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“denn wenn ihr wollt, dass ich euch einen Platz in der celestialen Welt gebe, dann müsst ihr euch darauf vorbereiten, indem ihr das tut, was ich euch geboten und von euch verlangt habe.” (Lehre und Bündnisse 78:7).
Lehren aus Lehre und Bündnisse 78
Die Offenbarung in Lehre und Bündnisse 78 ist eine entscheidende Anweisung des Herrn an Joseph Smith und seine Mitstreiter, die sowohl die temporalen als auch die geistigen Aspekte des Reiches Gottes vereint. Sie ist tief mit dem Prinzip der Weihe (Konsekration) und dem Aufbau der Kirche in einer geordneten, göttlich inspirierten Weise verbunden. Diese Offenbarung enthält nicht nur organisatorische Anweisungen, sondern auch ewige Wahrheiten über unsere Stellung als Kinder Gottes, über Gleichheit, Verantwortung, Dankbarkeit und das letztendliche Ziel der Erhöhung.
Der Herr beginnt die Offenbarung mit einem Appell an diejenigen, die zum Hohen Priestertum ordiniert worden sind und sich versammelt haben (Verse 1–2). Es ist bedeutsam, dass der Herr selbst diejenigen anspricht, die er „von oben her“ ordiniert hat. Das erinnert daran, dass ihre Berufung und Vollmacht nicht aus menschlicher Quelle stammt, sondern aus göttlicher. Sie sollen auf seine Weisheit hören, damit das Werk, das sie begonnen haben – in diesem Fall die organisatorische und wirtschaftliche Grundlage für das Werk des Herrn –, zu ihrer Errettung beiträgt. Dieser Gedanke verdeutlicht eine tiefere Wahrheit: Dass auch scheinbar praktische oder temporale Aufgaben wie Verwaltung, Druckwesen oder Versorgung der Armen direkt mit dem ewigen Heil in Verbindung stehen können, wenn sie im Gehorsam gegenüber Gott und in seinem Geist verrichtet werden.
In Vers 3 kommt der Herr auf den Kern dieser Anweisung: Es ist an der Zeit, das Volk des Herrn zu organisieren, um die Angelegenheiten des „Vorratshauses für die Armen“ zu regeln. Der ursprüngliche Wortlaut sprach noch direkter von der Organisation der „Literarischen und Handelsunternehmen“ der Kirche, doch die spätere Fassung, wie sie heute überliefert ist, legt den Schwerpunkt auf Fürsorge für die Armen. Diese Anpassung zeigt, dass das Prinzip der Weihe nicht nur der inneren Stärkung der Kirche, sondern auch der Fürsorge für die Bedürftigen dient. Damit wird klar, dass alle wirtschaftlichen und strukturellen Bemühungen letztlich einem geistigen Ziel dienen: „zur Errettung der Menschen“ und „zur Verherrlichung des Vaters“ (Vers 4).
Diese Verbindung zwischen geistigen und irdischen Dingen wird in den Versen 5–6 weiter ausgeführt. Der Herr betont, dass wir nicht in himmlischen Dingen gleich sein können, wenn wir nicht in irdischen Dingen gleich sind. Das Prinzip der Gleichheit ist dabei nicht einfach eine Forderung nach äußerer Gleichmacherei, sondern eine Einladung zur gegenseitigen Verantwortung und zur Bereitschaft, Ressourcen zu teilen. Die Kirche Jesu Christi lehrt seit jeher, dass temporale Segnungen in den Dienst des Reiches Gottes gestellt werden sollen – sei es durch Spenden, durch Dienst am Nächsten oder durch selbstlose Arbeit in Berufung und Familie. Die Weihe bedeutet nicht zwanghafte Umverteilung, sondern freiwillige Hingabe im Vertrauen auf Gottes Versorgung.
In Vers 7 sagt der Herr deutlich, dass der Weg zur Celestialehre nur durch Gehorsam möglich ist. Das zeigt, dass Weihe keine isolierte Praxis ist, sondern Bestandteil des Weges zur Heiligung. Die Berufung zu einer solchen Ordnung – oder wie der Herr es nennt, einem „Band oder ewigen Bund“ (Vers 11) – ist eine heilige Verpflichtung. Wer diesen Bund bricht, verliert nicht nur seine Stellung, sondern wird auch den „Züchtigungen Satans“ überlassen. Die Ernsthaftigkeit dieser Warnung zeigt, wie eng das eigene geistige Wohlergehen mit dem treuen Umgang mit heiligen Verpflichtungen – auch im temporalen Bereich – verknüpft ist.
Die Verse 13–14 zeigen einen weiteren Aspekt des Evangeliums: Die Notwendigkeit von Vorbereitung und Eigenständigkeit. Obwohl die Gläubigen im Geiste vereint sein und einander unterstützen sollen, erwartet der Herr auch, dass die Kirche als Ganzes „unabhängig über allen Geschöpfen unter der celestialen Welt“ steht. Hier zeigt sich das Gleichgewicht zwischen Gemeinschaft und Selbstverantwortung. Brigham Young und spätere Propheten wie Gordon B. Hinckley betonten dieses Prinzip der Selbstversorgung, sowohl auf individueller als auch auf institutioneller Ebene. Der Aufbau von Rücklagen, kluge Haushaltsführung und der Verzicht auf Verschwendung sind nicht nur wirtschaftlich klug, sondern geistlich geboten – sie bereiten uns auf künftige Prüfungen vor und machen die Kirche fähig, in Krisenzeiten zu helfen.
Die letzten Verse (15–22) weiten den Blick über das Hier und Jetzt hinaus. Der Herr verheißt eine „Krone“ und die Herrschaft über viele Reiche – eine Anspielung auf die celestiale Herrlichkeit und die Rolle der Getreuen im Reich Gottes. In diesem Zusammenhang wird Adam als Michael, der Erzengel, erwähnt – als der, der unter der Leitung des Sohnes Ahman (ein heiliger Titel für Jesus Christus) die Schlüssel der Errettung trägt. Diese eschatologischen Hinweise verbinden die irdische Ordnung mit der himmlischen Zukunft. Der Hinweis auf Adam-ondi-Ahman und die Wiederherstellung der Schlüssel verdeutlicht, dass alles im Evangelium letztlich auf eine göttliche Ordnung und Wiedervereinigung der Familie Gottes zielt.
Besonders tröstlich sind die Worte des Herrn in Vers 18: „seid guten Mutes, denn ich werde euch weiter führen“ Der Herr kennt unsere Begrenztheit, nennt uns „kleine Kinder“ (Vers 17) und zeigt Mitgefühl für unsere noch unvollständige Erkenntnis. Doch er lässt uns nicht allein, sondern führt uns Schritt für Schritt, mit einer klaren Verheißung: „Das Reich ist euer, und die Segnungen davon sind euer, und die Reichtümer der Ewigkeit sind euer.“ Dieser Gedanke ist zentral: Auch wenn wir noch nicht alles verstehen, dürfen wir in der Hoffnung leben, dass unsere Treue uns zu einer Fülle führen wird, die über das Vorstellbare hinausgeht.
Schließlich betont der Herr, dass Dankbarkeit ein Schlüssel ist, um geistig erhöht zu werden (Vers 19). Wer alle Dinge mit Dankbarkeit empfängt, wird „herrlich gemacht“ – ein Ausdruck, der auf die Verwandlung in die göttliche Natur hinweist. Und das irdische wird ihm hundertfältig dazugegeben. Der Herr schließt mit einer eindrucksvollen Zusage: „Wer ein treuer und weiser Verwalter ist, wird alles ererben“ (Vers 22). Das Erbe, von dem hier die Rede ist, umfasst nicht nur materiellen Segen, sondern die volle Teilhabe an Gottes Werk und Herrlichkeit.
Zusammenfassend zeigt Lehre und Bündnisse 78 ein tiefes Zusammenspiel von irdischer Verantwortlichkeit, geistiger Vorbereitung und ewiger Verheißung. Die Ordnung, die der Herr hier errichtet, ist kein bloßes Wirtschaftsmodell, sondern ein Spiegelbild des celestialen Reiches – eine Schule für Heiligkeit, Gleichheit, Hingabe und Vertrauen. Wer sich dieser Ordnung anschließt, sei es durch praktische Mithilfe, durch geistige Bereitschaft oder durch das Halten heiliger Bündnisse, nimmt teil an einem göttlichen Werk, das auf die Erhöhung des Menschen und die Verherrlichung Gottes zielt.
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