Mittwoch, 6. August 2025

Deren Name nicht im Buch des Gesetzes verzeichnet gefunden wird

 

(Bild: Quelle)

“Und diejenigen, die vom Hohen Priestertum sind, deren Name nicht im Buch des Gesetzes verzeichnet gefunden wird oder von denen man findet, dass sie abgefallen sind oder aus der Kirche ausgeschlossen worden sind, ebenso diejenigen vom geringeren Priestertum oder von den Mitgliedern, werden an jenem Tag kein Erbteil unter den Heiligen des Allerhöchsten finden;” (Lehre und Bündnisse 85:11). 

Lehren aus Lehre und Bündnisse 85:7-12 

Die prophetische Warnung an Zion – Verse 7–8 

L&B 85:7 

Dieser Vers ist eingebettet in ein Schreiben, das Joseph Smith am 27. November 1832 an W. W. Phelps sandte, und es nimmt Bezug auf die wachsende Unordnung unter den Heiligen in Missouri. Besonders hervorzuheben ist dabei die Andeutung, dass Gott – sollte die bereits berufene Führung scheitern – einen neuen Diener senden werde, „mächtig und stark“, ausgestattet mit überirdischen Eigenschaften und befähigt, das Haus Gottes in Ordnung zu bringen. 

Diese Beschreibung hat in der Kirchengeschichte immer wieder Spekulationen ausgelöst, insbesondere die Frage, wer dieser „Mächtige und Starke“ sei. Zahlreiche selbsternannte Propheten haben sich im Laufe der Jahre als dieser Mann ausgegeben, was die Erste Präsidentschaft 1905 zu einer offiziellen Klarstellung veranlasste: Die Stelle bezog sich konkret auf die damalige Situation in Missouri, insbesondere auf Bischof Edward Partridge, der zeitweise seiner Berufung nicht in vollem Maße gerecht wurde. Joseph F. Smith erklärte dazu, dass es nicht um einen zukünftigen Reformer gehe, der die Kirche von Grund auf neu organisieren müsse, sondern um eine damalige drohende Ersetzung Partridges, sollte dieser seine Berufung nicht erfüllen. 

Tatsächlich war Partridge laut D&C 58:14–15 vom Herrn gewarnt worden: „Wenn er nicht umkehrt ..., so nehme er sich in Acht, dass er nicht falle.“ Offenbar gab es Spannungen zwischen ihm und Joseph Smith, die aus Unsicherheiten und Unerfahrenheit mit der neu offenbarten Ordnung des Priestertums resultierten. Joseph F. Smith und die Erste Präsidentschaft betonten, dass Partridge zwar vom Herrn gerügt wurde, später jedoch durch Umkehr und treuen Dienst die göttliche Vergebung erlangte (vgl. HC 2:302–303, D&C 124:19). 

In diesem Zusammenhang wird auch die Metapher in Vers 8 verständlich: „Während jener Mann, der von Gott berufen und bestimmt war, der seine Hand ausstreckt, um die Lade Gottes zu stützen, durch den Todespfeil fallen wird wie ein Baum, den der grelle Blitzstrahl fällt.“ Diese Formulierung greift ein alttestamentliches Bild auf – den Tod Usas (vgl. 2. Samuel 6:6–7), der unbefugt die Bundeslade berührte, um sie zu „stützen“. Die Botschaft ist klar: Wer sich in göttlich geordnete Angelegenheiten einmischt, ohne dazu berufen zu sein, der begibt sich in große geistige Gefahr. 

Lehren aus Vers 7: Göttliche Berufung, Ordnung und Demut 

 Vers 7 betont, dass wahre geistliche Macht mit göttlicher Berufung, Licht und Wahrheit einhergeht. Der „Mächtige und Starke“ wird beschrieben als jemand, der das „Zepter der Macht“ trägt, in Licht gehüllt ist, mit einem Mund, der ewige Worte spricht, und einem Innersten, das eine Quelle der Wahrheit ist. Diese Symbolik verweist auf Christusähnliche Eigenschaften – Wahrheit, Licht, Berufung und Reinheit. Es ist nicht überraschend, dass sich über die Jahrhunderte hinweg selbsternannte Propheten auf diesen Vers beriefen, um sich Autorität anzumaßen. Doch die Erste Präsidentschaft machte klar: Jeder, der wirklich von Gott gesandt ist, wird auf ordentliche Weise durch Offenbarung an die Führer der Kirche und mit Zustimmung der Heiligen berufen werden – so wie es heute im Verfahren der Berufungen durch den Propheten geschieht. 

Ein bedeutsamer Bezug findet sich in L&B 112:30, wo die „Evangeliumszeit der Fülle der Zeiten“ erwähnt wird. Diese Formulierung erinnert an Epheser 1:10, wo es heißt, dass „in der Fülle der Zeiten alles unter einem Haupt, nämlich Christus, zusammenzufassen“ sei – sowohl was im Himmel als auch was auf Erden ist. In dieser heilsgeschichtlichen Fülle ist die Kirche Christi dauerhaft aufgerichtet, und es braucht keinen Umsturz, keine neue Gründung. Der Herr wirkt durch bestehende Kanäle. 

Heute ist dieser Vers ein Mahnmal gegen Stolz, Eigenmächtigkeit und geistlichen Machtanspruch. Er fordert uns auf, die göttliche Ordnung zu respektieren und geistige Autorität nur dort anzuerkennen, wo sie von Gott selbst durch geoffenbarte Kanäle gegeben wird. Gleichzeitig lehrt er, dass Gott selbst eingreift, wenn sich Berufene nicht als würdig erweisen – das Werk wird fortschreiten. 

Die Konsequenzen des Ungehorsams – Verse 9–12 

In den folgenden Versen (V. 9–12) wird die Mahnung weiter ausgeführt: „Und alle, die nicht ihre Werke und ihre Namen mit reinem Herzen aufschreiben lassen, sollen nicht als heilige Menschen gezählt werden.“ (V. 9) Die Betonung liegt hier auf geistlicher Integrität: Nicht nur die Äußerlichkeit des Mitgliedseins zählt, sondern der innere Zustand des Herzens. Wer nicht in Aufrichtigkeit handelt, wird „nicht unter denen gefunden werden, die das Erbteil des Herrn empfangen“ (V. 10). 

Vers 11 erklärt, dass solche Menschen „nicht unter den Heiligen des Allerhöchsten ein Erbteil finden“ werden. Dies ist eine ernste Warnung. Das himmlische Erbteil – symbolisch für die Erhöhung – ist an geistige Reinheit und Bundesloyalität gebunden. Hier finden wir eine direkte Parallele zu Matthäus 7:21–23, wo der Herr sagt: „Nicht jeder, der zu mir sagt: Herr, Herr, wird in das Himmelreich eingehen … Ich habe euch nie gekannt.“ (in der revideirten Übersetzung von JS lautet der Vers: “... Ihr habt mich nicht gekannt” 

Schließlich verkündet Vers 12: „Und alle, die dieses Priestertum verachten und seine Segnungen nicht annehmen, werden es nicht halten dürfen.“ Diese Aussage erinnert stark an Hebräer 10:29, wo derjenige, der das Blut des Bundes für unrein hält, als besonders schwer schuldig angesehen wird. Auch L&B 121:37 greift diese Thematik auf: Wer durch Stolz oder Machtausübung sein Priestertum verliert, verliert auch den Geist des Herrn. 

Diese Verse unterstreichen, dass sich die Verheißungen Gottes nicht automatisch erfüllen. Sie sind an Treue, Gehorsam und Demut gebunden. Der „Mächtige und Starke“ aus Vers 7 war nie als Symbol für Revolution oder institutionellen Umsturz gemeint, sondern vielmehr als ernste Erinnerung daran, dass Gott sein Haus in Ordnung bringt – zur Not auch durch Ersatz. 

Heutige Anwendung: Glaubenstreue und Demut 

Erstens: Wir sollten wachsam gegenüber jeglichem geistigen Anspruch sein, der außerhalb des geordneten Priestertumskanals kommt – besonders, wenn jemand die Führung der Kirche untergräbt. Viele Sekten oder abtrünnige Gruppen haben genau das versucht, oft mit Berufung auf diesen Vers. 

Zweitens: Wir sind eingeladen, unsere Namen nicht nur im Kirchenregister, sondern durch unseren Lebenswandel im „Buch des Lammes“ einschreiben zu lassen (vgl. Offenbarung 20:12). Die Erbschaft im Reich Gottes hängt von unserem inneren Zustand ab – nicht nur von unserer Kirchenzugehörigkeit. 

Drittens: Dieser Abschnitt ruft uns zu einer Haltung der Demut, Umkehr und Ordnung. Wie Edward Partridge trotz früherer Fehler zu einem Mann wurde, mit dem der Herr „wohlgefällig“ war, so ist auch für uns Umkehr immer möglich. 

findechristus.org

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