Montag, 30. Juni 2025

Keiner Waffe, die gegen euch geformt ist, wird etwas gelingen

 

(Bild: Quelle)

“Wahrlich, so spricht der Herr zu euch: Keiner Waffe, die gegen euch geformt ist, wird etwas gelingen;” (Lehre und Bündnisse 71:9). 

Lehre und Bündnisse 71:1-11 

1. Historischer Hintergrund 

Am 1. Dezember 1831 empfingen Joseph Smith und Sidney Rigdon eine Offenbarung, die heute als Abschnitt 71 im Buch Lehre und Bündnisse enthalten ist. Zu diesem Zeitpunkt arbeiteten die beiden intensiv an der inspirierten Bibelübersetzung. Doch es gab ein akutes Problem, das ihre Aufmerksamkeit erforderte: wachsender öffentlicher Widerstand gegen die Kirche. 

Der unmittelbare Anlass für diese Offenbarung waren mehrere öffentlich verbreitete Briefe von Ezra Booth, einem ehemaligen Ältesten der Kirche. Booth hatte kurz zuvor seine Mission in Missouri enttäuscht beendet und war in Ohio zu einem scharfen Kritiker des Propheten Joseph Smith geworden. In der Lokalzeitung Ohio Star veröffentlichte er eine Reihe von Briefen, in denen er den Propheten angriff, seine Glaubwürdigkeit in Frage stellte und Misstrauen gegen die Kirche schürte. 

Neben Booth wandte sich auch Symonds Rider von der Kirche ab. Rider hatte offenbar Schwierigkeiten mit der Lehre vom Gesetz der Weihe, wie es in L&B 42 offenbart wurde. Er warf der Kirchenleitung vor, durch dieses Gesetz die Kontrolle über das Eigentum der Mitglieder an sich zu reißen. Außerdem übergab er eine Offenbarung an eine andere Zeitung, obwohl diese als vertraulich galt. 

Inmitten dieser Angriffe empfing Joseph Smith die Offenbarung, die ihn und Sidney Rigdon anwies, ihre Übersetzungsarbeit zu unterbrechen und stattdessen öffentlich das Evangelium zu predigen, um die aufkommenden Feindseligkeiten zu entkräften und für die Wahrheit Zeugnis zu geben. 

2. Die Offenbarung im Detail (Verse 1–11) 

In Vers 1 ruft der Herr Joseph Smith und Sidney Rigdon auf, „den Mund aufzutun“ und das Evangelium zu verkündigen. Sie sollen die Geheimnisse des Reiches Gottes aus den Schriften erklären – allerdings nicht aus eigener Kraft, sondern gemäß dem Maß des Geistes und der Macht, das ihnen gegeben wird. Diese Betonung auf Inspiration und göttlicher Führung unterstreicht, dass ihre Botschaft nicht menschlicher Natur, sondern göttlich autorisiert ist. 

In Versen 2–4 wird klargestellt, dass diese Predigtmission nur für „eine Zeit lang“ gelten soll – also eine begrenzte, wenn auch sehr wichtige Aufgabe darstellt. Die beiden sollen sowohl innerhalb als auch außerhalb der Kirche wirken, um die kommenden Offenbarungen vorzubereiten und den Weg für die weitere Ausbreitung des Evangeliums zu ebnen. 

Die Verse 5–6 stellen ein zentrales Prinzip des geistigen Wachstums vor: Wer die Lehren Gottes annimmt und sich öffnet, wird „reichlicher“ empfangen – vor allem in Bezug auf Macht und Erkenntnis. Dies ist ein wiederkehrendes Thema in den Schriften der Letzten Tage: Der Geist wirkt in dem Maß, wie Menschen bereit sind, ihn zu empfangen. 

Verse 7–10 enthalten eine bemerkenswerte Anweisung: Joseph und Sidney sollen ihre Feinde öffentlich und privat herausfordern und sich nicht scheuen, mit ihnen in einen offenen Diskurs zu treten. Es wird ihnen verheißen, dass, wenn sie treu bleiben, die Schande ihrer Gegner offenbar werden wird und keine gegen sie „geformte Waffe“ Erfolg haben wird. Der Herr selbst wird jene, die sich gegen sie stellen, zur gegebenen Zeit zuschanden machen. 

Abschließend ruft Vers 11 zur Treue gegenüber den Geboten auf: „Sie sind wahr und treu.“ Dies ist nicht nur eine Bestätigung göttlicher Verlässlichkeit, sondern auch ein Appell zur Standhaftigkeit angesichts von Widerstand und Kritik. 

3. Konkrete Umsetzung der Offenbarung 

Joseph Smith und Sidney Rigdon befolgten die Anweisung des Herrn umgehend. Sie bereisten mehrere Ortschaften in Ohio – insbesondere Shalersville und Ravenna – und predigten mit Kraft. In Ravenna veröffentlichte Sidney Rigdon in der Ohio Star eine Einladung an Ezra Booth und Symonds Rider zu einer öffentlichen Debatte am 25. Dezember 1831. Diese Einladung blieb unbeantwortet – keiner der beiden erschien zur Auseinandersetzung. 

Trotzdem wirkte die Predigttätigkeit der beiden Apostel: Viele falsche Vorstellungen konnten berichtigt, aufgebrachte Gemüter beruhigt und neue Türen für das Evangelium geöffnet werden. Joseph Smith schrieb später, dass sie „viel dazu beigetragen haben, die erregten Gefühle zu besänftigen“, die durch Booths Briefe entfacht worden waren. 

4. Zeitlose Lehren für unsere Tage 

L&B 71 enthält tiefgreifende Grundsätze, die auch im 21. Jahrhundert von Bedeutung sind – insbesondere in einer Zeit, in der religiöser Glaube oft Ziel von Spott, Kritik und Missverständnissen ist. 

  • Wahre Verteidigung des Glaubens: Es ist nicht immer richtig, einfach zu schweigen oder Konflikten auszuweichen. Es gibt Momente – wie im Fall Josephs und Sidneys –, in denen es notwendig ist, aktiv Zeugnis zu geben und Irrtümer richtigzustellen. Dies bedeutet nicht, zu streiten oder aggressiv zu reagieren, sondern mit dem Geist der Wahrheit und Liebe zu handeln. 
  • Der Herr schützt seine Diener: Die Zusicherung, dass keine Waffe gegen die Diener Gottes Erfolg haben wird (Vers 9), ist auch heute eine Quelle der Hoffnung. Wer sich mutig zu Christus bekennt, darf auf göttlichen Beistand vertrauen – auch wenn dieser nicht immer sofort sichtbar ist. 
  • Göttliche Kraft durch Annahme der Wahrheit: Die Verheißung, dass dem, der empfängt, „reichlicher gegeben“ wird (Vers 6), zeigt ein wichtiges geistliches Prinzip: Je mehr wir uns dem Licht des Evangeliums öffnen, desto größer wird unser Verständnis, unsere Kraft und unser Einfluss zum Guten. 
  • Der Wert öffentlicher Rede: Die Bereitschaft, sich offen der Kritik zu stellen und andere einzuladen, die Wahrheit selbst zu prüfen, ist eine Form von geistiger Transparenz. Der Glaube an Christus ist kein „Geheimwissen“, sondern soll auf dem öffentlichen Marktplatz des Denkens bestehen. 
  • Wahre Fragen zuerst: Elder Lawrence E. Corbridge von den Siebzigern erinnerte daran, dass wir uns zuerst mit den „primären Fragen“ des Glaubens befassen sollten: Gibt es einen Gott? Ist Jesus der Sohn Gottes? War Joseph Smith ein Prophet? Ist die Kirche Christi wiederhergestellt? Wenn diese Grundfragen beantwortet sind, erscheinen viele „sekundäre“ Fragen – etwa zu Kirchengeschichte oder Kulturfragen – in einem anderen Licht. 

5. Schlussfolgerung 

L&B 71 ist eine kraftvolle Erinnerung daran, dass der Glaube verteidigt werden darf – und manchmal auch verteidigt werden muss. Der Herr ruft seine Diener auf, nicht aus Angst zu schweigen, sondern im Vertrauen auf seine Führung das Evangelium mit Kraft zu verkünden. Widerstand gegen das Werk Gottes ist nichts Neues – doch ebenso wenig neu ist Gottes Verheißung, seine Werkzeuge zu schützen und ihre Feinde zu beschämen, wenn sie treu bleiben. 

Auch heute erleben viele Gläubige Gegenwind – ob in Gesprächen mit Freunden, an Schulen oder im digitalen Raum. Abschnitt 71 lädt dazu ein, mutig und klar Zeugnis zu geben, nicht im Geist des Streits, sondern mit göttlicher Kraft, Wahrheit und Liebe. Wer das tut, wird erleben, dass der Herr selbst hinter ihm steht – „denn meine Gebote sind wahr und treu“. 

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Samstag, 28. Juni 2025

In euren zeitlichen Belangen sollt ihr gleich sein

 

(Bild: Quelle)

“Doch in euren zeitlichen Belangen sollt ihr gleich sein, und dies nicht widerstrebend, sonst wird das reichliche Maß der Kundgebungen des Geistes vorenthalten werden.” (Lehre und Bündnisse 70:14). 

Zusammenfassung von Lehre und Bündnisse 70: Historischer Hintergrund, Lehren und heutige Anwendung 

Am 12. November 1831, am Ende einer Serie von vier Konferenzen in Kirtland, Ohio, empfing Joseph Smith eine Offenbarung, die heute als Abschnitt 70 überliefert ist. Diese Konferenzen hatten zum Ziel, die Bedeutung der bereits empfangenen Offenbarungen zu klären und die Veröffentlichung eines Buches zu organisieren, das später unter dem Titel Book of Commandments (Buch der Gebote) erscheinen sollte. Die Anwesenden – darunter wichtige frühe Kirchenführer wie Oliver Cowdery, Martin Harris, John Whitmer, Sidney Rigdon und William W. Phelps – erklärten einmütig, dass die Offenbarungen „für die Kirche so wertvoll wie die Reichtümer der ganzen Erde“ seien. In diesem Zusammenhang wurde Abschnitt 70 gegeben, um die Aufgabenverteilung, Verantwortlichkeit und geistlichen sowie zeitlichen Prinzipien für die Veröffentlichung dieser Offenbarungen festzulegen. 

Historischer Hintergrund: Die Entstehung der „Literary Firm“ 

In der Offenbarung wurde eine Gruppe von sechs Männern als Treuhänder über die Offenbarungen bestimmt. Diese Gruppe wurde als „Literary Firm“ (Literarische Firma) bekannt. Sie sollte nicht nur das Book of Commandments, sondern später auch das Buch Lehre und Bündnisse, die erste Kirchenzeitung (The Evening and the Morning Star), ein Kirchenliederbuch und weitere Schriften veröffentlichen. Ihre Berufung war nicht bloß eine praktische, sondern eine heilige Aufgabe: Sie sollten die Worte Gottes für die Kirche und die Welt zugänglich machen – ein Werk von ewigem Wert. Diese Männer gaben ihr Vermögen, ihre Zeit und ihre Fähigkeiten, um das Wort Gottes zu verbreiten, und wurden dabei in ein besonderes, auf die Umstände angepasstes System der Weihe und des geistlichen Dienstes eingebunden. 

Zentrale Lehren aus Abschnitt 70 

1. Treuhandschaft über heilige Dinge (Verse 1–5) 

Der Herr erklärt, dass Joseph Smith und die erwähnten Brüder als Treuhänder der Offenbarungen ordiniert wurden. Sie trugen nicht nur administrative, sondern geistliche Verantwortung für das geschriebene Wort Gottes. Ihre Berufung war nicht bloß eine organisatorische Funktion, sondern sie hatte Gewicht im Jüngsten Gericht (V. 4). Ihre Aufgabe war es, die Offenbarungen zu verwalten und sicherzustellen, dass ihr geistlicher Wert durch sorgfältige Veröffentlichung der Kirche zugutekam. 

Diese Sicht auf „Treuhandschaft“ prägt bis heute das Verständnis geistlicher Führungsverantwortung in der Kirche Jesu Christi. Wer über geistliche Dinge wacht – seien es Offenbarungen, Berufungen, Programme oder Ressourcen – tut dies im Auftrag Gottes und muss Rechenschaft darüber ablegen. 

2. Geistliche Arbeit ist ihres Lohnes wert (Verse 6–13) 

Der Herr stellt klar, dass diejenigen, die geistliche Arbeit leisten, wie etwa das Schreiben, Übersetzen oder Veröffentlichen heiliger Schriften, auch Anspruch auf zeitliche Unterstützung haben. Dies war damals keineswegs selbstverständlich, denn viele Heilige lebten in Armut. Doch hier wird betont: Auch geistlicher Dienst ist Arbeit, die unterstützt werden soll – und zwar nicht widerwillig. 

Diese Aussage begründet ein Prinzip, das in der Neuzeit weiterentwickelt wurde: Diejenigen, die ihre volle Zeit dem Werk Gottes widmen (Missionare, Beamte, Autoritäten), sollen mit dem versorgt werden, was sie für sich und ihre Familien brauchen – nicht aus Gewinnstreben, sondern zur Erfüllung ihres Auftrags. Der Maßstab ist nicht Überfluss, sondern angemessene Versorgung (V. 7). Sollte darüber hinaus ein Überschuss bestehen, ist dieser dem „Vorratshaus des Herrn“ zu übergeben, um den Armen zu helfen. 

3. Die Gleichheit in zeitlichen Dingen (Verse 14–18) 

Ein besonders herausfordernder und zugleich idealistischer Teil der Offenbarung betont, dass die Heiligen in zeitlichen Dingen gleich sein sollen – „nicht widerstrebend“, sonst wird ihnen das „reichliche Maß der Kundgebungen des Geistes“ entzogen (V. 14). Dieser Gedanke greift das Gesetz der Weihe auf: Besitz und Ressourcen sollen so verwendet werden, dass niemand Mangel leidet, aber auch niemand sich selbst bereichert. 

Diese Gleichheit ist kein aufgezwungener Kommunismus, sondern Ausdruck gelebter Nächstenliebe und Gottesvertrauen. Sie verlangt nicht absolute Gleichmacherei, sondern ein freiwilliges Prinzip der Gerechtigkeit, das auf gegenseitiger Rücksichtnahme, Freigebigkeit und dem Wunsch beruht, gemeinsam voranzukommen. 

Die Absicherung und Versorgung der berufenen Brüder diente daher nicht nur deren Überleben, sondern war „eine Kundgebung meiner Segnungen auf ihr Haupt“ (V. 15). Der Herr verspricht ihnen Nahrung, Kleidung, Wohnraum und ein Erbteil – wohin auch immer sie gesandt würden (V. 16). Denn sie seien über vieles treu gewesen (V. 17), und der Herr sei barmherzig und werde sie segnen (V. 18). 

Heutige Anwendung 

Abschnitt 70 berührt zeitlose Themen: Treuhandschaft, geistlicher Dienst, gerechte Versorgung, Solidarität und göttliche Rechenschaft. Auch wenn die konkrete Organisationsform der „Literary Firm“ längst Geschichte ist, bleiben die zugrunde liegenden Prinzipien hochaktuell: 

1. Der Wert heiliger Schriften 

Die Aussage, dass die Offenbarungen „so wertvoll wie die Reichtümer der ganzen Erde“ seien, lädt uns heute ein, die Heiligen Schriften nicht nur als spirituelle Texte, sondern als göttlich gegebene Fundamente für persönliches, familiäres und kirchliches Leben zu betrachten. Wenn frühe Heilige große Opfer brachten, um diese Worte zu drucken, sollten wir uns bemühen, sie zu studieren, zu verinnerlichen und anzuwenden. 

2. Ehren des geistlichen Dienstes 

Das Prinzip, dass geistliche Arbeit ihres Lohnes wert ist, erinnert uns daran, diejenigen zu unterstützen, die heute ihre Zeit und Kraft in den Dienst des Evangeliums stellen – sei es hauptamtlich (wie Generalauthoritäten) oder ehrenamtlich (wie Bischöfe, Lehrkräfte oder Missionare). Schon zu Jesu Zeiten galt dieses Prinzip: Lukas 10:7; 1.Timotheus 5,17-18; 5.Mose 24,14-15). Auch im Alltag sollten wir geistlichen Dienst nicht geringachten, sondern mit Dankbarkeit, Rücksicht und Unterstützung begegnen. 

3. Gelebte Gleichheit und Fürsorge 

Die Lehre der Gleichheit in zeitlichen Dingen hat besondere Relevanz in einer Zeit wachsender sozialer Unterschiede. Sie ruft uns dazu auf, freiwillig und liebevoll denen zu helfen, die weniger haben – nicht nur durch Spenden, sondern durch solidarisches Handeln, geteilten Besitz, Zeit und Talente. Die Fastopfer, der Bischofsspeicher, oder Programme wie die Initiative „Licht der Welt sind moderne Ausdrucksformen dieses Prinzips. 

4. Anpassbarkeit des Gesetzes der Weihe 

Abschnitt 70 zeigt, dass das Gesetz der Weihe nicht starr oder dogmatisch ist. Es ist ein göttliches Prinzip, das je nach Zeit und Umständen in verschiedenen Formen gelebt wird – damals durch die Literary Firm, heute durch individuelle Opfer, Dienst und Wohltätigkeit. Diese Flexibilität ist ein göttliches Merkmal des Evangeliums: Prinzipien sind ewig, ihre Umsetzung kann sich wandeln. 

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Freitag, 27. Juni 2025

Er soll predigen und erläutern, schreiben

 

(Bild Quelle Screenshot)

“er soll predigen und erläutern, schreiben, abschreiben, auswählen und alles erlangen, was zum Nutzen der Kirche und der heranwachsenden Generationen sein wird, die im Land Zion aufwachsen werden, um es von Generation zu Generation zu besitzen, für immer und immer. Amen.” (Lehre und Bündnisse 69:8). 

Zusammenfassung zu Lehre und Bündnisse 69:1–8 – Historie und Lehren 

Der Abschnitt 69 ist ein bedeutendes Dokument aus der frühen Geschichte der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage. Die Offenbarung wurde am 11. November 1831 in Hiram, Ohio, durch den Propheten Joseph Smith empfangen. Sie steht in einem direkten Zusammenhang mit den Anstrengungen, die bis dahin empfangenen Offenbarungen zu sammeln, zu ordnen und in gedruckter Form zu veröffentlichen – ein wesentlicher Schritt zur Etablierung der Kirche und ihrer Lehre. 

Historischer Hintergrund 

Bereits am 1. und 2. November 1831 hatte eine besondere Konferenz der Führer der Kirche stattgefunden, bei der beschlossen wurde, eine Sammlung der göttlichen Offenbarungen für den Druck vorzubereiten. Diese sollte in The Book of Commandments münden, dem Vorläufer der heutigen Lehre und Bündnisse. Am 3. November wurde noch die Offenbarung, die heute als Abschnitt 133 bekannt ist, als "Anhang" ergänzt. 

Oliver Cowdery, einer der engsten Mitarbeiter Joseph Smiths und ein bedeutender Zeuge des Buches Mormon, war beauftragt worden, das Manuskript der gesammelten Offenbarungen zusammen mit Spenden für den Aufbau der Kirche nach Independence, Missouri, zu bringen. In Missouri, genauer gesagt in Jackson County, sollte Zion entstehen – das zentrale Heiligtum und zukünftige geographische Zentrum der Kirche. 

Da es sich sowohl um wertvolle geistige als auch finanzielle Güter handelte, wurde in der vorliegenden Offenbarung deutlich, dass Oliver Cowdery diese wichtige Aufgabe nicht allein erfüllen sollte. Der Herr gebot, dass John Whitmer ihn begleiten solle. Dieser war wenige Monate zuvor durch Offenbarung zum offiziellen Geschichtsschreiber der Kirche berufen worden (LuB 47) und hatte bereits begonnen, Kirchenakten, Protokolle und Briefe zu sammeln und aufzubewahren. 

John Whitmer selbst schrieb später in seiner History of the Church, dass er am 20. November 1831 mit Oliver Cowdery aufbrach und am 5. Januar 1832 in Missouri eintraf. Die Reise war nicht nur eine logistische Aufgabe, sondern hatte auch tiefgehende geistliche Bedeutung: Die Offenbarungen sollten dort gedruckt werden, wo Zion entstehen würde – ein Akt der symbolischen Verankerung göttlicher Wahrheit in einem verheißenen Land. Kurz nach ihrer Ankunft begannen jedoch bereits Spannungen mit der lokalen Bevölkerung, die sich später in offenen Verfolgungen gegen die Heiligen entluden. 

Inhaltliche Lehren und Bedeutung 

Vertrauen und Zusammenarbeit (Verse 1–2) 

Die ersten beiden Verse legen den Grund für die Anweisung, dass John Whitmer mit Oliver Cowdery reisen sollte. Der Herr erklärt, dass es nicht seiner Weisheit entspricht, Oliver allein mit den Offenbarungen und den Spendengeldern zu betrauen – es sei sicherer, wenn ein weiterer vertrauenswürdiger und treuer Diener mitreist. Dies zeigt, wie wichtig im Reich Gottes gegenseitiges Vertrauen, Rechenschaft und Zusammenarbeit sind. Die Kirche wird nicht von Einzelpersonen getragen, sondern von einem koordinierten Kollektiv, das in gegenseitiger Unterstützung handelt. 

Die Rolle des Geschichtsschreibers (Verse 3–4) 

John Whitmer wird nicht nur als Begleiter geschickt, sondern mit einer entscheidenden Aufgabe betraut: Er soll weiterhin wichtige Ereignisse, Beobachtungen und Entwicklungen der Kirche aufzeichnen. Dies ist ein bemerkenswerter Punkt: In einer Zeit, in der die Kirche noch jung war und sich in ständiger Bewegung befand, erkannte der Herr die Notwendigkeit, eine systematische Geschichtsschreibung zu etablieren. John sollte nicht nur selbst beobachten und schreiben, sondern auch Rat von Oliver Cowdery und anderen annehmen. Dies verdeutlicht, dass kirchliche Geschichtsschreibung nicht isoliert, sondern im kollektiven Austausch geschehen soll – ein Prinzip, das bis heute gilt. 

Berichtspflicht aller Diener (Vers 5) 

Bemerkenswert ist auch die Aussage in Vers 5, dass alle Diener der Kirche, also alle, die irgendwo auf der Erde tätig sind, Berichte über ihre "Treuhandschaft" nach Zion senden sollen. Damit wird deutlich: Die Geschichte der Kirche ist kein zentralisiertes Unterfangen, sondern ein gemeinsames Werk. Jeder Beitrag – ob aus einem kleinen Zweig in einem abgelegenen Dorf oder aus einem Missionsgebiet am anderen Ende der Welt – zählt. Diese Lehre hat in der heutigen globalen Kirche besondere Relevanz: Die Geschichte der Wiederherstellung ist nicht auf Kirtland, Nauvoo oder Salt Lake City beschränkt. Sie wird heute fortgeschrieben – in Afrika, Asien, Ozeanien und überall dort, wo Mitglieder leben und wirken. 

Zion als zentraler Ort (Vers 6) 

In Vers 6 wird Zion als „Sitz und Ort“ bezeichnet, an dem all diese Berichte empfangen und organisiert werden sollen. Das bestätigt nicht nur die geographische Bedeutung von Missouri in der frühen Kirchenzeit, sondern auch die spirituelle Funktion Zions: ein Ort der Ordnung, der Sammlung und der Vorbereitung auf die Wiederkunft Christi. Zion wird hier als Herzstück für Offenbarung, Verwaltung und geistliches Wachstum dargestellt. 

Die mobile Aufgabe des Geschichtsschreibers (Vers 7) 

Interessanterweise wird John Whitmer nicht ausschließlich nach Missouri geschickt, um dort dauerhaft zu verweilen. Der Herr fordert ihn auf, „viele Male von Ort zu Ort“ und „von Gemeinde zu Gemeinde“ zu reisen, um sich so besseres Wissen zu verschaffen. Das impliziert: Um die Geschichte der Kirche angemessen festzuhalten, muss man nah bei den Menschen sein, ihre Lebensrealität sehen und hören, was sie bewegt. Geschichte wird nicht aus der Ferne geschrieben, sondern durch Nähe, Dialog und Beobachtung. 

Generationenübergreifende Wirkung (Vers 8) 

Der abschließende Vers hebt hervor, dass John Whitmer nicht nur für die damalige Zeit schreiben sollte, sondern für „die heranwachsenden Generationen“. Das, was gesammelt, niedergeschrieben und geordnet wird, soll der Kirche langfristig dienen – über Generationen hinweg, in Zion und darüber hinaus. Dieser Auftrag betont die Dauerhaftigkeit des Werkes Gottes. Es geht nicht nur um aktuelle Lehre, sondern auch um die Sicherung geistlichen Wissens für die Zukunft. Die heutige Kirche profitiert in hohem Maß von dieser Weitsicht – sei es durch den Zugang zu frühen Offenbarungen, Protokollen, Tagebüchern oder historischen Aufzeichnungen. 

Fazit 

L&B 69:1–8 ist mehr als nur eine logistische Anweisung zur Begleitung einer Reise. Diese Offenbarung gibt tiefe Einblicke in zentrale Prinzipien des Aufbaus der wiederhergestellten Kirche: 

  • die Notwendigkeit von Zusammenarbeit, gegenseitigem Vertrauen und Rechenschaft, 
  • die Wichtigkeit einer kontinuierlichen, inspirierten Geschichtsschreibung, 
  • die Mitverantwortung aller Mitglieder weltweit für das historische Gedächtnis der Kirche, 
  • und die Betonung, dass Zion ein geographischer wie auch geistiger Mittelpunkt für Ordnung und Sammlung ist. 

Der Herr sieht Geschichte nicht als bloßen Rückblick, sondern als geistliche Ressource für gegenwärtige Entscheidungen und zukünftige Entwicklungen. Der Auftrag an John Whitmer steht damit sinnbildlich für den bleibenden Aufruf an uns alle, die Geschichte des Evangeliums in unseren Gemeinden, Familien und Leben aktiv mitzugestalten – damit sie weitergegeben werden kann an die „aufwachsenden Generationen ... für immer und immer.“ 

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Donnerstag, 26. Juni 2025

So sei die Sünde auf dem Haupt der Eltern

 

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“Und weiter: Wenn Eltern in Zion oder einem seiner organisierten Pfähle Kinder haben und sie nicht lehren, die Lehre von der Umkehr, vom Glauben an Christus, den Sohn des lebendigen Gottes, und von der Taufe und der Gabe des Heiligen Geistes durch Händeauflegen zu verstehen, wenn sie acht Jahre alt sind, so sei die Sünde auf dem Haupt der Eltern.” (Lehre und Bündnisse 68:25). 

Lehre und Bündnisse 68:22-35 

In L&B 68:22–24 regelt der Herr den Umgang mit schwerwiegenden Verfehlungen von Bischöfen oder Hohepriestern, die zu besonderen Aufgaben berufen wurden. Diese Bestimmungen beziehen sich insbesondere auf Mitglieder des Präsidierenden Bischofsamtes, das keine örtliche Zuständigkeit besitzt, sondern kirchenweit wirkt. Der Herr legt fest, dass sie nur vor der Ersten Präsidentschaft der Kirche verurteilt werden dürfen – und nur dann, wenn gegen sie ein unanfechtbares Zeugnis vorliegt (V. 22–23). Sollte ein solcher Amtsträger jedoch umkehren, verspricht der Herr Vergebung gemäß den Bündnissen und Geboten der Kirche (V. 24). 

Damit wird deutlich, dass höchste Verantwortung mit höchsten Maßstäben der Rechenschaft einhergeht, aber auch mit der Möglichkeit der Gnade. Ein späterer Abschnitt (D&C 107:78, 80) bestätigt, dass schwierige geistliche Fälle letztlich von der Ersten Präsidentschaft als oberstem Rat der Kirche entschieden werden. Ihre Entscheidung gilt als endgültig und soll vor dem Herrn nicht mehr aufgerollt werden. Dieses Prinzip sichert Ordnung, Gerechtigkeit und Barmherzigkeit im priesterlichen Dienst. 

Die Verse L&B 68:25–35 enthalten eine der deutlichsten und kraftvollsten Aussagen über die geistige Verantwortung von Eltern gegenüber ihren Kindern. Der Herr spricht hier mit Nachdruck über die Pflicht der Eltern, ihre Kinder im Licht und in der Wahrheit zu erziehen – eine Verpflichtung, die sowohl in der Kirche als auch in der Bibel tief verankert ist. 

In Vers 25 erklärt der Herr, dass Eltern in Zion – also Mitglieder der Kirche – die Verantwortung haben, ihre Kinder „zu lehren, das Verständnis des Evangeliums zu erlangen“, sodass sie im Alter von acht Jahren bereit sind sich Taufen zu lassen. Wird dies unterlassen, so „ruht die Sünde auf dem Haupt der Eltern“. Diese Aussage ist außergewöhnlich deutlich und zeigt, dass die geistige Erziehung der Kinder nicht nur eine gute Idee, sondern eine heilige Pflicht ist. 

Diese Lehre entspricht direkt der biblischen Aufforderung in Sprüche 22:6 
und Epheser 6:4.  

Der Herr präzisiert in den Versen 26–27, was Kinder lernen sollen: Sie sollen das Beten lernen und „recht zu wandeln vor dem Herrn“. Das bedeutet, Eltern sollen nicht nur für das physische Wohl ihrer Kinder sorgen, sondern ihnen helfen, eine persönliche Beziehung zu Gott aufzubauen. Es geht nicht um bloßen Gehorsam, sondern um das Einüben eines auf Christus ausgerichteten Lebens. 

Vers 28 hebt hervor, dass Eltern ihren Kindern lehren sollen, nicht zu töten, nicht zu stehlen, nicht zu lügen, sich von Unzucht und sexueller Unreinheit fernzuhalten und einander zu lieben. Dieser Katalog erinnert stark an die Zehn Gebote (2. Mose 20) und macht deutlich, dass die Familie der erste Ort ist, an dem göttliche Gebote eingeübt und verstanden werden sollen. In der Familie beginnt die moralische und geistige Prägung, die das Fundament für ein rechtschaffenes Leben bildet. 

Die nachfolgenden Verse (29–31) erweitern den Blick auf die Verantwortung in der Gemeinde. Nicht nur Eltern, sondern auch Lehrer und Amtsträger in der Kirche werden ermahnt, ihre Aufgaben mit Sorgfalt und in rechter Weise wahrzunehmen. Sollte ein Lehrer oder Amtsträger sein Amt vernachlässigen, so wird auch er zur Rechenschaft gezogen. Der Herr stellt klar, dass er von seinen Dienern erwartet, dass sie nicht nur lehren, sondern auch „den Weg bereiten“, damit die Menschen seinen Willen erkennen und ihm folgen können. 

In den Versen 32–35 wendet sich der Herr dann wieder allgemeiner an seine Diener in der Kirche. Er bekräftigt, dass er sie gesandt hat, dass sie mit Vollmacht predigen und lehren sollen, und dass sie dies tun sollen, „so wie der Geist sie leitet“. Die Worte, die sie im Namen des Herrn sprechen, sollen nicht nur gehört, sondern auch umgesetzt werden – andernfalls liegt die Verantwortung beim Hörer. 

Diese Abschnitte verdeutlichen ein durchgehendes Prinzip: Verantwortung und Rechenschaft. Eltern tragen Verantwortung für ihre Kinder; Lehrer für ihre Schüler; Führer für ihre Gemeinden – und alle gemeinsam stehen unter göttlicher Beobachtung. Gleichzeitig zeigt der Herr aber auch, dass seine Gebote nicht zur Last werden sollen. In Vers 35 verspricht er, dass „die Pflicht eines jeden Mannes, den er in die Kirche beruft“, erfüllt werden kann – er wird diejenigen, die er beruft, auch befähigen. 

Anwendung auf heute 

Diese Lehren sind heute aktueller denn je. In einer Zeit, in der viele Eltern die geistige Erziehung an Kirche, Schule oder Gesellschaft abgeben, erinnert dieser Abschnitt daran, dass geistige Führung primär im Zuhause beginnt. Die Familie ist die erste und wichtigste Schule des Evangeliums. Heimzentriertes Evangeliumsstudium – wie es die Kirche heute betont – ist also keine neue Idee, sondern eine Wiederherstellung eines göttlichen Prinzips. 

Eltern sollten sich ihrer geistigen Verantwortung bewusst sein und aktiv Schritte unternehmen, um ihre Kinder im Gebet, in den Schriften und im Glauben an Jesus Christus zu unterweisen. Das Ziel ist nicht Perfektion, sondern Treue – ein Bemühen, dem Herrn gehorsam zu sein und der Familie ein Fundament auf dem Felsen Christi zu geben (Helaman 5:12). 

Gleichzeitig dürfen Eltern wissen, dass sie in diesem Werk nicht allein sind. Der Herr stärkt, leitet und vergibt – sowohl Eltern als auch Kindern. Der Schlüssel liegt in der Bündnistreue, der Bereitschaft zu lehren und der Demut, Hilfe von oben zu suchen. 

Fazit 

L&B 68:25–35 ist eine machtvolle Erinnerung an die göttliche Ordnung in Familie und Kirche. Eltern haben die heilige Aufgabe, ihre Kinder im Glauben zu erziehen – und die Verheißung, dass der Herr sie in dieser Aufgabe stärken wird. Diese Verse verbinden biblische Prinzipien mit wiederhergestelltem Evangelium und fordern uns heraus, die Familie wieder als geistliches Zentrum zu sehen. Wer seinen Kindern das Evangelium lehrt, legt nicht nur den Grundstein für ihre persönliche Errettung, sondern auch für eine starke, glaubensvolle Zukunft der Kirche. 

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Mittwoch, 25. Juni 2025

Was auch immer sie reden werden

 

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“Und was auch immer sie reden werden, wenn der Heilige Geist sie berührt, wird heilige Schrift sein, wird der Wille des Herrn sein, wird der Sinn des Herrn sein, wird das Wort des Herrn sein, wird die Stimme des Herrn sein und die Macht Gottes zur Errettung.” (Lehre und Bündnisse 68:4). 

Lehre und Bündnisse 68:1-21 

In L&B 68:1–5 offenbart der Herr eine bemerkenswerte Lehre über die Berufung von Priestertumsträgern und die Natur heiliger Schrift. Obwohl Orson Hyde, Luke und Lyman Johnson sowie William E. McLellin bei der Offenbarung noch junge und relativ unerfahrene Älteste waren, erhielten sie vom Herrn die Verheißung, dass sie – wenn sie durch den Heiligen Geist sprechen – Worte Gottes verkünden würden. Dieses Prinzip gilt nicht nur für sie, sondern ist beispielgebend für alle, die zum Priestertum ordiniert sind und vom Herrn ausgesandt werden. 

Die Verse 3 bis 5 enthalten eine der weitreichendsten Definitionen von heiliger Schrift in allen heiligen Schriften: Alles, was unter dem Einfluss des Heiligen Geistes gesprochen wird, ist nicht nur inspirierend, sondern „Schrift“, das heißt: Es ist der Wille, der Sinn, das Wort und die Stimme des Herrn – und damit „die Kraft Gottes zum Heil“. Diese Aussage betont, dass göttliche Offenbarung nicht nur den Propheten vorbehalten ist, sondern auch durch einfache Mitglieder, Brüder und Schwestern, gegeben werden kann, sofern sie durch den Geist sprechen. 

Gleichzeitig mahnt diese weite Definition zur Vorsicht: Nicht jede Behauptung, man habe Schrift empfangen, ist auch tatsächlich göttlich. Die Gültigkeit solcher Aussagen muss stets am kanonischen Maßstab geprüft werden – an den Standardwerken und durch den Heiligen Geist. Dieses Gleichgewicht zwischen Offenbarung und Prüfmaßstab schützt die Kirche sowohl vor Irrtum als auch vor geistiger Stagnation. 

In L&B 68:6–12 stärkt der Herr die beauftragten Ältesten mit Zuversicht, göttlicher Autorität und weitreichenden Verheißungen. Obwohl sie jung und unerfahren waren, werden Orson Hyde, Luke und Lyman Johnson sowie William E. McLellin – zusammen mit allen treuen Ältesten – ermutigt, sich nicht zu fürchten, sondern fröhlich und mutig das Evangelium zu verkünden. Der Herr versichert ihnen, dass Er selbst mit ihnen ist, sie unterstützt und sie dazu beauftragt hat, Zeugnis von Jesus Christus abzulegen – dem lebendigen Sohn Gottes, der war, ist und wiederkommen wird (V. 6). 

Diese Verse enthalten einen klaren Missionsauftrag: Die Ältesten sollen in der ihnen verliehenen Vollmacht das Evangelium in alle Welt tragen, lehren, taufen und damit Seelen zum Heil führen (V. 8–9). Wer glaubt und sich taufen lässt, wird gerettet, wer nicht glaubt, bleibt verdammt – eine Formulierung, die den Ernst des Auftrags und die Verantwortung der Boten unterstreicht. 

Zugleich verspricht der Herr, dass gläubige Jünger Zeichen empfangen werden – nicht als Beweis, um Glauben erst hervorzurufen, sondern als Bestätigung für bereits gelebten Glauben (V. 10). Dies spiegelt die göttliche Ordnung wider, dass Wunder dem Gehorsam folgen. Darüber hinaus verheißt der Herr Seinen Dienern, dass sie die Zeichen Seiner Wiederkunft erkennen werden (V. 11) – eine Gabe, die vielen Gläubigen in der Geschichte verheißen wurde, aber eng an den aktiven Dienst und das treue Erfüllen der eigenen Berufung geknüpft ist. Wer sich auf Christus und den Dienst an Seinen Kindern konzentriert, wird befähigt, sowohl die Zeit zu erkennen als auch Seelen „zur ewigen Errettung zu versiegeln“ (V. 12; Lehre und Bündnisse 132:49). 

In L&B 68:13–21 legt der Herr wichtige Grundsätze für die Berufung von Bischöfen in der Kirche fest, die insbesondere die Verbindung von Priestertumsvollmacht, Abstammung und Berufung durch Offenbarung betreffen. Zu dieser Zeit war Edward Partridge der einzige Bischof, doch es wurde angekündigt, dass weitere Bischöfe in der "rechten Zeit des Herrn" berufen werden sollten. Grundsätzlich müssen Bischöfe würdige Hohepriester des Melchisedekischen Priestertums sein und durch die Erste Präsidentschaft berufen und ordiniert werden. 

Eine besondere Ausnahme gilt jedoch für leibliche Nachkommen Aarons, also für Nachkommen aus dem Haus Levi, insbesondere aus der Linie Aarons, wie sie im Alten Testament beschrieben ist (2. Mose 28:1; 4. Mose 3:10; 4:16). Ein solcher Erstgeborener hätte das gesetzliche Recht, das Amt des Bischofs als Präsident des Aaronischen Priestertums zu übernehmen – unabhängig davon, ob er auch ein Hohepriester im Melchisedekischen Priestertum ist (15–18; Lehre und Bündnisse 107:15–17). Dieses sogenannte Erstgeburtsrecht erinnert an das alttestamentliche Prinzip, wonach bestimmte geistliche und erbliche Rechte den Erstgeborenen einer Priesterlinie vorbehalten waren (1. Chronik 6; Hebräer 5:4). 

Doch selbst in einem solchen Fall betont der Herr die Ordnung seines Hauses: Auch ein rechtmäßiger Nachkomme Aarons darf nur dann das Amt antreten, wenn er von der Ersten Präsidentschaft bestätigt, für würdig befunden, gesalbt und ordiniert wird (V. 20). Niemand kann sich also selbst auf eine erbliche Abstammung berufen, ohne dass dies durch göttliche Offenbarung und durch das ordnungsgemäße Verfahren in der Kirche bestätigt wird (V. 21). Ein Nachkomme Aarons kann sein Anrecht geltend machen, wenn er seine Linie nachweist oder dies durch Offenbarung unter der Hand der Ersten Präsidentschaft offenbart wird. 

Diese Lehre zeigt, dass Berufung zum Dienst im Priestertum nicht allein durch Abstammung, sondern durch Würdigkeit und göttliche Berufung geschieht. Sie unterstreicht das Prinzip, dass „Gottes Haus ein Haus der Ordnung“ ist. Auch in der Kirchengeschichte war dieser Prozess ein Lernweg: Frühere Versionen der Offenbarung sprachen noch von einem „Rat der Hohepriester“ statt der Ersten Präsidentschaft. Erst mit der vollständigen Organisation der Kirchenführung 1833 wurde dies angepasst. 

Schließlich lässt diese Offenbarung auch auf künftige Entwicklungen blicken: Die Verheißungen an die Söhne Levis – einschließlich der Nachkommen Aarons – stehen noch aus. In L&B 13 wurde versprochen, dass das Priestertum nicht mehr genommen wird, bis diese Söhne dem Herrn „wieder ein Opfer in Gerechtigkeit darbringen“. Diese Prophezeiung, die auch auf Maleachi 3:3 zurückgeht, lässt auf eine zukünftige Erfüllung schließen, bei der die levitischen Linien erneut eine Rolle im Werk des Herrn vor seiner Wiederkunft spielen werden. 

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Dienstag, 24. Juni 2025

Sie sollen reden, wie sie vom Heiligen Geist bewogen

 

Präsident Nelson spricht Worte des Herrn in der Generalkonferenz
(Bild Quelle)

“und dies ist für sie das Beispiel: Sie sollen reden, wie sie vom Heiligen Geist dazu bewogen werden.” (Lehre und Bündnisse 68:3). 

Lehre und Bündnisse 68 – Geschichtlicher Hintergrund 

Diese Offenbarung wurde am 1. November 1831 in Hiram, Ohio, empfangen, während einer bedeutenden Kirchenkonferenz. Die Konferenz war ein zentrales Ereignis für die junge Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage. Anwesend waren führende Älteste, darunter Joseph Smith, der Prophet, sowie Orson Hyde, Luke S. Johnson, Lyman E. Johnson und William E. McLellin. Diese vier Männer waren vor kurzem zu Hohen Priestern ordiniert worden und baten nun den Propheten, den Willen des Herrn hinsichtlich ihrer Berufung und ihrer weiteren Aufgabe zu erfragen. Die Offenbarung, die Joseph Smith daraufhin empfing, richtete sich zunächst direkt an diese vier Männer, wurde jedoch schon früh in ihrer Wirkung auf die ganze Kirche ausgeweitet. 

Die ersten zwölf Verse der Offenbarung enthalten den spezifischen Auftrag an diese vier Ältesten: Sie sollen das Evangelium verkündigen, „von Volk zu Volk und von Land zu Land“, nicht in ihrer eigenen Kraft, sondern durch den Heiligen Geist. Ihre Berufung sei beispielhaft für alle, die durch das Priestertum zum Dienst ordiniert wurden. Besonders bemerkenswert ist in diesen Versen die Definition heiliger Schrift: Was von berufenen Dienern Gottes gesprochen wird, wenn sie vom Heiligen Geist geleitet werden, gilt als heilige Schrift, als Wort des Herrn, als sein Wille und seine Stimme. Damit wird der traditionelle Begriff von „Schrift“ erweitert – weg von einer ausschließlich schriftlich fixierten, abgeschlossenen Sammlung, hin zu einer lebendigen Kommunikation Gottes mit seinen Dienern in der Gegenwart. Dieser Gedanke ist theologisch tiefgreifend und war zu Joseph Smiths Zeit revolutionär. Während viele Christen glaubten, dass die Bibel das endgültige und einzige Wort Gottes sei, offenbarte sich der Herr in der Wiederherstellung weiterhin durch Propheten, und diese lebendigen Worte waren ebenso autoritativ wie die alten Schriften. 

Historisch gesehen ist dies ein zentraler Punkt der Offenbarung: Sie legitimiert die laufende Offenbarung durch Propheten und Apostel und verleiht den gesprochenen Worten geistlicher Führer, sofern sie vom Geist getragen sind, kanonischen Status. Dieser Aspekt wurde später in der Kirche vielfach bestätigt, etwa durch das Konzept der „fortlaufenden Offenbarung“ oder durch die regelmäßigen Konferenzen, in denen Führer „das Wort des Herrn“ zu den Heiligen sprechen. 

In der Folge des Auftrags in L&B 68 handelten die vier angesprochenen Männer zunächst mit großem Eifer. Alle vier – Hyde, McLellin und die Johnson-Brüder – wurden im Jahr 1835 zu Mitgliedern des ersten Kollegiums der Zwölf Apostel berufen. Ihre Bereitschaft, das Evangelium zu verkündigen, hatte sie für höhere Aufgaben qualifiziert. Allerdings hielt diese Treue bei keinem von ihnen durchgehend an. In den kommenden Jahren verließen alle vier zu unterschiedlichen Zeitpunkten die Kirche oder wandten sich gegen ihre Führung. Einige kehrten später zurück (wie Orson Hyde), andere nicht. Ihre Geschichte illustriert einerseits die Bedeutung eines starken Anfangs im geistlichen Dienst, andererseits aber auch, wie herausfordernd es ist, langfristig in Berufung und Bündnis standhaft zu bleiben. 

Der zweite Teil der Offenbarung (Verse 13–35) richtet sich weniger an Einzelpersonen als an die gesamte Kirche. Hier klärt der Herr bedeutende Fragen zur Organisation der Kirche, insbesondere zum Amt des Bischofs. Bisherige Offenbarungen hatten dieses Amt eher allgemein behandelt, doch hier wurde die Unterscheidung zwischen zwei Gruppen von Bischöfen präzisiert: erstens Hohe Priester, die durch die Erste Präsidentschaft des Melchisedekischen Priestertums berufen und ordiniert werden, und zweitens buchstäbliche Abkömmlinge Aarons, die ein gesetzliches Anrecht auf dieses Amt haben – sofern sie Erstgeborene sind, ihre Abstammung nachweisen und als würdig befunden werden. Diese Unterscheidung beruht auf alttestamentlichen Prinzipien des levitischen Priestertums, das in der Wiederherstellung wieder thematisiert wurde, jedoch nun unter der Leitung des höheren Priestertums steht. Praktisch hatte dies große Bedeutung für die frühe Kirche, da keine genealogisch feststellbaren Aaroniten bekannt waren, sodass das Amt des Bischofs fast ausschließlich durch Hohe Priester ausgeübt wurde – beginnend mit Edward Partridge, dem ersten Bischof der Kirche. 

Die Verse 22 bis 24 fügen einen weiteren organisatorischen Aspekt hinzu: Fragen der Disziplin und der Gerichtsbarkeit über Bischöfe und Hohe Priester sollen der Ersten Präsidentschaft vorbehalten bleiben. Dies deutet darauf hin, dass schon 1831 die Strukturen der Kirchenleitung rasch konkreter und komplexer wurden. Tatsächlich wurde nur wenige Monate später, im März 1832, offiziell die Erste Präsidentschaft als leitende Priestertumspräsidentschaft der Kirche organisiert, mit Joseph Smith als Präsident und zwei Ratgebern. 

Ein anderer, bemerkenswerter Aspekt dieser Offenbarung ist der Blick des Herrn auf Elternschaft und Familie. In den Versen 25 bis 28 werden Eltern deutlich ermahnt, ihre Kinder zu unterweisen. Sie sollen sie im Evangelium unterrichten – in Umkehr, Glaube, Taufe, Gabe des Heiligen Geistes – und zwar spätestens dann, wenn die Kinder acht Jahre alt sind. Es wird sogar gesagt, dass die Sünde auf den Eltern ruht, wenn sie diese Pflicht versäumen. Damit verbindet der Herr den Auftrag zur Erziehung mit moralischer Verantwortung: Wer Kinder nicht das Evangelium lehrt, nimmt ihnen die Möglichkeit, selbst zu wählen. Dies ist eine Wiederaufnahme des Themas freier Wille und Verantwortlichkeit, das bereits in früheren Offenbarungen wie L&B 29 betont wurde. Der Herr zeigt hier ein tiefes Verständnis geistiger Entwicklung: Kinder kommen „hilflos“ zur Welt, werden jedoch mit göttlichem Potenzial ausgestattet. Ihre Fähigkeit zur Entscheidungsfreiheit wächst, wenn sie Gottes Gesetz kennen. Ohne Unterweisung bleiben sie in geistiger Unmündigkeit. Die Offenbarung betont, dass Eltern ihre Kinder auch im Beten unterweisen und sie lehren sollen, untadelig vor dem Herrn zu leben. Dabei wird der Zusammenhang von Erziehung, geistiger Reife und ewiger Verantwortung deutlich. 

In den letzten Versen der Offenbarung (Verse 29–35) ermahnt der Herr die Mitglieder Zions zu einem gottesfürchtigen Lebenswandel. Der Sabbat soll geheiligt, Arbeit treu verrichtet, Gebet regelmäßig gepflegt werden. Besonders die Müßiggänger unter den Heiligen werden vom Herrn gerügt – ebenso wie die Tatsache, dass viele ihre Herzen auf irdischen Gewinn statt auf ewige Reichtümer richten. Dies ist eine Mahnung an eine junge Glaubensgemeinschaft, die sich bemüht, Zion zu errichten, aber in praktischen Belangen wie Arbeitseifer, Sabbatheiligung und Familienführung noch deutlichen Nachholbedarf zeigt. Der Herr beauftragt Oliver Cowdery, diese Worte nach Missouri zu bringen, wo Zion entstehen soll. Die Worte sollen dort nicht nur verkündet, sondern in die Tat umgesetzt werden. 

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Montag, 23. Juni 2025

Nun gebe ich, der Herr, Zeugnis, dass diese Gebote wahr sind

 

Das Buch „Lehre und Bündnisse“ – Offenbarungen aus der Höhe
(Bild Quelle)

“Und nun gebe ich, der Herr, euch Zeugnis, dass diese Gebote, die euch vorliegen, wahr sind.” (Lehre und Bündnisse 67:4). 

Lehre und Bündnisse 67 – Historischer Kontext 

1. Der Anlass: Die Offenbarungen sollen veröffentlicht werden 

Anfang November 1831 versammelten sich mehrere Älteste der noch jungen Kirche Jesu Christi in Hiram, Ohio, im Haus von John Johnson, wo Joseph Smith damals wohnte. Die Kirche war erst ein gutes Jahr alt, und es gab noch keine Erste Präsidentschaft, kein Kollegium der Zwölf Apostel – die Leitung lag bei den versammelten Ältesten. Joseph hatte in den Monaten zuvor zahlreiche Offenbarungen empfangen, die in Predigten und Lehren bereits genutzt worden waren. Nun war es an der Zeit, diese in einem Buch, dem später so benannten „Book of Commandments“ (Buch der Gebote), zu veröffentlichen. 

In den vier Konferenzen Anfang November herrschte zunächst Einigkeit darüber, dass die Offenbarungen veröffentlicht werden sollten. Der Vorschlag von 10.000 Exemplaren wurde als Zeichen großen Vertrauens gefasst, insbesondere angesichts der geringen Mitgliederzahl und der Kosten. 

Diese Offenbarungen enthielten jedoch viele heikle Aussagen – sie verwarfen bestehende Religionen als „abtrünnig“, nannten die Missourianer „Feinde“ und riefen zur Umkehr auf. Hinzu kam, dass Joseph Smith nur eine rudimentäre Schulbildung hatte. Die Sprache der Offenbarungen war oft einfach, die Grammatik unregelmäßig, die Zeichensetzung mangelhaft. 

2. Zweifel und Diskussionen über die Sprache 

Einige der Ältesten – unter ihnen der gebildete William E. McLellin – zweifelten nicht unbedingt an der Inspiration, wohl aber an der sprachlichen Qualität. Sie fragten sich: Kann Gottes Wort wirklich in so ungeschliffener Sprache erscheinen? Ihre Kritik zielte indirekt auf Josephs Fähigkeit ab, als Sprachrohr Gottes zu dienen. 

Der Prophet Joseph spürte die Unruhe und suchte den Herrn im Gebet. Die Antwort darauf war die Offenbarung, die wir heute als L&B 67 kennen. 

3. Inhalt der Offenbarung – Die Herausforderung des Herrn 

In der Offenbarung spricht der Herr die Kritik offen an: 

  • Vers 5: Einige hatten im Herzen gezweifelt wegen der "einfachen Sprache" der Offenbarungen. 
  • Verse 6–8: Der Herr stellt eine Herausforderung: Wenn jemand meint, die Sprache sei unzulänglich, so solle er versuchen, selbst eine Offenbarung zu schreiben – auch nur wie die „geringste“ unter diesen. Wenn es gelingt, sei der Zweifel berechtigt. Wenn nicht, möge man bezeugen, dass sie von Gott sind. 

Diese Offenbarung zielte nicht darauf, literarische Fragen zu beantworten, sondern stellte eine geistige Prüfung dar. Die Offenbarungen sollen nicht nach weltlichen Maßstäben bewertet werden, sondern nach ihrer Gerechtigkeit und geistigen Kraft

4. William McLellins Versuch 

McLellin, der sich selbst als sprachgewandt betrachtete, nahm die Herausforderung an. Er zog sich zurück, versuchte, eine Offenbarung im Stil Josephs zu schreiben – und scheiterte. Als er zurückkam, war er überwältigt, weinte und hatte nichts vorzuweisen. 

Was darauf folgte, war ein tiefes geistiges Erlebnis. Die anwesenden Brüder wurden vom Geist erfüllt und bezeugten, dass die Offenbarungen wirklich von Gott waren. Dieser Moment vereinte sie in Demut und geistiger Klarheit. In der Folge unterschrieben mehrere Älteste ein schriftliches Zeugnis, das später im Buch der Gebote und der Ausgabe von 1835 der Lehre und Bündnisse abgedruckt wurde. 

5. Sprachliche Revision und Veröffentlichung 

Die Frage der sprachlichen Qualität blieb dennoch nicht ganz unbeachtet. In einer weiteren Sitzung beschlossen die Ältesten einstimmig, Joseph solle die Texte noch einmal durchgehen und bei Bedarf sprachlich überarbeiten. Es wurde nicht verlangt, sie zu verschönern, sondern lediglich klarer und verständlicher zu machen – ohne den göttlichen Inhalt zu verfälschen. 

Die Arbeit an der Veröffentlichung ging weiter. Das Zeugnis der Ältesten, darunter auch McLellins Unterschrift, verlieh dem Projekt Autorität. Weitere zwölf Älteste unterschrieben später in Missouri, als die Drucklegung begann (Einleitung). 

Die Veröffentlichung der Offenbarungen war ein mutiger und riskanter Schritt. Doch mit der Offenbarung in Abschnitt 67 und der darauffolgenden geistigen Bestätigung hatten die Ältesten ein sicheres Zeugnis empfangen, das sie motivierte, das Werk zu unterstützen. 

Was wir aus Lehre und Bündnisse 67 für unser Verhalten lernen können 

1. Geistige Dinge geistlich beurteilen 

Der Herr macht deutlich, dass Offenbarungen nicht nach weltlichen Maßstäben wie literarischem Stil, Grammatik oder Rhetorik beurteilt werden sollen. Die Wahrheit einer Offenbarung erkennt man nicht mit dem Intellekt allein, sondern durch das Zeugnis des Heiligen Geistes (1 Korinther 2:10–14). Auch heute ist es leicht, sich an der „Verpackung“ geistiger Dinge zu stören – sei es der Predigtstil, der Musikgeschmack oder die Ausdrucksweise in heiligen Schriften. Doch entscheidend ist, ob der Geist bestätigt, dass es wahr ist. 

2. Demut ist der Schlüssel zu geistiger Erkenntnis 

Die Zweifel einiger Ältester kamen aus einem Gefühl geistiger oder intellektueller Überlegenheit. Der Herr rief sie zur Demut auf. Erst als sie ihre Kritik aufgaben und sich in geistiger Einheit zusammenfanden, konnten sie die Wahrheit erkennen. Auch heute gilt: Wer Gott begegnen will, muss bereit sein, sich ihm unterzuordnen – mit einem demütigen, suchenden Herzen. 

3. Geduld als Vorbereitung auf größere geistige Segnungen 

In Vers 13 macht der Herr deutlich, dass die Brüder zum damaligen Zeitpunkt noch nicht bereit waren, seine Gegenwart zu ertragen oder Engel zu empfangen. Diese Aussage offenbart eine tiefgehende geistige Wahrheit: Wahre Offenbarung und der Umgang mit himmlischen Dingen erfordern Vorbereitung, Heiligung und geistige Reife. Der Herr fordert keine Vollkommenheit sofort, sondern lädt ein, in Geduld voranzuschreiten. Der Weg zur geistigen Vollkommenheit ist ein Prozess – geprägt von Demut, Ausdauer und beständigem Streben nach Heiligkeit. Das gilt auch heute: Wer nach größerer Offenbarung oder geistiger Klarheit sucht, muss bereit sein, geduldig den Weg des Glaubens zu gehen, bis der Herr mehr offenbart. 

4. Zeugnis geben trotz menschlicher Unvollkommenheit 

Die Offenbarungen waren nicht grammatikalisch perfekt – aber sie waren göttlich. Das lehrt uns: Gott wirkt durch unvollkommene Werkzeuge. Auch wir dürfen und sollen Zeugnis geben, obwohl wir nicht vollkommen sind. Wir sollen nicht auf das perfekte Wort oder den perfekten Moment warten – sondern dann bezeugen, wenn der Geist es eingibt. 

Fazit 

L&B 67 dokumentiert einen entscheidenden Moment in der frühen Kirchengeschichte, als Mut, Demut und geistige Offenheit gefragt waren. Die Offenbarung erinnert uns daran, dass der Geist wichtiger ist als die Form. Sie ruft uns auf, Gottes Wort nicht nach äußeren Kriterien zu beurteilen, sondern mit geistigem Sinn zu erkennen und im Vertrauen darauf zu handeln. 

Durch diesen Abschnitt lernen wir, unsere Zweifel nicht zu verstecken, sondern im Gebet dem Herrn darzubringen – und uns dann mit offenem Herzen vom Geist führen zu lassen. So wie die Ältesten damals können auch wir heute das Wort Gottes bezeugen, trotz und gerade wegen unserer eigenen Unvollkommenheit. 

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