Wort des Herrn hört, muss es auch umsetzen, selbst wenn das mit persönlichen Opfern, Unbequemlichkeiten oder gesellschaftlichem Gegenwind verbunden ist. 

2. Die „Sorgen der Welt“ sind reale geistige Gefahren 

Covill scheiterte nicht, weil er böse war, sondern weil die Welt – ihre Anforderungen, Erwartungen und Ängste – lauter zu ihm sprach als der Geist Gottes. Auch wir stehen täglich in der Gefahr, von „gutem Anfang“ zu „nichts daraus geworden“ überzugehen, wenn wir dem Druck der Welt nachgeben. Der Herr weist uns hier klar auf diese Gefahren hin – und warnt zugleich davor, wie subtil und plötzlich sie wirken können. 

3. Gehorsam ist eine fortlaufende Entscheidung 

Covill wurde eine große Verheißung gegeben – aber sie war an Bedingungen geknüpft. Auch in unserem Leben sind viele Segnungen an Treue und Gehorsam gebunden. Der Bund mit dem Herrn ist kein einmaliger Moment, sondern eine dauerhafte Ausrichtung, die immer wieder bekräftigt werden muss – besonders dann, wenn es schwierig wird. 

4. Ein warnendes Beispiel ist zugleich ein liebevoller Ruf 

Obwohl Covills Geschichte tragisch ist, ist sie auch ein Geschenk. Sie zeigt uns sehr klar, was geschehen kann, wenn wir geistige Eindrücke nicht pflegen oder ihnen nicht folgen. Der Herr gibt uns diese Geschichte nicht, um uns zu entmutigen, sondern um uns zu sensibilisieren. Sie ist ein Ruf zur Wachsamkeit, zur Standhaftigkeit und zur echten Nachfolge. 

Schlussgedanke 

James Covill erinnert uns daran, dass geistige Entscheidung und tatsächliche Nachfolge zwei unterschiedliche Dinge sind – und dass zwischen dem Hören des Wortes und dem Tun des Wortes eine oft unterschätzte Wegstrecke liegt. Wer treu sein will, muss den Mut haben, Gottes Stimme mehr zu fürchten als die der Welt. Die Geschichte Covills lädt uns ein, nicht nur mit Freude anzufangen, sondern mit Ausdauer zu vollenden. 

Zitate aus Generalkonferenzen 

Elder Dieter F. Uchtdorf 

„Ein Entschluss, Jesus Christus zu folgen, ist nur der Anfang. Unsere Nachfolge erfordert eine tägliche Entscheidung, unser Herz auf Ihn auszurichten.“ 
(Generalkonferenz, Okt. 2008 – „Der Weg der Jünger“) 

Präsident Russell M. Nelson 

„Lassen Sie zu, dass Gott der wichtigste Einfluss in Ihrem Leben wird. Nehmen Sie nichts an, was diesen Einfluss verdrängt – weder die Welt, noch Angst, noch den Druck anderer.“ 
(Generalkonferenz, Okt. 2020 – „Hören Sie ihn!“) 

Elder Jeffrey R. Holland 

„Echte Jüngerschaft verlangt mehr als nur einen Augenblick der Inspiration – sie verlangt Standhaftigkeit, wenn die Welt auf einen einstürmt.“ 
(Generalkonferenz, Apr. 2017 – „Songs Sung and Unsung“) 

Zusammenfassung für die persönliche Anwendung 

Habe ich geistige Eindrücke erhalten, denen ich bislang nicht gefolgt bin? 

Was in der Welt hält mich manchmal davon ab, treu zu handeln? 

Wie kann ich meine Entscheidung für Christus heute erneuern – mit Entschlossenheit? 

findechristus.org

Freitag, 25. April 2025

Erhebe dich und lass dich taufen

 

(Bild: Quelle)

“Aber siehe, die Tage deiner Befreiung sind gekommen, wenn du auf meine Stimme hören willst, die zu dir sagt: Erhebe dich und lass dich taufen, und wasche deine Sünden weg, und rufe dabei meinen Namen an, dann wirst du meinen Geist empfangen und eine Segnung, so groß, wie du nie eine erfahren hast.” (Lehre und Bündnisse 39:10). 

  • Dieser Vers ruft uns auf, die Einladung Christi nicht nur zu hören, sondern konkret anzunehmen, danach zu handeln – und erinnert uns daran, dass echte Nachfolge mit unvergleichlichen Segnungen verbunden ist. 

Lehre und Bündnisse 39:7-14 

In diesen Versen spricht der Herr direkt zu James Covel und bekundet, dass Er seine Werke kennt und sein Herz in diesem Moment vor Ihm aufrichtig ist. Trotz dieser aufrichtigen Haltung erinnert der Herr Covel daran, dass er Ihn in der Vergangenheit wiederholt aufgrund von Stolz und weltlichen Sorgen verworfen hat. Dennoch sei jetzt der Zeitpunkt seiner Befreiung gekommen – unter der Bedingung, dass er bereit ist, Gottes Stimme zu hören. Der Herr ruft ihn zur Umkehr und zur Taufe auf, verbunden mit der Verheißung, dass er den Heiligen Geist und eine nie dagewesene Segnung empfangen wird. 

Wenn Covel diesem Ruf folgt, ist er für ein noch größeres Werk vorgesehen: Er soll die Fülle des wiederhergestellten Evangeliums predigen, insbesondere im Hinblick auf den Bündnisauftrag, Israel zu sammeln. Der Herr verspricht ihm Macht, großen Glauben und göttliche Begleitung auf seinem Weg. Covel wird berufen, beim Aufbau der Kirche mitzuwirken und Zion hervorzubringen – ein Werk, das Freude und geistiges Aufblühen bewirken soll. Dabei macht der Herr deutlich, dass sein Auftrag nicht darin besteht, in die östlichen Länder zu reisen, sondern sich dem Umzug der Heiligen nach Ohio anzuschließen. 

In seiner Auslegung zu L&B 39:7–14 betont Casey Paul Griffiths, dass James Covel trotz seiner Berufung durch den Herrn letztlich selbst entschied, diesem Ruf nicht zu folgen. Diese Entscheidung steht exemplarisch dafür, dass Gott den Menschen stets die Freiheit lässt, sich für oder gegen seine Gebote und Berufungen zu entscheiden – Zwang widerspräche seinem Heilsplan. Griffiths greift dazu Gedanken von Elder Dieter F. Uchtdorf auf, der erklärt, dass Gottes Gebote nicht als starre Regeln zu verstehen sind, sondern als liebevolle Wegweiser zu unserem Glück und ewigen Leben. Gott halte seine Segnungen nicht zurück, sondern überschütte die Menschen fortwährend damit. Es sei vielmehr unsere eigene Angst, unser Zweifel und unsere Sünde – vergleichbar mit einem aufgespannten Regenschirm – die verhindern, dass diese Segnungen uns erreichen. Wenn wir die Gebote befolgen, „schließen wir den Schirm“ und empfangen den himmlischen Segen. 

Im Fall von James Covel bedeutete sein Ungehorsam nicht, dass Gott ihn bestrafte, sondern dass Er ihm schlicht die versprochenen Segnungen nicht geben konnte – weil Covel sich weigerte, die notwendigen Schritte zu tun, um sie zu empfangen. Elder Uchtdorf ergänzt in einer weiteren Ansprache, dass Glaube zwar kraftvoll ist und Wunder bewirken kann, aber zwei Dinge nicht vermag: Er kann nicht den freien Willen eines anderen Menschen außer Kraft setzen, und Gott selbst wird diesen freien Willen nie verletzen. Er lädt ein, er wirbt, er liebt – aber er zwingt nie. 

Lehre und Bündnisse 39:15-24 

In den weiteren Versen offenbart der Herr, dass in Ohio eine einzigartige Segnung auf Sein versammeltes Volk wartet – eine Segnung, wie sie unter den Menschen noch nie erlebt worden ist. Von diesem Ort aus sollen Boten in alle Welt gesandt werden, um das Evangelium zu verkünden. Obwohl das Volk in Ohio im Glauben betet, dass der Herr seine strafende Hand zurückhalten möge, macht Er deutlich, dass Er sein Wort nicht verleugnen kann: Sein Gericht wird kommen, wenn die Menschen nicht umkehren. 

Daher fordert der Herr eindringlich dazu auf, sich mit ganzer Kraft dem Werk zu widmen und treue Arbeiter in Seinen Weingarten zu berufen. Das Evangelium soll zum letzten Mal in seiner Fülle verbreitet werden. Wer umkehrt, und das Evangelium annimmt, kann sich der Barmherzigkeit Gottes gewiss sein – für sie wird Er beim Richten innehalten. 

Der Herr sendet die Gläubigen mit einem Auftrag: Mit lauter Stimme sollen sie verkünden, dass das Reich Gottes nahe ist. Sie sollen zur Umkehr rufen, Menschen mit Wasser taufen und so den Weg für sein Kommen bereiten. Der Zeitpunkt seines Kommens ist unbekannt, aber es wird gewiss geschehen – und zwar bald. Wer diese Botschaft annimmt, empfängt Christus selbst und wird sowohl in dieser Welt als auch in der Ewigkeit zu Ihm gesammelt. 

Denjenigen, die durch Taufe in den Bund treten, sollen die Hände aufgelegt werden, damit sie die Gabe des Heiligen Geistes empfangen. Mit dieser Gabe werden sie die Zeichen seiner Wiederkunft erkennen – und sie werden Christus bei seinem Kommen erkennen. Der Abschnitt endet mit der feierlichen und dringlichen Bekräftigung: „Siehe, ich komme schnell. So ist es. Amen.“ 

In seiner Auslegung zum letzten Abschnitt von L&B 39 hebt Casey Paul Griffiths hervor, dass der Herr erneut die Verheißungen für diejenigen bekräftigt, die bereit sind, sich nach Ohio zu versammeln. Diese Versammlung diente nicht nur dem Aufbau der Kirche, sondern hatte auch einen schützenden Zweck: das Volk Gottes sollte in Sicherheit gebracht werden – im Hinblick auf die bevorstehende Wiederkunft Jesu Christi. Der Herr verspricht, dass jene, die die Gabe des Heiligen Geistes empfangen, die Zeichen seines Kommens erkennen und ihn wiedererkennen werden (L&B 39:23). 

Griffiths verweist auf eine Prophezeiung Joseph Smiths aus dem Jahr 1839, in der dieser erklärte, dass die Zeichen der Wiederkunft bereits begonnen hätten: Seuchen, Kriege, Blutvergießen und himmlische Umwälzungen würden sich häufen. Joseph warnte, dass nur diejenigen, deren Körper und Seele nach dem Kommen des Menschensohnes Ausschau halten – selbst im Tod –, nicht zu denjenigen gehören würden, die sich wünschen, die Felsen mögen auf sie fallen. 

Gleichzeitig warnt Griffiths vor einem unausgewogenen Umgang mit den Zeichen der Zeit. Zur Zeit der Offenbarung waren die maßgeblichen Quellen für solche Zeichen klar umrissen – dazu zählten unter anderem LuB 29, 38, Matthäus 24, Markus 13, das Buch Offenbarung, sowie 1 Nephi 21, 3 Nephi 21–22 und Mormon 8. Weitere Details folgten später in LuB 45, 87, 101 und 133. In einer heutigen Welt, die von Spekulationen und Informationsflut über die „Zeichen der Zeit“ geprägt ist, ruft Griffiths dazu auf, unsere Suche nach diesen Zeichen eng an das Wort Gottes in den heiligen Schriften und an die Worte lebender Propheten zu binden. 

findechristus.org

Donnerstag, 24. April 2025

Wer mein Evangelium empfängt, der empfängt mich

 

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“Und wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer mein Evangelium empfängt, der empfängt mich, und wer mein Evangelium nicht empfängt, der empfängt mich nicht.” (Lehre und Bündnisse 39:5). 

Historie zu Lehre und Bündnisse 39 und 40 

Diese beiden Abschnitte behandeln eine dramatische, aber kurze Episode in der Frühgeschichte der Kirche, die das Spannungsfeld zwischen göttlicher Offenbarung, menschlicher Entscheidungsfreiheit und dem Einfluss von Angst und weltlichen Sorgen zeigt. 

Die Offenbarungen in L&B 39 und 40 lassen sich auf eindrucksvolle Weise mit dem Gleichnis vom Sämann aus Matthäus 13 verknüpfen – ein Gleichnis, das, wie Jed Woodworth beschreibt, besonders gut verdeutlicht, wie nahe geistiges Potenzial und geistiges Scheitern beieinanderliegen. Die Geschichte von James Covel, einem angesehenen methodistischen Geistlichen im frühen 19. Jahrhundert, zeigt exemplarisch, wie der Same des Wortes Gottes zwar keimen, aber durch äußere Umstände und innere Ängste erstickt werden kann – ganz wie der Samen, der unter die Dornen fällt. 

Im Januar 1831 trat James Covel, ein Geistlicher der methodistischen Kirche und Präsident einer regionalen Methodistenkonferenz im Westen von New York, an Joseph Smith heran. Covel hatte offenbar den ernsthaften Entschluss gefasst, sich dem Willen des Herrn zu unterwerfen – sofern dieser ihm durch den Propheten kundgetan würde. Er erklärte, er habe mit Gott einen Bund geschlossen, jedem Gebot zu folgen, das ihm durch Joseph offenbart würde. Daraufhin empfing Joseph die Offenbarung, die heute als L&B 39 bekannt ist. 

In dieser Offenbarung zeigte der Herr, dass er James Covel sehr genau kannte – er nannte ihn beim Namen, lobte die aufrichtige Einstellung seines Herzens, wies aber auch auf dessen bisherige Schwächen hin: Stolz, Sorge um die Welt und eine wiederholte Ablehnung Christi. Dennoch sprach der Herr von einem Tag der Befreiung für Covel. Er wurde aufgefordert, sich taufen zu lassen, seine Sünden abzuwaschen und den Heiligen Geist zu empfangen. Wenn er das Evangelium annehme und dem Gebot folge, mit den Heiligen nach Ohio zu ziehen, werde ihm große Macht und Berufung zuteil: Er solle dazu beitragen, Zion aufzubauen und das Haus Israel zu sammeln. Der Herr versprach, mit ihm zu gehen und ihn auf seinem Weg zu stärken. 

Doch schon am nächsten Tag verließ James Covel Fayette und kehrte nie zurück. Er wurde nicht getauft und ließ sich nicht mit der Kirche ein. Dieses abrupte Ende löste bei Joseph Smith und Sidney Rigdon Verwunderung aus. Sie wandten sich erneut an den Herrn – und erhielten die Erklärung, die heute in L&B 40 überliefert ist. Darin heißt es, dass James Covel zunächst mit aufrichtigem Herzen den Bund geschlossen und das Wort Gottes empfangen habe. Doch dann trat der Widersacher auf den Plan. Satan verleitete ihn zur Furcht vor Verfolgung und zum Festhalten an weltlichen Sicherheiten – insbesondere an seinem bezahlten Predigtamt. Covel fürchtete sich davor, all das aufzugeben, und entschied sich, den empfangenen Auftrag nicht auszuführen. Damit machte er seinen Bund unwirksam. 

Diese Episode macht deutlich, wie göttliche Offenbarung mit menschlicher Entscheidungsfreiheit zusammenwirkt. Gott offenbart seinen Willen nicht, um uns zu zwingen, sondern um uns in die Lage zu versetzen, frei zu wählen. Der Mensch wird damit in die Lage versetzt, sich bewusst zwischen dem Weg des Herrn und Alternativen zu entscheiden. Joseph Smith lehrte später, dass Gott zwar „alles im Voraus weiß“, aber nicht alles „vorherbestimmt“. Mit anderen Worten: Gott hatte James Covels Entscheidung nicht vorweggenommen oder erzwungen, sondern ihm die Freiheit gelassen, sich selbst zu entscheiden. Diese Sichtweise unterscheidet sich deutlich von einer Vorstellung eines allwissenden Gottes, der menschliche Entscheidungen determiniert. 

Trotz der Kürze von Abschnitt 40 ist die darin enthaltene Lehre tiefgreifend: Sie erklärt, wie echte Entscheidungsfreiheit erst dann möglich wird, wenn der Wille Gottes bekannt ist – und die Gegenseite ebenfalls eine Option anbietet. Die Offenbarungen an James Covel zeigen damit nicht nur ein gescheitertes persönliches Berufungserlebnis, sondern auch das Prinzip, wie Offenbarung und freier Wille zusammenwirken, und was es heißt, einen Bund wirklich zu halten. 

Wer James Covel genau war, ist nicht mit absoluter Sicherheit zu sagen. In frühen Versionen der Offenbarung wird er als „James (C.)“ oder „James Covill“ bezeichnet. Manche Quellen sprechen von einem langjährigen baptistischen Prediger, andere von einem methodistischen Geistlichen aus Canadice, New York. Der wahrscheinlichste Kandidat ist ein methodistischer Konferenzpräsident namens James Covel, der etwa zwanzig Meilen von Canandaigua entfernt wohnte – einem Ort, an dem Joseph Smith und andere Kirchenführer im Oktober 1830 gepredigt hatten. Offenbar war Covel von der Botschaft tief beeindruckt – aber letztlich nicht bereit, den damit verbundenen Preis zu zahlen. 

Er starb 1850 in New York – getrennt von der Kirche, zu der er einst fast gehört hätte. Seine Geschichte bleibt ein eindrückliches Beispiel für die Bedeutung von Bundesbindung, Mut zum Gehorsam – und den Preis, den Angst vor der Welt mit sich bringen kann. 

Lehre und Bündnisse 39:1-6 

In diesen ersten Versen offenbart sich Jesus Christus als der Ewige, das Licht und Leben der Welt, das auch in dunklen Zeiten leuchtet, selbst wenn die Welt es nicht erkennt. Er erinnert daran, dass er zur Menschheit gekommen ist, aber von vielen abgelehnt wurde. Doch allen, die ihn annehmen, gibt er die Macht, seine Söhne und Töchter zu werden. Wer sein Evangelium empfängt, empfängt ihn selbst; wer es ablehnt, lehnt auch ihn ab. Das Evangelium Christi wird klar definiert: Es besteht aus Umkehr, Taufe im Wasser und der Taufe mit Feuer und dem Heiligen Geist – letzterer lehrt die Frieden bringenden Wahrheiten des Reiches Gottes

In seinem Kommentar zu L&B 39:1–6 hebt Casey Paul Griffiths hervor, dass der Herr in diesen Versen ein wiederkehrendes Thema anspricht: die Verheißung, durch Annahme des Evangeliums zu Söhnen und Töchtern Gottes zu werden. Diese Kindschaft unterscheidet sich von unserer geistigen Abstammung als Kinder himmlischer Eltern; sie bezieht sich auf eine geistige Wiedergeburt, durch die Männer und Frauen durch Christus in seine göttliche Familie adoptiert werden. 

Griffiths zitiert Elder Bruce R. McConkie, der erklärt, dass Taufe und Kirchenmitgliedschaft allein nicht ausreichen, um Söhne Christi zu werden. Vielmehr erhalten Menschen durch diese Handlungen die "Macht", Söhne zu werden. Diejenigen, die Söhne Gottes werden, sind jene, die das Evangelium annehmen, der wahren Kirche beitreten, das Priestertum empfangen, in den Bund der ewige Ehe und gehorsam nach dem gesamten Evangeliumsgesetz leben. Durch diesen Prozess werden sie in die Familie Jesu Christi adoptiert und zu Miterben mit ihm, wodurch sie die Herrlichkeit des Reiches des Vaters erlangen. Quelle: doctrineandcovenantscentral.org 

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Mittwoch, 23. April 2025

Ich sage euch: Seid eins

 

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“Siehe, dies habe ich euch als Gleichnis gegeben, und es ist so, wie ich bin. Ich sage euch: Seid eins; und wenn ihr nicht eins seid, dann seid ihr nicht mein.” (Lehre und Bündnisse 38:27). 

  • Dieser Vers bringt die grundlegende Lehre der Offenbarung auf den Punkt: Einheit im Glauben, gegenseitige Achtung und ein gemeinsames Streben nach Gottes Reich sind unerlässlich für die Nachfolger Christi. Der Herr fordert die Heiligen auf, sich nicht durch weltliche Unterschiede oder Stolz spalten zu lassen, sondern in Liebe und Rechtschaffenheit zusammenzustehen. 

L&B 38:13-22 

Casey Paul Griffiths beschreibt diesen Abschnitt als den Bund der Sammlung. Wie schon in früheren Zeitaltern bietet der Herr auch in den Letzten Tagen den Heiligen einen neuen Bund an (V. 20). Dieser Bund beinhaltet große Verheißungen – insbesondere ein verheißenes Land, wo die Heiligen in Frieden leben können, sofern sie seine Gebote halten. Solche Bündnisse sind schon aus der Geschichte Israels bekannt, wie zum Beispiel in 5. Mose 11:8–9 oder im Fall von Lehis Nachkommen (2 Nephi 1:5). Am ausführlichsten ist dieses Muster im Buch Abraham dargestellt, wo der Herr Abraham verspricht, ihn und seine Nachkommen in einem fremden Land zu segnen, wenn sie seiner Stimme gehorchen (Abraham 2:6). 

Doch das verheißene Land ist nur der Anfang. Der Bund ist ganzheitlich und umfasst viele geistige und materielle Segnungen, die teilweise durch heilige Handlungen in einem geweihten Haus Gottes empfangen werden – so etwa im ersten Tempel der Letzten Tage in Kirtland. Der Bund mit Abraham beinhaltete nicht nur Land, sondern auch das Priestertum und die Berufung, ein Segen für alle Nationen zu sein (Abraham 2:9). 

Präsident Russell M. Nelson erklärte, dass der abrahamitische Bund von überragender Bedeutung sei und mehrere zentrale Verheißungen enthalte: dass Jesus Christus durch Abrahams Linie geboren werde, dass seine Nachkommen zahlreich sein und das Priestertum tragen würden, dass sie bestimmte Länder erben, dass Abraham Vater vieler Völker werde und dass durch seinen Samen alle Nationen gesegnet würden. Dieser ewige Bund sollte sich sogar über tausend Generationen erstrecken (Deut. 7:9). 

Präsident Nelson betonte, dass einige dieser Verheißungen bereits erfüllt seien, andere aber noch auf ihre Erfüllung warteten. Schon 600 Jahre vor der Geburt Christi prophezeit Nephi (1 Nephi 15:18), dass die vollständige Erfüllung des abrahamitischen Bundes in den letzten Tagen stattfinden würde – also unserer Zeit. 

Griffiths macht deutlich, dass der Bund in L&B 38 nicht nur ein historisches Konzept ist, sondern ein lebendiger Teil der göttlichen Mission in den Letzten Tagen: das Volk Gottes zu sammeln, es durch Priestertum und Tempelarbeit zu segnen und es zu einem Licht für die Welt zu machen. 

L&B 38:28-33 

Casey Paul Griffiths erklärt, dass der Herr in L&B 38:32 den tieferen Zweck der Sammlung offenbart: Zuerst sollen die Heiligen sein Gesetz empfangen, dann sollen sie mit Macht aus der Höhe ausgerüstet werden. Dieses Gesetz wurde wenig später, im Februar 1831, durch eine Offenbarung gegeben – heute bekannt als L&B 42. Diese Offenbarung enthält eine Sammlung von göttlichen Gesetzen zur Leitung der Kirche, darunter auch die Anfänge des Gesetzes der Weihung (Verse 30–42). 

Der zweite Teil des Gebots – die Ausrüstung mit Macht – markiert den Beginn der Wiederherstellung der heiligen Handlungen im Tempel in den Letzten Tagen. Der Prophet Joseph Smith lehrte später, dass das eigentliche Ziel jeder Sammlung des Volkes Gottes – sei es bei den Juden oder Christen – darin bestand, dem Herrn ein Haus zu bauen, in dem er seine Ordnungen offenbaren, die Herrlichkeit seines Reiches lehren und den Weg zur Errettung aufzeigen könne. Es gebe bestimmte heilige Handlungen und Prinzipien, die nur in einem für diesen Zweck erbauten Haus gelehrt und vollzogen werden können. 

Diese himmlische Absicht – das Volk Gottes zu sammeln, um es durch Tempelverordnungen wie Waschungen, Salbungen und Endowments auf seine Gegenwart vorzubereiten – wurde laut Joseph Smith bereits im Ratsbeschluss vor der Grundlegung der Welt festgelegt. Deshalb sei es auch heute der Zweck der Sammlung der Heiligen: ein Haus für den Herrn zu bauen, damit sein Volk auf die heiligen Bündnisse und Segnungen vorbereitet werde. 

Zusammengefasst: Die Sammlung der Heiligen dient nicht nur organisatorischen oder sicherheitstechnischen Zielen, sondern hat ein zutiefst geistiges Ziel – die Vorbereitung auf die heiligen Ordnungen und die Gegenwart Gottes selbst. 

L&B 38:34-42 

Casey Paul Griffiths beschreibt eindrucksvoll die Opferbereitschaft und den tiefen Glauben der Heiligen während der Sammlung nach Ohio, wie sie in L&B 38 geboten wurde. Viele Mitglieder, wie Newel Knight aus dem Colesville-Zweig, mussten erhebliche persönliche Verluste hinnehmen. Sie gaben Besitz und Heimat auf, um dem Gebot des Herrn zu folgen und gemeinsam nach Ohio zu ziehen, wo sie eine neue Gemeinschaft aufbauen sollten. 

Während bestimmte Männer offiziell mit der Leitung des Umzugs betraut waren (L&B 38:34), spielten auch Frauen eine entscheidende Rolle. Besonders hervorzuheben ist Lucy Mack Smith, die Mutter des Propheten Joseph Smith. Als andere Männer zögerten, übernahm sie mutig die Führung von etwa 80 Mitgliedern des Zweiges Palmyra. Auf ihrer Reise nach Ohio kamen sie nach Buffalo, wo sie auf vereiste Hafenbecken trafen und sich einer weiteren Gruppe von Heiligen aus Colesville anschlossen, die bereits dort wartete. 

Die Colesville-Mitglieder warnten Lucy davor, offen über ihren Glauben zu sprechen, um Verfolgung zu vermeiden. Doch Lucy ignorierte diesen Rat und hielt stattdessen eine leidenschaftliche Ansprache auf dem Deck des Dampfschiffs. In einer der frühesten aufgezeichneten öffentlichen Predigten einer Frau in der Geschichte der Kirche forderte sie die mürrischen und zweifelnden Heiligen auf, sich an ihren Glauben zu erinnern, ihre Opfer nicht zu beklagen und Gott zu vertrauen. Sie erinnerte sie daran, dass sie sich als Heilige der Letzten Tage bezeichneten – ein Volk, das bereit sei, um des Evangeliums willen alles zu opfern

Lucy rief dazu auf, gemeinsam zu beten, dass der Weg durch das Eis geöffnet werde. Kaum hatte sie ihre Ansprache beendet, ertönte ein Geräusch „wie berstender Donner“, und das Eis zerbrach – gerade breit genug, dass ihr Schiff und ein weiteres hindurchfahren konnten. Danach schloss sich das Eis erneut und blieb weitere drei Wochen bestehen. Dieses Ereignis wurde von Lucy als ein unmittelbares Zeichen göttlichen Eingreifens verstanden. 

Griffiths’ Darstellung zeigt eindrucksvoll, dass die Sammlung nicht nur mit physischen Entbehrungen verbunden war, sondern auch mit tiefem Glauben, mutigem Zeugnis und geistiger Führung – oft durch Männer und Frauen gleichermaßen. Lucy Mack Smiths Entschlossenheit und ihr Vertrauen in Gottes Macht machten sie zu einem Vorbild für Pioniergeist und Glauben in einer entscheidenden Phase der Kirchen­geschichte. 

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Dienstag, 22. April 2025

Ich bin mitten unter euch

 

Meine Augen ruhen auf euch. Ich bin mitten unter euch, und ihr könnt mich nicht sehen
(Bild generiert mit ChatGPT)

“Aber siehe, wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Meine Augen ruhen auf euch. Ich bin mitten unter euch, und ihr könnt mich nicht sehen;” (Lehere und Bündnisse 38:7). 

  • Dieser Vers enthält zwei wesentliche Lehren: 
  1. Die Allgegenwart und Fürsorge des Heilands – Der Herr versichert seinen Heiligen, dass er sie sieht, kennt und für sie da ist, auch wenn sie ihn nicht physisch wahrnehmen können. Dies erinnert an seine Verheißung in der Vergangenheit, unter seinem Volk zu wohnen, wie einst bei Henochs Zion. 
  1. Glaube an das Unsichtbare – Obwohl Christus nicht immer sichtbar ist, ist er dennoch in der Mitte seiner Nachfolger. Dies betont die Bedeutung des Glaubens: Die Heiligen müssen auf ihn vertrauen, auch wenn sie ihn nicht direkt sehen können. 

Dieser Vers verbindet somit Gottes Allwissenheit (Vers 1–4), seine Zusicherung der Nähe zu den Gläubigen (Vers 7) und seine Macht über die Finsternis der Welt (Vers 9–12). 

In L&B 37 gibt der Herr die Heiligen ein Gebot sich in Ohio zu sammeln. Das war im Winter 1830 und Mitglieder werden den Propheten gefragt haben: Warum jetzt, warum in dieser Winterzeit? Der Herr gibt Joseph im Januar 1831 die Antwort in Form von L&B 38. Hier offenbart der Herr den Heiligen einige Gründe, warum sie sich sammeln sollten und welche Segnungen er ihnen geben möchte, wenn sie seinem Wort gehorchen. In dieser Offenbarung öffnet der Herr den Vorhang ein klein wenig, um den Heiligen erkennen zu helfen, dass es sich gei der Sammlung um einen höheren heiligen Zweck handelt, den Bau von Tempeln, in denen weitere Schlüssel des Priestertums wiederhergestellt werden können, und sie mit Macht aus der Höhe ausgestattet werden sollen. Vorher aber sollen sie ihren Glauben beweisen, und sich in Kirtland, Ohio, sammeln. 

L&B 38:1-3 

Casey Paul Griffiths erläutert in seiner Analyse die Allwissenheit Gottes, eine göttliche Eigenschaft, die sowohl in den heiligen Schriften als auch in den Lehren der neuzeitlichen Propheten bekräftigt wird. Der Prophet Jacob bezeugt in 2 Nephi 9:20, dass Gott alle Dinge kennt, ebenso wie die Psalmen und der Apostel Jakobus diese Wahrheit bestätigen. Auch die frühen Mitglieder der Kirche glaubten an diese göttliche Eigenschaft, was sich unter anderem in den „Lectures on Faith“ widerspiegelt. Dort wird erklärt, dass die Vorstellung von Gottes Allwissenheit notwendig ist, um Glauben an ihn auszuüben, da nur ein vollkommen wissender Gott seine Kinder zur Errettung führen kann. 

Diese Eigenschaft bezieht sich nicht nur auf Gott den Vater, sondern auch auf Jesus Christus und den Heiligen Geist. König Benjamin lehrt in Mosia 4:9, dass Gott über alle Weisheit und Macht verfügt, während Jesus während seines irdischen Wirkens seine göttliche Erkenntnis schrittweise zurückerlangte. Sein Wissen um die Zeit des Zweiten Kommens war zu dieser Zeit begrenzt, doch in seinem verherrlichten Zustand fordert er seine Nachfolger auf, vollkommen zu werden wie er und der Vater (3 Nephi 12:48). 

Ein oft diskutiertes Thema ist, ob Gottes Allwissenheit die Entscheidungsfreiheit des Menschen einschränkt. Griffiths erklärt, dass Gottes Wissen über zukünftige Ereignisse nicht bedeutet, dass er sie verursacht. Gott greift manchmal ein, lässt aber auch Raum für die freie Entscheidung seiner Kinder. Jesaja 55:8–9 betont, dass Gottes Wege und Gedanken höher sind als die des Menschen. Ein Vergleich mit einem Lehrer, der am Anfang des Schuljahres das potenzielle Abschneiden seiner Schüler kennt, verdeutlicht, dass Wissen nicht gleichbedeutend mit Vorbestimmung ist. Jeder Mensch ist selbst verantwortlich für sein Handeln und das Schicksal, das er sich erarbeitet. Gott zwingt niemanden zu einem bestimmten Ziel, sondern ermöglicht durch Erfahrung, Prüfung und Wachstum, dass seine Kinder sich auf den ihnen bestimmten Platz in seiner Herrlichkeit vorbereiten können. 

L&B 38:4-8 

diese Verse enthalten eine bedeutende Verheißung des Herrn an seine Heiligen, dass er in ihrer Mitte sein wird – eine Zusage, die Parallelen zur Stadt Zion unter Henoch aufweist. Henoch und sein Volk wandelten mit Gott, bis Zion entrückt wurde (Mose 7:69). Diese Offenbarung an Joseph Smith im Januar 1831 erfolgte kurz nach seiner Übersetzung der Schriften Henochs (Mose 6–7) und leitete die Vorbereitungen zur Errichtung der Stadt Zion in den Letzten Tagen ein. 

Die Erfüllung dieser Verheißung zeigte sich in zahlreichen geistigen Manifestationen in Kirtland. Im Juni 1831 fiel der Geist des Herrn auf Joseph Smith und andere Führer, während einer Konferenz, bei der Lyman Wight visionär Christus zur Rechten des Vaters sah. Weitere Visionen des Vaters und des Sohnes erlebten Joseph Smith und Sidney Rigdon am 16. Februar 1832 (L&B 76), sowie viele Brüder bei Versammlungen 1833. Mitglieder der Schule der Propheten bezeugten am 23. Januar 1833 die Erscheinung Jesu Christi. 

Diese geistigen Offenbarungen fanden ihren Höhepunkt in den Ereignissen um die Weihung des Kirtland-Tempels 1836. Joseph Smith hatte eine Vision vom Vater, dem Sohn und seinem Bruder Alvin im Celestialen Reich (L&B 137). Am 3. April 1836 erschien der Erlöser Joseph Smith und Oliver Cowdery im Tempel und versprach, dass seine Gegenwart in den Tempeln der Letzten Tage fortdauern werde (L&B 110:7–8). 

L&B 38:9-12 

Hier spricht der Erlöser von der großen Apostasie, die seine Wiederherstellung des Evangeliums erforderlich machte. Obwohl er verheißt, dass „der Feind nicht überwinden wird“, stellt er zugleich fest, dass „die Mächte der Finsternis auf Erden herrschen“ (L&B 38:9,11). Eine Epistel aus dem Jahr 1834 beschreibt die Zeichen dieser Apostasie – zunehmende Verbrechen, moralischer Verfall, Stolz, Götzendienst und eine wachsende Gleichgültigkeit gegenüber ewigen Wahrheiten. 

Dennoch gibt es Grund zur Hoffnung: Die Wiederherstellung des Evangeliums bringt neues Licht in die Welt. In der gleichen Epistel wird beschrieben, wie das Evangelium mit apostolischer Strahlkraft verbreitet wird, die Schriften in viele Sprachen übersetzt werden und Missionare den Erretter verkünden. Menschen, die einst in falschen Traditionen gefangen waren, erkennen nun den wahren Gott und hoffen auf ewiges Leben in seinem Reich. Diese Worte der frühen Heiligen gelten auch heute – trotz wachsender Finsternis breitet sich das Licht des Evangeliums weiter aus. 

findechristus.org

Montag, 21. April 2025

Dass sie sich in Ohio sammeln

 

Die Sammlung Israels ist heute das wichtigste Werk auf der Erde
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“Und weiter, ein Gebot gebe ich der Kirche, dass es mir ratsam ist, dass sie sich in Ohio sammeln in Vorbereitung auf die Zeit, da mein Diener Oliver Cowdery zu ihnen zurückkehren wird. 4 Siehe, hier ist Weisheit, und lasst jedermann selbst entscheiden, bis ich komme. So ist es. Amen.” (Lehre und Bündnisse 37:3-4). 

Die Heiligen werden aufgerufen, sich in Ohio zu sammeln.  

L&B 37 wurde im Dezember 1830 gegeben (interessanterweise: Joseph übersetzte gerade mit Sidney Rigdon als Schreiber die Kapitel 5, 6 und 7 im Buch Mose der Phinney-Cooperstown-Bibel, wo Henoch das Volk Israel sammelte, und Zion gründete) und enthielt die erste direkte Offenbarung, in der die Heiligen aufgefordert wurden, sich nach Ohio zu versammeln. Der Herr erklärte, dass dies notwendig sei wegen des Übels, das über die Gegend in New York kommen würde. Die frühen Mitglieder der Kirche nahmen diese Offenbarung ernst und sahen sie als direkte Anweisung Gottes durch den Propheten Joseph Smith. Viele waren überrascht, doch die meisten gehorchten bereitwillig. Besonders die Mitglieder der Kirche in Colesville, Fayette und Manchester begannen, sich auf den Umzug vorzubereiten. 

Die Umsetzung dieser Aufforderung war jedoch mit großen Herausforderungen verbunden. Viele Mitglieder mussten ihre Farmen und Besitztümer verkaufen oder zurücklassen. Einige erlebten Verfolgung und wirtschaftliche Verluste. Dennoch vertrauten sie darauf, dass der Herr sie auf eine größere Segnung vorbereitete und dass die Sammlung sie sowohl geistig als auch physisch schützen würde. 

Das Prinzip der Sammlung war den frühen Heiligen nicht neu. Schon in der Bibel wurde von einer Zusammenkunft des Bundesvolkes in den Letzten Tagen gesprochen, beispielsweise in Jesaja 2:2-3 und 3. Nephi 20:18-22. Auch in der frühen Wiederherstellung gab es Hinweise darauf. Während der Übersetzung des Buches Mormon wurde in 3. Nephi 21:22-24 von einer zukünftigen „Stadt des Neuen Jerusalems“ auf dem amerikanischen Kontinent gesprochen. Im September 1830 offenbarte der Herr in L&B 29, dass er sein Volk von den vier Enden der Erde sammeln würde. In L&B 33, im Oktober 1830 gegeben, sprach der Herr davon, dass die Missionare die Menschen „zur Kirche sammeln“ sollten. 

Die Aufforderung zur Sammlung nach Ohio hatte mehrere Gründe. Zum einen sollte sie die Heiligen vor zunehmender Verfolgung in New York schützen. Der Herr hatte angedeutet, dass Schwierigkeiten auf die Kirche zukommen würden, und Ohio bot einen Zufluchtsort. Zum anderen diente die Sammlung der geistigen Vorbereitung der Heiligen. In Kirtland sollte der Herr weitere Offenbarungen geben, sein Gesetz offenbaren und heilige Ordnungen einführen. Darüber hinaus sollte Kirtland als Missionszentrum dienen, von dem aus das Evangelium weiter verbreitet werden konnte. 

Letztendlich folgten die Heiligen mit großem Glauben dieser ersten großen Sammelbewegung, auch wenn sie große Opfer bringen mussten. Die Entscheidung, nach Ohio zu ziehen, legte den Grundstein für wichtige weitere Entwicklungen in der frühen Geschichte der Kirche, darunter die Errichtung eines Tempels und die Offenbarung vieler weiterer heiliger Lehren. 

Die Lehre von der Sammlung war im 19. Jahrhundert ein zentrales Prinzip der Kirche. Bereits im September 1830 offenbarte der Herr durch Joseph Smith, dass die Heiligen an einem Ort zusammenkommen sollten, um sich auf kommende Prüfungen vorzubereiten (LuB 29:8). Wenige Monate später wurde klar, dass dies nicht nur geistig, sondern auch physisch gemeint war, als der Herr befahl, nach Ohio zu ziehen (LuB 37:1,3). Die Heiligen folgten diesem Gebot und sammelten sich in Kirtland. Später wurde Independence, Missouri, als Standort für Zion offenbart (LuB 57:1-2), und in den folgenden Jahren bewegten sich die Heiligen weiter nach Far West, Missouri, und Nauvoo, Illinois. 

Unter Brigham Young blieb die physische Sammlung zentral. 1845 erklärten die Kirchenführer, dass der Herr den Heiligen befohlen habe, sich auf dem amerikanischen Kontinent zu versammeln und heilige Städte zu errichten. Die Sammlung blieb im gesamten 19. Jahrhundert ein durchgehendes Prinzip, mit dem Ziel, die Gläubigen in den Westen der USA zu bringen. 

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts zeichnete sich jedoch eine Veränderung ab. In den 1890er Jahren führten wirtschaftliche Herausforderungen zu einer vorübergehenden Aussetzung der Sammlung. Präsident Lorenzo Snow und andere Kirchenführer diskutierten 1899 über die Probleme der Sammlung, darunter die Schwierigkeit, Arbeit für alle Neuankömmlinge zu finden. Manche Mitglieder kehrten in ihre Heimatländer zurück und entfernten sich vom Glauben, während andere die Kirche in ihren Heimatländern stärkten. 

Ein entscheidender Wendepunkt kam 1906, als Präsident Joseph F. Smith als erster Kirchenpräsident Europa besuchte. In einer Konferenz in Bern prophezeite er, dass es dort eines Tages Tempel geben werde. 1907 erklärte die Kirche offiziell, dass Mitglieder nicht mehr ermutigt würden, in die USA auszuwandern, sondern stattdessen ihre Heimatländer stärken sollten. Diese neue Richtung wurde 1921 in einem Leitartikel des Millennial Star bekräftigt: Mitglieder sollten dort bleiben, wo sie waren, um die Kirche vor Ort aufzubauen. 

Diese Änderung bedeutete nicht das Ende der Sammlung, sondern eine neue Interpretation. Die Sammlung wurde nun als geistiges Prinzip verstanden, das sich auf den Aufbau von Zion und seinen Pfählen bezog (LuB 115:6). Präsident Spencer W. Kimball betonte 1975, dass jedes Land nun seine eigene Sammlung erlebte: Korea für die Koreaner, Brasilien für die Brasilianer, England für die Engländer. Die Kirche förderte fortan die Stärkung des Evangeliums in den jeweiligen Ländern, anstatt die Mitglieder nach Utah zu bringen. Diese Entwicklung führte letztlich zur weltweiten Ausbreitung der Kirche mit Tempeln und Zentren des Glaubens in vielen Ländern. 

Präsident Russell M. Nelson betont, dass die Sammlung Israels das bedeutendste Werk unserer Zeit ist und eine zentrale Rolle im Plan Gottes spielt. Er lehrt, dass die Sammlung Israels überall auf der Welt stattfinden soll, nicht an einem bestimmten geografischen Ort. Er betont, dass Zion heute nicht mehr nur ein physischer Ort ist, sondern überall dort existiert, wo Menschen das Evangelium Jesu Christi annehmen und danach leben. "Die Sammlung Israels findet statt, wenn der Herr seine Kinder auf beiden Seiten des Schleiers sammelt, um mit ihm Bündnisse einzugehen und die heiligen Handlungen seiner Kirche zu empfangen." (Generalkonferenz, Oktober 2020) 

Präsident Nelson hat oft wiederholt, dass jedes Land, jede Stadt und jede Gemeinde ein Teil dieser Sammlung sind. 2018 sagte er: 
"Ihr braucht nicht nach Utah oder in die Vereinigten Staaten zu ziehen, um zur Sammlung Israels beizutragen. Wo auch immer ihr lebt, könnt ihr mithelfen, Zion aufzubauen." (Ansprache an die Jugend, Juni 2018). Er verwies dabei auf die moderne Interpretation der Sammlung als geistiges Prinzip, ähnlich wie es bereits Präsident Spencer W. Kimball 1975 formulierte. 

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Samstag, 19. April 2025

Darum muss es notwendigerweise ein unbegrenztes Sühnopfer sein

 

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“... Darum muss es notwendigerweise ein unbegrenztes Sühnopfer sein; denn wenn es kein unbegrenztes Sühnopfer wäre, könnte diese Verweslichkeit nicht Unverweslichkeit anziehen. ...” (2. Nephi 9:6–7

Der Samstag der Karwoche wird Karsamstag genannt. Er ist der letzte Tag der Karwoche und der Tag vor Ostersonntag. 

Karsamstag ist ein stiller Tag des Wartens und der Grabesruhe Jesu Christi. In der katholischen Tradition endet er liturgisch mit der Feier der Osternacht, die in der Nacht von Samstag auf Sonntag stattfindet und den Übergang von der Trauer der Karwoche zur Freude der Auferstehung markiert. 

Am Karsamstag herrschte unter den Jüngern Jesu tiefe Trauer, Angst und Unsicherheit. Nachdem Jesus am Kreuz seinen Geist aushauchte (Matthäus 27:50), wurden seine sterblichen Überreste von Josef von Arimathäa in ein neues Grab *) gelegt (Matthäus 27:57–60). Dies geschah eilig, weil der Sabbat begann (Lukas 23:54). 

  • *) Dass Jesus in ein neues Grab gelegt wurde (Matthäus 27:60; Lukas 23:53; Johannes 19:41), trägt eine tiefe symbolische Bedeutung. Ein neues Grab war unbenutzt, rein und frei von Verwesung – ein passender Ort für denjenigen, der ohne Sünde war (2. Korinther 5:21) und den Tod besiegen sollte. 

Im Alten Testament galt jeder, der ein Grab oder einen Toten berührte, als unrein (4. Mose 19:16). Doch Jesus, der "Erstling aus den Toten" (1. Korinther 15:20), sollte keine Verunreinigung oder Verbindung mit früherem Tod haben. Sein Begräbnis in einem unbenutzten Grab unterstreicht, dass er nicht einfach in die Reihe der Toten eintrat, sondern dass sein Tod und seine Auferstehung einzigartig waren. 

Zudem wurde das Grab von Josef von Arimathäa, einem reichen Mann, zur Verfügung gestellt (Matthäus 27:57–60). Dies erfüllte die Prophezeiung aus Jesaja 53:9, dass der Messias „bei einem Reichen in seinem Tod“ sein würde. 

Schließlich weist das neue Grab auf die Neuschöpfung hin. Jesu Auferstehung aus diesem Grab bedeutet den Beginn eines neuen Lebens für alle Gläubigen. So wie er in ein unberührtes Grab gelegt wurde, schenkt er auch uns ein neues Leben und eine neue Zukunft, frei von der Last der Sünde (2. Korinther 5:17). 

Die Jünger waren verängstigt und hielten sich verborgen, aus Furcht vor den jüdischen Autoritäten (Johannes 20:19). Die Frauen, die Jesus nachgefolgt waren, hatten beobachtet, wo er begraben wurde, und bereiteten wohlriechende Öle vor, um seinen Leichnam nach dem Sabbat zu salben. Doch am Sabbat selbst ruhten sie nach dem Gesetz (Lukas 23:55–56). 

Die Pharisäer und Hohepriester sorgten sich, dass die Jünger Jesu Leichnam stehlen könnten, um zu behaupten, er sei auferstanden. Deshalb baten sie Pilatus, das Grab zu versiegeln und Wachen aufzustellen (Matthäus 27:62–66; Rüsttag). 

Dieser Tag war für die Jünger eine Zeit der Prüfung. Sie hatten Jesu Worte über seine Auferstehung gehört (Matthäus 16:21), doch die Realität seines Todes erschütterte ihren Glauben. Ihre Hoffnung schien verloren, und sie verstanden noch nicht vollständig, dass dies Teil von Gottes Plan war. 

Am Ostersonntag geschahen entscheidende Ereignisse für die Jünger Jesu, die ihren Glauben und ihr Verständnis des Evangeliums nachhaltig prägten. 

Am frühen Morgen gingen einige Frauen zum Grab, um den Leichnam Jesu zu salben, doch sie fanden das Grab leer. Ein Engel verkündete ihnen die frohe Botschaft: „Er ist nicht hier; denn er ist auferstanden, wie er gesagt hat“ (Matthäus 28:6). Maria Magdalena hatte daraufhin eine persönliche Begegnung mit dem auferstandenen Herrn, der sie mit ihrem Namen ansprach, woraufhin sie ihn erkannte (Johannes 20:11–16). 

  • Die Position der zwei Engel im leeren Grab Jesu – einer am Kopf- und einer am Fußende, wie es in Johannes 20:12 beschrieben wird – hat eine tiefere symbolische Bedeutung, die an das Alte Testament und das Heiligtum im Tempel erinnert. 

Im Allerheiligsten der Stiftshütte und später des Tempels stand die Bundeslade, deren Deckel als „Gnadenstuhl“ bezeichnet wurde. Auf diesem Gnadenstuhl befanden sich zwei Cherubim, die einander gegenüberstanden und die Gegenwart Gottes umrahmten (2. Mose 25:17–22). Der Gnadenstuhl war der Ort, an dem das Sühneopfer symbolisch vollzogen wurde, indem das Blut des Opfertieres dargebracht wurde. 

Die Engel im Grab des auferstandenen Jesu könnten somit eine Parallele zum Gnadenstuhl darstellen. Jesus, das wahre Sühneopfer, hatte sein Blut vergossen, und nun war sein Grab zum heiligsten Ort geworden – zum Ort der endgültigen Erlösung. Die Engel an Kopf- und Fußende könnten darauf hinweisen, dass dieses Grab nun der neue Gnadenstuhl ist, an dem Gott durch Christus den Menschen Versöhnung bringt. 

Diese Anordnung unterstreicht auch, dass Jesu Auferstehung nicht nur ein Wunder, sondern die Erfüllung des göttlichen Plans war. Der leere Raum zwischen den Engeln zeigt, dass der gekreuzigte und auferstandene Herr nicht mehr dort ist – er lebt. Dadurch wird die zentrale Botschaft des Evangeliums betont: Christus hat den Tod besiegt und ist der Mittler zwischen Gott und den Menschen geworden. 

Die Jünger selbst waren zunächst ungläubig, als die Frauen ihnen von der Auferstehung berichteten (Lukas 24:10–11). Doch später an diesem Tag erschienen zwei Jünger, die auf dem Weg nach Emmaus waren, Jesus ohne ihn zu erkennen. Während er mit ihnen sprach, erklärte er ihnen die Schriften, die sich auf ihn bezogen. Erst als er das Brot brach, erkannten sie ihn, woraufhin er vor ihren Augen verschwand (Lukas 24:13–32). 

Am Abend dieses denkwürdigen Tages versammelten sich die Jünger hinter verschlossenen Türen aus Angst vor den jüdischen Führern. Plötzlich erschien Jesus in ihrer Mitte und begrüßte sie mit den Worten: „Friede sei mit euch!“ (Johannes 20:19). Um ihren Zweifel zu zerstreuen, zeigte er ihnen seine durchbohrten Hände und Füße und aß sogar vor ihnen, um zu beweisen, dass er leibhaftig auferstanden war (Lukas 24:36–43). 

All diese Ereignisse führten dazu, dass die Jünger begannen, die wahre Bedeutung von Jesu Mission zu begreifen. Die Auferstehung war nicht nur ein Wunder, sondern die Erfüllung göttlicher Verheißungen. Sie verwandelte die ängstlichen und zweifelnden Jünger in mutige Zeugen, die schließlich bereit waren, die Botschaft von Christus in die ganze Welt zu tragen. 

Der Gründonnerstag steht für Liebe und Hingabe – Jesus setzte das Abendmahl ein, wusch seinen Jüngern die Füße und lehrte, dass wahre Größe im Dienen liegt. In der Nacht litt er in Gethsemane unvorstellbare Qualen, nahm unsere Sünden auf sich und schwitzte Blut – der größte Akt der Versöhnung begann. Der Karfreitag bedeutet das ultimative Opfer – Christus vollendete sein Sühnopfer am Kreuz und gab sein Leben hin, damit wir Vergebung und Erlösung finden können. Der Karsamstag symbolisiert Geduld und Vertrauen – auch wenn Gott scheinbar schweigt, wirkt er an der Erfüllung seines Plans. Der Ostersonntag ist der Triumph des Lebens – Jesus ist auferstanden, hat den Tod besiegt und schenkt uns die Hoffnung auf ewiges Leben. 

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Freitag, 18. April 2025

Doch Ehre sei dem Vater

 

(Bild: Quelle; Screeshot)

“... doch Ehre sei dem Vater, und ich trank davon und vollendete meine Vorbereitungen für die Menschenkinder.” (Lehre und Bündnisse 19:16-19). 

Der Freitag der Karwoche wird Karfreitag genannt. „Kar“ stammt vom althochdeutschen Wort kara, was „Klage“, „Trauer“ oder „Kummer“ bedeutet. Karfreitag ist der Tag, an dem Christen des Leidens und Sterbens Jesu am Kreuz gedenken. Er gehört zu den höchsten Feiertagen im Kirchenjahr und ist in vielen Ländern ein gesetzlicher Feiertag. 

Am Karfreitag ereigneten sich die zentralen Geschehnisse der Passion Jesu, die in den Evangelien ausführlich beschrieben werden. Der Tag begann nach dem nächtlichen Prozess vor dem Hohen Rat (Matthäus 26:57-68), in dem Jesus der Gotteslästerung beschuldigt wurde. Am frühen Morgen wurde er vor Pontius Pilatus gebracht, der ihn verhörte, aber keine Schuld an ihm fand (Lukas 23:1-4). Dennoch gab Pilatus auf Drängen der jüdischen Führer nach und ließ Jesus geißeln (Johannes 19:1-6). 

Daraufhin wurde Jesus von den römischen Soldaten verspottet, mit einer Dornenkrone gekrönt und geschlagen (Matthäus 27:27-31). Er wurde gezwungen, sein eigenes Kreuz zur Hinrichtungsstätte Golgatha zu tragen, wobei Simon von Kyrene ihm schließlich half (Lukas 23:26) *). Am Kreuz wurde Jesus zwischen zwei Verbrechern gekreuzigt, während die Soldaten um seine Kleider würfelten (Johannes 19:23-24). Während seiner Qualen sprach er mehrere Worte, darunter das berühmte „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ (Matthäus 27:46, Psalm 22:2) und „Es ist vollbracht“ (Johannes 19:30). 

  • *) Das Tragen des Kreuzes durch Simon von Kyrene (Lukas 23:26, Matthäus 27:32, Markus 15:21) ist ein symbolträchtiges Ereignis mit mehreren möglichen Bedeutungen. 

1. Das Symbol der Jüngerschaft 

Jesus hatte zuvor gelehrt: 
„Wer mir nachkommen will, der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich täglich und folge mir nach.“ (Lukas 9:23) 
Simon wurde buchstäblich gezwungen, das Kreuz Jesu zu tragen, was bildlich auf die Berufung eines jeden Nachfolgers Christi hinweisen kann, das eigene „Kreuz“ auf sich zu nehmen. Dies bedeutet, die Lasten und Prüfungen des Lebens im Glauben zu tragen. 

2. Der universelle Zugang zum Evangelium 

Simon von Kyrene kam aus Nordafrika (heutiges Libyen). Seine Erwähnung könnte andeuten, dass das Evangelium nicht nur für die Juden, sondern für alle Völker bestimmt ist. Interessanterweise wird in Markus 15:21 erwähnt, dass Simon der Vater von Alexander und Rufus sei – möglicherweise eine Anspielung darauf, dass seine Familie später gläubig wurde (vgl. Römer 16:13). 

3. Die Notwendigkeit menschlicher Beteiligung 

Obwohl Jesus die Sünden der Welt trug, wurde ein Mensch hinzugezogen, um sein physisches Kreuz zu tragen. Dies könnte darauf hindeuten, dass das Werk Christi uns zwar erlöst, aber auch menschliche Mitwirkung und Nachfolge erfordert. Jeder Gläubige ist aufgerufen, mit Christus zu „leiden“ (Römer 8:17) und an seiner Mission teilzuhaben. 

4. Die Erfüllung einer alttestamentlichen Prophezeiung 

Jesaja 53:12 sagt über den leidenden Gottesknecht: 
„Er hat die Sünde vieler getragen und für die Übeltäter gebetet.“ 
Indem Simon Jesus hilft, das Kreuz zu tragen, kann dies als Hinweis darauf gedeutet werden, dass das Erlösungswerk Christi von der Menschheit mitgetragen wird – nicht, weil sie es vollbringen könnte, sondern weil Gott Menschen in sein Werk mit einbindet. 

Fazit 

Simon von Kyrene steht sinnbildlich für jeden Gläubigen, der die Nachfolge Christi antritt. Er erinnert daran, dass der Weg mit Jesus Opfer und Hingabe erfordert, aber auch dazu führt, an seiner Herrlichkeit teilzuhaben. Das scheinbar zufällige Ereignis wird so zu einer tiefen geistlichen Lehre über Jüngerschaft, Teilhabe und das universelle Heil in Christus. 

Zur Mittagszeit verdunkelte sich der Himmel für drei Stunden (Lukas 23:44-45), und als Jesus starb, zerriss der Tempelvorhang von oben bis unten, was ein Zeichen für den Zugang aller Menschen zu Gott durch Christus war (Matthäus 27:50-51). Ein römischer Hauptmann erkannte: „Wahrhaftig, Gottes Sohn war dieser!“ (Matthäus 27:54). Schließlich wurde der Leichnam Jesu von Joseph von Arimathäa und Nikodemus in ein neues Grab gelegt, das mit einem großen Stein verschlossen wurde (Johannes 19:38-42). Die jüdischen Führer baten Pilatus, das Grab versiegeln zu lassen, um eine angebliche Grabräuberei zu verhindern (Matthäus 27:62-66). 

Diese Ereignisse sind für Christen von zentraler Bedeutung, da sie die Erfüllung vieler alttestamentlicher Prophezeiungen darstellen (Jesaja 53) und den Höhepunkt von Jesu Sühnopfer markieren, das den Weg zur Erlösung für alle Menschen eröffnet. 

Die Ereignisse des Karfreitags werden in den neuzeitlichen Offenbarungen durch Joseph Smith vor allem in L&B 19:16-19 beschrieben. Hier erklärt Jesus Christus selbst die Tiefe seines Leidens, das bereits in Getsemani begann und sich am Kreuz vollendete. Er spricht davon, dass sein Schmerz so groß war, dass er „an jeder Pore blutete“ und dennoch den Willen des Vaters erfüllte. 

Auch Mosia 3:7 im Buch Mormon – ein Text, den Joseph Smith als Übersetzer der goldenen Platten hervorbrachte, die ihm vom Engel Moroni zu diesem Zweck übergeben wurden – gibt Einblick in das Sühnopfer und berichtet, dass Christus so sehr litt, dass ihm „Blut aus jeder Pore drang“. 

Zusätzlich bestätigt L&B 76:22-24 das zentrale Zeugnis vom gekreuzigten und auferstandenen Christus, das Joseph Smith und Sidney Rigdon in einer Vision empfingen. 

Diese Offenbarungen vertiefen das Verständnis der Ereignisse des Karfreitags, indem sie die geistige Dimension von Jesu Leiden und die universelle Bedeutung seines Sühnopfers betonen. 

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Donnerstag, 17. April 2025

Ich, Gott, habe das für alle gelitten

 

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“Denn siehe, ich, Gott, habe das für alle gelitten, damit sie nicht leiden müssen, sofern sie umkehren; ...” (Lehre und Bündnisse 19:16-19). 

  • Die wichtigste Handlung Jesu im Garten Getsemani war sein Sühnopfer, bei dem er alle Leiden, Sünden, Schmerzen und Übel der Menschheit auf sich nahm. Dies geschah aus unendlicher Liebe, damit wir durch sein Blut gereinigt werden und eines Tages wieder in die Gegenwart Gottes zurückkehren können. 
     
    Diese heilige Handlung im Garten Getsemani war der Beginn des Sühnopfers, das mit seinem Tod am Kreuz (Karfreitag) und seiner Auferstehung (Ostersonntag) vollendet wurde. 

Der Donnerstag der Karwoche wird traditionell als Gründonnerstag bezeichnet. 

An diesem Tag wird an das letzte Abendmahl Jesu mit seinen Jüngern erinnert. In der katholischen und orthodoxen Tradition ist es auch der Tag, an dem die Fußwaschung zelebriert wird, um die Demut und den Dienst Jesu zu betonen. Zudem beginnt mit dem Gründonnerstag das österliche Triduum, die drei heiligen Tage bis Ostersonntag. 

Die Herkunft des Wortes "Gründonnerstag" ist nicht eindeutig geklärt. Eine Theorie besagt, dass es sich von "greinen" (weinen) ableitet, eine andere führt es auf den alten Brauch zurück, an diesem Tag grüne Speisen zu essen. 

Am Gründonnerstag spielte sich eine Reihe bedeutender Ereignisse im Leben Jesu und seiner Jünger ab, die tiefgreifende spirituelle und theologische Bedeutungen haben. Zunächst versammelte sich Jesus mit seinen zwölf Jüngern zum letzten Abendmahl, bei dem er das Abendmahls-Sakrament einsetzte. Er nahm Brot, brach es und gab es seinen Jüngern mit den Worten, dass es sein Leib sei, ebenso nahm er den Kelch mit Wein und erklärte, dass es sein Blut des neuen Bundes sei, das zur Vergebung der Sünden vergossen werde. Damit stiftete er eine heilige Handlung, die für Christen bis heute zentral ist. 

Während des Mahls offenbarte Jesus, dass einer der Jünger ihn verraten würde – Judas Iskariot –, der kurz darauf hinausging, um die Hohepriester zu informieren. Ebenso prophezeite Jesus, dass Petrus ihn dreimal verleugnen werde, bevor der Hahn krähte. Eine weitere eindrucksvolle Handlung Jesu an diesem Abend war die Fußwaschung, mit der er seinen Jüngern Demut und dienende Liebe vorlebte. 

Nach dem Mahl zog sich Jesus mit seinen engsten Jüngern in den Garten Getsemani zurück, um zu beten. Dort durchlebte er eine tiefe seelische Qual, schwitzte laut Lukas' Bericht sogar Blut und bat den Vater, wenn möglich, den bitteren Kelch an ihm vorübergehen zu lassen, unterwarf sich jedoch völlig dem göttlichen Willen. Während er betete, schliefen seine Jünger wiederholt ein, obwohl er sie gebeten hatte, mit ihm zu wachen. 

Schließlich kam Judas mit einer Gruppe von Soldaten und Dienern der Hohepriester, um Jesus zu verraten. Er identifizierte ihn mit einem Kuss, woraufhin Jesus verhaftet wurde. Petrus zog noch sein Schwert und schlug einem der Diener das Ohr ab, doch Jesus heilte ihn und ließ sich widerstandslos gefangen nehmen. Damit begann die Leidenszeit Jesu, die am nächsten Tag mit seiner Kreuzigung ihren Höhepunkt erreichte. 

Hier sind die Ereignisse des Gründonnerstags mit den passenden Schriftstellen aus dem Neuen Testament: 

  1. Das letzte Abendmahl und die Einsetzung des Abendmahls 
  1. Matthäus 26:26–29 
  1. Markus 14:22–25 
  1. Lukas 22:19–20 
  1. 1 Korinther 11:23–26 
  1. Die Ankündigung des Verrats durch Judas 
  1. Matthäus 26:20–25 
  1. Markus 14:17–21 
  1. Lukas 22:21–23 
  1. Johannes 13:21–30 
  1. Die Fußwaschung als Zeichen der Demut 
  1. Johannes 13:1–17 
  1. Die Ankündigung der Verleugnung durch Petrus 
  1. Matthäus 26:31–35 
  1. Markus 14:27–31 
  1. Lukas 22:31–34 
  1. Johannes 13:36–38 
  1. Das Gebet Jesu im Garten Getsemani und die schlafenden Jünger 
  1. Matthäus 26:36–46 
  1. Markus 14:32–42 
  1. Lukas 22:39–46 
  1. Der Verrat durch Judas und die Gefangennahme Jesu 
  1. Matthäus 26:47–56 
  1. Markus 14:43–50 
  1. Lukas 22:47–53 
  1. Johannes 18:1–12 

Jede dieser Schriftstellen beschreibt einen entscheidenden Moment am Gründonnerstag, der tiefgehende Bedeutung für die christliche Theologie und das Verständnis von Jesu Opfer hat. 

Das dreimalige Beten Jesu und das dreimalige Einschlafen und Wecken der Jünger im Garten Getsemani tragen eine tiefere symbolische Bedeutung. Die Zahl drei hat in der Bibel eine besondere Rolle und steht oft für Vollständigkeit, Bestätigung und göttliche Ordnung. Man findet sie in der Dreieinigkeit, in den drei Tagen zwischen Jesu Tod und Auferstehung oder im dreifachen „Heilig, heilig, heilig“ der Engel in Jesaja 6:3. 

Dass Jesus dreimal betet, unterstreicht die Intensität seines inneren Ringens und seiner völligen Unterwerfung unter den Willen des Vaters. Jedes Mal bittet er, dass der Kelch an ihm vorübergehen möge, wenn es möglich ist, doch er fügt immer hinzu: „Doch nicht wie ich will, sondern wie du willst.“ Dies erinnert auch an die dreifache Versuchung Jesu in der Wüste, bei der er dem Satan widersteht. Nun steht er vor der letzten und schwersten Prüfung – dem Leiden für die Sünden der Welt –, und erneut bleibt er standhaft. 

Im Gegensatz dazu stehen die Jünger, die dreimal einschlafen, obwohl Jesus sie bittet, mit ihm zu wachen und zu beten. Ihr wiederholtes Versagen zeigt ihre menschliche Schwäche und Unfähigkeit, in der Stunde der größten Not Jesu bei ihm zu bleiben. Dieses dreifache Einschlafen könnte auch auf die kommende dreifache Verleugnung durch Petrus hindeuten, der sich ebenfalls als schwach erweisen wird. Gleichzeitig ist es ein Sinnbild für geistliche Unachtsamkeit – Jesus hatte sie zuvor ermahnt, wachsam zu bleiben, doch sie sind nicht in der Lage, seine Bitte zu erfüllen. 

In diesem Kontrast zwischen Jesu entschlossener Hingabe und der Schwäche der Jünger wird eine tiefere Wahrheit sichtbar: Während der Sohn Gottes den Heilsplan durch seinen Gehorsam erfüllt, sind die Menschen ohne die göttliche Kraft nicht fähig, ihm beizustehen. Jesu Bereitschaft, das Leiden auf sich zu nehmen, steht der Unfähigkeit der Jünger gegenüber, wach zu bleiben – ein Sinnbild dafür, dass das Heil allein durch Christus kommt und nicht durch menschliche Anstrengung. 

In den wiederhergestellten Schriften wird der Gründonnerstag nicht ausdrücklich als solcher bezeichnet, doch die Ereignisse dieses Tages finden sich an mehreren Stellen. In L&B 20:75–79 wird die Einsetzung des Abendmahls erwähnt, das Jesus mit seinen Jüngern beim letzten Abendmahl einführte. Die Joseph-Smith-Übersetzung (JST) von Matthäus 26:11-12 gibt zusätzliche Einsichten über die Ankündigung des Verrats durch Judas. Auch in 3. Nephi 18 wird das Abendmahl thematisiert, als Jesus nach seiner Auferstehung das Sakrament unter den Nephiten einführt, was auf die ursprüngliche Einsetzung in Jerusalem verweist. Die Lehren über das Gebet in L&B 10:5 und L&B 88:126 spiegeln die Dringlichkeit von Jesu Aufruf an seine Jünger wider, im Garten Getsemani mit ihm zu wachen und zu beten. Die zentrale Bedeutung von Jesu Leiden und Sühnopfer in L&B 19:16–19 gibt zudem tiefe Einblicke in das Geschehen in Getsemani, das in den Evangelien überliefert ist. 

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