„Wir glauben, dass die Religion von Gott eingerichtet worden ist und dass die Menschen ihm, und nur ihm, für die Ausübung derselben verantwortlich sind, sofern ihre religiösen Ansichten sie nicht dazu veranlassen, die Rechte und Freiheiten anderer zu verletzen.“ (Lehre und Bündnisse 134:4).
Lehre und Bündnisse 134 – Das Recht und die Verantwortung des Gewissens
Vers 4 ist ein kraftvoller Leitgedanke: Religion ist ein göttliches Geschenk, und das Gewissen eines Menschen liegt in der Verantwortung vor Gott. Gleichzeitig wird betont, dass niemand das Recht hat, die Freiheit anderer zu verletzen. Diese doppelte Perspektive – Freiheit und Verantwortung – bildet die Grundlage für heutige Anwendungen von LuB 134. Sie hilft uns, unseren Glauben bewusst zu leben und gleichzeitig eine gerechte, friedliche Gesellschaft zu fördern.
Im Alltag bedeutet das, dass Glaube nicht nur eine private Angelegenheit ist, sondern in der Welt praktiziert wird – in Familie, Beruf, Schule und Gemeinschaft. Wer seinen Glauben ernst nimmt, muss auch die Konsequenzen seines Handelns bedenken und sicherstellen, dass er niemanden in seinen Rechten beschneidet. Die folgenden Verse geben uns Orientierung, wie Freiheit und Verantwortung in Balance gehalten werden können.
Verse 1–4 – Religionsfreiheit und Schutz des Gewissens
Die ersten vier Verse legen die Grundprinzipien der Religionsfreiheit fest. Regierungen sollen die Rechte der Bürger schützen, darunter Leben, Eigentum und freie Ausübung des Glaubens, während Religion selbst nicht staatlich diktiert werden darf.
Biblische Querverweise:
- 2. Korinther 3:17: „Denn wo der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit.“
- Matthäus 22:21: „Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist.“
- Römer 13:1–2: Unterordnung unter die staatliche Gewalt, sofern sie gerecht ist.
Buch-Mormon-Bezug:
- Mosia 18:9–10: Menschen sollen aus freiem Willen Glauben praktizieren.
- Alma 30:8–9: Keine Zwangsbekehrung; Glauben ist freiwillig.
Köstliche-Perle-Bezug:
- Moses 6:57: Alle Menschen müssen umkehren und sich Gott zuwenden, um das Reich Gottes zu ererben; dies unterstreicht die Verantwortung jedes Einzelnen vor Gott.
Vertiefung und heutige Anwendung:
Heute bedeutet dies, dass jeder seinen Glauben frei ausüben kann, aber auch Verantwortung trägt, dass diese Freiheit nicht auf Kosten anderer geht. Im Arbeitsumfeld kann das bedeuten, dass man seine Überzeugungen respektvoll teilt, ohne Kollegen unter Druck zu setzen. In der Familie kann es heißen, Kinder zu lehren, aus eigenem Entschluss zu glauben, statt sie zu zwingen. Die Verse mahnen uns, Freiheit als ein Geschenk Gottes zu sehen, das verantwortungsvoll genutzt werden muss.
Handlungsanwendung:
Achte bewusst darauf, dass dein Glaube nicht nur dich selbst formt, sondern dass du auch die Überzeugungen und Rechte anderer respektierst. Religion darf nicht als Werkzeug der Kontrolle dienen, sondern als Ausdruck persönlicher Verbindung zu Gott.
Verse 5–8 – Unterstützung der Regierung und Achtung des Gesetzes
Diese Verse legen die Pflicht jedes Bürgers dar, gerechte Regierungen zu unterstützen und sich an die Gesetze zu halten, solange die Rechte gewahrt bleiben. Gleichzeitig betonen sie, dass Regierungen die Freiheit der Religion schützen sollen.
Biblische Querverweise:
- Römer 13:1–7: Gesetzesgehorsam als göttlich legitimiert.
- Petrus 2:13–17: Gehorsam gegenüber Herrschern aus Gewissensgründen.
Buch-Mormon-Bezug:
- Alma 1:26–27: Rechtschaffenes Verhalten zeigt sich in Demut, Gleichheit und Unterstützung anderer; dies fördert das Gemeinwohl innerhalb der Gemeinschaft.
- Helaman 5:10–12: Die geistige Rechtschaffenheit und Umkehr bilden das Fundament für Sicherheit und Standhaftigkeit; wer auf Christus baut, bleibt selbst in Stürmen des Lebens gefestigt.
Köstliche-Perle-Bezug:
- Abraham 3:25: Menschen werden geprüft, ob sie Gottes Gebote befolgen; dies unterstreicht die Verantwortung jedes Einzelnen vor Gott.
Vertiefung und heutige Anwendung:
In der modernen Gesellschaft kann dies bedeuten, dass wir nicht nur Gesetze respektieren, sondern auch aktiv daran mitwirken, dass sie fair und gerecht angewendet werden. Beispielsweise kann die Mitarbeit in gemeinnützigen Organisationen, das Einhalten von Verkehrsregeln oder die Unterstützung von friedlichen Bürgerinitiativen ein Ausdruck dieser Lehre sein. Gleichzeitig sollen wir darauf achten, dass die Freiheit zur Religionsausübung respektiert wird – z. B. durch das Eintreten für Toleranz in Schulen und Arbeitsplätzen.
Handlungsanwendung:
Engagiere dich auf legalem und ethischem Weg für das Gemeinwohl, respektiere die Gesetze und trage dazu bei, dass deine Gemeinschaft friedlich und gerecht bleibt. Gleichzeitig setze dich für Religionsfreiheit ein, indem du den Glauben anderer respektierst, selbst wenn du anderer Meinung bist.
Verse 9–10 – Trennung von Kirche und Staat
Die Trennung von religiöser und staatlicher Macht ist ein weiteres zentrales Prinzip. Religionsgemeinschaften dürfen nicht über Leben, Eigentum oder körperliche Strafen entscheiden, sondern nur über den Stand innerhalb der eigenen Gemeinschaft.
Biblische Querverweise:
- Matthäus 22:21: Trennung der Aufgaben von Staat und Religion.
- Johannes 18:36: Jesu Reich ist nicht von dieser Welt, daher keine politische Gewalt.
Buch-Mormon-Bezug:
- Alma 1:13–14: Kirche übt geistliche Disziplin aus, ohne weltliche Macht zu beanspruchen.
- Mosia 29:25: Bürger entscheiden über weltliche Angelegenheiten, Kirche über geistliche.
Köstliche-Perle-Bezug:
- Abraham 1:26–27: Trennung von weltlicher Macht und geistlichem Auftrag.
Vertiefung und heutige Anwendung:
Für heute bedeutet dies, dass die Kirche sich auf geistliche Führung konzentriert und politische Entscheidungen den Mitgliedern überlässt. Das schützt sowohl die Kirche als auch die Gesellschaft vor Konflikten. Gleichzeitig können Gläubige selbst politisch aktiv sein, ihre Stimme abgeben und sich für gerechte Strukturen einsetzen, ohne dass die Kirche selbst Partei ergreift.
Handlungsanwendung:
Achte darauf, dass dein Engagement in der Gesellschaft deine geistliche Integrität nicht gefährdet. Setze dich für Gerechtigkeit ein, aber auf eine Weise, die ethisch und gesetzlich korrekt ist.
Verse 11–12 – Recht auf Selbstschutz und evangelistische Verantwortung
Die letzten Verse erlauben es Menschen, sich selbst, ihre Familien, ihr Eigentum und die Regierung zu verteidigen, wenn staatlicher Schutz nicht greift. Gleichzeitig wird betont, dass die Verbreitung des Evangeliums respektvoll und ohne Gesetzesbruch erfolgen soll.
Biblische Querverweise:
- Nehemia 4:11: Arbeit mit Vorsicht und Schutz verbinden.
- Lukas 22:36: Selbstschutz in Notlagen.
Buch-Mormon-Bezug:
- Alma 43:44: Verteidigung ist gerechtfertigt, wenn sie dem Schutz dient.
- Ether 15:17–18: Notwehr in Extremsituationen ist erlaubt, Aggression nicht.
Köstliche-Perle-Bezug:
- Abraham 3:25: Menschen werden geprüft, ob sie Gottes Gebote erfüllen; dies betont die persönliche Verantwortung und Rechenschaft vor Gott.
Vertiefung und heutige Anwendung:
Heute zeigt uns dies, dass Glaube und Selbstverantwortung Hand in Hand gehen. Wir dürfen uns und andere schützen, aber immer in einer Weise, die das Recht respektiert. Gleichzeitig sollen wir das Evangelium auf eine Art teilen, die andere nicht unter Druck setzt. Das kann im Alltag bedeuten, in Konfliktsituationen ruhig und bedacht zu handeln und unsere Überzeugungen mit Freundlichkeit und Geduld zu vermitteln.
Handlungsanwendung:
Sei wachsam, um dich selbst und andere vor Schaden zu schützen, aber handle immer im Rahmen von Gesetz und Ethik. Verbreite das Evangelium respektvoll, ohne Druck auszuüben, und achte die Freiheit und Entscheidung anderer.
Schlussgedanke: Freiheit, Verantwortung und praktisches Handeln
L&B 134 zeigt, wie Freiheit und Verantwortung, Glaube und Gesetz harmonisch verbunden werden können. Religionsfreiheit, Gesetzestreue, Trennung von Kirche und Staat und das Recht auf Selbstschutz sind heute so relevant wie im 19. Jahrhundert. Diese Prinzipien helfen uns, ethisch zu handeln, Gemeinschaften zu stärken und die Rechte anderer zu achten. Sie verbinden historische Weisheit mit praktischen Handlungsanweisungen für das moderne Leben.
👉 Wie kannst du heute bewusst deine Freiheit und Verantwortung im Glauben nutzen, sodass du sowohl dein Gewissen vor Gott erfüllst als auch den Frieden und die Rechte deiner Mitmenschen aktiv schützt?



