Mittwoch, 12. November 2025

So wird er in der künftigen Welt um so viel im Vorteil sein

 

(Bild: Quelle)

„Und wenn jemand in diesem Leben durch seinen Eifer und Gehorsam mehr Wissen und Intelligenz erlangt als ein anderer, so wird er in der künftigen Welt um so viel im Vorteil sein.“ (Lehre und Bündnisse 130:19). 

Dieser Vers ist eine Einladung, geistiges Lernen, Tempeldienst, Schriftenstudium, Gebet und gehorsames Handeln bewusst zu priorisieren, anstatt unser Leben mit Vergänglichem zu füllen. 

Lehre und Bündnisse 130:10–23 

Historischer Kontext 

Am 2. April 1843 besuchte Joseph Smith mit einigen Begleitern die Heiligen in Ramus, Illinois, einer kleinen Gemeinde etwa 30 km östlich von Nauvoo. In einer familiären, belehrenden Atmosphäre beantwortete er dort Fragen, die ihm Mitglieder stellten, und erläuterte verschiedene Lehren. Die Notizen, die William Clayton an diesem Tag machte, enthalten viele kurze, aber bedeutende Aussagen Josephs über die Natur Gotteshimmlische KommunikationZukunftsereignisse und das geistige Wachstum des Menschen

Obwohl diese Aussagen nicht als formelle Offenbarung diktiert wurden, waren sie so bedeutsam, dass sie später in den Kanon der heiligen Schriften aufgenommen wurden. Abschnitt 130 ist daher eine Sammlung von Lehrstücken, die Joseph spontan gegeben hat, aber die wichtige theologische Klarheit bringen. (Zusammenfassung nach doctrineandcovenantscentral.org und Steven C. Harper, Doctrine and Covenants Contexts.) 

Himmlische Offenbarung und der weiße Stein (Verse 10–11) 

Joseph Smith erklärt, dass jedem, der in das celestiale Reich gelangt, ein weißer Stein gegeben wird, der zu einem persönlichen Urim und Tummim wird. Dadurch wird „das, was eine höhere Ordnung der Reiche betrifft, kundgetan werden“ (V. 10). 

Dieses Bild knüpft direkt an Offenbarung 2:17 an, wo dem Überwinder ein weißer Stein mit einem neuen Namen verheißen wird. Im Alten Testament dienten Urim und Tummim (2. Mose 28:30) als Mittel, um den Willen Gottes zu erfragen. Joseph erweitert diesen Gedanken auf die Ewigkeit: Im celestialen Reich wird jeder Treue einen individuellen Offenbarungszugang erhalten. 

In L&B 76:94–95 wird eine ähnliche Realität beschrieben: Die Celestialen „sehen, wie sie gesehen werden, und erkennen, wie sie erkannt werden“. Der weiße Stein symbolisiert diesen vollkommen klaren Erkenntnisfluss. Auch im Buch Mormon finden wir Parallelen: Der Bruder Jared empfing heilige Steine, durch die künftige Generationen große Offenbarungen empfangen sollten (Ether 3:23–28). 

Der „neue Name“, der auf dem Stein geschrieben steht (V. 11), erinnert an biblische Bundesschlüsse, in denen Menschen bei einer göttlichen Berufung einen neuen Namen erhielten (z. B. Abram → Abraham, Jakob → Israel). Dieser Name ist Ausdruck der persönlichen Beziehung zu Gott und ein Schlüssel zu himmlischer Macht. 

Prophetische Ankündigung des Bürgerkriegs (Verse 12–13) 

Joseph Smith prophezeit: „Ich prophezeie im Namen Gottes, des Herrn, dass die Schwierigkeiten, die … viel Blutvergießen verursachen werden, ihren Anfang in South Carolina nehmen werden.“ (V. 12

Diese Prophezeiung, erstmals 1832 in einer Offenbarung ausgesprochen (heute L&B 87), erfüllte sich 1861, als der amerikanische Bürgerkrieg mit dem Angriff auf Fort Sumter in South Carolina begann. Joseph nennt als wahrscheinliche Ursache die Sklavenfrage (V. 13). 

Diese Voraussage ist ein eindrucksvolles Beispiel für prophetische Weitsicht. Sie erinnert an 2. Nephi 26:33, wo der Herr erklärt, dass er niemanden wegen Herkunft oder Status ausschließt und „alle sind vor Gott gleich“. Der Konflikt um Sklaverei war nicht nur politisch, sondern tief moralisch. Josephs Worte stellen den kommenden Krieg in einen heilsgeschichtlichen Rahmen. 

Die Frage nach der Wiederkunft Christi (Verse 14–17) 

Joseph berichtet, wie er Gott ernstlich bat, den Zeitpunkt des Zweiten Kommens zu erfahren. Die Antwort lautete, dass er, wenn er 85 Jahre alt werde, „das Antlitz des Menschensohnes sehen“ werde (V. 15). Ob dies das eigentliche Kommen oder ein persönliches Erscheinen meinte, blieb offen (V. 16). 

Jesus selbst lehrte: „Von dem Tag aber und der Stunde weiß niemand, auch die Engel im Himmel nicht, auch der Sohn nicht, sondern allein der Vater.“ (Matthäus 24:36

Gott offenbarte Joseph keinen genauen Termin, sondern setzte eine Grenze: „behellige mich in dieser Sache nicht mehr“. Joseph zeigte Demut, indem er diese Grenze akzeptierte. Alma 5 und Matthäus 24:42–44 betonen, dass es nicht darum geht, Daten zu kennen, sondern ständig vorbereitet zu sein

Ewiger Wert von Intelligenz und Gehorsam (Verse 18–21) 

„Jeglicher Grundzug der Intelligenz, den wir uns in diesem Leben zu eigen machen, wird mit uns in der Auferstehung hervorkommen.“ (V. 18

Joseph lehrt hier, dass geistige Erkenntnis, Charakterstärke und Verständnis göttlicher Wahrheiten bleibende Schätze sind. Alma 34:32–34 betont ebenfalls, dass dieses Leben die Zeit ist, um uns vorzubereiten. 

„Und wenn jemand in diesem Leben durch seinen Eifer und Gehorsam mehr Wissen und Intelligenz erlangt als ein anderer, so wird er in der künftigen Welt um so viel im Vorteil sein.“ (V. 19

Dieses Prinzip findet sich im Gleichnis von den Talenten (Matthäus 25:14–30) und in 2. Nephi 28:30: „Dem, der empfängt, will ich mehr geben.“ Geistiges Wachstum entsteht durch aktives Streben und Gehorsam. 

„Es gibt ein Gesetz, das im Himmel vor den Grundlegungen dieser Welt unwiderruflich angeordnet wurde und auf dem alle Segnungen beruhen.“ (V. 20

Diese Aussage korrespondiert mit L&B 82:10: „Ich, der Herr, bin an mein Wort gebunden, wenn ihr tut, was ich sage.“ Segnungen sind nicht willkürlich; sie folgen göttlichen Gesetzen. Wer sie kennt und lebt, empfängt sie sicher. 

Die Natur der Gottheit (Verse 22–23) 

„Der Vater hat einen Körper aus Fleisch und Gebein, so fühlbar wie der eines Menschen, ebenso der Sohn; aber der Heilige Geist hat keinen Körper aus Fleisch und Gebein, sondern ist eine Person aus Geist.“ (V. 22

Diese Lehre unterscheidet die Wiederherstellung von traditionellen christlichen Vorstellungen. Josephs Erste Vision (Joseph Smith–Lebensgeschichte 1:17) bestätigte, dass Vater und Sohn getrennte, körperliche, verherrlichte Wesen sind. 

Lukas 24:39 bezeugt, dass Jesus nach seiner Auferstehung einen Körper aus „Fleisch und Knochen“ hatte. Stephanus sah „Gott und Jesus zur Rechten Gottes“ (Apg 7:55–56). 

Vers 23 warnt: Der Heilige Geist kann zwar auf uns herabkommen, „muss aber nicht bei uns verweilen“. Mosia 2:36–37 erklärt, dass der Geist sich zurückzieht, wenn Menschen sündigen. Daraus folgt: Wer möchte, dass der Heilige Geist dauerhaft bei ihm bleibt, muss ein Leben der Rechtschaffenheit führen

🟡 Welche konkreten Schritte kann ich heute unternehmen, um „mehr Wissen und Intelligenz“ durch Eifer und Gehorsam zu erlangen — damit ich in der künftigen Welt im Vorteil bin? 

findechristus.org

Dienstag, 11. November 2025

Derselbe gesellige Umgang, ..., wird auch dort unter uns vorhanden sein

 

(Bild: Quelle)

„Und derselbe gesellige Umgang, der unter uns hier vorhanden ist, wird auch dort unter uns vorhanden sein, nur wird er mit ewiger Herrlichkeit verbunden sein, welcher Herrlichkeit wir uns jetzt noch nicht erfreuen.“ (Lehre und Bündnisse 130:2). 

Dieser Vers gibt Hoffnung und Orientierung: Die Beziehungen, die wir hier pflegen, haben ewigen Wert. Familie, Freundschaft und Gemeinschaft sind nicht vorübergehend, sondern Teil des göttlichen Plans. 

Lehre und Bündnisse 130:1–9 – Historischer Kontext und Versbetrachtung 

Historischer Hintergrund 

Am 2. April 1843 besuchte Joseph Smith die Familie von Benjamin F. Johnson in Ramus, Illinois. Während dieses Besuchs beantwortete er verschiedene theologische Fragen, die Heilige bewegten. Diese Antworten wurden von William Clayton aufgezeichnet und später kanonisiert. Es handelte sich nicht um eine formale Offenbarung, sondern um Belehrungen in einem privaten und lehrreichen Rahmen. 

Steven C. Harper beschreibt: 

„Abschnitt 130 besteht aus Notizen von William Clayton, der Josephs Bemerkungen an die Heiligen in Ramus aufzeichnete. Sie wurden nicht als Offenbarung dargestellt, aber weil sie wichtige Lehren verdeutlichten, wurden sie später heiliggesprochen.“ (Zusammenfassung aus Doctrine and Covenants Contexts). 

Die besprochenen Themen reichen von der Natur Gottes über die Wohnorte der Engel bis zur zukünftigen Verklärung der Erde. Joseph Smith korrigierte unter anderem eine verbreitete Fehlinterpretation von Johannes 14:23: Viele verstanden die Ankündigung Jesu, dass er und der Vater „Wohnung“ beim Gläubigen nehmen würden, symbolisch. Joseph erklärte dagegen, es handle sich um ein persönliches Erscheinen

Verse 1–3: Der persönliche Umgang mit Christus 

„1 Wenn der Erretter erscheinen wird, werden wir ihn so sehen, wie er ist. Wir werden sehen, dass er ein Mensch ist gleichwie wir. 
2 Und derselbe gesellige Umgang, der unter uns hier vorhanden ist, wird auch dort unter uns vorhanden sein, nur wird er mit ewiger Herrlichkeit verbunden sein, welcher Herrlichkeit wir uns jetzt noch nicht erfreuen. 
Johannes 14:23 – Das Erscheinen des Vaters und des Sohnes, in diesem Vers, ist ein persönliches Erscheinen; und die Vorstellung, dass der Vater und der Sohn im Herzen eines Menschen wohnen, ist ein alter sektiererischer Gedanke, der falsch ist.“ 

Diese Verse vermitteln zentrale Grundsätze des Wiederkommens Christi. Joseph Smith lehrt, dass der Erretter sichtbar und körperlich erscheinen wird: „Wir werden sehen, dass er ein Mensch ist gleichwie wir“ (V. 1). Damit widerspricht er der im 19. Jahrhundert weit verbreiteten Auffassung, Christus sei nach der Himmelfahrt ein körperloses Geistwesen (Lukas 24:36–40). 

Vers 2 gibt einen einzigartigen Einblick in die himmlische Welt: Der „gesellige Umgang“, der hier auf Erden existiert, wird fortgesetzt, jedoch „mit ewiger Herrlichkeit“ verbunden. Das bedeutet: Himmlisches Leben ist nicht eine abstrakte Existenz, sondern ein verklärtes Fortbestehen vertrauter Beziehungen. 

Vers 3 betont schließlich, dass das Erscheinen von Vater und Sohn wörtlich zu verstehen ist. Joseph Smith stellte klar: Johannes 14:23 beschreibt ein persönliches Erscheinen, nicht bloß eine innere Empfindung. Diese Lehre schuf einen deutlichen Gegensatz zu damaligen protestantischen Deutungen und unterstreicht den realen, konkreten Charakter göttlicher Offenbarungen. 

Verse 4–7: Zeitrechnung und der Aufenthaltsort der Engel 

„4 Als Antwort auf die Frage: Ist nicht die Zeitrechnung Gottes, die der Engel, die der Propheten und die der Menschen jeweils von dem Planeten abhängig, auf dem sie wohnen? 
5 antworte ich: Ja. Aber es gibt keine Engel, die dieser Erde dienen, die nicht auch zu ihr gehören oder gehört haben. 
6 Die Engel wohnen nicht auf einem Planeten wie diese Erde, 
7 sondern sie wohnen in der Gegenwart Gottes, auf einem Himmelskörper wie ein Meer von Glas und Feuer, wo alles für ihre Herrlichkeit offenbar ist – Vergangenes, Gegenwärtiges und Zukünftiges – und sich beständig vor dem Herrn befindet.“ 

Joseph Smith beantwortet hier eine Frage, die zeigt, wie sehr die Heiligen auch kosmologische Themen beschäftigten. Er erklärt: Die Zeitrechnung hängt vom jeweiligen Planeten ab. Das deutet auf eine vielschichtige Schöpfungsordnung hin, in der verschiedene Welten eigene Gesetzmäßigkeiten haben. 

Engel, die dieser Erde dienen, gehören zu dieser Erde (V. 5) – ein Gedanke, der eng mit L&B 84 und 129 verbunden ist: Engel sind verherrlichte Menschen oder Geister von Verstorbenen, die hier gelebt haben. 

Vers 6–7 beschreibt ihren Aufenthaltsort: „in der Gegenwart Gottes, auf einem Himmelskörper wie ein Meer von Glas und Feuer“. Dieses Bild entspricht Offenbarung 4:6 und beschreibt die celestialen Sphären als Orte vollkommener Offenbarung: „…wo alles für ihre Herrlichkeit offenbar ist – Vergangenes, Gegenwärtiges und Zukünftiges“. 

Doctrine and Covenants Central fasst zusammen: „Das "Meer aus Glas und Feuer" entspricht der Vision des Johannes. Er stellt die himmlischen Reiche als Orte vollkommenen Wissens dar, an denen alle Dinge vor Gott manifest sind.“ 

Verse 8–9: Der Wohnort Gottes und die verklärte Erde 

„8 Der Ort, wo Gott wohnt, ist ein großer Urim und Tummim. 
9 Diese Erde wird in ihrem geheiligten und unsterblichen Zustand kristallgleich gemacht werden und wird für die Bewohner, die darauf wohnen, ein Urim und Tummim sein, wodurch alles, was ein tieferstehendes Reich betrifft, oder alle Reiche einer niedrigeren Ordnung, denen, die darauf wohnen, offenbar sein wird; und diese Erde wird Christus gehören.“ 

Joseph Smith greift hier den alttestamentlichen Begriff Urim und Tummim auf, der ursprünglich Werkzeuge zur Offenbarung bezeichnete (vgl. Exodus 28:30). Der Wohnort Gottes selbst wird als „ein großer Urim und Tummim“ beschrieben – ein Ort vollkommener Erkenntnis. 

Die Erde selbst wird künftig „kristallgleich“ und celestialisiert werden. In diesem Zustand wird sie ihren Bewohnern als Urim und Tummim dienen, durch das ihnen „alles, was ein tieferstehendes Reich betrifft“ offenbart wird. 

Gospeldoctrine.com kommentiert: „Joseph lehrte, dass die celestialisierte Erde zu einem Urim und Thummim werden wird, der seinen Bewohnern niedere Reiche offenbart. Dies offenbart eine erstaunliche Vision der zukünftigen Rolle der Erde sowohl als Erbe als auch als Offenbarungsinstrument.“ (Zusammenfassung). 

Diese Lehre öffnet eine große eschatologische Perspektive: Die Erde wird verherrlicht, Christus wird auf ihr herrschen, und sie wird ein Ort der vollkommenen Erkenntnis sein (vgl. Offenbarung 11:15). 

Schlussgedanken, heutige Anwendung 

L&B 130:1–9 gibt uns einen tiefen Einblick in die Realität der himmlischen Welt

  • Christus ist persönlich und körperlich erfahrbar, nicht abstrakt. 
  • Der Himmel ist eine Fortsetzung vertrauter Beziehungen, verklärt durch Herrlichkeit. 
  • Die himmlischen Sphären sind Orte vollkommener Offenbarung
  • Die Erde selbst wird künftig heilig und offenbarerisch

Wie kann ich heute meine Beziehungen so gestalten und vertiefen, dass sie würdig sind, in der „ewigen Herrlichkeit“ fortgesetzt zu werden? 

findechristus.org  

Montag, 10. November 2025

Dies sind drei wichtige Schlüssel

 

Auf dem Weg nach Emmaus
(Bild: Quelle)

„Dies sind drei wichtige Schlüssel, womit man erkennen kann, ob eine Kundgebung von Gott ist.“ (Lehre und Bündnisse 129:9). 

Lehre und Bündnisse 129:1–9 – Himmlische Boten erkennen: Schlüssel zur Unterscheidung von Engeln 

Historischer Hintergrund 

Am 9. Februar 1843 gab der Prophet Joseph Smith in Nauvoo, Illinois, diese kurze, aber lehrreiche Offenbarung über den Umgang mit Engeln und Geistern. Der unmittelbare Anlass war, dass Joseph seine Freunde und die Heiligen über die richtige Unterscheidung zwischen wahren und falschen himmlischen Boten belehren wollte. In den frühen Jahren der Kirche gab es viele Berichte über Visionen, Engel und geistige Erscheinungen. Einige davon stammten tatsächlich von Gott, andere hingegen waren Täuschungen Satans, der sich „als Engel des Lichts“ ausgeben kann (vgl. 2 Korinther 11:14). 

Joseph Smith hatte selbst wiederholt Begegnungen mit Engeln, darunter Moroni, Johannes dem Täufer, Petrus, Jakobus und Johannes. Er wusste aus eigener Erfahrung, dass die Erscheinungen sowohl herrlich als auch täuschend sein können, und dass die Heiligen feste geistige Kriterien brauchen, um Wahrheit von Irrtum zu unterscheiden. Die Schlüssel in Abschnitt 129 waren daher nicht spekulativ oder theoretisch, sondern entstanden aus konkreten geistlichen Erfahrungen des Propheten und der frühen Führer der Kirche. Doctrine and Covenants Central fasst es so zusammen: 

„Diese Offenbarung gibt den Heiligen einfache, aber machtvolle Schlüssel, um zwischen himmlischen Boten und satanischen Täuschungen zu unterscheiden. Joseph Smith wollte, dass die Mitglieder wissen, wie sie geistige Erfahrungen prüfen können, damit sie nicht in die Irre geführt werden.“ (doctrineandcovenantscentral.org

Verse 1–3: Zwei Arten von Wesen im Himmel 

„Es gibt zwei Arten von Wesen im Himmel, und zwar: Engel, bei denen es sich um Auferstandene handelt und die einen Körper aus Fleisch und Gebein haben – Jesus beispielsweise hat gesagt: Fasst mich an und seht; denn ein Geist hat nicht Fleisch und Gebein, wie ihr seht, dass ich habe. Zweitens: die Geister gerechter Menschen, die vollkommen gemacht sind – solche, die noch nicht auferstanden sind, aber die gleiche Herrlichkeit ererben.“ (Verse 1–3

Joseph Smith beginnt mit einer klaren Lehre über die Natur himmlischer Wesen. Es gibt zwei Gruppen

  1. Auferstandene Engel: Das sind Menschen, die ihren physischen Körper zurückerhalten haben und nun in Herrlichkeit leben. Das beste Beispiel ist Jesus Christus selbst, der nach seiner Auferstehung sagte: 

„Fasst mich an und seht; denn ein Geist hat nicht Fleisch und Gebein, wie ihr seht, dass ich habe“ (Lukas 24:39). 
Diese Stelle zitiert Joseph wörtlich in Vers 2

  1. Geister gerechter Menschen, die vollkommen gemacht sind: Diese Gruppe besteht aus Verstorbenen, die noch auf die Auferstehung warten, aber im Paradies in einem Zustand großer Herrlichkeit leben (vgl. Alma 40:11–12). Solche Geister sind keine körperlosen Schatten, sondern erhöhte Geistwesen, die in Herrlichkeit erscheinen, wenn sie gesandt werden. 

Diese Lehre steht im Einklang mit anderen Schriften: Im Buch Mormon lesen wir, dass „der Geist derer, die gerecht sind, in einen Zustand des Glückes versetzt wird, der als Paradies bezeichnet wird“ (Alma 40:12). Im Neuen Testament lesen wir, dass Mose und Elija bei der Verklärung Christi erschienen (Matthäus 17:3). Diese klare Einteilung hilft, Erscheinungen einzuordnen, ohne sich allein auf subjektive Gefühle zu verlassen. 

Verse 4–7: Der Handreichungs-Test 

„Wenn ein Bote kommt und sagt, er habe eine Botschaft von Gott, so reiche ihm die Hand und fordere ihn auf, dir die Hand zu geben. Wenn es ein Engel ist, so wird er es tun, und du wirst seine Hand fühlen. Wenn es der Geist eines gerechten Menschen ist, der vollkommen gemacht worden ist, so wird er in seiner Herrlichkeit kommen, denn das ist die einzige Weise, wie er erscheinen kann – fordere ihn auf, dir die Hand zu geben, und er wird sich nicht rühren, denn es widerspricht der Ordnung des Himmels, dass ein gerechter Mensch täuscht; aber er wird dennoch seine Botschaft ausrichten.“ (Verse 4–7

Hier wird ein konkreter „Schlüssel“ gegeben: Wenn ein Wesen erscheint und behauptet, eine göttliche Botschaft zu haben, soll man es auffordern, die Hand zu geben. Je nachdem, wie es reagiert, kann man seine Natur erkennen: 

  • Engel (auferstanden): Er wird die Hand ergreifen, und man wird Fleisch und Gebein spüren. 
  • Geist eines Gerechten: Er wird nicht die Hand geben, sondern stillstehen, weil es „der Ordnung des Himmels widerspricht“, jemanden zu täuschen. Seine Botschaft bleibt trotzdem gültig. 

Joseph Smith erklärt damit eine einfache, aber machtvolle geistige Prüfungshandlung. Sie erfordert Mut und Gehorsam gegenüber göttlicher Ordnung. Diese Lehre harmoniert mit dem Rat des Apostels Johannes: „Glaubet nicht jedem Geist, sondern prüfet die Geister, ob sie aus Gott sind“ (1 Johannes 4:1). 

Die Handreichung ist also kein Aberglaube, sondern eine praktische Form, Geister zu prüfen, die Gott offenbart hat. Auch in L&B 50:30–33 wird gesagt, dass man falsche Geister „befehlen“ und „prüfen“ soll, um zu erkennen, ob sie aus Gott sind. Gott will, dass wir aktiv und mit Verständnis prüfen – nicht passiv alles annehmen. 

Verse 8–9: Täuschung entlarven 

„Wenn es der Teufel als ein Engel des Lichts ist und du ihn aufforderst, dir die Hand zu geben, so wird er dir die Hand reichen, und du wirst nichts fühlen, deshalb kannst du ihn entlarven. Dies sind drei wichtige Schlüssel, womit man erkennen kann, ob eine Kundgebung von Gott ist.“ (Verse 8–9

Satan kann sich als Engel des Lichts ausgeben – genau das warnt Paulus in 2 Korinther 11:14. Er kann lügen, glänzen, Autorität vortäuschen. Aber er kann keinen auferstandenen Körper vortäuschen. Wenn er die Hand gibt, wird man nichts spüren, weil er kein Fleisch und Gebein hat. Diese einfache körperliche Erfahrung entlarvt ihn. 

Joseph Smith betont, dass dies „drei wichtige Schlüssel“ sind, um zu erkennen, ob eine Kundgebung wirklich von Gott kommt. Diese Schlüssel sind nicht intellektuell, sondern praktisch und geistlich autorisiert

Schlussgedanken 

L&B 129:1–9 ist eine kurze, aber kraftvolle Belehrung über geistige Unterscheidung. In einer Welt voller Stimmen, Lichter und geistiger Behauptungen gibt uns der Herr klare Schlüssel, um Wahrheit von Täuschung zu trennen. Joseph Smith wusste, wie wichtig das ist – und wir brauchen diese Fähigkeit heute ebenso dringend. 

Die Verse verbinden tiefe Lehre über das Leben nach dem Tod (Engel vs. Geister), praktische Anweisungen zum Prüfen (Handreichung) und eine Warnung vor Täuschung (Satan als Engel des Lichts). 

Wer diese Schlüssel kennt und anwendet, wird nicht so leicht irregeführt. Der Herr ruft uns auf, wachsam zu sein, die Geister zu prüfen und den Heiligen Geist als dauerhafte Begleitung zu suchen, „damit ihr nicht verführt werdet“ (vgl. Matthäus 24:4L&B 50:30–33). 

Bin ich heute bereit, geistige Einflüsse – ob äußerlich oder innerlich – aktiv zu prüfen und zu unterscheiden, statt sie unreflektiert zu übernehmen? 

findechristus.org

Samstag, 8. November 2025

Ohne sie können wir nicht vollkommen gemacht werden

 

Wir bei ihnen und sie bei uns, Darstellung von Caitlin Connolly
(Bild: Quelle)

„… Denn ohne sie können wir nicht vollkommen gemacht werden, und auch sie können nicht ohne uns vollkommen gemacht werden. ...“ (Lehre und Bündnisse 128:18). 

Dieser Vers bringt den Kern des Erlösungswerks auf den Punkt: die gegenseitige Abhängigkeit der Lebenden und der Toten im Heilsplan. 

Lehre und Bündnisse 128:15–25 – Ein großes und herrliches Werk 

In diesen Versen schließt Joseph Smith seinen Brief über die Taufe für die Toten mit machtvollen Lehren, Schlüsselaussagen und einem feierlichen Aufruf. Er verbindet praktische Anweisungen mit tiefen theologischen Wahrheiten. Die Verse 15–25 fassen zusammen, warum die Arbeit für die Verstorbenen kein Nebenschauplatz, sondern ein zentrales Element des Evangeliums ist — fest verankert in der Ordnung Gottes von Anfang an. 

Die Verbindung der Generationen (V. 15–18) 

Joseph Smith erklärt, dass diese heiligen Handlungen nicht nur für Verstorbene notwendig sind, sondern auch für uns Lebende (V. 15). Der Prophet verweist auf die Prophezeiung Maleachis: „Er wird das Herz der Väter den Kindern zuwenden und das Herz der Kinder ihren Vätern“ (vgl. Maleachi 3:23–24Lukas 1:17). Durch stellvertretende Taufen wird dieser Bund buchstäblich erfüllt. 

Vers 18 führt diese Idee aus: `Ihre Erlösung ist notwendig und unabdingbar für unsere Erlösung, wie Paulus sagt, dass sie ohne uns nicht vollkommen gemacht werden können, auch wir ohne unsere Toten nicht vollkommen gemacht werden können´. Joseph verweist hier direkt auf Hebräer 11:39–40, wo Paulus betont, dass die Glaubenshelden vergangener Zeiten „nicht ohne uns zur Vollendung gelangen“. Damit wird das Werk für die Toten Teil der gemeinsamen Heilsgeschichte aller Generationen. 

Zeugnisse aus der Schrift (V. 17–18) 

Joseph Smith stützt seine Lehre auf eine Kette biblischer Zeugnisse: Er nennt Maleachi, Hesekiel, Paulus, Hebräerbrief und Johannes in der Offenbarung. Er legt besonderen Wert auf Johannes 5:28–29, wo Jesus die Auferstehung der Toten und das Gericht beschreibt, und auf Offenbarung 20:12, wo „die Toten gerichtet wurden nach dem, was in den Büchern geschrieben stand“. Diese „Bücher“ sind sowohl himmlische Aufzeichnungen als auch die Berichte, die auf der Erde geführt werden (vgl. V. 7–8). Joseph stellt klar: Was auf Erden rechtmäßig festgehalten wird, wird im Himmel bestätigt. 

Ein freudiger Aufruf zum Handeln (V. 19–21) 

In diesen Versen beschreibt Joseph Smith mit kraftvollen, freudigen Bildern die Verkündigung des Evangeliums für Lebende und Tote. Er spricht von einer „Stimme der Freude“, einer „Stimme der Barmherzigkeit vom Himmel“ und einer „Stimme der Wahrheit aus der Erde“ (V. 19), die frohe Nachrichten für die Toten und die Lebenden bringen. Die Sprache ist lebendig und feierlich und betont die Freude, die mit der Offenbarung der Erlösung verbunden ist. 

Er bezieht sich dabei auch auf die himmlischen Boten, die das Werk der Wiederherstellung begleiten. In Vers 21 nennt er die Schlüssel des Reiches, die durch Johannes den Täufer, Petrus, Jakobus und Johannes übergeben wurden, sowie weitere Engelsstimmen, die zu verschiedenen Zeiten die Rechte, Schlüssel und Macht des Priestertums bezeugen. Diese Schlüssel ermöglichen, dass heilige Handlungen sowohl auf Erden als auch im Himmel Gültigkeit haben (vgl. Matthäus 16:19). Sie stellen sicher, dass die göttliche Ordnung wiederhergestellt ist und dass die Vollmacht des Priestertums heute ordnungsgemäß ausgeübt wird. 

Symbolik und Bedeutung des Untertauchens (V. 22) 

Joseph Smith erinnert an die zentrale Symbolik der Taufe: „Untertauchen in Wasser und wieder Hervorkommen aus dem Wasser“ ist ein kraftvolles Bild für Tod, Begräbnis und Auferstehung. Dies entspricht Paulus’ Lehre in Römer 6:3–5, dass wir „mit Christus begraben“ und „zu einem neuen Leben auferweckt“ werden. Die Taufe für die Toten bezieht Verstorbene in dieses Symbol des ewigen Lebens ein. 

Joseph greift auch die Aussage auf: „Nicht das Geistige war zuerst, sondern das Natürliche, und danach das Geistige“ (vgl. 1. Korinther 15:46). Die irdische Handlung (Taufe im Wasser) kommt zuerst, dann folgt ihre geistige und himmlische Bestätigung. Damit wird ein Prinzip betont: Göttliche Ordnung erfordert, dass geistige Realitäten durch irdische Handlungen vorbereitet werden. 

Ein machtvolles Zeugnis (V. 23–25) 

Joseph Smith ruft die Gläubigen auf, mit Freude und Engagement an der Arbeit für die Toten teilzunehmen. Er malt Bilder von kosmischem Jubel, in dem Engel, Menschen und Verstorbene ein gemeinsames Zeugnis des Evangeliums geben (V. 23–24). Die Erde und der Himmel sollen die Herrlichkeit Gottes verkünden, und die Gläubigen werden ermutigt, mutig voranzugehen und ihre Verantwortung in dieser großen Sache wahrzunehmen. 

Vers 25 schließt die Lehre persönlich und demütig ab: Joseph Smith betont, dass er noch viel mehr zu sagen hätte, aber für heute das Thema ruhen lässt. Er unterstreicht seine Verbundenheit mit den Mitgliedern der Kirche: „Ich bin, wie immer, euer demütiger Diener und unentwegter Freund.“ Damit wird klar, dass das Thema fortlaufend studiert und gelebt werden soll, und dass der Prophet selbst eng mit der Kirche verbunden ist. 

Geistliche Anwendung für heute 

Diese Verse machen deutlich: Das Werk für die Verstorbenen ist nicht optional. Es ist ein göttlich festgesetzter Bestandteil des Heilsplans — vorbereitet „vor Grundlegung der Welt“. Wenn wir heute an Familienforschung teilnehmen, Namen einreichen und stellvertretende heilige Handlungen im Tempel vollziehen, sind wir Teil dieser prophetischen Kette. 

Wir stehen nicht am Anfang, sondern mitten in einem Werk, das Generationen vor uns ersehnt haben. Wir halten die „Bücher“ offen, von denen Johannes spricht. Durch unsere Handlungen wird die Verbindung zwischen Erde und Himmel aktiv hergestellt. 

Wie können wir persönlich dazu beitragen, dass die „Bücher“ für unsere Familie vollständig werden und dieses große Werk weitergeht? 

findechristus.org

Freitag, 7. November 2025

Was auch immer ihr auf Erden aufzeichnet

 

Verordnungskarten für Angehörige
(Bild: Quelle)

„Was auch immer ihr auf Erden aufzeichnet, wird im Himmel aufgezeichnet sein, und was auch immer ihr auf Erden nicht aufzeichnet, wird im Himmel nicht aufgezeichnet sein“ (Lehre und Bündnisse 128:8). 

Lehre und Bündnisse 128:1–14 – Was auch immer ihr auf Erden aufzeichnet, wird im Himmel aufgezeichnet sein 

1. Sorgfältige Organisation für ein ewiges Werk (Verse 1–4) 

Joseph Smith beginnt diesen Brief mit dem Hinweis, dass das Thema der Taufe für die Toten seine Gedanken seit einiger Zeit intensiv beschäftige (Vers 1). In dieser Einleitung spiegelt sich die Dringlichkeit, mit der er dieses Werk der Erlösung der Verstorbenen betrachtet. Er greift dabei organisatorische Fragen auf, die unmittelbar aus der praktischen Erfahrung der Heiligen in Nauvoo erwachsen waren. Seit 1840 wurden stellvertretende Taufen für Verstorbene durchgeführt – zunächst im Mississippi –, doch fehlte es an einer klaren Struktur zur Dokumentation. Joseph Smith legt nun fest, dass es in jeder Gemeinde örtliche Berichtführer geben solle, die als Augen- und Ohrenzeugen die vollzogenen Handlungen detailliert aufzeichnen. Diese Berichte sollen Datum, Namen der Getauften und Täufer, den Ablauf der Handlung und die Namen von Zeugen enthalten (Verse 2–3). 

Zusätzlich wird ein allgemeiner Berichtführer für die Kirche bestimmt, der die lokalen Berichte in das „Generalbuch der Kirche“ einträgt. Erst durch diese geordnete Übertragung und Beglaubigung werden die Aufzeichnungen „heilig“ und „der Verordnung entsprechend“ (Vers 4). Diese klare Organisation zeigt, dass das Werk der Erlösung für die Toten nicht improvisiert, sondern in geregelten Bahnen ablaufen soll. Der Herr selbst ist ein Gott der Ordnung (vgl. 1 Korinther 14:33), und dieses Prinzip wird hier konkret auf die Verwaltung heiliger Handlungen angewandt. 

Für unser Heute bedeutet das: Heilige Handlungen sind nicht nur spirituelle Ereignisse, sondern auch administrative Aufgaben, die mit Sorgfalt, Genauigkeit und Verantwortungsbewusstsein verbunden sind. Wenn wir Familienforschung betreiben, Namen einreichen und Tempelarbeit vollziehen, stehen wir in derselben Linie: wir sind Teil eines organisierten Werkes, dessen Grundlage bereits in Nauvoo gelegt wurde. 

2. Himmlische und irdische Bücher – ein ewiger Grundsatz (Verse 5–9) 

In diesen Versen erklärt Joseph Smith den geistigen Grund für diese strenge Berichtführung. Sie ist „nur dem Willen Gottes entsprechend“, weil sie einer Ordnung folgt, „die der Herr vor der Grundlegung der Welt für die Errettung der Toten … verordnet und bereitet hat“ (Vers 5). 

Joseph verweist auf Offenbarung 20:12, wo Johannes der Offenbarer von Büchern spricht, die geöffnet werden, „und noch ein Buch wurde aufgeschlagen, das ist das Buch des Lebens“. Die Toten werden „nach dem gerichtet, was in den Büchern geschrieben steht, gemäß ihren Werken“ (Vers 6). Joseph deutet diese Bücher: Die auf der Erde geführten Berichte sind die Bücher, die die Werke der Menschen enthalten; das Buch des Lebens ist die himmlische Aufzeichnung. Folglich müssen irdische und himmlische Berichte übereinstimmen. Was auf Erden aufgezeichnet wird, ist im Himmel aufgezeichnet – und umgekehrt (Vers 7–8). 

Dieser Gedanke hat weitreichende Bedeutung: Wenn Handlungen nicht ordnungsgemäß aufgezeichnet werden, haben sie auch im Himmel keine Gültigkeit. Das Priestertum übt die „Macht, zu binden und zu lösen“ aus (vgl. Matthäus 16:19), und ein Teil dieser Macht besteht in der autorisierten, getreuen Dokumentation. Joseph betont: „Was auch immer jene Männer mit Vollmacht und im Namen des Herrn getan haben, und es voll Wahrhaftigkeit und Treue getan haben, und worüber sie einen ordnungsgemäßen und getreuen Bericht geführt haben, das ist demnach auf Erden und im Himmel zu einem Gesetz geworden“ (Vers 9). 

Heute spiegelt sich dieses Prinzip in der sorgfältigen Führung von Mitgliedslisten, Tempelaufzeichnungen und genealogischen Datenbanken wider. Digitale Systeme wie FamilySearch erfüllen heute dieselbe Funktion wie die „Generalbücher“ der Kirche in Nauvoo. Jede stellvertretende Taufe, jede Siegelung wird dokumentiert und bestätigt. Dies ist keine bloße Verwaltung – es ist Teil eines ewigen Gesetzes, das der Herr „vor Grundlegung der Welt“ festgelegt hat. 

3. Schlüssel des Himmelreichs und die Macht zu binden (Verse 10–11) 

In Vers 10 zitiert Joseph die Worte Jesu an Petrus: „Ich werde dir die Schlüssel des Himmelreichs geben, und was auch immer du auf Erden binden wirst, das wird im Himmel gebunden sein.“ Diese Schlüssel sind das Symbol und die Realität göttlicher Vollmacht. In allen Evangeliumszeiten wurden Priestertumsschlüssel gegeben, um Handlungen gültig zu machen – nicht nur vor Menschen, sondern auch vor Gott. 

Joseph erklärt: „Wem diese Schlüssel gegeben sind, für den ist es nicht schwierig, eine Kenntnis von den Tatsachen hinsichtlich der Errettung der Menschenkinder zu erlangen, und zwar sowohl für die Toten als auch für die Lebenden“ (Vers 11). Damit stellt er klar, dass diese Macht heute durch die Schlüsselträger in der Kirche Jesu Christi wiederhergestellt ist. Die Organisation der Berichtführung und die Gültigkeit der Handlungen beruhen letztlich auf diesen Schlüsseln. 

4. Symbolik des Taufbeckens – Das Natürliche vor dem Geistigen (Verse 12–14) 

Hier erläutert Joseph Smith die tiefgründige Symbolik der Taufe und ihrer stellvertretenden Vollzüge. Die Taufe durch vollständiges Untertauchen ist ein Gleichnis des Todes und der Auferstehung: „wenn man im Wasser untergetaucht wird und aus dem Wasser hervorkommt, so ist das ein Gleichnis der Auferstehung der Toten“ (Vers 12). 

Deshalb wurde das Taufbecken für die Toten „als Sinnbild des Grabes eingerichtet“ und muss „unterhalb des Ortes sein, wo sich die Lebenden gewöhnlich versammeln“ (Vers 13). Diese bauliche Anordnung war nicht zufällig, sondern theologisch begründet: Der Tempel in Nauvoo hatte das Taufbecken im Untergeschoss, getragen von zwölf Ochsen – ein Sinnbild für die zwölf Stämme Israels. Die Lebenden befinden sich über dem Becken, die Handlung geschieht unter ihnen: Dies stellt die Beziehung zwischen Lebenden und Toten, Erde und Himmel, Tod und Auferstehung dar. 

Joseph zitiert in Vers 14 den Apostel Paulus: „Aber nicht das Geistige war zuerst, sondern das Natürliche, und danach das Geistige“ (1 Korinther 15:46–48). Damit betont er ein Grundgesetz: Zuerst kommt das Natürliche – die irdische Handlung – dann folgt das Geistige – die himmlische Bestätigung und Auferstehung. Die irdischen Rituale, so schlicht sie scheinen mögen, sind der notwendige Rahmen, in dem himmlische Wirklichkeiten wirksam werden. 

Für unser Heute bedeutet das: Unsere Beteiligung an Tempelverordnungen, unsere Dokumentation und unser Handeln sind die „natürlichen“ Schritte, durch die der Herr „geistige“ Wirkungen hervorbringt – für uns und für unsere Verstorbenen. Ohne irdische Handlung keine himmlische Bindung. 

5. Bedeutung für unser Heute 

L&B 128:1–14 zeigt, wie sehr Verordnungen, Aufzeichnungen und Symbole ineinandergreifen. Für die Heiligen in Nauvoo war es eine neue, aber freudige Aufgabe, das Werk für die Toten geordnet aufzubauen. Für uns heute bedeutet es, dass wir mit ebenso großer Genauigkeit und Ehrfurcht an Familienforschung, Namenseinreichung, Tempelverordnungen und Aufzeichnungssystemen mitwirken. 

Wir stehen in einer Linie, die bis in die Ewigkeit reicht. Indem wir die „natürlichen“ Handlungen treu vollziehen und sorgfältig dokumentieren, wirkt der Herr das „Geistige“ – die ewige Bindung von Familien über den Tod hinaus. 

👉 Wie können wir heute durch unsere sorgfältige Mitarbeit im Werk für die Toten dazu beitragen, dass himmlische Bücher vollständig und freudig geöffnet werden? 

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Donnerstag, 6. November 2025

So nehme ich nun das Thema der Taufe für die Toten wieder auf

 

Tempelarbeit und Familienforschung
(Bild: Quelle)

“Wie ich in meinem Brief, den ich euch vor meinem Weggang schrieb, erwähnte, dass ich euch von Zeit zu Zeit schreiben und euch Mitteilung über viele Themen machen würde, so nehme ich nun das Thema der Taufe für die Toten wieder auf, denn dieses Thema scheint meine Gedanken zu beanspruchen und meine Gefühle am stärksten zu beeindrucken, seit ich von meinen Feinden verfolgt werde.” (Lehre und Bündnisse 128:1). 

Lehre und Bündnisse 128 – Historie 

L&B 128 gehört zu den markantesten Dokumenten der Nauvoo-Zeit, einer Periode in der Geschichte der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, die zwischen 1839 und 1846 liegt. In dieser Zeit entwickelte sich Nauvoo, Illinois, zu einem geistigen und organisatorischen Zentrum der jungen Kirche. Die Jahre waren geprägt von intensiver Offenbarung, aber auch von politischer Verfolgung, persönlichen Gefahren für Joseph Smith und den Herausforderungen, eine wachsende Gemeinschaft zu organisieren. Abschnitt 128 ist nicht in der Form einer traditionellen Offenbarung diktiert, wie viele andere Teile des Buches, sondern stellt einen persönlichen Brief Joseph Smiths an die Heiligen dar, datiert auf den 6. September 1842. Inhaltlich setzt er die Gedanken aus L&B 127 fort und entfaltet in besonderer Weise die Lehre von der Taufe für die Verstorbenen, die zu diesem Zeitpunkt zu einer der zentralen Glaubenspraxen in Nauvoo wurde. 

Die historische Entstehungssituation dieses Abschnitts ist eng mit der Bedrohung Joseph Smiths durch erneute Auslieferungsversuche in den Bundesstaat Missouri verbunden. Nachdem im Jahr 1838 der sogenannte „Missouri-Mormon-Krieg“ zu schweren Verlusten geführt hatte und Joseph Smith mit anderen Führern inhaftiert gewesen war, blieb Missouri ein permanentes Risiko für seine Sicherheit. Im Sommer 1842 wurde er durch Anschuldigungen in Verbindung mit dem Attentat auf den ehemaligen Gouverneur von Missouri, Lilburn W. Boggs, belastet. Obwohl keinerlei Beweise seine Verwicklung bestätigten, nutzten die Feinde der Kirche diese Gelegenheit, um seine Auslieferung zu fordern. Joseph Smith musste sich deshalb zeitweise im Verborgenen aufhalten, teils in Häusern von Freunden, etwa bei Edward Hunter oder in Montrose, Iowa, gegenüber von Nauvoo. Gerade in dieser Phase, in der er von öffentlichem Auftreten weitgehend abgeschnitten war, schrieb er mehrere Briefe an die Kirche, die heute in den Abschnitten 127 und 128 überliefert sind. 

Abschnitt 127, datiert auf den 1. September 1842, war Josephs erste ausführliche schriftliche Instruktion über die Taufe für die Verstorbenen, die seit 1840 praktiziert wurde. In diesem Brief legte er die Notwendigkeit schriftlicher Aufzeichnungen dar und betonte, dass jede Handlung ordnungsgemäß bezeugt und dokumentiert sein müsse. Abschnitt 128, nur wenige Tage später verfasst, vertieft diese Gedanken erheblich und führt sie systematisch weiter. Dass Joseph in Briefen schrieb und nicht in öffentlichen Predigten lehrte, hing unmittelbar mit seiner prekären Situation zusammen. Diese Briefe wurden in Nauvoo gesammelt, an die Mitglieder weitergegeben und später im „Times and Seasons“, der Kirchenzeitung, veröffentlicht. Auf diese Weise erhielten sie bald kanonische Autorität und fanden schließlich Eingang in das Buch Lehre und Bündnisse. 

Die in Abschnitt 128 behandelte Thematik spiegelt eine theologische Entwicklung wider, die für die Nauvoo-Phase kennzeichnend ist. Während die frühe Kirtland-Zeit stark durch Visionen, die Wiederherstellung des Priestertums und die ersten Tempelerfahrungen geprägt war, rückte in Nauvoo die Heilsordnung für die Toten, die Tempelarbeit und das Verständnis ewiger Bündnisse in den Vordergrund. Joseph Smith lehrte, dass die Erlösung nicht nur die Lebenden betrifft, sondern dass durch die „Schlüssel der Siegelung“ auch den Toten die Möglichkeit eröffnet werde, durch stellvertretende Handlungen in den Genuss der Verordnungen zu kommen. Bereits in einer Predigt in Nauvoo im August 1840 hatte Joseph zum ersten Mal öffentlich die Lehre von der Taufe für die Verstorbenen eingeführt, angeregt durch den Tod von Seymour Brunson. Bald darauf begannen Mitglieder, Taufen für ihre verstorbenen Angehörigen im Mississippi durchzuführen. Doch rasch wurde klar, dass eine ordnungsgemäße Aufzeichnung und ein heiliger Rahmen notwendig waren, damit die Handlungen Gültigkeit vor Gott erlangen konnten. Daraus erwuchs die Notwendigkeit, die Prinzipien systematisch niederzulegen, wie sie in Abschnitt 128 entfaltet werden. 

Ein wesentlicher Aspekt der Historie ist also, dass Abschnitt 128 nicht im luftleeren Raum entstand, sondern als Antwort auf die praktische Erfahrung der Heiligen, die dieses neue Gebot eifrig umsetzten. Anfangs wurden Taufen für die Verstorbenen in Flüssen oder Seen durchgeführt, ohne dass ein geordnetes Verfahren bestand, wie die Namen der Verstorbenen festgehalten und bestätigt werden sollten. Joseph Smith, der die göttliche Ordnung und die Verbindlichkeit solcher Handlungen betonte, stellte klar, dass Berichterstattung, Zeugenschaft und Niederschrift untrennbar mit der Wirksamkeit dieser Verordnungen verbunden seien. Nur so könnten die Handlungen sowohl auf Erden als auch im Himmel gültig sein, ein Gedanke, den er in Abschnitt 128 mit großer Eindringlichkeit formulierte. Hier tritt auch der Gedanke hervor, dass irdische und himmlische Bücher korrespondieren: Was die Heiligen auf Erden ordnungsgemäß aufzeichnen, wird auch im Himmel festgehalten. 

Historisch betrachtet, ist der Brief ein bemerkenswertes Dokument, das theologische Lehre, biblische Bezüge und persönliche Begeisterung miteinander verbindet. Joseph Smith verwendete eine rhetorisch aufgeladene Sprache, die sowohl lehrend als auch hymnisch ist. Vor allem im letzten Teil des Abschnitts entfaltet er eine poetische Vision von der Freude der Lebenden und Verstorbenen, die gemeinsam an der Erlösung teilhaben. Viele Historiker haben darauf hingewiesen, dass dieser Brief in seiner stilistischen Kraft einer Predigt gleicht, obwohl er in schriftlicher Form vorliegt. Die Nauvoo-Gemeinde empfand ihn als geistige Erhebung in einer Zeit großer äußerer Unsicherheit. 

Ein weiterer historischer Schlüssel liegt in der Verbindung zu den wiederhergestellten Priestertumsschlüsseln. Joseph Smith verweist in Abschnitt 128 auf die verschiedenen Engelserscheinungen und Offenbarungen, die die Kirche seit 1829 begleitet hatten: Moroni, Johannes der Täufer, Petrus, Jakobus und Johannes, Michael, Gabriel und andere. Diese Verweise verankern die Lehre der Taufe für die Verstorbenen in einem umfassenden heilsgeschichtlichen Kontext. Die Botschaft lautet: Die Kirche Jesu Christi ist nicht einfach eine neue Bewegung im 19. Jahrhundert, sondern sie ist die „Evangeliumszeit der Fülle der Zeiten“, in der alle früheren Schlüssel und Vollmachten wiederhergestellt sind. Der Brief nimmt damit eine zentrale Stellung im Selbstverständnis der Kirche ein: Er verbindet die konkrete Praxis der Tempelarbeit mit der großen Vision einer umfassenden Heilsordnung, die Himmel und Erde, Lebende und Verstorbene, Vergangenheit und Gegenwart verbindet. 

Die Rezeption von Abschnitt 128 war in Nauvoo unmittelbar spürbar. Schon bald begann der Bau des Nauvoo-Tempels, dessen Taufbecken im Keller ganz bewusst als Sinnbild des Grabes errichtet wurde. Joseph Smith selbst wies darauf hin, dass das Becken unterhalb des Versammlungssaales der Lebenden liegen müsse, um das Symbol der Lebenden und Verstorbenen zu verdeutlichen. Diese bauliche Anordnung setzte die Lehren von Abschnitt 128 praktisch um und machte sie im Tempelbau sichtbar. Damit wurde der Tempelbau in Nauvoo nicht nur ein organisatorisches, sondern ein zutiefst theologisches Projekt, dessen Wurzeln in den Briefen Joseph Smiths liegen. 

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass L&B 128 ein Dokument ist, das aus einer Zeit persönlicher Bedrohung hervorging, gleichzeitig aber eine der freudigsten und visionärsten Darstellungen der Nauvoo-Theologie bietet. Historisch spiegelt es die Situation eines Propheten wider, der im Verborgenen lebte und dennoch kraftvolle Anweisungen an seine Gemeinde gab. Es greift praktische Probleme der Kirchenorganisation auf, verbindet diese mit tiefen geistlichen Lehren und entfaltet eine Vision, die bis heute das Verständnis der Tempelarbeit prägt. Gerade weil es als Brief geschrieben wurde, vermittelt es eine persönliche Note: Joseph Smith spricht die Heiligen als „meine vielgeliebten Brüder und Schwestern“ an und lässt sie teilhaben an seiner eigenen Begeisterung für die Größe des Werkes. In einer Zeit äußerer Unsicherheit schenkte dieser Brief innere Gewissheit: dass Gottes Werk unaufhaltsam voranschreitet, dass die Lebenden und Verstorbenen miteinander verbunden sind und dass die wiederhergestellten Schlüssel eine ewige Gültigkeit besitzen. 

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Mittwoch, 5. November 2025

Damit alles, was ihr aufzeichnet, im Himmel aufgezeichnet werde

 

Tempelarbeit und Familienforschung
(Bild: Quelle)

„damit alles, was ihr aufzeichnet, im Himmel aufgezeichnet werde, was auch immer ihr auf Erden bindet, im Himmel gebunden sei, was auch immer ihr auf Erden löst, im Himmel gelöst sei.“ (Lehre und Bündnisse 127:7). 

Lehre und Bündnisse 127 – Historischer Kontext und geistliche Lehren 

Der Abschnitt 127 ist in einer besonderen Situation entstanden: Joseph Smith befand sich im Jahr 1842 in Nauvoo in großer Bedrängnis. Während die Kirche rasch wuchs und die Heiligen sich am Aufbau der Stadt und am Tempelbau beteiligten, stand Joseph erneut im Fokus der Feinde aus Missouri, die versuchten, ihn ausliefern zu lassen. In dieser Zeit schrieb Joseph mehrere Briefe an die Heiligen. Zwei davon – Abschnitt 127 und 128 – sind bis heute überliefert und zählen zu den wichtigsten Quellen zur Lehre von der Taufe für die Toten, einer einzigartigen und zentralen Praxis im Wiederherstellungsevangelium. 

Verfolgung und göttliche Zuversicht (Verse 1–4) 

Joseph beginnt den Brief mit einer persönlichen Erklärung: „Da der Herr mir offenbart hat, dass meine Feinde sowohl in Missouri als auch in diesem Staat mir wieder nachstellen … habe ich es für ratsam und weise gehalten, den Ort für eine kurze Zeit zu verlassen“ (V. 1). Er war gezwungen, sich vor seinen Feinden verborgen zu halten, doch er stellte klar, dass dies keine Flucht aus Pflicht oder Berufung war, sondern der Sicherheit des Volkes diente. Joseph zeigt damit einen bemerkenswerten Balanceakt zwischen persönlicher Vorsicht und Vertrauen in Gott. 

Die Formulierung in Vers 2 ist von tiefer persönlicher Ehrlichkeit geprägt: „Wie auch immer, ich bin gewohnt, in tiefem Wasser zu schwimmen. Das ist mir alles zur zweiten Natur geworden, und es geht mir so wie Paulus, dass ich mich der Drangsal rühme.“ Dieser Vergleich mit Paulus erinnert an 2. Korinther 11, wo Paulus seine Leiden und Gefangenschaften aufzählt. Joseph sah in seinen Drangsalen nicht nur persönliches Leid, sondern einen Beweis, dass er in einer Reihe mit den Propheten und Aposteln der Antike stand. 

Für heutige Leser birgt dies eine wichtige Lehre: Schwierigkeiten und Anfeindungen sind nicht Zeichen von göttlicher Abwesenheit, sondern können vielmehr ein Hinweis darauf sein, dass man dem Weg Christi folgt. Josephs Gewissheit, „ich werde über alle meine Feinde triumphieren, denn Gott, der Herr, hat es gesagt“ (V. 2), ist eine Einladung, auch im eigenen Leben Schwierigkeiten im Vertrauen auf Gottes Zusagen zu begegnen. 

In Vers 4 betont Joseph schließlich, dass trotz aller Widerstände die Arbeit des Herrn nicht stillstehen dürfe: „Lasst die Arbeit an meinem Tempel … weitergehen und nicht aufhören.“ Der Tempel war damals im Bau, und die Arbeit an ihm war eng mit der neuen Lehre der Taufe für die Toten verbunden. Schon hier zeigt sich die zentrale Botschaft: Das Werk Gottes ist größer als die Umstände einzelner Menschen. 

Die Ordnung der Taufe für die Toten (Verse 5–9) 

Der Hauptteil des Briefes widmet sich der Taufe für die Toten. Joseph führt hier ein zentrales Prinzip ein: Jede heilige Handlung muss geordnet aufgezeichnet werden. „Wenn jemand von euch für eure Toten getauft wird, so soll es einen Berichtführer geben … damit er der Wahrheit gemäß bezeugen kann“ (V. 6). Dieses Gebot war nicht nur ein praktisches, sondern auch ein theologisch tief verankertes Prinzip. 

Joseph verbindet die Aufzeichnung irdischer Handlungen direkt mit dem himmlischen Gesetz: „damit alles, was ihr aufzeichnet, im Himmel aufgezeichnet werde, was auch immer ihr auf Erden bindet, im Himmel gebunden sei“ (V. 7). Damit knüpft er an Matthäus 16,19 und Matthäus 18,18 an, wo Christus den Aposteln die Schlüssel des Himmelreichs gab. Die Verknüpfung von Erde und Himmel durch ordnungsgemäße Aufzeichnungen zeigt, dass der Herr ein Gott der Ordnung ist (1. Korinther 14,40). 

Besonders bemerkenswert ist Vers 8: „denn ich bin im Begriff, auf Erden vieles wiederherzustellen, was das Priestertum betrifft.“ Hier wird klar, dass die Wiederherstellung nicht nur die Kirche im Allgemeinen betrifft, sondern auch die konkrete Organisation heiliger Handlungen. Mit der Einführung schriftlicher Aufzeichnungen wurde die Taufe für die Toten als Teil der Priestertumsvollmacht dauerhaft verankert. 

In Vers 9 wird betont, dass diese Aufzeichnungen in die „Archive meines heiligen Tempels“ gelegt werden sollen. Damit wird die Verbindung von Taufe für die Toten und Tempel unauflöslich hergestellt. Zwar fanden in Nauvoo damals erste stellvertretende Taufen im Mississippi statt, aber Joseph machte klar: Der bleibende Ort für diese heiligen Handlungen ist der Tempel. Bis heute zeigt sich darin eine wichtige Linie: Familienforschung und Tempelarbeit gehören untrennbar zusammen. 

Sehnsucht nach Unterweisung und Beständigkeit im Werk (Verse 10–12) 

Josephs Worte in Vers 10 sind von tiefer Sehnsucht geprägt: „Ich möchte allen Heiligen sagen, dass ich mir mit überaus großem Wunsch gewünscht hätte, … über das Thema der Taufe für die Toten zu sprechen.“ Doch da er sich verborgen halten musste, konnte er nicht öffentlich lehren. Stattdessen wählte er den Weg schriftlicher Mitteilungen. Für uns heute ist das ein Segen, denn durch diese Briefe sind die Lehren bewahrt worden. 

Die Situation erinnert an Paulus, der viele seiner Briefe aus Gefangenschaft schrieb. Auch Josephs Brief gewinnt gerade durch die Umstände an Gewicht: Er hätte schweigen oder sich nur mit seinen eigenen Sorgen befassen können, aber stattdessen widmete er sich dem Aufbau der Kirche. 

Vers 11 zeigt erneut seine Glaubenshaltung: „Der Fürst dieser Welt kommt, aber er hat keine Macht über mich.“ Diese Worte lehnen sich an Johannes 14,30 an, wo Christus selbst im Angesicht seines Leidens erklärte, dass Satan keine Macht über ihn habe. Joseph verstand sein Amt in dieser Nachfolge: Die Mächte der Welt konnten ihn bedrohen, aber sie konnten das Werk Gottes nicht aufhalten. 

Am Ende schließt er seinen Brief in Demut: „Siehe, ich bete zu Gott, dass ihr alle errettet werden mögt“ (V. 12). Er unterzeichnet nicht mit Machtanspruch, sondern als „euer Diener im Herrn“. Gerade darin liegt die geistliche Autorität: Ein wahrer Prophet ist immer zugleich Diener. 

Anwendung für unsere Zeit 

Abschnitt 127 ist auf zweierlei Weise bedeutungsvoll. Erstens zeigt er, wie Joseph in einer Zeit äußerster Bedrängnis den Blick auf das Werk Gottes lenkte. Er könnte als Beispiel für jede Zeit gelten, in der Gläubige Bedrohungen oder Schwierigkeiten erfahren. Die Botschaft lautet: Das Werk des Herrn geht weiter, unabhängig von menschlichem Widerstand. 

Zweitens ist er ein Schlüsseldokument zur Lehre der Taufe für die Toten. Die Betonung auf Aufzeichnungen und Ordnung lehrt uns, dass Gottes Werk mit Verantwortung und Sorgfalt geschieht. So wie die damaligen Schreiber ordnungsgemäß Zeugnis ablegen sollten, sind heute genealogische Forschungen, digitale Datenbanken und Tempelarchive ein moderner Ausdruck derselben Grundidee: Was auf Erden festgehalten wird, ist im Himmel gültig. 

Darüber hinaus lädt der Abschnitt dazu ein, über die persönliche Rolle im Werk des Herrn nachzudenken. Joseph forderte die Heiligen auf, ihre „Ausdauer und Anstrengungen zu verdoppeln“ (V. 4). Auch heute gilt diese Aufforderung, sei es im familiären, beruflichen oder kirchlichen Umfeld: Ausdauer und Hingabe sind der Weg, wie Gottes Werk sichtbar wird. 

Fazit 

L&B 127 ist mehr als ein Brief in bedrängter Zeit. Er ist ein Zeugnis dafür, dass Gottes Werk durch nichts aufgehalten werden kann, weder durch politische Verfolgung noch durch persönliche Drangsale. Joseph Smith verband sein persönliches Leiden mit der großen Vision einer ewigen Ordnung, in der Tempel, Priestertum und Erlösung für die Toten eine zentrale Rolle spielen. 

Für heutige Gläubige ist dieser Abschnitt sowohl Ermutigung als auch Auftrag: in Bedrängnis Gott zu vertrauen, in Geduld und Eifer fortzufahren und sich aktiv an der Heilsarbeit für die Lebenden und die Verstorbenen zu beteiligen. Josephs Worte, dass er „in tiefem Wasser zu schwimmen“ gewohnt sei, sind ein Bild für das Leben jedes Jüngers Christi. Auch wir sind eingeladen, im Vertrauen auf Gottes Zusage standzuhalten und uns der Drangsale zu rühmen – in dem Wissen, dass Gottes Werk siegreich ist und dass wir Teil dieses Werkes sein dürfen. 

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