“Und er empfing das Wort mit Freuden, aber sogleich versuchte ihn der Satan, und die Furcht vor Verfolgung und die Sorgen der Welt ließen ihn das Wort verwerfen.” (Lehre und Bündnisse 40:2).
Lehre und Bündnisse 40 ist eine kurze, aber tiefgründige Offenbarung, die im Januar 1831 in Fayette, New York, durch den Propheten Joseph Smith empfangen wurde. Sie steht in direktem Zusammenhang mit James Covill, einem methodistischen Prediger, der kurz zuvor erklärt hatte, er wolle das Evangelium annehmen und dem Herrn dienen. In der vorhergehenden Offenbarung, Lehre und Bündnisse 39, spricht der Herr zu Covill, lobt seine Bereitschaft und beruft ihn zu einem bestimmten Werk. Diese Verheißung war an Bedingungen geknüpft – Gehorsam und Standhaftigkeit im Glauben.
Doch nur einen Tag später wandte sich James Covill wieder ab. Joseph Smith, verwundert über diesen plötzlichen Sinneswandel, wandte sich im Gebet an den Herrn, um zu erfahren, was geschehen war. Als Antwort darauf empfing er die Offenbarung, die heute als Lehre und Bündnisse 40 überliefert ist. Darin erklärt der Herr, was geschehen war: „Und er empfing das Wort mit Freuden, aber sogleich versuchte ihn der Satan, und die Furcht vor Verfolgung und die Sorgen der Welt ließen ihn das Wort verwerfen.“ (LuB 40:2). Dieser Vers beschreibt eine tragische, aber sehr menschliche Entwicklung. Trotz anfänglicher Begeisterung ließ sich Covill durch äußeren Druck, die Angst vor Ablehnung und weltliche Sorgen davon abbringen, dem empfangenen göttlichen Auftrag zu folgen und seinen Bund, den er mit dem Herrn einging, zu halten.
Die Offenbarung macht deutlich, wie mächtig die Einflüsse der Welt sein können – selbst gegenüber einer göttlichen Einladung. Sie zeigt auch, dass geistige Erfahrungen allein nicht ausreichen, wenn sie nicht von Glauben, Demut und echter Entschlossenheit begleitet werden. Die Geschichte Covills erinnert an das Gleichnis vom Sämann in den Evangelien, in dem der Same zwar mit Freude aufgenommen wird, aber keine Wurzeln schlagen kann, weil er durch Dornen – also die „Sorgen der Welt“ – erstickt wird (Matthäus 13:3-9).
Lehre und Bündnisse 40 ist damit nicht nur eine historische Notiz, sondern auch eine geistige Warnung und Einladung zur Standhaftigkeit im Glauben.
Lehre aus dem Beispiel James Covils – zwischen Entschlossenheit und Einfluss der Welt
Die Geschichte von James Covill, wie sie in Lehre und Bündnisse 39 und 40 überliefert ist, gibt uns einen tiefen Einblick in die Dynamik zwischen göttlicher Einladung und menschlicher Entscheidungsfreiheit. Covill war ein Mann mit religiösem Hintergrund und geistigem Interesse. Als ihm durch Joseph Smith eine Offenbarung gegeben wurde, in der der Herr ihn persönlich anspricht, zeigte er zunächst Bereitschaft, dieser Berufung zu folgen. Der Herr lobt ihn sogar für seine Entscheidung und verheißt ihm große Segnungen – allerdings unter der Bedingung, dass er gehorsam bleibt.
Diese Phase entspricht dem, was wir vielleicht als geistige Begeisterung oder Aufbruchsstimmung bezeichnen würden – ein Moment, in dem das Herz empfänglich ist, in dem man das Gefühl hat, das Richtige tun zu wollen. Doch diese Bereitschaft war bei Covill nicht tief genug verwurzelt. Bereits am nächsten Tag verwarf er seinen Entschluss. Der Herr erklärt in Lehre und Bündnisse 40, dass Satan ihn sogleich versuchte, und dass die Furcht vor Verfolgung sowie die Sorgen der Welt ihn dazu brachten, das Wort zu verwerfen.
Was lernen wir daraus?
1. Geistige Eingebungen brauchen Entschlossenheit
Es reicht nicht aus, geistige Eindrücke oder Zeugnisse nur mit Freude zu empfangen – wir müssen sie auch mit Entschlossenheit und Konsequenz in unserem Leben verankern. Wer das Wort des Herrn hört, muss es auch umsetzen, selbst wenn das mit persönlichen Opfern, Unbequemlichkeiten oder gesellschaftlichem Gegenwind verbunden ist.
2. Die „Sorgen der Welt“ sind reale geistige Gefahren
Covill scheiterte nicht, weil er böse war, sondern weil die Welt – ihre Anforderungen, Erwartungen und Ängste – lauter zu ihm sprach als der Geist Gottes. Auch wir stehen täglich in der Gefahr, von „gutem Anfang“ zu „nichts daraus geworden“ überzugehen, wenn wir dem Druck der Welt nachgeben. Der Herr weist uns hier klar auf diese Gefahren hin – und warnt zugleich davor, wie subtil und plötzlich sie wirken können.
3. Gehorsam ist eine fortlaufende Entscheidung
Covill wurde eine große Verheißung gegeben – aber sie war an Bedingungen geknüpft. Auch in unserem Leben sind viele Segnungen an Treue und Gehorsam gebunden. Der Bund mit dem Herrn ist kein einmaliger Moment, sondern eine dauerhafte Ausrichtung, die immer wieder bekräftigt werden muss – besonders dann, wenn es schwierig wird.
4. Ein warnendes Beispiel ist zugleich ein liebevoller Ruf
Obwohl Covills Geschichte tragisch ist, ist sie auch ein Geschenk. Sie zeigt uns sehr klar, was geschehen kann, wenn wir geistige Eindrücke nicht pflegen oder ihnen nicht folgen. Der Herr gibt uns diese Geschichte nicht, um uns zu entmutigen, sondern um uns zu sensibilisieren. Sie ist ein Ruf zur Wachsamkeit, zur Standhaftigkeit und zur echten Nachfolge.
Schlussgedanke
James Covill erinnert uns daran, dass geistige Entscheidung und tatsächliche Nachfolge zwei unterschiedliche Dinge sind – und dass zwischen dem Hören des Wortes und dem Tun des Wortes eine oft unterschätzte Wegstrecke liegt. Wer treu sein will, muss den Mut haben, Gottes Stimme mehr zu fürchten als die der Welt. Die Geschichte Covills lädt uns ein, nicht nur mit Freude anzufangen, sondern mit Ausdauer zu vollenden.
Zitate aus Generalkonferenzen
Elder Dieter F. Uchtdorf
„Ein Entschluss, Jesus Christus zu folgen, ist nur der Anfang. Unsere Nachfolge erfordert eine tägliche Entscheidung, unser Herz auf Ihn auszurichten.“
(Generalkonferenz, Okt. 2008 – „Der Weg der Jünger“)
Präsident Russell M. Nelson
„Lassen Sie zu, dass Gott der wichtigste Einfluss in Ihrem Leben wird. Nehmen Sie nichts an, was diesen Einfluss verdrängt – weder die Welt, noch Angst, noch den Druck anderer.“
(Generalkonferenz, Okt. 2020 – „Hören Sie ihn!“)
Elder Jeffrey R. Holland
„Echte Jüngerschaft verlangt mehr als nur einen Augenblick der Inspiration – sie verlangt Standhaftigkeit, wenn die Welt auf einen einstürmt.“
(Generalkonferenz, Apr. 2017 – „Songs Sung and Unsung“)
Zusammenfassung für die persönliche Anwendung
Habe ich geistige Eindrücke erhalten, denen ich bislang nicht gefolgt bin?
Was in der Welt hält mich manchmal davon ab, treu zu handeln?
Wie kann ich meine Entscheidung für Christus heute erneuern – mit Entschlossenheit?