Samstag, 19. Juli 2025

Geht hin und predigt mein Evangelium

 

Mein Evangelium mit dem Ton der Freude verkünden, wie mit der Stimme einer Posaune.
(Bild: Quelle)

“Darum geht hin und predigt mein Evangelium, ob im Norden oder im Süden, im Osten oder im Westen, darauf kommt es nicht an, denn ihr könnt nicht fehlgehen.” (Lehre und Bündnisse 80:3

Lehre und Bündnisse 80 – Historischer Kontext, Persönlichkeiten und geistliche Lehren 

Am 7. März 1832 empfing der Prophet Joseph Smith in Hiram, Ohio eine kurze, aber tiefgründige Offenbarung, die heute als Lehre und Bündnisse 80 bekannt ist. Sie richtet sich an zwei junge Männer: Stephen Burnett und Eden Smith, die berufen wurden, das Evangelium Jesu Christi zu verkünden. In nur fünf Versen vermittelt die Offenbarung zentrale Prinzipien göttlicher Berufung, geistiger Führung und individueller Verantwortung. Im Zentrum stehen zwei Männer, deren Leben sich zunächst im missionarischen Eifer ähnelte, deren weiterer Weg jedoch ganz unterschiedlich verlief – was diesen Abschnitt besonders lehrreich macht. 

Die Persönlichkeit und der Weg von Stephen Burnett 

Stephen Burnett wurde 1813 in Trumbull County, Ohio geboren und kam früh mit der Wiederhergestellten Kirche in Kontakt. Bereits mit 16 Jahren ließ er sich taufen, wurde wenig später Lehrer, Ältester und schließlich Hoher Priester – ein beachtlicher Aufstieg, noch vor seinem 18. Geburtstag. Seine schnelle geistige Entwicklung ging einher mit einem brennenden Wunsch, das Evangelium unter seinen Verwandten zu verbreiten. Er führte seine Eltern zur Taufe, war in Lehre und Bündnisse 75:35 bereits im Januar 1832 zum Predigen berufen worden und erhielt nun mit Abschnitt 80 eine weitere Bestätigung seines Auftrags. 

Stephen Burnett war erfolgreich als Missionar. Er brachte das Evangelium unter anderem nach Dalton, New Hampshire, wo er als Erster „die frohe Botschaft“ verkündete. Er diente mit verschiedenen Gefährten, darunter John Smith, der Vater seines späteren Missionspartners Eden. Burnetts schriftlicher Stil zeugt von Klarheit und Nachdenklichkeit – und in späteren Jahren von einer tiefen inneren Zerrissenheit. 

Denn trotz seines frühen geistigen Eifers entfernte sich Burnett im Laufe der Jahre zunehmend von der Kirche. Im Jahr 1838, nach Jahren des Dienstes, erklärte er, der Geist Gottes habe ihn verlassen. Er konnte oder wollte nicht mehr glauben, dass Offenbarung möglich sei. In einer drastischen Formulierung sprach er davon, dass die Grundlage seines Glaubens „in sich zusammenbrach wie ein Haufen Trümmer“. Joseph Smith äußerte in einem Brief die Einschätzung, dass Burnetts Zweifel nicht allein intellektueller Natur waren, sondern auch mit seiner mangelnden Bereitschaft zusammenhingen, sein Leben vollständig dem Reich Gottes zu weihen. Dies wirft ein tragisches, aber ehrliches Licht auf die Gefahren spiritueller Selbstgenügsamkeit – auch im Leben begabter Diener Gottes. 

Eden Smith – der stille, treue Missionar 

Eden Smith war 1806 in Indiana geboren und gehörte zur erweiterten Familie Joseph Smiths. Er war Landarbeiter, verheiratet mit Polly Rockwell und Vater einer wachsenden Familie. Eden trat der Kirche 1831 bei und wurde bald darauf Ältester. Im Gegensatz zu Burnett war sein Werdegang weniger spektakulär, aber nicht weniger wertvoll. Eden war ein ruhiger, reflektierender Charakter, der seine Erfahrungen sorgfältig aufzeichnete und das kirchliche Geschehen dokumentierte – ein Segen für die heutige Kirchengeschichte. 

Seine Missionsarbeit begann schon vor Lehre und Bündnisse 80, unter anderem mit Micah Welton, wobei er in mehreren Gemeinden in Ohio predigte. Nach der Offenbarung vom 7. März 1832 war er zunächst krankheitsbedingt verhindert, doch im Juli konnte er mit Stephen Burnett gemeinsam einige Tage lang in Dörfern südlich von Kirtland predigen. Eden war durch und durch gewissenhaft. Er diente später in Nauvoo, war in kirchliche Disziplinarverfahren eingebunden und unternahm 1844 noch eine weitere Mission in Pennsylvania. Trotz Herausforderungen und struktureller Spannungen blieb Eden Smith der Kirche bis zu seinem Tod im Jahr 1851 treu. Seine Biografie ist ein stilles Zeugnis dafür, dass Beständigkeit oft mehr Kraft entfaltet als dramatische Aufstiege. 

Inhalt und Bedeutung von Lehre und Bündnisse 80 

Die Offenbarung selbst ist einfach und direkt gehalten. In den Versen 1 bis 5 spricht der Herr zu Stephen Burnett und Eden Smith: 

Eine freie Zusammenfassung „Geht hinaus und predigt mein Evangelium, spricht der Herr; ruft die Menschen zur Umkehr, und bereitet den Weg für mein zweites Kommen. Und es ist euch einerlei, wohin ihr geht, denn ihr könnt nicht fehlgehen. Darum, predigt das Evangelium in jedem Gebiet, ruft zur Umkehr, ruft mit lauter Stimme und mit Freuden – Amen.“ 

Besonders bemerkenswert ist Vers 3: „Denn ihr könnt nicht fehlgehen.“ Dieses Vertrauen des Herrn in seine Diener offenbart ein wichtiges Prinzip der geistigen Eigenverantwortung. Es erinnert an Lehre und Bündnisse 58:26, wo es heißt, der Herr wolle nicht in allem gebieten. Stattdessen dürfen die Heiligen – sofern sie rechtschaffen und eifrig sind – selbst entscheiden, wo und wie sie dienen. Stephen Burnett wurde ausdrücklich gesagt, dass er seine Missionsroute frei wählen dürfe. 

Dieses Prinzip wurde in der Neuzeit eindrucksvoll durch das Zeugnis von Elder Ronald A. Rasband bestätigt. In einer Ansprache erzählte er, wie Missionare unter geistiger Eingebung ihren Einsatzorten zugewiesen werden. Und doch gilt weiterhin: In vielen Fällen erwartet der Herr, dass wir nach bestem Wissen entscheiden und dann mit Vertrauen voranschreiten – im Wissen, dass Er mit uns ist. 

Die Formulierung „mit lauter Stimme und mit Freuden“ (z.B. Lehre und Bündnisse 29:4) unterstreicht zudem den positiven, hoffnungsvollen Charakter der Mission. Die Botschaft des Evangeliums soll nicht nur mit Ernst, sondern mit Freude verkündet werden – als ein Ausdruck der inneren Freude über Christi Wiederkunft. 

Geistliche Lehren für uns heute 

Lehre und Bündnisse 80 ist auch für heutige Leser ein wertvoller Text. Erstens lehrt uns der Abschnitt, dass Berufungen nicht immer mit genauen Anweisungen einhergehen. Manchmal vertraut der Herr darauf, dass wir gute Entscheidungen treffen können – ein Zeichen geistiger Reife. Zweitens verdeutlicht das Leben von Stephen Burnett, dass ein früher geistiger Aufstieg keine Garantie für lebenslange Treue ist. Ohne persönliche Weihe und Demut droht der Verlust des Geistes. Drittens gibt Eden Smiths Beispiel Hoffnung: Wer demütig, beständig und gläubig dient, wird nicht übersehen. Auch stille Treue ist vor Gott kostbar. Schließlich erinnert uns der Ruf zur Mission daran, dass wir mit „Freuden“ das Evangelium teilen sollen – nicht aus Pflicht, sondern aus Liebe zu Christus. 

findechristus.org

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