Mittwoch, 31. Dezember 2025

Die Schrift lesen, über sie reden und nachsinnen

 

Das Herz spricht mit Gott
(Bildquelle: KI-generiert mit ChatGPT)

“Über dieses Buch der Weisung sollst du immer reden und Tag und Nacht darüber nachsinnen, damit du darauf achtest, genauso zu handeln, wie darin geschrieben steht. Dann wirst du auf deinem Weg Glück und Erfolg haben.” (Josua 1:8). 

Die Wirkung der heiligen Schriften – Wie Gott durch sein Wort unser Herz berührt 

Wenn wir die heiligen Schriften aufschlagen, begegnen wir nicht bloß alten Geschichten oder religiösen Weisheiten. Wir begegnen der Stimme Gottes. Durch sein Wort sucht der Herr das Herz des Menschen – nicht nur seinen Verstand. In der heiligen Schrift wirkt eine Kraft, die lebendig, heilig und durchdringend ist. Sie heilt, richtet auf, verwandelt, erhellt und lehrt uns, wie wir Christus ähnlicher werden können. 

Das Wort Gottes – lebendig und kraftvoll 

Der Hebräerbrief bezeugt: 

Denn lebendig ist das Wort Gottes, wirksam und schärfer als jedes zweischneidige Schwert; es dringt durch bis zur Scheidung von Seele und Geist, von Gelenken und Mark; es richtet über die Regungen und Gedanken des Herzens;“ (Hebräer 4:12). 

Das Wort Gottes hat also eine doppelte Wirkung: Es offenbart, wer wir sind – und wer Gott ist. Beim ehrlichen Schriftstudium spüren wir, wie der Geist uns sanft, aber bestimmt spiegelt, wo wir noch wachsen können. Diese geistige Offenbarung geschieht oft leise, wie das „stille, sanfte Säuseln“ (1 Könige 19:12), doch sie trägt Licht und Klarheit in unsere Gedanken. In ihr liegt die Kraft, unser Herz zu verwandeln. 

Der Prophet Alma bezeugte im Buch Mormon, dass „das Wort Gottes … die Menschen mehr zur Tugend bewegen kann als das Schwert oder irgendetwas anderes“ (Alma 31:5). Kein äußerer Zwang, kein menschlicher Appell hat solch eine bleibende Macht – nur das Wort, das im Herzen Wurzeln schlägt. 

Das Wort als Licht, Erkenntnis und Frieden 

Wenn Gott spricht, geschieht Licht. In der Schöpfung sprach Er: „Es werde Licht“ – und es ward Licht. So ist es auch im geistigen Sinn: Sein Wort vertreibt Dunkelheit, Zweifel und Angst. Der Herr lehrt in Lehre und Bündnisse 84:45–46, dass „das Wort des Herrn Wahrheit ist und alles Licht, und was Licht ist, ist Geist“. 

So oft wir die Schriften lesen, empfangen wir dieses Licht. Es ist nicht bloß Wissen, sondern Offenbarung. Es ist der Geist Christi, der „jedem Menschen gegeben wird, damit er Gut und Böse unterscheiden könne“. Das Wort macht uns fähig, die Stimme des Hirten von der Stimme der Welt zu unterscheiden. Und wo das Licht des Wortes wohnt, da ist Friede – nicht die Abwesenheit von Problemen, sondern die Gegenwart des Heiligen Geistes. 

Verändernde Beispiele aus dem Alten Testament 

Im Alten Testament begegnen wir Menschen, deren Leben durch das Wort Gottes verwandelt wurde. 

  • Josua erhielt vom Herrn die Verheißung, dass er Erfolg haben würde, wenn er „das Buch dieses Gesetzes nicht von seinem Mund weichen lasse, sondern darüber nachsinne Tag und Nacht“ (Josua 1:8). Das beständige Nachsinnen über Gottes Wort wurde zur Quelle seiner Stärke. 
  • Samuel hörte als junger Knabe die Stimme des Herrn. Sein schlichtes Gebet: „Rede, HERR, denn dein Knecht hört“ (1 Samuel 3:10) wurde zum Anfang eines Lebens im Dienst des göttlichen Wortes. 
  • Esra hatte sein Herz darauf gerichtet, „das Gesetz des HERRN zu erforschen und zu tun“ (Esra 7:10). In einer Zeit geistiger Verwahrlosung wurde er zum Werkzeug der Erneuerung, weil er das Wort kannte und es lebte. 
  • Nehemia führte das Volk zur Umkehr, als das Gesetz öffentlich vorgelesen wurde (Nehemia 8). Die Menschen weinten, als sie das Wort hörten – nicht aus Furcht, sondern aus tiefer Bewegung. Sie erkannten, dass Gott sie trotz allem nicht verlassen hatte. 

Diese Szenen zeigen, wie das Wort Gottes Herzen aufweckt, Schuldgefühle in Umkehr verwandelt und Verzweiflung in Hoffnung. 

Parallelen im Buch Mormon und Neuen Testament 

Im Neuen Testament lehrte Paulus, dass „alle Schrift von Gott eingegeben und nütze zur Lehre, zur Zurechtweisung, zur Besserung, zur Unterweisung in der Gerechtigkeit“ ist (2 Timotheus 3:16–17). Auch Nephi, Mormon und Moroni bezeugten dasselbe Prinzip: das Schriftstudium als Quelle geistiger Kraft und Offenbarung. 

Wie die alten Propheten Israels kannten auch die Propheten des Buches Mormon die Macht des göttlichen Wortes. Es führt uns immer zu Christus. Wenn wir das Wort Gottes aufnehmen, empfangen wir nicht nur Lehre – wir empfangen den Herrn selbst, das „Wort, das Fleisch wurde“ (Johannes 1:14). 

Ein Aufruf zum betenden Schriftstudium 

Das Studium der Schriften ist keine Pflicht, sondern eine Einladung zum geistigen Gespräch mit Gott. Es öffnet einen Raum, in dem der Geist wirkt, heilt und belehrt. Regelmäßiges, betendes Schriftstudium verwandelt unser Herz und gibt uns Kraft, den Alltag im Licht des Evangeliums zu leben. 

Wenn wir das Wort lesen, als käme es direkt zu uns – mit Namen, mit persönlicher Bedeutung –, wird das Alte Testament zu einer lebendigen Offenbarung. Dann entdecken wir: Es ist nicht alt, sondern ewig. 

Persönliches Zeugnis 

Ich habe erfahren, dass die Schriften wirklich das Wort des lebendigen Gottes sind. Es gab Zeiten, in denen ich Trost suchte und keine Worte fand – bis ich sie in der Schrift fand. In Momenten der Unsicherheit kam Licht durch einen einzelnen Vers, als Antwort auf ein stilles Gebet. Ich habe gespürt, wie der Geist mich beim Lesen lehrte, was kein Mensch mich hätte lehren können. 

Darum weiß ich: Das Wort Gottes ist kein Buch aus Papier, sondern ein Schlüssel zum Himmel. Wenn wir es mit Glauben lesen, spricht Gott – und unser Herz wird verwandelt.

Dienstag, 30. Dezember 2025

Das Alte Testament – Ein Zeugnis für Jesus Christus

 

Als von Abraham gefordert wurde, Isaak zu opfern, schickte Gott einen Widder, der anstelle von Isaak geopfert werden sollte (Genesis 22:13,14). 
(Bild: Quelle)

„Doch er wurde durchbohrt wegen unserer Vergehen, / wegen unserer Sünden zermalmt. Zu unserem Heil lag die Züchtigung auf ihm, / durch seine Wunden sind wir geheilt. 6 Wir hatten uns alle verirrt wie Schafe, / jeder ging für sich seinen Weg. Doch der HERR ließ auf ihn treffen / die Schuld von uns allen.“ (Jesaja 53,5–6). 
→ Eine der klarsten messianischen Weissagungen: Sie zeigt, dass die gesamte prophetische Botschaft Israels auf den leidenden und erlösenden Christus hinweist. 

Wenn wir die ersten Seiten der Heiligen Schrift aufschlagen, treten wir in eine Welt voller Schöpfung, Bund und Verheißung. Viele sehen im Alten Testament vor allem Geschichte, Gesetz und Prophezeiung – ein Buch der Vergangenheit. Doch in Wahrheit ist es ein Buch der Gegenwart und Zukunft, denn es spricht von Ihm, der „derselbe ist, gestern, heute und in Ewigkeit“ (Hebräer 13:8). Von der ersten Verheißung im Garten Eden bis zu den letzten Worten der Propheten Israels zieht sich ein roter Faden: das Zeugnis von Jesus Christus, dem verheißenen Messias und Erlöser der Welt. 

1. Die Propheten sprachen von Christus 

Die Propheten des Alten Testaments waren keine bloßen Gesetzesverkünder oder moralischen Lehrer. Sie waren Zeugen Christi. Schon Mose, der größte Prophet Israels, sprach von Ihm, als er sagte: „Einen Propheten wie mich wird der Herr, dein Gott, dir erwecken … auf ihn sollt ihr hören“ (5 Mose 18:15). Petrus im Neuen Testament bekräftigt, dass Mose hier auf Christus hinwies (vgl. Apostelgeschichte 3:22–23). 

Auch im Buch Mormon wird uns erklärt, dass „Mose wirklich von ihm gesprochen hat; ja, und alle Propheten, die von Anfang an gewesen sind, haben von seinem Kommen gesprochen“ (Mosia 13:33). Abinadi, der diese Worte sprach, machte deutlich, dass die Worte der alten Propheten nicht nur historische Belehrung, sondern lebendiges Zeugnis waren. Sie verkündeten den Messias, lange bevor er kam. 

Jesaja, der Prophet des Trostes, sah in geistiger Schau das Leiden und die Herrlichkeit des kommenden Herrn. In seinem 53. Kapitel malt er ein Bild, das an Deutlichkeit kaum zu übertreffen ist: 

„Er war der Allerverachtetste und Unwerteste, voller Schmerzen und Krankheit … doch er hat unsere Krankheit getragen und unsere Schmerzen auf sich geladen. … Durch seine Wunden sind wir geheilt“ (Jesaja 53:3–5). 

Dieses Zeugnis ist so eindrücklich, dass selbst viele Jahrhunderte später Philippus dem äthiopischen Kämmerer anhand dieses Kapitels erklärte, „dass Jesus derjenige ist, von dem hier die Rede ist“ (Apostelgeschichte 8:35, sinngemäß). 

David, der Psalmist, sah ebenfalls prophetisch den leidenden Messias, als er im 22. Psalm rief: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ – Worte, die Christus selbst am Kreuz sprach (vgl. Matthäus 27:46). In den Psalmen finden wir unzählige Hinweise auf das Leben, Leiden, Sterben und die Auferstehung des Sohnes Gottes: „Denn du überlässt mein Leben nicht der Totenwelt; du lässt deinen Frommen die Grube nicht schauen.“ (Psalm 16:10) – ein Hinweis auf die Auferstehung Christi. 

Und Daniel? Auch er sah den Herrn in einer Vision: „Siehe, mit den Wolken des Himmels kam einer wie ein Menschensohn … und ihm wurde Herrschaft und Ehre und Königtum gegeben“ (Daniel 7:13–14). Dieser „Menschensohn“ ist niemand anderes als Jesus Christus selbst, der einst vor dem Hohen Rat bezeugte: „Ihr werdet den Menschensohn sitzen sehen zur Rechten der Macht und kommen auf den Wolken des Himmels“ (Matthäus 26:64). 

2. Symbolismus, Typologie und Vorbilder für Christus 

Die Propheten sprachen nicht nur direkt von Christus; sie zeigten Ihn auch durch Symbole, Rituale und Geschichten. Das Alte Testament ist voll von Bildern, die auf den Erlöser hinweisen. 

Das Opferwesen Israels – die unzähligen Lämmer, Böcke und Tauben, die auf dem Altar dargebracht wurden – war nicht Selbstzweck, sondern ein fortwährendes Gleichnis für das „wahre und letzte Opfer“, das Christus bringen würde. Abinadi erklärt: „Doch das Gesetz hatte kein Ende in Christus, sondern es wurde durch ihn erfüllt; denn siehe, wahrlich sage ich euch, ich werde derjenige sein, der erfüllt wird“ (vgl. Mosia 13:27, 33–35, paraphrasiert). 

Das Passah, das Israel an die Befreiung aus Ägypten erinnerte, war zugleich eine mächtige Vorschattung auf das große Pascha, das am Kreuz von Golgatha vollbracht wurde. So wie das Blut des Lammes an den Türpfosten die Israeliten vor dem Todesengel schützte (vgl. 2 Mose 12), so schützt uns das Blut Christi, wenn wir zu ihm kommen, „dessen Blut die Sünden der Welt sühnt“ (vgl. 1 Johannes 1:7). 

Auch die Stiftshütte in der Wüste war ein Symbol für den Weg zu Gott durch Christus. Der Eingang war nach Osten gerichtet – so wie Christus das „aufgehende Licht“ genannt wird. Nur durch das Opferblut konnte der Hohepriester ins Allerheiligste treten – ein Bild dafür, dass wir nur durch das Opfer Christi in die Gegenwart des Vaters gelangen können. Der goldene Leuchter wies auf Ihn hin, der das „Licht der Welt“ ist; der Schaubrottisch auf Ihn, der das „Brot des Lebens“ ist; und der Rauch des Räucheraltars auf seine Fürbitte, die für uns vor Gott emporsteigt. 

Selbst die Gestalten des Alten Testaments waren Typen für Christus. Joseph, der von seinen Brüdern verraten und in die Grube geworfen wurde, später aber zum Retter seines Volkes wurde – ein deutliches Vorbild auf den Messias. Mose, der Israel aus der Knechtschaft führte, deutet auf den großen Befreier hin, der uns aus der Knechtschaft der Sünde erlöst. Und David, der Hirtenkönig, spiegelt den „guten Hirten“ wider, der sein Leben für die Schafe lässt (vgl. Johannes 10:11). 

3. Der Herr selbst – der Gott Israels 

Eine der tiefsten Wahrheiten des Alten Testaments ist, dass der Herr, der sich Mose am brennenden Dornbusch offenbarte, niemand anderes ist als Jesus Christus selbst. In der Köstlichen Perle lesen wir: 

Denn siehe, dies ist mein Werk und meine Herrlichkeit: die Unsterblichkeit und das ewige Leben des Menschen zustande zu bringen.“ (Mose 1:39). 

Dieser „Herr, Gott der Herrlichkeit“, der zu Mose sprach, ist derselbe, der später als Mensch geboren wurde, um sein Volk zu erlösen. Im 3 Nephi 15:5 bezeugt Christus selbst: „Siehe, ich bin es, der das Gesetz gegeben hat, und ich bin es, der es erfüllt hat.“ 

Das bedeutet: Der Gott Israels, der das Meer teilte, Manna vom Himmel sandte und auf dem Sinai sprach, war Jesus Christus, bevor er in Bethlehem zur Welt kam. Er war der Bundgeber und Erlöser zugleich. Er war immer der Mittler zwischen Gott und Mensch. 

Wenn wir das erkennen, sehen wir das Alte Testament mit neuen Augen: Der, der mit Abraham sprach, war derselbe, der später in Galiläa predigte. Der, der in Feuer und Wolke Israel führte, ist derselbe, der heute durch den Heiligen Geist sein Volk leitet. 

4. Parallelen zum Neuen Testament 

Das Neue Testament ist keine Abkehr vom Alten, sondern seine Erfüllung. Jesus selbst sagte: „Denkt nicht, ich sei gekommen, um das Gesetz und die Propheten aufzuheben! Ich bin nicht gekommen, um aufzuheben, sondern um zu erfüllen.“ (Matthäus 5:17). 

Viele neutestamentliche Lehren finden ihren Ursprung in den Schriften des Alten Bundes. Die Bergpredigt erinnert an die Worte des Mose auf dem Sinai, doch Christus verleiht ihnen tiefere Bedeutung. Die Gleichnisse Jesu greifen Bilder aus Psalmen und Propheten auf: der Hirte, der Weinstock, das Licht, die Stadt auf dem Berg. 

Paulus sah in Adam ein „Urbild des Kommenden“ (Römer 5:14) – so wie durch Adam der Tod kam, kam durch Christus das Leben. Der Hebräerbrief deutet ausführlich auf die alttestamentlichen Opfer und den Tempeldienst und zeigt, dass all dies in Christus seine Vollendung fand. 

So wird sichtbar: Das Alte Testament bereitet den Weg, das Neue bestätigt und erfüllt ihn. Zusammen sind sie ein einziges, machtvolles Zeugnis von Jesus Christus, dem Sohn des lebendigen Gottes. 

5. Persönliche Betrachtung und Zeugnis 

Manchmal habe ich selbst das Alte Testament als schwierig empfunden – zu viele Gesetze, zu viele Kriege, zu viele Namen. Doch je mehr ich mich damit beschäftigte, desto klarer wurde mir: Hinter all diesen Schichten offenbart sich der Herr selbst. In den Geschichten der Menschen erkenne ich meine eigene Geschichte – meine Zweifel, mein Ringen, meine Befreiung. 

Wenn ich Abraham sehe, wie er vertraut, ohne alles zu verstehen, spüre ich: Auch mein Glaube wächst im Gehorsam. Wenn ich Mose sehe, der zögert, aber dennoch geführt wird, lerne ich: Der Herr stärkt Schwache. Wenn ich Jesaja lese, der von einem leidenden Erlöser spricht, fühle ich: Dieser Erlöser trägt auch meine Schmerzen. 

Ich weiß, dass Jesus Christus wirklich der im Alten Testament verheißene Messias ist. Er ist das Lamm, das geopfert wurde; der König, der herrscht; der Prophet, der spricht; der Priester, der versöhnt. Er ist der Gott Israels, der Herr des Bundes, der Mittler unseres Heils. 

Ich bezeuge, dass das Alte Testament nicht nur eine Sammlung alter Geschichten ist, sondern ein lebendiges Zeugnis von Ihm, der lebt. Wenn wir die Schriften mit geistigen Augen lesen, erkennen wir Christus überall – in den Symbolen, in den Worten, in den Taten. Und wenn wir Ihn dort erkennen, erkennen wir Ihn auch in unserem eigenen Leben.

Montag, 29. Dezember 2025

Alle Schrift weist auf Christus hin

 

(Bild: Quelle

„Ihr erforscht die Schriften, weil ihr meint, in ihnen das ewige Leben zu haben; gerade sie legen Zeugnis über mich ab.“ (Johannes 5:39). 

Der Aufbau und Zweck des Alten Testaments 

Einleitung – Das Alte Testament als lebendiges Zeugnis 

Für viele Lesende wirkt das Alte Testament wie ein verschlossenes Buch: voll von alten Gesetzen, fremden Namen und fernen Geschichten. Doch wer es mit geistigem Blick liest, erkennt, dass jede Seite von Leben durchdrungen ist – vom Geist Gottes, der zu allen Zeiten zu seinen Kindern gesprochen hat. 
Der Apostel Paulus lehrt: „Denn alle Schrift ist von Gott eingegeben und nütze zur Lehre, zur Zurechtweisung, zur Besserung, zur Erziehung in der Gerechtigkeit“ (2 Timotheus 3,16). Und der Herr selbst bezeugte: „Ihr sucht in den Schriften, denn ihr meint, ihr habt das ewige Leben darin; und sie sind’s, die von mir zeugen“ (Johannes 5,39). 
Das Alte Testament ist somit kein Relikt vergangener Religion, sondern ein lebendiges Zeugnis vom Wirken Jesu Christi – lange bevor Er in Bethlehem geboren wurde. Wer diese Schriften mit betendem Herzen studiert, kann Christus darin finden, sein Wesen erkennen und seinen Geist empfangen. 

1. Aufbau und Gliederung der hebräischen Bibel 

Das Alte Testament, das wir heute in unseren Händen halten, wurzelt in der hebräischen Bibel, dem Tanach – ein Name, der aus den Anfangsbuchstaben seiner drei Hauptteile gebildet ist: Tora (Gesetz), Nevi’im (Propheten) und Ketuvim (Schriften)
Die Tora, oft als „Gesetz Mose“ bezeichnet, umfasst die Bücher Genesis bis Deuteronomium. Sie schildert den Beginn der Schöpfung, den Fall des Menschen und den Bund, den Gott mit Abraham und seinen Nachkommen schloss. Die Propheten erzählen, wie dieser Bund über Generationen hinweg gelebt, gebrochen und erneuert wurde. Die Schriften – darunter Psalmen, Sprüche und Chroniken – bezeugen das Ringen und Hoffen eines Volkes, das nach Erlösung und göttlicher Nähe sucht. 
Im Laufe der Jahrhunderte wurde das Alte Testament in andere Sprachen übertragen, besonders bedeutsam ist die Septuaginta, die griechische Übersetzung, welche auch Jesus und die Apostel zitierten. Später entstand die Vulgata in lateinischer Sprache, durch die das Wort Gottes vielen Menschen im Mittelalter zugänglich wurde. 
„Und dies beweist der Welt, dass die heiligen Schriften wahr sind und dass Gott Menschen inspiriert und sie zu seinem heiligen Werk beruft, in diesem Zeitalter und dieser Generation ebenso wie in den Generationen vor alters, und zeigt damit, dass er derselbe Gott ist, gestern, heute und immerdar“ (LuB 20,11–12). 

2. Der Zweck der Heiligen Schrift: Zeugnis von Jesus Christus 

Von Anfang an war das Ziel der Schriften, auf Jesus Christus hinzuweisen. Nach seiner Auferstehung „erklärte er ihnen in allen Schriften, was von ihm gesagt war“ (Lukas 24,27). 
(Im Alten Testament begegnen wir zahllosen Hinweisen auf den Erlöser: Der Widder, der anstelle Isaaks geopfert wurde, ist ein Sinnbild für das Sühnopfer des Lammes Gottes. Das Paschafest erinnert an das Blut, das vor dem Verderber schützt – ein Vorbild auf Christi erlösende Macht. Die kupferne Schlange auf der Stange, die Mose erhob, weist auf Christus hin, „damit jeder, der auf ihn schaut, leben möge“ (sinngemäß nach 4. Mose 21,8–9Johannes 3,14–15).) 
Propheten wie Jesaja, Jeremia und Micha sahen Sein Kommen in Visionen: den leidenden Gottesknecht, den kommenden Friedensfürsten, den Hirten Israels. 
„Und wir redeten von Christus, wir freuten uns über Christus, wir predigten von Christus, wir prophezeiten von Christus“ (2 Nephi 25,26). 
So sind alle heiligen Schriften vereint in einem Zweck – Zeugnis von dem zu geben, der die Quelle allen Lebens ist. 

3. Das Alte Testament als Stimme vergangener Zeugen 

Das Alte Testament ist die Sammlung vieler Stimmen, die in unterschiedlichen Zeiten und Umständen zu uns sprechen – doch sie alle zeugen von demselben Gott. In Abraham sehen wir den Glauben eines Menschen, der bereit war, alles hinzugeben, weil er an Gottes Verheißungen glaubte. In Mose erkennen wir den Befreier, der das Volk aus der Knechtschaft führte – ein Symbol für Christus, der uns aus der Knechtschaft der Sünde erlöst. Ruth zeigt uns in ihrer Treue das Herz eines Menschen, der durch Hingabe Teil des Bundesvolkes wird. Jesaja erhebt seine Stimme als Prophet des kommenden Messias, dessen Wunden uns heil machen. 
„Aufgrund dieses Glaubens haben die Alten ein gutes Zeugnis erhalten.“ (Hebräer 11,2). 
Jede dieser Geschichten lehrt, dass Glaube keine Erinnerung an die Vergangenheit ist, sondern ein lebendiges Vertrauen in den Gott, der unverändert bleibt. Jeder Prophet, jede Prophetin und jede glaubensvolle Seele im Alten Testament ruft uns zu: „Vertraue dem Herrn, auch wenn du den Weg noch nicht siehst“ (sinngemäß nach Sprüche 3,5–6)

4. Warum wir das Alte Testament heute brauchen 

Manchmal fragen wir uns, warum wir ein so altes Buch in unserer modernen Zeit noch lesen sollten. Die Antwort ist einfach: Weil Gottes Wort ewig ist. Die Erfahrungen Israels spiegeln unsere eigenen wider – Kämpfe, Zweifel, Treue und Hoffnung. Das Alte Testament erinnert uns daran, dass Gott Bündnisse schließt und sie hält. Er vergisst sein Volk nicht, selbst wenn es sich von ihm abwendet. In einer Welt, die sich schnell verändert, ist diese Beständigkeit eine Quelle tiefer Hoffnung. 
„Forscht in diesen Geboten, denn sie sind wahr und treu, und was ich, der Herr, gesagt habe, das werde ich erfüllen“ (zusammengefasst LuB 1,37–38). 
Durch weitere Offenbarungen – etwa im Buch Mose oder im Buch Abraham – erhalten wir ein erweitertes Verständnis über die Schöpfung, den Fall des Menschen und den ewigen Plan der Erlösung. Der gleiche Geist, der den alten Propheten Eingebung gab, lehrt auch uns: „Der Tröster, der Heilige Geist, wird euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe“ (sinngemäß nach Johannes 14,26). Wenn wir also das Alte Testament studieren, öffnet der Geist uns Augen und Herz, um darin nicht nur Geschichte, sondern Begegnung zu finden – Begegnung mit dem ewigen Gott, der in jedem Zeitalter spricht (sinngemäß nach LuB 138,1–11)

Schluss – Eine Einladung zur Begegnung mit Christus 

Das Alte Testament ist kein Buch toter Gesetze, sondern ein Zeugnis lebendiger Hoffnung. Es lädt uns ein, Christus zu finden – in den Geschichten, in den Prophezeiungen, in den Liedern und Gebeten eines Volkes, das Ihn sehnlich erwartete. Wenn wir diese Schriften mit Gebet studieren, wird der Geist uns lehren, sie auf uns selbst anzuwenden. 
„ich wandte alle Schriften auf uns an, damit wir davon Nutzen hätten und lernen könnten.“ (1 Nephi 19,23). 
Möge jeder, der das Alte Testament liest, darin den lebendigen Christus erkennen – den, der war, der ist und der kommen wird. Denn alle Schrift weist auf Ihn hin, und alle, die Ihn suchen, werden Ihn finden. 

Zeugnis: 
Ich weiß, dass das Alte Testament (in seinem ursprünglichen Zustand) ein wahres und heiliges Zeugnis vom Sohn Gottes ist. Seine Seiten sprechen von Glaube, Opfer und Erlösung. Wenn wir uns im Gebet dem Studium dieser Schriften widmen, werden wir nicht nur mehr über Gott erfahren – wir werden Ihm begegnen. Ich habe erfahren, dass der Geist die alten Worte lebendig macht und mich zu Christus führt, der derselbe ist „gestern, heute und in Ewigkeit“ (Hebräer 13,8).

Samstag, 27. Dezember 2025

Sein Leben hingeben für seine Freunde

 

(Bild: Quelle)

„Es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben für seine Freunde hingibt.“ (Johannes 15:13) 

„Der Jünger, den Jesus liebte“ 

Einige Christen feiern am 27. Dezember das “Fest des Apostels Johannes, des Evangelisten”. Der Apostel Johannes wird in den Evangelien als „der Jünger, den Jesus liebte“ bezeichnet. Diese Bezeichnung lädt uns ein, über die Tiefe der Beziehung nachzudenken, die Johannes mit dem Herrn hatte. Johannes’ Leben war geprägt von Liebe, Treue und Hingabe. Er war Zeuge vieler großer Wunder Jesu, stand an seinem Kreuz und erhielt später die Offenbarung der Johannesapokalypse. 

Johannes’ Beispiel zeigt uns, dass wahre Jüngerschaft nicht nur aus Wissen oder Dienst besteht, sondern aus einer tiefen, persönlichen Beziehung zu Christus. Er liebte Jesus mit einem ganzen Herzen, und diese Liebe wirkte in allem, was er tat. 

Lernen von Johannes: Nähe zu Christus 

Johannes zeigt, dass Nähe zu Christus das Herz verwandelt. Er schreibt im Evangelium: „Was wir gesehen und gehört haben, das verkündigen wir auch euch, damit ihr Gemeinschaft mit uns habt; und unsere Gemeinschaft ist mit dem Vater und mit seinem Sohn Jesus Christus.“ (paraphrasiert 1 Johannes 1:3Diese Gemeinschaft ist keine abstrakte Idee. Sie ist lebendig, erfahrbar und wirksam. Wer Christus nahe ist, spürt seine Führung, seinen Trost und seine Liebe. Johannes lebte so nahe bei Christus, dass er Zeuge der tiefsten Geheimnisse des Evangeliums wurde und die Liebe Gottes unmittelbar erfuhr. 

Standhaftigkeit im Dienst 

Johannes diente Jesus unerschütterlich, auch unter Herausforderungen und Gefahr. Er zeigt uns, dass Jüngerschaft Geduld und Ausdauer erfordert. In der Offenbarung bezeugt er die Wahrheit mutig, trotz Widerstand, und ermahnt die Gläubigen, fest im Glauben zu bleiben: „Halte fest, was du hast, damit kein anderer deinen Kranz bekommt!“ (Offenbarung 3:11Diese Worte können auch uns heute stärken: Standhaftigkeit bedeutet, im Glauben zu wachsen, selbst wenn wir auf Schwierigkeiten stoßen oder unbeliebt werden, weil wir Christus nachfolgen. 

Die Liebe als Kennzeichen eines Jüngers 

Johannes zeigt, dass Liebe das zentrale Kennzeichen eines wahren Jüngers ist. Jesus selbst lehrte: „Wenn ihr mich liebt, werdet ihr meine Gebote halten.“ (Johannes 14:15Die Liebe Christi zu erwidern bedeutet nicht nur Gefühle, sondern praktische Handlungen. Es bedeutet, barmherzig zu sein, den Nächsten zu dienen, geduldig zu verzeihen und anderen zu helfen, wie Christus es tun würde. 

Christus in unserem Leben sichtbar machen 

Wie Johannes können auch wir uns bemühen, Christus in unserem täglichen Leben sichtbar zu machen. Seine Nähe erfahren wir durch Gebet, Studium der Schriften und Handeln nach seinem Beispiel. Der Apostel Paulus ermutigt: „Wir aber wollen, von der Liebe geleitet, die Wahrheit bezeugen und in allem auf ihn hin wachsen. Er, Christus, ist das Haupt.“ (Epheser 4:15Wenn wir in der Liebe Christi bleiben, wird sie durch uns wirksam – in Familie, Freundeskreis, Gemeinde und der Welt um uns herum. 

Anwendung für mein Leben 

Johannes lädt uns ein, ein Jünger der Liebe zu sein. Wir können von ihm lernen: 
– Christus täglich nahe zu sein, um seine Führung zu empfangen, 
– standhaft im Glauben zu bleiben, auch wenn Herausforderungen kommen, 
– und andere so zu lieben, wie Christus uns liebt – bedingungslos, aufopfernd und geduldig. 

Jeder kleine Akt der Güte, jedes liebevolle Wort, jede Geduld mit einem schwierigen Menschen macht uns seinem Vorbild ähnlicher. Johannes zeigt, dass Jüngerschaft keine Aufgabe für einen Tag ist, sondern ein Lebensstil. 

Wie kannst du heute Christus näher sein, so wie Johannes es war, und seine Liebe in deinem Leben sichtbar machen? 

Suche bewusst eine Gelegenheit, einem anderen in Liebe zu begegnen – mit Geduld, Vergebung oder praktischem Dienst. Übe dich darin, ein Jünger Christi zu sein, der seinen Geist in sich trägt und ihn durch sein Leben weitergibt.

Freitag, 26. Dezember 2025

Rechne ihnen diese Sünde nicht an

 

Rechne ihnen diese Sünde nicht an
(Bild: Quelle)

„Dann sank er in die Knie und schrie laut: Herr, rechne ihnen diese Sünde nicht an! Nach diesen Worten starb er.“ (Apostelgeschichte 7:60) 

„Ein Zeuge bis zum Ende“ 

Der zweite Weihnachtstag, der Stephanstag, richtet unseren Blick auf den ersten Märtyrer der christlichen Kirche – Stephanus. Seine Geschichte ist mehr als ein Bericht über Mut und Tod. Sie ist ein Zeugnis von Liebe, Vergebung und unerschütterlichem Glauben an Jesus Christus, den auferstandenen Herrn. 

Stephanus war einer der sieben Diakone, die von den Aposteln berufen wurden, um den Bedürftigen in der Gemeinde zu dienen. Doch er war mehr als ein Helfer: die Schrift beschreibt ihn als „einen Mann voll Glauben und Heiligen Geistes“ (Apostelgeschichte 6:5). Durch ihn wirkte Gott große Zeichen und Wunder, und sein Zeugnis von Jesus Christus erregte den Widerstand der religiösen Führer seiner Zeit. 

Als Stephanus vor den Hohen Rat geführt wurde, sprach er in heiliger Kühnheit. Er bezeugte, dass Jesus der verheißene Messias sei, den ihre Väter erwartet hatten, und dass sie ihn verworfen und gekreuzigt hatten. Inmitten des Zorns und der Anklagen der Menge behielt Stephanus einen Frieden, der nur aus göttlicher Quelle stammen konnte. Die Schrift berichtet: „Er aber, voll Heiligen Geistes, blickte zum Himmel empor, sah die Herrlichkeit Gottes und Jesus zur Rechten Gottes stehen.“ (Apostelgeschichte 7:55). Was für ein Augenblick! In der Stunde seiner größten Bedrängnis sah Stephanus den lebendigen Christus. Dieser Blick in den Himmel gab ihm Kraft, das Unfassbare zu tun: zu vergeben. „Herr, rechne ihnen diese Sünde nicht an.“ (Apostelgeschichte 7:60Mit diesen Worten folgte er dem vollkommenen Beispiel Jesu, der am Kreuz betete: „Vater, vergib ihnen; denn sie wissen nicht, was sie tun!“ 
(Lukas 23:34) 

Ein Herz wie das des Erretters 

Stephanus lehrt uns, was es heißt, wirklich ein Nachfolger Christi zu sein. Es bedeutet, selbst dann zu lieben, wenn man Unrecht erleidet; zu vergeben, wenn man verletzt wird; und standhaft im Glauben zu bleiben, wenn die Welt sich abwendet. 
Er bewahrte ein Herz, das Christus ähnlich war – ein Herz, das selbst in der Stunde des Todes Frieden und Barmherzigkeit ausstrahlte. 

Der Herr hat seine Jünger gewarnt: „Selig seid ihr, wenn man euch schmäht und verfolgt und alles Böse über euch redet um meinetwillen. 12 Freut euch und jubelt: Denn euer Lohn wird groß sein im Himmel.“ (Matthäus 5:11–12) 

Diese Verheißung gilt jedem, der Christus treu bleibt, auch wenn es schwer wird. In einer Welt, die oft Ungerechtigkeit, Spott und Ablehnung hervorbringt, ruft uns das Beispiel des Stephanus dazu auf, Lichtträger zu sein – beständig, friedfertig und fest im Glauben. 

Der Geist der Furchtlosigkeit 

Stephanus’ Mut kam nicht aus eigener Kraft. Er war das Ergebnis einer tiefen Verbindung mit dem Heiligen Geist. 
Im Zusammenhang mit der Standhaftigkeit können wir die Worte des Propheten Moroni bedenken: „Und nun möchte ich euch anempfehlen, diesen Jesus zu suchen, von dem die Propheten und Apostel geschrieben haben, damit die Gnade Gottes des Vaters und auch des Herrn Jesus Christus und der Heilige Geist, der für sie Zeugnis gibt, in euch seien und verbleiben immerdar. Amen.“ (Ether 12:41Dies erinnert uns daran, dass Standhaftigkeit und Mut aus der ständigen Suche nach Christus und dem Wirken seines Geistes in unserem Leben erwachsen. Wer ihn sucht, empfängt Kraft, Weisheit und Trost, um Zeugnis abzulegen – selbst unter schwierigen Umständen. Diese Standhaftigkeit wächst nicht über Nacht. Sie entsteht, wenn wir täglich in kleinen Schritten den Willen des Herrn suchen, seine Gebote halten und durch den Geist geleitet werden. 

Das Zeugnis der Liebe 

Die Märtyrer der frühen Kirche bezeugten Christus nicht mit Hass auf ihre Feinde, sondern mit Liebe. Stephanus starb mit einem Gebet der Vergebung auf den Lippen. Diese Liebe ist das Kennzeichen wahrer Jüngerschaft. 

Auch heute gibt es viele Möglichkeiten, Zeuge Christi zu sein – oft ohne Blutvergießen, aber mit ebenso viel Mut: 
– indem wir unseren Glauben bekennen, auch wenn es unpopulär ist, 
– indem wir Frieden fördern, wo Streit herrscht, 
– indem wir auf Böses nicht mit Gleichem antworten, 
– und indem wir mit Sanftmut und Festigkeit handeln, wenn unser Glaube geprüft wird. 

Christus in Leid und Verfolgung erkennen 

Wenn wir wie Stephanus auf Christus blicken, selbst inmitten von Schmerz oder Ungerechtigkeit, verändert sich unsere Perspektive. Wir erkennen, dass der Herr bei uns steht. 
Er sagte: „Selig sind die Frieden stiften; denn sie werden Söhne Gottes genannt werden.“ (Matthäus 5:9Stephanus war ein solcher Sohn – einer, der im Leiden die Nähe Gottes spürte. Sein Tod war nicht das Ende, sondern ein Triumph: der Sieg der Liebe über den Hass, des Glaubens über die Angst und des Lebens über den Tod. 

Anwendung für mein Leben 

An diesem Tag des Gedenkens an Stephanus darf ich mich fragen: Bin ich bereit, ein Zeuge Christi zu sein – in Worten und Werken, in leichten wie in schweren Zeiten? 

Zeugnis zu geben bedeutet nicht immer, zu predigen. Es bedeutet, den Geist Christi in sich zu tragen und ihn durch Güte, Geduld und Wahrhaftigkeit sichtbar zu machen. Wenn ich vergebe, wo andere vergelten würden, wenn ich Frieden suche statt Streit, wenn ich Hoffnung gebe statt Verzweiflung, dann trage ich das Zeugnis des lebendigen Christus weiter. 

Wie kann ich in Momenten von Widerstand, Kritik oder Unrecht ein wahrer Zeuge Christi sein – so wie Stephanus, der selbst in seiner letzten Stunde vergeben konnte? 

Suche heute nach einer Gelegenheit, einem Menschen zu vergeben oder Frieden zu stiften. Handle in der Gesinnung Christi – mit Liebe, Demut und Geduld. So wirst du, wie Stephanus, zu einem lebendigen Zeugen seines Lichts.

Donnerstag, 25. Dezember 2025

Ich bin die Auferstehung und das Leben

 

(Bild: Quelle)

„Ich bin die Auferstehung und das Leben; wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt.“ 
(Johannes 11:25) 

Der Weihnachtstag ist der heiligste Moment des Jahres: ein Tag des Staunens, des stillen Erkennens, dass der Sohn Gottes in die Welt kam – nicht in Glanz und Macht, sondern in Armut und Demut. Der Schöpfer aller Dinge wurde ein hilfloses Kind in einer Krippe. Dies ist das tiefste Zeichen göttlicher Herablassung und Liebe. Er, der das Licht der Welt ist, kam in unsere Dunkelheit, um uns heimzuführen. 

Wenn wir über die Geburt Jesu Christi nachdenken, sollten wir sie nie losgelöst von seinem Leben, seinem Opfer und seiner Auferstehung betrachten. Weihnachten ist der Beginn des Erlösungswerkes, das in Gethsemane, am Kreuz und im leeren Grab seine Vollendung fand. Der Jesus der Krippe ist derselbe, der die Kranken heilte, die Kinder segnete, dem Sünder vergab und am dritten Tag siegreich aus dem Grab hervorging. 

Der lebendige Christus 

Im Zeugnis der Apostel Der lebendige Christus wird Christus als Mittelpunkt von Schöpfung, Erlösung und Hoffnung bezeugt. Dort heißt es: „Er war der große Jehova des Alten Testaments, der Messias des Neuen. Unter der Leitung seines Vaters war er der Schöpfer der Erde. … Er gab sein Leben, um unseren Schulden zu tilgen. Er stand wieder auf, um die Macht des Todes zu besiegen. Er ist der Erretter, das Licht, das Leben und die Hoffnung der Welt.“ 
(Der lebendige Christus – Das Zeugnis der Apostel

Diese Worte erinnern uns daran, dass Weihnachten keine bloße Erinnerung an ein vergangenes Ereignis ist, sondern das Bekenntnis zu einer gegenwärtigen Wirklichkeit: Er lebt. 
Er lebt, um uns zu führen, zu stärken, zu vergeben. Wenn wir ihn suchen, finden wir nicht ein fernes Kind in Bethlehem, sondern einen auferstandenen Herrn, der uns in unserem heutigen Leben begegnen will. 

Christus in unserem Leben lebendig machen 

Wie können wir also Christus „lebendig“ machen – nicht nur im Denken, sondern im Tun? 
Jesus selbst sagte: „Wenn ihr mich liebt, werdet ihr meine Gebote halten.“ (Johannes 14:15Seine Gebote zu halten bedeutet nicht, uns selbst zu begrenzen, sondern in seine Freiheit hineinzuwachsen. Jedes Mal, wenn wir vergeben, wenn wir Barmherzigkeit zeigen, wenn wir unseren Nächsten trösten, wird Christus durch uns lebendig. Wir werden zu Werkzeugen seines Lichts in einer dunklen Welt. 

Im Buch Mormon bezeugt der Prophet Alma die innere Veränderung, die Christus in einem Menschen bewirken kann: „Und nun siehe, ich sage euch, meine Brüder: Wenn ihr eine Herzenswandlung erlebt habt und wenn euch so zumute gewesen ist, als solltet ihr den Gesang der erlösenden Liebe singen, so frage ich euch: Ist euch auch jetzt danach zumute?“ (Alma 5:26). Diese Frage ist zutiefst persönlich. Sie lädt uns ein, zu prüfen, ob die Liebe Christi in uns noch lebendig ist – ob wir sie nähren und in unserem täglichen Leben sichtbar machen. 

Diese innere Umwandlung ist das wahre Ziel des Evangeliums. Weihnachten lädt uns dazu ein, nicht nur die Geburt Jesu zu feiern, sondern seine Wiedergeburt in uns – das Erwachen seines Geistes in unserem Herzen. 

Die Macht der Auferstehung 

Am Weihnachtstag dürfen wir uns zugleich an das Osterlicht erinnern. Denn der in Bethlehem Geborene kam, um den Tod zu überwinden. 
Der Apostel Paulus bezeugte: „Denn wie in Adam alle sterben, so werden in Christus alle lebendig gemacht werden.“ (1 Korinther 15:22) 

Diese Verheißung gibt dem Leben eine unvergleichliche Perspektive: Weil Christus lebt, werden auch wir leben. Kein Verlust, keine Träne, kein Grab bleibt ohne Hoffnung. Weihnachten ist das Versprechen einer Auferstehung zu ewigem Leben. 

Sein Licht in uns tragen 

Das „Licht der Welt“ erhellt nicht nur Bethlehem, sondern will in unseren Herzen wohnen. Der Herr sagt: „Ich bin das Licht, das in der Finsternis leuchtet, und die Finsternis begreift es nicht.“ (paraphrasiert; Lehre und Bündnisse 88:49). Wenn wir dieses Licht aufnehmen, verändert es unser Wesen. Es macht uns geduldiger, reiner, gütiger. Es führt uns dazu, Frieden zu stiften, wo Streit herrscht, und Trost zu bringen, wo Trauer wohnt. 
So wie das Kind in der Krippe die Nacht der Welt erhellte, so kann auch ein Mensch, der Christus in sich trägt, die Dunkelheit seiner Umgebung erhellen. 

Anwendung für mein Leben 

An Weihnachten kann ich Christus ein Geschenk machen, das ihm Freude bereitet: mein Leben in seinen Dienst zu stellen. 
Das bedeutet, bewusst innezuhalten und zu fragen: 
– Wo kann ich heute Licht bringen? 
– Wen kann ich aufrichten oder stärken? 
– Wie kann ich in meinem Denken und Tun Christus ähnlicher werden? 

In kleinen Akten der Liebe, in ehrlichem Glauben und in stiller Dankbarkeit wächst das Wunder von Weihnachten täglich neu. 

So wird das Bekenntnis „Der lebendige Christus“ zu einer persönlichen Wirklichkeit: 
Er lebt – und ich will ihm nachfolgen, bis auch ich durch seine Gnade leben darf. 

Was kannst du an diesem heiligen Weihnachtstag tun, um Christus in deinem eigenen Leben lebendig zu machen – nicht nur in Worten, sondern in Taten, die sein Licht widerspiegeln? 

Suche heute bewusst eine Gelegenheit, jemandem das Licht Christi spürbar zu machen – durch ein liebevolles Wort, eine stille Hilfe oder ein Gebet für einen anderen. So wird der lebendige Christus, den wir an diesem Tag feiern, in dir selbst lebendig.

Mittwoch, 24. Dezember 2025

Ihr werdet den Sohn finden

 

(Bild: Quelle)

„Und siehe, ihr werdet den Sohn finden, in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegend.“ (Lukas 2:12) 

Welches Geschenk kann ich Jesus machen? 

Heiligabend. Die Lichter glitzern, Geschenke liegen bereit, Musik erfüllt die Häuser. Es ist der Abend, an dem die Welt innehält und das Kommen des Erlösers feiert. Doch während wir anderen etwas schenken, stellt sich eine tiefere Frage: Was kann ich Christus schenken – dem, der mir alles gegeben hat? 

Die Hirten auf den Feldern brachten nichts als ihre Gegenwart und ihr aufrichtiges Herz. Die Weisen brachten Gold, Weihrauch und Myrrhe – Gaben, die nicht nur kostbar, sondern bedeutungsvoll waren. Doch das Kind in der Krippe, das „Licht der Welt“, suchte weder Gold noch Weihrauch – sondern Herzen, die bereit sind, ihm Raum zu geben. 

Ein Lied fasst diese Haltung schlicht zusammen: „Ich kann ihm mein Herz schenken.“ Und das ist es, was der Herr von uns erbittet.Das größte Geschenk, das wir ihm bringen können, ist ein reines, reuigiges, ihm zugewandtes Herz – eines, das dankbar, demütig und bereit ist zu dienen. Der Herr erklärte: „Du sollst dem Herrn, deinem Gott, in Rechtschaffenheit ein Opfer darbringen, nämlich das eines reuigen Herzens und eines zerknirschten Geistes.“ 
(Lehre und Bündnisse 59:8) 

Solch ein Opfer kostet nichts Materielles, aber es fordert unser ganzes Herz. Es bedeutet, unsere Schwächen ehrlich zu sehen, sie ihm hinzulegen und ihn einzuladen, uns zu verändern. Es ist das Geschenk der Hingabe, das den größten Wert hat – weil es uns ihm ähnlicher macht.  

Das größte Geschenk, das wir ihm bringen können, ist ein reines Herz – eines, das dankbar, demütig und bereit ist, zu dienen. Dieses Herz ist nicht perfekt, aber es ist ehrlich. Es ist ein Herz, das immer wieder zurückkehrt zu ihm, wie der verlorene Sohn zum Vater. 

Wenn wir überlegen, was dem Herrn Freude bereitet, denken wir vielleicht an große, heroische Akte. Doch Christus selbst lehrte ein anderes Maß: „Was ihr einem dieser meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.“ (Matthäus 25:40) Jede Tat der Liebe – jedes Lächeln, jede Vergebung, jedes helfende Wort – ist ein Geschenk an ihn. Es ist, als würden wir ihm selbst die Hände reichen, die wir anderen entgegenstrecken. 

Der Apostel Paulus schrieb: „wer aber auf den Geist sät, wird vom Geist ewiges Leben ernten.“ (Galater 6:8). Wenn wir dem Geist folgen, bringen wir die Früchte hervor, die Christus erfreuen: Sanftmut, Güte, Geduld, Liebe. Diese sind die Geschenke, die der Himmel ewig schätzt. 

Das Geschenk unseres Herzens bedeutet auch, unsere Schwächen vor ihn zu bringen. “Ich gebe den Menschen Schwäche, damit sie demütig seien; und meine Gnade ist ausreichend für alle Menschen, die sich vor mir demütigen; denn wenn sie sich vor mir demütigen und Glauben an mich haben, dann werde ich Schwaches für sie stark werden lassen.“ (Ether 12:27). Selbst unsere Unvollkommenheiten können zu Gaben werden, wenn wir sie ihm darbringen. Der Erretter verwandelt sie in Stärke. Er sucht nicht Vollkommenheit, sondern Bereitschaft. 

So wie der lamanitische König Lamoni sich ganz dem Herrn zuwandte, können auch wir das größte Geschenk machen, indem wir unser Herz vollständig öffnen. In seiner schlichten, ehrlichen Bitte sprach er: „O Gott, Aaron hat mir gesagt, dass es einen Gott gibt; und wenn es einen Gott gibt und wenn du Gott bist, wollest du dich mir kundtun, und ich werde alle meine Sünden aufgeben, um dich zu erkennen und damit ich von den Toten auferweckt und am letzten Tag errettet werde.“ (Alma 22:18). Diese Worte sind das Sinnbild wahrer Hingabe: der Wille, alles aufzugeben, was uns von Gott trennt, um ihn wirklich zu erkennen. 

Dieses Gebet des Umkehrwillens ist vielleicht das kostbarste Geschenk, das wir Christus bringen können – die bewusste Entscheidung, unser Leben seiner Führung zu übergeben. 

Im Buch Mormon lesen wir, dass der Herr eines Tages zu den Nephiten sprach: „ihr sollt mir als Opfer ein reuiges Herz und einen zerknirschten Geist darbringen.“ (3 Nephi 9:20). Das bedeutet: Er will, dass wir ihm vertrauen – so sehr, dass wir unser verletztes, schwaches oder stolzes Herz in seine Hände legen. In diesem Akt der Hingabe verwandelt er Schmerz in Frieden, Angst in Glauben und Schuld in Freude. 

An Heiligabend dürfen wir uns daher fragen: Welche Gabe liegt in meinem Herzen, die ich Christus schenken kann? Vielleicht ist es ein alter Groll, den ich endlich loslasse. Vielleicht ist es der Entschluss, jemandem zu vergeben. Vielleicht ist es das ehrliche Gebet, das ich lange vermieden habe. 

Der Herr freut sich über alles, was aus Liebe geschieht. In Lehre und Bündnisse 18:15 lesen wir: „Und wenn es so ist, dass ihr alle eure Tage arbeitet, um dieses Volk zur Umkehr zu rufen, und auch nur eine einzige Seele zu mir führt, wie groß wird eure Freude mit ihr im Reich meines Vaters sein!“ Wenn wir also jemanden zum Glauben führen, wenn wir jemanden trösten oder ein Herz erheben – dann schenken wir dem Herrn Freude. Jede Seele ist ihm unendlich kostbar, und jede Handlung, die sein Licht vermehrt, ist ein Geschenk, das im Himmel zählt. 

Maria „bewahrte alle diese Worte und erwog sie in ihrem Herzen“ (Lukas 2:19). Auch das ist ein Geschenk – stille Betrachtung, dankbares Erinnern, ehrfürchtige Liebe. Weihnachten ist nicht nur ein Tag der äußeren Feier, sondern eine Einladung, wie Maria innerlich still zu werden und die Gegenwart des Erlösers bewusst wahrzunehmen. 

In Lehre und Bündnisse 6:36 werden wir daran erinnert: „Blickt in jedem Gedanken auf mich; zweifelt nicht, fürchtet euch nicht.“ Dieses ständige Hinwenden des Herzens zu Christus ist vielleicht das schönste Geschenk, das wir ihm machen können: unser Vertrauen. Denn wer ihm vertraut, öffnet die Tür, durch die der Heiland wirken kann. Wie in Offenbarung 3:20 steht: „Siehe, ich stehe vor der Tür und klopfe an. Wenn einer meine Stimme hört und die Tür öffnet, bei dem werde ich eintreten und Mahl mit ihm halten und er mit mir.“ 

Heiligabend lädt uns ein, diese Tür zu öffnen – bewusst, dankbar, voller Liebe. Das Geschenk, das der Herr sich wünscht, ist nicht materiell, sondern geistig: ein offenes Herz, ein williger Geist, ein Leben, das sagt: „Hier bin ich, Herr; nimm mich, wie ich bin, und mache mich zu dem, was ich sein kann.“ 

So wie die Engel einst sangen: „Ehre sei Gott in der Höhe, und Friede auf Erden unter den Menschen seines Wohlgefallens“ (Lukas 2:14), so erklingt dieser Lobgesang auch in uns, wenn wir unser Leben zu einem Lied des Dankes machen. 

Schlussgedanke: 
Das größte Geschenk an Christus ist nicht etwas, das wir in den Händen halten, sondern das, was wir in unserem Herzen bewegen. Wenn wir ihm unsere Zeit, unsere Gedanken und unsere Liebe schenken, wird er sie vervielfachen. Und in der Stille der heiligen Nacht spüren wir, dass das, was wir ihm geben, zu uns zurückkehrt – in Form von Frieden, Licht und unaussprechlicher Freude. 

Wenn wir in der stillen Nacht unser Herz dem Herrn schenken, geschieht etwas Heiliges: das Kind in der Krippe wird in uns lebendig. Aus dem Kind wird der König, aus dem Licht im Stall das Licht der Welt, das nicht mehr verlischt. 
So führt uns die Gabe unseres Herzens am Heiligabend dazu, den lebendigen Christus am folgenden Tag zu erkennen – nicht nur als das Kind von Bethlehem, sondern als den auferstandenen Erretter, der heute lebt, führt und liebt.