Mittwoch, 19. November 2025

Dieses Evangelium wird jeder Nation gepredigt

 

(Bild: Quelle)

“Und dieses Evangelium wird jeder Nation, jedem Geschlecht, jeder Sprache und jedem Volk gepredigt werden.” (Lehre und Bündnisse 133:37). 

Lehre und Bündnisse 133:36–51 

Die weltweite Verkündigung des immerwährenden Evangeliums (Verse 36–40) 

In diesen Versen wird die Aufmerksamkeit erneut auf die universale Dimension des Erlösungswerks in den Letzten Tagen gelenkt. Der Herr kündigt an, dass ein Engel mitten durch den Himmel fliegen wird, um das immerwährende Evangelium zu verkünden und es allen Völkern, Sprachen und Nationen bekannt zu machen (Vers 36–37). Diese Formulierung erinnert unübersehbar an die Prophetie in Offenbarung 14:6–7, wo Johannes einen Engel sah, der mitten durch den Himmel flog, „der ein ewiges Evangelium hatte, um es zu verkünden denen, die auf der Erde wohnen, allen Nationen und Stämmen und Sprachen und Völkern“. Joseph Smith und seine Mitstreiter verstanden diese Verse als Hinweis auf die Wiederherstellung des Evangeliums durch himmlische Boten, beginnend mit Moroni im Jahr 1823, der Joseph die Platten zeigte und die bevorstehende Wiederherstellung ankündigte (vgl. Joseph Smith – Lebensgeschichte 1:30–54). Diese Engelserscheinung markiert den Beginn einer neuen heilsgeschichtlichen Phase: das Evangelium soll nun nicht mehr verborgen, sondern in aller Welt gepredigt werden. 

Die Verse machen deutlich, dass die Verkündigung nicht nur einem einzelnen Volk oder Gebiet gilt, sondern jeder Nation und jedem Menschen. Damit wird das Werk der Letzten Tage als globales, missionarisches Geschehen verankert. Die „Diener Gottes“ werden ausgesandt, um mit lauter Stimme zu rufen, dass die Stunde des göttlichen Gerichts gekommen ist, und um die Menschen aufzufordern, den Schöpfer von Himmel, Erde und Meer anzubeten (Vers 38–39). Dieser Ruf spiegelt inhaltlich die Botschaft der Missionare wider, die seit der Wiederherstellung in alle Welt ausgesandt werden: Umkehr, Annahme des Evangeliums und Vorbereitung auf das Zweite Kommen Christi. 

Bemerkenswert ist, dass in Vers 40 beschrieben wird, wie die Heiligen Tag und Nacht den Namen des Herrn anrufen, in dem tiefen Wunsch, dass er die Himmel zerreiße und herabkomme, damit die Berge vor seiner Gegenwart zerfließen. Dieses leidenschaftliche Flehen erinnert an Jesaja 64:1–2, wo der Prophet darum bittet, dass Gott die Himmel zerrisse und herabkomme, sodass die Berge vor seiner Gegenwart zerrissen („wie Feuer Reisig entzündet…“). Die Sprache in L&B 133 trägt denselben sehnsuchtsvollen Ton: nicht nur Erwartung, sondern ein tiefes, kollektives Rufen nach dem Eingreifen Gottes. Es beschreibt eine Generation, die sich nicht mehr nur theoretisch auf das Kommen vorbereitet, sondern aktiv danach ruft und sich danach sehnt, dass der Herr sein Werk vollendet. 

Hier wird eine entscheidende Lehre deutlich: Die Verkündigung des Evangeliums in aller Welt und das ernsthafte Gebet um das Kommen des Herrn gehören untrennbar zusammen. Die Missionare verkünden, während die Gläubigen beten – beides ist Teil der Vorbereitung auf die Wiederkunft. Diese Doppelbewegung – die Verkündigung nach außen und die geistige Ausrichtung nach oben – kennzeichnet das Werk der Kirche in den Letzten Tagen. Sie betont, dass die Mitglieder nicht passiv auf die Erfüllung der Verheißungen warten sollen, sondern aktiv daran mitwirken, indem sie Zeugnis geben, dienen und beten. 

Der zentrale Gedanke dieser Verse lässt sich so zusammenfassen: Das immerwährende Evangelium wird in einer letzten, machtvollen Phase allen Völkern gepredigt, begleitet von einer betenden, sich sehnenden Gemeinde, die die Wiederkunft Christi herbeiwünscht. In dieser globalen Verkündigung erfüllt sich die Zusage Jesu, dass „dieses Evangelium vom Reich in der ganzen Welt gepredigt werden wird, zum Zeugnis für alle Völker; und dann wird das Ende kommen“ (Matthäus 24:14). 

👉  Wie kann ich heute bewusst dazu beitragen, dass die Verkündigung des Evangeliums in meinem Umfeld und darüber hinaus voranschreitet – sowohl durch mein Handeln als auch durch mein Gebet? 

Das machtvolle Kommen des Herrn in Herrlichkeit und Gericht (Verse 41–51) 

Nachdem in den vorangegangenen Versen der Ruf zur Verkündigung des Evangeliums an alle Nationen ergangen ist, wenden sich die Verse 41–51 dem eigentlichen Höhepunkt der Ereignisse der Letzten Tage zu: dem machtvollen Eingreifen des Herrn selbst. Dieses Eingreifen wird mit Bildern von Feuer, bebenden Bergen und kosmischen Erschütterungen beschrieben – eine Sprache, die sowohl Furcht als auch Ehrfurcht hervorruft. Die Gläubigen rufen Tag und Nacht nach der Ankunft des Herrn, ähnlich wie in Jesaja 64:1–2, wo der Prophet bittet, dass Gott die Himmel zerreiße und herabkomme, damit die Nationen vor ihm erzittern. Diese Bitte wird nun erhört: Der Herr antwortet mit machtvoller Gegenwart, „wie Feuer Reisig entzündet“ und „wie Feuer Wasser zum Sieden bringt“ (Jesaja 64:1). 

Die Verse schildern zunächst das Flehen der Gerechten und ihre sehnsuchtsvolle Erwartung (Verse 41–44). Wer sich in Rechtschaffenheit freut und die Wege des Herrn befolgt, wird ihm in diesem großen Augenblick begegnen. Das Bild erinnert an die fünf klugen Jungfrauen im Gleichnis Jesu (Matthäus 25:1–13), die vorbereitet waren, dem Bräutigam entgegenzugehen. Für die Rechtschaffenen ist sein Kommen kein Schrecken, sondern eine Begegnung der Freude. Vers 45 zitiert sinngemäß 1. Korinther 2:9, wonach kein Auge gesehen und kein Ohr gehört hat, was Gott denen bereitet hat, die ihn lieben. Dieses biblische Motiv verbindet die Verheißung unaussprechlicher Herrlichkeit mit dem endzeitlichen Handeln Gottes. 

In den Versen 46–51 tritt der Herr selbst in den Mittelpunkt. Eine machtvolle theophanische Szene entfaltet sich: Die Menschen fragen, wer der Herr ist, der aus „unbekannten Regionen“ herabkommt, bekleidet mit herrlichen Gewändern und in großer Stärke wandelnd. Die Antwort: Es ist der Gerechte, der Macht hat zu erretten. Diese Formulierung knüpft eng an Jesaja 63:1–3 an, wo der Messias aus Edom kommt, in rot gefärbten Kleidern, weil er die Weinpresse des göttlichen Gerichts allein getreten hat. L&B 133 greift dieses Bild auf und deutet es christologisch: Der wiederkommende Christus tritt die Weinkelter des Gerichts in eigener Machtvollkommenheit. Es gibt keinen Helfer außer ihm – ein starkes Zeugnis seiner einzigartigen Stellung als Erlöser und Richter. 

Die rote Färbung seiner Gewänder ist doppeldeutig: Sie erinnert einerseits an sein eigenes vergossenes Blut, durch das er die Welt erlöst hat (Jesaja 63:3), andererseits an das Blut der Gottlosen, das beim endzeitlichen Gericht vergossen wird. Das Bild ist dramatisch und erschütternd, aber tief theologisch: Derselbe, der einst das Leiden auf sich nahm, um zu erlösen, ist es nun, der Gericht übt. Dieses Ineinandergreifen von Barmherzigkeit und Gerechtigkeit ist ein zentrales Merkmal der eschatologischen Darstellung Jesu Christi (vgl. Offenbarung 19:11–16). 

Die kosmischen Zeichen unterstreichen die Größe dieses Ereignisses (Verse 49–50): Sonne, Mond und Sterne reagieren auf seine Gegenwart, die Himmel werden erschüttert, die Natur selbst beugt sich vor ihrem Schöpfer. Diese Motive finden sich in Matthäus 24:29, in Offenbarung 6:12–14 und in Joel 3:4 wieder. Es handelt sich nicht nur um Naturkatastrophen, sondern um symbolisch aufgeladene Zeichen: Die gesamte Schöpfung erkennt und bezeugt den König. Christus spricht dann: „Ich habe die Weinkelter allein getreten“, womit er seine einzigartige Rolle im Heilsplan bekräftigt. Der Tag der Vergeltung, der in seinem Herzen war, ist nun angebrochen (Vers 51). Diese Formulierung erinnert an Jesaja 61:2, wo vom „Tag der Vergeltung für unseren Gott“ die Rede ist – im Gegensatz zum „Gnadenjahr des Herrn“, das sich auf sein erstes Kommen bezieht.  

Die Beschreibung seines Kommens ist nicht dazu gedacht, Angst zu erzeugen, sondern das Vertrauen und die Bereitschaft der Gläubigen zu stärken. Wer sich auf diesen Tag vorbereitet, muss nicht zittern, sondern darf voller Hoffnung dem Herrn entgegensehen. Die Frage, die sich daraus ergibt, lautet: Wie bewusst und konsequent bereite ich mich persönlich auf die Begegnung mit dem Herrn vor, der in Gerechtigkeit spricht und die Macht hat zu erretten? 

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Dienstag, 18. November 2025

Sie werden ihre reichen Schätze den Kindern Efraim bringen

 

(Bild: Quelle)

„Und sie werden ihre reichen Schätze den Kindern Efraim, meinen Dienern, bringen.“ (Lehre und Bündnisse 133:30). 

Dieser Vers motiviert uns, die geistige und organisatorische Vorbereitung ernst zu nehmen und unsere Gaben und Talente in den Dienst des Herrn zu stellen. Er zeigt, dass jedes Mitglied der Kirche, das treu ist, Teil eines größeren göttlichen Plans wird, der über die persönliche Ebene hinausgeht. 

Lehre und Bündnisse 133:7–16 – Ruf aus Babylon 

Die Verse 7 bis 16 rufen die Gläubigen eindringlich dazu auf, sich aus Babylon zu lösen und nach Zion zu sammeln. Babylon steht in diesem Kontext nicht nur für eine geografische Stadt, sondern symbolisiert die geistige und moralische Schlechtigkeit der Welt – ein Ort, an dem Stolz, Ungerechtigkeit und Gottesvergessenheit herrschen. Historisch gesehen entsprach dies auch den Erfahrungen der frühen Kirche in den 1830er Jahren, die oft auf Widerstand, Verfolgung und gesellschaftliche Ablehnung stieß. Joseph Smith und die frühen Heiligen waren angehalten, aus diesen Umgebungen auszuziehen, sowohl physisch als auch geistig, um in einem reinen und heiligen Raum das Evangelium zu leben und zu verbreiten. 

Die Offenbarung betont, dass die Sammlung nicht willkürlich erfolgt, sondern eine gezielte göttliche Führung vorausgeht. Die Ältesten der Kirche sollen in alle Länder gesandt werden, um die Nationen zu erreichen, und der Ruf ergeht von allen vier Himmelsrichtungen. Diese Ausrichtung verweist auf das universelle Ziel der Sammlung Israels und die Verbreitung des Evangeliums unter allen Völkern (vgl. Jesaja 49:62 Nephi 30:3). Die Heiligen werden dazu aufgefordert, wachsam zu sein und sich auf das Kommen des Bräutigams vorzubereiten, wobei deutlich wird, dass niemand den Tag oder die Stunde kennt, was ein zentrales Prinzip der Wachsamkeit im Neuen Testament widerspiegelt (vgl. Matthäus 25:13). 

Praktisch bedeutet dies, dass die Gläubigen sich geistlich reinigen, ihre Gemeinschaft stärken und aktiv an der Errichtung Zions mitwirken müssen. Das Aufrufen des Namens des Herrn in feierlichen Versammlungen und im persönlichen Gebet unterstreicht die Notwendigkeit einer kontinuierlichen Verbindung mit Gott. Auch heute kann diese Lehre verstanden werden als Einladung, die eigenen geistigen Prioritäten zu überprüfen, weltliche Bindungen, die uns von Gott entfernen, zu hinterfragen und aktiv Schritte zu unternehmen, um im Einklang mit den Geboten Gottes zu leben

Lehre und Bündnisse 133:17–35 – Der Herr erscheint, die Erde wird erneuert, und die Stämme Israels kehren zurück 

Diese Verse entfalten ein eindrucksvolles prophetisches Bild der Endzeit, das die Wiederkunft Christi, die Sammlung Israels und die Erneuerung der Erde beschreibt. Sie beginnen mit der Aufforderung, den Weg des Herrn zu bereiten und seine Pfade gerade zu machen. Historisch gesehen richtet sich diese Offenbarung an die frühen Heiligen, doch die Prinzipien gelten für alle Gläubigen: Die Vorbereitung auf die Wiederkunft Christi verlangt geistige Wachsamkeit, Reinheit und das aktive Mitwirken am Werk Gottes (vgl. Matthäus 3:3Jesaja 40:3). 

Im Zentrum der Vision steht das Lamm, der Herr selbst, der auf dem Berg Zion stehen wird, begleitet von den 144.000, die seinen Namen auf der Stirn tragen. Dieses Bild verweist auf die Fülle des Bundesvolkes Gottes, das treu und heilig vorbereitet ist, um die Herrlichkeit des Herrn zu empfangen (vgl. Offenbarung 14:1–5). Die prophetische Beschreibung der Stimme des Herrn, die wie viele Wasser und großer Donner erklingt, unterstreicht seine Macht und die unaufhaltsame Durchsetzung seines Plans. Die Erde selbst wird dabei in ihren ursprünglichen Zustand zurückversetzt: Land und Meer vereinigen sich, Jerusalem und Zion kehren an ihren Platz zurück. Dies entspricht alttestamentlichen Verheißungen, wie sie in Jesaja 11:9 und Sacharja 14:9 beschrieben werden, wo die Herrschaft Gottes die Erde durchdringt und eine neue Ordnung herstellt. 

Besonders eindrucksvoll ist die Rückkehr der verlorenen Stämme Israels. Sie werden durch göttliches Eingreifen aus den Ländern des Nordens geführt, ihre Propheten werden Gottes Stimme hören, und Wunder werden die Landschaft verändern, damit sie sicher nach Zion gelangen. In diesem Kontext heißt es in Vers 30

„Und sie werden ihre reichen Schätze den Kindern Efraim, meinen Dienern, bringen.“ 

Dieser Vers ist zentral, da er sowohl die Sammlung Israels als heilsgeschichtliches Ereignis als auch die Verantwortung Ephraims für das Werk des Herrn in den Letzten Tagen hervorhebt. Die „reichen Schätze“ sind dabei vielschichtig zu verstehen: materiell, geistig und symbolisch. Materiell können sie Ressourcen oder materielle Unterstützung sein; geistig stehen sie für Wahrheiten, Schriften, prophetische Lehren und Erfahrungen, die die verlorenen Stämme während ihrer Abwesenheit bewahrt haben. Symbolisch können sie als geistliche Gaben, Talente und Zeugnisse verstanden werden, die Ephraim unterstützen, Zion in seiner Reinheit und Heiligkeit aufzurichten (vgl. Jesaja 60:5–9). 

Die Beziehung zwischen den verlorenen Stämmen und Ephraim zeigt die Kooperation im Sammelwerk: Ephraim trägt die Führungsrolle, nicht aus Machtstreben, sondern als vom Herrn berufene Diener. Sie empfangen die Schätze, verwalten sie treu und helfen, das Werk der Sammlung Israels zu organisieren. Dies macht deutlich, dass Gottes Plan kollaborativ und generationenübergreifend ist – jeder trägt Verantwortung und Gaben ein, die gemeinsam zum Aufbau Zions eingesetzt werden. 

Für uns heute bedeutet dies: Auch wenn die physischen Ereignisse von Eis- und Landveränderung oder die Rückkehr der Stämme noch in der Zukunft liegen, bereiten wir Ephraim bereits jetzt geistig und organisatorisch auf diese Fülle vor. Missionarische Arbeit, Gemeinschaftspflege, persönliche Heiligung und die Annahme geistiger Schätze aus der ganzen Welt sind Wege, wie wir heute Teil dieses großen Werkes sein können. Jeder Beitrag, jede Entscheidung für Rechtschaffenheit und Mitwirkung stärkt die Grundlage, auf der die Sammlung Israels ruhen wird. 

Die Verse zeigen auch die aktive Macht Gottes über die gesamte Schöpfung: Wasser, Eis, Straßen in der Tiefe – alles wird seinen Zwecken untergeordnet. Dies unterstreicht ein weiteres Prinzip: Gott bereitet den Weg, aber wir müssen bereit sein, ihn zu gehen und die Gaben anzunehmen, die er bereithält. Die prophetische Vision verdeutlicht die Verbindung von göttlichem Eingreifen und menschlicher Verantwortung: Ohne die Bereitschaft Ephraims und der Gläubigen würden die Schätze der verlorenen Stämme ungenutzt bleiben. 

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass diese Versgruppe eindrucksvoll die kosmische Dimension der Wiederkunft Christi, die Sammlung Israels und die Verantwortung Ephraims in den Letzten Tagen darstellt. Sie fordert uns auf, heilig, wachsam und aktiv mitzuarbeiten, damit das Werk Gottes in Fülle entfaltet werden kann. Auch heute sind wir bereits Teil dieser Vorbereitung und dürfen mit Hoffnung, Verantwortung und Tatkraft auf das große Werk hinarbeiten, das vor uns liegt. 

👉  Wie können wir heute als „Kinder Ephraims“ sowohl persönlich als auch gemeinschaftlich dafür sorgen, dass Zion bereit ist, die von Gott bereiteten Gaben und Schätze der kommenden Generationen Israels würdig zu empfangen und in seinem Werk zu nutzen? 

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Montag, 17. November 2025

Zieht aus Babylon aus

 

Auszug aus Babylon
(Bild: Quelle)

“Zieht aus Babylon aus. Seid rein, die ihr die Gefäße des Herrn tragt.” (Lehre und Bündnisse 133:5). 

Lehre und Bündnisse 133 

Der Abschnitt 133 trägt den Titel „Offenbarung, gegeben durch Joseph Smith, den Propheten, am 3. November 1831 zu Hiram, Ohio.“ Im historischen Umfeld war dieser Offenbarung besondere Bedeutung zugedacht: Sie sollte als Anhang zu den bis dahin zusammengestellten Offenbarungen dienen und später als nummerierter Abschnitt in die Sammlung aufgenommen werden. (Vgl. History of Joseph Smith – Vorwort). 

In der Versstruktur gliedert sich der Abschnitt in thematische Abschnitte, und ist in Versgruppen mit verschiedenen Themen untergliedert: die Verse 1–6 richten sich besonders an die Gläubigen, mit dem Gebot, sich auf das Zweite Kommen vorzubereiten; Verse 7–16 rufen dazu auf, aus Babylon zu fliehen usw. Diese Gliederung ist nützlich, um den inneren Aufbau und Schwerpunkt der Offenbarung zu verstehen. 

Historischer Kontext und Rahmenbedingungen 

Bereits am 1. November 1831 versammelte sich Joseph Smith mit führenden Ältesten in Hiram (Ohio) zu einem Konferenztreffen, um die bisher empfangenen Offenbarungen zu ordnen und über deren Veröffentlichung zu beraten. Die Kirche Jesu Christi+2josephsmithpapers.org+2 In dieser Konferenz wurde beschlossen, dass Oliver Cowdery die gesammelten Offenbarungen nach Independence (Missouri) bringen solle, um dort den Druck vorzubereiten, während Joseph Smith die Texte passend ordnen sollte. (vgl. Doctrine and Covenants Student ManualDie Kirche Jesu Christi 

Während dieser Zusammenkunft – zwischen Morgen- und Nachmittagssitzung – wurde Abschnitt 1 als „Vorwort“ zu Lehre und Bündnisse offenbart. Kurz darauf, am 3. November 1831, «befragte ich den Herrn und empfing die folgende wichtige Offenbarung» (so Joseph Smith in seiner Geschichte). Abschnitt 133 wurde zunächst in den Entwürfen als „Appendix“ bezeichnet, bevor er in späteren Ausgaben als nummerierter Abschnitt aufgenommen wurde. Die Kirche Jesu Christi+3josephsmithpapers.org+3Die Kirche Jesu Christi+3 

Interessanterweise weisen Manuskriptquellen darauf hin, dass an mancher Stelle als Diktierdatum auch der 2. November angegeben ist, später aber ein Schreiber die Datumsangabe auf den 3. November änderte. josephsmithpapers.org Es ist typisch für frühe Offenbarungen, dass solche geringfügigen Varianten existieren – im Rahmen der Überlieferung, Abschriften und Redaktion. 

Manche Kommentatoren, etwa John A. Widtsoe, haben betont, dass dieser Anhang (Abschnitt 133) eine Ergänzung des Vorwortes (Abschnitt 1) darstellt: Er fasst zentrale Themen der Offenbarungen in komprimierter und ergänzender Weise zusammen, um das Gesamtbild der Sammlung stärker und klarer zu betonen. Die Kirche Jesu Christi 

Wichtig ist auch die Tatsache, dass Abschnitt 133 nicht ursprünglich im Book of Commandments veröffentlicht wurde – wahrscheinlich, weil der Druck dieses Buches durch Feindlichkeit (z. B. Mob-Angriff in Jackson County, Missouri) gestört wurde. Deshalb blieb der Anhang zunächst ungedruckt und wurde erst mit der Ausgabe der Lehre und Bündnisse in späteren Jahren aufgenommen. josephsmithpapers.org+1 

Durch diesen Rahmen ist deutlich: Abschnitt 133 war von Anfang an als zusammenfassende Mahnung und als thematischer Abschluss der Offenbarungen vorgesehen, was seine Stellung als Anhang und später als nummerierter Abschnitt erklärt. Die Kirche Jesu Christi+1 

Auslegung und Bedeutung der Verse 1–6 in Verbindung mit der Historie 

In den ersten sechs Versen richtet der Herr einen feierlichen Aufruf an sein Volk. Er betont, dass sein Kommen plötzlich und mit Gericht über alle Gottlosen geschehen wird und dass seine Macht und Errettung für alle Nationen offenbart werden. Angesichts dieser bevorstehenden Ereignisse fordert Er die Gläubigen auf, sich ernsthaft vorzubereiten: Sie sollen sich heiligen, sich im Land Zion versammeln und geistig wie äußerlich bereitmachen. Gleichzeitig ruft er sie auf, sich von „Babylon“ – also von weltlicher Schlechtigkeit und geistiger Verwirrung – zu trennen und in Reinheit zu leben, da sie Träger heiliger Verantwortung sind. Schließlich sollen sie ihre Versammlungen ordnen, häufig geistige Gemeinschaft pflegen und den Namen des Herrn beständig anrufen. Diese Verse bilden den Auftakt der Offenbarung und rufen die Heiligen dazu auf, aktiv und gemeinschaftlich der Wiederkunft Christi entgegenzusehen. 

Diese Verse wirken also nicht abstrakt: sie rufen zu konkreten Maßnahmen auf – Vorbereitung, Sammlung, Loslösung von ungerechten Machtstrukturen, Gemeinschaftsleben –, und sie verankern diese Handlungsimpulse im Blick auf das kommende Wirken Gottes in Macht und Herrlichkeit. 

Historisch gesehen war die Kirche in den frühen 1830er Jahren in einer Situation des Wachstums, der Orientierungssuche und der Mission. Viele Gläubige fragten nach dem „wie“ der Verkündigung des Evangeliums und der Sammlung der Heiligen – Joseph selbst sagte, dass es „zu dieser Zeit vieles gab, was die Ältesten … wissen wollten“ (im Vorwort zu Abschnitt 133). Diese Offenbarung kam also als Antwort auf konkrete Fragen der Gemeindeleitung, als geistiger Kompass. Die Kirche Jesu Christi+2josephsmithpapers.org+2 

Der Ruf „macht euch bereit, heiligt euch“ war im Kontext der frühen Missionsarbeit bedeutsam: Die Pioniere standen oft vor großen Herausforderungen, politischen Widerständen, materiellen Entbehrungen. Die Mahnung zur Heiligung war ein geistiger Auftrag, der über bloßen Aktivismus hinausging, und stellte sicher, dass das prophetische Wirken nicht zu äußerer Expansion ohne innere Tiefe wurde. 

Zugleich reflektiert der universale Ton – das Zeigen des göttlichen Arms für alle Nationen – die ambitionierte Vision, dass das Evangelium nicht nur lokalen Charakter hat, sondern global sein soll (siehe auch Jesaja 52:10). Diese Perspektive zieht sich durch den gesamten Abschnitt 133 weiter – aber in den Versen 1–6 ist sie schon angelegt als Fundament: Vorbereitung für das Kommen, Loslösung von weltlichen Bindungen, gemeinschaftliche Heiligung. 

Ein weiterer interessanter Punkt: In manchen Kommentaren (z. B. auf Doctrine and Covenants Central) wird darauf hingewiesen, dass die Prophezeiung des plötzlichen Kommens und der Bezug auf „Tempel“ eine Mehrfacherfüllung haben kann (so etwa Tempelweihen in späteren Generationen) und nicht rein auf ein einziges klimaktisches Ereignis zielt – einen einzelnen Höhepunkt. Doctrine and Covenants Central Damit steht die Offenbarung im Einklang mit dem Gesamtbewusstsein der Scheiber, dass göttliche Worte oft mehrschichtig wirken. 

Somit bilden die Verse 1–6 eine Art Einleitungsmotivation: sie legen den geistigen Boden für die weiteren Abschnitte, durch die Gott sich vermehrt offenbaren will – über Flucht aus Babylon, Sammlung Israels, Sendung des Evangeliums, Gericht und letztendliche Errettung. 

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Samstag, 15. November 2025

Das sind die ewigen Leben

 

(Bild: Quelle)

„Das sind die ewigen Leben: den allein weisen und wahren Gott zu erkennen, und Jesus Christus, den er gesandt hat. Ich bin es. Empfangt darum mein Gesetz.“ (Lehre und Bündnisse 132:24

Lehre und Bündnisse 132:21–66 

Verse 21–25Der enge Weg und der Weg zu den Toden 
In diesen Versen beschreibt der Herr den Gegensatz zwischen dem schmalen Weg, der zur Erhöhung führt, und dem breiten Weg, der „zu den Toden“ führt. Vers 24 definiert das ewige Leben mit den Worten: „Das sind die ewigen Leben: den allein weisen und wahren Gott zu erkennen, und Jesus Christus, den er gesandt hat. Ich bin es. Empfangt darum mein Gesetz.“ Dies greift Johannes 17:3 auf und betont, dass ewiges Leben ein Bundesverhältnis mit dem Vater und dem Sohn ist, das durch Gehorsam gegenüber göttlichem Gesetz möglich wird. Der „enge Weg“ (V. 22) steht für die bewusste Annahme dieses Gesetzes, das zur Erhöhung führt. 

In Vers 25 heißt es: „Weit ist die Pforte und breit der Weg, der zu den Toden führt …“ Der Ausdruck „zu den Toden“ verweist auf den zweiten Tod, also die endgültige Trennung von Gott (vgl. Alma 12:16–172 Nephi 9:10–12Offenbarung 20:14–15). Gemeint ist nicht bloß ein moralischer Abweg, sondern das bewusste Ablehnen des Bundeswegs: „… weil sie mich nicht empfangen und sich auch nicht an mein Gesetz halten.“ Wer Christus und den neuen und immerwährenden Bund nicht annimmt, kann nicht in seine Herrlichkeit eingehen (vgl. V. 21). Der schmale Weg hingegen führt zur Erkenntnis Gottes, zur Siegelung durch sein Priestertum und zur Erhöhung. 

Verse 26–27: Das Gesetz hinsichtlich der Lästerung gegen den Heiligen Geist 
Die Verse 26–27 thematisieren die schwerwiegenden Konsequenzen für diejenigen, die den neuen und immerwährenden Bund verletzen. Selbst wenn keine Tötung unschuldigen Blutes erfolgt, können Übertretungen oder Lästerungen nach Empfang des Bundes zu physischen Prüfungen und zum Ausschluss aus der höchsten Herrlichkeit führen (V. 26). Die Lästerung gegen den Heiligen Geist wird als unverzeihliche Sünde bezeichnet (V. 27), ähnlich wie in Matthäus 12:31–32, wo Jesus sagt, dass jede Sünde vergeben werden kann, außer der Lästerung gegen den Geist. Diese Verse machen deutlich, dass der neue und immerwährende Bund heilig ist und der Empfang seiner Segnungen Verpflichtungen zur Treue voraussetzt. 

Verse 28–39: Verheißungen an Abraham, die Patriarchen und ihre Erhöhung 
Hier erweitert die Offenbarung den Blick auf die Heilsgeschichte. Abraham, Isaak, Jakob, David, Salomo und andere Propheten erhielten Verheißungen ewiger Vermehrung und Erhöhung, wenn sie sich an Gottes Gebote hielten (V. 28–39). Abraham empfing alles durch Offenbarung und Gebot (V. 29), und seine Nachkommen sollten sowohl in der Welt als auch außerhalb der Welt fortbestehen (V. 30). Die Praxis der Mehrehe wird biblisch verankert: Abraham, Isaak und Jakob blieben rechtschaffen, weil sie Gottes Anweisungen befolgten (V. 36–37). David, Salomo und Mose hatten viele Frauen und Nebenfrauen, und ihre Sünden lagen nur in Fällen, in denen sie Gottes Gebot übertraten, wie bei Urija (V. 38–39). Dies verweist auf Genesis 172 Samuel 11 und die Abraham-Verheißung in Abraham 2:9–11, wobei die Offenbarung betont, dass die Erhöhung nur durch göttliche Anweisung und geordnete Bündnisse erlangt werden kann. 

Verse 40–47: Joseph Smiths Macht auf Erden und im Himmel 
Diese Verse übertragen Joseph Smith die Schlüssel des Priestertums, wodurch er die Macht erhält, auf Erden und im Himmel zu binden und zu lösen (V. 46–47). Diese Autorität spiegelt die neutestamentliche Verheißung an Petrus wider (Matthäus 16:1918:18). Die Offenbarung hebt hervor, dass Joseph befähigt ist, den neuen und immerwährenden Bund zu ordnen und die wiederhergestellten Schlüssel zu verwenden, um sowohl Segnungen als auch Bindungen in Übereinstimmung mit Gottes Willen zu sprechen. 

Verse 48–50: Der Herr siegelt Josephs Erhöhung 
Hier wird Josephs Treue und göttliche Unterstützung unterstrichen. Alles, was er in göttlicher Autorität ordnet, wird im Himmel Bestand haben (V. 46–47), und der Herr bereitet ihm einen Thron neben Abraham (V. 49). Josephs Treue führt also zu ewiger Herrlichkeit, ähnlich wie Abraham durch Gehorsam in seine Erhöhung einging (vgl. V. 29). Diese Lehre entspricht dem biblischen Prinzip, dass Gott Treue belohnt (vgl. Matthäus 25:21Offenbarung 3:21Hebräer 11:8–10). 

Verse 51–57: Emma Smith wird geraten, gläubig und treu zu sein 
Emma wird angewiesen, treu zu sein und Josephs Berufung zu unterstützen (V. 51, 54). Sie soll die Frauen akzeptieren, die Gott Joseph gegeben hat, und dabei die Prüfungen erkennen, die ihre Rolle als Zeugin und Unterstützerin mit sich bringt (V. 52–57). Dieses Prinzip erinnert an Saras und Abrahams Prüfung in Genesis 18, wo Glauben und Gehorsam zentrale Rollen spielen. 

Verse 58–66: Die Gesetze bezüglich der Mehrehe 
Der abschließende Abschnitt legt die Bedingungen der Mehrehe dar. Männer dürfen mehrere Frauen haben, sofern die erste zustimmt und alle nach göttlichem Gesetz empfangen werden (V. 61–62). Ehebruch führt zur Vernichtung, wenn die Bedingungen des Gesetzes verletzt werden (V. 63). Diese Regeln sind als Wiederherstellung der patriarchalen Ordnung gedacht und stehen im Einklang mit der Abraham-Verheißung (V. 65). Der Abschnitt betont, dass die Macht der Schlüssel des Priestertums notwendig ist, um diese Gesetze gültig auszuführen (V. 64–65). Vers 66 schließt mit dem Hinweis, dass noch weitere Offenbarungen folgen werden, wodurch Gottes Plan vollständig, aber gestaffelt offenbart wird. 

Zusammenfassend verdeutlicht L&B 132:21–66, dass der neue und immerwährende Bund die höchste Form der göttlichen Verheißung darstellt. Die Offenbarung zeigt, dass Erhöhung und ewiges Leben nicht automatisch, sondern nur durch Treue zu Christus, Einhaltung göttlicher Gebote, Empfang der Bündnisse und ordnungsgemäße Verwendung der Priestertumsschlüssel erlangt werden. Parallelen zu Matthäus 7:13–14Johannes 17:3Genesis 172 Nephi 31 und Abraham 2:9–11 verdeutlichen, dass diese Prinzipien sowohl im Alten als auch im Neuen Bund sowie in der Wiederherstellungszeit Gültigkeit haben. 

Die zentrale Botschaft ist, dass ewiges Leben darin besteht, Gott und Jesus Christus zu erkennen und ihr Gesetz zu empfangen, während die Einhaltung der Bündnisse und die Treue auf dem schmalen Weg zu voller Erhöhung und göttlicher Herrlichkeit führen. 

👉  Wenn ewiges Leben bedeutet, Gott und Jesus Christus in ihrer Fülle zu erkennen, wie sehr bin ich bereit, mich dem schmalen Weg des neuen und immerwährenden Bundes zu verpflichten und die damit verbundenen Gebote in meinem Leben vollständig anzunehmen? 

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Freitag, 14. November 2025

Was den neuen und immerwährenden Bund betrifft

 

Familie für ewig
(Bild: Quelle)

„Und was den neuen und immerwährenden Bund betrifft, so wurde er für die Fülle meiner Herrlichkeit festgelegt; und wer eine Fülle davon empfängt, muss und wird sich an das Gesetz halten, sonst wird er verdammt sein, spricht Gott, der Herr.“ (Lehre und Bündnisse 132:6

Historischer Kontext und Entstehung von L&B 132 

Die Offenbarung in L&B 132 wurde am 12. Juli 1843 in Nauvoo, Illinois, durch Joseph Smith diktiert und aufgezeichnet und behandelt vor allem die Themen des neuen und immerwährenden Bundes, der ewigen Ehe und der Mehrehe. (vgl. Joseph Smith Papers: Revelation, 12 July 1843josephsmithpapers.org 

Obwohl die Offenbarung offiziell 1843 niedergeschrieben wurde, deuten historische Hinweise darauf hin, dass Joseph Smith schon früher – vermutlich ab etwa 1831 – mit Gedanken und Prinzipien in Bezug auf Mehrfachehen und ewige Bindungen befasst war. Einige Dinge, wie eine mehrteilige Ehezeremonie, sollen bereits 1842 diktiert worden sein. josephsmithpapers.org+1 

Der unmittelbare Anlass der schriftlichen Fixierung war offenbar, Emma Smith – Josephs Frau – behutsam mit der Lehre der Mehrehe vertraut zu machen. Sein Bruder Hyrum bat Joseph, die Offenbarung aufzuschreiben und Emma vorzulegen, um Klarheit und Frieden zu schaffen. Doch Emma reagierte zunächst heftig und mit Ablehnung. Dieser sehr persönliche Kontext prägt die Offenbarung in vielen Passagen. Doctrine and Covenants Central+2Doctrine and Covenants Central+2 

Darüber hinaus war die Offenbarung eingebettet in Josephs gesamtes Anliegen, die „Wiederherstellung aller Dinge“ zu vollziehen – also dass alle Prinzipien, Bündnisse und Ordnungen, die einst in der biblischen Urzeit galten, in der letzten Zeit erneut gegeben würden. L&B 132 beansprucht, etliche dieser uralten Prinzipien in ihrer vollen Tiefe neu zu offenbaren (vgl. L&B 132:40–45Doctrine and Covenants Central+2churchofjesuschrist.org+2 

Die Offenbarung wurde später in die kanonische Sammlung der Lehre und Bündnisse aufgenommen und bildet heute eine der kontroversesten, aber auch zentralsten Schriftstellen im Verständnis der Ehe, Bündnisse und Erhöhung in der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage (vgl. z. B. Doctrine and Covenants Student Manual, Abschnitt 132) churchofjesuschrist.org 

Analyse und Auslegung von L&B 132:1–20 

Die Verse 1–20 legen die theologische Grundlage für den „neuen und immerwährenden Bund“ und hebt die Bedeutung des richtigen Ordnungsprinzips, der Ewigen Ehe und der korrekten Autorität hervor. 

Vers 1–6: Einführung in den neuen und immerwährenden Bund 

Gott spricht zu Joseph, weil Joseph erbeten hatte, zu verstehen, wie Abraham, Isaak, Jakob, Mose, David und Salomo in ihren mehrteiligen Ehen gerechtfertigt wurden (V. 1–2). Der Herr weist Joseph zu, sein Herz zur Aufnahme dieser Weisungen zu bereiten (V. 3). In V. 4–6 legt der Herr klar: Dieser Bund ist neu und doch von Ewigkeit her festgesetzt. Ein Versprechen wird wiederholt, dass diejenigen, die diesen Bund begehren, ihn halten müssen – andernfalls droht Verdammnis (V. 4–6). 

Diese Verse betonen mehrfach, dass Offenbarung nicht nur ein Wissen ist, sondern Verpflichtung. Der neue Bund ist nicht optional – wer seinen Segen will, muss sich an das zugrundeliegende Gesetz und seine Bedingungen halten (V. 5). Auch im Doctrine and Covenants Student Manual wird hervorgehoben, dass dieses „neue und immerwährende Bündnis“ vor allem die Ehe durch autorisierte, heilige Schlüssel betrifft, oft als „Tempelehe“ verstanden. churchofjesuschrist.org 

Doctrine & Covenants Central erklärt, dass diese Verse den Charakter des Bundes herausstellen: er ist nicht bloß für diese Zeit, sondern für alle Ewigkeit, und ohne Einhaltung entfällt die Gültigkeit. Doctrine and Covenants Central 

Vers 7–14: Bedingungen ewiger Gültigkeit und „Siegelung“ 

In Vers 7 wird definiert, was es bedeutet, dass ein Bund in Kraft bleibt: Alle Bündnisse, Verpflichtungen, Gelöbnisse usw., die nicht „für die Zeit und für alle Ewigkeit“ eingegangen und „durch den Heiligen Geist der Verheißung gesiegelt“ sind, haben nach dem Tod keine Kraft mehr (V. 7). 

Die Offenbarung betont weiter, dass das Haus Gottes ein Haus der Ordnung sei, nicht der Verwirrung (V. 8). Niemand soll Opfer bringen, die nicht in Gottes Namen und durch sein Wort bestimmt sind (V. 9–12). Und alles Irdische oder weltliche Gesetzwerk, das nicht durch Gott oder sein Wort eingeführt wurde, wird am Ende verworfen und beseitigt (V. 13–14). 

Diese Betonung der göttlichen Autorität (nicht menschlicher Rechtsordnungen) weist darauf hin, dass eine Eheverordnung, um dauerhaft zu sein, in göttlicher Weihe stehen muss. Ein parallel wichtiger Begriff ist hier das „Siegelung“ – das Siegel durch den Heiligen Geist der Verheißung, worauf auch später David A. Bednar und andere Apostel eingegangen sind. Doctrine and Covenants Central+1 

Vers 15–20: Drei Szenarien und das Ziel der göttlichen Erhöhung 

Der Herr legt drei denkbare Szenarien dar: 

  1. Ehe ohne göttliche Autorität (V. 15–17): Wenn eine Ehe nur „für die Zeit“ geschlossen wurde und nicht durch Gottes Wort oder durch das Siegel des Heiligen Geistes, so bleibt sie außerhalb der Welt ungültig, und die Betroffenen werden – wenn sie außerhalb der Welt sind – weder heiraten noch verheiratet werden (sie würden zu Engeln werden) (V. 15–17). 

Diese Engel sind in ihrem erretteten Zustand, jedoch ohne Erhöhung, weil sie sich nicht an das Gesetz gehalten haben (V. 16–17). 

  1. Ehe durch Gottes Wort, aber nicht durch den neuen Bund (V. 18): Wenn jemand eine Frau heiratet und das mit göttlichem Wort, aber nicht im Rahmen des neuen und immerwährenden Bundes und ohne das Siegel, so hat dieser Bund außerhalb der Welt keine Kraft (V. 18). Solch ein Bund kann nicht fortbestehen und führt nicht zur Erhöhung. 
  1. Ehe im neuen Bund, versiegelt und mit göttlicher Autorität (V. 19–20): Wenn ein Mann eine Frau, durch Gottes Wort und durch den neuen und immerwährenden Bund heiratet, und dies durch den Heiligen Geist der Verheißung auf sie gesiegelt ist, dann wird ihnen Verheißung gemacht: sie werden Throne, Reiche, Fürstentümer, Königreiche und Höhen und Tiefen erben und in der Zeit und in alle Ewigkeit in voller Kraft existieren (V. 19). Und schließlich heißt es: „Dann werden sie Götter sein […] dann werden sie vom Immerwährenden zum Immerwährenden sein … dann werden sie über allem sein … Dann werden sie Götter sein, weil sie alle Macht haben …“ (V. 20). 

Hier wird das Ziel des neuen Bundes ganz deutlich: das Streben nach göttlicher Erhöhung, das ewige Fortbestehen und ein unendlicher Fortschritt („vom Immerwährenden zum Immerwährenden“) – mit allmächtiger Stellung im göttlichen Gefüge. 

Doctrine & Covenants Central kommentiert zu diesen Versen, dass sie drei mögliche (unumgängliche) Wege darstellen: keine Rettung (Szenario 1), begrenzte Rettung (Szenario 2), und vollständige Erhöhung (Szenario 3). Doctrine and Covenants Central 

Die Verbindung zur Schrift ist eng: Der Bund in V. 4–6 erinnert an „ewiges Leben durch den Bund“ (vgl. Johannes 17:3), und das Versprechen, „Götter“ zu sein, ruft Parallelen zu Lehre wie „Gotteskindschaft“ (vgl. auch Römer 8:17) wach. 

👉  Wenn es einen Bund gibt, der „für die Fülle meiner Herrlichkeit“ festgelegt wurde – wie groß ist dann die Verpflichtung für den Gläubigen, diesen Bund treu zu halten? Welche Konsequenzen (Segen und Risiko) ergeben sich daraus? 

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Donnerstag, 13. November 2025

Es ist unmöglich, dass man in Unwissenheit errettet wird

 

(Bild: Quelle)

„Es ist unmöglich, dass man in Unwissenheit errettet wird.“ (Lehre und Bündnisse 131:6

Dieser Satz fasst das Herzstück der Belehrung zusammen: Ewiges Leben erfordert Erkenntnis – nicht bloß Teilnahme an Riten, sondern persönliche Offenbarung. In einer Zeit, in der religiöse Erfahrung oft auf äußere Formen reduziert wird, ruft dieser Vers uns auf, nach einem lebendigen Wissen um unsere Beziehung zu Gott zu streben. 

Lehre und Bündnisse 131:1–8 – Himmlische Ordnung, ewiges Wissen und geistige Materie 

Die Belehrungen, die Joseph Smith am 16. und 17. Mai 1843 in Ramus, Illinois, gab, sind knapp, aber theologisch von außerordentlicher Tiefe. Sie fassen zentrale Wahrheiten über den ewigen Fortschritt, die celestiale Ehe und die Natur des Geistes zusammen. Diese kurzen Verse sind eng mit den großen Offenbarungen der Nauvoo-Zeit verbunden – insbesondere L&B 132, das kurz darauf niedergeschrieben wurde. In Ramus besuchte Joseph Smith Freunde und Mitglieder, darunter Benjamin F. Johnson, in dessen Haus diese Belehrungen stattfanden. Viele dieser Lehren wurden später von Willard Richards und William Clayton aufgezeichnet und fanden so ihren Weg in die heutige kanonische Fassung. 
(Quellen: doctrineandcovenantscentral.orggospeldoctrine.comSteven C. Harper

Verse 1–4: Himmlische Herrlichkeit und die Ordnung des Priestertums 

„In der celestialen Herrlichkeit gibt es drei Himmel oder Grade, und um den höchsten zu erlangen, muss man in diese Ordnung des Priestertums [nämlich den neuen und immerwährenden Bund der Ehe] eintreten; und wenn jemand das nicht tut, so kann er ihn nicht erlangen. Er kann in einen anderen eingehen, aber das ist das Ende seines Reiches; er kann keine Vermehrung haben.“ (L&B 131:1–4

Diese Verse geben eine bemerkenswerte Lehre preis: Selbst innerhalb der celestialen Herrlichkeit gibt es verschiedene Grade. Um die höchste Stufe zu erreichen – jene, die in L&B 132 als der Ort beschrieben wird, an dem „Götter“ wohnen (vgl. L&B 132:19–20) – muss man in den neuen und immerwährenden Bund der Ehe eintreten. Diese Ordnung wird als eine Form des Priestertums beschrieben, nicht bloß als ein vertragliches Verhältnis. Joseph Smith lehrte: „In der himmlischen Herrlichkeit gibt es drei Himmel oder Grade; Und um den Höchsten zu erlangen, muss ein Mann in dieses Priestertum eintreten [gemeint ist der neue und ewige Bund der Ehe].“ (History of the Church 5:391). 

Dieser Bund ist mehr als eine irdische Eheschließung – er wird durch die Siegelungsmacht des Priestertums geschlossen, die auf Erden und im Himmel Gültigkeit besitzt (vgl. Matthäus 16:19L&B 132:46). Wer diese Ordnung nicht empfängt, „kann keine Vermehrung haben“, was bedeutet: keine ewige Nachkommenschaft, kein Fortschreiten in der Herrlichkeit Gottes (vgl. Abraham 2:11). 

Diese Lehre ist eng verbunden mit der Vorstellung, dass Ehe und Familie nicht nur irdische Institutionen, sondern ewige Ordnungen sind. Die celestialen Ehen ermöglichen es den Menschen, „Erben Gottes und Miterben Christi“ zu werden (Römer 8:17), mit Ihm zu regieren und zu schaffen. In L&B 76:58 heißt es: „sind sie Götter, nämlich die Söhne Gottes.“ Der Eintritt in diese höchste Ordnung des Himmels ist also Voraussetzung, um an dieser göttlichen Natur teilzuhaben (vgl. 2. Petrus 1:4). 

Verse 5–6: Das „sicherere Prophezeiungswort“ und Erkenntnis des ewigen Lebens 

„Das sicherere Prophezeiungswort bedeutet: Man weiß, dass man für das ewige Leben versiegelt ist – durch Offenbarung und den Geist der Prophezeiung, mittels der Macht des Heiligen Priestertums. Es ist unmöglich, dass man in Unwissenheit errettet wird.“ (L&B 131:5–6

Hier entfaltet Joseph Smith eine weitere tiefgehende Wahrheit: Erlösung und Erhöhung geschehen nicht im Zustand der Unwissenheit. Um „das sicherere Prophezeiungswort“ zu empfangen, muss ein Mensch durch den Geist der Prophezeiung die persönliche Bestätigung erhalten, dass er für das ewige Leben versiegelt ist. Diese Lehre hat Parallelen zu 2. Petrus 1:19, wo Petrus vom „festeren prophetischen Wort“ spricht, an dem man festhalten soll „wie an einem Licht, das an einem dunklen Ort scheint“. 

Joseph Smith verband dieses sicherere Wort mit der „Heiligen Siegelung“: „Es ist das Vorrecht eines jeden Heiligen der Letzten Tage, zu wissen, dass er durch Offenbarung und den Geist der Prophezeiung zum ewigen Leben versiegelt ist.“ (History of the Church, Band 5, Seite 392). Diese persönliche Bestätigung ist nicht identisch mit einer äußeren Handlung wie der Tempelsiegelung, sondern ist eine innere, geistige Gewissheit, die durch Offenbarung empfangen wird. Sie erinnert an Helaman 5:47, wo die Stimme des Herrn spricht: „Friede, Friede sei euch, wegen eures Glaubens an meinen Vielgeliebten.“ 

Die Aussage „Es ist unmöglich, dass man in Unwissenheit errettet wird“ betont die Notwendigkeit geistiger Erkenntnis. Das ewige Leben ist nach Johannes 17:3 „das ist das ewige Leben, dass sie dich, den allein wahren Gott, erkennen und Jesus Christus, den du gesandt hast“. Diese Erkenntnis ist nicht bloß intellektuell, sondern eine durch Offenbarung vermittelte persönliche Beziehung zu Gott. 

Verse 7–8: Geistige Materie und die Wirklichkeit des Unsichtbaren 

„So etwas wie unstoffliche Materie gibt es nicht. Aller Geist ist Materie, aber er ist feiner oder reiner und kann nur von reineren Augen erkannt werden; wir können ihn nicht sehen, aber wenn unser Körper einmal rein gemacht sein wird, werden wir sehen, dass Geist nichts anderes ist als Materie.“ (L&B 131:7–8

Diese Verse stellen eine der einzigartigsten metaphysischen Lehren der Wiederherstellung dar. Joseph Smith widerspricht der klassischen christlichen Vorstellung eines „immateriellen Geistes“ entschieden. Für ihn ist Geist reale, wenn auch feine Materie. Diese Aussage findet sich auch in L&B 93:33: „Denn der Mensch ist Geist. Das Element, aus dem er besteht, ist ewig, und Geist und Element, untrennbar verbunden, empfangen Fülle der Freude.“ 

Der Prophet erklärte an anderer Stelle: "So etwas wie immaterielle Materie gibt es nicht. Aller Geist ist Materie, aber er ist feiner oder reiner und kann nur von reineren Augen erkannt werden; Wir können es nicht sehen, aber wenn unser Körper gereinigt ist, werden wir sehen, dass es alles Materie ist." (History of the Church, Band 5, Seite 393). Diese Sichtweise ist bemerkenswert modern: Sie deutet auf eine Realität hin, in der geistige Dinge nicht weniger real, sondern vielmehr von höherer Ordnung sind als das, was wir mit physischen Augen wahrnehmen. 

Die Vorstellung, dass unser Körper eines Tages gereinigt wird, um den Geist zu sehen, verweist auf die Auferstehung und Verklärung der Heiligen. In 1. Korinther 15:44 spricht Paulus vom „geistlichen Leib“, der nach der Auferstehung entsteht. Auch in 1. Johannes 3:2 heißt es: „Wenn es offenbar wird, werden wir ihm gleich sein; denn wir werden ihn sehen, wie er ist.“ 

Schlussgedanke 

L&B 131 verbindet auf bemerkenswerte Weise kosmische Ordnunggeistige Gewissheit und eine realistische Sicht auf Geist und Materie. Es zeigt, dass die höchsten Segnungen Gottes an heilige BündnisseOffenbarung und geistige Läuterung gebunden sind. Die Lehre von der celestialen Ehe weist auf die Familie als ewige Institution hin; die Lehre vom sichereren prophetischen Wort ruft zur persönlichen Heiligung auf; und die Lehre vom geistigen Stoff öffnet den Blick für eine realere Wirklichkeit jenseits des Sichtbaren. 

👉  Wie kann ich mein eigenes geistiges Leben so vertiefen, dass ich nicht nur an die Verheißungen Gottes glaube, sondern durch Offenbarung persönlich weiß, dass ich auf dem Weg zum ewigen Leben bin? 

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Mittwoch, 12. November 2025

So wird er in der künftigen Welt um so viel im Vorteil sein

 

(Bild: Quelle)

„Und wenn jemand in diesem Leben durch seinen Eifer und Gehorsam mehr Wissen und Intelligenz erlangt als ein anderer, so wird er in der künftigen Welt um so viel im Vorteil sein.“ (Lehre und Bündnisse 130:19). 

Dieser Vers ist eine Einladung, geistiges Lernen, Tempeldienst, Schriftenstudium, Gebet und gehorsames Handeln bewusst zu priorisieren, anstatt unser Leben mit Vergänglichem zu füllen. 

Lehre und Bündnisse 130:10–23 

Historischer Kontext 

Am 2. April 1843 besuchte Joseph Smith mit einigen Begleitern die Heiligen in Ramus, Illinois, einer kleinen Gemeinde etwa 30 km östlich von Nauvoo. In einer familiären, belehrenden Atmosphäre beantwortete er dort Fragen, die ihm Mitglieder stellten, und erläuterte verschiedene Lehren. Die Notizen, die William Clayton an diesem Tag machte, enthalten viele kurze, aber bedeutende Aussagen Josephs über die Natur Gotteshimmlische KommunikationZukunftsereignisse und das geistige Wachstum des Menschen

Obwohl diese Aussagen nicht als formelle Offenbarung diktiert wurden, waren sie so bedeutsam, dass sie später in den Kanon der heiligen Schriften aufgenommen wurden. Abschnitt 130 ist daher eine Sammlung von Lehrstücken, die Joseph spontan gegeben hat, aber die wichtige theologische Klarheit bringen. (Zusammenfassung nach doctrineandcovenantscentral.org und Steven C. Harper, Doctrine and Covenants Contexts.) 

Himmlische Offenbarung und der weiße Stein (Verse 10–11) 

Joseph Smith erklärt, dass jedem, der in das celestiale Reich gelangt, ein weißer Stein gegeben wird, der zu einem persönlichen Urim und Tummim wird. Dadurch wird „das, was eine höhere Ordnung der Reiche betrifft, kundgetan werden“ (V. 10). 

Dieses Bild knüpft direkt an Offenbarung 2:17 an, wo dem Überwinder ein weißer Stein mit einem neuen Namen verheißen wird. Im Alten Testament dienten Urim und Tummim (2. Mose 28:30) als Mittel, um den Willen Gottes zu erfragen. Joseph erweitert diesen Gedanken auf die Ewigkeit: Im celestialen Reich wird jeder Treue einen individuellen Offenbarungszugang erhalten. 

In L&B 76:94–95 wird eine ähnliche Realität beschrieben: Die Celestialen „sehen, wie sie gesehen werden, und erkennen, wie sie erkannt werden“. Der weiße Stein symbolisiert diesen vollkommen klaren Erkenntnisfluss. Auch im Buch Mormon finden wir Parallelen: Der Bruder Jared empfing heilige Steine, durch die künftige Generationen große Offenbarungen empfangen sollten (Ether 3:23–28). 

Der „neue Name“, der auf dem Stein geschrieben steht (V. 11), erinnert an biblische Bundesschlüsse, in denen Menschen bei einer göttlichen Berufung einen neuen Namen erhielten (z. B. Abram → Abraham, Jakob → Israel). Dieser Name ist Ausdruck der persönlichen Beziehung zu Gott und ein Schlüssel zu himmlischer Macht. 

Prophetische Ankündigung des Bürgerkriegs (Verse 12–13) 

Joseph Smith prophezeit: „Ich prophezeie im Namen Gottes, des Herrn, dass die Schwierigkeiten, die … viel Blutvergießen verursachen werden, ihren Anfang in South Carolina nehmen werden.“ (V. 12

Diese Prophezeiung, erstmals 1832 in einer Offenbarung ausgesprochen (heute L&B 87), erfüllte sich 1861, als der amerikanische Bürgerkrieg mit dem Angriff auf Fort Sumter in South Carolina begann. Joseph nennt als wahrscheinliche Ursache die Sklavenfrage (V. 13). 

Diese Voraussage ist ein eindrucksvolles Beispiel für prophetische Weitsicht. Sie erinnert an 2. Nephi 26:33, wo der Herr erklärt, dass er niemanden wegen Herkunft oder Status ausschließt und „alle sind vor Gott gleich“. Der Konflikt um Sklaverei war nicht nur politisch, sondern tief moralisch. Josephs Worte stellen den kommenden Krieg in einen heilsgeschichtlichen Rahmen. 

Die Frage nach der Wiederkunft Christi (Verse 14–17) 

Joseph berichtet, wie er Gott ernstlich bat, den Zeitpunkt des Zweiten Kommens zu erfahren. Die Antwort lautete, dass er, wenn er 85 Jahre alt werde, „das Antlitz des Menschensohnes sehen“ werde (V. 15). Ob dies das eigentliche Kommen oder ein persönliches Erscheinen meinte, blieb offen (V. 16). 

Jesus selbst lehrte: „Von dem Tag aber und der Stunde weiß niemand, auch die Engel im Himmel nicht, auch der Sohn nicht, sondern allein der Vater.“ (Matthäus 24:36

Gott offenbarte Joseph keinen genauen Termin, sondern setzte eine Grenze: „behellige mich in dieser Sache nicht mehr“. Joseph zeigte Demut, indem er diese Grenze akzeptierte. Alma 5 und Matthäus 24:42–44 betonen, dass es nicht darum geht, Daten zu kennen, sondern ständig vorbereitet zu sein

Ewiger Wert von Intelligenz und Gehorsam (Verse 18–21) 

„Jeglicher Grundzug der Intelligenz, den wir uns in diesem Leben zu eigen machen, wird mit uns in der Auferstehung hervorkommen.“ (V. 18

Joseph lehrt hier, dass geistige Erkenntnis, Charakterstärke und Verständnis göttlicher Wahrheiten bleibende Schätze sind. Alma 34:32–34 betont ebenfalls, dass dieses Leben die Zeit ist, um uns vorzubereiten. 

„Und wenn jemand in diesem Leben durch seinen Eifer und Gehorsam mehr Wissen und Intelligenz erlangt als ein anderer, so wird er in der künftigen Welt um so viel im Vorteil sein.“ (V. 19

Dieses Prinzip findet sich im Gleichnis von den Talenten (Matthäus 25:14–30) und in 2. Nephi 28:30: „Dem, der empfängt, will ich mehr geben.“ Geistiges Wachstum entsteht durch aktives Streben und Gehorsam. 

„Es gibt ein Gesetz, das im Himmel vor den Grundlegungen dieser Welt unwiderruflich angeordnet wurde und auf dem alle Segnungen beruhen.“ (V. 20

Diese Aussage korrespondiert mit L&B 82:10: „Ich, der Herr, bin an mein Wort gebunden, wenn ihr tut, was ich sage.“ Segnungen sind nicht willkürlich; sie folgen göttlichen Gesetzen. Wer sie kennt und lebt, empfängt sie sicher. 

Die Natur der Gottheit (Verse 22–23) 

„Der Vater hat einen Körper aus Fleisch und Gebein, so fühlbar wie der eines Menschen, ebenso der Sohn; aber der Heilige Geist hat keinen Körper aus Fleisch und Gebein, sondern ist eine Person aus Geist.“ (V. 22

Diese Lehre unterscheidet die Wiederherstellung von traditionellen christlichen Vorstellungen. Josephs Erste Vision (Joseph Smith–Lebensgeschichte 1:17) bestätigte, dass Vater und Sohn getrennte, körperliche, verherrlichte Wesen sind. 

Lukas 24:39 bezeugt, dass Jesus nach seiner Auferstehung einen Körper aus „Fleisch und Knochen“ hatte. Stephanus sah „Gott und Jesus zur Rechten Gottes“ (Apg 7:55–56). 

Vers 23 warnt: Der Heilige Geist kann zwar auf uns herabkommen, „muss aber nicht bei uns verweilen“. Mosia 2:36–37 erklärt, dass der Geist sich zurückzieht, wenn Menschen sündigen. Daraus folgt: Wer möchte, dass der Heilige Geist dauerhaft bei ihm bleibt, muss ein Leben der Rechtschaffenheit führen

🟡 Welche konkreten Schritte kann ich heute unternehmen, um „mehr Wissen und Intelligenz“ durch Eifer und Gehorsam zu erlangen — damit ich in der künftigen Welt im Vorteil bin? 

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