“Kommt mit Eisen, mit Kupfer und mit Messing und mit Zink und mit all euren Kostbarkeiten der Erde, und baut meinem Namen ein Haus, dass der Allerhöchste darin wohnen kann.“ (Lehre und Bündnisse 124:27).
Lehre und Bündnisse 124:22–36 – Baut meinem Namen ein Haus, dass der Allerhöchste darin wohnen kann
In den Versen 22–36 ruft der Herr die Heiligen von Nauvoo auf, ein besonderes Haus zu bauen – ein „Nauvoo House“, in dem Reisende aufgenommen werden sollten, und vor allem ein Tempel, in dem die Fülle des Priestertums offenbart und heilige Verordnungen wie die Taufe für die Toten vollzogen werden konnten. Diese Worte markieren einen entscheidenden Moment: Hier wird die Tempelarbeit, wie wir sie heute kennen, in ihrer Notwendigkeit und Heiligkeit zum ersten Mal ausdrücklich mit dem Bau eines Hauses des Herrn verbunden.
Die Verse lassen sich in mehrere Gedanken gliedern: die Gastfreundschaft für Fremde (22–24), der Ruf zur Sammlung und zum Opfer (25–27), die Einzigartigkeit des Tempels als Ort der heiligen Verordnungen (28–31), die zeitliche Dringlichkeit (32–35) und die Verheißung von Zion als Ort der Zuflucht (36).
Verse 22–24: Ein Haus für Gäste und für den Herrn
„Mein Diener George und mein Diener Lyman und mein Diener John Snider und andere sollen meinem Namen ein Haus bauen, und zwar eines, wie mein Diener Joseph es ihnen zeigen wird … Und es soll eine Herberge sein, ein Haus, worin Fremde aus der Ferne unterkommen können.“
Der Herr beginnt mit einem Auftrag, der zugleich praktisch und geistlich ist: Die Heiligen sollen ein „Nauvoo House“ errichten, in dem Reisende Unterkunft finden. Dieses Haus war als eine Art repräsentatives Gästehaus gedacht, in dem auch Besucher aus aller Welt von der Gastfreundschaft der Heiligen Zeugnis ablegen konnten. In dieser Verbindung von praktischer Nächstenliebe und geistlicher Ausrichtung liegt eine bleibende Lehre: Jeder heilige Ort soll nicht nur Gott, sondern auch dem Menschen dienen.
Heute erinnert uns dieser Auftrag daran, dass wahre Heiligkeit immer mit Offenheit einhergeht. Auch unsere Kirchengebäude, Tempel und Häuser sind Orte, an denen Fremde willkommen geheißen werden sollen.
Verse 25–27: Sammlung und Opferbereitschaft
„Lass alle meine Heiligen von ferne hierherkommen. Und sendet Eilboten aus … kommt mit all eurem Gold und eurem Silber … und baut meinem Namen ein Haus, dass der Allerhöchste darin wohnen kann.“
Der Herr ruft die Heiligen auf, ihre Schätze, Fähigkeiten und Materialien einzubringen, um ein würdiges Haus zu errichten. Die Liste ist eindrucksvoll: Metalle, Hölzer, Edelsteine – all das soll in den Bau eingebracht werden. Das Prinzip ist klar: Für den Herrn ist nur das Beste gut genug.
Dieser Ruf zeigt zwei Dinge: Erstens, dass die Sammlung Zions nicht nur spirituell, sondern auch materiell geschieht. Zweitens, dass wahre Opferbereitschaft erfordert, etwas von Wert zu geben. Heute zeigt sich das in unserem Zehnten, in unseren Spenden, aber auch im Einbringen von Zeit und Talenten in den Aufbau des Reiches Gottes.
Verse 28–31: Der Tempel als einzig würdiger Ort für heilige Verordnungen
„Denn kein Taufbecken gibt es auf der Erde, wo sie, meine Heiligen, für diejenigen getauft werden können, die tot sind … denn diese Verordnung gehört in mein Haus.“
Hier wird zum ersten Mal in der Offenbarungsgeschichte der Kirche die Taufe für die Toten ausdrücklich mit dem Tempelbau verbunden. In Kirtland hatte es bereits Waschungen und Salbungen gegeben, doch die Fülle des Priestertums und die Verordnungen für Verstorbene konnten erst im Nauvoo-Tempel eingeführt werden.
Der Herr stellt klar: Nur im Tempel – dem „Haus des Herrn“ – sind diese Verordnungen gültig und annehmbar. Vorübergehend nahm er auch Taufen außerhalb an, solange kein Tempel zur Verfügung stand. Doch dies war nur eine Ausnahmezeit. Der Grundsatz lautet: heilige Verordnungen gehören in heilige Räume.
Diese Worte sind bis heute von größter Bedeutung. Sie erklären, warum Tempelarbeit für die Lebenden und die Verstorbenen nicht irgendwo stattfinden kann, sondern ausschließlich in Häusern, die vom Herrn geweiht sind.
Verse 32–35: Dringlichkeit und Verantwortung
„Aber siehe, wenn diese bestimmte Zeit zu Ende ist, werden eure Taufen für eure Toten für mich nicht mehr annehmbar sein … und wenn ihr dies nicht tut, werdet ihr nach Ablauf der bestimmten Zeit als Kirche samt euren Toten verworfen werden, spricht der Herr.“
Diese Verse sind von erstaunlicher Schärfe. Der Herr gewährt den Heiligen „genügend Zeit“, aber er macht auch deutlich: die Zeit ist begrenzt. Die Errichtung des Tempels ist nicht nur eine Empfehlung, sondern eine Bedingung für die Annahme der Kirche als Ganzes.
Das lehrt uns heute zweierlei: Erstens, dass Gottes Werke nach einem göttlichen Zeitplan verlaufen und unser Gehorsam entscheidend ist. Zweitens, dass es Konsequenzen hat, wenn wir den Bau des Reiches Gottes vernachlässigen. Auch wir leben in einer Zeit der Dringlichkeit – sei es im persönlichen geistlichen Wachstum oder im Engagement für das Werk des Herrn.
Vers 36: Zion als Ort der Zuflucht
„Denn es ist verordnet, dass in Zion und in seinen Pfählen und in Jerusalem, jenen Orten, die ich als Zuflucht bestimmt habe, die Stätten für eure Taufen für eure Toten sein sollen.“
Hier weitet der Herr den Blick: Der Tempelbau ist nicht nur auf Nauvoo begrenzt, sondern Teil eines größeren Plans. Zion und seine Pfähle sind jene Orte, die Gott als Zuflucht bestimmt hat. Tempel sind geistige Zufluchtsstätten in einer Welt voller Unsicherheit.
Heute erfüllt sich diese Verheißung in der weltweiten Verbreitung der Tempel. Jeder neu geweihte Tempel ist ein weiterer Beweis dafür, dass Gott sein Volk sammelt und Orte der Sicherheit und Errettung bereitet.
Schlussgedanken
Die Verse 22–36 stellen die Weichen für das Verständnis der Tempelarbeit in der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage. Sie verbinden praktische Gastfreundschaft, Opferbereitschaft, heilige Verordnungen, zeitliche Dringlichkeit und die Verheißung von Zion.
Der Auftrag, ein Haus für den Herrn zu bauen, ist mehr als ein historisches Detail der Nauvoo-Zeit. Er ist ein immerwährender Ruf an die Heiligen aller Zeiten: Schafft Orte der Heiligkeit, in denen Gott unter euch wohnen kann. Hier findest du eine Liste der heutigen Tempel.




