Mittwoch, 29. Oktober 2025

Baut meinem Namen ein Haus

 

Leg deine Schuhe ab; denn der Ort, wo du stehst, ist heiliger Boden
(Bild: Quelle)

“Kommt mit Eisen, mit Kupfer und mit Messing und mit Zink und mit all euren Kostbarkeiten der Erde, und baut meinem Namen ein Haus, dass der Allerhöchste darin wohnen kann.“ (Lehre und Bündnisse 124:27). 

Lehre und Bündnisse 124:22–36 – Baut meinem Namen ein Haus, dass der Allerhöchste darin wohnen kann 

In den Versen 22–36 ruft der Herr die Heiligen von Nauvoo auf, ein besonderes Haus zu bauen – ein „Nauvoo House“, in dem Reisende aufgenommen werden sollten, und vor allem ein Tempel, in dem die Fülle des Priestertums offenbart und heilige Verordnungen wie die Taufe für die Toten vollzogen werden konnten. Diese Worte markieren einen entscheidenden Moment: Hier wird die Tempelarbeit, wie wir sie heute kennen, in ihrer Notwendigkeit und Heiligkeit zum ersten Mal ausdrücklich mit dem Bau eines Hauses des Herrn verbunden. 

Die Verse lassen sich in mehrere Gedanken gliedern: die Gastfreundschaft für Fremde (22–24), der Ruf zur Sammlung und zum Opfer (25–27), die Einzigartigkeit des Tempels als Ort der heiligen Verordnungen (28–31), die zeitliche Dringlichkeit (32–35) und die Verheißung von Zion als Ort der Zuflucht (36). 

Verse 22–24: Ein Haus für Gäste und für den Herrn 

„Mein Diener George und mein Diener Lyman und mein Diener John Snider und andere sollen meinem Namen ein Haus bauen, und zwar eines, wie mein Diener Joseph es ihnen zeigen wird … Und es soll eine Herberge sein, ein Haus, worin Fremde aus der Ferne unterkommen können.“ 

Der Herr beginnt mit einem Auftrag, der zugleich praktisch und geistlich ist: Die Heiligen sollen ein „Nauvoo House“ errichten, in dem Reisende Unterkunft finden. Dieses Haus war als eine Art repräsentatives Gästehaus gedacht, in dem auch Besucher aus aller Welt von der Gastfreundschaft der Heiligen Zeugnis ablegen konnten. In dieser Verbindung von praktischer Nächstenliebe und geistlicher Ausrichtung liegt eine bleibende Lehre: Jeder heilige Ort soll nicht nur Gott, sondern auch dem Menschen dienen. 

Heute erinnert uns dieser Auftrag daran, dass wahre Heiligkeit immer mit Offenheit einhergeht. Auch unsere Kirchengebäude, Tempel und Häuser sind Orte, an denen Fremde willkommen geheißen werden sollen. 

Verse 25–27: Sammlung und Opferbereitschaft 

„Lass alle meine Heiligen von ferne hierherkommen. Und sendet Eilboten aus … kommt mit all eurem Gold und eurem Silber … und baut meinem Namen ein Haus, dass der Allerhöchste darin wohnen kann.“ 

Der Herr ruft die Heiligen auf, ihre Schätze, Fähigkeiten und Materialien einzubringen, um ein würdiges Haus zu errichten. Die Liste ist eindrucksvoll: Metalle, Hölzer, Edelsteine – all das soll in den Bau eingebracht werden. Das Prinzip ist klar: Für den Herrn ist nur das Beste gut genug. 

Dieser Ruf zeigt zwei Dinge: Erstens, dass die Sammlung Zions nicht nur spirituell, sondern auch materiell geschieht. Zweitens, dass wahre Opferbereitschaft erfordert, etwas von Wert zu geben. Heute zeigt sich das in unserem Zehnten, in unseren Spenden, aber auch im Einbringen von Zeit und Talenten in den Aufbau des Reiches Gottes. 

Verse 28–31: Der Tempel als einzig würdiger Ort für heilige Verordnungen 

„Denn kein Taufbecken gibt es auf der Erde, wo sie, meine Heiligen, für diejenigen getauft werden können, die tot sind … denn diese Verordnung gehört in mein Haus.“ 

Hier wird zum ersten Mal in der Offenbarungsgeschichte der Kirche die Taufe für die Toten ausdrücklich mit dem Tempelbau verbunden. In Kirtland hatte es bereits Waschungen und Salbungen gegeben, doch die Fülle des Priestertums und die Verordnungen für Verstorbene konnten erst im Nauvoo-Tempel eingeführt werden. 

Der Herr stellt klar: Nur im Tempel – dem „Haus des Herrn“ – sind diese Verordnungen gültig und annehmbar. Vorübergehend nahm er auch Taufen außerhalb an, solange kein Tempel zur Verfügung stand. Doch dies war nur eine Ausnahmezeit. Der Grundsatz lautet: heilige Verordnungen gehören in heilige Räume

Diese Worte sind bis heute von größter Bedeutung. Sie erklären, warum Tempelarbeit für die Lebenden und die Verstorbenen nicht irgendwo stattfinden kann, sondern ausschließlich in Häusern, die vom Herrn geweiht sind. 

Verse 32–35: Dringlichkeit und Verantwortung 

„Aber siehe, wenn diese bestimmte Zeit zu Ende ist, werden eure Taufen für eure Toten für mich nicht mehr annehmbar sein … und wenn ihr dies nicht tut, werdet ihr nach Ablauf der bestimmten Zeit als Kirche samt euren Toten verworfen werden, spricht der Herr.“ 

Diese Verse sind von erstaunlicher Schärfe. Der Herr gewährt den Heiligen „genügend Zeit“, aber er macht auch deutlich: die Zeit ist begrenzt. Die Errichtung des Tempels ist nicht nur eine Empfehlung, sondern eine Bedingung für die Annahme der Kirche als Ganzes. 

Das lehrt uns heute zweierlei: Erstens, dass Gottes Werke nach einem göttlichen Zeitplan verlaufen und unser Gehorsam entscheidend ist. Zweitens, dass es Konsequenzen hat, wenn wir den Bau des Reiches Gottes vernachlässigen. Auch wir leben in einer Zeit der Dringlichkeit – sei es im persönlichen geistlichen Wachstum oder im Engagement für das Werk des Herrn. 

Vers 36: Zion als Ort der Zuflucht 

„Denn es ist verordnet, dass in Zion und in seinen Pfählen und in Jerusalem, jenen Orten, die ich als Zuflucht bestimmt habe, die Stätten für eure Taufen für eure Toten sein sollen.“ 

Hier weitet der Herr den Blick: Der Tempelbau ist nicht nur auf Nauvoo begrenzt, sondern Teil eines größeren Plans. Zion und seine Pfähle sind jene Orte, die Gott als Zuflucht bestimmt hat. Tempel sind geistige Zufluchtsstätten in einer Welt voller Unsicherheit. 

Heute erfüllt sich diese Verheißung in der weltweiten Verbreitung der Tempel. Jeder neu geweihte Tempel ist ein weiterer Beweis dafür, dass Gott sein Volk sammelt und Orte der Sicherheit und Errettung bereitet. 

Schlussgedanken 

Die Verse 22–36 stellen die Weichen für das Verständnis der Tempelarbeit in der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage. Sie verbinden praktische Gastfreundschaft, Opferbereitschaft, heilige Verordnungen, zeitliche Dringlichkeit und die Verheißung von Zion

Der Auftrag, ein Haus für den Herrn zu bauen, ist mehr als ein historisches Detail der Nauvoo-Zeit. Er ist ein immerwährender Ruf an die Heiligen aller Zeiten: Schafft Orte der Heiligkeit, in denen Gott unter euch wohnen kann. Hier findest du eine Liste der heutigen Tempel

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Dienstag, 28. Oktober 2025

Eine feierliche Kundmachung von meinem Evangelium erlassen

 

(Bild: Quelle)

„Deine Gebete sind vor mir annehmbar, und als Antwort darauf sage ich dir: Du bist jetzt dazu berufen, unverzüglich eine feierliche Kundmachung von meinem Evangelium zu erlassen, ebenso von diesem Pfahl, den ich als Eckstein für Zion gesetzt habe und der zu einer Feinheit geglättet werden wird, die der eines Palastes gleichkommt.“ (Lehre und Bündnisse 124:2). 

Wie zeigt Gott in diesen Versen, dass er trotz menschlicher Schwäche große Aufgaben anvertraut – und wie können wir lernen, selbst mutig zu Zeugen seiner Wahrheit zu werden? 

Lehre und Bündnisse 124:1–21 – Eine Kundmachung an Könige und Nationen 

  1. Verse 1–2: Berufung trotz Schwäche 

Der Herr beginnt die Offenbarung mit einer persönlichen Zusicherung an Joseph Smith: „Ich habe Wohlgefallen an deinem Opfer und Bekenntnis … damit ich durch das Schwache der Erde meine Weisheit zeigen kann.“ (V. 1). Diese Worte spiegeln ein zentrales Prinzip der Wiederherstellung wider: Gott erwählt nicht die Starken, Reichen oder Gelehrten, sondern er wirkt durch einfache Menschen, um seine Größe sichtbar zu machen. Der Gedanke, dass die „Schwachen der Erde“ seine Werkzeuge sind, zieht sich durch viele Schriften (vgl. 1. Korinther 1:27). Für Joseph war dies Trost und Auftrag zugleich: trotz Verfolgungen und Widerständen sollte er mit einem Auftrag betraut werden, der alle Nationen betraf. Vers 2 konkretisiert dies: eine „feierliche Kundmachung“ sollte unverzüglich erlassen werden. Historisch gesehen war dies die Aufforderung, die Botschaft der Wiederherstellung nicht nur im eigenen Umfeld zu verkünden, sondern an die „Könige“ und führenden Autoritäten der Erde. Geistlich gesehen lernen wir daraus, dass Gebetserhörungen oft mit Verantwortung verbunden sind: Gott erhört Josephs Gebet – und gibt ihm sogleich eine große, weltweite Aufgabe. Joseph selbst hat die Kundmachung nicht mehr verfasst, sie wurde erst 1845 von den Zwölf Aposteln herausgegeben (zur Proklamation lies hier). 

2. Verse 3–7: Eine Botschaft an Könige und Nationen 

Die Kundmachung sollte, so sagt der Herr, an alle „Könige auf der Welt … und an alle Nationen“ gehen (V. 3). Auffällig ist die Verbindung von Sanftmut und Kühnheit: „Sie soll im Geist der Sanftmut und durch die Macht des Heiligen Geistes geschrieben werden“ (V. 4), aber zugleich soll Joseph „mit lauter Kundmachung“ rufen und sich nicht fürchten (V. 7). Diese Spannung zwischen Demut und Furchtlosigkeit ist bis heute lehrreich. Wer Zeugnis von Christus ablegt, muss nicht aggressiv auftreten, sondern in Sanftmut sprechen – aber eben auch klar, ohne Kompromisse, und mit dem Vertrauen, dass Gott die Herzen bewegt. Dass Könige „wie Gras“ sind (V. 7), erinnert an Jesaja 40:6–8: menschliche Macht ist vergänglich, Gottes Wort aber bleibt. Für die damaligen Heiligen war dies eine gewaltige Perspektive: eine kleine, bedrängte Gemeinschaft sollte sich nicht fürchten, auch die Großen der Erde anzusprechen, weil ihre Botschaft göttlichen Ursprung hatte. Für uns bedeutet das, dass wir das Evangelium nicht klein machen müssen. Auch wenn wir in einer säkularen Welt manchmal eine Minderheit darstellen, ist unsere Botschaft ewig gültig. 

3. Verse 8–11: Gericht und Einladung 

In diesen Versen wird deutlich, warum die Kundmachung nötig ist: damit die Nationen „ohne Entschuldigung“ seien (V. 7–8). Der Herr kündigt Gericht an, wenn sie die Botschaft verwerfen (V. 8), aber auch Erweichen und Gnade, wenn sie sie annehmen (V. 9). Es ist bemerkenswert, dass Gott sowohl Gericht als auch Barmherzigkeit verheißt. Die Heimsuchung (V. 10) kommt plötzlich, doch vorher ergeht eine Einladung: „Erwacht, o ihr Könige der Erde! Kommt … meinem Volk zu Hilfe“ (V. 11). Die Balance zwischen Warnung und Einladung ist ein Muster, das wir auch in anderen Schriften finden – etwa in den Predigten Almas im Buch Mormon, wo sowohl Gericht als auch Umkehrmöglichkeiten betont werden (Alma 5). Für die Kirche in Nauvoo bedeuteten diese Worte eine Hoffnung: auch politische Führer könnten sich bewegen lassen, zugunsten der Heiligen zu handeln. Für uns heute heißt es: Gottes Wort ist stets beides – ernste Mahnung und liebevolle Einladung. 

Heute erfüllt sich dieser Gedanke, wenn Regierungsvertreter der Kirche Respekt entgegenbringen, offizielle Begegnungen mit der Ersten Präsidentschaft oder dem Kollegium der Zwölf suchen und in Fragen von Religionsfreiheit, humanitärer Hilfe oder Familienwerten mit ihr zusammenarbeiten. Solche Kontakte zeigen, dass auch „Könige der Erde“ auf das Licht Zions aufmerksam werden. 

4. Verse 12–14: Die Berufung Robert B. Thompsons 

Der Herr wendet sich dann einzelnen Personen zu. „Lass meinen Diener Robert B. Thompson dir helfen, diese Kundmachung zu schreiben“ (V. 12). Das zeigt zweierlei: erstens, dass göttliche Aufträge Teamarbeit sind. Selbst Joseph Smith, der Prophet, sollte sich helfen lassen. Zweitens, dass Gott Freude daran hat, verschiedene Talente zusammenzubringen. Thompson wird mit „einer Vielfalt von Segnungen“ gesegnet, wenn er treu bleibt (V. 13). Zugleich wird er erinnert, dass seine Treuhandschaft Rechenschaft fordert (V. 14). Hier lernen wir, dass geistliche Aufgaben sowohl Ehre als auch Verantwortung bedeuten. Wer im Reich Gottes mitarbeitet, muss nicht perfekt sein, aber treu und rechenschaftsbereit. Für uns heißt das: jeder Beitrag im Dienst des Evangeliums zählt – aber er verlangt auch Treue. 

5. Verse 15–17: Hyrum Smith und John C. Bennett 

Im Folgenden werden Hyrum Smith und John C. Bennett hervorgehoben. Über Hyrum sagt der Herr: „… ich, der Herr, liebe ihn wegen der Lauterkeit seines Herzens“ (V. 15). Das Herz, nicht die äußerliche Position, ist entscheidend. Für John C. Bennett spricht der Herr Worte der Anerkennung und Verheißung (V. 16–17). Historisch wissen wir, dass Bennett später vom Glauben abfiel und der Kirche schadete. Umso bedeutsamer ist es, dass er hier als jemand beschrieben wird, der helfen sollte, das Wort Gottes zu verbreiten. Das zeigt: jeder Mensch steht in einer dynamischen Beziehung zu Gott – heutige Treue garantiert nicht automatisch künftige Beständigkeit. Gleichzeitig gilt: Gott erkennt aufrichtige Bemühungen an und belohnt Liebe und Treue, solange man darin fortfährt. Für uns heute mahnt das, demütig zu bleiben, standhaft und beständig, und nicht im eigenen Eifer nachzulassen. 

6. Verse 18–19: Lyman Wight und die Erinnerung an Verstorbene 

Über Lyman Wight sagt der Herr: „… er wird sich und meinem Namen Herrlichkeit und Ehre erzeugen“ (V. 18). Diese Zusage knüpft an Bilder aus Jesaja an: „wie auf Adlerflügeln emporgetragen“ (vgl. Jesaja 40:31). Es ist ein Bild der Stärke und des Schutzes. Der Herr deutet zudem an, dass Wight, wenn er treu bleibt, eines Tages zu ihm genommen werden wird – wie zuvor David Patten, Edward Partridge und Joseph Smith Sr. (V. 19). Diese Passage zeigt, wie sehr die Gemeinschaft von damals das Weiterleben nach dem Tod und die Gemeinschaft mit den Vätern betonte. Für die Heiligen war es Trost, zu wissen: ihre Führer, die gestorben waren, sind bei Gott. Für uns heute ist es eine Erinnerung: unsere Treue hat nicht nur Wirkung in diesem Leben, sondern reicht in die Ewigkeit. 

7. Verse 20–21: George Miller und das Bischofsamt 

Zum Schluss dieser Versgruppe wird George Miller hervorgehoben: „… ihm kann man wegen der Lauterkeit seines Herzens vertrauen“ (V. 20). Treue, Aufrichtigkeit und Liebe zum Zeugnis Christi sind die Eigenschaften, die ihn zum Bischof berufen. Er erhält den Auftrag, die Tempelweihungen zu empfangen und die Armen zu segnen (V. 21). Das Amt des Bischofs ist also zutiefst mit Fürsorge für die Bedürftigen verbunden. Das ist bis heute eine der wichtigsten Lehren: wahre Ehre im Reich Gottes bedeutet, den Armen zu dienen. „Niemand soll meinen Diener George verachten“ (V. 21) – eine eindrückliche Erinnerung daran, dass Gott seine Diener schützt und ehrt, auch wenn Menschen dazu neigen, sie geringzuschätzen. 

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Montag, 27. Oktober 2025

Damit ich durch das Schwache der Erde meine Weisheit zeigen kann

 

(Bild: Quelle)

“Wahrlich, so spricht der Herr zu dir, mein Diener Joseph Smith: Ich habe Wohlgefallen an deinem Opfer und Bekenntnis, das du dargebracht hast, denn zu diesem Zweck habe ich dich erweckt, damit ich durch das Schwache der Erde meine Weisheit zeigen kann.” (Lehre und Bündnisse 124:1). 

Warum hat Gott genau in jenem Moment, Anfang 1841, dieses umfangreiche Offenbarungsdokument gegeben – L&B 124 – das so viele Dimensionen (Stadtgründung, Tempel, Versammlungsordnung, Gehorsam, Führung) umfasst? Was war das Umfeld, und welche Dringlichkeit oder Gelegenheit ließ dieses Dokument so nötig und kraftvoll erscheinen? 

Lehre und Bündnisse 124 – Geschichtlicher Hintergrund 

  1. Vertreibung, Leid und Neuanfang 
  • Die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage hatte nach den Konflikten in Missouri (insbesondere die Vertreibung im Winter 1838-39 nach dem Vernichtungsbefehl von Governor Lilburn W. Boggs) schwer gelitten. Viele Mitglieder hatten Besitz verloren, man war vertrieben, die Zukunft war ungewiss. Doctrine and Covenants Central+2Rikers+2 
  • Joseph Smith war in Liberty Jail inhaftiert; er wurde am 16. April 1839 freigelassen. Dieser Teil seiner Lebensgeschichte hatte spürbare Auswirkungen auf seine Visionen, sein Wirken und die seelische Verfassung der Kirche. Doctrine and Covenants Central+1 
  1. Aufbau von Nauvoo 
  • Nach der Freilassung aus dem Gefängnis wurde Land am Ufer des Mississippi gekauft, und der Ort Commerce, Illinois, wurde zum zentralen Sammelort der Heiligen. Später wurde Commerce in Nauvoo umbenannt (im Hebräischen: „schön, herrlich“ / „schöne Wohnstätte“) mit dem Gedanken, dort eine heilige Stadt zu errichten. Joseph Smith Papers+2Doctrine and Covenants Central+2 
  • Die Stadt wurde formell im Dezember 1840 durch den Staat Illinois inkorporiert, was der Gemeinde bestimmte Rechte und Autonomien verlieh – z. B. lokale Gerichtsbarkeit, steuerliche und politische Aspekte, städtische Verwaltung. Dieser Rechtsstatus half, die Kirche und deren Mitglieder in Nauvoo zu stabilisieren und gab handfeste Grundlagen für Wachstum und Planung. Kirche Jesu Christi+2BYU Archives+2 
  1. Wachsender Zuzug und geistige Erneuerung 
  • Schon bevor Nauvoo rechtlich fixiert war, kamen viele Heilige aus verschiedenen Gegenden (Missouri, anderen US-Staaten, aber auch aus Europa) nach Nauvoo, was die Bevölkerungszahl rasch wachsen ließ und den Bedarf für Infrastruktur, geistliche und religiöse Institutionen vergrößerte. Joseph Smith Papers+2Doctrine and Covenants Central+2 
  • Es bestand ein starkes Bedürfnis nach Erneuerung, nach Wiederherstellung stabiler sozialer und religiöser Ordnung – nach dem Kirtland-Apostasie (Verfall / Abfall unter einigen Führern, finanzieller Stress etc.) und den Verfolgungen in Missouri war die Kirche in manchen Institutionen und Organisationen geschwächt. L&B 124 enthält viele Bestimmungen zur Wiederherstellung von Führungsquoren, zu Tempelordnungen, zum Dienst, zur Hierarchie etc. Doctrine and Covenants Central+2Rikers+2 
  1. Datum und unmittelbare Ereignisse 
  • Die Offenbarung L&B 124 wurde am 19. Januar 1841 gegeben. Kurz zuvor war das Stadtrecht von Nauvoo wirksam geworden, und Joseph Smith und andere Kirchenführer sahen die Möglichkeit, sowohl städtisch als auch religiös zu planen und Ordnung zu schaffen. Doctrine and Covenants Central+1 
  1. Inhalte von L&B 124 als Antwort auf den historischen Bedarf 
  • Tempel und Tempelbau: Versammlungsort der Heiligen, aber auch Ort für besondere Heil, geistliche Einrichtungen wie das Baptisterium für stellvertretende Taufen für Verstorbene etc. L&B 124 ordnet an, dass Tempel gebaut werden sollen, und gibt Details zu deren Nutzen. Joseph Smith Papers+2Doctrine and Covenants Central+2 
  • Nauvoo House: Neben dem Tempel sollte ein Haus errichtet werden, ein „Haus für Erholung der Müden“ / eine Herberge für Besucher und Gäste, um denen eine Bleibe zu bieten, die kamen, um „über die Herrlichkeit Zions“ nachzusinnen (L&B 124:60). Dies war wichtig, da viele neue Mitglieder und Besucher kamen. L&B 124 ordnet den Bau des Nauvoo Hauses an. 
  • Organisation und Führung: Erneuerung von Führungskreisen, Ernennung neuer Führer aufgrund von Verlusten durch Tod oder Abfall, klare Anweisungen, Gebote, quorumspezifische Verantwortung etc. Dies war nötig, um Stabilität und Effektivität bei wachsender Gemeinde zu gewährleisten. Doctrine and Covenants Central+1 
  • L&B 124 wirkt in vielerlei Hinsicht wie eine geistige Charta für die Stadt Nauvoo. 

Bedeutung und Wirkung zur Zeit 

  • Die Gemeinde wurde zu geordnetem Wachstum aufgerufen; körperlich, geistlich und institutionell. Die Offenbarung half, den Blick nach vorn zu richten – nicht bloß das Überleben und die Flucht vor Verfolgung, sondern Aufbau, Tempel, religiöse Vollkommenheit, Dienst, Gemeinschaft. Doctrine and Covenants Central+1 
  • Gleichzeitig war es eine Periode von Möglichkeiten, aber auch von Spannung: Wachstum zog Neider und Gegner an; es gab politische, rechtliche, soziale Konflikte – z. B. die Frage der Rechte der Kirche, die Beziehung zu umgebenden “Nicht-Mormonen”, wirtschaftliche Belastungen, Versorgung, Arbeitsaufwand beim Tempel- und Hausbau etc. L&B 124 gibt Anleitung, wie Glauben, Opfer, Gehorsam und Dienst helfen sollen, mit solchen Problemen umzugehen. Doctrine and Covenants Central+1 

Fazit 

L&B 124 entstand nicht in einem Vakuum, sondern in der spannungsvollen, dynamischen Phase, in der die Kirche sich von den Verfolgungen in Missouri erholte, eine neue Heimat in Illinois aufbaute, gesellschaftlichen, politischen und religiösen Aufbau leistete, viele neue Mitglieder hatte, und wusste: Tempel und geistliche Institutionen sind zentral für die Kirche – nicht nur als Symbole, sondern als Orte und Mittel göttlicher Offenbarungen und Ordnungen. Die Offenbarung erfüllt damit eine doppelte Rolle: Sie gibt konkrete Anweisungen für Gebäude, Organisation und Führung und verpflichtet die Glaubenden, innerlich bereit zu sein, Opfer zu bringen und Glauben zu haben, Vertrauen zu Gott. 

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Samstag, 25. Oktober 2025

Lasst uns frohgemut alles tun, was in unserer Macht liegt

 

(Bild: Quelle)

„Darum, vielgeliebte Brüder, lasst uns frohgemut alles tun, was in unserer Macht liegt, und dann mögen wir mit größter Zuversicht ruhig stehen, um die Errettung Gottes zu sehen und dass sein Arm offenbar werde.“ (Lehre und Bündnisse 123:17). 

Lehre und Bündnisse 123:1-17 – Frohgemut alles tun – Unsere Pflicht im Angesicht von Widerstand und Verfolgung 

 Historischer Kontext 

Der Abschnitt 123 ist Teil eines langen Briefes, den Joseph Smith und seine Mitgefangenen am 20. März 1839 aus dem Gefängnis in Liberty, Missouri, an die Heiligen sandten. Diese Zeit war für die frühe Kirche geprägt von massiver Verfolgung, Vertreibung, Enteignung und Gewalt. Die Heiligen hatten Hab und Gut verloren, viele waren ermordet oder misshandelt worden, und Joseph selbst war ohne Aussicht auf schnelle Befreiung inhaftiert. Inmitten dieser widrigen Umstände erhielten die Gläubigen Anweisungen, ihre Leiden schriftlich festzuhalten und sie sowohl der Öffentlichkeit als auch der Regierung vorzulegen. 

Dieser Hintergrund macht deutlich: Der Abschnitt ist keine bloße juristische Handlungsanweisung, sondern ein geistlicher Appell, in Bedrängnissen Verantwortung zu übernehmen, Zeugnis abzulegen und Hoffnung auf die zukünftige Gerechtigkeit Gottes zu bewahren. 

Verse 1–6: Sammeln, dokumentieren, bezeugen 

Joseph fordert die Heiligen auf, „die Berichte über alle Tatsachen sowie die Leiden und Misshandlungen“ zu sammeln (V. 1). Es geht nicht nur um persönliche Wiedergutmachung, sondern darum, ein umfassendes Zeugnis für kommende Generationen und für die Weltgeschichte festzuhalten. Auch sollen der Verlust von Eigentum, Ruf und persönlichem Wohlergehen dokumentiert werden (V. 2–3). 

Er schlägt vor, dass ein Komitee dies systematisch zusammenträgt (V. 4), einschließlich der verleumderischen Veröffentlichungen, die im Umlauf sind (V. 5). Dieses Werk soll nicht im Verborgenen bleiben, sondern „aller Welt bekanntmachen“ und den „Spitzen der Regierung“ vorgelegt werden (V. 6). 

Die Parallele zur Bibel ist naheliegend: Auch im Alten Testament finden wir Klagepsalmen, in denen das Volk Israel seine Not und Verfolgung vor Gott und der Gemeinschaft bekennt (Psalm 44). Ebenso im Buch Mormon: Alma und sein Volk unter der Herrschaft Amulons hielten ihre Leiden fest, bevor der Herr sie wunderbar befreite (Mosia 24:8–15). 

Bemerkenswert ist, dass Joseph den Bericht nicht nur als menschliche Pflicht beschreibt, sondern als „letzte Anstrengung, die uns von unserem himmlischen Vater auferlegt wird“ (V. 6). Leid zu bezeugen wird hier Teil der Vorbereitung auf die Offenbarung der Macht Gottes. 

Verse 7–10: Der Ursprung von Verfolgung und Unterdrückung 

In diesen Versen beschreibt Joseph den Geist, der hinter der Verfolgung steht. Er erkennt denselben satanischen Einfluss, der auch „die Glaubensbekenntnisse der Väter“ hervorgebracht habe (V. 7). Dieser Geist ist für ihn die „Haupttriebfeder aller Verdorbenheit“ und führt zu einem „eisernen Joch“ (V. 8). Die Schilderung gipfelt in der Aussage, dass diese Gräueltaten selbst die Hölle erschüttern und „die Hände selbst des Teufels zittern und erlahmen“ lassen (V. 10). 

Historisch gesehen spiegelt dies das Gefühl der Heiligen wider, dass sie nicht nur unter menschlicher Tyrannei litten, sondern dass ihre Gegner durch einen größeren, finsteren Geist angetrieben wurden. 

Biblisch erinnert dies an Paulus’ Worte: „Denn wir haben nicht mit Fleisch und Blut zu kämpfen, sondern mit Mächten und Gewalten, nämlich mit den Herren der Welt, die in dieser Finsternis herrschen“ (Epheser 6:12). Auch im Buch Mormon lesen wir von den „Ketten des Teufels“ (2 Nephi 28:22), die Menschen binden. 

Für uns heute bedeutet das: Widerstand gegen das Evangelium ist nicht nur gesellschaftlich bedingt, sondern Ausdruck eines geistigen Kampfes, der unser Vertrauen in den Herrn und unsere Standhaftigkeit erfordert. 

Verse 11–14: Verantwortung für kommende Generationen 

Joseph dehnt die Pflicht aus: Die Heiligen schulden ihr Zeugnis nicht nur sich selbst, sondern auch „der gesamten heranwachsenden Generation und allen im Herzen Reinen“ (V. 11). Viele Menschen seien nur deshalb von der Wahrheit ferngehalten, „weil sie nicht wissen, wo sie zu finden ist“ (V. 12). 

Dies ist ein starkes Prinzip: Wahrheit ist allen zugedacht. Die Heiligen sollen „alles Verborgene der Finsternis ans Licht bringen“ (V. 13). Dieses Offenlegen ist kein politisches Manöver, sondern eine geistige Aufgabe, die „vom Himmel her kundgetan“ ist. 

Jesus lehrt im Neuen Testament: „Ihr werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen“ (Johannes 8:32). Ebenso wird im Buch Mormon beschrieben, wie die Söhne Mosias ihr Leben darauf verwendeten, Seelen zu Christus zu bringen (Mosia 28:3). 

Für uns heute heißt das: Wir dürfen nicht passiv bleiben. Unsere Aufgabe ist, Licht in die Welt zu tragen, indem wir Zeugnis geben, Missstände beim Namen nennen und Christus bekennen. 

Verse 15–16: Die Bedeutung scheinbar kleiner Handlungen 

Joseph warnt: „Niemand soll das für eine Kleinigkeit halten“ (V. 15). Das sorgfältige Sammeln und Zeugnisgeben mag unscheinbar wirken, doch es beeinflusst die Zukunft. Er illustriert dies mit dem Bild des Steuerruders, das ein großes Schiff lenkt, „wenn es dem Wind und den Wellen zum Trotz auf Kurs gehalten wird“ (V. 16). 

Dieses Bild erinnert an Jakobus 3:4–5, wo die Zunge mit einem Ruder verglichen wird, das große Auswirkungen hat. Auch Alma im Buch Mormon betont die Macht kleiner Dinge: „Durch kleine und einfache Dinge werden große zustande gebracht“ (Alma 37:6–7). 

Für die frühen Heiligen hieß das: ihre Dokumentationsarbeit war vielleicht mühsam, doch sie konnte den Lauf der Geschichte prägen. Für uns bedeutet es: Treue im Kleinen – Gebet, Schriftenstudium, Dienst – wirkt langfristig auf unser Leben und die Welt. 

Vers 17: Frohgemut alles tun 

Der Abschnitt kulminiert in diesem Aufruf: „Lasst uns frohgemut alles tun, was in unserer Macht liegt, und dann mögen wir mit größter Zuversicht ruhig stehen, um die Errettung Gottes zu sehen“ (V. 17). 

Hier wird ein göttliches Muster sichtbar: Zuerst handeln wir mit all unserer Kraft, dann vertrauen wir auf Gott, der das Werk vollendet. Mose sprach ähnlich zu Israel am Roten Meer: „Der Herr wird für euch streiten, und ihr sollt still sein“ (2. Mose 14:14). Ebenso bezeugt König Benjamin: ‚Glaubt an Gott; glaubt, dass er ist, und dass er Himmel und Erde geschaffen hat; glaubt, dass er Macht hat, alles zu tun, was er für gut hält, an den Menschenkindern‘ (Mosia 4:9). 

Das Geheimnis des Glaubens liegt darin, mutiges Handeln mit stillem Vertrauen zu verbinden. So wie die frühen Heiligen trotz Verfolgung „frohgemut“ handeln sollten, können auch wir in unseren Herausforderungen mit Hoffnung vorangehen und Gottes rettende Hand erwarten. 

Schlussgedanken 

Abschnitt 123 zeigt, dass die Pflicht der Heiligen in Zeiten der Verfolgung nicht in Resignation bestand, sondern in aktivem Zeugnis, im Offenlegen von Wahrheit und im mutigen Handeln. Joseph Smith forderte sie auf, Leid zu dokumentieren, kommende Generationen zu stärken, die Wahrheit zu verbreiten und im Kleinen treu zu sein. Am Ende steht der Aufruf, alles in unserer Macht Stehende zu tun – und dann mit Zuversicht auf Gottes Rettung zu warten. 

Für uns heute lautet die Lehre: Auch wenn wir nicht alle Umstände kontrollieren können, dürfen wir mutig handeln, Zeugnis geben und Licht verbreiten. Und wenn wir dies „frohgemut“ tun, wird der Herr seinen Arm offenbaren – damals wie heute. 

Wie können wir heute angesichts von Widerständen, Missverständnissen und geistigen Kämpfen „frohgemut alles tun“ und mit Vertrauen auf den Herrn handeln? 

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Freitag, 24. Oktober 2025

Des Menschen Sohn ist unter das alles hinabgefahren

 

(Bild: Quelle)

“Des Menschen Sohn ist unter das alles hinabgefahren. Bist du größer als er?“ (Lehre und Bündnisse 122:8). 

Lehre & Bündnisse 122:1-9 – Leid als Schule Gottes: Standhaftigkeit durch Christus, der unter alles hinabgefahren ist 

Historischer Hintergrund 

Im Winter 1838/39 befand sich Joseph Smith im Gefängnis zu Liberty, Missouri. Nach dem „Missouri-Krieg“ zwischen Mitgliedern der Kirche und staatlichen Milizen war er zusammen mit Gefährten eingekerkert worden. Die Bedingungen waren hart: bittere Kälte, mangelhaftes Essen, Krankheit und die Trennung von Familie und Gemeinde. Frauen und Kinder litten zeitgleich unter Vertreibung und Gewalt. 

Am 20. März 1839 schrieb Joseph einen langen Brief, der Klage und Hoffnung vereinte. Aus diesem Brief wurden die Kapitel 121–123 in Lehre & Bündnisse aufgenommen. Abschnitt 122 ist eine direkte Antwort des Herrn, die Joseph und allen Heiligen eine größere Perspektive schenkt: Leiden sind nicht Zeichen göttlicher Abwesenheit, sondern Teil einer Schule, in der Gott seinen Kindern Erfahrung und Stärke gibt. 

Vers 1–4: Die Verheißung göttlicher Anerkennung trotz Spott 

„Die Enden der Erde werden sich nach deinem Namen erkundigen, und Narren werden dich verspotten, und die Hölle wird gegen dich wüten … und dein Gott wird zu dir stehen für immer und immer.“ 

Schon zu Lebzeiten wurde Joseph Smith verspottet und angegriffen. Dennoch suchten Menschen, die nach Wahrheit dürsteten, seinen Rat. Heute erfüllt sich diese Verheißung sichtbar: Sein Name ist weltweit bekannt – ob in Kritik oder Anerkennung. 

Die Bibel bestätigt diese Realität: Jesus selbst sagte, dass seine Jünger „um meines Namens willen gehasst“ werden (Matthäus 10:22). Auch Paulus schrieb, dass „alle, die in Christus Jesus gottesfürchtig leben wollen, Verfolgung erleiden werden“ (2. Timotheus 3:12). 

Für uns heißt das: Der Maßstab ist nicht die Zustimmung der Menschen, sondern die Treue Gottes. 

Anwendung: Wenn dein Glaube belächelt oder kritisiert wird, erinnere dich daran, dass Gott zu dir steht. Wie Nephi bezeugte: „Die Rechtschaffenen, die sich auf den Heiligen Israels verlassen, werden nicht beschämt werden“ (2. Nephi 6:13). 

Vers 5–7: Leiden als Schule der Erfahrung 

Die Aufzählung von Gefahren – falsche Brüder, Räuber, Naturgewalten, Verlust der Familie, Gefängnis, Todesdrohungen – spiegelt konkrete Erfahrungen Josephs. Doch der Wendepunkt lautet: „Dies alles … wird dir Erfahrung bringen und dir zum Guten dienen.“ 

Hier klingt Römer 8:28 an: „Wir wissen aber, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen.“ Auch das Buch Mormon bestätigt diesen Gedanken: „Es ist notwendig, dass es einen Gegensatz in allen Dingen gibt“ (2. Nephi 2:11). Ohne Leid könnten wir Freude nicht erkennen, ohne Versuchung keine Treue beweisen. 

Anwendung: Frage dich in Prüfungen nicht zuerst: „Warum ich?“, sondern: „Was will Gott mich lehren?“ So wie Ammon in den Tiefen von Gefahren Gottes Hand erkannte (Alma 26:27), können auch wir im Rückblick verstehen, wie Leiden uns formt. 

Vers 8: Christus als Maßstab und Trost 

„Des Menschen Sohn ist unter das alles hinabgefahren. Bist du größer als er?“ 

Dieser Vers zeigt, dass keine Prüfung uns isoliert. Christus selbst hat Verrat, Gefangenschaft, Verleumdung und Schmerzen ertragen – bis hin zur Kreuzigung. Jesaja beschreibt ihn als den „Mann der Schmerzen und mit Leiden vertraut“ (Jesaja 53:3). Alma bezeugt: „Er wird Schmerzen und Drangsale und Versuchungen aller Art auf sich nehmen … damit er gemäß dem Fleisch weiß, wie er seinem Volk beistehen kann“ (Alma 7:11–12). 

Das macht diesen Vers zur größten Quelle des Trostes: Christus ist nicht nur Beobachter, sondern Miterleidender. 

Anwendung: In Momenten der Einsamkeit im Leid kannst du beten: „Herr, du weißt, wie es sich anfühlt. Stärke mich durch deine Nähe.“ Diese Haltung verwandelt Schmerz in eine Brücke zu Christus. 

Vers 9: Standhaft bleiben und keine Angst vor Menschen haben 

„Darum halte an deinem Weg fest … denn Gott wird mit dir sein für immer und immer.“ 

Die Botschaft ist klar: Josephs Leben, Berufung und das Priestertum sind in Gottes Hand. Äußerer Druck oder menschliche Feinde können Gottes Plan nicht zerstören. Der Psalmist drückt dieselbe Gewissheit aus: „Der HERR wird vollenden, was er für mich angefangen hat“ (Psalm 138:8). 

Auch das Buch Mormon lehrt: „Euer Leben wird euch gegeben werden, darum fürchtet nicht, was Menschen tun können“ (L&B 122:9; vgl. Mosia 23:27). 

Anwendung: Wenn du dich von äußeren Umständen bedroht oder gelähmt fühlst, erinnere dich: Gott kennt deine Tage. Er hat die Grenzen deiner Prüfungen gesetzt. Kein Mensch kann dich daran hindern, seinen Auftrag in deinem Leben zu erfüllen. 

Konkrete Anwendungspunkte für heute 

  1. Vertrauen statt Furcht: Richte deinen Blick nicht auf menschliche Kritik, sondern auf Gottes Zusage, immer bei dir zu sein (vgl. Hebräer 13:5). 
  1. Leid als Lernfeld: Betrachte Prüfungen als Teil des göttlichen Erziehungsplans, der dich befähigt, anderen beizustehen (vgl. Mosia 18:9). 
  1. Christus als Begleiter: Denke daran, dass Christus jedes Leid kennt – nicht theoretisch, sondern aus Erfahrung (vgl. Alma 7:12). 
  1. Standhaftigkeit im Alltag: Bleibe deinem Weg treu, auch wenn er einsam scheint. „Seid standhaft, unbeweglich, allezeit überströmend in dem Werk des Herrn“ (1. Korinther 15:58). 
  1. Trost in Gemeinschaft: Stütze dich auf die Heiligen, so wie Joseph Trost aus den Gebeten und der Treue der Kirche empfing (vgl. Mosia 18:8–10). 

Schlussgedanke 

L&B 122:1–9 ist eine Offenbarung, die Leiden nicht romantisiert, sondern in einen größeren Plan stellt. Joseph Smith wurde in Liberty Jail daran erinnert, dass Gott seine Tage kennt, dass Christus schon tiefer gelitten hat und dass alle Prüfungen zum Guten dienen können. 

Auch wir dürfen diese Worte für uns hören: Spott, Rückschläge und Leiden sind keine Zeichen von Gottes Abwesenheit, sondern Einladungen, näher zu Christus zu kommen. Das entscheidende Versprechen lautet: „Gott wird mit dir sein für immer und immer“ (Vers 9). 

Wie können wir in unseren Prüfungen erkennen, dass Gott nicht fern ist, sondern uns durch sie wachsen lässt? 

findechristus.org

Donnerstag, 23. Oktober 2025

Viele gibt es, die berufen sind, aber wenige werden erwählt

 

(Bild: Quelle)

„Siehe, viele gibt es, die berufen sind, aber wenige werden erwählt. Und warum werden sie nicht erwählt? Weil sie ihr Herz so sehr auf die Dinge dieser Welt gesetzt haben und nach den Ehren der Menschen streben, dass sie diese eine Lehre nicht lernen.“ (Lehre und Bündnisse 121:34–35

Diese Verse stehen im Zentrum einer der tiefsten Offenbarungen, die Joseph Smith je empfangen hat. Eingekerkert im Gefängnis zu Liberty, geschwächt und misshandelt, während die Heiligen vertrieben und verhöhnt wurden, empfing er Worte, die bis heute die Grundlage für unser Verständnis geistlicher Vollmacht bilden. Gerade in einer Zeit, in der äußere Macht von Tyrannei und Ungerechtigkeit geprägt war, offenbarte Gott das ewige Gesetz: dass wahre Macht nicht durch Zwang oder Gewalt entsteht, sondern allein durch Rechtschaffenheit. 

Lehre und Bündnisse 121:33–46 – Viele sind berufen, aber wenige werden erwählt 

Der Herr beginnt in Vers 33 mit einem Bild, das zugleich poetisch und kraftvoll ist: „Wie lange kann ein fließendes Wasser unrein bleiben? … Ebenso gut könnte der Mensch seinen schwachen Arm ausstrecken, um den Missouri in seinem vorgezeichneten Lauf anzuhalten, … wie den Allmächtigen daran hindern, vom Himmel herab Erkenntnis … auszugießen.“ Kein Mensch kann den Lauf eines großen Flusses aufhalten, ebenso wenig kann irgendjemand die Offenbarungen und die Macht Gottes eindämmen. Für die Heiligen in Missouri war dies eine tröstliche Zusicherung, dass trotz Vertreibung und Gefangenschaft der Fluss der Wahrheit weiterströmt. Für uns heute bedeutet das: Auch wenn gesellschaftliche Strömungen den Glauben infrage stellen oder persönliche Krisen uns niederdrücken, Gottes Werk bleibt unaufhaltsam. Das Evangelium wird weiterfließen, und Erkenntnis wird denen zufallen, die sich dafür öffnen. Die Frage ist nicht, ob Gottes Macht wirkt, sondern ob wir uns in ihren Strom stellen. 

Doch die entscheidende Wendung kommt mit den Versen 34–35: „Viele sind berufen, aber wenige werden erwählt.“ Jeder von uns ist berufen, Nachfolger Christi zu sein, in der Taufe ein Bündnis zu schließen, im Priestertum oder in Berufungen zu dienen. Doch erwählt werden bedeutet, dass wir uns so verhalten, dass Gott uns sein Vertrauen schenkt. Warum aber scheitern so viele? Der Herr nennt zwei Gefahren: „Weil sie ihr Herz so sehr auf die Dinge dieser Welt gesetzt haben und nach den Ehren der Menschen streben.“ Das ist aktueller denn je. Heute zeigt sich das in subtilen Formen: wenn wir mehr Energie in Karriere, Ansehen oder Konsum investieren als in unser geistliches Wachstum, oder wenn wir Anerkennung auf Social Media mehr suchen als die stille Bestätigung des Heiligen Geistes. Diese Verse laden uns ein, zu prüfen, wo unser Herz wirklich hängt. Ein einfaches Beispiel: Wenn wir in einer Leitungsfunktion einer Gemeinde dienen, ist die Frage entscheidend – tue ich es, weil ich Christus liebe, oder weil ich gesehen und anerkannt werden möchte? 

In Vers 36–37 offenbart der Herr ein unumstößliches Gesetz: „Die Rechte des Priestertums [sind] untrennbar mit den Mächten des Himmels verbunden“ und können „nur nach den Grundsätzen der Rechtschaffenheit“ gebraucht werden. Vollmacht ist nicht automatisch gleich Macht. Sie bleibt nur so lange wirksam, wie sie im Einklang mit Gottes Wesen angewandt wird. Wer versucht, Sünden zu verbergen, Stolz zu nähren oder andere unter Druck zu setzen, verliert die Begleitung des Geistes, und dann heißt es: „Amen zum Priestertum oder der Vollmacht jenes Mannes.“ Das betrifft nicht nur Männer mit Priestertumsvollmacht – es ist ein allgemeines Gesetz geistlicher Wirksamkeit. Auch Eltern erleben das: Wenn man versucht, Kinder durch Zwang oder Angst zu lenken, verliert man ihr Herz. Erst durch Liebe, Geduld und Aufrichtigkeit öffnet sich Vertrauen, und das ist der Raum, in dem der Geist Gottes wirken kann. 

Vers 39 beschreibt die traurige Realität: „Fast jedermann neigt von Natur aus dazu, sogleich mit dem Ausüben ungerechter Herrschaft anzufangen, sobald er meint, ein wenig Vollmacht erhalten zu haben.“ Joseph Smith wusste, wovon er sprach, denn er hatte erlebt, wie selbst gläubige Menschen, sobald sie in eine Leitungsposition kamen, mit Stolz, Härte oder Ungeduld reagierten. Dieses Muster ist universell: im Beruf, in der Politik, in der Kirche oder in der Familie. Es zeigt, wie notwendig Demut ist, damit wir Vollmacht richtig gebrauchen. Wir können das prüfen, indem wir uns fragen: Nutze ich meinen Einfluss, um andere aufzubauen, oder um mich selbst zu bestätigen? 

Die Verse 41–42 stellen das göttliche Gegenmodell vor: „Kraft des Priestertums kann und soll keine Macht und kein Einfluss anders geltend gemacht werden als nur mit überzeugender Rede, mit Langmut, mit Milde und Sanftmut und mit ungeheuchelter Liebe, mit Wohlwollen und mit reiner Erkenntnis …“ Diese Beschreibung deckt sich mit dem Charakter Jesu Christi. Seine Macht bestand nicht in äußerem Zwang, sondern in Liebe, Wahrheit und Geduld. Wer als Leiter, Lehrer, Vater oder Mutter handelt, kann sich daran messen: Rede ich überzeugend oder zwingend? Bin ich geduldig, oder dränge ich? Bin ich echt in meiner Liebe, oder suche ich doch meinen Vorteil? Praktisch bedeutet das etwa, dass ein Bischof nicht durch Drohung führen kann, sondern durch Liebe und Beispiel, oder dass ein Vater sein Kind eher durch beständiges Vorleben des Guten prägt als durch harte Strafen. 

Vers 43–44 ergänzen eine feine Balance: „zur rechten Zeit mit aller Deutlichkeit zurechtweisend, wenn vom Heiligen Geist dazu bewogen; und danach … vermehrte Liebe erweisend.“ Manchmal verlangt Liebe auch Klarheit, manchmal müssen wir Fehlverhalten ansprechen. Doch entscheidend ist, dass danach Liebe spürbar wird, damit der andere erkennt: Die Zurechtweisung war kein Angriff, sondern ein Ausdruck von Treue. Auch das gilt nicht nur im Priestertum, sondern in allen Beziehungen. Jeder kennt die Erfahrung, dass eine Korrektur nur dann fruchtet, wenn sie im Klima von Vertrauen und Zuneigung geschieht. 

Der Abschnitt gipfelt in den wunderbaren Verheißungen von Vers 45–46: „Lass Tugend immerfort deine Gedanken zieren; dann wird dein Vertrauen in der Gegenwart Gottes stark werden, und die Lehre des Priestertums wird dir auf die Seele niederträufeln wie der Tau vom Himmel. Der Heilige Geist wird dein ständiger Begleiter sein … und deine Herrschaft wird eine immerwährende Herrschaft sein, und ohne Nötigung wird sie dir zufließen für immer und immer.“ Hier wird deutlich: Wahre Macht bedeutet nicht, dass man andere zwingt, sondern dass andere von selbst folgen, weil sie Liebe, Wahrhaftigkeit und den Geist spüren. Das ist die Art von Einfluss, die wirklich Bestand hat. Man könnte sagen: Echte Autorität ist nie erzwungen, sie wird geschenkt – von Gott und von den Menschen, die Vertrauen schenken. 

Für uns heute sind diese Verse ein Spiegel. Sie fragen uns: Wonach strebst du wirklich – nach den Ehren der Menschen oder nach der Anerkennung Gottes? Womit füllst du dein Herz – mit der Vergänglichkeit der Welt oder mit der Tugend, die ewig trägt? Und wie übst du deinen Einfluss – durch Zwang oder durch Liebe? Die Verheißung ist gewaltig: Wer sich in Geduld, Sanftmut, Liebe und Tugend übt, dem wird geistlicher Einfluss zufließen, „ohne Nötigung … für immer und immer“. 

So zeigt sich am Ende, dass L&B 121:33–46 nicht nur ein Leitfaden für Priestertumsträger ist, sondern ein universelles Gesetz für alle, die im Namen Christi führen, lehren, erziehen oder dienen. Die Macht, die bleibt, ist die Macht der Liebe, die Wahrheit, die trägt, ist die Wahrheit des Evangeliums, und die Herrschaft, die ewig währt, ist die Herrschaft eines reinen Herzens im Einklang mit Gott. 

Wie bewahre ich in einer Welt voller Ablenkungen und falscher Werte ein reines Herz, sodass Gottes Macht in meinem Leben wirksam sein kann? 

findechristus.org

Mittwoch, 22. Oktober 2025

Weh all denen, die mein Volk quälen

 

Gefängnis zu Liberty
(Bild: Quelle)

„Weh all denen, die mein Volk quälen und es verjagen und ermorden und gegen es aussagen, spricht der Herr der Heerscharen; die Schlangenbrut wird der Verdammnis der Hölle nicht entrinnen.“ (Lehre und Bündnisse 121:23). 

Die Verse 18–32 stellen einen bemerkenswerten Spannungsbogen dar. Einerseits spricht der Herr von Gericht, Verfluchung und Ausschluss vom Priestertum für jene, die seine Heiligen unterdrücken und falsche Anklagen erheben. Andererseits verheißt er herrliche Offenbarungen für die Gläubigen, die treu ausharren, und deutet auf eine kommende Zeit hin, in der selbst die tiefsten Geheimnisse von Himmel und Erde offenbart werden. Für uns heute ist diese Kombination von Gericht und Verheißung eine Einladung, unsere eigene Haltung zu prüfen: Bin ich jemand, der durch Worte und Handeln Unrecht vermehrt, oder jemand, der im Glauben ausharrt und sich für die Offenbarungen Gottes empfänglich macht? 

Die Verse 18 bis 25 sprechen eine ernste Warnung gegen die Feinde der Heiligen aus. „Und diejenigen, die fälschlich gegen meine Diener schwören, um sie in Gefangenschaft und zum Tode zu bringen – weh ihnen“ (V. 18–19). Diese scharfen Worte machen deutlich, dass Gott das Unrecht, das den Gläubigen widerfährt, nicht übersieht. Auch wenn es in der Zeit Joseph Smiths so aussah, als würden die Verfolger triumphieren, stellt der Herr klar, dass ihr Tun Konsequenzen hat. Ihre Nachkommenschaft wird nicht am Priestertum teilhaben (V. 21), ihre Häuser und Vorräte werden zerfallen (V. 20), und sie selbst werden verachtet werden. Für uns heute liegt darin die Lektion, dass Unrecht und Lüge zwar vorübergehend Erfolg haben mögen, aber niemals Bestand. Wer andere fälschlich beschuldigt, manipuliert oder ihnen Schaden zufügt, zerstört letztlich die eigene Grundlage. 

Besonders eindrücklich ist das Bild in Vers 22: „Es wäre besser für sie gewesen, man hätte ihnen einen Mühlstein um den Hals gehängt und sie wären in der Tiefe des Meeres ertrunken.“ Dieses drastische Bild erinnert unmittelbar an Jesu Worte im Neuen Testament (vgl. Matthäus 18:6). Es verdeutlicht, wie ernst Gott das Unrecht an „den Kleinen“ nimmt – seien es Kinder, einfache Gläubige oder Menschen, die keine Macht haben, sich selbst zu verteidigen. Für uns bedeutet das, dass Gott von uns erwartet, Schwache zu schützen und niemals Macht zu missbrauchen. Jede Form von Ausbeutung, sei sie verbal, sozial oder geistlich, ruft Gottes Gericht hervor. 

Ab Vers 24 wird die Perspektive geweitet: „Siehe, meine Augen sehen und kennen alle ihre Werke, und ich habe für sie alle ein rasches Strafgericht bereit, wenn es an der Zeit ist.“ Hier lernen wir etwas über Gottes Zeitplan. Während wir uns oft eine sofortige Vergeltung wünschen, erinnert uns der Herr daran, dass jedem Menschen eine bestimmte Zeit bestimmt ist, „je nachdem, wie seine Werke sein werden“ (V. 25). Für uns bedeutet das: Wir sollen geduldig sein, wenn Gerechtigkeit nicht sofort sichtbar wird, und darauf vertrauen, dass Gott in seiner Weisheit und zu seiner Zeit alles richtigstellen wird. 

Nach den ernsten Warnungen an die Feinde wendet sich der Herr ab Vers 26 den Gläubigen zu und spricht von herrlichen Verheißungen: „Gott wird euch durch seinen Heiligen Geist, ja, durch die unaussprechliche Gabe des Heiligen Geistes, Erkenntnis geben, die vom Anfang der Welt an bis heute nicht offenbart worden ist.“ Dieser Übergang ist von großer Bedeutung. Er zeigt, dass die Geschichte nicht mit Gericht endet, sondern mit Offenbarung und Herrlichkeit. Während die einen durch ihre Rebellion und Lügen die Segnungen Gottes verlieren, werden die Treuen mit Erkenntnis, Einsicht und tieferem Verständnis der Schöpfung belohnt. 

Vers 27–32 entfalten eine Vision, die weit über die Zeit Joseph Smiths hinausgeht. Es ist die Verheißung einer kommenden Epoche, in der nichts vorenthalten wird: „Alle Throne und Königreiche, Fürstentümer und Mächte werden offenbart und all denen anheimgegeben werden, die um des Evangeliums Jesu Christi willen tapfer ausgeharrt haben“ (V. 29). Hier wird das Prinzip deutlich, dass Offenbarung und Herrlichkeit an Treue gekoppelt sind. Wer in Prüfungen ausharrt, wird nicht nur getröstet, sondern reich belohnt mit einem Verständnis für himmlische Dinge, das schon den Propheten der früheren Zeiten verheißen, aber aufbewahrt wurde „für die Fülle ihrer Herrlichkeit“ (V. 27). 

Für uns heute ist das von zentraler Bedeutung. Wir leben in einer Zeit, die in den Schriften als „die Evangeliumszeit der Fülle der Zeiten“ bezeichnet wird (V. 31). Das bedeutet, dass Gott bereit ist, Wahrheiten zu offenbaren, die vorher zurückgehalten wurden. Dazu gehört nicht nur ein besseres Verständnis über die Natur Gottes („sei es, dass es einen Gott gebe oder viele Götter – sie werden kundgetan werden“, V. 28), sondern auch Erkenntnis über die Ordnung des Kosmos: die Umläufe von Sonne, Mond und Sternen, die Gesetze der Schöpfung und ihre festgesetzten Zeiten (V. 30–31). Für uns bedeutet das: Wenn wir treu sind, öffnet Gott unser Verständnis nicht nur für geistliche Wahrheiten, sondern auch für die Wunder seiner gesamten Schöpfung. Wissenschaft und Offenbarung müssen sich dabei nicht widersprechen, sondern können gemeinsam ein Bild von Gottes Werk ergeben. 

Am Ende dieser Passage steht die Erinnerung, dass all dies „gemäß dem, was inmitten des Rates des ewigen Gottes aller anderen Götter verordnet wurde, ehe diese Welt war“ (V. 32), zurückbehalten wurde, bis die Menschheit bereit ist. Dieser Vers hebt die Majestät und Ordnung von Gottes Plan hervor. Nichts geschieht zufällig, sondern ist eingebettet in die ewige Weisheit Gottes. Für uns heute ist das eine Einladung zur Demut und zum Vertrauen. Auch wenn wir manches noch nicht verstehen, dürfen wir sicher sein, dass Gott einen Plan hat, der uns Schritt für Schritt mehr erkennen lässt, wenn wir bereit sind. 

Zusammengefasst lehren uns die Verse 18–32 zwei große Dinge. Erstens: Gott sieht alles Unrecht und wird es zu seiner Zeit richten. Wir müssen nicht selbst Rache üben, sondern dürfen darauf vertrauen, dass seine Gerechtigkeit vollkommen ist. Zweitens: Wer im Glauben ausharrt, wird mit Offenbarungen belohnt, die unser Verständnis von Gott, seiner Schöpfung und unserem Platz darin auf eine Weise erweitern, die alle früheren Generationen nur erhofft haben. Für uns bedeutet das: Wir sind Teil einer einzigartigen Zeit der Offenbarung, und unser treues Ausharren öffnet uns die Tür zu Segnungen, die über alles hinausgehen, was wir uns jetzt vorstellen können. 

Wie können wir in einer Welt voller Ungerechtigkeit Frieden finden, wenn uns der Herr zusichert, dass er alles Unrecht sieht und am Ende Gerechtigkeit üben wird? 

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